Montagabend, Mini-Z7, da werden wohl nicht sooo viele Leute
erscheinen, dachte sich der Schreiber dieser Zeilen und durfte
feststellen, dass sich der Pratteler Rocktempel trotzdem sehr gut
füllte. Spielten Tyketto das letzte Mal noch im «normalen» Z7
zusammen mit Bonfire, holte sich die Truppe um Sänger Danny Vaughn
nun die Karlsruher Pink Cream 69 ins Vorprogramm. Bei den Deutschen wehte ein
leicht sentimentaler Wind. Man weiss nämlich nicht so genau, wie es
mit den einstigen Hoffnungsträgern weiter gehen wird. Bassist Dennis
Ward ist Mitglied bei Unisonic, die vor nicht all zu langer Zeit den
Support von Edguy spielten und einen vorzüglichen Eindruck hinterliessen.
Mit Unisonic will man nochmals angreifen.
Was das
für PC69 bedeutet, kann momentan niemand abschätzen, da bekanntlich auch Sänger
David Readman mit Voodoo Circle ein zweites heisses Eisen im Köcher
hat. Bei Voodoo Circle weiss man, dass die Bandleader Alex Beyrodt
und Mat Sinner noch in vielen anderen Truppen (Primal Fear, Sinner,
Rock Meets Classic) involviert sind und somit Voodoo Circle
wahrscheinlich nicht diese Aufmerksamkeit wie Unisonic bekommen wird.
Trotz diesen Umständen war es eine Freude, Pink Cream 69
auf der Bühne zu sehen, die in der Sichtweise des Autors ganz
klar der Sieger an diesem Abend waren. Die Reaktionen des Publikums
liessen aber darauf schliessen, dass Tyketto mit minimalem Vorsprung
den Wettkampf als Punktesieger für sich ausmachen konnte.
Vanadine
Bevor aber das Kopf an Kopf Rennen startete, standen die Schweizer
Vanadine auf der Bühne. Die Ostschweizer mühten sich redlich ab,
und die wenigen Fans, die bis dahin den Weg ins Z7 fanden, liessen sich
immerhin etwas aus der Reserve locken. Sänger Mitch versuchte die räumliche Distanz
zwischen Band und Publikum, es war doch ein gewisser «Graben»
vorhanden, mit lockeren Sprüchen zu verkleinern. Aber «…jede
Rockband, braucht eine Ballade…» oder «…ihr dürft gerne nach vorne
kommen, wir beissen und spucken nicht! Wobei das mit dem Spucken…»
erzielte die erhoffte Wirkung nicht. Schade, denn der Vierer rockte
sich traditionell und modern durch die dreissig Minuten. Allerdings kam
der Chorgesang ab und zu ein bisschen schief daher und einer Nummer wie «Fuck
U» fehlt einfach die entsprechende Attitüde. Mit dem Schlusssong versuchten
die Jungs nochmals ein musikalisches Feuerwerk zu zünden, das aber am
wahrscheinlich stilistisch «falschen» Publikum scheiterte…
Pink Cream 69 Wie oft werden wir David Readman,
die beiden Gitarristen Alfred Koffler und Uwe Reitenauer, sowie die
Rhythmussektion mit Dennis Ward und Schlagzeuger Chris Schmidt noch
sehen? Eigentlich schade, da die Jungs in den letzten 25 Jahren kaum
ein schlechtes Album veröffentlichten. Auch wenn die Zeit um 1995
mit leichten musikalischen Verwirrungen geprägt war. Was PC69 an
diesem 24.
November
boten, war eine Hammer-Show. Dirigiert von einem der besten
Rock-Sänger und voran getrieben von einem Schlagzeuger, der sein
Werkzeug regelrecht in alle Einzelteile zerlegte. Mit welcher Wucht
und Power Chris in die Felle drosch, war schon ein Augen- und
Ohrenschmaus. Somit verlieh er allen Songs eine zusätzliche Dynamik
und der Band einen wahrhaftigen tritt in den Arsch! Koffl hatte
dabei seine Freude. Die Angst, dass das Mini-Z7 ausserhalb der
renommierten Hallen steht, war verflogen und Alfred grinste wie ein
Honigkuchenpferd. Seine Soli, trotz der fokalen Dystonie, gehören
zum Besseren und runden die Tracks immer wieder ab. David sang wie
ein Gott. Es waren kaum schiefe Töne zu hören und der englische
Zeremonienmeister animierte das Publikum mit fehlerfreien deutschen
Ansagen. Die akustische Einlage mit «The Tide» war nur einer der zwölf
Höhepunkte. Ansonsten wurde gerockt, was die Felle und Saiten
her gaben. Ob dies nun hymnischer («Keep Your Eyes On The Twisted»),
schneller («Hell's Gone Crazy»), melodischer («Special»),
verträumter («Talk To The Moon»), fetziger («No Way Out»), hart und
trocken («Welcome The Night») oder ganz einfach nur in die Beine
gehende («Shame») war, spielte keine Rolle. PC69 rockten aus allen
Rohren und überzeugten von der ersten Sekunde weg. Der einzige
Wermutstropfen war, dass die Vorstellung keine Headliner-Show war.
Ansonsten machte der Fünfer alles richtig, groovte sich tadellos
durch die Lieder und hinterliess eine völlig begeisterte und
geplättete Fangemeinde.
Setliste: «Keep Your Eye On The Twisted» - «Hell's
Gone Crazy» - «Special» - «Lost In Illusions» - «Talk To The Moon» -
«The Tide» (Acoustic)» - «Do You Like It Like That» - «No Way Out» -
«Livin' My Life For You» - «Wasted Years» - «Welcome the Night» -
«Shame».
Tyketto
Diese vorherige Stimmung aufrecht zu erhalten, schien recht schwierig zu sein.
Nicht aber für Danny Vaughn und seine Mannschaft. Von Beginn an
schwappte Tyketto eine sehr entfesselte Stimmung entgegen. Darauf
tobte sich der Fünfer nach Lust und Laune mit seinem Blues
getränkten Melodic-Rock aus. Tyketto gingen etwas sanfter und
melodischer an die Sache ran, als noch PC69, vertrauten aber dem
gesanglichen Talent von Danny, der alle in der Halle verzauberte,
nicht nur die Damenwelt… Mister Vaughn ist und bleibt das
Aushängeschild und war stets in Bewegung, feuerte die Fans an und
genoss den Applaus. Die Powerröhre schnallte sich zudem immer wieder die
Gitarre um und spielte seine Parts fast tänzerisch. Bedenkt man, dass
der ehemalige Waysted-Sänger mit Tyketto und dessen Hit «Forever Young»
1991 zu den ganz grossen Hoffnungsträgern des Hair Metals zählte,
schnell in der Versenkung verschwand und heute trotzdem noch immer dermassen
abgefeiert wird, muss man den Liedern den bestandenen Test der Zeit
attestieren.
Unterstützt
wird Danny durch den Thunder-Bassisten Chris Childs, der seinen Part
souverän spielte, gleichzeitig aber irgendwie deplatziert schien. Sein
grundsolider Beat konnte nicht über eine routinierte, teils gar
gelangweilte Performance hinweg täuschen. Der Rest der Truppe spielte
mit viel Mumm in den Backen und einem mitreissenden Charme. Ein Kabelbruch oder
zumindest ein Wackelkontakt liess das Mikrofon nach «Strenght In Numbers»
streiken. Danny reagierte vehement und wies die Crew unmissverständlich
an, dass man dieses gefälligst sofort ersetzen soll. Das
blieb aber der einzig nennenswerte Zwischenfall. Ansonsten trumpfte
die Truppe musikalisch gross auf. Dennoch wurde einem bewusst, wieso
Tyketto den Weg zu den ganz Grossen bisher versperrt blieb. Die Hitdichte,
ist, beziehungsweise die herausragenden und sofort in die Ohren gehenden
Hits sind einfach Mangelware. Das will jedoch nicht heissen, dass die Songs
schlecht sind, aber nur ein Song mit dem Qualitätsanspruch «Forever
Young» reicht leider nicht. Trotzdem wurden Danny und seine Jungs an
diesem Abend lauthals abgefeiert und ich bin mir sicher, wenn Tyketto
mit einem neuen Album wieder auf Tour gehen, das nächste Mal mehr Leute
das Z7 wieder besuchen werden.
Setliste: «Dig In Deep» - «Lay
Your Body Down» - «Faithless» - «Burning Down Inside» - «Strength In
Numbers» - «Wings» - «Love To Love» - «End Of The Summer Days» - «Rescue
Me» - «Sound Off» - «Haunted» - «Seasons» - «Standing Alone» - «Sail
Away» - «The Last Sunset» -- «Forever Young».
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