Germanen, Kelten und andere Anhänger
heidnischer Kulturen mussten wohl zweimal schauen, ob dieses
Prachts-Line-Up wirklich echt sein konnte. Tatsächlich sind die drei
sehr bekannten Pagan-Bands zusammen auf Tour und beehren die
Schweizer Fans mit einem Auftritt im Salzhaus. Auch der
Eintrittspreis von 25.- ging vollkommen in Ordnung, und einem sehr ‚metlastigen’
Abend konnte nichts mehr im Weg stehen. Das relativ junge Publikum
zeigte sich sehr trinkfreudig und feierte bereits vor der ersten
Band ausgiebig. Leider bringt ein solches Publikum nicht nur
Positives mit sich, so wusste man beispielsweise von Anfang an, dass
unnötiges Herumgeschubse und ‚Ellbogenchecken’ nicht ausgelassen
werden wird.
Odroerir
Die Thüringer Folk-Metal-Band, die wohl vor allem durch Sänger Fix,
der ja auch bei Menhir am Mikro steht, bekannt geworden ist, möchte
den Zuschauern nicht nur altes Material, sondern endlich auch
unveröffentliche Ware präsentieren. Die sechsköpfige Band machte von
Anfang an einen soliden Eindruck, aber ohne irgendwelche
Besonderheiten. Songs vom Album „Götterlieder“, die eher gefühlvoll
daherkommen sollten, wurden relativ lasch heruntergespielt und die
Stücke von „Lasst euch sagen, aus alten Tagen“ wurden zu grob
angegangen, so dass der Folkanteil im Schlagzeug-Gehaue unterging.
Wie aber bereits erwähnt hatten Odroerir die Show im Griff, und vor
allem mit den neuen Songs haben sie für Abwechslung gesorgt. Dem
Publikum gefiel es zumindest vorzüglich, ich hingegen fand am
Auftritt und auch am gesamten Klangwerk von Odroerir nichts
Herausstechendes, nichts Auffallendes. Die Musik macht zwar
Stimmung, sollte aber den Hörer auch ein wenig zum Nachdenken
bringen, was der Band aber sicherlich nicht gelang. Ohne Frage hat
Fix eine gewaltige Stimme und kann so einiges aus ihr herausholen,
trotzdem macht er das bei Menhir um Längen besser. Mein Fazit dieses
kurzen Auftrittes: Odroerir spielen Pagan-Folk-Metal, und im
Gegensatz zu Menhir gelingt es der Band nicht, etwas Einzigartiges
darzustellen. Odroerir konnte mit „Götterlieder“ überzeugen und hat
mich auch mit diesen Stücken auf CD sehr mitgerissen, aber live
wurde ich bitter enttäuscht, denn es war kein Herzblut im Spiel und
auch die gewaltige Spielfreude, die man von ihnen kennt, blieb aus.
So werde ich in Zukunft wohl wieder auf ihre Scheiben zurückgreifen.
Black Messiah
Die Band-Geschichte der sechsköpfigen Band Black Messiah ist relativ
schnell erzählt, und trotzdem gibt es einen Punkt in ihrer
Geschichte, den ich sehr interessant finde: Ihr Debut-Album „Sceptre
Of Black Knowledge“, welches man übrigens nur noch vereinzelt
antrifft, ist nichts Anderes als symphonischer Black Metal, der ab
und zu ein wenig Violinenparts als Abwechslung zu bieten hat.
Komischerweise erschien 2005, in dem Jahr, als der Pagan-Metal
wirklich aus dem Untergrund hervorkroch, ihr zweites Album „Oath Of
A Warrior“, ein absolut christenfeindliches Pagan-Metal-Scheibchen.
Die Band hat also ihren Stil vollkommen umgekrempelt, und genau
diesen
Punkt
finde ich äusserst interessant. Das neueste Werk der Band, „Of Myths
And Legends“, unterstrich meine Theorie noch einmal deutlich. Ich
habe einfach das Gefühl, dass Black Messiah den Pagan Metal
missbrauchen, um Anklang bei den Hörern zu finden. Musikalisch ist
aber vor allem „Oath Of A Warrior“ sehr gelungen, und deshalb widme
ich mich jetzt doch noch dem Auftritt der Ruhrpott-Wikinger. Bereits
in den ersten Minuten wollte ich dem Mischer an die Gurgel, der
nämlich den Sound der Deutschen so was von verhunzte. Das Schlagzeug
übertönte die Gitarren, und so erkannte man beispielsweise nicht
einmal ihren Song „Blutsbruder“. Obwohl die Zuschauer sich kaum
einkriegten und mittanzten, Party feierten, Met tranken und die
Haare kreisten, wurde ich nicht warm, im Gegenteil, ich ärgerte
mich, dass der Sound so mies war. Eine weitere Enttäuschung
meinerseits war der neu präsentierte Song des Sechsers, der bloss
vor sich hinbretterte, kaum Melodiebögen beinhaltete und auch sonst
todlangweilig daherkam. Der einzige wirkliche Lichtblick war der
Song „Christenfeind“, denn plötzlich war der Sound in Ordnung und
die Musik machte Spass. Nach diesen knapp vier Minuten war die
Freude dann aber wieder vorbei, denn das ach so berühmte „Sauflied“
wie auch das Cover „Moskau“ wurden noch zum Besten gegeben. Die
Zuschauer waren ausser sich und genossen die fröhliche Tanzmusik,
aber eigentlich sind die beiden Songs weder musikalisch interessant
noch wirklich gut, hauptsache der Mehrheit gefällt es und man kann
mit dem Alkoholpegel im Blut was anfangen. Nüchtern sind die beiden
Songs aber nichts weiter als Fun-Musik, und dann höre ich mir lieber
Knorkator an.
Tyr
Ich war enttäuscht, dass die beiden Bands vorher nicht das
erreichten, was ich erwartet habe, und ehrlich gesagt habe ich auch
von Tyr gar nichts mehr erwartet. Die Band hat es innert kürzester
Zeit nach ganz Oben geschafft, und doch hat man es irgendwann
einfach mal gehört. Als die Färörer dann aber mit ihrer Show
begannen, sich die Musik perfekt abgemischt anhörte und auch noch
Power in ihrer Mucke steckte, wurde ich echt unerwartet
aufgeheitert. Der Vierer spielte sich durch „Ragnarok“ und auch
durch „Eric The Red“, bis auf eine Ausnahme wurde jeder wirklich
gute Track der Band gespielt und ich wusste nun endlich, weshalb Tyr
an diesem Abend den Headliner-Posten übernehmen durften. Ganz
einfach: Sie waren die mit Abstand beste Band des Abends. Das
Publikum war zwar sowieso leicht für sich zu gewinnen, aber Tyr
gingen noch einen Schritt weiter, denn ihre Musik ist nicht
unbedingt für Headbanging geeignet, sondern war eher für die
ruhigeren, schwankenden Minuten zuständig, und auch so konnte man
das Publikum und auch mich begeistern. Jeder sang mit und jeder
genoss den Auftritt. Als dann zum Abschluss noch „The Wild
Rover“ angespielt wurde flippte die Halle komplett aus und es wurde
noch einmal verdammt heiss in der Halle. Den Nordländern gefiel das
Schweizer Publikum, und sie mussten immer wieder versteckt lachen,
so dass man entnehmen konnte, dass sie sicherlich auch ein wenig
stolz auf ihr Schaffen sind. Die Band hat aber auch allen Grund
dazu, denn trotz des schnellen Aufstieges sind sie auf dem Boden
geblieben, haben Freude an der Musik und geniessen jede Minute auf
der Bühne. Vor dem Auftritt hätte mich jeder fragen können und ich
hätte ihm nichts Gutes über Tyr erzählt, aber nach diesem Auftritt
habe ich meine Meinung geändert und werde wohl wieder öfters in ihre
Scheibchen reinhören. Ganz grosses Daumenhoch!
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