Zitat Wikipedia: «Folk Metal ist eine Musikrichtung, in der Metal
und meist nationale Folk-Elemente miteinander verschmolzen werden».
Ergo: Umso verschiedener die Herkunftsländer, umso
abwechslungsreicher ein Abend, der genau im Fokus dieses Genres
steht. Die Ragnarök-Festivaltour hielt sich an dieses Credo und
schickte eine Horde Musiker aus halb Europa quer durch Europa, u.a.
eben auch ins Z7. Dabei konnte man die traditionellen Elemente zwar
nicht bei allen Bands kennen, exotisch und speziell sind diese aber
alle. Portugiesisch gestartet wurde mit Gwydion, Svartsot brachten
dänische Klänge in die Schweiz, die Shootingstars Alestorm beriefen
sich mit ihrem Scottish Pirate Metal auf eine traditionelle Seite
Schottland abseits von Dudelsack-Klischees und Braveheartbildern,
Hollenthon vermischten die opulente Klassik-Tradition Österreichs
mit klirrendem Black Metal und die umtriebigen Týr kredenzten ihren
Färöer-Folk zum ersten Mal als Headliner in der Schweiz. Trotz der
Vielfalt der Herkunftsländer aber kam an diesem Abend weniger
Stimmung auf, als man es von klassischen Folk- oder besser gesagt
Pagan-Nächten gewohnt ist, was einerseits an dem eher episch
pompösen, weniger bierseligen Sound der Bands (Alestorm machten da
die Ausnahme) und andererseits an der kleineren Besucheranzahl lag.
Nicht einmal 500 Leute wollten das Ragnarök nämlich mit eigenen
Augen geschehen sehen. (kis)
Gwydion
Nanu was war den das, da steht auf dem Ticket Show 19:30 und trotz
pünktlichem Eintreffen, griffen die portugiesischen Wikinger von
Gwydion bereits mächtig in die Saiten. Der verfrühte Begin zeigte
auch deutlich Spuren, so standen erst ein paar wenige Leute vor der
Bühne, welche im Takte nickend die Show genossen. Sicherlich nicht
das, was sich eine Band wünscht, andererseits ist die Vorstellung
das Vikin/Black Metal von Portugiesen gespielt wird auch nicht
gerade alltäglich. Obwohl sich die Band Mühe gab, so war der Platz
des Openers gerechtfertigt, denn der Sound oder mindestens die 3
Songs welche ich noch mitbekommen habe, waren alles andere als eine
Inspiration oder Offenbahrung dieses Genres. Zumindest konnte die
Band schon mal etwas Stimmung erzeugen, zu mehr reichte es
schlichtweg nicht. (R.K.)
Svartsot
Den Dänen von Svartsot mit der Lizenz zum Flöten bot sich dann ein
komplett anderes Bild. Denn obwohl in der Werkstatt Svartsot erst
ein reguläres Album geschmiedet wurde, so schien es doch, dass sich
die Band schon einige Freunde in der Schweiz für sich gewinnen
konnten. So stand eine wohlgeformte Traube vornehmlich jüngerer
Nachwuchswikinger vor der Bühne, welche jubelnd die Band begrüsste.
Ohne Worte zu verlieren, legten die sechs Herren sogleich los und
servierten der Menge ihren Pagan/Folk Metal, welcher gierig
aufgesogen und in Bewegung umgesetzt wurde. Es kam zum ersten Male
an diesem Abend so richtig Stimmung auf, welche unter den
Flötenklängen zum mitgehen, jubeln und heftiges Kopfnicken einlud.
Zwar gab es nach ersten zwei Songs eine kurze Begrüssung durch
Frontgrunzer Claus Gnudtzmann, jedoch war es der Band mehr ums
Spielen, den ums Schwatzen zu mute und obwohl die Songtexte auf
Dänisch verfasst sind, ging das Publikum bei jedem Song mit.
Besonders «Spiellemandens Dase» und «Skonne Moer» wurden lauthals
abgefeiert. Zur Freude der Anwesenden, wurde auch ein Brandneuer
Song von der Band gespielt, dessen dänischen Titel ich mir leider
nicht merken konnte. Zusammenfassend bleibt zu sagen, Svartsot haben
überzeugt auch wenn keine opulent Show geboten wurde, doch sie
schafften es mit ihrer Musik den Nerv der Anwesenden zu treffen und
ehrlich gesagt, was will man mehr?!? (R.K.)
Alestorm
«Segel setzen!» hiess es darauf mit Alestorm. Erst vor einem halben
Jahr mit ihrem Debüt «Captain Morgan's Revenge» auf der Bildfläche
erschienen, konnte das Quartett um Steuermann Chris Bowes schon auf
einigen Festivals überzeugen. Die Ragnarök-Tour stellte dabei ihren
ersten Beutezug durch europäische Clubs überhaupt dar und dafür
schlugen sich die Jungs gar nicht schlecht, bedenkt man sich dazu
noch den Bierpegel, den die Jungs schon vor ihrem Auftritt sitzen
hatten. Mit «Over The Seas» stürzte man sich direkt in die
Riff-Fluten und bei «Huntmaster» bekannte man sich zu seinen
Grave-Digger-Verehrung. Obwohl Alestorm in Europa wohl noch nicht
allzu vielen ein Begriff ist, feierten doch schon ein paar dutzend
Hobby-Piraten
ausgiebig mit den Freibeutern und gröhlten gerade zu
den zu einem Besäufnis perfekt passenden Schunkel-Rockern «Nancy The
Tavern Wench» oder «Wenches And Mead» ausgiebig mit. Captain Bowes
machte auf der Bühne in Piratenkutte und mit Keyboard-Gitarre
(beklebt mit kleinen, bunten Plastik-Fischchen) eine mehr als
souveräne Figur, genauso wie Basser Dani Evans, dessen Vorbild
äusserlich wie performerisch Týr's Tieftöner Gunnar Thomsen zu sein
schien. Der Novize Tim Shaw hingegen hatte zwar seine Klampfe fest
im Griff, in Sachen Stageacting hat der Junge aber noch einigen
Nachholfbedarf, stand er meist doch einfach steif am Bühnenrand.
Etwas holprig, dafür umso energiegeladener fechteten sich Alestorm
als Ganzes so durch «Set Sail And Conquer», «Terror On The High Seas»
und das abschliessende «Captain Morgan's Revenge». Noch etwas mehr
Bühnenerfahrung, anstatt ner vollen nur ne halbe Buddel voll Rum,
dann wird jede alkoholgetränkte Meute mit Alestorm unter einer
Flagge segeln. (kis)
Hollenthon
Nachdem alle Handelsschiffe geentert waren, schien es, als wären die
anwesenden Freibeuter etwas ausgepowert. So wurde Hollenthon unter
eher mässigem Interesse begrüsst. Ein Umstand, welcher nicht
sonderlich überraschend kam, da doch Hollenthon mit ihrem Symphonic
Dark Metal nicht wirklich zu dem Rest der Bands passte und neben den
wenigen Hollenthon Sympathisanten wage ich zu behaupten, dass die
Österreicher dem grossteil des Publikums gänzlich unbekannt waren.
Nach einem kurzen Intro eröffnete Hollenthon mit «On The Wings Of A
Dove» ihr Set. Die freudige Seefahrer Stimmung wich abrupt einer
Post-Apokalyptischen Atmosphäre und einige Zuschauer glotzten erst
mal verwundert zur Bühne. Wie erwartet kamen die Chöre ab Band,
waren teilweise etwas leise untergemischt, was den Gitarren zugute
kam, die dröhnten richtig fett und sorgten dafür, dass zwar im
Vergleich zu Hollenthon ab Konserve der symphonische Charakter und
viele Feinheiten etwas untergingen, dafür der Sound mit richtig viel
Power über das Publikum hinweg rollte. Mit «Fire Upon The Blade» und
«Y Draig Goch» pfefferten die Jungs nach und bewiesen eindrücklich,
das sie spielerisch in einer anderen Liga agieren, als der Rest der
Bands aus diesem Package. Zwischendurch gab es auch immer wieder mal
ein paar witzige Ansagen von Martin Schirenc im breiten (vermute ich
mal) Wiener-Dialekt, was die Stimmung etwas auflockerte, aber
irgendwie nicht so bei Allen ankam, denn ein richtiger Wikinger
lacht ja nicht, oder der Österreichische Dialekt war eine fremde
Sprache, wie Martin selbst witzelte. Interessant war jedoch auch zu
beobachten, dass im Laufe des Gigs doch Einige ermuntert waren, die
Vorstellung mal aus der Nähe anzusehen und spätestens bei «To
Kingdom Come» war dann auch mal was los vor der Bühne und die Nacken
wurden so richtig angeheizt. Jedoch wirkliche Euphorie kam nie auf,
abgesehen von den wenigen Holltenthon Fans. Dies war deutlich
bemerkbar, als Martin das Publikum fragte, ob noch eine Zugabe
erwünscht sei, dieses jedoch nicht so richtig wusste, was nun zu tun
ist und auf die Gegenfrage von Martin: „Na dann nicht?“, waren nur
lange Gesichter zu sehen. Ich gehe mal davon aus, dass die Meisten
gerade damit beschäftigt waren, den Sinn des Lebens zu ergründen
oder voll konzentriert auf das ein- und ausatmen waren, denn unser
Gehirn muss ja mit Luft versogt werden. Damit der kollektive
Denkapparat nicht zu sehr überfordert wurde, knallte die Band
kurzerhand zum Abschluss noch «Once We Were Kings» und «Woe To The
Defeated» in die Menge, welche dann doch ersichtlich erfreut darüber
war. Trotzdem war der Umstand Hollenthon in Kombination mit den
anderen Bands auf diese Tour zu nehmen sehr unglücklich und ich
hoffe schwer, dass die dafür Verantwortlichen etwas daraus lernen
und in Zukunft Bands zusammenwürfeln, welche besser zusammenpassen
und dem jeweiligen Zielpublikum einen freudigen Abend beschert. (R.K.)
Týr
Weniger düster, aber nicht minder episch präsentierte sich darauf
der Headliner. Gefühlte 10 Mal waren Týr in letzter Zeit in der
Schweiz, sei es als Teil der Paganfest-Tour, an irgendwelchen
anderen
Pagan-Veranstaltungen oder an der sommerlichen
Mittelalterwoche im Dynamo in Zürich. Das gute daran: Wenn man Týr
wirklich mag, dann macht das Zuschauen und -hören dieser Truppe
immer wieder Spass, duldet man das Quartett aber nur oder findet sie
gar lahm, dann kann einem das schon ziemlich auf den Wecker gehen.
Nicht verwunderlich also, dass sich das Z7 während des an sich doch
recht gelungenen Auftritts der Färöer langsam aber stetig leerte,
sodass das ausgelassene Feiern zu Songs wie «The Wild Rower» oder
dem hymnischen Titeltrack der aktuellen Scheibe «Land» nur noch von
etwa 100 Leuten zelebriert wurde. Dies lag sicherlich auch an einem
eher verhaltenen Start, der einzig von dem grandiosen «Hail To
Hammer» gerettet wurde. Denn obwohl das bauchfreie Saitentrio in
Sachen Stageacting wie immer nichts anbrennen liess, kennt man die
eher schleppenden, fast schon elegischen Nummern der Nordmänner
nicht wirklich, so kann das, was für den Kenner Epik ist, schnell
als Trägheit wahrgenommen werden. Gitarrero Terji Skibenaes
jedenfalls hätte mit seinem tätowierten Oberkörper, den
schwarz-violett gefärbten Haaren und den verdächtigen Posen glatt
als Glamrocker durchgehen können, während auf der anderen
Bühnenseite Rundling Thomsen den dauergrinsenden Kaspar machte und
Mastermind Heri Joensen das willige Publikum selbstbewusst durch
Nummern wie «Eric The Red» vm gleichnamigen Album, «Gattu Rima» oder
«Lokka Tattur» führte. Dass dabei «Ragnarök» von 2006 nach wie vor
die beste Scheibe der Insulaner ist, dies untermauerten die Songs
«Hammer Of Thor» oder das phänomenale «Wings Of Heaven». Es ist
schwer, mit Material, das gut und gern auch als träumerisch
bezeichnet werden kann, ein Publikum so richtig mitzureissen, auch
wenn, wie an diesem Abend, Sound und Band in bester Verfassung sind.
Vielleicht war es das nach vier Bands doch schon recht müde Publikum
oder eben halt doch der Sonng, jedenfalls endete dieser Abend in
Sachen Stimmung mit einem eher flauen Beigeschmack, was einem bei
den doch speziellen und innovativen Bands mehr als sonst leid tun
kann. (kis)
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