Ob damals bei Accept oder jetzt mit seiner Solo-Band, auf Udo
Dirkschneider ist stets Verlass. Was dieser Mann der Welt des Heavy
Metal zugetragen hat, wird wohl erst richtig bemerkt werden, wenn er
sich einst mal zu Ruhe gesetzt hat. Das kann aber noch etwas länger
dauern, denn wer sich die Alben der jüngeren Vergangenheit anhört
und auch ein paar Konzerte besucht hat, weiss, wie viel Kraft noch
in U.D.O. drin steckt. Während seine ehemaligen Kollegen von Accept
mittlerweile versuchen, die glorreiche Vergangenheit mit einem neuen
Sänger wieder aufleben zu lassen, geht Udo mit seinen Jungs unbeirrt
weiter und liefert auch weiterhin Qualitätsware ab. Wer am letzten
BYH!!!-Festival in Balingen mit dabei war, mag sich bestimmt noch
gut daran erinnern, wie geil dieser Auftritt war, obwohl nicht als
Headliner gesetzt. Nach dem «Mastercutor» ist nun der «Dominator» an
der Reihe. Zum ersten Teil der Tour gastierte man auch im Z7 und
hatte mit Maxxwell eine aufstrebende, junge Schweizer Band mit
dabei, wo unter anderem der ehemalige Crown Of Glory Gitarrist Cyril
Montavon für fette Rhythmus-Riffs sorgt.
Maxxwell
Die Freude (allerdings nur am Anfang der Tour, wie wir heute ja
wissen!) war gross, als der Support für die erste U.D.O.-Euro-Tour
zum neuen Album fest stand. Damit
konnten die Schweizer meist vor zahlreichem Publikum auftreten und
neue Fans dazu gewinnen. Heute Abend fand der dritte Auftritt in
diesem Rahmen statt und obwohl Maxxwell in diesem Lineup erst seit
2008 existieren, wirkte die Chose von Anfang an sehr tight. Es wurde
grundsätzlich eine rockige Note im Stil der alten Shakra gefahren.
Die Klampfen von Hef Häfliger und Cyril Montavon klangen ein wenig
runter gestimmt, was bekanntlich für etwas mehr Druck sorgt. Bei mir
stellten sich dann zudem Erinnerungen in Richtung der alten Gotthard
ein, also zu Zeiten von Songs wie «She Goes Down», und The Order
schimmerten ebenfalls etwas durch. Sänger Nobi Suppiger verfügt über
ein relativ raues Organ, das zusammen mit den oft eingesetzten
Backing Vocals gut harmonierte. Die meisten Songs stammten vom Debüt
«Dogz On Dope», das hüben wie drüben gute Kritiken einfahren konnte.
Drummer Oli Häller sorgte derweil mit Bassist Tom Kirchhofer für das
stabile Rhythmus-Gerüst seiner
Kollegen,
während Hef Häfliger mit ein paar guten Soli auf sich aufmerksam
machte. Voll in seiner Aufgabe als Rhythmus-Gitarrist ging Cyril
Montavon auf, der es sichtlich genoss, ein Hammer-Riff nach dem
anderen raus zu hauen. Dazu poste er wie ein Wilder und brachte
zusätzlich Bewegung in die eh schon kraftvolle Darbietung rein.
Seine Gitarre machte das offenbar nicht ganz mit, da sie mehr als
einmal nachge-stimmt werden musste. Maxxwell rockten die Bude soweit
anständig, aber dennoch beschlich mich mit der Zeit eine gewisse
Langeweile aufgrund der Gleichförmigkeit der Songs. Darüber hinaus
fehlte mir eine echte Ballade, wobei mit «Acid Train» wenigstens
eine Halbballade am Start war, bei der der Frontmann zeigen konnte,
was sonst noch gesanglich in ihm steckte. Unter dem Strich war der
knapp 45-minütige Auftritt aber ganz in Ordnung und obwohl keine
Massenhysterie unter den Fans ausbrach, ertönten doch ein paar
Zugaberufe.
Setliste: «Intro» - «Locked Up» - «Dust N'Smoke» - «Big Shot» - «Dogz
On Dope» - «Acid Train» - «Black Widow» - «No Pain No Gain» - «Out
Of Control» - «Boogey Man» - «Down And Out» - «Bad To The Bone».
U.D.O.
Die Attribute für eine geile Metal-Show waren unübersehbar: Grosses
Backdrop hinten, fett ausgestattetes Schlagzeug in der Mitte und
sonst eigentlich nur noch Marshall-Türme soweit das Auge reicht!
Mehr braucht es nicht und als Udo Dirkschneider und seine Mannen auf
die Bühne kamen, war der Funke schon übergesprungen. Den Auftakt
machten mit «The Bogeyman» und «Dominator», Letzterer ja der
Titeltrack, gleich zwei neue Songs, ehe mit «Independence Day» ein
seltener gespielter Track zu Live-Ehren kam. Man kann die Stimme von
Udo mögen oder auch weniger bis vielleicht gar nicht, aber wenn es
um Trademarks geht, gehört dieses Organ wie das von Lemmy oder
Ronnie James Dio zum Weltkultur-Erbe! Da reichen wenige Sekunden und
schon ist klar, um wen es sich handelt. Unverwechselbar und immer
noch ziemlich auf der Höhe seines Könnens. Interessant gestaltete
sich auch die aktuelle, ordentlich anders gestaltete Setliste, die
mit «I Don't Wanna Be Like You» gar einen (Accept-) Song von «Objection
Overruled» (1993) enthielt. Dafür
blieb
vom genialen «Mission N° X» nur gerade dessen Titeltrack übrig. Man
konnte es ja sowieso nicht allen recht machen und mit jedem Album
mehr wird die Auslese nicht leichter. Dies umso mehr, als dass die
Vergangenheit mit Accept nie ganz abgestreift werden kann. Die Magie
dieser Stücke ist immer noch ungebrochen und so ein Brecher wie
«Princess Of The Dawn» ist nicht tot zu kriegen. Nicht dass die
zahlreichen Fans nur darauf gewartet hätten, denn die Stimmung war
schon früh ausgelassen und gut. Und wenn das bei Schweizer Publikum
vermeldet werden kann, dann umso besser. U.D.O. hatten aber auch
leichtes Spiel heute Abend, denn zu fettem Licht gesellte sich ein
absolut top abgemischter Hallensound. Das machte Freude und die war
augenscheinlich gegenseitig. So "ertrug" man das ausgedehnte und mit
massig Rockstar-Gehabe ausgestattete Guitar-Solo von Jgor Gianola
locker und auch Francesco Jovino's Drum-Einlage fand noch genug
Applaus und Anerkennung. Mit dem überirdischen «Man And The Machine»
wurde der Set immer kultiger, sprich Accept lastiger. Mit
der Jahrhundert-Hymen «Balls To The Wall» ging nach dem Smasher
«Holy» der zweite Zugabenblock zu Ende. Der Unterbruch währte jedoch
nicht lange und unter tosendem Applaus setzten Udo und seine
Kollegen zur finalen Triplette an, wo nochmals ordentliches
Mitsingen Pflicht war. Wo viele andere Bands langsam froh sind, wenn
die Show zu Ende geht, legte der Headliner nochmals ein paar
Briketts nach und kitzelte mit der Speed Metal Legende «Fast As A
Shark» noch die letzte Energie aus der ausgepowerten Menge. Eine
weitere Schlacht war geschlagen und was für eine! Die alten Kollegen
von Udo, die nächstes Jahr mit dem alten Bandnamen und neuem Sänger
durch-starten wollen, sind gefordert, und es wird sich ja zeigen, wie
schwer sich die Vakanz des Ex-Shouters auswirken wird. Die Band
U.D.O. sitzt aktuell felsenfest im Sattel und lässt sich in der
Verfassung keinesfalls (aus-) bremsen.
Setliste: «Intro» - «The Bogeyman» - «Dominator» - «Independence
Day» - «I Don't Wanna Like You» - «Thunderball» - «Mission N° X» -
«Vendetta» - «In The Darkness» - «Princess Of The Dawn» - «Guitar
Solo Jgor» - «X-T-C» - «Infected» - «Living On A Frontline» - «Drum
Solo Francesco» - «Man And Machine» - «Mastercutor» - «Animal House»
- «Metal Heart» -- «Holy» - «Balls To The Wall» --- «Burning» - «I'm
A Rebel» - «Fast A Shark».
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