Livereview: U.D.O. - Primal Fear - Iron Fire
11. November 2007, Zürich Rohstofflager
By Rockslave
Es braucht schon einen guten Grund, wenn man an so einem nasskalten und trüben Sonntag Abend die heimische und warme Stube verlässt und gen Zürich tuckert. Heute waren es gleich deren zwei, denn mit U.D.O. und Primal Fear gaben sich gleich zwei deutsche Metal Schwergewichte zusammen die Ehre. Wie beim Wein, lässt sich auch hier philosophieren: Je älter, je besser! Obwohl Udo Dirkschneider die immer währende Accept Reuniongeschichte bis auf den heutigen Tag noch nicht ganz begraben hat, liegt das erfolgreiche Schwergewicht der letzten Jahre klar bei U.D.O., also seiner eigenen Band. Wer im Juni am "Spirit of Rock" in Winterthur mit dabei war, weiss, welchen Flächenbrand der Solinger Stahl-Pionier mit seiner Truppe auszulösen imstande ist. Besser kann man Heavy Metal nicht zelebrieren. Auch das aktuelle Album "The Mastercutor" ist ein Masterpiece vor dem Herrn, das sich mehrfach gewaschen hat. Gleiches gilt für Primal Fear, die auch schon seit ein paar Jährchen existieren und mit Ralf Scheepers den unangefochtenen deutschen Metal God am Mikro stehen haben. Deren neues Album "New Religion" wagt sich diesmal an stilistische Nuancen, die man so bisher noch selten bis gar nie zu hören bekommen hat. Da wird es interessant zu sehen, wie sich die neuen Songs neben den alten und bewährten Gassenhauern schlagen werden. Als dritte Band und Opener des Abends standen Iron Fire aus Dänemark auf dem Programm, die auch für lupenreinen Heavy Metal der alten Schule stehen. Nun ja..., wenn schon Dänemark, dann wäre halt ein gewisser Kim Bendix Petersen alias King Diamond gefragt, aber das ist eine andere Geschichte!

Iron Fire
Die Nordländer, die 2000 mit "Thunderstorm" ihr Debüt abgeliefert haben, stehen sieben Jahre später immer noch als Support auf den Bühnen der Welt. Nun ja..., "steter Tropfen hölt bekanntlich den Stein" dachten sich wohl auch die Dänen und in der Tat geben die Studio-CDs in Sachen True und Power Metal durchaus was her, allerdings nicht auf stabilem Niveau. Der Auftakt des Abends vor etwa 150 bis 200 Fans zu diesem Zeitpunkt geriet zunächst mal ganz ordentlich. Mit fettem Sound, straight und motiviert ging die Band ans Werk. Allerdings ereilte sie, trotz vollem körperlichem Einsatz, mit der Zeit das gleiche Schicksal wie auf den Studiowerken, wenn es um die Langdistanz geht. Rhythmische Gleichförmigkeit, gepaart mit songwriterischem Mittelmass liessen das Interesse bald einmal schwinden. Nicht, dass Iron Fire etwa eine schlechte Figur abgegeben hätten, doch insgesamt war die Substanz einfach zu dürftig. Das sahen die mittlerweile zahlreicher aufgerückten jüngeren Fans mehrheitlich auch so und bis auf ein paar Unentwegte war kaum Bewegung im Publikum auszumachen. Dies verleitete Sänger Martin Steene nicht unerwartet zum Aufruf, dass das hier doch ein Metal Konzert sei! Nun, ich habe schon deutlich schlechtere Bands performen sehen. Dennoch muss konstatiert werden, dass Iron Fire, wenn sie so weiter machen, auch im zehnten Jahr der Bandgeschichte stets nur als Support unterwegs sein werden!

Primal Fear
Schon zu frühen Zeiten mit Gamma Ray war Sänger Ralf Scheepers das Aushängeschild. Mit seiner Mörderstimme steht er für den deutschsprachigen Raum ziemlich alleine auf weiter Flur. Höchstens ein Henning Basse (Metalium) in Höchstform könnte dem muskelbepackten Sanges-Künstler Paroli bieten. Fanden die Amis mit Tim "Ripper" Owens das Pendant zum einstigen Priest Metal God Rob Halford, haben die Deutschen eben den Ralf. Dazu kommt natürlich auch Bassist/Sänger Mat Sinner, den ich schon 1985 als Support von Warlock im Volkhaus gesehen hatte. Die damalige Band Sinner gibt es eigentlich auch heute noch. Und wenn wir schon beim Line-Up sind, sollen auch Drummer Randy Black (Ex-Annihilator) und Rückkehrer Henny Wolters (Ex-Thunderhead) nicht unerwähnt bleiben. Und zu guter Letzt fehlt aber noch einer und derjenige, obwohl bloss als Tourersatz für Stefan Leibing unterwegs, ist kein Geringerer als Alex Beyrodt, der früher schon mal bei Sinner wie auch Primal Fear spielte. So präsentierte sich im Zürcher Rohstofflager in jedem Fall eine schlagfertige Truppe, die ohne Gnade mit "Sign Of Fear", einem neuen Track, losballerte. Weiter ging's mit "Rollercoaster", ehe dann der Obergroover "Running In The Dust" auch den hinterst und letzten Besucher aus der Reserve lockte. Was danach während gut 85 Minuten folgte (U.D.O. und Primal Fear spielten eine Double Headliner Tour!), war ein metallischer Triumpfzug sondergleichen. Ralf war perfekt bei Stimme und das heutige Axt-Duo Beyrodt/Wolters harmonierte bestens. Unterstützt durch üppiges Licht konnte auch die Optik in Sachen Bühnenaufbau glänzen. Obwohl eher wenig Platz zur Verfügung stand, prangten noch zwei Fahnenbanner mit dem Symbol des neuen Covers auf der Bühne. Gespannt war ich, wie die gesanglich anspruchvollen neuen Songs wie "Face The Emptiness", "New Religion" und vor allem "Fighting The Darkness" entsprechend umgesetzt werden. Genial konnte man da nur noch sagen: Chapeau Ralf! Ich wage zu behaupten, dass der gute Herr Scheepers wohl noch nie so stark wie abwechslungsreich zugleich performt hat. Dieses Hammer-Konzert wird noch lange in bester Erinnerung bleiben!

Setlist: "Intro" - "Sign Of Fear" - "Rollercoaster" - "Running In The Dust" - "Nuclear Fire" - "Face The Emptiness" - "Seven Seals" - "Angel In Black" - "Iron Fist In An Velvet Glove" - "New Religion" - "Batallions Of Hate" - "Demons & Angels" - "Fightin The Darkness" - "Final Embrace" -- "Metal Is Forever" - Blood On Our Hands" --- "Chainbreaker" - "Eye Of An Eagle".

U.D.O.
2007 war ein gutes Jahr für den charismatischen und bodenständigen Ex-Accept Frontmann. Längst hat er sich mit seiner Solo-Band etabliert und liefert seit Jahren beständig ein Hammer-Album nach dem anderen ab. Der aktuelle Output nennt sich "The Mastercutor" und liegt qualitativ gleichauf mit den Vorgängern. Bereits am "Spirit of Rock" in Winterthur erhielt das Schweizer Publikum eine zünftige Lektion Metal, die einmal mehr zeigte, wer hier der Chef im Ring ist. Nebst Ausstrahlung und Authentizität der ganzen Band sind es jedoch die Songs, die eben über diejenige Klasse verfügen, um auch im heutigen, raueren Umfeld weiter und erfolgreich zugleich bestehen zu können. Dazu kommen stets die unsterblichen (Accept-) Klassiker der 80er, die alle noch locker funktionieren und eine weitere Generation von Fans verbinden. Das heutige Konzert des zweiten Headliners begann mit der gleichen "Mastercutor"-Speech wie in Winterthur, ehe der Titeltrack wuchtig in die Menge geblasen wurde. Es folgte der Ober-Groover "24/7" vom letzten Geniestreich "Mission N° 10", der gleich zum lautstarken Mitsingen animierte. Die Stimmung unter den jetzt etwa gut 250 bis vielleicht knapp 300 anwesenden Fans war ausgelassen und wurde von der Band mit gelöster Spielfreude belohnt. Dabei kramten U.D.O. mit "Heart Of Gold" älteres Material hervor, um danach mit "Vendetta" und dem genialen "One Lone Voice" den Brückenschlag in die Gegenwart zu machen. Überhaupt bewies Udo, und das beileibe nicht zum ersten Mal, dass er auch bei langsameren Tracks brillieren kann. Das Tüpfelchen auf dem "i" wäre natürlich noch "Tears Of A Clown" gewesen, aber der wird eines Tages Einzug in die Setliste halten..., wetten?!! Zwischen dem Guitar-Solo von Igor Gianola (der ja als Schweizer ein Heimspiel bestritt!) und dem Drum-Solo von Francesco Jovino gelangte neben dem Nackenbrecher "Thunderball" mit "We Do For You" ein weiterer, neuer Song zur Aufführung. Ein klares Highlight des Sets war dann einmal mehr "Man & Machine", wo es nur so vor fetten Accept-Vibes triefte und der Mob voll abdrehte. Den anwesenden Herzen des Metals wurde schliesslich der gleichnamige Kracher gewidmet, ehe nach einem furiosen "Holy" die obligate Schlusskeule "Balls To The Wall" zur finalen Schlusskür bat. Doch U.D.O. kamen nochmals auf die Bühne und machten einen auf "rebellisch"! Besser kann man einen sonntäglichen Konzertabend unter dem Banner des Heavy Metal nicht beenden und so blieb nur noch der unvermeidliche Gang in die kaltnasse Nacht hinaus.

Setlist: "Intro (Speech)" - "Mastercutor" - "24/7" - "They Want War" - "The Bullet And The Bomb" - "Heart Of Gold" - "Vendetta" - "One Lone Voice" - "Guitar Solo Igor" - "Thunderball" - "We Do For You" - "Drum Solo Francesco" - " Man And Machine" - "Animal House" - "Metal Heart" -- "Holy" - "Balls To The Wall" --- "I'm A Rebel".