Es braucht schon einen guten Grund, wenn man
an so einem nasskalten und trüben Sonntag Abend die heimische und
warme Stube verlässt und gen Zürich tuckert. Heute waren es gleich
deren zwei, denn mit U.D.O. und Primal Fear gaben sich gleich zwei
deutsche Metal Schwergewichte zusammen die Ehre. Wie beim Wein,
lässt sich auch hier philosophieren: Je älter, je besser! Obwohl Udo
Dirkschneider die immer währende Accept Reuniongeschichte bis auf
den heutigen Tag noch nicht ganz begraben hat, liegt das
erfolgreiche Schwergewicht der letzten Jahre klar bei U.D.O., also
seiner eigenen Band. Wer im Juni am "Spirit of Rock" in Winterthur
mit dabei war, weiss, welchen Flächenbrand der Solinger
Stahl-Pionier mit seiner Truppe auszulösen imstande ist. Besser kann
man Heavy Metal nicht zelebrieren. Auch das aktuelle Album "The
Mastercutor" ist ein Masterpiece vor dem Herrn, das sich mehrfach
gewaschen hat. Gleiches gilt für Primal Fear, die auch schon seit
ein paar Jährchen existieren und mit Ralf Scheepers den
unangefochtenen deutschen Metal God am Mikro stehen haben. Deren
neues Album "New Religion" wagt sich diesmal an stilistische
Nuancen, die man so bisher noch selten bis gar nie zu hören bekommen
hat. Da wird es interessant zu sehen, wie sich die neuen Songs neben
den alten und bewährten Gassenhauern schlagen werden. Als dritte
Band und Opener des Abends standen Iron Fire aus Dänemark auf dem
Programm, die auch für lupenreinen Heavy Metal der alten Schule
stehen. Nun ja..., wenn schon Dänemark, dann wäre halt ein gewisser
Kim Bendix Petersen alias King Diamond gefragt, aber das ist eine
andere Geschichte!
Iron Fire
Die Nordländer, die 2000 mit "Thunderstorm" ihr Debüt abgeliefert
haben, stehen sieben Jahre später immer noch als Support auf den
Bühnen der Welt. Nun ja..., "steter Tropfen hölt bekanntlich den
Stein" dachten sich wohl auch die Dänen und in der Tat geben die
Studio-CDs in Sachen True und Power Metal durchaus was her,
allerdings nicht auf stabilem Niveau. Der Auftakt des Abends vor
etwa 150 bis 200 Fans zu diesem Zeitpunkt geriet zunächst mal ganz
ordentlich. Mit fettem Sound, straight und motiviert ging die Band
ans Werk. Allerdings ereilte sie, trotz vollem körperlichem Einsatz,
mit der Zeit das gleiche Schicksal wie auf den Studiowerken, wenn es
um die Langdistanz geht. Rhythmische Gleichförmigkeit, gepaart mit
songwriterischem Mittelmass liessen das Interesse bald einmal
schwinden. Nicht, dass Iron Fire etwa eine schlechte Figur abgegeben
hätten, doch insgesamt war die Substanz einfach zu dürftig. Das
sahen die mittlerweile zahlreicher aufgerückten jüngeren Fans
mehrheitlich auch so und bis auf ein paar Unentwegte war kaum
Bewegung im Publikum auszumachen. Dies verleitete Sänger Martin
Steene nicht unerwartet zum Aufruf, dass das hier doch ein Metal
Konzert sei! Nun, ich habe schon deutlich schlechtere Bands
performen sehen. Dennoch muss konstatiert werden, dass Iron Fire,
wenn sie so weiter machen, auch im zehnten Jahr der Bandgeschichte
stets nur als Support unterwegs sein werden!
Primal Fear
Schon zu frühen Zeiten mit Gamma Ray war Sänger Ralf Scheepers das
Aushängeschild. Mit seiner Mörderstimme steht er für den
deutschsprachigen Raum ziemlich alleine auf weiter Flur. Höchstens
ein
Henning Basse (Metalium) in Höchstform könnte dem muskelbepackten
Sanges-Künstler Paroli bieten. Fanden die Amis mit Tim "Ripper"
Owens das Pendant zum einstigen Priest Metal God Rob Halford, haben
die Deutschen eben den Ralf. Dazu kommt natürlich auch
Bassist/Sänger Mat Sinner, den ich schon 1985 als Support von
Warlock im Volkhaus gesehen hatte. Die damalige Band Sinner gibt es
eigentlich auch heute noch. Und wenn wir schon beim Line-Up sind,
sollen auch Drummer Randy Black (Ex-Annihilator) und Rückkehrer
Henny Wolters (Ex-Thunderhead) nicht unerwähnt bleiben. Und zu guter
Letzt fehlt aber noch einer und derjenige, obwohl bloss als
Tourersatz für Stefan Leibing unterwegs, ist kein Geringerer als
Alex Beyrodt, der früher schon mal bei Sinner wie auch Primal Fear
spielte. So präsentierte sich im Zürcher Rohstofflager in jedem Fall
eine schlagfertige Truppe, die ohne Gnade mit "Sign Of Fear", einem
neuen Track, losballerte. Weiter ging's mit "Rollercoaster", ehe
dann der Obergroover "Running In The Dust" auch den hinterst und
letzten Besucher aus der Reserve lockte. Was danach während gut 85
Minuten folgte (U.D.O. und Primal Fear spielten eine Double
Headliner Tour!), war ein metallischer Triumpfzug sondergleichen.
Ralf war perfekt bei Stimme und das heutige Axt-Duo
Beyrodt/Wolters harmonierte bestens. Unterstützt durch üppiges Licht
konnte auch die Optik in Sachen Bühnenaufbau glänzen. Obwohl eher
wenig Platz zur Verfügung stand, prangten noch zwei Fahnenbanner mit
dem Symbol des neuen Covers auf der Bühne. Gespannt war ich, wie die
gesanglich anspruchvollen neuen Songs wie "Face The Emptiness", "New
Religion" und vor allem "Fighting The Darkness" entsprechend
umgesetzt werden. Genial konnte man da nur noch sagen: Chapeau Ralf!
Ich wage zu behaupten, dass der gute Herr Scheepers wohl noch nie so
stark wie abwechslungsreich zugleich performt hat. Dieses
Hammer-Konzert wird noch lange in bester Erinnerung bleiben!
Setlist: "Intro" - "Sign Of Fear" - "Rollercoaster" - "Running In
The Dust" - "Nuclear Fire" - "Face The Emptiness" - "Seven Seals" -
"Angel In Black" - "Iron Fist In An Velvet Glove" - "New Religion" -
"Batallions Of Hate" - "Demons & Angels" - "Fightin The Darkness" -
"Final Embrace" -- "Metal Is Forever" - Blood On Our Hands" --- "Chainbreaker"
- "Eye Of An Eagle".
U.D.O.
2007 war ein gutes Jahr für den charismatischen und bodenständigen
Ex-Accept Frontmann. Längst hat er sich mit seiner Solo-Band
etabliert und liefert seit Jahren beständig ein Hammer-Album nach
dem anderen ab. Der aktuelle Output nennt sich "The Mastercutor" und
liegt qualitativ gleichauf mit
den
Vorgängern. Bereits am "Spirit of Rock" in Winterthur erhielt das
Schweizer Publikum eine zünftige Lektion Metal, die einmal mehr
zeigte, wer hier der Chef im Ring ist. Nebst Ausstrahlung und
Authentizität der ganzen Band sind es jedoch die Songs, die eben
über diejenige Klasse verfügen, um auch im heutigen, raueren Umfeld
weiter und erfolgreich zugleich bestehen zu können. Dazu kommen
stets die unsterblichen (Accept-) Klassiker der 80er, die alle noch
locker funktionieren und eine weitere Generation von Fans verbinden.
Das heutige Konzert des zweiten Headliners begann mit der gleichen "Mastercutor"-Speech
wie in Winterthur, ehe der Titeltrack wuchtig in die Menge geblasen
wurde. Es folgte der Ober-Groover "24/7" vom letzten Geniestreich
"Mission N° 10", der gleich zum lautstarken Mitsingen animierte. Die
Stimmung unter den jetzt etwa gut 250 bis vielleicht knapp 300
anwesenden Fans war ausgelassen und wurde von der Band mit gelöster
Spielfreude belohnt. Dabei kramten U.D.O. mit "Heart Of Gold"
älteres Material hervor, um danach mit "Vendetta" und dem genialen
"One Lone Voice" den Brückenschlag in die Gegenwart zu machen.
Überhaupt bewies Udo, und das beileibe nicht zum ersten Mal, dass er
auch bei langsameren Tracks brillieren kann. Das Tüpfelchen auf dem
"i" wäre natürlich noch "Tears Of A Clown" gewesen, aber der wird
eines Tages Einzug in die Setliste halten..., wetten?!! Zwischen dem
Guitar-Solo von Igor Gianola (der ja als Schweizer ein Heimspiel
bestritt!) und dem Drum-Solo von Francesco Jovino gelangte neben dem
Nackenbrecher "Thunderball" mit "We Do For
You" ein weiterer, neuer Song zur Aufführung. Ein klares Highlight
des Sets war dann einmal mehr "Man & Machine", wo es nur so vor
fetten Accept-Vibes triefte und der Mob voll abdrehte. Den
anwesenden Herzen des Metals wurde schliesslich der gleichnamige
Kracher gewidmet, ehe nach einem furiosen "Holy" die obligate
Schlusskeule "Balls To The Wall" zur finalen Schlusskür bat. Doch
U.D.O. kamen nochmals auf die Bühne und machten einen auf
"rebellisch"! Besser kann man einen sonntäglichen Konzertabend unter
dem Banner des Heavy Metal nicht beenden und so blieb nur noch der
unvermeidliche Gang in die kaltnasse Nacht hinaus.
Setlist: "Intro (Speech)" - "Mastercutor" - "24/7" - "They Want War"
- "The Bullet And The Bomb" - "Heart Of Gold" - "Vendetta" - "One
Lone Voice" - "Guitar Solo Igor" - "Thunderball" - "We Do For You" -
"Drum Solo Francesco" - " Man And Machine" - "Animal House" - "Metal
Heart" -- "Holy" - "Balls To The Wall" --- "I'm A Rebel".
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