Junge Metalheads haben es schon schwer! Zum
einen müssen wir immer am Ball bleiben, die neusten
Veröffentlichungen ergattern und zum anderen zumindest einen
Grund-Backkatalog aufbauen. Dasselbe gilt auch für Konzerte, denn
wie steht man denn da, wenn Mann/Frau zugeben muss, noch nie an
einem Motörhead-Gig abgebangt zu haben? Genau so wichtig, auf jeden
Fall meines Erachtens, war die Gelegenheit, sich eine der britischen
Rockbands schlechthin mal zu Gemüte zu führen. Und wenn UFO schon
mal wieder in der Schweiz ihre Hits zum Besten gaben, konnte ich
natürlich nicht fehlen und so trat ich kurz vor acht (um 20.00 Uhr
sollte Konzertbeginn sein...) gestresst in ein nicht einmal mit 100
Zuschauern kläglich gefülltes Z7 hinein, um kurz darauf aber eine
gemütliche Rockparty par excellence zu erleben!
Mob Rules
"Falsche Gruppe!", so könnte man den Auftritt der deutschen Melodic
Metaller Mob Rules kurzum betiteln, denn der im Vergleich zu UFO
doch merklich härtere Sound stiess logischerweise nicht wirklich auf
Gegenliebe bei dem auf traditionellen Rock eingestellten Publikum.
Auch ich schaute dem Auftritt des Quintetts aus unserem Nachbarstaat
mit gemischten Gefühlen entgegen, gelten die Proletariat-Befürworter
doch als ausgemachte Absacker auf der Bühne, ganz im Gegensatz zu
ihrem episch intelligenten und abwechslungsreichen Sound, der sich
auch an diesem Abend wieder hervorragend präsentierte und positiv
für die Gruppe sprach. Dazu kam überraschend die mitreissende
Vorstellung von Frontmann Klaus Dirks, die das verklemmte
Minimal-Posing seiner Mitmusiker ohne weiteres zu kompensieren
vermochte. Vom Opener "Black Rain" an nämlich peitschte er
unaufhörlich das teilnahmslose Publikum zum Mitmachen an, während
man routiniert und top abgemischt an Savatage erinnernde Songs wie
"Lord Of Madness" oder „Veil Of Death“ zockte, beide vom kürzlich
erschienen Longplayer „Ethnolution A.D.“, dessen Titeltrack,
bestehend aus drei eigenständigen Stücken mit seiner Dauer von gut
20 Minuten fast die Hälfte der Spielzeit in Beschlag nahm. Mit der
Drohung "Wir machen erst weiter, wenn ihr näher kommt und
mitklatscht" schaffte er es dann schlussendlich doch noch, das
kleine Häufchen vor der Bühne zu versammeln und die Hände
gegeneinander schlagen zu lassen und auch Basser Markus Brinkmann
liess sich zu den letzten Songs des 35-minütigen Sets doch noch
etwas gehen. So konnten sie ihren negativen Live-Ruf wenigstens bei
mir (zumindest teilweise) revidieren und getrost von sich behaupten,
das Beste aus diesem Support-Slot gemacht zu haben.
Set-Liste: „Black Rain“, „Lord Of Madness“, Ethnolution A.D.: „Unholy
War“, „Ashes To Ashes“, „Fuel To The Fire“, „Veil Of Death“, „The
Last Farewell“, „In The Land Of Wind And Rain“ & „Hollowed Be Thy
Name“.
UFO
Zu fröhlichem Rock'n'Roll löschten sich dann nach einer erfreulich
kurzen Umbaupause erneut die Lichter und gaben den Startschuss für
eine gut 90-minütige, vor allem relaxte Rockparty! Mit "Mother Mary"
eröffneten die Briten ihr Set, welches eine ausgewogene Mischung aus
neueren und alten Tracks
aufzuweisen
wusste. Dabei liess der Fünfer keinen Zweifel daran aufkommen, dass
den wenigen, eher zurückhaltenden Zuschauern die fleischgewordene
Spielfreude vor Augen spielte. Während Paul Raymond am Keyboard oder
an der zweiten Gitarre eher relaxt im Hintergrund blieb, wirbelte
Bassist Pete Way in weissen Leggins über die Bühne wie ein Derwisch,
warf sich Vinnie Moore, der Michael Schenker ja bekanntlich mehr als
zu ersetzen vermag, in alle erdenklichen Posen und Charakterstimme
Phil Mogg ist ja sowieso die Sympathie an sich. So platzierte dieser
kurzerhand seine Monitorboxen, um mit der Begründung, dass man es
eben selbst tun muss, will man es richtig gemacht haben. Doch auch
gesanglich liess sich nichts am mittlerweile weisshaarigen Frontmann
aussetzen, der immer noch wie zu "Strangers In The Night"-Zeiten
(1978) zu trällern vermag und von mir kurzerhand zu dem Grossvater
erklärt wird, den ich schon immer haben wollte. Nach "Daylight Goes
To Town" folgten in Form von "Let It Roll" und "I'm A Looser" (Jep
Leute, die Jungs schreiben das auf ihrer Setlist mit zwei O's) die
ersten grossen Hits, welche die Stimmung klar zu steigern
vermochten, obwohl an diesem Abend nicht wirklich grosse Euphorie,
sondern eher geniessendes Betrachten vorherrschte. Doch UFO ist
sicherlich keine Band, die sich nur auf die altgedienten Klassiker
stützen muss, denn das aktuelle, äusserst starke Album "The Monkey
Puzzle" sollte dem Beweis genug sein. Dessen Songs "Hard Being Me",
"Drink
To Much" oder das wohl härteste UFO-Stück aller Zeiten "Heavenly
Body" fügten sich nämlich nahtlos zwischen Stimmungs-Garanten wie "This
Kidds" oder "Only You Can Rock Me". Wie zeitlos diese Stücke sind,
beweist nur schon die Tatsache, dass UFO absolut ohne irgendwelche
Pyros oder sonstigen Effekte auskommen, welche neben dem
Songmaterial und dem superb abgemischten Sound wie schon erwähnt
auch durch die Agilität der Musiker kompensiert werden. So
duellierten sich Way und Moore, der schlichtweg zur Elite der
Rockgitarristen gezählt werden muss, neben einem immerzu grinsenden
Mogg, nur um im nächsten Moment die Instrumente zu "Too Hot To
Handle" auf den Rücken zu nehmen. Natürlich war danach der immense
Hit-Fundus der vier Engländer und dem Ami Moore noch lange nicht
ausgeschöpft und so folgte auf das grandiose "Lights Out" sogleich
"Rock Bottom" (diesen Titel nahm Pete Way sofort wörtlich), dass
gleichzeitig das viel zu frühe Ende des regulären Sets ankündigte,
welches natürlich noch von zwei obligaten Zugaben "Doctor Doctor"
und "Shoot Shoot" komplettiert wurde, bei denen das Publikum
letztlich doch noch einmal richtig abzugehen wusste. Danach war
endgültig und natürlich viel zu früh Schluss, was man den
Rock-Senioren nach dieser energiegeladenen wie sympathischen
Vorstellung jedoch allemal zu verzeihen vermochte.
Set-Liste: „Mother Mary", „Daylight Goes To Town", „Let It Roll", „I
Am A Loser", „This Kidds", „Hard Beeing Me", „Drink To Much", „Fighting
Man", „Only You Can Rock Me", „Baby Blue", „Heavenly Body", „Love To
Love", „Too Hot To Handle", „Lights Out", „Rock Bottom", „Doctor
Doctor" & „Shoot Shoot".
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