Livereview: UFO - Pump
08. Dezember 2009, Pratteln Z7
By Rockslave
Eigentlich gab es für mich (und einige Fans wohl auch) bezüglich der aktuellen Tour der britischen Rock-Legende ein triftiges Argument, diese für einmal auszulassen! Der Grund: Ur-Bassist Pete Way musste pausieren, weil ihn der Alkohol-Dämon leider wieder einmal mehr in die Knie gezwungen und die Gesundheit mit entsprechendem Klinik-Aufenthalt Vorrang hat. Das ist insofern doppelt schmerzlich, weil UFO nämlich mit ihrer neusten Langrille «The Visitor» unlängst eine Top-Scheibe abgeliefert haben. Dies war mal der eine Punkt, doch an einen Besuch in Pratteln festzuhalten, zumal ja an diesem Tag Slayer krankheitsbedingt eben nicht in Zürich auftraten. Den definitiven Ausschlag gab letzten Endes aber ein persönlicher Freund der Familie, der, man glaubt es kaum, an diesem Abend zum ersten Mal die heilige Halle des Z7 betrat. Da leistete ich gerne etwas Nachhilfe vor Ort und erklärte dem von "weit her" angereisten Gast das "who is who" der national bei Fans wie Bands sehr beliebten Konzert-Halle. Dass es dann aber just der Headliner war, der heute Abend für negative Schlagzeilen sorgen sollte, war nicht zwingend voraus zu sehen. Eröffnet wurde das Konzert von den überraschend spritzigen Stuttgarter Glam-Rockern Pump.

Pump

Wer vielleicht dachte, dass die deutschen Glamsters vom Stil her nicht gerade die beste Wahl als Support waren, liess ausser Acht, dass gerade das, also die Abwechslung die Sache erst interessant macht. Dazu kommt, dass Pump optisch überhaupt nicht tuntig daher kamen und wohl noch manchen der anwesenden Z7-Besucher (mich eingeschlossen) ziemlich überrascht haben dürften. Ich gehe jetzt aber mal davon aus, dass kaum wer zuvor je wirklich was von dieser Band gehört hatte. Dabei stand mit Sänger Marcus Jürgens nämlich der Mann am Mikro, der die ersten zwei Scheiben von Brainstorm (ja, genau die!) eingesungen hat! Des Weiteren haben wir mit Gitarrist Stef Bertolla einen Mann im Lineup, der einst bei Symphorce in Diensten stand und Bassist Michael Vetter zupfte mal bei Chinchilla am Tieftöner rum. Bleiben also noch Aki Reissmann (g) und Andy Minich (d) übrig, die den Fünfer voll machen. Diese Herkunft erklärte dann auch relativ schnell, warum Pump trotz der angegebenen, szenetypischen Einflüsse von Mötley Crüe, Dokken, Kiss und Konsorten ziemlich flott, sprich metallisch daher kamen, als sie fulminant los legten. Ende September erschien das dritte Album «Sonic Extasy», das weit herum gute Kritiken einfahren konnte. Warum dieses Teil wieauch die ersten zwei Releases unbemerkt an mir vorbei gerauscht sind, wissen nur die Götter. Auf jeden Fall legten sich die Jungs voll ins Zeug und brachten das volle Brett. Nicht selten wurde ich an die genialen Thunderhead erinnert. Die Saitenfraktion (heute mit einem Aushilfs-Gitarristen) poste wie wild und Drummer Andy liess seine Mähne von einem Ventilator entsprech-end durcheinander wirbeln. Gleichzeitg schwang er seine Stöcke in bester Tommy Lee-Manier durch die Luft. Sänger Marcus, der in den oberen Regionen etwas Mühe bekundete, trieb die Meute aber fortlaufend an, sodass den etwa 300 bis 400 Fans mehr als nur Anstands-Applaus entlockt werden konnte. Trotz der schieren Power zu mehrheitlich Midtempo-Songs wirkte die Mucke auf Dauer etwas (zu) gleichförmig. Eine lupenreine Ballade, die sicher für Kontrast gesorgt hätte, fehlte leider und generell vermisste ich den berühmten, letzten Zwick. Trotzdem lassen sich für diese grundsätzlich soliden 45 Minuten durchaus einige, lobende Worte finden. Der Bandname ist demnach Programm und keinesfalls ein Schuss in den Ofen!

Setliste: «Ready, Aim & Fire» - «Revolution On My Mind» - «Cry For The Moon» - «Long Road To Nowhere» - «Never» - «Low Life In The Fast Lane» - «Alright Now» - «Dangerous» - «Couldn't Care Less».

UFO
Viele haben diesen britischen Rock-Dino nicht nur einmal abgeschrieben, doch drei der Ur-Mitglieder, die die Band vor mehr als vier Jahrzehnten (!!) gegründet haben, sind heute noch dabei. Für die aktuelle Tour und auch die Aufnahmen zum letzten Studio-Album «The Visitor» muss(te) allerdings auf Bassist Pete Way verzichtet werden, der, wie im Vorspann erwähnt, krankheitshalber "out of order" ist. Im Sommer wurde er von Barry Sparks (unter anderem Dokken und MSG) vertreten und darauf folgte Rob de Luca (Sebastian Bach Band). Eigentlich sollte man im Alter bezüglich Exzessen langsam aber sicher auf die Bremse treten, doch Drogen und Alkohol waren und sind leider immer noch ständige Begleiter dieser Kult-Combo. Allein die Akte Michael Schenker sprengt in Sachen Ups and Downs den gewöhnlichen Rahmen der Bandgeschichte, aber nebst dem immer noch (zu) durstigen Bassisten ist es eben auch Sänger Phil Moog, der einerseits immer wieder mit Schenker Auseinandersetzungen ausfocht und ande-rerseits selber stets tief ins Glas schaut. Die Musik hat freilich nicht gross darunter gelitten, auch wenn in der langen Zeit (und mit verschiedenen Lineup's) nicht alle Alben was taugten. Spätestens mit dem Einstieg des ansich sehr ausgeglichen wirkenden Gitarristen Vinnie Moore hatte man ab 2003 aber das Gefühl, dass nun Ruhe einkehrt und neue wie alte Fans mit Klassikern und aktuellen Songs verwöhnt werden. Dies war zumindest 2006 auf der «Monkey Puzzle»-Tour noch so, wo man hier im Z7 einen Top-Auftritt abgeliefert hatte. Ganz anders zeigte sich die Situation am heutigen Abend, wo bereits zu Beginn des Konzertes ein sichtlich angetrunkener Frontmann die Bühne bestieg. Dies machte sich am Anfang zwar nicht unbedingt in der Aussprache und dem Gesang bemerkbar, aber die Bewegungen wurden mit jeder zusätz-lichen Büchse Bier (5 dl), von denen sich Phil auf der Bühne mindestens drei wenn nicht vier davon genehmigte, stets unsicherer. Seine Kollegen liessen sich derweil nichts anmerken, machten gute Miene zum bösen Spiel und zogen den Set brav durch. Als Opener wurde mit «Saving Me» gleich das erste Stück der neuen Scheibe gespielt, gefolgt von «(When) Daylight Goes To Town», dem ebenfalls ersten Track des Albums «You Are Here» (2004), wo Gitarrist Vinnie Moore bekanntlich seinen Einstand als frisches Bandmitglied gab. «Mother Mary» und «Let It Roll» gerieten soweit auch noch annehmbar, aber nun hatte es wohl auch die letzte Reihe im Z7 geschnallt, dass dieser Auftritt zu kippen drohte. Phil's Ansagen wurden zunehmend wirrer und die Körperhaltung immer unkontrollierter. Zwischendurch drehte der Mischer das Mikro jeweils gar ganz zu, damit es nicht total peinlich wurde. Dennoch schleppten sich UFO gemeinsam durch den letzten (!) Auftritt der Tour und konnten so den Totalabsturz gerade noch abwenden, wenn auch nur knapp. Dank mehrheitlich passabel vorgetra-genen Classics wie «Light's Out» und «Rock Bottom» (mit echt geilem Solo-Teil von Vinnie!) schrammte der Headliner wohl haarscharf an möglichen und berechtigen Pfiffen vorbei. Obwohl nicht auf der Setliste stehend, kamen schliesslich trotzdem noch «Doctor Doctor» und «Shoot Shoot» (als letzte Zugabe) zu Ehren. Danach war die Luft, sprich Energie von Phil Moog jedoch definitiv aufgebraucht und der Blick auf die Uhr zeigte immerhin etwa 115 Minuten Spielzeit an. UFO haben es an dieser Stelle aber leider klar verpasst, für einen positiven Abschluss wie Ausklang der «The Visitor Tour 2009» zu sorgen. Hoffentlich sehen wir sowas nicht, nein..., nie mehr wieder auf Schweizer Boden!

Setliste: «Saving Me» - «(When) Daylight Goes To Town» - «Mother Mary» - «Let It Roll» - «I'm A Loser» - «Hell Driver» - «Cherry» - «Only You Can Rock Me» - «Ain't No Baby» - «Love To Love» - «Mystery Train» - «Too Hot To Handle» - «Lights Out» -- «Rock Bottom» - «Doctor Doctor» - «Shoot Shoot».