Eigentlich gab es für mich (und einige Fans wohl auch) bezüglich
der aktuellen Tour der britischen Rock-Legende ein triftiges
Argument, diese für einmal auszulassen! Der Grund: Ur-Bassist Pete
Way musste pausieren, weil ihn der Alkohol-Dämon leider wieder
einmal mehr in die Knie gezwungen und die Gesundheit mit
entsprechendem Klinik-Aufenthalt Vorrang hat. Das ist insofern
doppelt schmerzlich, weil UFO nämlich mit ihrer neusten Langrille «The
Visitor» unlängst eine Top-Scheibe abgeliefert haben. Dies war mal
der eine Punkt, doch an einen Besuch in Pratteln festzuhalten, zumal
ja an diesem Tag Slayer krankheitsbedingt eben nicht in Zürich
auftraten. Den definitiven Ausschlag gab letzten Endes aber ein
persönlicher Freund der Familie, der, man glaubt es kaum, an diesem
Abend zum ersten Mal die heilige Halle des Z7 betrat. Da leistete
ich gerne etwas Nachhilfe vor Ort und erklärte dem von "weit her"
angereisten Gast das "who is who" der national bei Fans wie Bands
sehr beliebten Konzert-Halle. Dass es dann aber just der Headliner
war, der heute Abend für negative Schlagzeilen sorgen sollte, war
nicht zwingend voraus zu sehen. Eröffnet wurde das Konzert von den
überraschend spritzigen Stuttgarter Glam-Rockern Pump.
Pump
Wer vielleicht dachte, dass die deutschen Glamsters vom Stil her
nicht gerade die beste Wahl als Support waren, liess ausser Acht,
dass gerade das, also die Abwechslung die Sache erst interessant
macht. Dazu kommt, dass Pump optisch überhaupt nicht tuntig daher
kamen und wohl noch manchen der anwesenden Z7-Besucher (mich
eingeschlossen) ziemlich überrascht haben dürften. Ich gehe jetzt
aber mal davon aus, dass kaum wer zuvor je wirklich was von dieser
Band gehört hatte. Dabei stand mit Sänger Marcus Jürgens nämlich der
Mann am Mikro, der die ersten zwei Scheiben von Brainstorm (ja,
genau die!) eingesungen hat! Des Weiteren haben wir mit Gitarrist
Stef Bertolla einen Mann im Lineup, der einst bei Symphorce in
Diensten stand und Bassist Michael Vetter zupfte mal bei Chinchilla
am Tieftöner rum. Bleiben also noch Aki Reissmann (g) und Andy
Minich (d) übrig, die den Fünfer voll machen. Diese Herkunft
erklärte dann auch relativ schnell, warum Pump trotz der
angegebenen, szenetypischen Einflüsse von Mötley Crüe, Dokken, Kiss
und Konsorten ziemlich flott,
sprich metallisch daher kamen, als sie
fulminant los legten. Ende September erschien das dritte Album «Sonic
Extasy», das weit herum gute Kritiken einfahren konnte. Warum dieses
Teil wieauch die ersten zwei Releases unbemerkt an mir vorbei gerauscht sind,
wissen nur die Götter. Auf jeden Fall legten sich die Jungs voll ins
Zeug und brachten das volle Brett. Nicht selten wurde ich an die
genialen Thunderhead erinnert. Die Saitenfraktion (heute mit einem
Aushilfs-Gitarristen) poste wie wild und Drummer Andy liess seine Mähne
von einem Ventilator entsprech-end durcheinander wirbeln. Gleichzeitg
schwang er seine Stöcke in bester Tommy Lee-Manier durch die Luft. Sänger
Marcus, der in den oberen Regionen etwas Mühe bekundete, trieb die
Meute aber fortlaufend an, sodass den etwa 300 bis 400 Fans mehr als
nur Anstands-Applaus entlockt werden konnte. Trotz der schieren
Power zu mehrheitlich Midtempo-Songs wirkte die Mucke auf Dauer
etwas (zu) gleichförmig. Eine lupenreine Ballade, die sicher für
Kontrast gesorgt hätte, fehlte leider und generell vermisste ich den
berühmten, letzten Zwick. Trotzdem lassen sich für diese
grundsätzlich soliden 45 Minuten durchaus einige, lobende Worte
finden. Der Bandname ist demnach Programm und keinesfalls ein Schuss
in den Ofen!
Setliste: «Ready, Aim & Fire» - «Revolution On My Mind» - «Cry For The Moon» -
«Long Road To Nowhere» - «Never» - «Low Life In The Fast Lane» - «Alright Now» -
«Dangerous» - «Couldn't Care Less».
UFO
Viele haben diesen britischen Rock-Dino nicht nur einmal
abgeschrieben, doch drei der Ur-Mitglieder, die die Band vor mehr
als vier Jahrzehnten (!!) gegründet haben, sind heute noch dabei.
Für die aktuelle Tour und auch die Aufnahmen zum letzten
Studio-Album «The Visitor» muss(te) allerdings auf Bassist Pete Way
verzichtet werden, der, wie im Vorspann erwähnt, krankheitshalber
"out of order" ist. Im Sommer wurde er von Barry Sparks (unter
anderem Dokken und MSG) vertreten und darauf folgte Rob de Luca
(Sebastian Bach Band). Eigentlich sollte man im Alter bezüglich
Exzessen langsam aber sicher auf die Bremse treten, doch Drogen und
Alkohol waren und sind leider immer noch ständige Begleiter dieser
Kult-Combo. Allein die Akte Michael Schenker sprengt in Sachen Ups
and Downs den gewöhnlichen Rahmen der Bandgeschichte, aber nebst dem
immer noch (zu) durstigen Bassisten ist es eben auch Sänger Phil
Moog, der einerseits immer wieder mit Schenker Auseinandersetzungen
ausfocht und ande-rerseits selber stets tief ins Glas schaut. Die
Musik hat freilich nicht gross darunter gelitten, auch wenn in der
langen Zeit (und mit verschiedenen Lineup's) nicht alle Alben was
taugten. Spätestens mit dem Einstieg des ansich sehr ausgeglichen
wirkenden Gitarristen Vinnie Moore hatte man ab 2003 aber das Gefühl,
dass nun Ruhe einkehrt und neue wie alte Fans mit Klassikern und
aktuellen Songs verwöhnt
werden. Dies war zumindest 2006 auf der «Monkey
Puzzle»-Tour noch so, wo man hier im Z7 einen Top-Auftritt abgeliefert
hatte. Ganz anders zeigte sich die Situation am heutigen Abend, wo
bereits zu Beginn des Konzertes ein sichtlich angetrunkener
Frontmann die Bühne bestieg. Dies machte sich am Anfang zwar nicht
unbedingt in der Aussprache und dem Gesang bemerkbar, aber die
Bewegungen wurden mit jeder zusätz-lichen Büchse Bier (5 dl), von
denen sich Phil auf der Bühne mindestens drei wenn nicht vier davon
genehmigte, stets unsicherer. Seine Kollegen liessen sich derweil
nichts anmerken, machten gute Miene zum bösen Spiel und zogen den
Set brav durch. Als Opener wurde mit «Saving Me» gleich das erste
Stück der neuen Scheibe gespielt, gefolgt von «(When) Daylight Goes
To Town», dem ebenfalls ersten Track des Albums «You Are Here»
(2004), wo Gitarrist Vinnie Moore bekanntlich seinen Einstand als
frisches Bandmitglied gab. «Mother Mary» und «Let It Roll» gerieten
soweit auch noch annehmbar, aber nun hatte es wohl auch die letzte
Reihe im Z7 geschnallt, dass dieser Auftritt zu kippen drohte. Phil's Ansagen wurden zunehmend wirrer und die Körperhaltung immer
unkontrollierter. Zwischendurch drehte der Mischer das Mikro jeweils
gar ganz zu, damit es nicht total peinlich wurde. Dennoch schleppten
sich UFO gemeinsam durch den letzten (!) Auftritt der Tour und
konnten so den Totalabsturz gerade noch abwenden, wenn auch nur
knapp. Dank mehrheitlich passabel vorgetra-genen Classics wie «Light's
Out» und «Rock Bottom» (mit echt geilem Solo-Teil von Vinnie!)
schrammte der Headliner wohl haarscharf an möglichen und berechtigen
Pfiffen vorbei. Obwohl nicht auf der Setliste stehend, kamen
schliesslich trotzdem noch «Doctor Doctor» und «Shoot Shoot» (als
letzte Zugabe) zu Ehren. Danach war die Luft, sprich Energie von
Phil Moog jedoch definitiv aufgebraucht und der Blick auf die Uhr
zeigte immerhin etwa 115 Minuten Spielzeit an. UFO haben es an
dieser Stelle aber leider klar verpasst, für einen positiven
Abschluss wie Ausklang der «The Visitor Tour 2009» zu sorgen.
Hoffentlich sehen wir sowas nicht, nein..., nie mehr wieder auf
Schweizer Boden!
Setliste: «Saving Me» - «(When) Daylight Goes To Town» - «Mother
Mary» - «Let It Roll» - «I'm A Loser» - «Hell Driver» - «Cherry» - «Only
You Can Rock Me» - «Ain't No Baby» - «Love To Love» - «Mystery Train»
- «Too Hot To Handle» - «Lights Out» -- «Rock Bottom» - «Doctor
Doctor» - «Shoot Shoot».
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