Livereview: Unhold - Coit - Yog
20.12.2008, Ebullition, Bulle (FR)
Review: El Muerte    Pics: Stemutz.ch
Die Berner Combo Unhold konnte diesen Herbst nicht nur mit ihrer neuen Scheibe 'Gold Cut' punkten, sondern zug kurz nach dem Release im Rahmen einer Ostblock-Tour durch die Lande - Neuerdings zudem verstärkt duch Video-Projektionen. Grund genung für Metal Factory, die mittlerweile auf Hochtouren laufende Mannschaft bei einer Performane unter die Lupe zu nehmen. Dass bei diesem Gig die Genfer von Coït und die Neuenburger von Yog dabei waren, erschien im Vorfeld gemäss der musikalischen Ausrichtungen der Bands zwar etwas kopflos, funktionierte im Endeffekt aber überraschend gut.

Yog
Dem Ebullition gemäss öffneten sich die Türen erst um 22h00, während Yog erst um 22h20 auf die Bühne stieg. Wieviel Sinn der späte Beginn bei drei Bands macht, entflieht sich meiner Kenntnis, das Team vom Ebull zieht dies allerdings schon seit Jahren so durch. Immerhin konnten Yog dann bereits auf das versammelte Publikum zählen, das allerdings leider aus nicht mehr als vierzig Nasen bestand. Die Band betrat dabei leicht lädiert die Bretter - Während Bassist Manu die Greifhand einbandagiert hatte, ging Fronter Yonni gleich an Krücken. Nichtsdestotroz legte die Band Dampfhammer-mässig mit 'Love Failure Process' los, und präsentierte sich trotz der Blessuren von der prächtigsten Seite. Das Set hatte sich im Vergleich zum letztwöchigen Gig im Nouveau Monde in Fribourg nicht gross geändert, Yog ballerten sich standesgemäss durch den Grossteil an Songs vom letztjährigen Album 'Years Of Nowhere', um zwischendrin noch zwei neue Stücke auszupacken. Während sich die Mannschaft auf der Bühne selber redlich Mühe gab, und sich Basser Manu und Gitarrist Matthieu in ihre besten Posen schmissen, herrschte beim Publikum eher Flaute. Klar kann bei solch komplizierter Mucke nicht viel Action entstehen, aber etwas mehr Bewegung wäre schon drin gelegen – Aber das Publikum war Yog definitv angetan, dies bewies schon nur der kräftige Applaus und die lauten Zurufe. Bevor sich die Band mit einem letzte Song verabschiedete, kündete Yonni zudem an, dass dies der letzte Gig mit dem aktuellen Basser sei, und bedankte sich dann bei ihm für die achtjährige Zusammenarbeit. Irgendwann um 23h00 war dann für Yog Feierabend, und Coït machten sich daran, dem Publikum eine ordentliche Klatsche zu verpassen.

Coït
Blöderweise misslang dies jedoch gründlich, der erst vor kurzem vollzogene Wechsel hinter der Schiessbude steckte der Band offensichtlich noch in den Knochen. Obwohl Neudrummer Masson sich alle Mühe gab, dem Niveau seines Vorgängers Jo das Wasser zu halten, verspielte er sich regelmässig im eher wilden Grind'n'Roll des Trios – Er schien dabei zu fest in den Zählpatterns zu stecken, und vergab so eine gehörige Portion Arschtritt-Faktor. Arno am Bass/Leadvox und Schnidre an der Klampfe/Backingvox (Wie tief kann man eine Gitarre eigentlich hängen?) überspielten die meisten Schnitzer professionell, und tigerten wie immer hochmotiviert über die Bühne. Trotz ihrem vollen körperlichen Einsatz bekam das Publikum die Ungereimtheiten genau zu spüren, und irgendwann wich die anfängliche Begeisterung für die Band einer milden Empathie. Coït hörten demzufolge in der Mitte des Gigs auf, Pausen zwischen die Songs einzubauen, um etwaige Stimmungsflauten im Keim zu ersticken – Blöderweise passierte aber genau das Gegenteil: Durch die jetzt andauernde und durchgehende Beschallung aus vertrakten Beats und nicht funktionieren wollenden Grooves verlor das Publikum beinahe jegliches Verbindung zum Konzert. Coït zogen deswegen nach gut 40 Minuten den Hut, und ernteten dennoch ordentlich Applaus… offensichtlich hätte es an diesem Abend einfach nicht sein sollen, diese Band kann definitiv mehr.

Unhold
Unhold benötigten für den anstehenden Umbau nicht einmal eine halbe Stunde, und konnten somit glücklicherweise etwas Zeit wett machen. Was darauf folgte, war ein Lehrstück in Sachen intensive Performance: Die Band steigerte sich über die folgenden geschätzten fünfzig Minuten plus drei Zugaben in einen Rausch von mantramässig repetitiven und simplen Melodien, über Stoner-mässige Grooves, bis hin zu orkanartigen Ausbrüchen an Riffgewittern - Die seit dem CD–Release gespielten Shows haben der Band offensichtlich äusserst gut getan. Die Visuals vermochten die Verbindung zur Musik zwar nicht durchgehend aufrecht zu erhalten, unterstützten die Performance-mässig eher auf Understatement bedachte Band aber sehr gut. Das Publikum hatte ob des aprubten Stilwechsels zuerst offensichtlich etwas Mühe, mit der neu dargebotenen Langatmigkeit klar zu kommen, fand aber im Laufe des zweiten oder dritten Song definitiv den Puls der Dinge. Unhold funktionierten aufgrund der eher stoischen Performance bis anhin mit geschlossenen Augen am besten, aber die Visuals provozieren hier eine Verschiebung des Fokus – Ich persönlich würde den Bühnen-aufbau in Zukunft dieser Tatsache gemäss auslegen, um den Visuals den nötigen Platz zu gewähren, momentan scheint die Sache eher auf eine parallele Existenz asgelegt zu sein. Doch zurück zum Gig: Unhold legten den Fokus im regulären Teil auf die Songs der aktuellen Platte, 'Hunger Doesn't Learn' und 'Sugerbread' gehörten mitunter zu den dynamischsten Elementen der Show, während vor allem 'Time Won't Tell', 'Commissioner' und 'Dry Rivers And Cold Stars' für melodische Höhepunkte sorgten. Vom instrumentalen Gesichtspunkt her brillierte vor allem Drummer Dani Fischer mit seinem heftigen Punch, während in der Saitenfraktion Gitarrist Philip Thoeni am aktvisten war - Basser Reto Kotschar und Fronter/Klampfer Tchippie hielten sich wie üblich eher zurück. Als Unhold nach der regulären Spielzeit die Bühne verliessen, hatte sich das Publikum endgültig einen Narren gefressen und forderte sie Lautstark zurück, was die Band mit zwei Gassenhauern älteren Datums konterte.

Unhold sind ohne Zweifel drauf und dran, langsam den Erfolg einzufahren, den sie schon lange verdient hätten – Wenn sie jetzt noch die Visuals besser ins Live-Konzept integrieren können, entsteht hier ein Koloss der Seinesgleichen sucht.