Die Berner Combo Unhold konnte diesen Herbst nicht nur mit ihrer
neuen Scheibe 'Gold Cut' punkten, sondern zug kurz nach dem Release
im Rahmen einer Ostblock-Tour durch die Lande - Neuerdings zudem
verstärkt duch Video-Projektionen. Grund genung für Metal Factory,
die mittlerweile auf Hochtouren laufende Mannschaft bei einer
Performane unter die Lupe zu nehmen. Dass bei diesem Gig die Genfer
von Coït und die Neuenburger von Yog dabei waren, erschien im
Vorfeld gemäss der musikalischen Ausrichtungen der Bands zwar etwas
kopflos, funktionierte im Endeffekt aber überraschend gut.
Yog
Dem Ebullition gemäss öffneten sich die Türen erst um 22h00, während
Yog erst um 22h20 auf die Bühne stieg. Wieviel Sinn der späte Beginn
bei drei Bands macht, entflieht sich meiner Kenntnis, das Team vom
Ebull zieht dies allerdings schon seit Jahren so durch. Immerhin
konnten Yog dann bereits auf das versammelte Publikum zählen, das
allerdings leider aus nicht mehr als vierzig Nasen bestand. Die Band
betrat dabei leicht lädiert die Bretter - Während Bassist Manu die
Greifhand einbandagiert hatte, ging Fronter Yonni gleich an Krücken.
Nichtsdestotroz legte die Band Dampfhammer-mässig mit 'Love Failure
Process' los, und präsentierte sich trotz der Blessuren von der
prächtigsten Seite. Das Set hatte sich im Vergleich zum
letztwöchigen Gig im Nouveau Monde in Fribourg nicht gross geändert,
Yog ballerten sich standesgemäss durch den Grossteil an Songs vom
letztjährigen Album 'Years Of Nowhere', um zwischendrin noch zwei
neue Stücke auszupacken. Während sich die Mannschaft auf der Bühne
selber redlich Mühe gab, und sich Basser Manu und Gitarrist Matthieu
in ihre besten Posen schmissen, herrschte beim Publikum eher Flaute.
Klar kann bei solch komplizierter Mucke nicht viel Action entstehen,
aber etwas mehr Bewegung wäre schon drin gelegen – Aber das Publikum
war Yog definitv angetan, dies bewies schon nur der kräftige Applaus
und die lauten Zurufe. Bevor sich die Band mit einem letzte Song
verabschiedete, kündete Yonni zudem an, dass dies der letzte Gig mit
dem aktuellen Basser sei, und bedankte sich dann bei ihm für die
achtjährige Zusammenarbeit. Irgendwann um 23h00 war dann für Yog
Feierabend, und Coït machten sich daran, dem Publikum eine
ordentliche Klatsche zu verpassen.
Coït
Blöderweise misslang dies jedoch gründlich, der erst vor kurzem
vollzogene Wechsel hinter der Schiessbude steckte der Band
offensichtlich noch in den Knochen. Obwohl Neudrummer Masson sich
alle Mühe gab, dem Niveau seines Vorgängers Jo das
Wasser zu halten,
verspielte er sich regelmässig im eher wilden Grind'n'Roll des Trios
– Er schien dabei zu fest in den Zählpatterns zu stecken, und vergab
so eine gehörige Portion Arschtritt-Faktor. Arno am Bass/Leadvox und
Schnidre an der Klampfe/Backingvox (Wie tief kann man eine Gitarre
eigentlich hängen?) überspielten die meisten Schnitzer
professionell, und tigerten wie immer hochmotiviert über die Bühne.
Trotz ihrem vollen körperlichen Einsatz bekam das Publikum die
Ungereimtheiten genau zu spüren, und irgendwann wich die anfängliche
Begeisterung für die Band einer milden Empathie. Coït hörten
demzufolge in der Mitte des Gigs auf, Pausen zwischen die Songs
einzubauen, um etwaige Stimmungsflauten im Keim zu ersticken –
Blöderweise passierte aber genau das Gegenteil: Durch die jetzt
andauernde und durchgehende Beschallung aus vertrakten Beats und
nicht funktionieren wollenden Grooves verlor das Publikum beinahe
jegliches Verbindung zum Konzert. Coït zogen deswegen nach gut 40
Minuten den Hut, und ernteten dennoch ordentlich Applaus…
offensichtlich hätte es an diesem Abend einfach nicht sein sollen,
diese Band kann definitiv mehr.
Unhold
Unhold benötigten für den anstehenden Umbau nicht einmal eine halbe
Stunde, und konnten somit glücklicherweise etwas Zeit wett machen.
Was darauf folgte, war ein Lehrstück in Sachen intensive
Performance: Die Band steigerte sich über die folgenden geschätzten
fünfzig Minuten plus drei Zugaben in einen Rausch von mantramässig
repetitiven und simplen Melodien, über Stoner-mässige Grooves, bis
hin zu orkanartigen Ausbrüchen an Riffgewittern - Die seit dem
CD–Release gespielten Shows haben der Band offensichtlich äusserst
gut getan. Die Visuals vermochten die Verbindung zur Musik zwar
nicht durchgehend aufrecht zu erhalten, unterstützten die
Performance-mässig eher auf Understatement bedachte Band aber sehr
gut. Das Publikum hatte ob des aprubten Stilwechsels zuerst
offensichtlich etwas Mühe, mit der neu dargebotenen Langatmigkeit
klar zu kommen, fand aber im Laufe des zweiten oder dritten Song
definitiv den Puls der Dinge. Unhold funktionierten aufgrund der
eher stoischen Performance bis anhin mit geschlossenen Augen am
besten, aber die Visuals provozieren hier eine
Verschiebung des
Fokus – Ich persönlich würde den Bühnen-aufbau in Zukunft dieser
Tatsache gemäss auslegen, um den Visuals den nötigen Platz zu
gewähren, momentan scheint die Sache eher auf eine parallele
Existenz asgelegt zu sein. Doch zurück zum Gig: Unhold legten den
Fokus im regulären Teil auf die Songs der aktuellen Platte, 'Hunger
Doesn't Learn' und 'Sugerbread' gehörten mitunter zu den
dynamischsten Elementen der Show, während vor allem 'Time Won't
Tell', 'Commissioner' und 'Dry Rivers And Cold Stars' für melodische
Höhepunkte sorgten. Vom instrumentalen Gesichtspunkt her brillierte
vor allem Drummer Dani Fischer mit seinem heftigen Punch, während in
der Saitenfraktion Gitarrist Philip Thoeni am aktvisten war - Basser
Reto Kotschar und Fronter/Klampfer Tchippie hielten sich wie üblich
eher zurück. Als Unhold nach der regulären Spielzeit die Bühne
verliessen, hatte sich das Publikum endgültig einen Narren gefressen
und forderte sie Lautstark zurück, was die Band mit zwei
Gassenhauern älteren Datums konterte.
Unhold sind ohne Zweifel drauf und dran, langsam den Erfolg
einzufahren, den sie schon lange verdient hätten – Wenn sie jetzt
noch die Visuals besser ins Live-Konzept integrieren können,
entsteht hier ein Koloss der Seinesgleichen sucht.
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