Als dieser Event ein paar Monate zuvor
angekündigt wurde, lief vielen Metalheads gleich das Wasser im Munde
zusammen. Bei genauerem Hinsehen bemerkte der geneigte Fan aber
schnell, dass hier nicht nur die Freude an der Musik für dieses
interessante Package den Ausschlag gab, sondern mit Sicherheit das
knallharte Kalkül dahinter steckte, damit möglichst viele (zahlende)
Zuschauer anzulocken. Das gelang in Winterthur gar nicht mal
schlecht, obwohl das Prädikat "ausverkauft" klar nicht vergeben
werden konnte. Dennoch kam eine respektable Horde Metal-Maniacs
zusammen und vor allem altersmässig bunt gemischt, was natürlich,
respektive wiederum auf das Billing zurück zu führen war. Während
Thine Eyes Bleed, Lamb Of God und vor allem In Flames die jüngeren
Fans anzogen, sorgten Children Of Bodom für das Mittelfeld, während
die Altmeister Slayer insgesamt die eher älteren Semester
mobilisierten. Die Mischung machts also..., und so kam es dann auch.
Die Stimmung entwickelte sich von Anfang stetig und erreichte den
ersten Siedepunkt bei Children Of Bodom. Zu meiner Überraschung
pulverisierten In Flames diese Vorlage nachfolgend mühelos, sodass
auch die kultigen Headliner da vor mittlerweile leicht gelichteten
Reihen nicht mehr rankamen! Doch nun schön der Reihe nach..., die
Metal Factory war zahlreich vor Ort vertreten und zeichnet diesen
Abend mit unten stehenden Berichten aus verschiedenen
Schreiber-Quellen für Euch nach. So let's start with the "The Unholy
Alliance"! (Rsl)
Thine Eyes Bleed
Eröffnet wurde der blasphemische Musikreigen heute von den Kanadiern
Thine Eyes Bleed, die in unseren Breitengraden lediglich dafür
bekannt dafür sind, dass bei ihnen John Araya, der kleine Bruder von
Slayer's Tom, den Viersaiter bedient. Dies dürfte dann letztlich
auch der ausschlaggebende Grund dafür gewesen sein, dass das
Quintett um Gründer und Ex-Tourgitarrist von Kittie (den kanadischen
Thrash-Mädels), Jeff Phillips heute dabei sein darf. Denn leider
können die fünf Hühnen, allesamt übrigens stark gesichtsbehaart, das
Publikum mit ihrer Mischung aus aggressivem Thrash, Black Metal und
Core-Einflüssen nicht wirklich mitreissen, was wohl in erster Linie
an den äusserst verschachtelten Songstrukturen gelegen haben muss,
denn eigentlich zeigte sich die Band, wenn auch nicht allzu
bewegungsfreudig, doch versiert und dynamisch zugleich. Der breiige
Sound und die überaus nervöse Lightshow taten dann noch ihr Übriges
hinzu und so dürfte sich der Fünfer während seinen 25 Minuten (die
ein verdächtig an Kerry King erinnernder Glatzkopf vom Bühnenrand
aus mitfilmte) nicht wirklich viele neue Fans erspielt haben. Der
Abend war hiermit jedoch eingeläutet und die erste Verschnaufpause
vergleichsweise kurz. (Kis)
Lamb Of God
Im Vorfeld des Gigs waren nur vereinzelte Lamb Of God-Shirts im
Publikum ausmachbar. Das wird wohl vor allem daran liegen, dass die
Band noch nie auch nur den Fuss auf Schweizer Boden gesetzt hat,
obwohl sie eigentlich letzten Sommer für ein Konzert in Vevey
angekündigt waren. Nichtsdestotrotz schien das mittlerweile
ordentlich angewachsene Publikum auf die Band zu warten, denn als
der Thine Eyes Bleed-Fronter sie ankündete, ging eine
amtliche
Begeisterungswelle durch die Reihen. Lamb Of God konnten dann als
erste Band des Abends die volle Produktion auffahren. Nebst einem
schicken Backdrop mit dem Adler vom Cover der «Killadelphia»-DVD
standen auf beiden Seiten des Drumkits jeweils eine ordentliche Wand
an Gitarren- und Bassboxen. Nach einem kurzen Intro ab Band stieg
die Mannschaft um Frontkläffer Randy Blythe unter starkem Applaus
auf die Bühne und hämmerte gleich ein tightes «Ruin» durch die
Boxen. Überhaupt muss hier bereits die unglaublich präzise
Spielweise der Band hervorgehoben werden, obwohl der Mix deutlich zu
wünschen übrig liess (die Gitarren sägten, während untenrum beinahe
nix mehr definierbar war), hörte man sämtliche Breaks sauber raus,
und die Grooves sassen perfekt. Während die Band sich hauptsächlich
im Bangen übte, sprang Randy kreuz und quer über die Bühne,
stachelte das Publikum an und lieferte nebenbei einer der besten
Gesangsleistungen des ganzen Abends ab. Auch das Publikum liess sich
die Freude über den Gig nicht nehmen, die Pommesgabeln wurden
beinahe bis ans Mischpult in die Höhe gehalten, Haare kreisten links
und rechts und auch einige Pits begannen bereits zu brodeln. Die
Setlist war mehr oder weniger ein Querschnitt aus sämtlichen Alben,
wobei interessanterweise gerade die letzte Veröffentlichung mit vier
Songs ausserordentlich stark vertreten war. Von sämtlichen acht
Stücken stach vor allem der Track «Redneck», die Singleauskopplung
von der aktuellen Scheibe, durch einen äusserst dominanten
Southern-Groove heraus, zu dem das Publikum mehrmals ambitioniert
die Fäuste schwang und den Takt mitbrüllte. Als nach 40 Minuten der
Song «Black Label» das Set standesgemäss beendete, war klar, dass
Lamb Of God mit diesem Auftritt wohl einige Fans dazugewonnen
hatten, und nicht wenige sich wahrscheinlich jetzt schon auf eine
kommende Headliner-Tour freuten. (Mue)
Set-Liste: "Ruin", "Laid To Rest", "Walk With Me In Hell", "Pathetic",
"Now You've Got Something To Die For", "Blacken The Cursed Sun", "Redneck",
"Black Label".
Children Of Bodom
Schon zu Beginn, bevor überhaupt eine einzige Note gespielt wurde,
fiel die erstaunlich hohe Dichte von Sensenmännern auf den Shirts
und Kapus der (trotz Montagabend) zahlreich anwesenden Fans auf. Das
sympathische Maskottchen der Finnen starrte einen in Grün, Rot, Blau
und Weiss von dermassen vielen Leibchen entgegen, dass sich
häretische Statements à la "heimlicher Headliner" nur schwer
verkneifen liessen. Aber okay, immerhin ging's heute ja um Slayer,
da ist so was ja wirklich mit blanker Häresie gleich zu setzen. Auf
jeden Fall war vor der Bühne in einem Umkreis von zwanzig Metern
nichts mit Bewegung, dicht gedrängt standen die Fans erwartungsvoll
da, nur um bei der kleinsten Bewegung auf den Brettern in
frenetischen Jubel auszubrechen. Auffallend war auch die hohe Anzahl
an sehr jungen Fans, die offenbar von den Kindern Bodoms
begeisterter waren, als von den Thrash-Urgesteinen Amerikas. Mit
einem humorvollen, spielshowmässigen Intro ("Ladies and gentlemen,
please welcome with me: The incredible childreeeen oooooof
boooooodoooooooommm") stürmten die Mannen um Alexi Laiho aus dem
Backstage-Bereich, um mit "Needled 24/7" einen bilderbuchreifen
Start hinzulegen. Und sofort war die Hölle los, ob des entstehenden
Moshpits wähnte man sich an einem Punk-, oder HC-Konzert. Zwar war
das Gehüpfe und Gerempel sicher Geschmackssache, aber zumindest
meiner Wenigkeit plus Begleitung vermieste es erstmal den Genuss der
wie immer
herausragenden
Saiten- und Tastenhexerei der Band. Also erstmal zehn Meter Abstand
und weitergebangt. Offenbar waren Alexi, Henkka, Hanne & Co. heute
besonders guter Laune, cooles Posing, fröhliches Zuprosten und ein
bei der ganzen Band vorhandenes Dauergrinsen verdreifachten die
Ausstrahlung der Finnen und liessen auf einen möglichst langen Gig
hoffen. Besonders lang wurde er dann zwar nicht, aber sonst: Was für
eine Band! Was für Songs ("In Your Face", "Sixpounder", "Living Dead
Beat" und natürlich "Hate Me!")! Was für Musiker! Im Bewusstsein,
dass die Spielzeit eines Slayer-Openers stark eingeschränkt ist,
wurde Vollgas gegeben und ein Best-of aus (fast, "Something Wild"
fällt unter den Tisch, nicht einmal das sonst übliche "Lake Bodom"
wird gespielt) allen Schaffensphasen der Band geliefert. Das einzig
Negative waren die bei einem Slayer-Gig wohl zum Inventar gehörenden
stramm stehenden oberbeinharten Ultrafans, die bei einer Vorband
glauben, die Spassbremsen spielen zu müssen. So wurde man als beim
wie immer göttlichen "Downfall" ausflippender Finne und
MF-Schreiberling in Personalunion doch tatsächlich von drei
angetrunkenen Mitdreissigern angequatscht (Originalzitat: "Häbet
still, isch ou so scho z'warm"), was es denn da zu bangen gäbe?!!
Bleibt doch einfach zu Hause, Leute. Ansonsten: Gewohnt geile Sache!
(Phl)
In Flames
Nachdem die Herren Children Of Bodom der anwesenden Meute schon mal
ordentlich eingeheizt hatten, wurde es Zeit für die nordländischen
Nachbarn von In Flames. Um 20:50 Uhr hiess es dann Licht aus in der
sich ständig aufheizenden Eulachhalle und es ertönte das "Knight
Rider Theme" und ich erhoffte mir schon mit diesem Intro einen
Fingerzeig auf etwaige Retro-Besinnung und Songmaterial aus alten
Zeiten. So erschienen die Mannen um Anders Fridén erneut im "Boygroup-Look"
, jedoch blieb die weisse Kluft im Schrank und die Jungs besannen
sich auf ein dezentes Erscheinen in dunkelgrüner Montur. Mit einer
an 80er Jahre erinnernden Lichtshow eröffnete "Pinball Map" das Set
und sorgte sogleich für eine Bombenstimmung, obwohl..., wo war die
Stimme? "Hallo Herr Mischpult, what the fuck are you doing?"
Ungeirrt der miesen Soundqualität kochte mit diesem Opener die
Stimmung auf den bisherigen Höhepunkt. Wie es schien, waren einige
Fans der Schweden-Tod Truppe anwesend und feierten die Jungs gehörig
ab. Nachdem "Leeches", "Cloud Connected" und "Trigger" zum Besten
gegeben wurden, hatte ich schon die Befürchtung, nichts aus den
guten alten Tagen vernehmen zu dürfen, doch mit "Behind" und "Resign"
kam dann doch etwas Retro-Stimmung auf. Der Sound blieb jedoch mies,
was die Fans jedoch nicht davon abhielt, die Schweden Song für Song
abzufeiern und es kam so, wie es sollte..., "Only For The Weak", der
Klassiker, liess die Halle erhüpfen, ein tolles Bild. Anders Fridén
war ein kleines Energiebündel auf der Bühne und hielt auch gerne mal
ein Schwätzchen oder liess die anwesende Meute für ihn brüllen.
Obwohl auch in den hinteren
Rängen
immer mal wieder gerne "Slaayyerrr" gerufen wurde, verstummten diese
Rufe postwendend wieder, als "Graveland" ertönte. Mit diesem alten
Brecher hätte selbst ich nicht gerechnet, ein Hoch auf die alten
Tage, welche dann doch wieder neueren Songs weichen mussten. Zu
meinem Erstauen ertönte das balladeske "Come Clarity" und in mir kam
die Befürchtung empor, dass die Stimmung jetzt wohl einbrechen
würde..., von wegen! Selbst bei diesen "sanften" Tönen wurde In
Flames zugejubelt. Wie es schien, konnten sie spielen was sie
wollten und der Sound noch so mies sein, die Fans feierten die Band
ab, als seien sie der Headliner. Etwas schief klang der Refrain von
"Take This Life", aber nach der fortgeschrittenen Biervernichtung
fiel dies wohl Niemandem so richtig auf. "My Sweet Shadow" beendete
den Set, welcher gut 50 Minuten dauerte und leider um keine Zugabe,
trotz des Flehens der anwesenden Seelen, bereichert wurde. Schade,
sehr schade kann ich da nur sagen, denn ein paar Songs mehr wären
zum Wohle der Fans 'ne freudige Sache gewesen. Dies war wohl der
Tribut, welchen man bei solchen Packages halt zollen muss.
Jedenfalls wurde jetzt die Bühne frei für..."Slaaaayyyyeeeerrrrrrrrrrrrrrrrrr"...,
und die Hoffnung auf eine baldige Headliner-Tour der Flämmchen. (Wsh)
Set-Liste: "Pinball Map", "Leeches", "Cloud Connected", "Trigger", "Behind",
"Resin", "Only For The Weak", "Graveland", "Come Clarity", "Quiet
Place", "Take This Life" & "My Sweet Shadow".
Slayer
Der letzte Auftritt im X-Tra in Zürich (20.6.05) war mir immer noch
in bester Erinnerung! Mein Gott..., das war einfach nur geil!! Klaro
kann man den Thrash-Kings manchmal eine gewisse Genügsamkeit im
Sinne von (zu) routiniert und/oder lustlos herunter gezockten Shows
attestieren, aber wer als bekennender Metal-Fan Slayer, Metallica,
Motörhead, Saxon, Iron Maiden und Judas Priest nicht wenigstens
einmal in seinem Leben live gesehen hat, wird gleich in den
Rock-Himmel zu Bryan Adams und Konsorten kommen, anstatt im
Vorzimmer noch den Weg nach "unten" ins Metal-Paradies einschlagen
zu können. Doch dieses Mal war nicht nur eine schon beinahe
nostalgisch angehauchte Best-of Show zu erwarten, denn man hatte ja
mit "Christ Illusion" ein neues Album mit im Gepäck! Notabene das
erste seit der Rückkehr von Drum-Ikone Dave Lombardo. Nach der
unglaublichen Show von in Flames mit einer noch selten so gesehenen
Temperatur und Feuchtigkeit in einer Konzerthalle war die Frage
berechtigt, ob Tom Araya & Co. dies mindestens aufrecht halten
konnten. Gleich vorweg: Sie schafften es nicht..., schon nur
deswegen
nicht, weil ein spürbare Menge Fans bereits den vorzeitigen Heimweg
angetreten hatte oder zumindest völlig ausgepowert draussen nach
Luft schnappte. Nichtsdestotrotz war die Metal-Party des Jahres
natürlich noch lange nicht vorbei und als das Intro lief, Tonnen an
Trockeneis auf die Bühne wehten und die in Form von umgedrehten
Kreuzen aufgehängten Marshall-Türme sichtbar wurden, war fertig mit
lustig! Die Eingangs-Triplette mit "Disciple", "War Ensemble" und "Chemical
Warfare" hinterliess umgehend nur noch verbrannte Erde. Du heiligs
Blechle..., was da aus der PA schepperte..., einfach Wahnsinn,
wennauch soundmässig eher Mittelmass, da, je nach Standort, oft nur
Brei auszumachen war. Das kümmerte die US-Thrasher freilich nicht
die Bohne und diese stimmten mit "Eyes Of The Insane" einen ersten
Track aus dem neuen Album an, der vom Publikum ganz ordentlich
aufgenommen wurde. Showmässig gab es nebst Flutlicht und Trockeneis
einige zusätzliche visuelle Effekte, die von einem Beamer aus auf
das monströse Backdrop übertragen wurden. Und dann eben diese
aufgezäumten Amps, die ich derart "gruppiert" noch nie zuvor gesehen
hatte..., ein unglaubliches Bild! Nach den obligaten ersten drei
Songs, während denen Heerscharen an FotographenInnen (mich
eingeschlossen) ihre Bilder schiessen konnten, war meine Arbeit
dieses Abends definitiv erledigt und so überliess ich meinen Körper
ganz dem "gepflegten" Headbangertum. Ohne Rücksicht auf physische
Unzulänglichkeiten wurde fortan eine Sound-Keule nach der anderen
über den bemitleidenswerten Nacken und das Rückgrat gejagt. "Die By
The Sword" knallte ohne Ende..., für einige wohl zu heftig, denn
nebst völlig abdrehenden Leibern standen nicht wenige Leute wie
geplättet an Ort und Stelle, weil sie sowas vielleicht noch nie
zuvor gesehen hatten. Der überwiegende Rest aller treu ergebenen
Slayer-Heads gab derweil wirklich alles. Schon bald war ich völlig
durchnässt und nach "Seasons In The Abyss" und dem nahtlos darauf
folgenden "Hell Awaits" litt mein Bordcomputer an akuter
Überhitzung. Doch noch war keine Heilung in Sicht..., nach "Cult",
dem zweiten Track von "Christ Illusion" nahmen Slayer Anlauf zur
finalen Schlacht, die, wie praktisch immer, mit "Angel Of Death"
ihren würdigen Abschluss fand. Trotz desolatem Zustand (ich konnte
mich kaum noch auf den Beinen halten) ging es alsbald wieder besser
(dank vor allem Frischluft), sodass die anstehende Heimreise (inkl.
kassiertem Radar-Blitz! Mist..., 40 Eier gingen sinnlos flöten) ohne
grössere Probleme vonstatten ging. Es war wahrlich eine "Unholy
Alliance", die es auch künftig in der Schweiz, mindestens einmal in
diesem Rahmen, auch weiterhin geben sollte. (Rsl)
Set-Liste: "Intro", "War Ensemble", "Chemical Warfare", "Eyes Of The
Insane", "Die By The Sword", "Born Of Fire", "Mandatory Suicide", "Seasons
In The Abyss", "Hell Awaits", "Cult", "Dead Skin Mask", "Raining
Blood", "South Of Heaven" & "Angel Of Death".
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