Zum zweiten Mal fand am Wochenende vom 3. und 4. Oktober 2014
das Up In Smoke-Festival statt, nachdem es 2013 sehr erfolgreich
über die Bühne gegangen war. Das Indoor-Roadfestival wurde 2011 vom
Tourveranstalter Sound of Liberation ins Leben gerufen, um den Fans
die aktuell stärksten Acts aus Psychedelic, Doom, Heavy und Stoner
Rock zu präsentieren. Genau das war auch dieses Jahr im Z7 der Plan
– und er ist voll aufgegangen. Zwei Tage lang konnte das Stoner-Volk
20 der besten Bands, die die Szene zu bieten hat, auf zwei Bühnen
bewundern, und ausserdem einen After-Show DJ, eine Kunstausstellung
und die gewohnt super Verpflegung des Z7 geniessen. Das Z7 bot
dieses Jahr ausserdem erstmals den Fans die Möglichkeit, in ihrer
Halle zu übernachten, was auch rege genutzt wurde. Eine tolle Idee,
die super angenommen wurde und hoffentlich eine Wiederholung finden
wird.
Freitag, 3. Oktober 2014
Ein für das Z7 von ungewöhnlich weit her angereistes Publikum
strömt am Nachmittag in den Pratteler Metal-Tempel, wo eine gelöste
Stimmung herrscht. Das Stoner-Volk bringt nicht nur positive Vibes
sondern auch mehr Farbe ins sonst meist recht einheitlich schwarze
Publikum. Auf der Side Stage, welche die linke Hälfte des Vorplatzes
einnimmt, schrammeln sich bereits die Genfer von
Wardwill mit ihrem Stoner Sludge in
die Köpfe der Anwesenden. Da der Konzertabend früh begonnen hat,
haben wir leider die ersten beiden Bands
Phased und Intercostal,
beides ebenfalls Eidgenossen, verpasst – und wir sind nicht die
einzigen. Wardwill überzeugen zwar auf ganzer Linie, können aber
noch nicht vor allzu vielen Leuten spielen, denn die stehen wohl
grösstenteils noch im feierabendlichen Stau. Bei
The Vintage Caravan, die als
nächstes auf der Indoor Main Stage stehen, füllt sich die Halle dann
aber langsam aber sicher. Mit ganz unisländischem Temperament zockt
das sehr junge Trio fette und dennoch abgespacte Hard Rock-Riffs,
geile Soli und
eingängige Vocal-Lines, und alles kommt durch die jugendliche
Spielfreue vor allem bei den schnelleren Nummern extrem rockig und
energiegeladen rüber. Diese Band wird sicher noch viel mehr
Beachtung finden als bislang schon – und zwar zu Recht. Die Menge
ist begeistert und strömt nach dem Gig wieder an die frische, nach
lecker Bratwurst und Pommes und einem bekannten Kräutlein duftende
Luft hinaus. Der Sonnenuntergang zieht denn aber ganz andere Töne
nach sich – schmerzerfüllt, aus den Abgründen der Hölle schallt den
Fans gleich darauf der düstere, kraftvolle, fast schon
magisch-schwere Sludge-Sound von Conan >
entgegen. Mit den spassigen Filmen mit Arnold Schwarzenegger hat das
hier wenig zu tun – die Briten bieten druckvolle, atmosphärische
Klänge, mit sehr viel Doom, sehr viel wummerndem Bass und sehr viel
Härte. Etwas benommen genehmigt man sich nach diesem eindrucksvollen
Erlebnis noch ein kühles Bier im immer noch lauen Herbstabend und
macht sich für die nächsten Bands wieder auf ins Innere des Z7.
Die nächsten drei Bands werden als Headliner gehandelt und
spielen alle drei nacheinander auf der Indoor Main Stage. Um kurz
nach neun wird’s richtig psychedelisch: die Italiener von
Ufomammut
haben eine Digitalshow auf der Leinwand mitgebracht, die ihren irre
groovigen, abgespacten Sound perfekt unterstreicht. Stoner Doom vom
Feinsten, das haben die Piemontesen, die bald ihr 15jähriges
Bestehen feiern können drauf, wie kaum eine andere Band drauf. Mit
dem nächsten Act nimmt das Up In Smoke-Festival wieder etwas Fahrt
auf: die wohl dienstältesten Stoner Rock-Vertreter des Abends
< Fu Manchu stehen als nächstes auf
dem Programm. Die Kalifornier sind seit 1987 aktiv und dürfen mit
Fu(g) und Recht als Legende bezeichnet werden. Die hohen Erwartungen
werden nicht enttäuscht: die neuen Songs vom elften (!) Album
„Gigantoid“ lassen immer noch die Hardcore-Vergangenheit der Band
spüren, geizen aber auch nicht mit zähflüssigen, groovigen Parts und
überzeugen so die begeisterten Fans.
Als letzte Band des
Abends werden Blues Pills schon
sehnsüchtig erwartet. Die Mega-Aufsteiger aus Schweden scheinen eine
der erfolgreichsten Bands des Jahres zu werden, viele sind vor allem
wegen ihnen nach Pratteln gereist. Die Mischung aus Soul, Blues und
Hard Rock kommt richtig gut an und die natürliche und authentische
Art des Quartetts entführt das gelöste und ausgelassene Publikum in
die wilden 70er. Neben einer Gänsehaut-Stimme haben die Skandinavier
auch unfassbar virtuose Saitenarbeit und ein richtig solides
Rhythmus-Gerüst zu bieten. Die Setlist der Band lässt ebenfalls
keine Wünsche offen:
Setlist Blues Pills: Highclass, Ain’t No
Change, Dig In, No Hope Left, Time Is Now, Astralplane, Bliss,
Elements and Things, Devil Man, Little Sun
Mit dem anschliessenden DJ Set und einer Party in und um das Z7
geht der erste Tag dieses speziellen Festivals zu Ende. Ein nicht
unerheblicher Teil der von weither angereisten Fans profitiert von
der Möglichkeit, im Z7 zu übernachten – wir allerdings sind aus dem
Alter schon länger raus und bevorzugen das heimische Bett.
Samstag, 4. Oktober 2014
Der Samstag
hält ein noch volleres Programm bereit als der Freitag – schlecht
für diejenigen, die von den Exzessen des Vortages noch leicht
geschwächt sind, gut für alle anderen! Die Übernachtung im Z7 wird
allgemein sehr positiv beurteilt und ging optimal über die Bühne –
bzw. über den Boden des Z7, der zu diesem Zweck mit Folie ausgelegt
worden war. Der Tag beginnt früh – um 13 Uhr steigen die Oltener von
No Mute auf die Side Stage und hauen dem noch etwas benommenen
Publikum ihren dreckigen, energiegeladenen Rock um die ungewaschenen
Ohren. Genau der richtige Wake-Up-Call! Es kommt wieder Leben in die
dösende Menge und die ersten Biere werden geleert. Als erste Band
auf der Main Stage finden sich die Black
Willows ein. Die Schlafplätze sind inzwischen geräumt und so
finden sich schon wieder einige vor der Hauptbühne ein, um dem
psychedelischen Sound der Romands unter Leitung von Aleister Crowley
- so der Künstlername des Frontmanns (sorry – echt nicht originell)
- zu lauschen. Der Aufwach-Effekt von No
Mute ist schon wieder etwas verpufft, daher geht es nach der
Show wieder nach draussen, wo die Hellroom
Projectors (dieses Wort gibt es nicht wirklich, oder? Wäre
das so ein Fall wie „Kindergarden“ und „Rucksäck“? Geil!) die Side
Stage in Beschlag nehmen. Die Stoner aus Winterthur sind schon zum
zweiten Mal am Up In Smoke-Festival dabei und lassen das
Energielevel mit viel schrammelnden Gitarren und heavy Sound wieder
ansteigen. Zurück im Innenbereich darf sich der geneigte Zuschauer
als nächstes den hard-rockigen, progressiv angehauchten Stonersound
der Schweden von Greenleaf zu
Gemüte führen. Das Quartett präsentiert die Songs ihres fünften
Studio-Outputs und lässt damit keine Wünschen offen. Wieder an der
Sonne dürfen dann die Franzosen The Socks
(auch wieder ein super Bandname!) den Sound ihres Debüts
präsentieren, der sich psychedelisch-rockig-grungig ausnimmt und dem
Publikum die Stimmung des Nachmittags versüsst. Danach folgt kurz-
bis mittelfristige Verwirrung, bis denn auch der letzte Kräuterfan
geschnallt hat, dass die britische Truppe
Alunah mit den Norwegern von Lonely Kamel den Platz getauscht
hat, und es sich bei Sängerin und Gitarristin Soph Day auf der
Indoor-Stage nicht um besagtes einsames Kamel, sondern um die
Frontfrau der doomigen Classic Rocker Alunah handelt. Mit souliger
Stimme rundet sie den psychedelisch-schleppenden Sound des Quartetts
ab, der mit ruhigen Vibes die von der Verwirrung der Running
Order-Änderung erhitzten Gemüter wieder besänftigt.
Lonely Kamel, die danach auf der
Side Stage spielen, grooven und bluesen ihren Weg durch die
psychedelische Soundlandschaft und tragen so zur weiteren
Entspannung der Stimmung bei – nicht, dass das nötig gewesen wäre,
aber man kann nie genug entspannt sein! Die Herren von Dozer, die
danach auf der Main Stage zu sehen und hören sind, haben dann aber
offensichtlich genug von so viel Entspannung und Gelöstheit, und
schalten einen Gang hoch. Die Auftritte der schwedischen
Stonertruppe, die sich 2012 nach längerer Pause reformiert hat, sind
rar und daher gut besucht – so ist auch jetzt das Z7 richtig gut
gefüllt. Anfangs scheint das super-entspannte Publikum von den
tonnenschweren Riffs des Sounds etwas überrollt – aber man fängt
sich schnell wieder und nach zwei weiteren Bieren legt sich die
Überforderung und macht wieder aufwallender Begeisterung Platz.
Der Abend hält langsam Einzug und wie sich der Himmel rot färbt
nimmt passend dazu Mars Red Sky die
Aussenbühne ein. Der psychedelische Stoner Rock der Franzosen findet
begeisterten Anklang beim langsam etwas erschöpften Publikum – es
wird wieder ruhiger und man hat Zeit, etwas Kraft für den
nachfolgenden Endspurt zu sammeln. Mit
<
Brant Bjork aus den Vereinigten Staaten tritt der drittletzte
Act des Festivals seinen Einsatz an und lockt das Volk wieder ins
Innere des Z7. Der Namensgeber ist ein Urgestein des Stoner Rock,
war Gründungsmitglied der legendären Kyuss und Schlagzeuger bei Fu
Manchu. Seine jetzige Begleitband heisst
Low Desert Punks und sie macht ihrem Namen alle Ehre: Desert
Rock meets Punk! Das Energielevel steigt wieder an und nähert sich
seinem Höhepunkt. Die New Yorker Naam
sind eindeutig inspiriert vom Rock der 70er und lassen die Stimmung
mit buntem, schwelgendem, psychedelischem Spacerock noch weiter
steigen. Für die meisten ist aber der Höhepunkt des Abends der
Auftritt von Kadavar, die sich
ebenfalls dem 70er Jahre-Sound verschrieben haben und seit ihrem
Debüt 2012 einen rasanten Aufstieg erlebt haben. Psychedelic meets
Doom meets Classic Rock – so darf ein perfekt gelungenes zweites Up
In Smoke-Festival ausklingen. Für diejenigen, die dann trotz den
zwei voll bepackten Tagen mit Musik und Party immer noch Energie
haben, gibt es wieder einen DJ bis um 02.15 Uhr – dann darf man sich
auf dem Boden des Z7 in seinen Schlafsack kuscheln und von der
nächsten Ausgabe des Up In Smoke träumen.
Das Up In
Smoke-Festival ist äusserst abwechslungsreich und die Veranstalter
beweisen ein wirklich gutes Händchen bei der Bandauswahl und vor
allem auch der Running Order, die die Energielevels immer wieder
etwas ansteigen und wieder runterkommen lässt. Auch für Nicht-Stoner
ist das ein Erlebnis und ich kann nur allen empfehlen, ihre
Vorurteile ruhen zu lassen und nächstes Jahr auch in den Rauch des
Z7einzutauchen.
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