Die längst legendär gewordene «Biker-Party» des Emmentaler
MC-Clubs «Dead Riders» findet bekanntlich alle zwei Jahre statt und
heuer war es wieder mal soweit! Auf dem weitläufigen Gelände der
Gemeinde Sumiswald wurde abermals die riesige Infrastruktur
errichtet, die es für so einen Anlass zwingend braucht. Im Zentrum
des allgemeinen Interesses standen natürlich
die Motorräder, dessen Fahrer auch zahlreich aus dem Ausland
angereist waren. Diese willkommenen Gäste und viele der heimischen
Biker richteten es sich in der nicht zu übersehenden Zelt-Stadt
entsprechend gemütlich ein. Nebst verschiedenen Events, bei denen
diverse Motorräder oder zumindest motorisierte Vehikel die
Hauptrolle spiel(t)en, kommt in Sumiswald jeweils auch die Musik
nicht zu kurz! Aktuell gastierten am Samstag die britischen
Rock-Dinos von Uriah Heep im grossen Festzelt. Deshalb machte sich
meine Wenigkeit für Metal Factory auf in den Kanton Bern. Nach dem
nassen Auftakt am Vortag zeigte sich das Wetter erfreulicherweise
wieder von seiner schönen wie angenehmen Seite.
Uriah Heep
Im Verlauf des Abends sickerte durch, dass Mick Box & Co. extra für
diesen Auftritt direkt eingeflogen wurden! Somit liess sich die
Wertschätzung für diesen Anlass bereits ermessen, bevor auch nur ein
Ton gespielt wurde. Als Support fungierte der halbgare
Musicstar-Rocker Dani Kandlbauer mit Band, der sich zwar sichtlich
Mühe gab und immerhin eine grosse Portion guter Laune versprühte.
Der Zuspruch hielt sich jedoch in Grenzen und darum kam erst Leben
in die Bude, als Uriah Heep die Bühne um etwa 22.15 Uhr enterten.
Mit dabei hatten sie nebst ihren Alltime-Classics natürlich auch
Songs
des neuen Hammer-Albums «Wake The Sleeper». Ganze zehn Jahre lang
mussten die Fans auf neues Studio-Material ihrer Helden warten
(exakt auf den Tag so lange war es übrigens auch her, seit Uriah
Heep das letzte Mal hier im Sumiswald auftraten!) und dabei auch den
langjährigen und unvergessenen Drummer Lee Kerslake verabschieden,
der gesundheitshalber aufhören musste. Sein muskelbepackter Ersatz
Russell Gilbrook ist seit Januar 2007 an Bord und sorgt seither für
noch nie dagewesene Power hinter den Kesseln. Diese kam bereits
schon dem aktuellen Release zu Gute und wurde bei «Overload», dem
Opener des heutigen Sets, sogleich wuchtig auf die Bühne gebracht.
Dabei ist vor allem der Double Bass Drum-Part gemeint. Weiter ging's
mit «Cry Freedom» vom 89er Album «Raging Silence». Noch weiter
zurück zu «Fallen Angel» (1978) ging es dann in der Band-Geschichte
mit «Falling In Love», einem eher selten gesehenen und gehörten
Vertreter in der Setlist. Das bunt gemischte Publikum wurde
zusehends geweckt, was in erster Linie der Verdienst vom gut
aufgelegten Sänger Bernie Shaw war. Boss Mick Box wirkte, nebst dem
Umstand dass man ihm sein Alter langsam ansieht, zu Beginn etwas
gelangweilt, taute dann aber zusehends auf und fand zurück zu seinen
gewohnt präzisen Riffs und Soli, inklusive der eigentümlichen
"Luftunterstützung" im Sinne eines Dirigenten. Leider war der Sound
insgesamt nicht so das Gelbe vom Ei, das heisst zwar soweit laut
genug, aber einfach
mit viel zu wenig Druck. Der Bass von Trevor Bolder war zum Beispiel
kaum mal so zu hören, wie er es hätte sein müssen. Allerdings
dürften an unterschiedlichen Standorten im übergrossen Festzelt
entsprechende Unterschiede geherrscht haben. Wie dem auch war...,
nach «Between Two Worlds», dem leider einzigen Track von «Sonic
Origami» (1998), wurde mit dem unverwüstlichen «The Wizard» der
Reigen der Klassiker eröffnet. Dazu hätte laut Setlist eigentlich
auch «Free Me» gehört, das aber unverständlicherweise ausgelassen
wurde. An der Stimmung dürfte es eher bis sicher nicht gelegen
haben, denn die Reaktionen der Fans waren ordentlich, wenn auch
nicht überschwenglich. «Shadow» machte schliesslich auch dem
letzten, allfälligen Zweifler klar, wie schweinegut das neue
Material geworden ist! Mein persönliches Highlight war allerdings
eine Hammer-Version vom unsterblichen «July Morning», wo Tastenmann
Phil Lanzon den grossen Ken Hensley würdig in Erinnerung rief. Auch
«Gypsy» und «Bird Of Prey» gerieten optimal und dass dann als letzte
Zugabe nach guten 75 Minuten noch die holde «Lady In Black» her
musste, lag auf der Hand. Die Sumiswalder Festhütte stimmte voll wie
lauststark in den obligaten Refrain ein und beschloss damit einen
nicht überwältigenden, aber doch sehr soliden Auftritt des
Headliners. Wer die Kult-Rocker nochmals sehen will, sollte sich am
8. November 2008 im Zürcher Volkshaus einfinden!
Setlist: «Overload» - «Cry Freedom» - «Falling In Love» - «Words In
Distance» - «Tears Of The World» - «Between Two Worlds» - «The
Wizard» - «Free Me (not played!)» - «Shadow» - «Sunrise» - «Gypsy» -
«Look At Yourself» - «July Morning» - «Bird Of Prey» - «Easy Livin'»
- «Lady In Black».
Unchain
Normalerweise ist nach dem Headliner ja Ende Feuer, aber wie schon
beim «Ice Rock» (Wasen i. E.) oder dem «Metal Inferno» (Lenzburg)
gelten hier in Sumiswald ebenfalls andere Gepflogenheiten. Unchain,
die ja früher mal Mines hiessen, sind bekannt für ihre mitreissenden
und energetischen Live-Shows, die vor allem den guten und kernigen
Rock'n'Roll betreffen. Dass der Zuspruch um diese Zeit und
überhaupt, respektive zwangsläufig stark nachgelassen hatte, dürfte
der Band mindestens einen kleinen Stimmungs-Dämpfer versetzt
haben.
Tom (v), Marco (g), Mike (g), Emi (b) und Pasi (d) kümmerte das
jedoch nicht die Bohne. Das heisst, sie liessen sich überhaupt
nichts anmerken und so zockte der quirlige Fünfer mit Blickfang Emi
seinen «Pure Rock'n'Roll» leidenschaftlich wie professionell runter.
Gegen 1.30 Uhr waren meine körpereigenen Batterien (nicht etwa die
der Fotokamera!) dann aber definitiv leer, sprich ich musste ja noch
einen etwa stündigen Heimweg unter die Räder nehmen. So zog ich
Solothurner also vorzeitig aus dem Emmental ab und legte mir vorher
noch das zwischenzeitliche Verdikt zurecht, dass ich Unchain auch
schon mal einen Tacken besser gesehen habe. In diesem Sinne: Bis zur
nächsten Party 2010 - Dead Riders..., hell yeah!
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