Livereview: Uriah Heep - Pat McManus
24. November 2009, Z7 Pratteln
By Roger W.
Wer kennt sie nicht, die Hits „Free Bird“, „Easy Livin’“ oder das Lagerfeuer-Lied „Lady In Black“? Uriah Heep haben sie in den 70er Jahren zu Weltstars gemacht. Heute scheint die Band unsterblich zu sein. Allerdings muss sie aufpassen, dass sie nicht nur von einem ergrauten Publikum gehört wird. Im Z7 jedenfalls war an diesem Dienstagabend das Durchschnittsalter gut über 50. Dazwischen quetschten sich aber auch einige Junge, die den Sound wohl noch lange in ihren Herzen tragen werden. Ebenfalls gut erinnern wird sich das Publikum an die famose Blues-Rock-Band Pat McManus, die das Publikum für Uriah Heep schon mal passend vorbereiteten. Warum Uriah Heep aber erst bei der Zugabe punkten konnten, erfahrt Ihr hier.

Pat McManus

Sagt Euch der Name der Nordirischen Band Mama’s Boys etwas? Nicht? Na egal. Zumindest in den 80er Jahren scheint die Hard Rock-Band um die drei Brüder McManus erfolgreich gewesen zu sein. Es folgten Tourneen mit Ratt und Rush durch die USA. Um 1993 löste sich die Band schliesslich auf. An diesem Abend beehrte uns Gitarrist, Sänger und Gelegenheitsfiedler Pat mit seiner Solo-Gruppe, die heute eher Blues- als Hard Rock spielt. „Let the music do the talking“ hiess es in der ersten Hälfte seines Auftrittes, und das Publikum liess sich gerne mitreissen. Da Pat mit den verschiedenen Effektgeräten und dem Gesang ans Mikrofon gebunden war, überliess er die Bewegung auf der Bühne seinem Bassisten Gordon Sheridan. Dieser lungerte wie ein Tiger umher und gab dem Ganzen zusammen mit Schlag-zeuger Paul Falcoon den richtigen Drive und die Basis für Pat's Melodien. Denn nicht nur im Gesang war der Nordire nachvollziehbaren Bögen verpflichtet, sondern auch bei seinen Soli. Dazu kam ein äusserst warmer Gitarrensound, der abwechslungsreiche Lieder hervorzau-berte. Nach einem ziemlichen metall-ischen Stück taute Pat langsam auf, und animierte das Publikum plötzlich vermehrt zu klatschen. Zudem packte er eine E-Geige und spielte darauf den Schluss des Metal-Songs. Das sorgte für Laune, so dass auch die „Hey“-Rufe auf fruchtbaren Boden und Echo stiessen. Davon beschwingt wurden auch die Gitarren-Soli länger, die aber plötzlich in reine Selbstdarstellung mündeten. Für kurze Zeit stellte sich Langeweile ein, obwohl Pat auch das Spielen mit seiner Gitarre auf dem Rücken präsentierte. Pat war aber genug Profi, um die Kurve nochmals zu kriegen. Kurzerhand verschwand die Begleitband und der Leader sang nur mit einer Akustik-Klampfe in der Hand. Bevor sich Pat und seine Band unter tosendem Applaus verabschieden konnten, wurde es nochmals laut. Nach einem Dank an Uriah Heep und an die Tourcrew war schliesslich die Stunde um, und der Nordire konnte zufrieden die Bühne verlassen.

Uriah Heep
Uriah Heep machten danach den Fehler, mit sechs Songs zu starten, die dem Publikum weitgehend unbekannt waren. „Wake The Sleeper“, „Only Human“, „Book Of Lies“ und „Corridors Of Madness“ wurden vor nicht einmal zwei Jahren auf CD gebrannt. Während „Return To Fantasy“ und „Bird Of Prey“ unbekanntere Songs aus den 70er Jahren sind. Im Publikum wollte deshalb kaum Stimmung aufkommen, auch wenn sich die Briten redlich Mühe gaben. Passend zur Vorweihnachtszeit sind Uriah Heep mittlerweile zur Weiss-Haar-Band mutiert, bei der nur Neuschlag-zeuger Russel Gilbrook mit seiner Glatze und Bassist Trevor Bolder mit seinen braunen, langen Haaren aus dem Rahmen fielen. Das einzig verbliebene Gründungsmitglied Mick Box scheint in Würde gealtert zu sein und blickte zufrieden und gelassen ins Publikum. Das theatralische „Love In Silence“ aus dem Jahr 1995 schaffte dann zum ersten Mal so etwas wie Stimmung. Sänger Bernie Shaw zeigte danach beim nur vom Keyboard begleiteten „Rain“, was er auch noch immer hohen Alter draufhat. Gänsehaut war angesagt und der vordere Teil des Z7 endgültig in seinen Bann gezogen. „Wizard“ kam da gerade recht und provozierte zum Mitklatschen und Singen. Allerdings war Bernie mit dem Publikum nicht zufrieden. „Who was singing“, fragte er und war erstaunt über die vielen Rückmeldungen. „Oh no, I know you weren’t all singnig! I’m feeling like a teacher.” Der Sänger wirkte dabei nicht besserwisserisch, sondern sympathisch und auf dem Boden geblieben. Besser als bei „Wizard“ klappte das Mitsingen bei „Free Me“, wobei auch hier noch klar Steigerungspotenzial vorhanden war. Als „one of the first Heavy Metal-Songs“ kündigtet Gitarrist Mick Box “Free N’Easy” von 1977 an, und tatsächlich sollte es der wohl härteste Song des Abends werden. Weiter ging es mit „Sunrise“, „Gypsy“, dem neuen „Angels Walk With You“ und „July Morning“, wobei auch hier das Mitklatschen nicht immer klappen wollte. Und selbst bei „Easy Livin’“ hatten Uriah Heep trotz Engagement und sichtlichem Spass Mühe, aus einer herzlichen Stimmung eine kochende zu provozieren. Als die Band danach für die Zugabe noch einmal auf die Bühne kam, bedankte sich Mick Box für die jahrelange Treue der Fans und kündigte an, dass die Band 20 Minuten nach dem Konzert für Autogramme, Gespräche und Getränkeschlürfen am Merch-Stand stehe. Eine einzige Zugabe musste genügen und siehe, plötzlich war die Stimmung da, die ich in den vergangenen eineinhalb Stunden sträflich vermisst hatte. „Lady In Black“ sangen wirklich alle mit. So wurde aus dem schönen Abend trotzdem noch ein beeindruckender, der allerdings eine klare Schwäche bei der Zusammensetzung der Setliste zeigte. Fürs nächste Mal wünsche ich mir deshalb das Experiment, die Klassiker besser zu verteilen. Alleine aber die Tatsache, dass sich Uriah Heep immer noch getrauen, ganz neue Songs zu spielen, lässt die Band als frisch und mutig erscheinen. Mick Box Ansage vor „Lady In Black“, in der er meinte „This song is much your song then our’s“ lässt dabei die Vermutung aufkommen, dass Uriah Heep zwar den Fans zuliebe die ewigen Klassiker spielen, sich aber auch davon zu befreien versuchen.


Setliste Uriah Heep: Wake The Sleeper, Return To Fantasy, Only Human, Book Of Lies, Bird Of Prey, Corridors Of Madness, Love In Silence, Rain, Wizard, Free Me, Free An’Easy, Sunrise, Gypsy, Angels Walk With You, July Morning, Easy Livin’, Lady In Black