Wer kennt sie nicht, die Hits „Free Bird“, „Easy Livin’“ oder das
Lagerfeuer-Lied „Lady In Black“? Uriah Heep haben sie in den 70er
Jahren zu Weltstars gemacht. Heute scheint die Band unsterblich zu
sein. Allerdings muss sie aufpassen, dass sie nicht nur von einem
ergrauten Publikum gehört wird. Im Z7 jedenfalls war an diesem
Dienstagabend das Durchschnittsalter gut über 50. Dazwischen
quetschten sich aber auch einige Junge, die den Sound wohl noch
lange in ihren Herzen tragen werden. Ebenfalls gut erinnern wird
sich das Publikum an die famose Blues-Rock-Band Pat McManus, die das
Publikum für Uriah Heep schon mal passend vorbereiteten. Warum Uriah
Heep aber erst bei der Zugabe punkten konnten, erfahrt Ihr hier.
Pat McManus
Sagt Euch der Name der Nordirischen Band Mama’s Boys etwas? Nicht?
Na egal. Zumindest in den 80er Jahren scheint die Hard Rock-Band um
die drei Brüder McManus erfolgreich gewesen zu sein. Es folgten
Tourneen mit Ratt und Rush durch die USA. Um 1993 löste sich die
Band schliesslich auf. An diesem Abend beehrte uns Gitarrist, Sänger
und Gelegenheitsfiedler Pat mit seiner Solo-Gruppe, die heute eher
Blues- als Hard Rock spielt. „Let the music do the talking“ hiess es
in der ersten Hälfte seines Auftrittes, und das Publikum liess sich
gerne mitreissen. Da Pat mit den verschiedenen Effektgeräten und dem
Gesang ans Mikrofon gebunden war, überliess er die Bewegung auf der
Bühne seinem Bassisten Gordon Sheridan. Dieser lungerte wie ein
Tiger umher und gab dem Ganzen zusammen mit Schlag-zeuger Paul
Falcoon den richtigen Drive und die Basis für Pat's Melodien. Denn
nicht nur im Gesang war der Nordire nachvollziehbaren Bögen
verpflichtet, sondern auch bei seinen Soli. Dazu kam ein äusserst
warmer Gitarrensound, der abwechslungsreiche Lieder hervorzau-berte.
Nach einem ziemlichen metall-ischen Stück taute Pat langsam auf, und
animierte das Publikum plötzlich vermehrt zu klatschen. Zudem packte
er eine E-Geige und spielte darauf den Schluss des Metal-Songs. Das
sorgte für Laune, so dass auch die „Hey“-Rufe auf fruchtbaren Boden
und Echo stiessen. Davon beschwingt wurden auch die Gitarren-Soli
länger, die aber plötzlich in reine Selbstdarstellung mündeten. Für
kurze Zeit stellte sich Langeweile ein, obwohl Pat auch das Spielen
mit seiner Gitarre auf dem Rücken präsentierte. Pat war aber genug
Profi, um die Kurve nochmals zu kriegen. Kurzerhand verschwand die
Begleitband und der Leader sang nur mit einer Akustik-Klampfe in
der Hand. Bevor sich Pat und seine Band unter tosendem Applaus
verabschieden konnten, wurde es nochmals laut. Nach einem Dank an
Uriah Heep und an die Tourcrew war schliesslich die Stunde um, und
der Nordire konnte zufrieden die Bühne verlassen.
Uriah Heep
Uriah Heep machten danach den Fehler, mit sechs Songs zu starten,
die dem Publikum weitgehend unbekannt waren. „Wake The Sleeper“, „Only
Human“, „Book Of Lies“ und „Corridors Of Madness“ wurden vor nicht
einmal zwei Jahren auf CD
gebrannt. Während „Return To Fantasy“ und
„Bird Of Prey“ unbekanntere Songs aus den 70er Jahren sind. Im
Publikum wollte deshalb kaum Stimmung aufkommen, auch wenn sich die
Briten redlich Mühe gaben. Passend zur Vorweihnachtszeit sind Uriah
Heep mittlerweile zur Weiss-Haar-Band mutiert, bei der nur
Neuschlag-zeuger Russel Gilbrook mit seiner Glatze und Bassist Trevor
Bolder mit seinen braunen, langen Haaren aus dem Rahmen fielen. Das
einzig verbliebene Gründungsmitglied Mick Box scheint in Würde
gealtert zu sein und blickte zufrieden und gelassen ins Publikum.
Das theatralische „Love In Silence“ aus dem Jahr 1995 schaffte dann
zum ersten Mal so etwas wie Stimmung. Sänger Bernie Shaw zeigte
danach beim nur vom Keyboard begleiteten „Rain“, was er auch noch
immer hohen Alter draufhat. Gänsehaut war angesagt und der vordere
Teil des Z7 endgültig in seinen Bann gezogen. „Wizard“ kam da gerade
recht und provozierte zum Mitklatschen und Singen. Allerdings war
Bernie mit dem Publikum nicht zufrieden. „Who was singing“, fragte
er und war erstaunt über die vielen Rückmeldungen. „Oh no, I know
you weren’t all singnig! I’m feeling like a teacher.” Der Sänger
wirkte dabei nicht besserwisserisch, sondern sympathisch und auf dem
Boden geblieben. Besser als bei „Wizard“ klappte das Mitsingen bei
„Free Me“, wobei auch hier noch klar Steigerungspotenzial vorhanden
war. Als „one of the first Heavy Metal-Songs“ kündigtet Gitarrist
Mick Box “Free N’Easy” von 1977 an, und tatsächlich sollte es der
wohl härteste Song des Abends werden. Weiter ging es mit „Sunrise“,
„Gypsy“, dem neuen „Angels Walk With You“ und „July Morning“, wobei
auch hier das Mitklatschen nicht immer klappen wollte. Und selbst
bei „Easy Livin’“ hatten Uriah Heep trotz Engagement und sichtlichem
Spass Mühe, aus einer herzlichen Stimmung eine kochende zu
provozieren. Als die Band danach für die Zugabe noch einmal auf die
Bühne kam, bedankte sich Mick Box für die jahrelange Treue der Fans
und kündigte an, dass die Band 20 Minuten nach dem Konzert für
Autogramme, Gespräche und Getränkeschlürfen am Merch-Stand stehe.
Eine einzige Zugabe musste genügen und siehe, plötzlich war die Stimmung da, die ich in den vergangenen eineinhalb Stunden sträflich
vermisst hatte. „Lady In Black“ sangen wirklich alle mit. So wurde
aus dem schönen Abend trotzdem noch ein beeindruckender, der
allerdings eine klare Schwäche bei der Zusammensetzung der Setliste
zeigte. Fürs nächste Mal wünsche ich mir deshalb das Experiment, die
Klassiker besser zu verteilen. Alleine aber die Tatsache, dass sich
Uriah Heep immer noch getrauen, ganz neue Songs zu spielen, lässt
die Band als frisch und mutig erscheinen. Mick Box Ansage vor „Lady
In Black“, in der er meinte „This song is much your song then our’s“
lässt dabei die Vermutung aufkommen, dass Uriah Heep zwar den Fans
zuliebe die ewigen Klassiker spielen, sich aber auch davon zu
befreien versuchen.
Setliste Uriah Heep: Wake The Sleeper, Return To Fantasy, Only
Human, Book Of Lies, Bird Of Prey, Corridors Of Madness, Love In
Silence, Rain, Wizard, Free Me, Free An’Easy, Sunrise, Gypsy, Angels
Walk With You, July Morning, Easy Livin’, Lady In Black
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