Livereview: Uriah Heep
08. Dezember 2010, Aarburg - Moonwalker Club
By Rockslave
Unlängst konnten Uriah Heep ja ihr 40. Bandjubiläum feiern, haben dazu mit «Celebration» eine passende CD mit starken Neueinspielungen ihrer grössten Hits am Start und sind immer noch, das heisst seit Jahren, unermüdlich am Touren! Seit 2007, für den gesundheitlich etwas angeschlagenen Langzeit-Drummer Lee Kerslake, der Hüne Russell Gilbrook hinter den Kesseln als Nachfolger Platz genommen hat, verfügt die Kult-Band um das einzig verbliebene Ur-Mitglied Mick Box (g) über eine erfreulich neue Schlagkraft im wahrsten Sinne des Wortes. Der auffällig tätowierte Glatzkopf legt Power und Präzision gleichermassen an den Tag und kann getrost als Frischzellenkur bezeichnet werden. Da die Band eine Location wie das Z7 immer noch locker sehr gut füllen kann, erstaunte es dann doch, dass ein Konzert im Aarburger Moonwalker Club angesagt war. Mit einem Fassungsvermögen von etwa gut 450 Fans stand deshalb ein Auftritt im intimen Rahmen an und meine Wenigkeit wurde nicht enttäuscht. Das Konzert war einfach nur gigantisch und mutierte zum persönlichen Highlight des Jahres!

Uriah Heep

Da muss ich hin! Das war mein erster wie sofortiger Gedanke, als ich auf diese Ankündigung aufmerk-sam wurde. Was gibt es Geileres, als so eine Kult-Band von ganz nah erleben zu können?! Wirklich nötig hätte es Gründer Mick Box (g) wohl nicht mehr, immer noch fleissig in der Welt herum zu tingeln. Zum Glück aller Fans lässt er aber mit seinem endgültigen Rückzug aufs Altenteil weiterhin auf sich warten. Dadurch kommt man immer noch in den Genuss zahlreicher unsterb-licher Hits, die weit über «Lady In Black» hinaus gehen. Dazu kommen einige neue Songs der letzten Alben, die qualitätsmässig nach wie vor auf einem erfreulich hohen Level daher kommen. So fand sich denn an diesem Abend das maximal Platz findende Publikum gut gelaunt und erwartungsvoll im Moonwalker ein. Der Altersdurch-schnitt war entsprechend hoch, aber es wurden auch ein paar jüngere Fans gesichtet. Die Bühne in Aarburg ist ja nicht so gross und war deshalb, da Phil Lanzons Keyboard natürlich nicht fehlen durfte, gut belegt. Allerdings hatte man nur gerade das Nötigste mit dabei, da PA und Licht aus dem Hause stammten. Drum-Tier Russell Gilbrook kümmerte das freilich wenig bis gar nicht und so präsentierte er entsprechend sein komplettes Arbeitsgerät. Mit «Wake The Sleeper», dem gleichnamigen Song des letzten Studioalbums, eröffnen Uriah Heep seit 2008 ihre Konzerte und das jeweils mit satter Power, die manch einen immer noch überrascht. Schon beim nachfolgenden Track «Overload» stellte ich höchst erfreut fest, dass der Sound mördermässig gut daherkommt. Vor allem der bollernde und gnadenlos pumpende Bass von Trevor Bolder liess meine Kinnlade anhaltend nach unten klappen. Das war sowas von schweinegeil, wie ich es schon lange nicht mehr zu Gehör bekommen hatte.

Frontmann Bernie Shaw, der 2011 bereits ein unglaubliches Vierteljahrhundert als Sänger fungiert, hat alle seine Vorgänger um Längen überholt und macht sie so gut wie vergessen. Dieser war heute Abend, wie eigentlich immer, gut drauf und liess nichts anbrennen. Derweil spielte der inzwischen vollständig ergraute, aber immer noch langhaarige Mr. Box lustvoll seine schneidenden Riffs und theatralischen Soli. Wo andere Musiker schon längst nur noch gelangweilte Routine zelebrieren, verströmte der Chef echte Freude. Diese verspürten auch die bestens unterhaltenen Fans, die Zeugen dieses Hammer-Konzertes wurden. Obwohl wirklich schon steinalt, kamen die alten Killer «Return To Fantasy», «Bird Of Prey» oder «Wizard» (mit Akustikgitarre) frischer denn je daher. Dass man früher mitunter ebenfalls Songs mit Schmackes am Start hatte, bewies das schnelle «Free An' Easy» eindrücklich. «Corridors Of Madness» als eine der zwei neuen Kompositionen vom «Celebration»-Album lieferte zudem den Beweis, dass Uriah Heep es nach vier Dekaden immer noch drauf haben. Der einfach gestrickte Smasher «Free Me» animierte zu lautstarkem Mitsingen des begeisterten Publikums. «Shadow» als letzter Vertreter der Neuzeit rollte schliesslich den roten Teppich für das nach wie vor gigantische «July Morning» aus. Wer da keine Gänsehaut bekam, war ziemlich fehl am Platz! Nach so viel Pathos wurde es bei «Easy Livin'» dann nochmals richtig laut, bevor die Band die Bühne das erste Mal verliess. Für die Zugaben wurde nochmals in der Mottenkiste gewühlt und mit «Sunrise» sowie dem unerlässlichen «Lady In Black» ging nach rund 90 Minuten einer der geilsten Heep-Gigs zu Ende, den ich bisher je miterleben durfte! In dieser Form darf und kann sich Mick Box keineswegs vom Acker machen und ich kann mir gut vorstellen, dass er das bei guter Gesundheit in absehbarer Zeit auch nicht tun wird, hoffen wir es!

Setliste: «Wake The Sleeper» - «Overload» - «Return To Fanstasy» - «Only Human» - «Book Of Lies» - «Bird Of Prey» - «Corridors Of Madness» - «Wizard» - «Free Me» - «Free An' Easy» - «Gypsy» - «Look At Yourself» - «Angels Walk With You» - «Shadow» - «July Morning» - «Easy Livin'» -- «Sunrise» - «Lady In Black».