Unlängst konnten Uriah Heep ja ihr 40. Bandjubiläum feiern, haben
dazu mit «Celebration» eine passende CD mit starken Neueinspielungen
ihrer grössten Hits am Start und sind immer noch, das heisst seit
Jahren, unermüdlich am Touren! Seit 2007, für den gesundheitlich
etwas angeschlagenen Langzeit-Drummer Lee Kerslake, der Hüne Russell
Gilbrook hinter den Kesseln als Nachfolger Platz genommen hat,
verfügt die Kult-Band um das einzig verbliebene Ur-Mitglied Mick Box
(g) über eine erfreulich neue Schlagkraft im wahrsten Sinne des
Wortes. Der auffällig tätowierte Glatzkopf legt Power und Präzision
gleichermassen an den Tag und kann getrost als Frischzellenkur
bezeichnet werden. Da die Band eine Location wie das Z7 immer noch
locker sehr gut füllen kann, erstaunte es dann doch, dass ein
Konzert im Aarburger Moonwalker Club angesagt war. Mit einem
Fassungsvermögen von etwa gut 450 Fans stand deshalb ein Auftritt im
intimen Rahmen an und meine Wenigkeit wurde nicht enttäuscht. Das
Konzert war einfach nur gigantisch und mutierte zum persönlichen
Highlight des Jahres!
Uriah Heep
Da muss ich hin! Das war mein erster wie sofortiger Gedanke, als ich
auf diese Ankündigung aufmerk-sam wurde. Was gibt es Geileres, als so
eine Kult-Band von ganz nah erleben zu können?! Wirklich nötig hätte
es Gründer Mick Box (g) wohl nicht mehr, immer noch fleissig in der
Welt herum zu tingeln. Zum Glück aller Fans lässt er aber mit seinem
endgültigen Rückzug aufs Altenteil weiterhin auf sich warten.
Dadurch kommt man immer noch in den Genuss zahlreicher unsterb-licher
Hits, die weit über «Lady In Black» hinaus gehen. Dazu kommen einige
neue Songs der letzten Alben, die qualitätsmässig nach wie vor auf
einem erfreulich hohen Level daher kommen. So fand sich denn an
diesem Abend das maximal Platz findende Publikum gut gelaunt und
erwartungsvoll im Moonwalker ein. Der Altersdurch-schnitt war
entsprechend hoch, aber es wurden auch ein paar jüngere Fans
gesichtet. Die Bühne in Aarburg ist ja nicht so gross und war
deshalb, da Phil Lanzons Keyboard natürlich nicht fehlen durfte, gut
belegt. Allerdings hatte man nur gerade das Nötigste mit dabei, da
PA und Licht aus dem Hause stammten. Drum-Tier Russell Gilbrook
kümmerte das freilich wenig bis gar nicht und so präsentierte er
entsprechend sein komplettes Arbeitsgerät. Mit «Wake The Sleeper»,
dem gleichnamigen
Song des letzten Studioalbums, eröffnen Uriah Heep
seit 2008 ihre Konzerte und das jeweils mit satter Power, die manch
einen immer noch überrascht. Schon beim nachfolgenden Track «Overload»
stellte ich höchst erfreut fest, dass der Sound mördermässig gut
daherkommt. Vor allem der bollernde und gnadenlos pumpende Bass von
Trevor Bolder liess meine Kinnlade anhaltend nach unten klappen. Das
war sowas von schweinegeil, wie ich es schon lange nicht mehr zu
Gehör bekommen hatte.
Frontmann Bernie Shaw, der 2011 bereits ein unglaubliches
Vierteljahrhundert als Sänger fungiert, hat alle seine Vorgänger um
Längen überholt und macht sie so gut wie vergessen. Dieser war heute
Abend, wie eigentlich immer, gut drauf und liess nichts anbrennen.
Derweil spielte der inzwischen vollständig ergraute, aber immer noch
langhaarige Mr. Box lustvoll seine schneidenden Riffs und
theatralischen Soli. Wo andere Musiker schon längst nur noch
gelangweilte Routine zelebrieren, verströmte der Chef echte Freude.
Diese verspürten auch die bestens unterhaltenen Fans, die Zeugen
dieses Hammer-Konzertes wurden. Obwohl wirklich schon steinalt,
kamen die alten Killer «Return To Fantasy», «Bird Of Prey» oder
«Wizard» (mit Akustikgitarre) frischer denn je daher. Dass man früher
mitunter ebenfalls Songs mit Schmackes am Start hatte, bewies das
schnelle «Free An' Easy» eindrücklich. «Corridors Of Madness» als
eine der zwei neuen Kompositionen vom «Celebration»-Album lieferte
zudem den Beweis, dass Uriah Heep es nach vier Dekaden immer noch
drauf haben. Der einfach gestrickte Smasher «Free Me» animierte zu
lautstarkem Mitsingen des begeisterten Publikums. «Shadow» als
letzter Vertreter der Neuzeit rollte schliesslich den roten Teppich
für das nach wie vor gigantische «July Morning» aus. Wer da keine
Gänsehaut bekam, war ziemlich fehl am Platz! Nach so viel Pathos
wurde es bei «Easy Livin'» dann nochmals richtig laut, bevor die
Band die Bühne das erste Mal verliess. Für die Zugaben wurde
nochmals in der Mottenkiste gewühlt und mit «Sunrise» sowie dem
unerlässlichen «Lady In Black» ging nach rund 90 Minuten einer der
geilsten Heep-Gigs zu Ende, den ich bisher je miterleben durfte! In
dieser Form darf und kann sich Mick Box keineswegs vom Acker machen
und ich kann mir gut vorstellen, dass er das bei guter Gesundheit in
absehbarer Zeit auch nicht tun wird, hoffen wir es!
Setliste: «Wake The Sleeper» - «Overload» - «Return To Fanstasy» - «Only
Human» - «Book Of Lies» - «Bird Of Prey» - «Corridors Of Madness» -
«Wizard» - «Free Me» - «Free An' Easy» - «Gypsy» - «Look At Yourself»
- «Angels Walk With You» - «Shadow» - «July Morning» - «Easy Livin'»
-- «Sunrise» - «Lady In Black».
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