Livereview: Vader - Krisiun - Essence - Darkmoon
18. Juni 2011, Zürich Dynamo
By Natalya N.

Mitte Juni besuchte ich die "Summer Campaign 2011", wo Vader und Krisiun, Vertreter des polnischen und brasilianischen Death Metals, als Headliner auf der Bühne auftraten. Dieses Event wurde von Meh Suff! veranstaltet und fand in verschiedenen europäischen Ländern, darunter Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Portugal, Italien, Holland usw. statt. Ich besuchte das schweizerische Konzert im Züricher Klub Dynamo, wo die schweizerische Melodic/Death-Band Darkmoon und die dänische Trash Metal-Band Essence als aufwärmende Bands vor den Headlinern auf der Bühne auftraten. Resistance, die vorher als dritte aufwärmende Band annonciert worden war, trat  nicht auf und der Anfang des Konzerts wurde auf eine Stunde später verschoben. Deswegen wurde der Klub erst um 19 Uhr geöffnet.

Die Hauptidee dieses Events bestand darin, das Publikum anzulocken, d.h. je ein neues Lied aus den neu entstandenen Musik-Alben zu präsentieren, die Vader und Krisiun bald erscheinen lassen werden. Da es ganz viele Leute in der Konzerthalle gab, muss ich zugeben, dass diese Idee auch kommerziellen Erfolg hatte. Die Nachrichten über neue Musik-Alben, die bald zu erscheinen sind, wecken doch immer grosses Interesse unter den Fans! Ausserdem konnten die Besucher dieses Events sowohl die neuen Lieder von Darkmoon (aus ihrem neuen Musik-Album „Wounds“) als auch die von Essence hören.

<<< Darkmoon
Während des Konzertes spielten Darkmoon die ganz neuen Lieder „Rise Up“ und „The Sword“ aus ihrem neuen Album „Wounds“. Sie begannen mit dem Lied „My Misery“, das zu ihrem vorigen erfolgreichen Album „Apocalyptic Syndrome“ gehört, gefolgt von „Caravan Of The Dead“ aus demselben Album. Aus ihren früheren Werken spielten sie „Winds Of Death“, „Dust In My Eyes“ und „Black Domain“. Trotzdem kann ich leider nicht sagen, dass die Akustik ideal war, weil die Drums und der Bass nicht deutlich genug klangen. Aber nichts zu machen – auf solche Probleme stösst jede Band, die als erste auftritt.

Essence
Die zweite aufwärmende Band machte auf mich einen ebenso positiven Eindruck. Das war die Band Essence, die erst in diesem Frühling ihr Debütalbum erscheinen liess. Diese jungen Dänen haben ein sehr hohes professionelles Niveau gezeigt. Sie bekamen genauso viel Vergnügen von ihrer eigenen Performance wie ihre Zuhörer — sie sangen ihre Lieder mit viel Drive und strahlten starke Energie aus. Die Musik dieser Band ist eine Art intellektueller Trash Metal mit vielen progressiven, instrumentalen Einsätzen. Besonders beeindruckend waren Bass-Soli und komplizierte Schlagzeugspartien. Essence spielten die Tracks „Pestilence“, „Arachnida“, „Blood Culture“ und „Lost In Violence“.

Krisiun
Nach einer halbstündigen Pause, die recht lange dauerte, traten die Headliner auf – zuerst Krisiun und dann Vader. Die Performance von Krisiun schien glanzvoller, hervorragender und emotionaler zu sein als alle anderen an jenem Abend, einschliesslich der von Vader. Das Gebrüder-Trio erstaunte alle nicht nur mit seinem starken Andrang, sondern auch mit dem hohen professionellen Niveau: Wir hörten einprägsame Riffs, durchdringende Soli sowie zügige und mächtige Drums. Besonders eindrucksvoll war das Bass-Spiel von Alex Camargo. Er bewegte sich so, als ob er den Bassgriff hinauf und hinabklettern würde. Die Finger seiner linken Hand berührten die Saiten, und der Musiker selbst sprang entweder zum Mikrophon, um die nächste Phrase darin hineinzubrüllen, oder er sprang abwärts, um sich an seinem Bass festzuklammern und eine markante Basspartie zu spielen. Krisiun begannen ihren Auftritt mit dem berührenden Lied „Combustion Inferno“, dessen Intro sie live spielten. Die Tracks „Vengeance's Revelation“, „Rites Of Defamation“ und „Vicious Wrath“ klangen old school und wirkten wie tosendes Meer. Dementsprechend wirkte das kontrastive, neue Material wie Musik absolut anderer Art: „Dissident Abomination“ ist ein Hit mit prägenden Riffs, wovon das Publikum total begeistert war.

Vader
Was die Performance von Vader anbelangt, so kann diese als gelungen bezeichnet werden, besonders wenn man die Bedingung in Rücksicht nimmt, dass der Bandbestand vor kurzem wieder geändert wurde. Glänzend war auch die Set-Liste von allen besten Liedern, die schon während zahlreicher Konzerte geprüft worden waren. Es war zu sehen, dass jeder Musiker sein Bestes auf der Bühne zeigte und dass jeder von ihnen seine einzigartige Individualität besitzt. Trotzdem spielte die Band nicht wirklich aufeinander abgestimmt. Wahrscheinlich wurde das von den seriösen Änderungen im Bandbestand verursacht, die vor der Erscheinung des neuen Albums stattfanden. Der Band-Leader Piotr ‚Peter’ Wiwczarek musste sich dem Bass-Spieler, dem Schlagzeuger und dem ungestümen, amerikanischen Gitarrenspieler Spider (Marco Martell) anpassen, der in der Band erst beim Schaffen des letzten Albums debütierte – zumindest schien es mir so zu sein. Der neue Bass-Spieler von Vader heisst Hal (Dead Infection, Hermh, Abused Majesty), er schloss sich der Band erst im März an. Die Lieder von Vader hörten sich so an, als ob die Musiker absichtlich etwas langsamer spielen würden. Meiner Meinung nach, war der Schlagzeuger Pawel ‚Paul’ Jaroszewicz daran schuld. Obwohl seine Schlagzeugspartien hart genug waren, ist er weder mit dem verstorbenen Krysztof ‚Doc’ Raczkowski, noch mit dem vorigen Schlagzeuger vergleichbar. Aber ich will Paul nicht strikt verurteilen, weil es vor kurzem bekannt gemacht wurde, dass er Vader aus Familiengründen bald verlässt. Trotzdem liess er seine Partien für das neue Album „Welcome To The Morbid Reich“ aufnehmen. Deswegen ist es besser, dass er und nicht der Engländer James Stewart, der ihn in der Zukunft ersetzen wird, das neue Lied mit Vader zusammen präsentierte. Vader begann ihre Performance mit der ausdrucksvollen Komposition „This Is The War“. Dann folgte das alte Lied „Sothis“ und einige relativ neue Lieder wie z.B. „Devilizer“ und „Rise Of Undead“. Aus ihren früheren Kompositionen spielten die Musiker „Back To The Blind“, „Wings“ und, wenn ich mich nicht irre, „Shadow Fear“ sowie „Carnal“. Da es in diesem Lied eben Vokalpartien im Vordergrund standen, bin ich der Meinung, dass Piotr seinen Zuhörern dadurch etwas sehr Wichtiges mitteilen wollte. Piotr benahm sich etwas merkwürdig, wirkte erhaben und sehr ruhig. Wenn er die Lieder erklärte, brummte er in seinen Bart, sodass seine Worte kaum zu hören waren. Seine Bewegungen und seine Rede waren äusserst ruhig, er lächelte viel und strahlte Seelenfrieden aus. Dafür bewegte sich der amerikanische Gitarrenspieler ‚Spider’ energisch auf der Bühne, seinen Platz ab und zu mit dem Bass-Spieler wechselnd, während derjenige mit eiserner Miene verschiedene gekünstelte Posen einnahm. Im Grossen und Ganzen kann man den Auftritt aber als gelungen bezeichnen.