Mitte Juni besuchte ich die "Summer Campaign 2011", wo Vader und
Krisiun, Vertreter des polnischen und brasilianischen Death Metals,
als Headliner auf der Bühne auftraten. Dieses Event wurde von Meh
Suff! veranstaltet und fand in verschiedenen europäischen Ländern,
darunter Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Portugal,
Italien, Holland usw. statt. Ich besuchte das schweizerische Konzert
im Züricher Klub Dynamo, wo die schweizerische Melodic/Death-Band
Darkmoon und die dänische Trash Metal-Band Essence als aufwärmende
Bands vor den Headlinern auf der Bühne auftraten. Resistance, die
vorher als dritte aufwärmende Band annonciert worden war, trat
nicht auf und der Anfang des Konzerts wurde auf eine Stunde später
verschoben. Deswegen wurde der Klub erst um 19 Uhr geöffnet.
Die Hauptidee dieses Events bestand darin, das Publikum anzulocken,
d.h. je ein neues Lied aus den neu entstandenen Musik-Alben zu
präsentieren, die Vader und Krisiun bald erscheinen lassen werden.
Da es ganz viele Leute in der Konzerthalle gab, muss ich zugeben,
dass diese Idee auch kommerziellen Erfolg hatte. Die Nachrichten
über neue Musik-Alben, die bald zu erscheinen sind, wecken doch
immer grosses Interesse unter den Fans! Ausserdem konnten die
Besucher dieses Events sowohl die neuen Lieder von Darkmoon (aus
ihrem neuen Musik-Album „Wounds“) als auch die von Essence hören.
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Darkmoon
Während des Konzertes spielten Darkmoon die ganz neuen Lieder „Rise
Up“ und „The Sword“ aus ihrem neuen Album „Wounds“. Sie begannen mit
dem Lied „My Misery“, das zu ihrem vorigen erfolgreichen Album „Apocalyptic
Syndrome“ gehört, gefolgt von „Caravan Of The Dead“ aus demselben
Album. Aus ihren früheren Werken spielten sie „Winds Of Death“, „Dust
In My Eyes“ und „Black Domain“. Trotzdem kann ich leider nicht
sagen, dass die Akustik ideal war, weil die Drums und der Bass nicht
deutlich genug klangen. Aber nichts zu machen – auf solche Probleme
stösst jede Band, die als erste auftritt.
Essence
Die zweite aufwärmende Band machte auf mich einen ebenso
positiven Eindruck. Das war die Band Essence, die erst in diesem
Frühling ihr Debütalbum erscheinen liess. Diese jungen Dänen haben
ein sehr hohes professionelles Niveau gezeigt. Sie bekamen genauso
viel Vergnügen von ihrer eigenen Performance wie ihre Zuhörer — sie
sangen ihre Lieder mit viel Drive und strahlten starke Energie aus.
Die Musik dieser Band ist eine Art intellektueller Trash Metal mit
vielen progressiven, instrumentalen Einsätzen. Besonders
beeindruckend waren Bass-Soli und komplizierte Schlagzeugspartien.
Essence spielten die Tracks „Pestilence“, „Arachnida“, „Blood
Culture“ und „Lost In Violence“.
Krisiun
Nach einer halbstündigen Pause, die recht lange dauerte, traten
die Headliner auf – zuerst Krisiun und dann Vader. Die Performance
von Krisiun schien glanzvoller, hervorragender und emotionaler zu
sein als alle anderen an jenem Abend, einschliesslich der von Vader.
Das Gebrüder-Trio erstaunte alle nicht nur mit
seinem starken Andrang, sondern auch mit dem hohen professionellen
Niveau: Wir hörten einprägsame Riffs, durchdringende Soli sowie
zügige und mächtige Drums. Besonders eindrucksvoll war das
Bass-Spiel von Alex Camargo. Er bewegte sich so, als ob er den
Bassgriff hinauf und hinabklettern würde. Die Finger seiner linken
Hand berührten die Saiten, und der Musiker selbst sprang entweder
zum Mikrophon, um die nächste Phrase darin hineinzubrüllen, oder er
sprang abwärts, um sich an seinem Bass festzuklammern und eine
markante Basspartie zu spielen. Krisiun begannen ihren Auftritt mit
dem berührenden Lied „Combustion Inferno“, dessen Intro sie live
spielten. Die Tracks „Vengeance's Revelation“, „Rites Of Defamation“
und „Vicious Wrath“ klangen old school und wirkten wie tosendes
Meer. Dementsprechend wirkte das kontrastive, neue Material wie
Musik absolut anderer Art: „Dissident Abomination“ ist ein Hit mit
prägenden Riffs, wovon das Publikum total begeistert war.
Vader
Was die Performance von Vader anbelangt, so kann diese als
gelungen bezeichnet werden, besonders wenn man die Bedingung in
Rücksicht nimmt, dass der Bandbestand vor kurzem wieder geändert
wurde.
Glänzend
war auch die Set-Liste von allen besten Liedern, die schon während
zahlreicher Konzerte geprüft worden waren. Es war zu sehen, dass
jeder Musiker sein Bestes auf der Bühne zeigte und dass jeder von
ihnen seine einzigartige Individualität besitzt. Trotzdem spielte
die Band nicht wirklich aufeinander abgestimmt. Wahrscheinlich wurde
das von den seriösen Änderungen im Bandbestand verursacht, die vor
der Erscheinung des neuen Albums stattfanden. Der Band-Leader Piotr
‚Peter’ Wiwczarek musste sich dem Bass-Spieler, dem Schlagzeuger und
dem ungestümen, amerikanischen Gitarrenspieler Spider (Marco
Martell) anpassen, der in der Band erst beim Schaffen des letzten
Albums debütierte – zumindest schien es mir so zu sein. Der neue
Bass-Spieler von Vader heisst Hal (Dead Infection, Hermh, Abused
Majesty), er schloss sich der Band erst im März an. Die Lieder von
Vader hörten sich so an, als ob die Musiker absichtlich etwas
langsamer spielen würden. Meiner Meinung nach, war der Schlagzeuger
Pawel ‚Paul’ Jaroszewicz daran schuld. Obwohl seine
Schlagzeugspartien hart genug waren, ist er weder mit dem
verstorbenen Krysztof ‚Doc’ Raczkowski, noch mit dem vorigen
Schlagzeuger vergleichbar. Aber ich will Paul nicht strikt
verurteilen, weil es vor kurzem bekannt gemacht wurde, dass er Vader
aus Familiengründen bald verlässt. Trotzdem liess er seine Partien
für das neue Album „Welcome To The Morbid Reich“ aufnehmen. Deswegen
ist es besser, dass er und nicht der Engländer James Stewart, der
ihn in der Zukunft ersetzen wird, das neue Lied mit Vader zusammen
präsentierte. Vader begann ihre Performance mit der ausdrucksvollen
Komposition „This Is The War“. Dann folgte das alte Lied „Sothis“
und einige relativ neue Lieder wie z.B. „Devilizer“ und „Rise Of
Undead“. Aus ihren früheren Kompositionen spielten die Musiker „Back
To The Blind“, „Wings“ und, wenn ich mich nicht irre, „Shadow Fear“
sowie „Carnal“. Da es in diesem Lied eben Vokalpartien im
Vordergrund standen, bin ich der Meinung, dass Piotr seinen Zuhörern
dadurch etwas sehr Wichtiges mitteilen wollte. Piotr benahm sich
etwas merkwürdig, wirkte erhaben und sehr ruhig. Wenn er die Lieder
erklärte, brummte er in seinen Bart, sodass seine Worte kaum zu
hören waren. Seine Bewegungen und seine Rede waren äusserst ruhig,
er lächelte viel und strahlte Seelenfrieden aus. Dafür bewegte sich
der amerikanische Gitarrenspieler ‚Spider’ energisch auf der Bühne,
seinen Platz ab und zu mit dem Bass-Spieler wechselnd, während
derjenige mit eiserner Miene verschiedene gekünstelte Posen einnahm.
Im Grossen und Ganzen kann man den Auftritt aber als gelungen
bezeichnen.
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