Kaiserslautern in Deutschland kennt wohl jeder Fussballfreak, doch
vor allem musikalisch hat die eher unspektakuläre Stadt in der Pfalz
richtig was zu bieten. Vanden Plas sind sehr wohl bekannt unter den
Progressive Metal Anhängern und legten meiner Meinung nach 2006 mit
«Christ O» eines ihrer besten Alben vor. Das Konzeptalbum welches
auf Grundlage des Romans „Der Graf von Monte Christo“ entstand, ist
für mich ein Kunstwerk der besonderen Art. Umgesetzt aus einer
originellen Mischung aus Oper, Musical und Progressive Metal wurde
«Christ O» mittlerweile in München und Kaiserslautern sogar am
Theater aufgeführt, was dem Album zusätzlich eine spezielle Note
verleiht. Ich hatte sogar das Glück diese Aufführung anzuschauen.
Nun folgt der nächste Streich: Eine Rockoper mit Motiven des
Fantasy-Autors Wolfgang Hohlbein wird in der nächsten Spielzeit am
Pfalztheater in Kaiserslautern uraufgeführt. Die Musik zu „Die
Chronik der Unsterblichen“ steuern selbstverständlich Vanden Plas
bei. In dem Stück werden Motive aus Hohlbeins gleichnamiger
Romanserie verarbeitet. Es ist die erste Bühnenumsetzung eines
Werkes des erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autors und die
Uraufführung ist für den 21. Januar 2012 geplant. Kulturell wie
musikalisch bewegen sich die fünf Musiker
auf hohem Niveau.
Grund genug nach Basel zu pilgern, um die Herren im Zuge ihrer
letzten CD Veröffentlichung „The Seraphic Clockwork“ (2010)
aufzusuchen, denn dort bespielten sie die eher ungewöhnliche
Location Grande Casino. Fährt man dort mit der Rolltreppe in den
letzten Stock hinauf, vorbei an 355 Glücksspielautomaten, 15
Spieltischen, Bars und Restaurants, erreicht man den Eventsaal „The
Flower“ wo mittlerweile rund 50 Veranstaltungen im Jahr organisiert
werden. Hier trinkt man eher Qualitätsschaumwein aus der Flöte als
Bier aus der Flasche. Der edel ausgestattete Raum mit Teppichboden,
Stehtischchen und der orangefarbenen im 70er-Look gehaltenen
Wandbespannung fasst bis zu 500 Besucher. Ich schätze an diesem Abend
haben ungefähr 300 Leute ihren Weg zu diesem Konzert gefunden. Da
die Band jeweils grosse Erfolge im Nachbarland Frankreich feiert, wunderte es
nicht, dass reichlich Fans den Weg über die Grenze gefunden hatten.
Vielleicht wären es ein paar Zuschauer mehr gewesen, wäre die
Altersgrenze nicht beschränkt. Aber ja, so ist das eben in einem
Casino: Kein Zutritt für Zuschauer unter 18 Jahren.
Vanden
Plas ist eine edle Band, warum also nicht mal in einem Ambiente
auftreten, das nicht der Norm entspricht? Zum Glück haben sie sich
dazu entschieden, die Präsenz auf Festivals eher gering zu halten.
Festival-Auftritte würden die Raffinessen und Feinheiten dieser
Musik einfach nicht zur Geltung bringen können. Wie gewohnt und
nicht anders erwartet, zeigte man sich in sehr guter Form und spielte
in bester Qualität. Es ist schwierig hier etwas zu finden, das man
bemängeln könnte. (Wobei die in der Denker-Pose bestimmt was zu
meckern hatten!). Die Gebrüder Andreas (d) und Stephan Lill (g) sowie
der Frontmann Andy Kunz spielen ja auch immerhin schon fast 30 Jahre
zusammen, Unprofessionalität ist hier Mangelware. Stimmlich bot Andy
Kunz glasklare, punktgenaue Vocals und liess es sich nicht nehmen, für
die Fans zu posieren und mit ihnen zu schäkern und herum zu albern.
Die Auswahl der Songs war ein Querschnitt durch die Bandgeschichte,
wobei der Schwerpunkt doch eher auf die letzen 2 Alben ausgerichtet
war. Sicher durften hierbei Titel wie „Holes In The Sky“ oder
„Christ O“ nicht fehlen. Am Ende der Show bedankte sich die Band bei
den Zuschauern und mischte sich unter das Publikum um Fragen zu
beantworten oder um Alben zu signieren. Gemunkelt wird, dass die
Band in Begleitung von Red Circuit nochmals vor dem grossen Auftritt
im September beim Prog Power Festival in den USA für ein paar
Warm-Up Shows in die Schweiz kommen wird. Das wäre grossartig, denn
für die Casino Show mussten Vanden Plas auf einen Support verzichten.
Sonst wären nämlich Red Circuit bestimmt mit von der Partie gewesen.
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