Die kultige Location der Stadt am Greifensee hat in den letzten
Jahren unzählige, international bekannte Acts auf der Bühne des
"Rock-City" aufspielen lassen. Meine persönliche, letzte Stippvisite
reicht allerdings bis zum Herbst 2005 (!) zurück, als Royal Hunt
(damals noch mit John West als Sänger) nach Uster gekommen waren.
Das mag jetzt seltsam anmuten, ist aber in der Tat so und erklärt
sich im Wesentlichen damit, dass der Ort für mich halt etwas weit
weg liegt. Am Vortag des Auftrittes beim "Summer Breeze"-Festival
gaben sich nun aber Vicious Rumors die Ehre, die mit ihrem aktuellen
Longplayer «Razorback Killers» eines der Genre-Jahreshighlights
abgeliefert haben. Bandleader Geoff Thorpe hat wiederum eine
schlagkräftige Truppe um sich geschart, wovon seit dem letzten Album
«Warball» (2006) nur Drummer Larry Howe übrig geblieben ist. Sänger
James Rivera wurde durch den deutlich jüngeren Brian Allen ersetzt,
der sich heute Abend nun bewähren musste. Als Anheizer fungierten
Wicca, bei denen Drummer Mario seinen letzten Gig vor seiner
Auswanderung spielte.
Wicca
Das deutsche Thrash-Urgestein aus Konstanz wurde, wie zahlreiche
andere Genre-Bands unseres nördlichen Landes-Nachbars auch, in den
80ern gegründet. Grössere Erfolge, wie sie Kreator, Destruction und
Konsorten erreichten, blieben ihnen bisher allerdings verwehrt. Im
Zuge des Thrash-Revivals der letzten Jahre konnte man sich jedoch
wieder ins Gespräch zurück bringen. Dieser Umstand gipfelte
schliesslich darin, dass 2007 das Debüt-Album «Splended Deed» von
1989 in remasterter Version vom koreanischen (!) Label "Bleeding
Chainsaw Records» wieder veröffentlicht wurde. Die guten Reaktionen
darauf animierten die Band dazu, erneut die Bühne zu erklimmen und
die Reunion aktiv anzugehen. Die grundsätzliche Nachfrage nach Wicca
liess dann bald einmal den Wunsch nach neuen Songs erkennen, die
2010 mit «Bloodrush» Tatsache wurden. Nachdem Wicca vor gut etwas
mehr als einem Monat in Zürich für Death Angel eröffnen durften,
konnte man für den heutigen Abend den Support-Slot für Vicious
Rumors ergattern. Darüber hinaus war dies der letzte Auftritt mit
Drummer Markus, der kurz darauf seine Zelte in Europa abbrach und
sich von seinen Kollegen in Richtung eines neuen Lebens
verabschiedete. Doch diesen Abgang musste er sich zuerst verdienen
und nach dem Intro eröffnete «Pull Down The Wall» den Konzertabend
im "Rock-City". Man sah es der Band schon an, dass sie nicht mehr
die Jüngsten sind, doch nichtsdestotrotz powerten sie volle Kanne
drauf los.
Sänger Olymp Skala erinnerte vom Gesang her etwas an
Chris Boltendahl (Grave Digger), während die beiden Gitarristen
Roberto Schmid und Connie Andreszka derweil einen satten
Riff-Teppich ausbreiteten. Das Ganze wirkte sehr tight und
routiniert, was eigentlich zu erwarten war. Die Setliste beherbergte
mehr als die Hälfte des neuen Albums und brachte innerhalb des
thrashigen Gerüstes verschiedene Tempi hervor. Die Soli klangen, wie
bei «Psychic Warfare» zweitweilen nach Slayer und Schmier & Co.
schimmerten zum Beispiel bei «Disneyland durch. Mit dem treffend
betitelten Schlusstrack «It's Enough» war dann nach 45 Minuten
definitiv Schicht im Schacht, für Wicca als erste Band des Abends
und Drummer Markus. Keine Ahnung, warum Wicca bislang nicht
bekannter geworden sind, doch mit «Bloodrush» haben sie ein durchaus
heisses Eisen im Feuer, das sich im zur Zeit recht überfluteten
Markt gut halten könnte.
Setliste: «Intro» - «Pull Down The Wall» - «I.O.U» - «Psychic
Warfare» - «Mega City» - «Sadsong» - «Bloodrush» - «Disneyland» - «Speed
Thrashing Kids» - «It's Enough».
Vicious Rumors
Geoff Thorpe und seine Jungs haben es nun tatsächlich fertig
gebracht, dass ich meinen Arsch nach mehrjähriger Abstinenz endlich
wieder mal ins "Rock-City" hin schwang. Wobei hier zu kneifen
wirklich eine ganz schlechte Idee gewesen wäre. Zum einen beweist
der aktuelle Studio-Rundling «Razorback Killers», zu was man
kompositorisch noch imstande ist und wenn es denn auf diesem
Planeten einen Mann gibt, der 100% Metal ist, dann gebührt diese
Ehre Geoff. Gerade in den jetzigen Zeiten, wo die Heavy Metal Szene
wieder deutlich erstarkt ist, geht es vor allem darum Qualität
abzuliefern, denn die Luft an der Spitze ist dünn. Allerdings ist
der Zug in Richtung Grosserfolg bei Vicious Rumors längst abgefahren
und es gibt heute noch Leute die sagen, dass dies auf den Tod von
Carl Albert (Autounfall 1995), dem charismatischen Sänger von einst
zurück geht. Doch letztlich hat sich die Band um Mastermind Thorpe
trotz unzähliger Lineup-Wechsel über Wasser halten können und das
will schon was heissen. Dass erfolgsmässig kleinere Brötchen backen
jedoch nicht zwingend auf Kosten der Freude bezüglich dem was man am
liebsten macht, geht, zeigten Vicious Rumors auf der Bühne des
"Rock-City". Die Setlisten, die aufgehängt und am Boden platziert
waren, sahen von der Anzahl Songs her erst mal nicht gerade üppig
aus und in der Tat handelte es sich um die Songs, die eigentlich
tags darauf auf dem "Summer Breeze"-Festival in Dinkelsbühl (D) zum
Zug kommen sollten. Da heute Abend aber eine Headliner-Show anstand,
hätten diese dafür kaum ausgereicht. Es ging aber nicht lange und
dann wurde klar, dass das Drehbuch von der Vorgabe abwich. Was dann
folgte, ist kaum mit Worten zu beschreiben! Leider keine 40 Fans (!)
wurden Zeuge einer der geilsten Power Metal Shows, die die Schweiz
wohl seit Langem je gesehen hatte. Der neue Sänger Brian
Allen
vermochte seinen Vorgänger James Rivera nicht vergessen machen, doch
nicht allen VR-Fans mundeten dessen hohe Screams. Diese hatte Brian
wie gesagt nicht drauf, aber die brauchte es auch gar nicht. Der
Streifzug durch die Top-Alben wie «Digital Dictator» (1988), «Welcome
To The Ball» (1992) oder dem dritten, selbst betitelten Meisterwerk
von 1990 war schlicht genial! Das jetzige Lineup mit Brian (v),
Geoff (g/v), Larry (g) sowie dem Neuzugang Kiyoshi Morgan (d) und
Bassist Stephen Goodwin (Live-Bassist der «Warball»-Tour) scheint
gut zu harmonieren, denn was die fünf Amis da auf kleinstem Raum
ablieferten, war echt von einem anderen Stern. Es war einfach nur
zum Niederknien geil, wie ein Kracher nach dem anderen folgte und es
bestätigte sich, dass auch die neuen Songs wie das tonnenschwere
«Black» sich bestens in die zahlreichen Power Nummern einreihen
konnte. Der Fokus lag jedoch klar in der glorreichen Vergangenheit,
da bezeichnenderweise keinerlei Songs von «Sadistic Symphony»
(2001), «Word Of Mouth» (1994), «Cyberchrist» (1998) oder «Something
Burning» (1996) gespielt wurden. Das heisst jetzt natürlich nicht,
dass dieses Material um Klassen schlechter wäre, wohl aber etwas
gewöhnungsbedürftig, sprich anders ausgefallen ist, als man das
gewohnt war. Die schweisstreibende und überraschend gut abgemischte
Show in Uster endete erst nach über 100 Minuten und hinterliess nur
zufriedene Gesichter, bei den Fans und dem Headliner gleichermassen.
Entgegen der unten aufgeführten Setliste, die so an der Wand hing,
aber nicht in dieser Reihenfolge durchgespielt wurde, performten sie
laut Geoff insgesamt 23 Songs, zu denen laut meinen Aufzeichnungen
mindestens auch noch «Axe To The Grind» gehörte. So und nicht anders
muss das sein!
Setliste: «Razorback Blade» - «Murderball» - «Digital Dictator» -
«Minute To Kill» - «The Crest» - «Worlds & Machines» - «Lady Took A
Chance» - «Cut Of The Shadows» - «Down To The Temple» - «Hellraiser»
- «Black» - «Bloodstained Sunday» - «Dust To Dust» - «Abandoned» - «Only
Live Twice» - «Let The Garden Burn» - «Ship Of Fools» - «On The
Edge» - «War/Soldiers Of The Night» - «Don't Wait For Me».
|
|