Dieser Event schien bis zum letzten Moment auf wackeligen Füssen
zu stehen. Mal abgesehen von der Tatsache, dass solche extreme Mucke
in der Schweiz tendenziell eher weniger Besucher anzieht, wollten
War From A Harlot's Mouth am Nachmittag partout nicht auftauchen –
Ein Problem, das bei näherer Betrachtung der wirklichen Tatsachen
noch weitaus grössere Ausmasse annahm: Sie hatten zudem die ganze
Backline (Sprich Gitarrenboxen, etc) im Schlepptau, also konnten die
anderen Bands nicht mal ihre eigenen Soundchecks durchführen. Mit
vier Stunden Verspätung und schlussendlich auch noch ohne Backline
schafften sie es aber immerhin dennoch ins Nouveau Monde - Knapp 40
Minuten vor der geplanten Türöffnung mussten noch Gitarrenboxen bei
lokalen Bands ausgegraben werden, von amtlichen Soundchecks war
nicht die Rede… manchmal kann's halt aus dem Ruder laufen.
Interessanterweise bot der chaotische Nachmittag aber nicht ein
annährend präzises Indiz für was am Abend passieren würde…
Tedh Secret
Tedh Secret stiegen mit knapp 40 Minuten Verspätung auf die Bühne,
sie hatten nicht mal Zeit, zwischen dem Soundcheck und dem Konzert
etwas zu essen… Rock'n'Roll ist halt nur was für die ganz Harten.
Nichtsdestotrotz langte die Band von Beginn weg ordentlich zu, vor
allem Sänger Grovo hing der Freak zum Hals raus - Aufmerksamen
Besuchern erinnerten sich, dass er vor knapp einem Jahr als
Ersatzsänger von Yog mit nach Fribourg ins Café le XXème gereist
war. Tedh Secret's Mucke kam äusserst chaotisch rüber, der
undurchsichtige Mix stiftete hier sicher einiges an Verwirrung. Die
Band führte zwar technisch gesehen äusserst sauber durch die
Gind-Sause, wirkte aber dafür in ihrem Stageacting etwas ungeübt.
Die bisher anwesenden 30 Nasen haute die Performance definitiv
nicht aus den Socken, aber als Aufwärmact für die kommenden Konzerte
sass die Sache.
Yog
Yog waren da schon ein ganz anderes Kaliber: Die Neuenburger touren
jetzt seit acht Jahren mit ihrem extremen Grind durch europäische
Gefilde, und markierten mit dem letztjährigen Album 'Years Of
Nowhere' einen klaren Höhepunkt in ihrer Geschichte. Die Band gab
sich von Anfang an keine
Blösse, und zeigte den ausharrenden 30
Nasen, wo der Grindhammer hing. Der Opener 'Love Failure Process'
leitete dabei 40 äusserst durchgeknallte Minuten ein, Yog zogen
sämtliche Register ihres Könnens und präsentierten dabei auch einige
neuere und unveröffentlichte Songs. Sänger Yonni schien
zwischendurch etwas stimmliche Probleme zu haben, konnte dies aber
durch seine intensive Performance locker wieder ausgleichen. An der
Instrumentalfraktion glänzte vor allem Drummer und Bandkopf Fabien
Bedoy, der mitunter zu den besten Schlagwerkern der Szene gehört:
Das stille Kerlchen beherrschte nicht nur sämtliche Techniken aus
dem Effeff, sondern haute dabei auch noch drauf wie ein
Bescheuerter… Was bei Blastbeats definitiv Seltenheitswert hat. Das
Publikum reagierte auf diesen schwer nachvollziehbaren Brocken
äusserst angetan, allein die Komplexität der dargebotenen Mucke
hinderte es daran, die Haare im Takt zu schwingen. Höhepunkt des
Sets war klar das abschliessende 'Death By Silent Tyrants', welches
in eine komplett andere Richtung als das restliche Songmaterial
haute – hier wurde plötzlich die Doomkeule ausgepackt, und Yog
rissen mit einer manischen Performance nochmal alles nieder.
War From A Harlot's Mouth
Irgendwann um Mitternacht war dann die Bühne reif für die deutschen
War From A Harlot's Mouth - Soundcheck hatte es aufgrund der
verspäteten Ankunft keinen gegeben, und auch sonst hatten die
meisten Anwesenden nicht wirklich eine Ahnung, was sie erwarten
würde. War From A Harlot's Mouth konterten freudigerweise mit der
vollsten Breitseite, und das mal eben locker aus der Hüfte - Was
darauf folgte, war eine gute Stunde lang pure technische
Durchgeknalltheit, gepaart mit unbändiger Spielfreude, und
dementsprechend frenetischen Reaktionen seitens des Publikums. Die
Band spielte sich in einen Rausch, blieb dabei aber Publikumsnahe
und präsentierte sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht - Eine
Tatsache, die sich nach und nach auch auf die Besucher übergriff.
War From A Harlot's Mouth konnten trotz der extremen und
anspruchsvollen Mucke den Saal locker für sich begeistern, und
bedankten sich dafür auch regelmässig. Das Songmaterial kam zwar
äusserst vertrackt daher, aber der lockeren Attitüde der Band und
allen voran des Drummers zum Dank, schien dies das einfachste auf
der Welt zu sein. Obwohl die Band wie schon erwähnt nur Zeit für
einen Line-Check eingeräumt kriegte, verfügte sie im Endeffekt
trotzdem über den besten Sound des Abends – Ein erneutes Beispiel
dafür, was Tightness und instrumentale Kontrolle für Auswirkungen
haben können. Knapp nach 1h15 war dann endgültig Zapfenstreich, die
Band bedankte sich zum x-ten Mal beim Publikum, und Sänger Nico
bekräftigte, dass das Nouveau Monde die 'Geilste Location sei, in
der sie je gespielt' hätten.
Dass sogar so extremer Metal verbinden kann, zeigte sich am Ende des
Abends im Gesichtsusdruck des Location-Verantwortlichen Olivier,
seines Zeichens eingeschworener Reggae-Fan: Der Rastaträger grinste
breit bis über beide Ohren und schwor, dies sei eine der besten
Shows gewesen, die er je gesehen habe…
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