Livereview: War From A Harlot0s Mouth - Yog - Tedh Secret
Full Metal: 12.12.2008, Le Nouveau Monde, Fribourg
By: El Muerte   Fotos: Llyrdwen
Dieser Event schien bis zum letzten Moment auf wackeligen Füssen zu stehen. Mal abgesehen von der Tatsache, dass solche extreme Mucke in der Schweiz tendenziell eher weniger Besucher anzieht, wollten War From A Harlot's Mouth am Nachmittag partout nicht auftauchen – Ein Problem, das bei näherer Betrachtung der wirklichen Tatsachen noch weitaus grössere Ausmasse annahm: Sie hatten zudem die ganze Backline (Sprich Gitarrenboxen, etc) im Schlepptau, also konnten die anderen Bands nicht mal ihre eigenen Soundchecks durchführen. Mit vier Stunden Verspätung und schlussendlich auch noch ohne Backline schafften sie es aber immerhin dennoch ins Nouveau Monde - Knapp 40 Minuten vor der geplanten Türöffnung mussten noch Gitarrenboxen bei lokalen Bands ausgegraben werden, von amtlichen Soundchecks war nicht die Rede… manchmal kann's halt aus dem Ruder laufen. Interessanterweise bot der chaotische Nachmittag aber nicht ein annährend präzises Indiz für was am Abend passieren würde…

Tedh Secret

Tedh Secret stiegen mit knapp 40 Minuten Verspätung auf die Bühne, sie hatten nicht mal Zeit, zwischen dem Soundcheck und dem Konzert etwas zu essen… Rock'n'Roll ist halt nur was für die ganz Harten. Nichtsdestotrotz langte die Band von Beginn weg ordentlich zu, vor allem Sänger Grovo hing der Freak zum Hals raus - Aufmerksamen Besuchern erinnerten sich, dass er vor knapp einem Jahr als Ersatzsänger von Yog mit nach Fribourg ins Café le XXème gereist war. Tedh Secret's Mucke kam äusserst chaotisch rüber, der undurchsichtige Mix stiftete hier sicher einiges an Verwirrung. Die Band führte zwar technisch gesehen äusserst sauber durch die Gind-Sause, wirkte aber dafür in ihrem Stageacting etwas ungeübt. Die bisher anwesenden 30 Nasen haute die Performance definitiv nicht aus den Socken, aber als Aufwärmact für die kommenden Konzerte sass die Sache.

Yog
Yog waren da schon ein ganz anderes Kaliber: Die Neuenburger touren jetzt seit acht Jahren mit ihrem extremen Grind durch europäische Gefilde, und markierten mit dem letztjährigen Album 'Years Of Nowhere' einen klaren Höhepunkt in ihrer Geschichte. Die Band gab sich von Anfang an keine Blösse, und zeigte den ausharrenden 30 Nasen, wo der Grindhammer hing. Der Opener 'Love Failure Process' leitete dabei 40 äusserst durchgeknallte Minuten ein, Yog zogen sämtliche Register ihres Könnens und präsentierten dabei auch einige neuere und unveröffentlichte Songs. Sänger Yonni schien zwischendurch etwas stimmliche Probleme zu haben, konnte dies aber durch seine intensive Performance locker wieder ausgleichen. An der Instrumentalfraktion glänzte vor allem Drummer und Bandkopf Fabien Bedoy, der mitunter zu den besten Schlagwerkern der Szene gehört: Das stille Kerlchen beherrschte nicht nur sämtliche Techniken aus dem Effeff, sondern haute dabei auch noch drauf wie ein Bescheuerter… Was bei Blastbeats definitiv Seltenheitswert hat. Das Publikum reagierte auf diesen schwer nachvollziehbaren Brocken äusserst angetan, allein die Komplexität der dargebotenen Mucke hinderte es daran, die Haare im Takt zu schwingen. Höhepunkt des Sets war klar das abschliessende 'Death By Silent Tyrants', welches in eine komplett andere Richtung als das restliche Songmaterial haute – hier wurde plötzlich die Doomkeule ausgepackt, und Yog rissen mit einer manischen Performance nochmal alles nieder.

War From A Harlot's Mouth
Irgendwann um Mitternacht war dann die Bühne reif für die deutschen War From A Harlot's Mouth - Soundcheck hatte es aufgrund der verspäteten Ankunft keinen gegeben, und auch sonst hatten die meisten Anwesenden nicht wirklich eine Ahnung, was sie erwarten würde. War From A Harlot's Mouth konterten freudigerweise mit der vollsten Breitseite, und das mal eben locker aus der Hüfte - Was darauf folgte, war eine gute Stunde lang pure technische Durchgeknalltheit, gepaart mit unbändiger Spielfreude, und dementsprechend frenetischen Reaktionen seitens des Publikums. Die Band spielte sich in einen Rausch, blieb dabei aber Publikumsnahe und präsentierte sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht - Eine Tatsache, die sich nach und nach auch auf die Besucher übergriff. War From A Harlot's Mouth konnten trotz der extremen und anspruchsvollen Mucke den Saal locker für sich begeistern, und bedankten sich dafür auch regelmässig. Das Songmaterial kam zwar äusserst vertrackt daher, aber der lockeren Attitüde der Band und allen voran des Drummers zum Dank, schien dies das einfachste auf der Welt zu sein. Obwohl die Band wie schon erwähnt nur Zeit für einen Line-Check eingeräumt kriegte, verfügte sie im Endeffekt trotzdem über den besten Sound des Abends – Ein erneutes Beispiel dafür, was Tightness und instrumentale Kontrolle für Auswirkungen haben können. Knapp nach 1h15 war dann endgültig Zapfenstreich, die Band bedankte sich zum x-ten Mal beim Publikum, und Sänger Nico bekräftigte, dass das Nouveau Monde die 'Geilste Location sei, in der sie je gespielt' hätten.

Dass sogar so extremer Metal verbinden kann, zeigte sich am Ende des Abends im Gesichtsusdruck des Location-Verantwortlichen Olivier, seines Zeichens eingeschworener Reggae-Fan: Der Rastaträger grinste breit bis über beide Ohren und schwor, dies sei eine der besten Shows gewesen, die er je gesehen habe…