Gäbe es in unserem Jahrespoll eine Sparte für Events mit der
grössten Ansammlung an Bands mit unaussprechlichen Namen, so wäre
dieser Anlass definitiv in den vorderen Rängen anzutreffen. Dabei
scheint auch hier die Binsenwarheit ins Schwarze zu treffen: Je
extremer der Bandname, desto extremer die dargebotene Mucke. Vom
direkten Hardcore/Metal–Gemisch von Salt The Wound, über den
Breakdown–lastigen Metal von A Plea For A Purging und dem mit
elektronischen Spielereien versetzten Nintendo–Core von Arsonists
Get All The Girls, bis hin zum mit ziemlicher Sicherheit
mathematisch konstruierten Wirr–Metal von War From A Harlots Mouth,
die Ausgangslage war klar: An diesem Abend würden die Zuhörer die
Ohren neu gerichtet kriegen. Nicht all zu überraschend hatten zum
Eventbeginn vielleicht gerade mal fünfzig Nasen den Weg nach Zizers
gefunden, die abgeschiedene Lage und das doch ziemlich fordernde
Bandpackage dürften hier eine tragende Rolle gespielt haben…
A Plea For A Purging schienen deswegen auch während ihrem 40–Minütigen
Gig etwas auf dem Bremspedal zu stehen. Zwar langten die Jungs
ordentlich hin, aber vor allem Fronter Andy schien nicht so richtig
warm werden zu wollen. Natürlich sass die Mucke trotzdem, die Band
hatte sich mittlerweile rund um den Globus gekämpft, und war
dementsprechend routiniert und in der Lage, trotz dem geringen
Publikumsaufmarsch eine mehr als saubere Performance hin zu legen.
Der grösste Teil ihres Materials glich sich bei genauem Hingucken
zwar frappant, aber das schien niemanden zu stören – Zumal der
visuelle Aspekt bei den Live–Shows von A Plea For A Purging durchaus
der Musik einen Tritt in den Hintern versetzt: Während Klampfer
Blake Martin dank der Gesichtsbehaarung wie ein frisch
ausgebrochener Varg Vikernes daherkam, und Bassist John Wand
dimensionstechnisch jedem Vikinger das Wasser hätte reichen können,
viel vor allem Fronter Andy auf: Der gute hatte dermassen
Körpervolumen am Start, dass man automatisch die Stabilität der
Bühne in anzweifelte. Seinem Gewicht zum trotz hielt er während der
ganzen Show allerdings nie still, und versuchte das Publikum
durchgehend zu animieren. Im Endeffekt gelang dem amerikanischen
Quintett mit dem Gig ein kleiner Achtungserfolg, aber mit etwas
konzentrierter Motivation hätte weit mehr drin liegen können.
Mit Salt The Wound stieg eine mir gänzlich unbekannte
Formation auf die Bühne, die ich mir im Vorfeld um Längen Hardcore–lastiger
vorgestellt habe – Die Formation aus Cleveland / Amerika gab mit
dieser Tour ihre Abschieds–Shows, deswegen sollten die europäischen
Gesichter noch mal ordentlich geplättet werden. Die Band gab sich
sich den Umständen entsprechend um einiges energetischer als noch A Plea For A
Purging, und konnte dafür auch klar die entsprechenden
Reaktionen einfahren. Auch hier war der Frontmann klar Zentrum des
Geschehens, aber die anderen Musiker agierten mindestens so direkt.
Die Hardcore–Mentalität machte sich dann auch eher in der Gestik,
als in der Musik bemerkbar – Die blieb konstant wuchtig und gekonnt
mit einigen Ecken versetzt, was mich positiv überraschte. Der
Auftritt an sich hinterliess bei mir deutlich mehr Eindruck als
derjenige von A Plea For A Purging, aber ich hatte trotzdem das
Gefühl, dass die Band noch lange nicht auf dem Höhepunkt ihres
kreativen Schaffens angekommen war. Schade, dass sich bereits jetzt
die Wege der Musiker trennen sollten…
Arsonists Get All The Girls waren dem Schweizer Publikum
bereits von einer Handvoll Gigs ein Begriff, aber die Reaktionen
werden sich wohl nie gross ändern: Während die Slamdancer förmlich
die so verehrten Breakdowns herbeiersehnten, konnte sich der grösste
Teil der anwesenden Besucher in Anbetracht der dargebotenen Mucke
die eine oder andere schräge Grimasse kaum verkneifen – Nintendo-Synthies im Metal fühlen sich auch für mich nach wie vor
etwas deplatziert an. Der Aufforderung des Sängers zu mehr Party
folgte dann auch kaum jemand im Saal, obwohl sich das Publikum über
den bisherigen Verlauf des Abends streckenweise nach vorne richtung
Bühne gearbeitet hatte, und sich nun zumindest die ganze Sache aus
nächster Nähe zu Gemüte führte. Arsonists Get All The Girls zogen
dann auch eine ziemlich routinierte Show ab, die wieder etwas
zurückgehaltenen Reaktionen zogen definitiv nicht spurlos an ihnen
vorbei. Am Ende ihres 40-Minütigen Sets köchelte dann auch der
Applaus auf Sparflamme, das Zizerser Publikum und die Band waren
wohl einfach nicht füreinander bestimmt.
War From A Harlots Mouth legten kurz darauf ein Lehrstück in
Sachen Wucht auf die Bretter: Da sämtliche Bands des Abends auf der
mehr oder weniger gleichen Backline zockten, und sich eigentlich
alle auf einen kurzen Line-Check verlassen mussten, konnten War From
A Harlots Mouth durch ihre schier unglaubliche Tightness bereits
beim ersten Song die Trophäe für den besten Live-Act des Abends
einsacken – Ihre beeindruckende Bühnenpräsenz gepaart mit dem
musikalischen Können waren klar die entscheidenden Faktoren. Obwohl
sämtliche Bands des Abends ein amtliches Niveau zur Schau stellten,
hoben die fünf Berliner den letzten Akt des Abends auf das nächste
Level. Die Besucher konnten sich dabei kaum von den Fäusten in die
Magengrube erholen, die Band schien komplett entfesselt, und zockte
sich quer durch ihre Longplayer - Da dies zudem eine Headliner-Tour
zum Support der aktuellen Platte «They Come In Shoals» war, lag der
Fokus dabei klar auf den Songs dieser Scheibe. Fronter Nico sprach
das Publikum zwar nie direkt an (Den Grund dazu erfahrt ihr weiter
unten), aber das hatte der Gig auch gar nicht nötig. Mit fünfzig
Minuten schlug er zwar etwas gar knapp bemessen zu Buche, ansonsten
lässt sich aber klar nix bemängeln - Vene, vidi, vici, War From A
Harlots Mouth.
Randnotiz:
Aufgrund einiger mit anwesenden Musikern der vier Bands geführten
Gesprächen, stellte sich heraus, dass sich der lokale Promoter um
die Gagen, wie auch die Schlafplätze duckste - Weswegen nach Salt
The Wound die Bands aufhörten, die Bühne für die beiden weiteren
Acts vorzubereiten. Scheinbar schien kurz darauf wenigstens
betreffend der Gagen eine Lösung gefunden worden zu sein, und der
Event konnte wie geplant weitergeführt werden. Die Verhandlungen
schlugen sich dabei dann auch auf den Gig von WFAHM nieder, und die
Band beschloss, den Veranstalter mit einem stillen Protest zu
bestrafen - Deswegen gab's während der Show auch keine Ansagen. Wie
sich am Tag darauf herausstellte, musste die Band dann nach dem
Abend nach Zürich weiterfahren, um entsprechende Schlafgelegenheiten
zu finden… MetalFactory.ch distanziert sich zwar von einseitiger
Berichterstattung, aber hier lagen die Fakten klar auf der Hand:
Eine abgelegene Location und extreme Mucke – Da kann niemand
überrascht reagieren, wenn der grosse Publikumsandrang ausbleibt…
Nachträgliche Anmerkung des Veranstalters. Seltsamerweise alles
in Grossbuchstaben... :
LIEBE FREUNDE.
DASS IN DIESEM BUSINESS JEDE MENGE SCHEISSE ERZÄHLT WIRD, IST
NORMAL, ABER DASS WIR ALS VERANSTALTER BESCHULDIGT WERDEN DEN BANDS
KEINE GAGE UND HOTEL ZU ZAHLEN, DAS IST UNTER ALLER SAU.
DA HEISST ES, DASS WIR UNS VOR DER GAGE UND DEM HOTEL VON W.F.A.H.M
UND DEN SUPPORTS GEDRÜCKT HABEN SOLLEN.
NUN JA, MAN SOLLTE IMMER BEIDE SEITEN DER GESCHICHTE KENNEN BEVOR
MAN VORURTEILE UND FALSCHE ANSCHULDIGUNGEN MACHT. EIN SOGENANNTER EL
MUERTE, WELCHER SICH ALS SCHREIBLING FÜR METAL FACTORY AUSSGIBT, HAT
EINEN BERICHT ÜBER DIE SHOW GESCHRIEBEN. ZU LESEN UNTER
www.metalfactory.ch UNTER LIVEREVIEWS.
SO EIN HOBBY-SCHREIBLING (EL MUERTE) SOLLTE WENN ER ERNST GENOMMEN
WERDEN WILL UNBEDINGT BEIDEN SEITEN FRAGEN WAS GENAU VORGEFALLEN IST
(DAS ALS KLEINER GRATIS TIPP).
WIR BEDAUERN SEHR, DASS DIESER UNPROFESSIONELLE BERICHT EIN FALSCHES
LICHT AUF UNSERE VERANSTALTUNGEN WIRFT.
F.T.S HAT W.F.A.H.M DIE VOLLE GAGE BEZAHLT, 2 STUNDEN NACH ANKUNFT
DER BAND UND ES IST NIE UM DIE GAGE GEGANGEN SONDERN UM DIE ZIMMER.
F.T.S HAT EINEN VERTRAG IN DEM GANZ KLAR UND DEUTLICH NIGHTLINER
TOUR STEHT UND JEDES KIND WEISS, AUSSER EL MUERTE, DASS BEI EINER
NIGHTLINER TOUR KEINE HOTELS BENÖTIGT WERDEN.
5 TAGE VOR SHOWBEGINN WOLLTE DIE BAND 24 BETTEN HABEN UND WIR
SOLLTEN DA DIE GESAMTEN KOSTEN ÜBERNEHMEN. DAMIT WAREN WIR NICHT
EINVERSTANDEN. F.T.S SIND MIT 250 EURO DEN BANDS SEHR
ENTGEGENGEKOMMEN, ZUM WOHLE DER ANGEREISSTEN FANS, WELCHE NICHTS
DAFÜR KONNTEN.
OBWOHL DIE BAND DIE VOLLE GAGE BEKOMMEN HAT, WOLLTEN SIE DIE SHOW
BOYKOTTIEREN, OHNE RÜCKSICHT AUF DIE FANS.
OBWOHL WIR ZIMMER RESERVIERT HABEN, SIND W.F.A.H.M FREIWILLIG WEITER
GEFAHREN UND WIR SIND AUF DEN KOSTEN SITZENGEBLIEBEN.
LASST BITTE EURE UNNÖTIGEN KOMMENTARE WENN IHR DIE TATSACHEN NICHT
KENNT.
|
|