Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich
Master Lawless und seine Hintermannschaft das letzte Mal auf einer
Schweizer Bühne haben spielen sehen. Mindestens von zwei vergangenen
Tourneen ist mir danach zu Ohren gekommen, dass das Ganze eher
enttäuschend rüber gekommen war. Und das notabene nicht nur
bezüglich der oftmals knappen Spielzeiten. Böse Zungen behaupten
gar, dass nach dem Meisterwerk "The Crimson Idol" (1992) schon lange
nix mehr Gescheites auf Tonträger gebannt wurde. Gut...,
"Helldorado" (1999) hätte das Zeug zu einem weiteren Klassiker mit
Sicherheit gehabt, aber bei dem dürftigen Sound gewinnt man keinen
Blumentopf! Bin mal gespannt, wie sich das neue und bald
erscheinende Album "Dominator" anhört und ob Blackie es diesmal
fertig gebracht hat, mit griffige(ere)n Songs aufzutrumpfen. Dem zu
Folge war die Ausgangslage für das angesagte Konzert, respektive
dieser Tour vor dem Release überaus interessant. Begleitet wurden
W.A.S.P. von Fatal Smile aus Schweden, die ich zuvor überhaupt nicht
kannte und die Schweizer von The Order, die nicht nur mit ihrem
prachtvollen Debüt-Silberling für Aufsehen sorg(t)en. Dann also
Bühne frei für einen, und das sei schon mal vorweg genommen,
eindrücklichen Event, der weitaus besser geriet, als angenommen!
The Order
Gianni Pontillo von Pure Inc. hat das Trio von ehemaligen (Bassist
Andrej Abplanalp & Gitarrist Bruno Spring) und einem aktiven Gurd
Bandmember, nämlich Drummer Mauro "Tschibu" Casciero, optimal
ergänzt und seither ist die Truppe unter dem Namen The Order
unterwegs. Der kräftige und leicht düster angehauchte Hardrock
überzeugt mit durchdachtem, groovigem Songwriting und lebt vom
unbestrittenen Können aller Musiker. Die erste, selbstbetitelte CD
ist erfreulich gut geworden und erhielt postwendend überaus positive
Reviews in (fast) allen einschlägigen Magazinen. Der erste Gig, den
ich sah (Support von Y&T im Z7 am 27.6.06) wirkte allerdings noch
nicht so souverän. Man hatte das Gefühl, dass jeder irgendwie sein
eigenes Süppchen auf der Bühne kochte. Ein paar Monate später sah
das erfreulicherweise wesentlich anders aus. The Order präsentierten
sich als tighte Einheit, vor allem Gitarrist Bruno Spring vermochte
deutlich mehr Akzente mit seinem Spiel zu setzen. Auch wenn sich das
eigentlich bereits zahlreich versammelte Publikum eher passiv
verhielt, vermochte Gianni die Leute mit seinem Talent als
professioneller Entertainer mindestens etwas aus der Reserve zu
locken. Schon bald wurde das rhythmische Mitklatschen ständig lauter
und es stellte sich doch noch eine ordentliche Stimmung ein.
Songsmässig blieb man logischerweise bei den Album-Songs hängen,
wovon ich eigentlich nur "One Man" nach Gianni's Ansage direkt
ausmachen konnte. Der etwa 35-minütige Auftritt unterstrich das
Potenzial dieser neuen und noch frischen Schweizer Bandhoffnung
eindrücklich. Bleibt zu hoffen, dass das hohe Niveau bei der zweiten
Scheibe noch anhält, respektive zementiert wird!
Fatal Smile
Das ist eigentlich immer am Spannendsten, wenn man nicht genau
weiss, was einen erwartet. So erging es mir bei Fatal Smile, der
zweiten Band des Abends. Der erste Anblick des schwedischen Vierers
brachte mich zuerst etwas ins Grübeln, in welcher Ecke man die Band
stilistisch ansiedeln
könnte.
Papa Roach (bezüglich der Optik von Sänger H.B. Anderson) meets
Rotz'n'Roll..., so kam mir das vor. Die Antwort auf diese
Einschätzung traf dann insofern zu, alsdass Rock, und zwar ziemlich
harter Rock gezockt wurde. Während der pumpende Bass fast zu laut
war, ging dafür der Guitar-Sound etwas baden. Trotzdem wirkte die
agile Performance sehr tight zugleich und vermochte das Publikum
immer mehr anzusprechen. Tags zuvor supportete man ja noch Winger im
AlpenRock und dieser Auftritt soll dem Vernehmen nach noch einen
ganzen Zacken besser als der von heute Abend gewesen sein. Anyway...,
Fatal Smile gaben sich auch bei ihrem zweiten Schweizer Gastspiel
keine Blösse und zogen ihren Gig routiniert durch. Die gespielten
Songs stammten dabei von ihren zwei bisher erschienenen Alben "Beyond
Reality" (2002) und dem neuen Longplayer "Neo Natural Freaks".
Obwohl Begeisterungsstürme ausgeblieben sind, vermochten Fatal Smile
mit Sicherheit ein paar Fans mehr für sich zu gewinnen. Bei der
Durchsicht unserer Interviews fiel mir übrigens beim Eintrag vom
29.12.02 unvermittelt ein Name auf: Fatal Smile! Wer in diesem
Zusammenhang also gerne etwas mehr über die Schweden erfahren
möchte, kann hier nachlesen, was Mr. Anderson (v) damals zu erzählen
hatte.
Set-Liste: "Neo Natural Freaks", "Crash & Burn", "The Saviour", "Bleeding
Kiss", "11th Hour", "Hip M.F.", "Learn-Love-Hate" & "Common People".
W.A.S.P.
Erstaunlicherweise hatten sich an diesem Donnerstag Abend etliche
Hundertschaften im Z7 eingefunden, was ich nicht unbedingt erwartet
hätte. Zumal dies eine quasi dem neuen, noch unveröffentlichten
Album "Dominator" vorgezogene Tour gewesen ist. Dem entsprechend,
also auf Basis des neuen Cover-Artworks, präsentierte dann auch der
Bühnenaufbau. Und der, wie üblich bei Herrn Gesetzlos, mit einem
unverkennbaren und patriotischen Hang zu seinem Heimatland. In der
Mitte der Bühne, das heisst vorne in der Mitte, thronte natürlich
der längst zum Markenzeichen gewordene "Skeleton-Mic-Ständer, den
der Herr der Kreissägen jeweils während des Gig's ein paar Mal
erklomm und auf seine Schäfchen runter schaute. Im Wissen, dass
W.A.S.P.-Gigs mitunter eher kurz ausfallen können, fragte ich mich
zuerst, was uns Blackie und seine Hintermannschaft denn heute Abend
so um die Ohren hauen werden. Bevor es jedoch soweit war, mussten
sich die Fans aber noch etwas gedulden..., und dann, um etwa 22.15
Uhr ging es mit dem altbekannten Doors-Intro endlich los. Mit "On
Your Knees" erwachte das Monster und das Publikum gleichermassen wie
mit einem Paukenschlag. Blackie stellte sich sogleich hinter sein
"Show-Mikro" und war von Anfang an gut bei Stimme. Was sogleich
auffiel, war das erstaunlich "normale" Erscheinungsbild von Meister
Lawless. Keine Schminke, keine gefärbten Haarsträhnen und nackte
Arschbacken aus (zu) engen Lederhosen quellend..., nichts davon!
Ganz zu schweigen von verspritztem Kunstblut und einem fast nackten,
angeketteten Girl... - Somit wurde der Fokus automatisch auf die
Musik gerichtet und das war auch gut so! "Hate To Love Me" vom "Unholy
Terror" (2001) Album legte gleich kräftig nach. Nebst Bass-Mann Mike
Duda, der nun auch schon eine Weile in der Band ist, sorgten
Neu-Drummer Mike Dupke (der Stet Howland aber nicht das Wasser
reichen kann) und Gitarrist Doug Blair, der auf Darrell Roberts
folgte, für ordentlich Lärm. An dieser Stelle tritt dann
aber
stets etwas Wehmut auf, denn die Vodka-Vernichtungsmaschine Chris
Holmes war halt schon eine geile Wildsau. Anyway..., das Konzert
entwickelte sich bei passablem Sound mit zunehmender Dauer immer
besser und spätestens nach der Endlos-Soli-Orgie bei, respektive
nach "The Idol" (mit blinkender Klampfe) war man echt geneigt zu
sagen, dass W.A.S.P., trotz ein paar wenigen spielerischen
Einschränkungen, noch selten so gut performt haben! Wie sich dann
zeigen sollte, wurden die beiden "Neon God"-Werke und "Dying For The
World" oder auch "Helldorado" mit keinem einzigen (!) Song
berücksichtigt. Interessant waren hingegen die Wahl von "Widow Maker"
("Last Command"-1985) und das an "Sleeping In The Fire" angehängte
"Arena Of Pleasure" ("The Crimson Idol"-1992). Dazu durften
natürlich obligate Klassiker wie das unverwüstliche "I Wanna Be
Somebody" oder "Blind In Texas" nicht fehlen. Nach guten 80 Minuten
war dann leider viel zu früh Schluss und mir persönlich fehlte mehr
oder weniger nur "Animal - Fuck Like A Beast". Der Gesamteindruck
war jedoch klar positiv und die Vorfreude auf die neue Scheibe
definitiv geweckt.
Set-Liste: "Intro", "On Your Knees", "Hate To Love Me", "Love
Machine", "Wild Child", "Widowmaker", "Sleeping In The Fire/Arena Of
Pleasure", "Headless Children", "The Idol", "I Wanna Be Sombody", "Chainsaw
Charlie" & "Blind In Texas".
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