Was für eine unsichere Sache so ein Konzert der legendären
W.A.S.P. doch ist! Irgendwie kann man sich nie so sicher sein, ob es
ein gutes Konzert wird, da Frontmann Blackie Lawless nicht umsonst
den Ruf einer unverbesserlichen Diva hat. Nichts desto trotz hatten
sich heute Abend sehr viele Fans in Pratteln eingefunden, um die
letzte Show der "Crimson Idol" - Tour zu sehen. Leider hat Herr
Lawless wieder einmal seinem Ruf mächtig neues Futter gegeben,
zumindest schienen sehr viele Leute im Z7 so zu denken, da
Fotografieren "auf Wunsch des Künstlers" untersagt war. Nicht wenige
Konzertbesucher murrten schon am Eingang darüber. Doch wir wollen
erst einmal sehen, was die Support Band V8 Wankers getan hat, um das
Publikum aufzuheizen.
V8 Wankers
Wahrscheinlich hat hierzulande noch nie jemand (auch die Schreiberin
nicht) etwas von den V8 Wankers gehört, darum wird es wohl nötig
sein, erst mal eine kurze Erklärung zu dieser Band abzugeben. Diese
hessische Combo macht Rock'n'Roll mit einer Portion AC/DC und einem
massiven Einschlag Motörhead. Das Resultat nennt sich dann "High
Speed Rock'n'Roll". Tatsächlich ist das nicht nur ein Name, sondern
klingt dann auch noch so. Im Grunde genommen sind sie eine
unfrisierte und ungeschminkte Version der dänischen Volbeat. Nur
noch einen Deut dreckiger, eine Prise unverblümter. Spass macht
diese Musik aber allemal, wie man den mitrockenden Fans eindeutig
ansehen konnte. Songs wie "Prolehead" oder "Autobahn Outlaw" sorgten
für eine hervorragende Stimmung und liessen so manchen Zuschauer
freudig mithüpfen. Die Hessen sahen aber auch wirklich drollig aus,
wie sie da mit ihren teils prächtigen Bäuchen und massig Tattoos auf
der Bühne standen und dem Publikum einheizten! Von mir aus dürften
die Männer mit dem extrem hohen Gute Laune-Faktor jederzeit wieder
auf Schweizer Boden auftreten, und die meisten der Zuschauer werden
mir da wohl zustimmen.
Setliste V8 Wankers: "Hell On Wheels" - "Lights Out" - "Bad Ass Boys
Drive Bad Ass Toys" - "Baddest Ride In Town" - "Bad Ass/ss" - "Rockin'
Horse" - "What Me Worry" - "Prolehead" - We Control Rock 'n' Roll" -
"Blitzkrieg Burnout" - "Rock 'n' Roll Dictator" - "Demolition Man" -
"Great Racer" - "Autobahn Outlaw" - "Detroit Steel" - "This One Is
For You Baby" - "We Went Rockin'"
W.A.S.P.
Was so mancher vor dem Konzert noch nicht so richtig glauben wollte,
das wurde doch noch wahr. "Was denn, die spielen wirklich alle Songs
vom "Crimson Idol"-Album??" Na und ob! Eröffnet wurde die Show mit "The
Titanic Overture" und recht diffusen Lichtverhältnissen, um die "Crimson
Idol"
Atmosphäre zu unterstreichen. Die Band schien gut drauf zu
sein, und auch Blackie wirkte einigermassen vital. Musikalisch war
alles soweit in Ordnung, die Fans hatten Freude daran, ein wirklich
guter Anfang also. Bis beim zweiten Song "The Invisible Boy"
irgendwer in den vorderen Reihen mit einem Handy fotografierte und
von Blackie entdeckt wurde. Dieser reagierte prompt, indem er etwas,
wahrscheinlich ein Plektron, in Richtung des Missetäters warf. Doch
damit nicht genug! Blackie schnappte sich eine Wasserflasche und
warf auch diese gezielt hinterher. Darauf hin verliess die Band,
allen voran ein entzürnter Blackie, wortlos die Bühne. Kurz darauf
hiess es, die Band werde nicht weiterspielen, solange es Leute gibt,
die fotografieren. Tatsächlich kamen W.A.S.P. aber nach nicht allzu
langer Zeit zurück und machten mit "Arena Of Pleasure" weiter. Die
allergrösste Spielfreude zeigte Doug Blair, aber auch die anderen
Bandmember hinkten dem Gitarristen nicht weit hinterher. Was Blackie
betrifft, so war er eine Nummer für sich - wie immer! Seinen
berühmten Mikroständer "Elvis" hatte er dieses Mal nicht dabei, doch
sein Outfit war einmal mehr eine kleine Besonderheit. Er trug ein Crimson Idol-Shirt und knallenge Spandexhosen, dazu kniehohe
Lederstiefel, alles in schwarz gehalten. Raffinierterweise sahen die
Sachen aber je nach Lichtverhältnissen blutrot aus, was natürlich
ein interessanter Effekt war. Ein weiterer Eyecatcher war ganz klar
die Videoleinwand, auf welcher die Storys zu den Songs gezeigt
wurden. Mit "Chainsaw Charlie" wurde der erste grosse Hit gespielt,
das Publikum war begeistert! Ein herrliches Goodie bestand daraus,
dass Blackie zwischendurch immer wieder mal die Worte "Where's the
love to shelter me, give me love, come set me free" aus dem Song "The
Idol" ins Mikro hauchte, gefolgt von "Where's the love, to shelter
me... Only love, love set me free." Gitarrist Doug Blair und Bassist
Mike Duda schienen für die Background Vocals verantwortlich zu sein,
tatsächlich kamen die Chöre aber ab Band. Ob das nun schlimm ist
oder nicht, das beurteile jeder selbst. Das sonst schon eher ruhige
erste Set erreichte seine ruhigste Phase, als die unschlagbare
Ballade "The Idol" gespielt wurde, und gleich danach das
gefühlsgeladene "Hold On To My Heart". Der vorerst letzte Song "The
Great Misconceptions Of Me" zeigte auf der Videoleinwand, wie
Jonathan sich an den Saiten seiner B.C. Rich aufknüpft.
Interessanterweise dieselbe Gitarre, die Blackie zu dieser Zeit
spielte. Mit den Worten "Thank you guys, we'll take some minutes and
then we'll be back" wurde eine kurze Pause eingeläutet. Das zweite
Set bestand aus fünf Songs von den Alben "I Wanna Be Somebody", "The
Last Command" und "Dominator". Während dieser Songs zeigte Blackie
Lawless die grösste Spielfreude, kitzelte erschlagend gute Töne aus
seiner Raiders-Gitarre heraus, und auch die Fans sangen
enthusiastisch mit. Besonders "Wild Child" ist so ein Song, der
schon obligatorisch an jedem Konzert von W.A.S.P. gespielt werden
muss. Blackie Lawless wendete sich mit - für seine
Verhältnisse -
vielen Worten an die Fans. Er erzählte, dass dies das letzte Konzert
der "Crimson Idol"-Tour sei, und dass sie während der vergangenen
drei Jahre 324 Konzerte absolviert hätten. Auch liess er verlauten,
dass das Publikum des heutigen Abends eines der besten auf dieser
Tournee gewesen sei. Nun könnte man wohl meinen, dass er das so gut
wie immer sagt, egal wo W.A.S.P. spielen. Diesmal wollte ich es
genau wissen, und hab Freunde und Bekannte gefragt, die W.A.S.P. im
Ausland gesehen haben. Scheinbar meinte Herr Lawless dieses
Kompliment an seine Schweizer Fans wirklich ernst, denn anderswo hat
er sowas nicht gesagt. Ausserdem spielte die Band an manch anderem
Konzert nur vier statt fünf Songs im zweiten Set. Das letzte grosse
Konzert des Jahres hat bei den Fans sicherlich unterschiedliche
Eindrücke und Gefühle hinterlassen, aber seien wir doch froh und
dankbar, dass wir dieses Jahr - und besonders im Herbst - die
Möglichkeit hatten, so viele grossartige Bands zu sehen. Auf ein
genauso rockiges Jahr 2008!
Setlist W.A.S.P.: "The Titanic Overture" - "The Invisible Boy" -
"Arena Of Pleasure" - "Chainsaw Charlie" - "The Gypsy Meets The Boy"
- "Doctor Rockter" - "I Am One" - "The Idol" - "Hold On To My Heart"
- "The Great Misconceptions Of Me" - "L.O.V.E. Machine" - "Wild
Child" - "Take Me Up" - "I Wanna Be Somebody" - "Blind In Texas"
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