Die Erinnerungen an den hammergeilen Auftritt von Balingen waren
immer noch warm, als mir auffiel, dass Blackie und Co. kurz darauf
ja noch zu uns in die Schweiz kommen! Und das erst noch nach Luzern
in die Schüür, wo ich jetzt schon einige Jahre (!) nicht mehr war.
Das sollte mir demnach die Entscheidung leicht(er) machen, doch ich
haderte zuerst noch etwas. Schliesslich konnte ich mich in Zurzach
(AG) vom Hochzeits-Apéro eines Arbeitskollegen davon schleichen und
nahm die nicht so kurze Reise in die Innerschweiz unter die Räder.
In der Schüür angekommen stellte ich dann erstaunt fest, dass sich
im Aussenbereich baulich einiges verändert hat. Die massiven
Holzbauten versprühten massiges Western-Flair und waren während den
Darbietungen der beiden Vorbands ziemlich gut besucht. Dies änderte
sich freilich beim Headliner, der erfreulicherweise auch heute Abend
voll überzeugte! (rsl)
69 Chambers
Für mich war das Trio weitgehend unbekannt. Blackie hat schon öfters
die Eigenart an den Tag gelegt, spezielle eher unbekannte Bands als
Opener zu verpflichten und auch häufig regionale Combos. Das Trio
steht für Alternative Rock mit meistens fast poppigem Gesang. Seit
diesem Jahr steht auch ihr Debüt-Album in den Plattenläden. Die zwei
Ladys an den Saiteninstrumenten wirkten ruhig und verhalten im
Auftreten. Sie machten einen reservierten und kühlen Eindruck. Die
drei Bandmembers bearbeiteten ihre Instrumente jedoch professionell
und sicher. Nur leider konnte das spärliche Publikum nicht richtig
warm werden mit den Klängen dieses Dreigestirns. Es gab zwar etwas
Applaus, aber das wars dann auch schon. Das Schlagzeug kam durchaus
kraftgeladen und energievoll rüber. Bei den Gitarrenklängen fehlten
jedoch Farben und die entsprechenden Akzente. Es gab trotzdem gute
Momente, wo die Ladys zeigten, dass sie richtig zulangen können.
Treibende Beats, hart riffende Gitarren und Vocals, die schon fast
im Death Metal angesiedelt werden können. Meistens aber regierte der
eher zarte Gesang, der halt nicht so reisst. Aber wenn sie gar
Growls auspackten, musste man genau hinschauen, ob das wirklich die
zwei Frauen sind, die solche Laute kreieren. Alles in allem war der
Auftritt zwar gut, aber nicht wirklich überzeugend. Outfittechnisch
gab's hingegen nichts zu bemängeln und der Anblick erfreute das
männliche Sehorgan. (and)
Grey Monday
Als zweiter Einheizer wurden die Jungs von Grey Monday (hier spielt
ja Dominik Pfister, der neue Bassist von Shakra, die E-Gitarre)
verpflichtet. Alterstechnisch sind die Jungs allesamt wohl knapp um
die 20 Lenze. Für ihr jugendliches Alter haben sie schon beachtliche
Erfahrung zu vermelden. Gerade auf dem Livesektor durften sie
bereits auf diversen, grösseren
Festivals ihre Musik präsentieren.
Sie betraten die Bühne genau so, wie sie wohl im Übungslokal
auftauchen. T-Shirt und Jeans waren angesagt. Sie stiegen mit einem
sehr psyche-delisch fast The Doors mässigen Track in ihren Set ein.
Patrick hinter dem Mikro hat eine gute, etwas raue Stimme zu bieten
und auch vom Stageacting her gab er alles. Nur leider kam die ganze
Chose einfach zu wenig rüber. Er wirkte etwas blass als Frontmann.
Was mich auch störte, war, dass er die Ansagen zwischen den Songs
nur auf Englisch machte. Hey..., wir sind hier in der Schweiz und
als Einheimischer darf man das dann auch ruhig in seiner
Muttersprache machen. Auf Englisch wirkte es auf jeden Fall nicht
professioneller. Was die Instrumentenfraktion betrifft, gab es nicht
wirklich was zu bemängeln. Die Gitarren boten ein
abwechslungsreiches Spiel. Von klaren, fast virtuosen Soli bis
knallharten Riffs war da alles zu finden. Bass und Drum
unterstützten die Mucke nach Kräften und legten einen guten
Unterboden. Auch wenn ihre Tracks eher im Midtempo mit
psychedelischem Touch angesiedelt sind, können Grey Monday auch
immer wieder mal ordentlich Gas geben und die Nacken-muskeln
strapazieren. Die Jungs sind sicher eine talentierte, junge Combo,
aber an gewissen Dingen dürfte ruhig noch etwas gefeilt werden. So
könnten sie die ungeliebten, grauen Montage ihres Publikums
sicherlich ganz erhellen. Die Songstrukturen sind nämlich wirklich
gut aufgebaut, meiner Meinung nach aber etwas vorhersehbar. (and)
W.A.S.P.
Im oben stehenden Bericht wurden ja The Doors zitiert und genau
diese liefern mit dem Oldie "The End" ja schon einige Zeit den
Opener für die Auftritte der Amerikaner. Das hat mittlerweile schon
längst was Kultiges ansich, wie das berühmte Western-Intro von
Metallica. Trotz der Länge freute sich die proppenvolle Hütte offenbar
tierisch auf den Headliner, denn als Blackie und seine Mannen die
kleine Bühne der Schüür enterten und gleich furios mit «On Your
Knees» los legten, war gleich der Teufel los! Das war natürlich ganz
nach dem Gusto des exzentrischen und oft unnahbaren Front-mannes und
darum gingen die Begeis-terungsstürme bei «Inside The Electric
Circus» gleich weiter. Von fettem Licht regelrecht durchflutet und
massig Trockeneis (gut für Fotos..., gell Andy?!!) umhüllt, legten
sich die Amis in der Folge voll rein und wurden zu jedem gespielten
Song lauter abgefeiert. Da ich auch schon ein paar schwache,
respektive lustlos runter geholzte Auftritte von W.A.S.P. gesehen
habe, konnte man als Anwesender höchst erfreut feststellen, dass der
heutige Abend mit Sicherheit noch länger in guter Erinnerung bleiben
könnte, und so kam es denn auch! Überhaupt fuhr der Sound in dieser
vergleichweise kleinen Location ein Mörderbrett auf und Blackie
sang/schrie tadellos. Seine Kollegen standen ihm in Nichts nach und
vor allem Gitarrist Doug Blair verrichtete hervorragende
Saiten-Arbeit und präsentierte gleichzeitig seinen durchtrainierten
Body. Ebenso für's Auge waren die verschiedenen Gitarren, wovon eine
von innen beleuchtet war und die andere das klassische
Kreissägen-Motiv aus alten Tagen aufleben liess. Dass sich das Ding
dann auch noch
drehte, war ein cooler Gag oben drein. Da diese Tour
eigentlich immer noch zum letzten, starken Album «Dominator» von
2007 zugerechnet wird, durften Songs davon nicht fehlen. Leider
kamen nur «Take Me Up» und «Heavens Hung In Black» (als erste
Zugabe) zum Zug. Dafür gehörten diese neben den Standard-Tracks zu
den Höhepunkten der Show. Auch «Sleeping In The Fire» kam geil
rüber, ehe dann mit dem phenomenalen «The Idol» dem Ganzen noch die
Krone aufgesetzt wurde. Obwohl wirklich sehr laut, musste ich für
das fast nicht enden wollende Hammer-Solo von Doug die Ohrenpfropfen
raus nehmen. Es war wirklich zum Niederknien geil und die bei diesem
Part unweigerlich stilistische Nähe zu Pink Floyd's «Comfortably
Numb» liess zu keinem Zeitpunkt einen Rip-Off Gedanken aufkommen.
Mit dem obligaten «Blind In Texas» ging dann nach etwa knappen 85
Minuten einer der besten, aktuellen Auftritte zu Ende, den ich
bisher gesehen habe. Einzig die etwas festgefahrene Setlist könnte
mal etwas mehr Abwechslung vertragen. Auf jeden Fall wird im Oktober
mit «Babylon» das nächste Langeisen erwartet, das mit ziemlicher
Sicherheit das Niveau des Vorgängers halten, wenn nicht übertreffen
wird. Mit etwas Glück wird man Blackie Lawless und seine Jungs
vielleicht noch dieses Jahr ein weiteres Mal in der Schweiz zu
Gesicht bekommen! Hoffentlich... (rsl)
Setlist: «Intro (The End/The Doors)» - «On Your Knees» - «Inside The
Electric Circus» - «You Hate To Love Me» - «Lovemachine» - «Wild
Child» - «Take Me Up» - «Murders In The Rue Morgue» - «The Widow
Maker» - «Sleeping In The Fire» - «The Idol» - «I Wanna Be Somebody»
-- «Heavens Hung In Black» - «Blind In Texas».
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