Livereview: W.A.S.P. - Grey Monday - 69 Chambers
01. Juli 2009, Luzern - Schüür
By Rockslave (rsl) & André G. (and) - All Pics by André G.
Die Erinnerungen an den hammergeilen Auftritt von Balingen waren immer noch warm, als mir auffiel, dass Blackie und Co. kurz darauf ja noch zu uns in die Schweiz kommen! Und das erst noch nach Luzern in die Schüür, wo ich jetzt schon einige Jahre (!) nicht mehr war. Das sollte mir demnach die Entscheidung leicht(er) machen, doch ich haderte zuerst noch etwas. Schliesslich konnte ich mich in Zurzach (AG) vom Hochzeits-Apéro eines Arbeitskollegen davon schleichen und nahm die nicht so kurze Reise in die Innerschweiz unter die Räder. In der Schüür angekommen stellte ich dann erstaunt fest, dass sich im Aussenbereich baulich einiges verändert hat. Die massiven Holzbauten versprühten massiges Western-Flair und waren während den Darbietungen der beiden Vorbands ziemlich gut besucht. Dies änderte sich freilich beim Headliner, der erfreulicherweise auch heute Abend voll überzeugte! (rsl)

69 Chambers
Für mich war das Trio weitgehend unbekannt. Blackie hat schon öfters die Eigenart an den Tag gelegt, spezielle eher unbekannte Bands als Opener zu verpflichten und auch häufig regionale Combos. Das Trio steht für Alternative Rock mit meistens fast poppigem Gesang. Seit diesem Jahr steht auch ihr Debüt-Album in den Plattenläden. Die zwei Ladys an den Saiteninstrumenten wirkten ruhig und verhalten im Auftreten. Sie machten einen reservierten und kühlen Eindruck. Die drei Bandmembers bearbeiteten ihre Instrumente jedoch professionell und sicher. Nur leider konnte das spärliche Publikum nicht richtig warm werden mit den Klängen dieses Dreigestirns. Es gab zwar etwas Applaus, aber das wars dann auch schon. Das Schlagzeug kam durchaus kraftgeladen und energievoll rüber. Bei den Gitarrenklängen fehlten jedoch Farben und die entsprechenden Akzente. Es gab trotzdem gute Momente, wo die Ladys zeigten, dass sie richtig zulangen können. Treibende Beats, hart riffende Gitarren und Vocals, die schon fast im Death Metal angesiedelt werden können. Meistens aber regierte der eher zarte Gesang, der halt nicht so reisst. Aber wenn sie gar Growls auspackten, musste man genau hinschauen, ob das wirklich die zwei Frauen sind, die solche Laute kreieren. Alles in allem war der Auftritt zwar gut, aber nicht wirklich überzeugend. Outfittechnisch gab's hingegen nichts zu bemängeln und der Anblick erfreute das männliche Sehorgan. (and)

Grey Monday
Als zweiter Einheizer wurden die Jungs von Grey Monday (hier spielt ja Dominik Pfister, der neue Bassist von Shakra, die E-Gitarre) verpflichtet. Alterstechnisch sind die Jungs allesamt wohl knapp um die 20 Lenze. Für ihr jugendliches Alter haben sie schon beachtliche Erfahrung zu vermelden. Gerade auf dem Livesektor durften sie bereits auf diversen, grösseren Festivals ihre Musik präsentieren. Sie betraten die Bühne genau so, wie sie wohl im Übungslokal auftauchen. T-Shirt und Jeans waren angesagt. Sie stiegen mit einem sehr psyche-delisch fast The Doors mässigen Track in ihren Set ein. Patrick hinter dem Mikro hat eine gute, etwas raue Stimme zu bieten und auch vom Stageacting her gab er alles. Nur leider kam die ganze Chose einfach zu wenig rüber. Er wirkte etwas blass als Frontmann. Was mich auch störte, war, dass er die Ansagen zwischen den Songs nur auf Englisch machte. Hey..., wir sind hier in der Schweiz und als Einheimischer darf man das dann auch ruhig in seiner Muttersprache machen. Auf Englisch wirkte es auf jeden Fall nicht professioneller. Was die Instrumentenfraktion betrifft, gab es nicht wirklich was zu bemängeln. Die Gitarren boten ein abwechslungsreiches Spiel. Von klaren, fast virtuosen Soli bis knallharten Riffs war da alles zu finden. Bass und Drum unterstützten die Mucke nach Kräften und legten einen guten Unterboden. Auch wenn ihre Tracks eher im Midtempo mit psychedelischem Touch angesiedelt sind, können Grey Monday auch immer wieder mal ordentlich Gas geben und die Nacken-muskeln strapazieren. Die Jungs sind sicher eine talentierte, junge Combo, aber an gewissen Dingen dürfte ruhig noch etwas gefeilt werden. So könnten sie die ungeliebten, grauen Montage ihres Publikums sicherlich ganz erhellen. Die Songstrukturen sind nämlich wirklich gut aufgebaut, meiner Meinung nach aber etwas vorhersehbar. (and)

W.A.S.P.
Im oben stehenden Bericht wurden ja The Doors zitiert und genau diese liefern mit dem Oldie "The End" ja schon einige Zeit den Opener für die Auftritte der Amerikaner. Das hat mittlerweile schon längst was Kultiges ansich, wie das berühmte Western-Intro von Metallica. Trotz der Länge freute sich die proppenvolle Hütte offenbar tierisch auf den Headliner, denn als Blackie und seine Mannen die kleine Bühne der Schüür enterten und gleich furios mit «On Your Knees» los legten, war gleich der Teufel los! Das war natürlich ganz nach dem Gusto des exzentrischen und oft unnahbaren Front-mannes und darum gingen die Begeis-terungsstürme bei «Inside The Electric Circus» gleich weiter. Von fettem Licht regelrecht durchflutet und massig Trockeneis (gut für Fotos..., gell Andy?!!) umhüllt, legten sich die Amis in der Folge voll rein und wurden zu jedem gespielten Song lauter abgefeiert. Da ich auch schon ein paar schwache, respektive lustlos runter geholzte Auftritte von W.A.S.P. gesehen habe, konnte man als Anwesender höchst erfreut feststellen, dass der heutige Abend mit Sicherheit noch länger in guter Erinnerung bleiben könnte, und so kam es denn auch! Überhaupt fuhr der Sound in dieser vergleichweise kleinen Location ein Mörderbrett auf und Blackie sang/schrie tadellos. Seine Kollegen standen ihm in Nichts nach und vor allem Gitarrist Doug Blair verrichtete hervorragende Saiten-Arbeit und präsentierte gleichzeitig seinen durchtrainierten Body. Ebenso für's Auge waren die verschiedenen Gitarren, wovon eine von innen beleuchtet war und die andere das klassische Kreissägen-Motiv aus alten Tagen aufleben liess. Dass sich das Ding dann auch noch drehte, war ein cooler Gag oben drein. Da diese Tour eigentlich immer noch zum letzten, starken Album «Dominator» von 2007 zugerechnet wird, durften Songs davon nicht fehlen. Leider kamen nur «Take Me Up» und «Heavens Hung In Black» (als erste Zugabe) zum Zug. Dafür gehörten diese neben den Standard-Tracks zu den Höhepunkten der Show. Auch «Sleeping In The Fire» kam geil rüber, ehe dann mit dem phenomenalen «The Idol» dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt wurde. Obwohl wirklich sehr laut, musste ich für das fast nicht enden wollende Hammer-Solo von Doug die Ohrenpfropfen raus nehmen. Es war wirklich zum Niederknien geil und die bei diesem Part unweigerlich stilistische Nähe zu Pink Floyd's «Comfortably Numb» liess zu keinem Zeitpunkt einen Rip-Off Gedanken aufkommen. Mit dem obligaten «Blind In Texas» ging dann nach etwa knappen 85 Minuten einer der besten, aktuellen Auftritte zu Ende, den ich bisher gesehen habe. Einzig die etwas festgefahrene Setlist könnte mal etwas mehr Abwechslung vertragen. Auf jeden Fall wird im Oktober mit «Babylon» das nächste Langeisen erwartet, das mit ziemlicher Sicherheit das Niveau des Vorgängers halten, wenn nicht übertreffen wird. Mit etwas Glück wird man Blackie Lawless und seine Jungs vielleicht noch dieses Jahr ein weiteres Mal in der Schweiz zu Gesicht bekommen! Hoffentlich... (rsl)

Setlist: «Intro (The End/The Doors)» - «On Your Knees» - «Inside The Electric Circus» - «You Hate To Love Me» - «Lovemachine» - «Wild Child» - «Take Me Up» - «Murders In The Rue Morgue» - «The Widow Maker» - «Sleeping In The Fire» - «The Idol» - «I Wanna Be Somebody» -- «Heavens Hung In Black» - «Blind In Texas».