Das Pfingstwochenende 2006 hatte es wahrlich
in sich. Nachdem das Volkshaus in Zürich in der letzten Zeit eher
weniger hard & heavy Bands auf der Bühne stehen hatte, kam es nun
ganz fett daher! Den Anfang machten Motörhead am Tag zuvor vor
ausverkaufter Kulisse und von jetzt an genau eine Woche später
werden gar noch Def Leppard aufmarschieren! Was die Gastspiele der
weissen Schlange an diesem Ort angeht, so musste ich tief in meinen
Ordnern kramen, um mindestens ein Datum aus der Vergangenheit zu
finden: 20. April 1981! Vor also nicht weniger als einem
Vierteljahrhundert war Herr Coverdale schon mal da..., Wahnsinn!
Zwei Jahre später, genauer am 31. August 1983 marschierte die
Besetzung Coverdale, Lord, Moody, Powell (R.I.P.), Galley und
Hodgkinson in Basel (St. Jakob Halle) auf. Hach Gottchen..., waren
das noch Zeiten! Damals wie heute war, respektive ist der Ex-Deep
Purple David Coverdale nachwievor das Herzstück von Whitesnake.
Mittlerweile auch ennet der 50, hat der charismatische Shouter 2003
den Karren anlässlich des 25-jährigen Band-Jubiläums (livemässig)
wieder angestossen und gibt so der jüngeren Generation die einmalige
Chance, sich noch selber ein Bild eines ehemaligen Rock-Giganten
machen zu können. Als Support fungierten Shakra, die dem Vernehmen
nach an diesem Abend ihren allerersten Auftritt (!) in diesem
geschichtsträchtigen Konzert-Tempel absolvierten.
Shakra
Ihr letztes Studio-Werk "Fall" hat die Fan-Gemeinde definitiv in
zwei Lager geteilt, die zur neuen Ausrichtung oder Weiterentwicklung
der Band entweder ein "Hui" oder "Pfui" zu Protokoll geben.
Persönlich liege ich etwa in der goldenen Mitte, glaube aber je
länger je mehr nicht mehr daran, dass diese Rakete eines Tages
wirklich noch nachhaltig abheben wird. Das ist aber nix Neues aus
meinem Munde und bloss (m)eine Meinung. Dennoch gewinnen die neuen
Songs nach mehrmaligem Anhören laufend an Profil, ohne jedoch die
ganze Klasse der älteren Songs zu erreichen. Fakt ist aber, dass die
Emmentaler jeden Tempel rocken können und das passierte auch heute
Abend. Das Publikum brauchte allerdings schon etwas Zeit, um
wenigstens mittelprächtig auf Touren zu kommen. Mark Fox schien
derweil gut drauf zu sein und auch der Rest der Band wirkte
zumindest motiviert, allen voran natürlich das Duo Muster/Linder,
das unermüdlich für Bewegung sorgte. In den zur Verfügung stehenden
45 Minuten wurden bis auf das Debüt-Album alle weiteren Releases
berücksichtigt. Als Opener wurde nach dem Intro "Chains of
temptation"
gewählt, das gleich eine ganze Ecke satter klang, als auf der CD,
die generell etwas drucklos klingt. Von der Bühne wehte es aber auch
in der Folge kraftvoll zu weiteren Songs wie "Now or never", "Take
me home" oder "Why don't you call me" runter. Die ständige
Antreiberei trug schliesslich Früchte, was der Stimmung im Saal sehr
einträglich war. Trotzdem schlich sich von der gesanglichen Seite
her eine gewisse Gleichförmigkeit ein, die, wäre es ein (mindestens
doppelt so langer) Headliner-Gig gewesen, den aktuellen
Gesamteindruck einfach schmälert. Nichtsdestotrotz war der Abend
lanciert und Shakra's "Entjungferung" auf der Volkshaus-Bühne
positiver Stoff für die Bandgeschichte.
Set-Liste: (Intro), "Chains of temptation", "Too good for me", "She's
my ecstasy", "Now or never", "Take me now", "Don't try to call", "Trapped",
"Why don't you call me" & "Rising high".
Whitesnake
Die Ankündigung dieses Konzerts löste bei mir unterschiedliche
Reaktionen aus. Zum einen freute ich mich natürlich auf eine meiner
absoluten Lieblingsbands aus alten Zeiten, gleichzeitig klang aber
etwas Wehmut an, dass dieser einstige Hardrock Gigant in der Schweiz
nur noch Locations von der Grösse eines Volkshaues füllen kann. Vor
25 Jahren war das standesgemäss, aber heutzutage nur noch Ausdruck
von Stagnation. Doch die Skepsis sollte an diesem Abend schnell
weichen, denn
ein gut gefülltes Volkshaus ist alleweil besser, als eine mehr als
halbleere Halle, wie 1997 in Bern. Mit im Gepäck hatte die weisse
Schlange die neu erschienene DVD von einem Hammer-Konzert in London
von 2004. Dort war noch Bassist Marco Mendoza (Soul Sirkus, Thin
Lizzy, Ted Nugent) mit von der Partie, der mittlerweile von einem
Jungspund namens Uriah Duffy ersetzt wurde. Rückkehrer und
Wuschel-Monster Tommy Aldridge (d) haut derweil im Rücken von Chef
David Coverdale für die 6-Saiten Fraktion Doug Aldrich (Dio, EX-Lion,
Ex-Bad Moon Rising) und Reb Beach (Ex-Winger) sowie Tastenmann
Timothy Drury (The Mob, Devil Children) auf die Felle. Nachdem der
(nachgebesserte?) Eindruck von dieser Live-DVD auf eine gediegene
Show schliessen liess, interessierte ich mich im Fotograben erst mal
für die eindeutig behandelten Gesichtshaut-Partien von DC und siehe
da, sie sahen deutlich "lebendiger" aus, als noch auf Ton- und
Bildkonserve. Dieses Attribut passte auch bestens zum Publikum, das
bei Showbeginn ("Heeeesss'a song for ya!) mit einer fulminanten
Version des unsterblichen Purple-Klassikers "Burn" (mit optimal
eingebautem Teil von "Stormbringer") sogleich aus dem Häuschen war.
Und spätestens jetzt waren die letzten Bedenken meinerseits wie
weggefegt, von wegen nichts los im Moos. Auch "Slide it in" ging
mordsmässig ab, ebenso "Love ain't no stranger". Die ganze Band
wirkte agil und routiniert, wie wenn sie schon lange Jahre zusammen
wäre. Stabile Line-Up's sind bei Whitesnake freilich Luftschlösser,
doch jede Phase hatte ihre Reize. Die bluesige Note und das
Markenzeichen der frühen Jahre ist allerdings völlig, bis ganz
flöten gegangen. Das dürfte vor
allem
den älteren Fans eher schwer im Magen liegen. Dennoch entwickelte
sich die Show ansprechend, für die nicht nur die Band verantwortlich
war. Prächtig war auch der Busen einer holden Amazone in der ersten
Reihe, die ihre Reize unverhohlen zur Schau stellte, was den
anerkannten Frauenheld mit dem Mikro in der Hand vorübergehend
mindestens etwas aus der Fassung brachte. Der Ausspruch "It's like a
buffet" bezeichnete die für unser Land eher untypische Szenerie
dabei sehr treffend. Etwas später gab es dann rechts oben noch
eine..., na sagen wir mal "Trittbrett-Fahrerin" zu beäugen. Nun
ja..., Musik gab es dann nebst viel Haut doch auch noch... - "Ain't
no love in the heart of the city" hatte zum Glück wenigstens noch
einen letzten Funken Blues auf Lager und wurde lautstark
mitgesungen. Weniger interessant gerieten dafür einmal mehr die
solistischen Einlagen von Aldridge/Aldrich/Beach, die wohl eher für
den Shouter gedacht waren, damit dieser in der Zeit wieder etwas
Sauerstoff in den gebeutelten Körper reinbringen kann. So liess man
leider zwei bis drei weitere Songs dafür über die Klinge springen,
was dem etwas statischen Set von der Auswahl her mehr schadete, denn
nützte. Mit dem obligaten "Still of the night" endete nach etwas
mehr als 90 Minuten jedoch eine überaus solide Show (auch vom Sound
her!), die aber keine Stricke mehr zerreissen kann. So gesehen war
es für alle Beteiligten ein Glück, dass dieses Konzert hier statt
fand!
Set-Liste: (Intro), "Burn/Stormbringer", "Slide it in", "Love ain't
no stranger", "Fool for your lovin'", "Is this love", "Ready 'an
willing", "Blues for Mylene", "Snake dance (inkl. Drum Solo)", "Crying
in the rain", "Ain't no love in the heart of the city", "Give me all
your love", "Here I go again", "Take me with you", "Soli Reb/Uriah/Timothy",
"Still of the night" & "Outro (We wish you well)".
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