Die weisse Schlange im Z7? Das war aber eine Ansage und
darum erstaunte es auch nicht, dass dieses Konzert bald einmal „sold
out“ war. Im vergangenen November spielten Whitesnake ja als
„Special Guest“ für die Scorpions im Hallenstadion auf. Während gut
75 Minuten lieferten die Jungs um Baldrentner David Coverdale einen
ziemlich guten Gig ab, was angesichts der manchmal schwankenden
Qualität des Gesangs in der jüngeren Vergangenheit wirklich
erfreulich war. Als grosser Fan von Deep Purple und all dem, was
später daraus hervor gegangen ist, liess ich eher Milde walten, aber
es gab schon den einen oder anderen Auftritt wie der vom Albisgüetli
2008, der bei aller Nachsicht insgesamt einfach nur grottig war.
Zumal wurde damals mehrfach die Frage aufgeworfen, ob da in Sachen
Live-Vocals alles echt war oder nicht. Nachdem man aktuell aus
berufenem Munde weiss, wird heutzutage mehr denn je getrickst. Nun
denn, aber an diesem Abend gab es in Sachen Akkreditierung einen
grösseren Aufreger, da, nachdem das mit dem Headliner im zweiten
Anlauf vor Ort geklärt werden konnte, The Answer Allüren raus
hängten, die letztlich nur mit Ignoranz bestraft werden konnten.
The Answer Eigentlich konnte man sich wirklich auf
dieses edle Package freuen, aber das Management von The Answer
machte hier einen dicken Strich durch die Rechnung. Es ist mir
bisher in all den Jahren, glaube ich zumindest, noch nie passiert,
dass es nach der Bestätigung für den Headliner Probleme mit dem
Support gab, sprich, dass hierfür eine separate Akkreditierung mit
eigenem Pass (!) vonnöten war. So war denn die Verwirrung vor Ort
gross, da es Fotographen mit einem The Answer-Pass hatte, die aber
danach teils nicht mehr zugelassen waren, da der Whitesnake-Pass
fehlte. Nach einigem Hin und Her sah ich dann aber einen (mir
namentlich nicht bekannten) Kollegen, der offenbar nur mit dem
Whitesnake-Pass bestückt war und trotzdem in den Foto-Pit gelassen
wurde. Wie dem auch sei, letztlich war meine Wenigkeit froh, dass
die in Vorfeld gefällten Akkreditierungen auch für Metal Factory
Früchte trugen. Dass hierfür noch ein Foto-Vertrag unterschrieben
werden musste, der eine vorherige Einsendung der Fotos verlangt,
passte letztlich perfekt in dieses chaotische Szenario hinein. Für
uns hiess das in Sachen The Answer folglich „no pics - no review“!
Allerdings sei an dieser Stelle erwähnt, dass mir die deshalb aus
der Ferne erlebte Darbietung der vor einer Weile ziemlich angesagten
Briten, die ja unter anderem für die Rolling Stones und AC/DC
anheizen durften, ziemlich blutleer vorkam. Somit wird es
interessant zu sehen und zu hören, wenn The Answer am 28.11.2016,
zusammen mit The Dead Daisies, als Double-Headliner Package wieder
ins Z7 kommen werden. Ob Metal Factory darüber im üblichen Rahmen
berichten kann, wird sich zeigen. Ich lasse mich mal überraschen,
was auf diesen Abend hin alles noch passieren wird!
Whitesnake Das letzte richtige Studio-Album
«Forevermore» hat schon fünf Jahre auf dem Buckel, doch letztes Jahr
brachte David Coverdale mit «The Purple Album» eine Reminiszenz an
seine alten Tage bei Deep Purple unter die Leute. Dies schlug sich
mit den Scorpions in Zürich noch mit vier Purple-Songs zu Buche,
darunter überraschenderweise auch «You Fool No One». Der heutige
Abend wie die Tour als solches stand jedoch ganz im Zeichen einer
„Best-Of“-Setliste der älteren Tage. Der Opener «Bad Boys» liess die
Band gleich von null auf hundert starten, gefolgt weiteren
Klassikern der 80er, nämlich «Slide It In» und «Love Ain't No
Stranger». David zeigte sich körperlich agil und nutzte bald den
ganzen Platz, den die Bühne bot. Obwohl er diesmal besser bei Stimme
war und mit der Unterstützung mit Backing Vocals der Kollegen
weniger kritische Stellen entstanden als sonst, gab es umgehend
wieder Stimmen, die meinten, dass David nicht alles selber sang.
Nach den Fotos im Graben und der entsprechenden Nähe hatte ich
allerdings nicht zwingend das Gefühl, dass die bekannten Mängel hier
technisch übertüncht wurden. Spätestens bei der leider abgekürzten,
dafür um «Judgement Day» erweiterten Version von «Ain't No Love In
The Heart Of The City» wurde allen Altfans einmal mehr und
unmissverständlich zugleich aufgezeigt, dass die Moody/Marsden
Zeiten definiiv nie mehr zurück kehren werden. Bis hin zum Album
«Slide It In» (1984) gäbe es noch so
viele
geile Songs, die hardrockiger und bluesiger wären, aber auch vom
derzeitigen Line-Up nicht mehr reproduziert werden können. Gut,
«Crying In The Rain» bereitete, da wieder mal im Set vertreten,
dennoch Freude.
Überhaupt zeigt sich die Auflistung der
ehemaligen Musiker bei Wikipedia mittlerweile ellenlang und wird
sogar nach den Instrumenten sortiert. Immerhin sitzt aktuell wieder
Altmeister Tommy Aldrigde hinter den Kesseln. Den Abgang von Doug
Aldrich, der es zwischen 2003 und 2014 immerhin auf elf Jahre
Bandzugehörigkeit brachte, fand ich ziemlich schade, obwohl sich
sein Nachfolger Joel Hoekstra (Ex-Night Ranger) ziemlich schnell
eingelebt hat. Sein Posing wirkt zwar teilweise etwas gar überzogen,
aber für die Fotographen, wie meine Wenigkeit, ist das natürlich
sehr willkommen. Je länger der Set dauerte, desto mehr wurde klar,
dass nur Songs der (End-) 70er und 80er-Jahre zum Besten gegeben
wurden und diesmal kein einziger Purple-Song, also nicht mal «Burn»
mehr zum Zug kam. Das störte aber nicht mal gross, und rein von der
sehr guten Stimmung her wurde wohl die richtige Auswahl getroffen.
Die jeweiligen Solos (Drum, Gitarre und Bass) hätte es allerdings
nicht gebraucht. Da wären zwei bis drei weitere Songs und eben mal
lange nicht mehr gespielte Perlen weitaus passender gewesen. Unter
dem Strich war es schon ok, aber die Energie des Neuanfangs im Jahre
2003 und der Zeit bis zur Live-DVD von 2006 aus dem Londoner
Kult-Tempel Apollo Hammersmith (früher Hammersmith Odeon) ist
definitiv verpufft. Fragt sich auch, ob es überhaupt noch ein
weiteres Studioalbum mit der
jetzigen Besetzung geben wird, denn am 22. September 2016 ist es
soweit: David Coverdale wird 65 Jahre alt und muss ab da, zumindest
für das Verständnis in der Schweiz, mit dem Leben als Rentner
zurechtkommen. Ob er nun gleich in Rente geht, wird sich zeigen.
Setliste: «My Generation (Intro/The Who)» - «Bad Boys» - «Slide
It In» - «Love Ain't No Stranger» - «The Deeper The Love» - «Fool
For Your Loving» - «Ain't No Love In The Heart Of The City /
Judgement Day» - «Guitar Solo Reb Beach» - «Slow An' Easy» - «Bass
Solo Michael Devin» - «Crying In The Rain» - «Give Me All Your Love»
- «Here I Go Again» -- «Still Of The Night» - «We Wish You Well /
Always Look On The Bright Side Of Life (Outros)».
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