Am 25. Januar fand das
traditionelle Winterfestival der extremen Musik, das jedes Jahr von Meh
Suff! organisiert wird, in Zürich statt. Die jetzige Festivalbesatzung
war nicht weniger interessant als voriges Jahr. Es wurde zur Tradition,
dass es zwei Headliners gibt - der erste ist eine verdiente Death
Metal-Band und der zweite eine nicht weniger berühmte Black
Metal-Gruppe. Dieses Jahr wurde folgendes Paar ausgewählt: die echt
brutale Techno-Band “Immolation” und den Ehrenplatz des zweiten
Headliners nahm das norwegische Trio Tsjuder ein.
Der Hauptbestand sah folgendermassen aus: Erstens, das einzigartige
holländische Death Metal-Projekt Hail Of Bullets, dessen Musiker früher
an solchen bekannten Bands wie Pestilence, Asphyx, Phanatos und
Gorefest beteiligt waren. Ausserdem konnten sich alle an das Konzert
Angekommenen die Leaderband der deutschen Black Metal-Szene Endstille
und die amerikanische Band Broken Hope – Veteranen der extremsten
Musikrichtung des Death Metal-Genres - anhören. Als Vorgruppen waren
zwei “junge” Gruppen ausgewählt worden. Die eine ist die Melodic/Death
Metal-Band aus Frankreich - Sweetest Devilry - und die andere kommt aus
Zürich, spielt Technical/Death Metal und heisst Virvum. Ich muss auch
hinzufügen, dass die Auswahl des Platzes über alles lobenswert ist!
Der “Dynamo Saal” ist durchwegs einer der besten Orte für die
Veranstaltung von extremen Konzerten. Sogar die Bühne befindet sich auf
einer
perfekten Höhe: nicht all zu hoch wie auch nicht zu niedrig – so, wie
es
sein muss, damit man sich gefahrlos mit den Lieblingsmusikern
unterhalten
konnte.
Virvum
Alle, die zuerst in Ruhe etwas trinken wollten, konnten eine halbe
Stunde vor dem Konzertanfang eintreffen und Zeit mit Freunden an der
Bar
verbringen. Um 15.30 Uhr offnete man die Tür, und die schweizerische
Band
Virvum begann ihren Auftritt. Ich hatte ihren Auftritt in diesem Herbst
im “Planet 5” gesehen, da hatten sie vor dem Headliner “Psycroptic”
gespielt, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass mir dieser Auftritt
besser gefiel, was wahrscheinlich dem Dynamo Werk mit seiner perfekten
Akustik und seinen tollen Technikern zu verdanken war. Ja, endlich
bekam Virvum die Halle, die ihrer Musik entsprach. Ich übertreibe
nicht, denn meiner Meinung nach ist die Gruppe bereits reif, selbst
Solokonzerte zu veranstalten und nicht nur in der Rolle als Vorgruppe
bei fremden Stars aufzutreten. Im Grunde genommen, was das Niveau des
technischen Könnens und Materials angeht, steht die Band in ihrer
Leistung den Franzosen von Gorod, den Deutschen von Obscura und Landsleuten wie
Disparaged in Nichts nach. Besonders gut fand ich das Gitarristen-Duo
Nicola Gruhn und Groftoby Koelman.
<< Sweetest Delivery
Der nächste halbstündige Auftritt begann um 16.30 Uhr, alsi die junge
französische Band Sweetest Devilry die Bühne betrat. Ich glaube, die
Band wird den Fans des Schaffens von Children Of Bodom gefallen. Aber
den Franzosen gelang es, das Publikum durch nicht ordinäre Melodik
anzulocken. Die Hauptrolle auf Live-Konzerten spielte Jeff Beguigne -
der Sänger und Gitarrist der Band. Andere Musiker blieben im Hinter-
grund, sogar ihre Instrumente schienen sie leiser zu spielen. Man
spürte, dass die Band keine grosse Erfahrung bei Live-Auftritten hatte
- die
Jungs wirkten verkrampft und verklemmt. Aber es ist doch nicht schlimm,
Erfahrungen sammelt man doch lebenslang. Die Hauptsache ist, dass die
Band mit „Funny Human Race“ schon ein vollformatiges Album hat, das
2012 heraus gegeben wurde.
Broken Hope
Als Nächstes kam der legendäre Gast aus Amerika auf die Bühne, und zwar
Broken Hope. Der Sänger Joe Ptacek beging leider Selbstmord. Die Band
reaktivierte sich 2012, in dem sie den neuen Sänger verpflichten
konnten, und
zwar Gorgasm
Damian „Tom“ Leski. 2013 erschien das neue Album "Omen Of Disease" nach
14 Jahren der Vergessenheit. Tom besitzt eine sehr mächtige
Guttural-Stimme, und ausserdem konzentriert er sich so sehr auf das
Singen, dass es beinah scheint, dass er nicht mitkriegt, was um ihn
herum passiert. Er steht auf der Bühne wie eine Steinstatue, schreit
mit brutaler Stimme und starrt bloss vor sich hin. Er bemüht sich so
sehr, dass es ihm gelingt, sogar die mächtige Lawine der Gitarrenriffs zu
überschreien. Zweifellos ist dieser Sänger das Beste für diese Band.
Obwohl meistens Lieder aus dem letzten Album zu hören waren, spielten
die Musiker ein paar Lieder aus früherem Schaffen, wie zum Beispiel
„Awaking By Stench“ aus dem Debüt-Album von 1991. Der Auftritt dauerte
gut 45 Minuten.
Endstille
Gegen 19 Uhr kam die deutsche Band Endstille auf die Bühne. Zu diesem
Zeitpunkt war der Raum beinahe voll. Man muss heraus streichen, dass
viele ausgerechnet auf diese interessante Gruppe warteten, die
ihre Fans mit jedem ihrer Alben immer mehr erfreut. Endstille erschien
zu einem Geräusch-Intro ab Band und begann den Auftritt mit
„Dominanz“ aus dem dritten Album. Ab der ersten Minute zog der Sänger die
Aufmerksamkeit des ganzen Publikums auf sich. Er trug einen
militärischen Ledermantel und hohe Stiefel, was zusammen einer
Dienstbekleidung sehr nahe kam. Aber es ist auch nicht
verwunderlich, denn die Band hat die Thematik des Ersten und Zweiten
Weltkrieges in ihrem Schaffen gewählt. Den Platz am Mikro nimmt
momentan Zingultus ein – eine relative berühmte Persönlichkeit unter
den Fans dieses Genres. Sein Benehmen auf der Bühne war allerdings
alles andere als typisch für einen Black Metal-Sänger. Zingultus wirkt
sehr emotional und theatralisch. Er gestikuliert und sein
Gesicht zeigte die Wut sogar durch traditionelles Corpsepaint. Ich
würde sagen, es war mehr als einfache Wut! Ich füge hinzu, dass sich
die Black Metal-Musiker in der Regel sehr asketisch und zurückhaltend
auf der Bühne benehmen. Aber hier war es nicht der Fall. Zingultus fühlte
sich frei und locker, und was mich angeht, es gefiel mir. Während des
Auftrittes zeigte ein Zuhörer seine Unzufriedenheit darüber, was die
gesanglichen Fähigkeiten von Zingultus anging. Zingultus hörte sich
Vorwürfe an, und plötzlich gab er das Mirko diesem Mann, damit er allen
zeigte, wie man singen sollte. Der junge Mann wurde nicht verlegen und
brüllte ein bisschen ins Mikro, was die Mehrheit zum Lachen brachte.
Damit war das Problem erledigt. Im Herbst 2013 gab die Band das neue
Album „Kapitulation 2013“ heraus, aber man kann nicht sagen, dass sie
diesen Auftritt zur Promotion dieses Albums genutzt hatten. Während 45
Minuten bemühte sich die Band, alle Perioden ihres Schaffens zu
durchleuchten.
Hail Of Bullets
Nach dem Plan, also gegen acht Uhr, tauchten die Musiker von Hail Of
Bullets auf der Bühne auf. Es war genauso angenehm wie vor einem Jahr,
diesen blonden Martin van Drunen zu sehen. Wie die Zeit vergeht! Aber
voriges Mal trat Martin im Bestand von Asphyx - der legendären
holländischen Death Metal-Gruppe - auf. Im Übrigen folgen auch „Hail Of
Bullets“ den Traditionen des Old School-Death Metal-Genres. 2013 gab
die Band das neue Album heraus "III: The Rommel Chronicles" heraus, und
im Laufe ihres 60-minütigen Auftrittes spielten die Musiker viele
Stücke aus diesem Album. Sie begannen ihren Auftritt mit der
ersten Komposition aus diesem Album , „Swoop Of The Falcon“. Aus dem
Neuen wurden „Pour Le Merite“, „DG-7“ und „To The Last Breath Of Man“
gespielt. Im Grossen und Ganzen kann man sagen, dass die Band so einen
wunderbaren Backkatalog besitzt, was dazu führte, dass dieser ein echtes
Fest für Fans von breitwandigen Riffs und dichtem Blasting bedeuteten.
Tsjuder
Nach 30-minütiger Pause, etwa gegen 22.00 Uhr, tauchte das norwegische Trio
Tsjuder im Dunkeln auf. Die Band hält in der letzten Zeit die Fahne des Black
Metal, die aus den Händen der ehemaligen Leiter “der wüsten
nordischen Hölle” niederfiel, sicher in der Hand hoch. Der Leader der
Band - Bassist und Sänger Nag, wollte von Anfang an die Aufmerksamkeit
des Publikums wecken und es darauf aufmerksam machen, was auf der Bühne
vorging. Er legte seine Bassgitarre nieder, streckte die Hände
beiderseits und starrte die Anwesenden in voller Stille an. Ein paar
Minuten lang hielt er diese Stille im Saal, in dem schon total viele
Menschen waren, und nur danach begann die Band ihren Auftritt mit der
plötzlichen Kaskade von Blastbeats und Black Metal-Riffs. So ein
Kontrast erzeugte die richtige Wirkung – das Publikum war zuerst
einfach schockiert. In der Band singt nicht nur Nag, sondern auch der
Gitarrist Draugluin. Ich unterstreiche, dass er nicht nur mitsingt,
sondern richtige Leads beisteuert. Deswegen konnten sich die
Angekommenen dieses perfekte Black Metal-Duo anhören. Anstatt
der Set-Liste lag auf der Bühne die Fahne von Norwegen. Es ist
sehr symbolisch: Jeder soll verstehen, aus welchem Land der Leader
des Black Metal-Genres stammt! Der Auftritt dauerte eine Stunde. Nur
die Tapfersten gaben nicht auf und standen die ganze Zeit über vor
der Bühne! Genau so feierlich wie zu Beginn verliessen die
Musiker die Bühne wieder.
Immolation
Als die Uhr elf anzeigte, sah man Immolation auf der Bühne. Voriges
Jahr veröffentlicht die Band ein neues Album namens „Kingdom Of
Conspiracy“, und deswegen wurde dieses Auftritt zur Promotion dieses Albums.
Immolation begannen mit dem ersten Song aus dem Album, das gleichnamig
ist. Über diese Band kann man so sagen: Ein Bild sagt mehr als tausend
Worte. Es ist die absolut unvorstellbare, perfekte Fähigkeit und
Meisterklasse im Spielen. Dieses Jahr verdienten Immolation es, der
Hauptheadliner des Festivals zu sein. Es gelingt den Musikern, brutal
und sagenhaft technisch perfekt und gleichzeitig immer vielfältig zu
sein. Robert Vagna überrascht die Zuschauer wie immer mit seiner Art
des Gitarrenspiels. Aber auch alle anderen Musiker haben viel Lob
verdient.
Set-list: „Kingdom Of Conspiracy“, „Majesty & Decay“, „Still Lost“,
„Spectacle Of Lies“, „Lost Passion“, „God Complex“, „Swallow The Fear“,
„Of Martyrs And Men“, „Bound To Order“, „A Glorious Epoch“, „Hate's
Plague“, „Those Left Behind“, „Indoctrine“, „Nailed To Gold“,
„Challenge The Storm“, „All That Awaits Us“, „Despondent Souls“
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