Es ist schon beeindruckend, welchen Status sich Gonoreas in den
letzten zehn Jahren erspielen konnten und über welches hohe Niveau
ihre Live-Shows mittlerweile verfügen. Wie letztes Jahr veranstaltete
die Band ihr Heimkonzert gleich selbst und lockte rund 500 Personen
an, welche auch die anderen Bands mal mehr, mal mit weniger
abfeierten. Atlas & Axis, Battalion und Gonoreas hatten wohl mit
dieser tollen Stimmung gerechnet und liessen sich gleich mit
mehreren Kameras filmen. Ob und wann diese Dokumente veröffentlicht
werden, erfährt Ihr rechtzeitig auf den entsprechenden Webseiten.
Beachtlich war auch die druckvolle, transparente und nicht zu laute
Abmischung, welche von der ersten bis zur letzten Band genossen
werden konnte.
Zyanide
Die erste Band des Abends heizte das Publikum gleich mit einer
tüchtigen Portion Headbanger-Musik ein. Ihr Thrash Metal bot
Rhythmen zum Haare schwingen, befriedigte aber auch den
mathematischen Heavy Metaller mit technisch tollen Liedern und
einigen coolen Gitarren-Soli.
Zyanide
überraschten mit unerwarteten epischen Momenten, die den Weg immer
wieder zurück zum Thrash Metal fanden. Die Bühnenpräsenz hat sich in
den letzten Jahren deutlich gebessert. Sänger Daniel und Bassist
Julian bewegten sich viel und animierten ihre Fans zum Mitmachen.
Das hatte Erfolg, wie erste Klatscher im Publikum bestätigten.
Insgesamt wirkte das Ganze aber immer noch etwas brav und zu wenig
wild. Was musikalisch noch fehlte, waren Lieder, die auch das
ungeübte Ohr auseinander halten konnte. So wurde bei einigen
Übergängen nicht klar, ob es sich nun um einen neuen, oder um die
Fortsetzung des laufenden Songs handelte. Mit dem eingängigen
Schlusslied «Self Destruction» zogen Zyanide aber nochmals alle
Register und "bepfählten" sich für weitere Grosstaten. Man darf
gespannt sein, was voraussichtlich in einem Jahr aus der
Bandschmiede an neuem Material erscheinen wird.
Firemoon
Nach dem Thrash Metal von Zyanide liessen Firemoon die seligen
80er Jahre wieder aufleben. Ihr Hard Rock mit
Sleaze-Rock’n’Roll-Anleihen lud zum Schunkeln und Schmunzeln ein.
Sänger Harry gab Vollgas, warf sich in jede bekannte Klischee-Pose
und wirkte dabei nicht peinlich, sondern authentisch. Das Party-Tier
vermochte die eher durchschnittlichen Lieder auf ein höheres Niveau zu
hieven. Die Show hatte Potenzial und hätte derjenigen von Gonoreas
das Wasser reichen können. Firemoon litten aber an den restlichen
vier Bandmitgliedern, welche zwar den Sänger musikalische solide
unterstützten, aber optisch überhaupt nicht aus sich heraus kommen
wollten. So verkam der Auftritt von Firemoon zur «One-Man-Show», bei
der Sänger und Band irgendwie nicht zusammen passten. Schade!
<< Atlas & Axis
Neben Gonoreas spielten heute auch Atlas & Axis ein Heimspiel.
Die Band um den ehemaligen Firesnake-Sänger Jonas Ambühl konnte auf
ein zahlreich erschienenes Publikum zählen, welches zu ihrem Heavy
Metal ordentlich headbangte und die Band feierte. Auch hier war es
vornehmlich der Sänger, der mit seiner Stimme und seinen Gesten
Akzente setzte. Unermüdlich trieb er das Publikum an, während seine
Band mit einem perfekten Zusammenspiel glänzte. Die Songs selber
wirkten auf den konzentrierten Zuhörer aber noch unausgereift. In
ihnen widerspiegelte sich, was auf der Bühne passierte: Nämlich zu
wenig! Die Band hat noch einen weiten Weg vor sich, auch wenn das
einige Fans im Publikum wohl anders sahen.
Battalion
Diesen langen Pfad abgeschritten haben bereits Battalion, die
mit Leandro Pacheco einen würdigen Nachfolger für den kürzlich
verstorbenen Cyril Etzensberger gefunden haben. Zwar noch nicht ganz
so perfekt eingespielt wie auf dem Fiesta Pagana im
Frühling, warfen sie ihre musikalischen Granaten engagiert ins
Publikum. «Thrash Maniac» bot Metal höchster Güterklasse, der mit
viel Spielwitz dargeboten wurde. Silvan Etzensberger leitete die
immer zahlreicher werdende Headbanger-Schar, verzog sein Gesicht und
schrie, bis die Halle wackelte. Leicht truemetallisch wurde es bei
«The Fight For Metal», der stampfend direkt durch die Gehirne
gepustet wurde, während man bei «Bullets & Death-2 hemmungslos
abschädeln durfte. Begnügten sich die vorigen Bands mit einem
einfach Schriftzugbanner, packten Battalion noch zwei weitere
Leinwände aus, die Ausschnitte aus dem Cover ihres Albums «The Fight
For Metal» zeigten. Damit erzielten sie eine ähnliche optische
Wirkung, wie sie aus den Live-Videos von Metallica zu «Master Of
Puppets»-Zeiten zu sehen sind. Mit den Amerikanern verband Battalion
aber noch eine zweite Sache, nämlich die Unberechenbarkeit. Das
zweitletzte Stück «Stalingrad» begann gewohnt thrashig, wurde dann
langsamer und epischer, bevor das Lied nochmals an Geschwindigkeit
gewann. Anstelle des sonst üblichen Schlusslärms beendeten Battalion
ihr sonst so lautes Set mit den ruhigen Schlussnoten von «Defenders».
Gonoreas
Gitarrist Damir hatte mir bereits im Vorfeld erzählt, dass seine
Band für diesen Abend keine Kosten gescheut und eine Lichtshow der
Superlative gemietet hätte. Was dann schliesslich aufgefahren wurde,
verdiente mehr als ein schlichtes «Wow». Die Bühne war mit zwei
Treppen links und rechts des Schlagzeugs ausgestattet, die den
Musikern den Weg auf ein Podest hinter dem Schlagwerker
ermöglichten. Dieses wurde dann auch fleissig benutzt. Mit einem
frenetischen Applaus wurden Gonoreas begrüsst. Schnell war klar,
dass die Band an das fantastische Konzert vor einem Jahr am gleichen
Ort anschliessen oder dieses sogar noch toppen könnte. Dies war
alles andere als selbstverständlich, gaben doch damals Sänger
Gilberto und Gitarrist Damir bekannt, dass alle anderen
Bandmitglieder ihren Austritt gegeben hatten. Mit der Gitarristin
Larissa, dem Bassisten Pad und dem Schlagzeuger Stefan ist die Band
nun bereits seit April unterwegs und mindestens so gut eingespielt
wie vorher. Gonoreas spielten heute Abend ohne Makel. Gilberto war
bei bester Stimme und wusste auch sonst das begeisterte Publikum zu
ungeahnten Höhenflügen an zu treiben. Damir spielte seine wahnsinnigen
Gitarren-Soli und bot ein spannendes Spiel mit der Mimik. Diese
zeigte mal endlose Begeisterung, dann wieder pure Angst vor
Spielfehlern. Diesem Beispiel folgte auch Bassist Pad, der wild
umher bangend, schreiend und mit viel Bewegung den wilden Derwisch
mimte
und sich immer wieder in beste Steve Harris-Pose warf. Bei dieser
starken Männerfront ging Gitarristin Larissa fast ein wenig unter,
obwohl sie immer wieder die Bühnenseite wechselte. Musikalische
Glanzlichter waren für mich heute das mit einem längeren
Instrumental-Teil ausgebaute «Why» und die beiden Gonoreas-Klassiker
«Breaking The Chains» und «We Love To Rock». Letzteres gab dem
Publikum die Gelegenheit, lautstark mit zu singen, was Gilberto für
die üblichen Spiele nutzte. Nach circa eineinhalb Stunden war erst mal
Schluss. Damir kam auf die Bühne und bedankte sich bei allen, die
das "Winter-Rock-Festival" möglich gemacht hatten. Nun fehlte nur noch
eines: Das obligate «Bang Your Head», welches Gilberto zeitweise
arbeitslos machte, weil das Publikum die Strophen lautstark mitsang.
Zum Refrain stürmten sämtliche Musiker, die an diesem Abend gespeilt
hatten, auf die Bühne und bangten nochmals mit den Fans um die
Wette. So wurde der Abend würdevoll beendet und der Anlass empfahl sich
dabei gleichzeitig für eine weitere Ausgabe.
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