Ein sonniger Dienstagabend und das Thermometer zeigt
frühlingshafte 18 Grad in Pratteln und die Uhr schlägt gerade mal
halb sechs, als sich die Parkplätze ums Konzertlokal Z7 zu füllen
beginnen. Kurze Hosen, Schottenröcke und Trinkhörner geben sich ein
Stelldichein und die Schlange vor dem Einlass wir immer länger.
Dazwischen ich, ein wenig nervös, da ich meinem ersten Livereview
inkl. Fotograben entgegenfiebere. Die Vorfreude ist enorm, da
Pagan-Metal eher zu meinen Favoriten im Metalgenre zählt. Gesehen
habe ich bis dato auch noch keine dieser Bands. Es kann also nur ein
Abend voller neuer Erfahrungen werden. Fünf grossartige Bands in
fünfeinhalb Stunden.
Frosttide Frosttide – die ersten Finnen des Abends
eröffneten bereits um 18 Uhr das Paganfest 2015. Mit ihrem
Debut-Longplayer „Awakening“ sorgten die Melodic Death-Metaller
bereits im Vorfeld für Furore und die treuesten Fans hatten sich
schon als kleine Gruppe am Gitter vor der Bühne versammelt. Beim
„Prologue“ mit synthielastigen Klängen liefen immer mehr Zuschauer
ein und bei „Blood Oath“, spätestens aber bei „Awakening“ war die
vordere Hälfte der Halle gefüllt. Mit „Quest for Glory“ schafften
sie es zeitweise sogar, einzelne zum Mitsingen zu bewegen. Zwei
Songs später, mussten die Herren um Joni Sorno die Bühne unter
Beifall auch schon wieder verlassen. Nach einer äusserst kurzen
Umbaupause verstummte die Saalmusik und die nächste Combo des Abends
betrat die Bühne.
Obscurity Obscurity
- die Bergischen Löwen aus Nordrhein-Westfalen traten entschlossen
und sehr spielfreudig auf. Die Bühne in grünes Licht und Nebel
gehüllt, betrat einer nach dem andern die Z7-Bühne. Mit „Schicksal
der Götter“ und „Naglfar“, hatten sie das Publikum von Anfang an auf
ihrer Seite. Nicht wie vom Gitarristen erwartet, wie er mir in der
Pause später mitteilte: „Ich hatte
zu
Beginn ein wenig Bedenken, da viele Leute in der Umbaupause
abgewandert sind. Das hat sich aber schnell gelegt und nach kurzer
Zeit waren viele vor der Bühne und es war ein cooler Auftritt.“ Mit
heroischen Gebärden schrie Sänger Agalaz der Fangemeinde all seine
Wut entgegen. Zwischen den Songs war er aber mehr als gut aufgelegt
und zu einigen Spässen mit den Fans aufgelegt. Mit „Tenkterer“ und
„Vintar“ gab es dann nochmals so richtig was auf die Ohren. Für die
Bass-Drum zu viel. Beim nächsten Stück stoppte die Musik abrupt!
„Etwas an der Bass-Drum ist defekt. So eine Scheisse kann wohl nur
uns passieren!“ so der Sänger. Wegen dieses Zwischenfalls musste ein
Song gestrichen werden. Bei „Nach Asgard wir reiten“ waren dafür die
Fangesänge lauter als je zuvor und mit „Bergischer Hammer“ war der
Abschluss perfekt. Für mich war diese Band ein Highlight des Abends
und ich hätte ihnen noch länger zuhören können.
Heidevolk Gegen viertel vor sieben betraten dann
die Mannen von Heidevolk die Bühne. Im Gepäck – ihr neues Album
„Velua“. Dies haben sie mit einem platzfüllenden Banner an der
Rückwand und Stehwänden auf der Bühne gut in Szene gesetzt. Ich war
sehr auf den Auftritt von Heidevolk gespannt, da ich die Band seit
ihrem Album „Walhalla Wacht“ kenne und liebe. Bereits beim Opener
tanzten im Z7 die Massen. Dies änderte sich auch während der
nächsten Songs nicht. Ob „Ostara“ oder „Dondergod“, die Meute vor
der Bühne nahm an, was man ihnen zum Frass hinwarf. Zwischendurch
machte Rowan Roodbaert, Bassist der Band, noch eine Kostprobe des
Schweizer Biers, die positiv ausfiel. Während dem Auftritt musste
ich aber feststellen, dass viele Folk Bands ein ähnliches Manko
haben, nämlich die teilweise schlechte Umsetzbarkeit mancher Songs,
beziehungsweise der darin enthaltenen Instrumente. Dies war den Fans
aber ziemlich egal. Sie hingen über dem Sicherheitsgitter und
schüttelten zu „Saksenland“, „Drankgelag“ und „Urth“ ihre Mähnen.
Was dem waschechten Fan sicherlich schon zu Beginn auffiel,
realisierte ich erst durch die Ansage des Sängers zur Mitte des
Konzerts. Die Truppe war
nicht
in Originalbesetzung angereist! Sänger Mark Splintervuyscht wurde
durch Jacco de Wijs (Conorach) und Gitarrist Reamon Bomenbreker
durch Kevin Storm (Cardamon) vertreten, da diese aus
arbeitstechnischen Gründen diese Tour nicht begleiten können. Für de
Wijs ist es Premiere, Storm hat bereits 2014 schon etliche Shows mit
Heidevolk bestritten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es eine
Freude war, sich die Truppe anzuschauen. Die Spielfreude der beiden
Sänger, die wirklich sehr harmoniert haben, hat über die gesamte
Länge des Konzerts standgehalten. „Winter Woede“ und ein Bier-Song
zum Ende der Show, rundete den Abschluss der Niederländer gänzlich
ab, welche die Bühne unter Zugabe-Rufen anschliessend verliessen.
Turisas Um 20:45 war es Zeit für den ersten
Headliner des Abends. Die Finnen von Turisas um Frontmann Mathias
„Warlord“ Nygard starteten ihre Show pünktlich und energiegeladen.
Nach einem pompösen Intro schallten „A Portage to the Unknown“ aus
den Boxen. In traditioneller Manier, mit rot/schwarzer
Kriegsbemalung im Gesicht, stürmten die sechs Musiker die Bühne. Wer
jetzt wieder mal einen Blick Richtung Ausgang riskiert hat, konnte
feststellen, dass sich die Halle ziemlich satt gefüllt hat. Turisas
sind ja bekannt dafür, dass sie sich nicht in eine musikalische Ecke
drängen lassen wollen und dass sie mit ihrem Sound nicht nur
Hardcore-Viking- und Folk Metal Fans anlockten, war auch anhand der
weiblichen Fans in Bühnennähe anzumerken. „As Torches Rise“,
„Midnight Sunrise“ oder „Battle Metal“ waren nur einige Klassiker,
der ersten Turisas Scheibe. Nach weiteren Songs nutzte Mathias
Nygard die Zeit für eine überschwängliche Dankesrede an alle, die an
einem
herkömmlichen
Dienstagabend angereist sind und sich die Zeit nehmen um gemeinsam
zu feiern. Anschliessend brachten sie den Saal erneut zum Kochen.
Man kann eindeutig sagen, dass das finnische Sextett die meisten
Zuschauer des Abends auf ihr Konto verbuchen konnte. Nach einem
ersten Abgang, kamen sie nochmals zurück auf die Bühne, um mit „It’s
a Sin“, einem gelungenen Pet Shop Boys Cover, den Saal nochmals zum
Brodeln zu bringen und vor allem zum Mitsingen zu bewegen. Gerade
weibliche Fans, die sich eher im Barbereich und nicht im Getümmel
aufhielten, gaben dazu noch richtig Gas. Mit „Stand Up and Fight“
wurde dann ein weiteres Kapitel in der Turisas-Live-Geschichte
geschlossen und die Fans zu einem weiteren Bier an der Bar
entlassen.
Wintersun Die Luft, langsam aber sicher
abgestanden und der Boden so klebrig, dass man Gefahr lief, bei
jedem Schritt den Turnschuh zu verlieren. Wintersun Anhänger, die
schon den ganzen Abend auf ihre Idole gewartet haben, pilgerten nun
zum Gitter vor der Bühne. Mit etwas Verspätung betrat die Band um
Jari Mäenpää die Bretter des Z7. Unter grölenden Zurufen des
Publikums waren die ersten Akkorde von „When Time Fades Away“ zu
hören. Ziemlich nahtlos folgten „Sons of Winter and Stars“ und „Land
of Snow and Sorrow“, was mir persönlich, sage und schreibe einen
25-minütigen Aufenthalt im Fotograben ermöglichte.
Zur
Halbzeit kam reichlich Bewegung in die Halle, da ein Grossteil der
Metal-Fans den Heimweg antrat. Viele sind mit dem Zug angereist und
waren gezwungen zu gehen. Der Spielfreude von Wintersun tat dies
aber keinen Abbruch – im Gegenteil! Ich hatte von dem Zeitpunkt an
das Gefühl, dass die Band von Song zu Song besser
und
intensiver wurde. Live – an der Gitarre ist Jari Mäenpää eine Klasse
für sich. Er spielt technisch hochstehende Soli runter, ohne dabei
eine Miene zu verziehen. Ein echter Hörgenuss für die Ohren. Ein
wenig schade war die Tatsache, dass die Orchestrierung nur vom Band
kam und bei den Live-Shows kein Keyboarder eingesetzt wird. Den Fans
war es egal. Zu den Schlussklängen von „Winter Madness“ gaben die
Unermüdlichen nochmals Vollgas, während die Merchandise Stände
langsam ihre Zelte abbrachen. Alles in allem ein gelungener Abend
mit viel Melodic Death- und Folk Metal vom Feinsten.
Setliste: <<When Time Fades Away>> - <<Sons Of Winter And Stars>> -
<<Land Of Snow And Sorrow>> - <<Darkness And Frost>> - <<Time>> -
<<Death And The Healing>> - <<Beyond The Dark Sun>> - <<Starchild>>
- <<Forest>> - <<Winter Madness>>
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