Zuerst glaubte ich zu träumen, als ich diese
Konzert-Ankündigung vor Augen hatte! Die genialen Amis im Rockpalast
in und zu Biberist? Jawohl..., meine Damen und Herren..., genau so
war's und darum gab es für mich kein Halten mehr! Da musste ich hin,
zumal damit sowieso der längst fällige Antrittsbesuch in dieser
kultigen Location anstand. Für einen wie mich, der ja ebenfalls im
gleichen Kanton wohnt und damit eigentlich keine längere Anfahrt in
Kauf nehmen muss, eine fast beschämende Situation, aber man kann
halt nicht überall präsent sein. Als Anheizer fungierten Unchain,
die ja aus den Ruinen von Mines hervor gegangen sind. Ihr gefälliger
Riff-Rock à la AC/DC und einem Schuss Blues schien ideal, um das
Publikum ein erstes Mal aus der Reserve locken zu können.
Unchain
Immer wenn ich diese Band auf der Bühne spielen sehe, kommt mir
stets der geniale Auftritt am Ice Rock 2005 in den Sinn, wo damals
eben noch Mines als letzte Band des Abends der eisigen Kälte
trotzten und eine grandiose Show ablieferten. Das Bild, das sich
heute Abend dem Betrachter bot, deutete allerdings nicht darauf hin,
dass es auch nur annähernd so wie damals im Emmental werden würde.
Die routinierte Live-Truppe bemühte sich zwar nach allen Regeln der
Kunst, aber die spärliche Zuschauer-Kulisse wahrte hartnäckig einen
"Sicherheitsabstand" von drei bis vier Metern zur Bühne. Das
erleichterte zwar den Fotographen (*räusper*) entsprechend
die
Arbeit, hielt aber den Stimmungspegel vorerst total im Keller unten.
Erst als Sänger Tom ein paar aufmunternde Ansagen machte, traten ein
einige Unentwegte nach vorne. Trotz ein paar ansprechenden Songs und
ordentlich Bewegung auf der Bühne, sprang der Funke heute Abend
jedoch nicht (mehr) über. Selbst Emi, die quirlige Bassistin, konnte
da kaum noch gross was reissen. Für meine Begriffe hätte aber
insgesamt eh ein bisschen mehr Zug drin sein müssen, auch was die
Qualität einzelner Songs angeht. Unchain besitzen aber musikalisch
durchaus das Potenzial, das sie ja als Mines (das Unchain CD-Debüt
entspricht 1:1 der zuvor releasten Scheibe "Downstroke") schon an
den Tag legten und hätten auf jeden Fall ein aktiveres Publikum
verdient gehabt.
Setlist: "I'm Back" - "Can Stay In Hell" - "Hills" - "Sabrina" -
"Smoke" - "Get It Live" - "Two Glasses" - "Burn" - "Keep On Rockin'".
Y&T
Mein lieber Scholli! Jeder echte Hardrock-Fan, der sich so eine
Affiche bewusst oder auch unbewusst hat entgehen lassen, gehört eine
Woche bei Wasser, Brot und Dauerbeschallung mit den "Wildecker
Herzbuam" eingesperrt! Y&T im Rockpalast? Aber hallo..., und was für
eine Ehre dazu! Dave Meniketti brachte seine komplette Band (inkl.
Gitarren) mit, aber für praktisch alles andere musste der
Veranstalter aufkommen! Ex-Killer Röhre Mark Brönnimann, dessen
Musikgeschäft ja ganz in der Nähe ist, musste zum Beispiel einiges
an Blut schwitzen, bis er unter anderem das Drum so beieinander
hatte, wie es Mike Vanderhule gewünscht hatte. Doch der Stress hatte
sich gelohnt und deshalb stand der Headliner nach der Umbaupause
bereit und initiierte ein Hardrock-Feuerwerk, das sich gewaschen
hatte. Y&T aus nächster Nähe geniessen zu können, ist nicht immer
möglich, doch der heutige Auftritt vermittelte den Eindruck, als
stünde man im eigenen
Wohnzimmer! Mit "Black Tiger" ging es gleich
volle Pulle los, gefolgt von "Hard Times" und "Don't Stop". Es war
einfach der Hammer, dieser Kult-Truppe zuzuhören. Dave Meniketti
sang und spielte vor allem wie ein Halbgott, derweil der Rest der
Band mit Phil Kennemore (b), John Nymann (g) und Mike Vanderhule (d)
einen mörderischen Groove hinlegte. Es folgte ein Highlight nach dem
anderen und mittlerweile waren erstens deutlich mehr Leute im Saal
und zweitens ging das Ganze ab wie ein Zäpfchen! Dave stand oft am
Bühnenrand und solierte mit geschlossenen Augen, dass es einem Angst
und Bange wurde. Im Publikum waren auch einige Musiker auszumachen
wie zum Beispiel Fernando von Arb (Ex-Krokus) und Dave Gugelot
(Killer). Sie alle wurden Zeuge dieses einzigartigen Auftritts, der
keine Wünsche offen liess und wohl vor allem den älteren Fans echt
feuchte Augen bescherte. Auch der Sound kam respektabel daher, was
bei so einer Location nicht selbstverständlich ist. Nach guten zwei
Stunden schweisstreibender Performance war klar, dass im Rockpalast
soeben Musikgeschichte geschrieben wurde, denn ob man das in dieser
Art und Weise am gleichen Ort nochmals erleben kann, darf nicht als
gegeben betrachtet werden! Falls doch, dann muss der Laden das
nächste Mal total "Sold Out" sein, wenn all die Leute noch kommen,
die beim Konzert-Highlight dieses Jahres durch Abwesenheit glänzten.
Zudem dürfte es im Wissen darum noch mehr wurmen, dass Y&T danach am
Merchandise-Stand geduldig alles unterschrieben was ihnen
hingestreckt wurde und noch locker mit ihren Fans einen gepflegten
Small Talk abhielten. Echte Rockstars..., hautnah erlebt in Biberist...,
im Rockpalast! Und nun lasst Euch die unten stehende Setlist wie
Speck durch den Mund ziehen. Ich schwelge auf jeden Fall immer noch
auf Wolke sieben..., puh!
Setlist: "Black Tiger" - "Hard Times" - "Dirty Girl" - "Afraid Of
The Dark" - "Mean Streak" - "Masters And Slaves" - "This Time" - "Hurricane"
- "Barroom Boogie" - "Midnight In Tokyo" - "Eyes" - "Rescue Me" - "Squeeze"
- "Summertime Girls" - "I'll Cry" - "I Believe" - "Forever".
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