Livereview: Y&T - Unchain
23. Mai 2007, Biberist Rockpalast
By Rockslave
Zuerst glaubte ich zu träumen, als ich diese Konzert-Ankündigung vor Augen hatte! Die genialen Amis im Rockpalast in und zu Biberist? Jawohl..., meine Damen und Herren..., genau so war's und darum gab es für mich kein Halten mehr! Da musste ich hin, zumal damit sowieso der längst fällige Antrittsbesuch in dieser kultigen Location anstand. Für einen wie mich, der ja ebenfalls im gleichen Kanton wohnt und damit eigentlich keine längere Anfahrt in Kauf nehmen muss, eine fast beschämende Situation, aber man kann halt nicht überall präsent sein. Als Anheizer fungierten Unchain, die ja aus den Ruinen von Mines hervor gegangen sind. Ihr gefälliger Riff-Rock à la AC/DC und einem Schuss Blues schien ideal, um das Publikum ein erstes Mal aus der Reserve locken zu können.

Unchain
Immer wenn ich diese Band auf der Bühne spielen sehe, kommt mir stets der geniale Auftritt am Ice Rock 2005 in den Sinn, wo damals eben noch Mines als letzte Band des Abends der eisigen Kälte trotzten und eine grandiose Show ablieferten. Das Bild, das sich heute Abend dem Betrachter bot, deutete allerdings nicht darauf hin, dass es auch nur annähernd so wie damals im Emmental werden würde. Die routinierte Live-Truppe bemühte sich zwar nach allen Regeln der Kunst, aber die spärliche Zuschauer-Kulisse wahrte hartnäckig einen "Sicherheitsabstand" von drei bis vier Metern zur Bühne. Das erleichterte zwar den Fotographen (*räusper*) entsprechend die Arbeit, hielt aber den Stimmungspegel vorerst total im Keller unten. Erst als Sänger Tom ein paar aufmunternde Ansagen machte, traten ein einige Unentwegte nach vorne. Trotz ein paar ansprechenden Songs und ordentlich Bewegung auf der Bühne, sprang der Funke heute Abend jedoch nicht (mehr) über. Selbst Emi, die quirlige Bassistin, konnte da kaum noch gross was reissen. Für meine Begriffe hätte aber insgesamt eh ein bisschen mehr Zug drin sein müssen, auch was die Qualität einzelner Songs angeht. Unchain besitzen aber musikalisch durchaus das Potenzial, das sie ja als Mines (das Unchain CD-Debüt entspricht 1:1 der zuvor releasten Scheibe "Downstroke") schon an den Tag legten und hätten auf jeden Fall ein aktiveres Publikum verdient gehabt.

Setlist: "I'm Back" - "Can Stay In Hell" - "Hills" - "Sabrina" - "Smoke" - "Get It Live" - "Two Glasses" - "Burn" - "Keep On Rockin'".

Y&T
Mein lieber Scholli! Jeder echte Hardrock-Fan, der sich so eine Affiche bewusst oder auch unbewusst hat entgehen lassen, gehört eine Woche bei Wasser, Brot und Dauerbeschallung mit den "Wildecker Herzbuam" eingesperrt! Y&T im Rockpalast? Aber hallo..., und was für eine Ehre dazu! Dave Meniketti brachte seine komplette Band (inkl. Gitarren) mit, aber für praktisch alles andere musste der Veranstalter aufkommen! Ex-Killer Röhre Mark Brönnimann, dessen Musikgeschäft ja ganz in der Nähe ist, musste zum Beispiel einiges an Blut schwitzen, bis er unter anderem das Drum so beieinander hatte, wie es Mike Vanderhule gewünscht hatte. Doch der Stress hatte sich gelohnt und deshalb stand der Headliner nach der Umbaupause bereit und initiierte ein Hardrock-Feuerwerk, das sich gewaschen hatte. Y&T aus nächster Nähe geniessen zu können, ist nicht immer möglich, doch der heutige Auftritt vermittelte den Eindruck, als stünde man im eigenen Wohnzimmer! Mit "Black Tiger" ging es gleich volle Pulle los, gefolgt von "Hard Times" und "Don't Stop". Es war einfach der Hammer, dieser Kult-Truppe zuzuhören. Dave Meniketti sang und spielte vor allem wie ein Halbgott, derweil der Rest der Band mit Phil Kennemore (b), John Nymann (g) und Mike Vanderhule (d) einen mörderischen Groove hinlegte. Es folgte ein Highlight nach dem anderen und mittlerweile waren erstens deutlich mehr Leute im Saal und zweitens ging das Ganze ab wie ein Zäpfchen! Dave stand oft am Bühnenrand und solierte mit geschlossenen Augen, dass es einem Angst und Bange wurde. Im Publikum waren auch einige Musiker auszumachen wie zum Beispiel Fernando von Arb (Ex-Krokus) und Dave Gugelot (Killer). Sie alle wurden Zeuge dieses einzigartigen Auftritts, der keine Wünsche offen liess und wohl vor allem den älteren Fans echt feuchte Augen bescherte. Auch der Sound kam respektabel daher, was bei so einer Location nicht selbstverständlich ist. Nach guten zwei Stunden schweisstreibender Performance war klar, dass im Rockpalast soeben Musikgeschichte geschrieben wurde, denn ob man das in dieser Art und Weise am gleichen Ort nochmals erleben kann, darf nicht als gegeben betrachtet werden! Falls doch, dann muss der Laden das nächste Mal total "Sold Out" sein, wenn all die Leute noch kommen, die beim Konzert-Highlight dieses Jahres durch Abwesenheit glänzten. Zudem dürfte es im Wissen darum noch mehr wurmen, dass Y&T danach am Merchandise-Stand geduldig alles unterschrieben was ihnen hingestreckt wurde und noch locker mit ihren Fans einen gepflegten Small Talk abhielten. Echte Rockstars..., hautnah erlebt in Biberist..., im Rockpalast! Und nun lasst Euch die unten stehende Setlist wie Speck durch den Mund ziehen. Ich schwelge auf jeden Fall immer noch auf Wolke sieben..., puh!

Setlist: "Black Tiger" - "Hard Times" - "Dirty Girl" - "Afraid Of The Dark" - "Mean Streak" - "Masters And Slaves" - "This Time" - "Hurricane" - "Barroom Boogie" - "Midnight In Tokyo" - "Eyes" - "Rescue Me" - "Squeeze" - "Summertime Girls" - "I'll Cry" - "I Believe" - "Forever".