Die neben Tesla und Great White wohl beste, amerikanische
Hardrock Band mit Wurzeln in den 80ern, ja eigentlich auch 70ern,
hat sich in den letzten Jahren in Europa wieder öfters gezeigt. Das
ist höchst erfreulich, denn eine Zeit lang sah es nicht wirklich
danach aus, dass diese unbestrittenen Hammer-Songs je wieder live zu
sehen und hören sind. Nach dem guten Album «Ten» von 1990 und einem
letzten Live-Auftritt zu Silvester am Ende des Jahres war der Ofen
erstmal aus und der Grunge stand bereits in den Startlöchern. Nach
dessen Hochphase kamen 1995 («Musically Incorrect») und 1997 («Endangered
Species») zwei weitere Alben heraus, die aber kaum beachtet wurden.
Erst als Y&T aufgrund der grossen Nachfrage ihrer Fans bisher
unveröffentlichte Songs mit «UnEarthed Vol. 1 und 2» zwischen 2003
und 2005 rausbrachten und mit den darauf folgenden Re-Releases ihrer
ersten vier Kult-Alben ergänzten, begann der Motor wieder zu laufen.
Auf Festival-Auftritte folgten kleinere Tourneen und da zeigten Dave
Meniketti und seine Jungs, dass sie es immer noch faustdick drauf
haben. Dabei liessen die immer wieder gespielten, alten Songs
erkennen, wie hoch deren Stellenwert gegenwärtig noch ist. Als
Vorband glänzten die Schweizer von Charing Cross.
Charing Cross
Es sind seit 1993 schon ein paar Jahre ins Land gezogen, als sich
die Band erstmals richtig formierte und den steinigen Weg der
Karriere antrat. Einige Besetzungswechsel und ebenso viele
Erfahrungen später, präsentierte sich das Quintett 2003, nach ein
paar Demos, mit einer feinen EP namens «Back For The Attack». Es
folgten diverse Auftritte, wo die Innerschweizer immer wieder
überzeugen konnten. Dies ist auch der Verdienst von Sänger Peter Hochuli, der genau über das richtige Organ für diesen Sound verfügt.
Ich mag mich noch gut an einen frühen Auftritt im Badener Club
«Löschwasserbecken» erinnern, wo der damalige Sänger klar das
schwächste Glied der Band war. In-zwischen hat sich nun mit dem
neusten Member, nämlich Drummer Riodi Halter, eine homogene Truppe
zusammen gefun-den, die erst vor drei Tagen, nämlich als Support von
Ex-Accept Recke Herman Frank (g) am gleichen Ort auf der Bühne
stand. Im Gepäck hatten die Schweizer ihren ersten Longplayer «We
Are... Charing Cross», dessen Opener «Final Day» den Abend optimal
eröffnete. Dabei kam, wie bei Mr. Big, eine Akku-Bohrmaschine zum
Einsatz, die aber nicht mechanisch, sondern elektrotechnisch genutzt
wurde. Diesen Effekt erzeugten zum Beispiel auch Van Halen bei
«Poundcake», wozu Eddie van Halen ein identisches Hilfsmittel zum Einsatz
brachte. Deutlich flotter kam danach «Rumble»
um's Eck, wo man den einprägsamen Refrain sogleich mitsingen konnte.
Das Gitarristen-Duo Dormann/Zwyssig überzeugte nebst fettem Riffing
mit ebenso beindruckenden Solo-Fertigkeiten, die dem Kracher
«Broken» gut zu Gesicht standen. Eine weitere Stärke von Charing
Cross offenbarten die töften Backing Vocals und die Tatsache, dass
hier kein Keyboarder mit dabei ist. So lag das Gewicht stets bei
gitarrenlastigem Sound und das wirkte. Die Fans, vorab in den ersten
paar Reihen, liessen sich mitreissen und man sah einige, fliegende
Langhaar-Matten. Genau für das waren die Jungs aus dem Kt. Luzern ja
angereist und hinterliessen insgesamt einen sehr soliden Eindruck.
Vor allem die beiden 6-String Klampfen wurden sehr gekonnt in Szene
gesetzt, während Bassist Markus Flury eher noch etwas mehr aus sich
hätte heraus gehen können. Nichtsdestotrotz wurde ich angenehm
überrascht und hoffe nun, dass Charing Cross weiterhin dran bleiben
und nicht eines schönen Tages so enden wie Crystal Ball.
Setliste: «Final Day» - «Rumble» - «Broken» - «Ain't Got No Time» -
«Voices» - «Shadow» - «Palace Of Fate» - «Burn The Sun» - «Kick Ass
Rock n' Roll» - «Wild Honey» -- «Back For Attack» - «Shadow (2)».
Y&T
Die Amerikaner brachten zwar (noch) kein neues Album mit, dafür
natürlich eine ganze Latte an unsterblich geilen Songs, welche auch
heute Abend wiederum mit unbändiger Leidenschaft vorgetragen wurden.
Der Opener hiess passend «Open Fire» und dieser zündete in der Tat
ein weiteres Sound-Feuerwerk der Extraklasse auf Schweizer Boden.
Dave Meniketti (g/v), Phil Kennemore (b/v), John Nymann (g) und Mike
Vanderhule (d) liessen es echt krachen! «Don't Wanna Loose» und
«Hang 'Em High» folgten auf den Fusse und es war einfach nichts als
geil. Dave besitzt ja die Gabe, dass sich sein Gesang und das
Gitarrespielen überhaupt nicht in die Quere kommen. Das bedeutet in
erster Linie, dass er kaum bis gar nie auf's Griffbrett seines
Arbeitsgerätes schauen muss, um zu wisssen, wo sich seine Finger
gerade befinden. Deshalb ist es ein Leichtes ihn, besonders beim
Solieren am Bühnenrand, die volle Leidenschaft einzubringen. Da
merkte man einfach, dass das Songmaterial erstens weltklassemässig
daher kommt, und zweitens, obwohl schon hundertfach gespielt,
dennoch nie lustlos klingt. Das ist auch kaum möglich, wenn solche
Perlen wie «Dirty Girl», «Hurricane» oder «Black Tiger» auf der
Setliste stehen. Wiederum sehr üppig fiel natürlich «I Believe In
You» aus, wo
Master Meniketti sich einmal mehr in andere Sphären
begab und wie von einem anderen Stern solierte. Die Kunst dabei ist
ja eben, keine lustlose Routine an den Tag (oder besser die Nacht)
zu legen. Doch davon waren Y&T heute Abend meilenweit entfernt und
die etwa 300 Fans dankten es mit entsprechend lautem Applaus. Gar zu
einem so zu sagen nach-gereichten Geburtstags-Ständchen für Bassist
Phil gereichte es, als Dave erzählte, dass dieser den am Vortag
feiern konnte. Nichts-destotrotz wurde auch in Pratteln schnell der
«Happy Birthday» Vers im Kollektiv zelebriert, worüber sich Herr
Kennemore offensichtlich freute. Das Publikum lauschte derweil
weiteren gekonnten, zweistimmigen Soli der Marke Meniketti/Nymann.
Überhaupt konnte man ob dem blinden Verständnis dieser vier
gestandenen Profimusiker nur den Hut ziehen. Der Auftritt war wie
aus einem Guss und erzeugte eine tolle Stimmung im Z7. Die steigerte
sich kurzzeitig gar noch mehr, als Dave zu 35 Jahren Y&T eine kurze
Ansprache hielt. Nachdem Phil eine schnellere Nummer selber sang und
ein kurzes Bass-Solo hinlegte, war die Reihe an Drummer Mike. Im
Sommer in Balingen noch mit einem Arm im Gips, konnte sich der Hüne
hinter den Kesseln wieder so entfalten, wie es sich gehört. Den
anderen dauerte diese Darbietung offen-sichtlich zu lange und so
schnappten sich Dave und Phil je einen Wischer und fegten
demonstrativ die Bühne! Das erzeugte natürlich nicht wenige Lacher
im Publikum. Herr Kennemore nutzte die Gunst der Stunde sogleich und
zettelte den berühmten "wer-ist-lauter-als-das-z7-dbmeter?"
Sing-a-long an. Mit «Forever You", wo die ganze Band Backing Vocals
beisteuerte, ging der offizielle Teil des Konzertes zu Ende. Die
Fans hatten aber selbst nach 110 edlen Minuten noch nicht genug und
deshalb liessen Y&T für die Zugabe («Rescue Me») nicht lange auf
sich warten. Nach den letzten Klängen waren ziemlich genau zwei
Stunden seit Beginn der Headliner-Show vorbei und Dave vermochte
immer noch aus voller Kehle zu singen. Besser geht's nimmer und zu
guter Letzt gab es mit der Ankündigung eines neuen Albums für
Mai/Juni 2010 noch das i-Tüpfelchen oben drauf. Wenn das keine guten
Nachrichten sind?!!
Setlist: «Open Fire» - «Don't Wanna Loose» - «Hang 'Em High» - «Don't
Be Afraid Of The Dark» - «Mean Streak» - «Dirty Girl» - «Hurricane»
- «Strick Down (nur kurz angespielt)» - «Black Tiger» - «I Believe
In You» - «Eyes Of The Stranger» - «Midnight In Tokyo» - «Contagious»
- «Summertime Girls» - «Improvisation/Solo Dave» - «Looks Like
Trouble» - «??? (Vocals Phil Kennemore)» - «Bass/Drum-Solo» - «Forever»
-- «Rescue Me».
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