In den letzten Jahren haben uns die amerikanischen
Kult-Hardrocker regelmässig besucht und stets begeisternde Sets
abgeliefert. Nach den Grosserfolgen in den 80ern bis knapp in die
90er hinein gerieten Dave Meniketti und seine Truppe danach, Grunge
sei "Dank", etwas in Vergessenheit. Ich hatte die alten Scheiben
nicht mal (warum, weiss ich bis heute nicht!), aber dafür die
Top-Anthology von 1992. Auf diesem Doppelalbum war eigentlich mehr
oder weniger alles drauf, was die Klasse von Y&T auswies. Nachdem
man sich ohne ein neues Studio-Album dennoch immer wieder mal auf
Bühnen zeigte, nahmen die heran wachsende Generation und die Altfans
wieder freudig zur Kenntnis, wie zeitlos das Songmaterial von Y&T
ist. Weniger erfreulich war allerdings der beklagenswerte Tod von
Ur-Bassist Phil Kennemore (R.I.P.), der am 7. Januar 2011 seinem
Lungenkrebsleiden erlag. Da es sicher in seinem Sinne war, fand man
in Brad Lang einen adäquaten Ersatz, der gleich die anstehende «Facemelter»-Tour
zum letztjährigen, neuen Album bestritt. Als Support im Z7 wurden
Poison Heidi (CH) verpflichtet.
Poison Heidi
Die Schock Glamster aus Neuchâtel passten optisch zwar nicht gerade
zum aufmarschierten Publikum, und überhaupt erinnerte die schräg
anmutende Bühnen-ausstattung eher an eine Mischung aus Lordi, Rob
Zombie und Alice Cooper. Dieser Stil wurde dann auch musikalisch
zelebriert, inklusive teils schwarz geschminkten Gesichtern von
Sänger Fabio Bagnato, Gitarrist Tiny Pistol und Drummer Mr. Killjoy.
Einzig die mit voluminösen Locken ausgestattete Bassistin Manon
Pierrehumbert verzichtete darauf. Der Anfang der Premiere von Poison
Heidi (geiler Bandname!) im Z7 gestaltete sich allerdings etwas
schwierig, denn das Mikro war irgendwie nicht an und so hörte man zu
Beginn rein gar nichts vom Gesang. Wenig später streikte auch noch
die Klampfe von Herrn Pistol und störte so halt den Rhythmus der
Darbietung. Dennoch liess die quirlige Truppe davon allerdings nicht
gross beirren und legte einen beherzten Auftritt hin.
Frontmann
Fabio war eigentlich zu keiner Zeit ruhig und legte dabei auch sein
theatralisches Talent auf die Bühnenbretter. Ebenfalls damit
gesegnet war Drummer Mr. Killjoy, der offensichtlich ein grosser Fan
von Tommy Lee (Mötley Crüe) sein muss, da sein sehr aktives Spiel
all dessen Trademarks zur Schau trug. Dazu gehörte natürlich auch
das eigentümliche Schwingen der Drumsticks. Obwohl die Band soweit
alles gab, hielt sich die Begeisterung des Publikums arg in Grenzen.
Immerhin wurde das jeweilige Ende der Songs mit dem unabdingbaren
Höflichkeitsapplaus bedacht. Bislang haben Poison Heidi, die
übrigens erst 2009 gegründet wurden, eine 4-Track EP am Start, die
danach nachweislich ein paar Käufer fand. Nach rund 37 Minuten
musste die Bühne wieder von einigen Requisiten "befreit" werden, die
für eine Schweizer Support-Band eher ungewöhnlich waren. Insgesamt
war der Auftritt aber ganz ok, obwohl diese Stilecke von weitaus
klingenderen und berühmteren Namen abgedeckt wird.
Y&T
Beim letzten Auftritt in Pratteln im Herbst 2009 war der gute Phil
Kennemore (R.I.P.) noch mit von der Partie. Nun musste man sich an
ein neues Gesicht gewöhnen. Sein Nachfolger Brad Lang scheint aber,
obwohl etwas jünger, eine gute Wahl zu sein. Die Amis hatten
natürlich immer noch ihr letztjähriges, starkes Album «Facemelter»
im Gepäck, das den Spagat zwischen History und Gegenwart locker
abdeckt. Sonst beschränkte sich die Frage für die etwa 200
anwesenden Fans (was für eine beschämende Kulisse!) eigentlich bloss
noch darauf, welche der zahlreichen Sound-Perlen auf der Setliste
des heutigen Abend stehen würden. Als Opener wurde mit «On With The
Show» gleich ein neuer Song gewählt, der den roten Faden des
typischen Y&T-Sounds sogleich aufgriff. Bis zu «Shine On», einem
weiteren Neuzugang im aktuellen Set, folgten erst mal vier Althits,
wovon jeder natürlich eine Klasse für sich war. Dave Meniketti, John
Nymann, Mike Vanderhule und "Newbie" Brad Lang waren nun warm
gespielt und die ersten Schweisstropfen folgten der Schwerkraft,
indem sie den Bühnenboden zu benetzen begannen. «If You Want Me» und
«Blind Patriot» bewiesen darauf, wie gut die neuen Songs neben den
alten Krachern bestehen können. Mit «Don't Bring Me Down» als
fünftem Vertreter von «Facemelter» wurde offensichtlich, welchen
Stellenwert die Neu-Kompositionen bereits besitzen. Inzwischen
triefte der Frontmann schon ordentlich vor Schweiss und liess
zusammen mit seinen Kumpels nichts anbrennen. Während viele
Musiker-Kollegen beim Solieren ihre Griffbretter jeweils im
Blickfeld haben müssen, verschmolz Dave regelrecht mit seiner
E-Gitarre und pfefferte geilste Soli wie Riffs bei gewohnt
geschlossenen Augen heraus.
Der Sound war dabei ziemlich fett und
transparent zugleich, also genau so, wie es eigentlich immer sein
sollte! Die zwei Hundertschaften an Besuchern feierten ihre Helden
entsprechend lautstark ab und spornten diese so noch mehr an. Die
Spielfreude suchte dabei wirklich Seinesgleichen und selbst eine
vermeintlich breit getretene Nummer wie «I Believe» kam voll rüber
und hinterliess nur zufriedene Gesichter. Im Normalfall entsprechen
die auf der Setliste aufgeführten Songs dem vorgesehenen Ablauf.
Profis wie Y&T sind aber locker in der Lage, hier kurzfristig
umzudisponieren und so kam zu meiner grossen Freude anstatt «Summertime
Girls» das geniale «Contagious» zum Zug! Lead Vocals gereichte es
John Nymann zu «Squeeze», ehe der Chef dann noch das Restprogramm
mit den Zugaben «Don't Wanna Lose» und dem überirdischen «Forever»
bestritt. Obwohl nach dem Setlisten-Check das Auslassen von «Open
Fire» festgestellt wurde, spielten die Amis satte 125 Minuten, was
dem bekannten Spruch "value for money" alle Ehre zuteil kommen
liess. In dieser bestechenden Form haben Y&T noch einige Jahre vor
sich und es blieb zum Schluss die Hoffnung, dass Dave Meniketti &
Co. uns möglichst bald wieder beehren werden!
Setliste: «On With The Show» - «Black Tiger» - «Dirty Girl» - «Meanstreak»
- «Midnight in Tokyo» - «Shine On» - «If You Want Me» - «Blind
Patriot» - «Winds Of Change» - «Hang 'Em High» - «Hungry For Rock» -
«Don't Bring Me Down» - «I Believe» - «Hurricane» - «Contagious» - «Rescue
Me» - «Squeeze» - «I'm Coming Home» -- «Don't Wanna Lose» - «Forever».
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