Am Tag zuvor konnte ich meinen 48. Geburtstag feiern, aber der
heutige Abend war Grund genug, die entsprechende Stimmung weiter
anhalten zu lassen. Der Grund heisst Y&T, denn im Bereich von
kernigem Hardrock ohne Schnickschnack gehören sie zur absoluten
Oberliga. Zudem müssten sie eigentlich viel grösser, sprich
erfolgreicher sein, als das, was sie bisher erreicht haben.
Allerdings verfügen die sympathischen Amis jedoch über einen
entscheidenden Vorteil, denn dadurch dass sie immer Bodenhaftung
hatten, ging die Glaubwürdigkeit nie verloren und weil das
Songwriting eh kaum Schwachpunkte über die ganze Karriere gesehen
aufweist, ist die Frage immer die, was sie jeweils leider nicht
gespielt haben. Im Zuge des ganzen Reunion-Wahns der letzten Jahre
wurden Y&T zum Glück auch wieder an die Oberfläche zurück gespült
und erfreuen seither ihre treue Fanbase wie neue Jungfans
gleichermassen. Wenn das nun im Rahmen eines Konzertes im kleineren
Rahmen wie in der Galery in Pratteln statt findet, ist die
Gewissheit da, dass der Abend magisch werden wird!
Y&T
Das zahlende Volk erwartet zurecht eine Gegenleistung für das
entrichtete Eintrittsgeld und bei den heutigen Preisen sowieso. Das
schliesst in der Regel eine oder mehrere Support-Bands mit ein, doch
am heutigen Abend sollte nur der Headliner die Show reissen. Das
kann gut ausgehen, aber dann muss mehr als der Standard von 75 - 90
Minuten Spielzeit geboten werden, es sei denn, die Band gibt alles
und entlässt trotzdem ein begeistertes Publikum. Letzteres gilt für
Dave Meniketti und seine Jungs so oder so, denn wie in der
Einleitung bereits erwähnt, habe ich noch nie eine schlechte Show
von Y&T gesehen. Das ist gar nicht möglich und selbst der Tod des
langjährigen Bassisten Phil Kennemore (R.I.P.) anfangs 2011 liess
die Band nicht auseinander brechen. Sein Ersatz Brad Lang (kam von
Jet Red) hat sich inzwischen gut eingelebt und wird auch von den
Fans akzeptiert. So geht die Geschichte von "Yesterday & Today",
kurz eben Y&T, weiter und das ist auch gut so. Das letzte
Studio-Album «Facemelter» von 2010 hat nämlich bewiesen, dass die
1974 gegründete Band immer noch was mitzuteilen hat. So durften sich
die circa 150 Leute (war schwer zu schätzen) auf eine
abwechslungsreiche Setliste freuen, die neben ein paar neuen Songs
natürlich mit vielen Alt-Classics gespickt sein würde. Gegen 21.30
Uhr kamen Dave Meniketti (v/g), John Nyman (g/v), Brad Lang (b/v)
und Mike Vanderhule (d) auf die Bühne, nachdem sie, vom Galery
Backstage-Bereich her kommend, zuerst durch alle Leute hindurch
mussten. Sowas ist eben gelebte Fannähe und nur in so einer Location
möglich. Den Auftakt als Opener machte das dreissig Jahre (!) alte
«Open Fire» («Black Tiger», 1982), was kaum treffender hätte sein
können, denn was da noch alles folgen würde, war nicht zwingend
voraus zu sehen. Ausser von denen in der ersten Reihe, die die auf
der Bühne liegende Setliste einsehen konnten. «Hard Times» schloss
sich nahtlos an und schon jetzt waren die Zuschauer präsent und
gingen voll mit. Das letzte Eis wurde mit dem Titelsong «Black
Tiger» gebrochen und von da an ging es wie geschmiert.
Das stark antizipierende Publikum beflügelte die Band innert kurzer
Zeit und so konnte, abgesehen von einer kleineren Panne mit einer
der Les Paul's von Dave, absolut nichts mehr schief gehen. Jeder
nachfolgende Song wurde lauter bejubelt und entsprechend abgefeiert.
Nach den Fotos immer noch am Bühnenrand stehend, nahm ich eine junge
Lady um die 20 herum neben mir wahr, die völlig in der Musik
aufging, fast ekstatisch rum zuckte und sich dabei weitestgehend als
äusserst textsicher entpuppte. Das überraschte dann an dieser Stelle
schon etwas, zeigte aber unmissverständlich auf, dass die Amerikaner
offenbar zunehmend auch den Geschmack der jungen Generation treffen.
Etwas Besseres gibt es in diesem Zusammenhang gar nicht und so
spielte das eingespielte Quartett gross auf. Dabei kam es nicht mal
gross darauf an, was sie spielten, auch wenn da Die-Hard Fans sicher
anderer Meinung sind, respektive waren. Ein Blick auf die unten
stehende Setliste zeigt, welche musikalischen Leckerbissen den
anwesenden Fans gereicht wurden. Der Sound, in der Galery oft
problematisch, hörte sich zumindest vorne ziemlich gut an und führte
meine Wenigkeit abermals zu standesgemässem Headbangen mit
ergänzenden Airguitar-Einlagen. Wohl wissend, wie sich mein Nacken
in ein paar Stunden anfühlen würde. Aber es ging einfach nicht ohne,
denn die Mucke war sowas von fett, tight und einfach nur obergeil.
Auch die paar neuen Lieder von «Facemelter» wie «Shine On», «Blind
Patriot» oder «I'm Coming Home» brauchten sich nicht hinter den
alten Kult-Schoten zu verstecken. Dennoch erfreute man sich vor
allem an den alten Klassikern, die auch das letzte Viertel der Show
ausmachten. Ein zwischenzeitlicher Blick auf die Uhr bestätigte den
Eindruck, dass die Band schon recht lange am Spielen gewesen ist.
Zwei volle Stunden waren um, als Y&T die Bühne verliessen, aber bald
wieder bevölkern sollten. Die eh schon ellenlange Setliste wurde gar
noch um drei weitere Songs ergänzt und als der letzte Ton in der
Galery ausklang, standen sagenhafte zweieinhalb Stunden zu Buche. Im
Anschluss und nach einer kurzen Verschnaufpause mischte sich die
ganze Band noch locker unter die Leute, unterschrieb viele
mitgebrachte Booklets wie LPs und liess sich geduldig ablichten.
Setliste: «From The Moon (Intro)» - «Open Fire» - «Hard Times» - «Black Tiger» -
«Lipstick & Leather» - «Don't Be Afraid Of The Dark» - «Mean Streak» -
«Lonely Side Of Town» - «Midnight In Tokyo» - «Don't Wanna Lose» -
«Shine On» - «Blind Patriot» - «Winds Of Change» - «Don't Bring Me Down» -
«I'm Coming Home» - «Straight Thru The Heart» - «I'll Cry» -
«Eyes Of A Stranger» - «Rock'n'Roll's Gonna Save The World» - «Hurricane» -
«I Believe In You» - «Forever» -- «Looks Like Trouble» - «Rescue Me».
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