Livereview: Y&T

26. Juli 2012, Pratteln - Galery
By Rockslave
Am Tag zuvor konnte ich meinen 48. Geburtstag feiern, aber der heutige Abend war Grund genug, die entsprechende Stimmung weiter anhalten zu lassen. Der Grund heisst Y&T, denn im Bereich von kernigem Hardrock ohne Schnickschnack gehören sie zur absoluten Oberliga. Zudem müssten sie eigentlich viel grösser, sprich erfolgreicher sein, als das, was sie bisher erreicht haben. Allerdings verfügen die sympathischen Amis jedoch über einen entscheidenden Vorteil, denn dadurch dass sie immer Bodenhaftung hatten, ging die Glaubwürdigkeit nie verloren und weil das Songwriting eh kaum Schwachpunkte über die ganze Karriere gesehen aufweist, ist die Frage immer die, was sie jeweils leider nicht gespielt haben. Im Zuge des ganzen Reunion-Wahns der letzten Jahre wurden Y&T zum Glück auch wieder an die Oberfläche zurück gespült und erfreuen seither ihre treue Fanbase wie neue Jungfans gleichermassen. Wenn das nun im Rahmen eines Konzertes im kleineren Rahmen wie in der Galery in Pratteln statt findet, ist die Gewissheit da, dass der Abend magisch werden wird!

Y&T

Das zahlende Volk erwartet zurecht eine Gegenleistung für das entrichtete Eintrittsgeld und bei den heutigen Preisen sowieso. Das schliesst in der Regel eine oder mehrere Support-Bands mit ein, doch am heutigen Abend sollte nur der Headliner die Show reissen. Das kann gut ausgehen, aber dann muss mehr als der Standard von 75 - 90 Minuten Spielzeit geboten werden, es sei denn, die Band gibt alles und entlässt trotzdem ein begeistertes Publikum. Letzteres gilt für Dave Meniketti und seine Jungs so oder so, denn wie in der Einleitung bereits erwähnt, habe ich noch nie eine schlechte Show von Y&T gesehen. Das ist gar nicht möglich und selbst der Tod des langjährigen Bassisten Phil Kennemore (R.I.P.) anfangs 2011 liess die Band nicht auseinander brechen. Sein Ersatz Brad Lang (kam von Jet Red) hat sich inzwischen gut eingelebt und wird auch von den Fans akzeptiert. So geht die Geschichte von "Yesterday & Today", kurz eben Y&T, weiter und das ist auch gut so. Das letzte Studio-Album «Facemelter» von 2010 hat nämlich bewiesen, dass die 1974 gegründete Band immer noch was mitzuteilen hat. So durften sich die circa 150 Leute (war schwer zu schätzen) auf eine abwechslungsreiche Setliste freuen, die neben ein paar neuen Songs natürlich mit vielen Alt-Classics gespickt sein würde. Gegen 21.30 Uhr kamen Dave Meniketti (v/g), John Nyman (g/v), Brad Lang (b/v) und Mike Vanderhule (d) auf die Bühne, nachdem sie, vom Galery Backstage-Bereich her kommend, zuerst durch alle Leute hindurch mussten. Sowas ist eben gelebte Fannähe und nur in so einer Location möglich. Den Auftakt als Opener machte das dreissig Jahre (!) alte «Open Fire» («Black Tiger», 1982), was kaum treffender hätte sein können, denn was da noch alles folgen würde, war nicht zwingend voraus zu sehen. Ausser von denen in der ersten Reihe, die die auf der Bühne liegende Setliste einsehen konnten. «Hard Times» schloss sich nahtlos an und schon jetzt waren die Zuschauer präsent und gingen voll mit. Das letzte Eis wurde mit dem Titelsong «Black Tiger» gebrochen und von da an ging es wie geschmiert.

Das stark antizipierende Publikum beflügelte die Band innert kurzer Zeit und so konnte, abgesehen von einer kleineren Panne mit einer der Les Paul's von Dave, absolut nichts mehr schief gehen. Jeder nachfolgende Song wurde lauter bejubelt und entsprechend abgefeiert. Nach den Fotos immer noch am Bühnenrand stehend, nahm ich eine junge Lady um die 20 herum neben mir wahr, die völlig in der Musik aufging, fast ekstatisch rum zuckte und sich dabei weitestgehend als äusserst textsicher entpuppte. Das überraschte dann an dieser Stelle schon etwas, zeigte aber unmissverständlich auf, dass die Amerikaner offenbar zunehmend auch den Geschmack der jungen Generation treffen. Etwas Besseres gibt es in diesem Zusammenhang gar nicht und so spielte das eingespielte Quartett gross auf. Dabei kam es nicht mal gross darauf an, was sie spielten, auch wenn da Die-Hard Fans sicher anderer Meinung sind, respektive waren. Ein Blick auf die unten stehende Setliste zeigt, welche musikalischen Leckerbissen den anwesenden Fans gereicht wurden. Der Sound, in der Galery oft problematisch, hörte sich zumindest vorne ziemlich gut an und führte meine Wenigkeit abermals zu standesgemässem Headbangen mit ergänzenden Airguitar-Einlagen. Wohl wissend, wie sich mein Nacken in ein paar Stunden anfühlen würde. Aber es ging einfach nicht ohne, denn die Mucke war sowas von fett, tight und einfach nur obergeil. Auch die paar neuen Lieder von «Facemelter» wie «Shine On», «Blind Patriot» oder «I'm Coming Home» brauchten sich nicht hinter den alten Kult-Schoten zu verstecken. Dennoch erfreute man sich vor allem an den alten Klassikern, die auch das letzte Viertel der Show ausmachten. Ein zwischenzeitlicher Blick auf die Uhr bestätigte den Eindruck, dass die Band schon recht lange am Spielen gewesen ist. Zwei volle Stunden waren um, als Y&T die Bühne verliessen, aber bald wieder bevölkern sollten. Die eh schon ellenlange Setliste wurde gar noch um drei weitere Songs ergänzt und als der letzte Ton in der Galery ausklang, standen sagenhafte zweieinhalb Stunden zu Buche. Im Anschluss und nach einer kurzen Verschnaufpause mischte sich die ganze Band noch locker unter die Leute, unterschrieb viele mitgebrachte Booklets wie LPs und liess sich geduldig ablichten.

Setliste: «From The Moon (Intro)» - «Open Fire» - «Hard Times» - «Black Tiger» - «Lipstick & Leather» - «Don't Be Afraid Of The Dark» - «Mean Streak» - «Lonely Side Of Town» - «Midnight In Tokyo» - «Don't Wanna Lose» - «Shine On» - «Blind Patriot» - «Winds Of Change» - «Don't Bring Me Down» - «I'm Coming Home» - «Straight Thru The Heart» - «I'll Cry» - «Eyes Of A Stranger» - «Rock'n'Roll's Gonna Save The World» - «Hurricane» - «I Believe In You» - «Forever» -- «Looks Like Trouble» - «Rescue Me».