Wenn Dave Meniketti und seine Jungs im Lande sind, dann ist es
eine Pflicht, sich Y&T anzuschauen. Auf der Bühne ist der Vierer eine
Macht. Allerdings schien dies nur Wenige zu interessieren, denn das
sehr überschaubare Z7 bot allen Anwesenden viel Raum und Platz.
Leider, denn so verpassten viele eine Hardrock-Show, die sich zu den
Besten zählen darf. Das Motto der Tour stand: «Mean Streak - 30th
Anniversary Tour». Wer nun aber voller Hoffnung war und dachte, dass
die Amis das komplette «Mean Streak»-Album spielen würden, sah sich
getäuscht. Aus dieser Scheibe wurden gerade mal zwei Songs gespielt
(«Mean Streak», «Midnight In Tokyo»). Selbst der Klassiker «Hang 'em
High» wurde nicht in die Setliste integriert. Dafür intonierten
Meniketti, Gitarrist John Nyman, Neu-Bassist Brad Lang und Trommler
Mike Vanderhule je fünf Stücke von «Earthshaker» und «Black Tiger».
Hartmann
Bevor Y&T in den Ring stiegen, bekamen Oliver Hartmann und seine Truppe
die Möglichkeit, sich vierzig Minuten auf der Stage auszutoben. Oliver
kennt man von seinen Beiträgen zu At Vance oder auch Avantasia.
Zusammen mit Gitarrist Mario Reck, Bassist
Armin Donderer und
Schlagzeuger Markus Kullmann (u.a. Voodoo Circle) spielte der
singende Gitarrist eine interessante Show. Eine, die in einem
rauchigen Club bedeutend besser zur Geltung gekommen wäre als im
Z7. Die Songs waren eine Mischung aus hart rockenden, melodischen
und leicht bluesigen Tracks, die sicherlich das Publikum animieren
konnten. Allerdings im Vergleich zum Y&T-Auftritt war die Reaktion,
eher die Ruhe vor dem Sturm. Als Sänger macht Oliver alles richtig.
Wer einen solchen Shouter in den eigenen Reihen hat, kann nur
gewinnen. Über die musikalischen Fähigkeiten der anderen muss auch
nicht diskutiert werden, allerdings war der Bewegungsradius doch
eher gering. Lieder wie die starke Halbballade «After The Love Is
Gone» und das mit einem harmonischen kräftigen Chorgesang
ausge-stattete «All My Life» gehen, einmal gehört, sofort in die
menschliche Festplatte rein und verschwinden von da an nie wieder!
Y&T
Nach einer sehr kurzen Umbaupause standen Dave und seine Mitmusiker
pünktlich um 21.00 Uhr auf der Bühne, um für die nächsten 2 ¼ Stunden
ein musikalisches Feuerwerk zu produzieren. Das schien allerdings zu
Beginn etwas ins Stocken zu geraten, da zuerst der Sender von Dave
und dann jener von John ihr Zeitliches segneten. – Zumindest bis zum
dritten Song – So wurde dreimal das Intro gespielt, was nach dem
zweiten Mal Mister Meniketti ein breites Grinsen auf die Backen
zauberte und er
genüsslich auf dem Drumriser Platz nahm. Er ist zu
lange im Geschäft, um sich wegen solcher Kleinigkeiten aufzuregen.
Die Truppe nahm es mit Humor, machte ihre Scherze und wenig später
stieg der Vierer vehement ins Konzert ein. Die ersten Gitarrenriffs
rissen die Besucher aus ihrer Vorfreude für Konzerte und «Mean
Streak» brachte Band und Publikum sofort auf Betriebs-temperatur.
Brad Lang entpuppte sich dabei als Aktivposten. Vom Aussehen her
erinnert er an eine jüngere Version von Ronnie Atkins (Pretty Maids)
und von seinen Bewegungsabläufen an Barry Sparks (u.a. MSG, Dokken,
Ted Nugent) und Jeff Pilson (ehemals Dokken). Stillstehen, das gibt
es nicht für Brad und wenn er dann noch mit den vordersten Reihen
flirtet, bricht jedes noch so alternde Rockerherz. John Nyman
konzentriert sich lieber auf den Spass den er am Konzert hatte. Das
bedeutet nicht, dass der Gitarrist, der «Squeeze» verdammt toll
sang, wie festgenagelt auf der Bühne stand. Dafür posierte er zu
gern alleine oder mit Dave und Brad zusammen. Im Vergleich zu Mister
Lang begnügte er sich aber mit dem zweiten Platz. Hinter der
Schiessbude grinste Mike wie ein Honigkuchenpferd. Souverän und mit
kleinen Showeinlagen versehen, trat er seinen Vorderleuten in den
Allerwertesten und strikte zusammen mit Brad einen fetten
Rhythmus-teppich, auf dem sich die beiden Gitarristen austoben
konnten. Dave sang sich an diesem Abend in die Herzen der
Anwesenden. Es geht unter die Haut, wenn er mit seiner warmen und
zugleich leicht rauchigen kräftigen Stimme «Midnight In Tokyo» oder
«Hurricane» singt und bei «I'll Cry For You» Töne aus seinem
Instrument lockt, welche den Besuchern Pippi in die Augen führt.
Die grossen emotionalen Momente für die Fans sind immer «I Believe
In You» (wurde immer wieder lauthals gewünscht an diesem Abend) und
«Forever». Dabei gerät in Vergessenheit, dass «Winds Of Change» eine
der unterbewerteten Balladen dieses Universums ist. Mit welcher
Hingabe, Anmut und packender Art dieses Lied ausgestattet ist, da
würden sich selbst die Scorpions wünschen, diesen Song geschrieben zu
haben. Daneben wurde solide gerockt. «Black Tiger», «Hurricane», «Lipstick
And Leather», «Barrom Boogie», «Open Fire» und das in der
Live-Version um einiges kantiger und härter erklingende «Summertime
Girls», letzterers bekannt aus der Serie Baywatch. Da erinnern sich aber wohl
die meisten nur an den zu knappen
Bikini von Pamela Andersson…
Selbst «Midnight In Tokyo» wurde an diesem Abend mit einen leicht
härteren Einstieg versehen, als wir es sonst gewohnt sind zu hören.
Das neue Material vom Album «Facemelter», namentlich «How Long», «I
Want Your Money» und «I'm Coming Home», passte bestens zu den alten
Klassikern.
Der Vierer steht noch immer im jugendlichen Saft, auch wenn das
erste Album von Yesterday And Today, so hiess die Band bevor die
Umbenennung zu Y&T stattfand, 1976 das Licht der Welt erblickte. Die
Musiker blühen in ihren Songs auf. "1983! We released «Mean Streak»!
30 years ago! As we are free!", fand als Ansage ebenso Anklang beim
Publikum wie auch die Aussage: "I feel back in San Francisco in the
early days!". Es hat sich seit dieser Zeit nicht viel verändert.
Okay, die Haare sind vielleicht nicht mehr so dauergewellt gelockt
und kürzer. Aber! Nach wie vor sind Y&T eine Truppe die rockt,
welche die Fans zu begeistern wissen und spielerisch nichts anbrennen
lassen. Von mir aus können Y&T jede Woche in der Schweiz spielen.
Genügend Material haben sie in der Hinterhand, um den Set
abwechslungsreich zu halten, was sie auf den vergangenen Tourneen
auch immer wieder gezeigt haben!
Setliste: «Mean Streak» - «Hard Times» - «Don't Be Afraid Of The
Dark» - «Don't Stop Runnin'» - «Black Tiger» - «Dirty Girl» - «Midnight
In Tokyo» - «How Long» - «Lipstick And Leather» - «Hurricane» - «Winds
Of Change» - «Contagious» - «I Want Your Money» - «Rescue Me» - «I'll
Cry For You» - «Squeeze» - «Summertime Girls» - «I Believe In You»» - «Barrom
Boogie» - «I'm Coming Home» -- «Open Fire» - «Forever».
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