Livereview: Y&T - Sideburn

18. September 2016, Pratteln – Mini-Z7
By Tinu
Y&T im Mini-Z7 spielen zu sehen, das tut dem Rocker-Herz sehr weh! Auch wenn die verkleinerte Halle sehr gut gefühlt war, eine Truppe mit diesen Hits am Fliessband gehört einfach auf die grosse Bühne. Das zumindest liess auch der Grossteil der Fans an der Abendkasse verlauten. Die Amis machten aber daraus das Beste und boten eine gewohnt souveräne Show ohne Schwachpunkte und überzeugten mit einem Hammersound. Dazu später noch mehr.

Sideburn standen als Opener auf der Bühne und wärmten die Anwesenden mit ihrem AC/DC-Rock auf. Der Opener «Knocking At The Wrong Door» stampfte genüsslich durch das Mini-Z7 und der Fünfer aus der Westschweiz zeigte für die nächsten Minuten eine gewohnt gute Show. Mit den neuen Tracks «Mainline» und «Give Me A Sign» wurde das Set erweitert. Die Beiden reihten sich bestens neben «Gangster Lover» und «Live To Rock» ein. Allerdings, und dies bleibt wohl für immer und ewig das Problem von Sideburn, verschwindet das Flair mit zunehmender Spielzeit. Auch wenn alles handwerklich sehr gut klingt, die Songs mal mehr oder weniger Hitpotenzial haben, am Ende des Sets überzeugen die Herren nicht auf der ganzen Linie. Sideburn sind eben nicht AC/DC, Dirty Looks, Kix, Rhino Bucket oder Airbourne, bei denen die Bühne brennt und jeder Song eine weitere Dynamitstange ist. Sideburn tragen ihre Lieder mit einem sympathischen Flair vor und Sänger Roland hat das passende Organ dazu. Aber irgendwie scheint es seinen Grund zu haben, dass die Herren nicht über dieses Support-Ding hinaus kommen. Ihr Durchhaltevermögen verdient jedoch grossen Respekt, und vielleicht reicht dies der Truppe auch. Im direkten Vergleich zu Y&T mussten sich die Westschweizer aber klar geschlagen geben. Womöglich hätte es auch Sinn gemacht, zwei Lieder weniger zu spielen. Dann wäre der Killer-Faktor grösser gewesen, und so erinnerte man sich an einen guten Support, der nach AC/DC klang.


Y&T
«Here is a song, of course it's a song (lachend)» begrüsste Bandleader Dave Meniketti die Anwesenden. Auch wenn der singende Gitarrist schon bedeutend mehr mit dem Publikum kommunizierte, die Truppe hatte sichtlich Spass an diesem Auftritt. Trotzdem die Platzverhältnisse sehr bescheiden waren, nutzten Dave, John Nymann (Gitarre) und Aaron Leigh (Bass) ihren Platz, so gut es eben ging. Von hinten trat Schlagzeuger Mike Vanderhule seine Vorderleute kräftig in den Arsch und überzeugte einmal mehr mit seiner powervollen Art. Dass dabei die Drumsticks immer wieder nach bester Tommy Lee Manier in seinen Fingern kreisten, rundete die Darbietung bestens ab. Aaron besass derweil die schwere Aufgabe, seinen Vorgänger und Mädchenmagnet Brad Lang zu ersetzen. Mister Leigh tat das einzig Richtige und überzeugte mit einem unglaublichen Bassgroove, auf dem sich die beiden Gitarristen nach Lust und Laune austoben konnten. John strahlte über beide Backen, hatte einen unglaublichen Spass auf der Bühne und duellierte sich immer wieder mit Dave («Dirty Girl)». Herr im Ring bleibt aber Mister Meniketti, der nicht nur traumhafte Solos vom Stapel liess, sondern auch mit einer unglaublichen Stimme gesegnet ist. Genau diese gesanglichen Melodielinien heben die Y&T-Songs aus der Masse heraus. Lieder, die meistens mit Tempowechseln versehen sind, oder ganz einfach mit urwüchsiger Power aus den Boxen donnern.

«Mean Streak» ist noch immer einer dieser Kracher, die man sich täglich anhören kann. Auch an diesem Abend erntete der Track viel Beifall, wie auch die Ansage von Dave, der die ganze Tour dem kürzlich verstorbenen Urmitglied und langjährigen Schlagzeuger Leonard Haze widmete. Mit Y&T stand eine Einheit auf der Bühne, die nichts vermissen liess, sondern die Stage in Brand setzte. Erinnert man sich an frühere Konzerte, als die Truppe in den mittleren 80er-Jahren noch mit farbigen Trainingsanzügen auf der Bühne stand, so sind heute Jeans und Leder die Requisiten der Musiker. Die passt auch besser zum Einstieg von «Black Tiger», das sehr schleichend begann, sich dann in einem fulminanten Rocker entlud und durch ein schwindelerregendes Solo abgerundet wurde. Spontanität wurde an diesem Abend wiederum gross geschrieben. So stimmte der Vierer kurz «My Way Or The Highway» an, weil dieser Track auf die Frage von Dave, welchen Song sie spielen sollten, gewünscht war. Oder auch die zweite Zugabe mit «25 Hours A Day», die nicht auf der Setliste stand. Spass war die Antriebsfeder von Y&T und dies merkte man nicht nur «Midnight In Tokyo» an, das mit viel Emotionen und purer Freude vorgetragen wurde. Irgendwie war es nicht nur ein weiteres Konzert der «Facemelter»-Tour, sondern wie Dave verkündete «…it's a «Mean Streak» night…» Die Band spielte aus dem 1983-Album fünf Lieder und manifestierte, welch tolles Werk damals in die Erdumlaufbahn geschossen wurde. Mit «I Believe In You» zeigten sich Y&T wieder von ihrer gefühlvollen Seite und wechselten die langsamen mit den schnelleren Elementen ab. Gänsehaut pur! Zudem wurde «Contagious» mit seinem ausufernden Jam-Part und dem Mitsingteil zu einem weiteren Freudenfest für die Besucher. «From the sunshine of the Bay Area California, here are the «Summertime Girls»»… Es war auch diese Mischung aus fast pop rtigen Liedern und den griffigen Gitarrenparts, welche die Truppe so unersetzbar macht und dieses Konzert einmal mehr eine Lernstunde in Sachen harten Rocks war.

Mit «Cheers! Thank you very much and good night» verabschiedete sich Dave nach dem offiziellen Set, um dann mit drei Zugaben auf die Bühne zurück zu kehren. Nach zwei Stunden verliessen die Musiker die Bühne definitiv und hinterliessen ein völlig begeistertes Publikum. Und hier sind wir beim einzigen Kritikpunkt angelangt! Liebe Leute da draussen, ihr, die das nun lest. Wo wart ihr? Spielen Y&T das nächste Mal in der Schweiz, habt ihr gefälligst dabei zu sein, denn was der Vierer an diesem Abend ablieferte, muss man im hart rockenden Revier weit suchen gehen!

Setliste: «On With The Show» - «Lipstick And Leather» - «Don' Stop Runnin'» - «Dirty Girl» - «Mean Streak» - «Down And Dirty» - «Don't Bring Me Down» - «Blind Patriot» - «I'll Keep On Believin' (Do You Know)» - «Black Tiger» - «My Way Or The Highway (Short)» - «Midnight In Tokyo» - «Take You To The Limit» - «Hang 'em High» - «I Believe In You» - «Contagious» - «Summertime Girls» - «Rescue Me» - «I'm Coming Home» -- «Open Fire» - «25 Hours A Day» - «Forever».