Die amerikanischen Hardrocker um Mainman, Gitarrist und
Leadsänger Dave Meniketti befinden sich in diesem Jahr auf ihrer
"45th Anniversary Tour", obwohl sie erfolgsmässig nie zu den grossen
Acts aufgestiegen sind. Das ist umso bemerkenswerter, als dass es im
Musicbusiness nicht mehr viele Bands gibt, die in diesem Umfeld so
einen langen Schnauf haben. Mir fallen da aktuell höchstens noch
Nazareth oder Molly Hatchet ein, die allen erlittenen Schicksalen
zum Trotz immer noch neue Alben heraus bringen und nach wie vor live
unterwegs sind. In Fall von Y&T ist allerdings zu sagen, dass ihre
musikalisch hochstehenden Konzerte in kleinerem Rahmen weitaus
besser zur Geltung kommen, als auf irgendeiner riesigen Hallen- oder
Festivalbühne. Unvergessen in diesem Zusammenhang sind die Konzerte
von Biberist (23.05.2007 im Rockpalast) und Pratteln (26.07.2012 in
der Galery). Zwei Auftrittsorte, die leider nicht mehr existieren,
aber für unauslöschliche Erinnerungen gesorgt haben. Dies war
grundsätzlich auch für heute Abend, da ohne Support-Band unterwegs,
vorgesehen. Hierzu waren gerade mal etwa 300 Leutchen gekommen, die
jedoch keinesfalls enttäuscht wurden.
Y&T
Im Vorfeld des heutigen Konzertes, respektive mitunter über die
Sozialen Medien, konnte man in Erfahrung bringen, dass die
Amerikaner auf ihrer Jubiläums-Tour beabsichtigen, einen "weit über
zweistündigen Gig" zu spielen. Das klang grundsätzlich schon mal
gut, obwohl ich Y&T grundsätzlich kaum unter zwei Stunden habe
spielen sehen. Soweit so gut, aber der vorgesehene wie angekündigte
Beginn um 19:30 Uhr wurde erst mal glatt eine Dreiviertel-stunde nach
hinten geschoben! In Anbetracht der fehlenden Support-Band hätte es
deshalb an einem anderen Abend bestimmt zu Unmutsbezeugungen der
anwesenden Leute, sprich einigen Pfiffen geführt, doch das heutige
Publikum nahm dies ziemlich gelassen hin. Als es dann endlich los
ging, waren die Fans ready, und die Stimmung liess nicht lange auf
sich warten. Wie schon bei anderen Live-Rezis erwähnt, stellten sich
die Die-Hard Supporter der Band heute Abend wiederum die Frage,
welcher jeweilige Lieblings-Song denn diesmal auf der Setliste
fehlt. Eigentlich ein pures Luxus-Problem, aber wenn der Backkatalog
der Amis eben aus so vielen geilen Songs besteht, durchaus
nachvollziehbar. Somit spielt es jeweils kaum eine Rolle, mit
welchem Song
ein
Y&T-Konzert beginnt. Heute Abend war es «Hurricane», und kaum
angefangen, ging die Party bereits ordentlich los. Was erst nach dem
Gig verifiziert werden konnte, war, dass von allen zwölf Studioalben
(!) mindestens ein Song zum Besten gegeben wurde. Dass dabei die
frühen Zeiten der LPs «Meanstreak» (1983), «Earthshaker» (1981),
«Black Tiger» (1982) und «Down For The Count» (1985) für mehr als
die Hälfte der Songs sorgten, zeigte natürlich einmal mehr, wo die
Essenz des Quartetts liegt. Die Qualität der Tracks ist jedoch immer
im grünen Bereich gewesen, und so fallen auch «I Want Your Money»
und «I'm Coming Home» vom bisher letzten Studioalbum «Facemelter»
(2010) kein Quäntchen gegenüber dem restlichen Material ab.
Dave Meniketti präsentierte sich in bestechender Form, sprich er war
zum Glück nicht erkältet, und was sein immer noch fantastisches
Gitarrenspiel angeht, gab er sich natürlich eh absolut keine Blösse.
Zusammen mit seiner tighten Hinter-mannschaft, bestehend aus John
Nyman (g), Mike Vanderhule (d) und "Neuzugang" Aaron Leigh (b)
lieferte er einen Klassiker nach dem anderen ab. Obwohl das Z7
durchaus noch einige Zuschauer mehr vertragen hätte, war die
Stimmung durchgehend gut und das praktisch von Anfang an. Im
Zugabenteil fragte Dave nach «Sail On By», welcher nächste Song
gewünscht sei, und weil sich hierbei ein paar lautstark darauf
reagierende Fans sofort einig waren, schrien sie mit vereinten
Kräften «Lipstick And Leather»! Und siehe da…, prompt wurde dieser
Oberkracher, der zum Beispiel auf der
aktuellen Live-DCD «Live At The Mystik» (2012) nicht zu finden ist,
sogleich angestimmt! Was für ein audiomässiges Festessen…, einfach
geil. Doch das war ja noch nicht alles, denn mit «I Believe In You»
und «Forever» wurden natürlich die letzten wie unerlässlichen zwei
Asse aus dem Ärmel geschüttelt. Danach war leider definitiv Schluss,
und der automatische Blick auf die Uhr offenbarte mit 127 Minuten
"nur" etwas mehr als zwei Stunden Spielzeit. Das lag zwar klar
hinter der Ansage von "gegen zweieinhalb Stunden", aber da Y&T
einmal mehr hammermässig abgeliefert hatten, kümmerte das niemand,
zumal auch der Sound allererste Sahne abgemischt war. Zu diskutieren
gab zum Schluss höchstens, warum einerseits nur drei Fotographen
(inklusive meiner Wenigkeit) akkreditiert wurden und zu bewusst
schlechtem Licht nur während den ersten zwei statt den üblicherweise
drei Songs Fotos gemacht werden durften. Letztlich egal, aber für
unsere Zunft ein unnötiges Ärgernis. Unter dem Strich konnte dieser
Umstand die gute Laune aber nicht verderben, und in dieser
Verfassung stehend gibt es Y&T auch in fünf Jahren noch, wetten?!
Setliste: «Hurricane» - «Lonely Side Of Town» - «Don't Stop
Runnin'» - «Black Tiger» - «Come In >From The Rain» - «Mean Streak»
- «Midnight In Tokyo» - «Face Like An Angel» - «Earthshaker» -
«Struck Down» - «I Want Your Money» - «Hang 'em High» - «21st
Century» - «Summertime Girls» - «Contagious» - «Rescue Me» - «I'm
Coming Home» -- «Sail On By» - «Lipstick And Leather» - «I Believe
In You» - «Forever».
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