In deren Heimat U.S.A hätten The Doobie Brothers mit ihrer
40-jährigen Bandgeschichte wohl locker als Headliner auftreten
können. Bei uns in Europa sind sie aber längst nicht so angesagt.
Dies im Gegensatz zu Texas' Finest Rockband ZZ Top, die ebenfalls
vor über vier Jahrzehnten gegründet wurde. Der Spruch weniger ist
mehr (und hier gemünzt auf das Lineup) trifft dabei nur auf das
kultige Trio zu, denn ihre Tourkollegen, respektive deren Band hat
indes viele Wechsel mitgemacht. Wie das nun aktuell klingt, blieb
mir leider verwehrt, da ich auf die explizite Nachfrage zur
Fotoerlaubnis (nachdem ich das OK für ZZ Top bereits hatte!)
erstaunlicherweise eine Absage für den Support erhielt! Die Details
lassen wir aussen vor wie jetzt natürlich auch die Berichterstattung
dazu, denn so verschob sich entsprechend auch meine Anreise nach
Zürich. Kaum vor Ort, folgte dann die nächste Überraschung: Anstatt
der üblicherweise ersten drei Songs durfte man nur den sechsten und
siebten Track knipsen! Das fiel letztlich jedoch nicht ins Gewicht
und knapp 9'000 Fans feierten ihre Helden lautstark ab.
ZZ Top
Als ich dann also am heutigen Abend den ersten Ton im Hallenstadion
zu Gehör bekam, zeigte die Stadion-Uhr exakt 21.20 Uhr an. Der
Bühnenaufbau wirkte eher mager (es standen nur gerade die Amps auf
der Bühne) und dieser Eindruck wurde mit der ebenfalls nicht gerade
üppig ausgestatteten Lichttraverse bestätigt. Überhaupt waren Dusty
Hill (g), Billy Gibbons (b) und Frank Beard (d) mehr oder weniger
"einfach so" unterwegs, denn die Promo-Tour für Live-DVD/CD «Live
From Texas» war ja eigentlich bereits vor zwei Jahren. Dazu kommt,
dass der heutige Auftritt schon der zweite in diesem Jahr bei uns
war, denn die Herren aus Übersee spielten ja bereits im Sommer im
Tessin, genauer am 10. Juli in Locarno am "Moon And Stars" Openair.
Meine Wenigkeit befand sich an diesem Abend bekanntlich auch an
einem Openair, nämlich in Huttwil (BE) und wie konnte ich (man) da
wissen, dass ich dort Steve Lee (R.I.P.) das letzte Mal auf einer
Bühne zusammen mit Gotthard sehen sollte?!! Doch "the show must go
on..." (hat schon Freddie Mercury - R.I.P. gesagt) und das
passierte
zum Auftakt des Headliners nun mit «Under Pressure» vom 83er
Millionenseller «Eliminator». Die zwei Langbärte und ihr wortkarger
Drummer hatten zuvor zwar schon einige, respektive genug Kohle auf
der Seite, aber gegen Mitte der 80er trafen sie den Nerv der Zeit
genau und schufen unter anderem mit ihren legendären Videos
unsterbliches Weltkulturgut. Der berühmte, rote "Ford-T" mit dem
auffälligen ZZ Top-Schriftzug auf den Seiten war überdies auch in
Zürich! Ein Aargauer durfte (s)eine schöne Replica nämlich direkt
auf den Platz beim hinteren Haupteingang hinstellen! Gut gelaunt
intonierte das legendäre Trio nach dem bereits lautstark
beklatschten Opener mit «Waitin' For The Bus» sogleich den nächsten
Oldie. Es gibt wohl kaum eine andere Band auf diesem Planeten, die
solche, auf das Wesentliche reduzierte Musik derart locker rüber
bringt! Der Sound war überdies ganz ok, wenn auch nicht übermässig
laut.
Dass die grossen Momente von ZZ Top aber schon einige Zeit her sind,
zeigte sich im Verlauf des Konzertes immer mehr. Die jüngste Nummer
war zum Beipspiel «Pincushsion» vom Album «Antenna», das doch schon
immerhin 16 Jahre auf dem Buckel hat. Weiter erstaunte es nicht,
dass der Verkaufshit «Eliminator» gleich mit fünf Songs aufwartete.
Die musikalische Zeitreise ging derweil bei «Brown Sugar» gar zurück
bis zum Debüt von 1971. Somit
werden die Texaner nächstes Jahr ihre vierte Release-Dekade feiern
können. Warum man aber auf nicht weniger als drei Cover-Versionen
zurück griff, verstehe ich ich allerdings nicht. Ich meine «Hey Joe»
(bekanntlich nicht von Jimi Hendrix geschrieben, aber durch ihn
bekannt geworden) gehört meiner Meinung nach wirklich nicht in eine
ZZ Top Setliste und die zwei gecasteten Girls, die kurz über die
Bühne stöckeln und Dusty den "Blues-Hut" bei «Future Blues»
(notabene einem Willie Brown Cover) überreichen durften, hätte es
auch nicht wirklich gebraucht. Ohnehin stand ja die Musik im
Vordergrund und davon gab es eigentlich genug. Vor allem gegen
Schluss, wo ein Hit dem anderen folgte, bewies das Zürcher Publikum
echte Partylaune und verwandelte das Hallenstadion in ein richtiges
Tollhaus. Unterstützt durch die bereits erwähnten Videos ging das
Ganze ab wie Zäpfchen. Nach dem Smasher «Legs» verliessen die beiden
Bartträger und ihr permanent müde wirkender Drummer (Frank spielte
praktisch durchwegs mit geschlossen Augen!) die Bühne. Wie
bei
Deep Purple «Smoke On The Water» unmöglich fehlen darf, müssen die
Amis natürlich jeweils noch «La Grange» spielen und der von
ungezählten Bands nachgespielte Classic «Tush» gehört da ebenfalls
dazu. Dass nachher nach exakten 90 Minuten das Hallenlicht wieder
anging, war dann wohl nicht nur für mich mindestens eine kleine
Enttäuschung. Vor allem wenn drei fremde Tracks dem ohne Zweifel
weitaus besseren, eigenen Material vorgezogen werden. Mir persönlich
fehlte der Uralt-Groover «I Thank You», dafür hatte ich den ruhigen
und genialen Song «I Need You Tonight» nicht wirklich erwartet.
Nichtsdestotrotz hat das Konzert ordentlich gerockt und
unmissverständlich aufgezeigt, dass der Altherren-Club sehr wohl
noch dazu in der Lage ist, ordentlichen wie gepflegten "Lärm" von
sich geben zu können. Da die drei Musiker altersmässig ihre
"verdiente Rente" langsam aber sicher ansteuern, ist der geneigte
Fan gut damit beraten, solche Gelegenheiten wie heute Abend in
Zürich wahr zu nehmen!
Setliste: «Got Me Under Pressure» - «Waitin' For The Bus» - «Jesus
Just Left Chicago» - «Pincushion» - «I'm Bad, I'm Nationwide» -
«Future Blues» - «Rock Me Baby» - «Cheap Sunglasses» - «My Head's In
Mississippi/I Need You Tonight» - «Hey Joe» - «Brown Sugar» - «Party
On The Patio» - «Just Got Paid» - «Gimme All Your Lovin'» - «Sharp
Dressed Man» - «Legs» -- «La Grange» - «Tush».
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