08. - 10.06.2006 Sölvesborg, Schweden
By: Ro
xx    Pics by: Daniela & Maiya
Zum zweiten Mal begab sich eine Metal Factory Delegation auf eine weite Reise, um im fernen Schweden das fantastische "Sweden Rock Festival" zu beäugen. Ausser mir waren da noch die beiden Mädels Maiya und Daniela, die neben dem Shoppen vor allem alles Mögliche fotografieren mussten. In diesem Bericht werden vor allem die drei Schweizer Bands Krokus, Gotthard und Celtic Frost hervor gehoben. Des Weiteren erfährt Ihr hier, wie man am besten von der Schweiz aus ans "SRF" gelangt und noch ein paar andere interessante Dinge.

Die Anreise verlief ohne Probleme. Zuerst der knapp zweistündige Flug nach Kopenhagen. Danach weitere zwei Stunden Zugfahrt in Richtung Kristianstad. Die Zugfahrten sind so günstig, dass wir gleich erste Klasse gelöst haben. So konnte man bei einer gemütlichen Fahrt die südschwedische Landschaft geniessen. Am Bahnhof von Kristianstad angekommen staunten wir nicht schlecht, als da Dani Beck von Schweizer Fernsehen dastand. Nach einem Smalltalk mit dem Musicnight Moderator begaben wir uns zur Autovermietung. Da wartete auch schon ein neunplätziger Kleinbus auf uns. Wir liessen die hinterste Rückbank raus nehmen, damit man zu dritt gut liegen konnte. Die circa halbstündige Fahrt zum Festival war dann nur noch ein Kinderspiel. Freundlicherweise durften wir unser Lager auf den "Staff & Press" Camping aufschlagen. An dieser Stelle noch ein grosses Dankeschön an Tony Balough von der Organisation, der uns dies ermöglichte.

Als wir dann an diesem sonnigen Donnerstag um 13.30 Uhr auf dem Festival-Gelände eintrafen, war Doro auf der Festival-Stage schon am spielen. Die Festival-Stage war nicht nur die grösste der fünf Bühnen, sondern auch die einzige, welche über einen grossen Screen verfügte, wo man auch von weiter hinten alles mitverfolgen konnte, was sich da abspielt. Dafür sorgten viele Kameraleute im Fotograben und an den Bühnenseiten. Leider reichte es nicht mehr zeitlich, uns Cathedral und Entombed anzuschauen, welche schon um 12.00 Uhr zwei verschiedene Bühnen enterten. Um 15.00 Uhr schlug dann die Stunde der ersten Schweizer Band am SRF: Eine riesige Meute versammelte sich vor der "Rock Stage" und man durfte gespannt sein, wie Krokus hier in Schweden ankommen würden. Sie legten los mit "Nightwolf" und schon steppte der Bär. Es folgten Knaller wie "Long stick goes boom" oder "Rock City", welches natürlich mit der "Million Dollar Frage" konfrontiert wurde, ob das "Sweden Rock" die Welthauptstätte des Rock sei. Tausende von Kehlen riefen natürlich "Yeees!". Mit "Screaming in the night" gab's noch was Ruhigeres und mit "Hellraiser" wurde sogar ein neuer Song vorgestellt! Gut angekommen sind unsere Krokusse auf jeden Fall. Die Stimmung war am Toben und im Publikum wehten ganz viele Flaggen aus ganz Europa. Zum exakt gleichen Zeitpunkt standen auch DragonForce am anderen Ende des Festivals auf der "Sweden Stage" und so musste ich den Krokus-Gig verlassen, um noch ein paar Blicke auf die englischen Flitzefinger werfen zu können. Es ging Schlag auf Schlag..., kurz darauf war die Zeit reif für Porcupine Tree mit ihrer schwebenden und erhabenen Show auf der grossen Festival Stage. Fast zeitgleich spielten House Of Shakira auf der Zeppelin Stage um ihr Leben. Die selbe Bühne durften später dann auch die deutschen Bonfire betreten. Kaum Bonfire zu Ende geguckt, musste man zur Rock Stage speeden, um sich die Jeff Healy Band reinzuziehen. Jeff setzte sich gewohnt auf seinen Stuhl und zeigte allen, dass er auch als Blinder sehr gut Gitarre spielen kann. Doch je länger der Set sich hinzog, umso nerviger wurde das Ganze. Als er dann auch noch was von AC/DC covern musste, verzog ich mich endgültig in die Sweden Rock Bar, welche sich wie ein Zirkuszelt mitten im Areal erhob. Nach dem Fassen eines überteuerten Bieres begab ich mich wieder zur Sweden Stage, um mir die in Schweden ziemlich bekannten Sleazer Easy Action anzuschauen und ebenfalls zeitgleich riskierte ich einen Blick rüber zur Zeppelin Stage, wo Raise Hell einen zum Besten gaben. Doch auch diese Band konnte ich leider nicht bis zum Schluss anschauen, da um 20.00 Uhr die Show von Journey auf der Festival Stage startete. War beeindruckend, wie sich die grosse Masse auf dem Gelände in Richtung Hauptbühne bewegte. Journey lieferten eine grandiose Show ab, die alle in ihren Bann zog. So waren es eher weniger Leute, die in der Zeltbühne die Ass Kickin Band Hardcore Superstar wahr genommen haben. Erst recht, als Mitte des Sets von Hardcore Superstar auf der Sweden Stage Nevermore ihren Gig starteten. Als Krönung des Abends konnte man als Headliner des Abend schliesslich die Legende Deep Purple bestaunen.

Zum Frühstück oder eher Mittagessen für diesen sonnigen Freitag, gab es von der Rock Stage runter gleich mal eins in die Fresse. Arch Enemy legten um 12.00 Uhr los und Angela schrie das ganze Festival zusammen, bis auch der Allerletzte wach wurde. Leider auch zur selben Zeit hauten Victory in die Saiten, doch ich hielt es eher mit dem Weg zur Zeppelin Stage, wo man Cloudscape bestaunen konnte. Geiler Prog-Metal, welcher auch live gut rüber kommt. 13.30 Uhr hiess es dann "Bühne frei für Gotthard auf der grossen Festival Stage". Was würden unsere Tessinerli für Songs spielen? Wie kommen sie beim Publikum an? Blamieren sie uns? Solche fragen gingen mir durch den Kopf. Aber nichs da! Das grosse Backdrop mit den zwei fickenden Kühen wurde montiert und gleich ging es heftig los mit "All we are". Es folgten im Laufe des Sets Songs wie "Hush", "Mountain Mama" und "Sister Moon". Gotthard wollten so richtig abdrücken, ohne sich in Balleden zu verzetteln. Das gelang Steve Lee und Co. mehr als genug und sie wurden für ihre Leistung von riesigen Menschenmasse wohlverdient und kräftig abgefeiert. Warum nicht immer so, Jungs? Man konnte danach auch während dem ganzen Festival viele Leute mit Gotthard Shirts herum laufen sehn. Guter Gig bedeutet auch gut merchandisen oder so... Nachdem sich der zweite Schweizer Verteter mehr als beachtlich aus der Affäre ziehen konnte, war man wieder vor die Qual der Wahl gestellt. Zeitgleich starteten Gamma Ray, Metal Church und Jaded Heart auf verschiedenen Bühnen. So sah ich mir zuerst einen Teil von Kai Hansen's Show an und begab mich dann rüber zu Metal Church. Auf Jaded Heart musste ich verzichten. Das nächste grosse Highlight auf der Festival Stage folgte auf dem Fusse: Queensryche live zu erleben ist immer wieder etwas Schönes. Geoff Tate agierte mit seiner Sängerin schon fast musicalmässig. Einfach herrlich! Kamelot, Nasty Idols und Cactus starteten ihre Shows um 18.15 Uhr, ebenfalls auf verschiedenen Stages. Doch alle drei Bands musste ich auslassen. Zwischendurch musste man eine Auszeit nehmen, um sich in unserem Van ausruhen zu können. An der Stelle sieht man wieder einmal mehr, warum es nötig ist, mit einer grösseren Crew an ein solch riesiges Festival zu fahren. Ein Schreiberling alleine kann nicht über alle Bands was Tiefgründiges schreiben. Nach etwas Füsse hochlagern konnte ich es kaum erwarten, Tigertailz zu sehen. Sie legten einen fulminanten Gig hin und ihr Hit "Love Bomb" durfte natürlich nicht fehlen. Punkt 20 Uhr sollten Venom dann auf der grossen Bühne stehen. Mit über 20 Minuten Verspätung ging es dann endlich los. Kultband hin oder her, die Grimassen von Cronos, zu sehen auf dem Grossbildschirm, versprühten dann eher weniger die grosse Glücksseeligkeit. Venom überzeugten mich überhaupt nicht, und so zog ich es vor, zur Zeppelin Stage zu pilgern und Vanden Plas ein paar Blicke zu schenken. 21.45 Uhr wurde es dann vor der Rock Stage sehr eng, verdammt eng sogar! W.A.S.P. wurden von vielen Leute abgefeiert. Die Auswahl der Songs blieb eher bei den "Hits". Sobald das Publikum mitmachte, gab auch Blackie Lawless alles. So waren alle zufrieden und die vielen W.A.S.P. Shirt-Träger lächelten nach dem tollen Auftritt. Dies zwar sehr zum Leid von Evergrey, die die Arschkarte gezogen hatten und zur selben Zeit wie W.A.S.P. drüben auf der Sweden Stage rockten. Die Headliner vom Freitag hiessen Def Leppard. Was da einem geboten wurde, war traumhaft. Eine arschtighte Show ohne Kompromisse. Alle Hits wurden aufgefahren und ein jeder auf dem Platz feierte die Hits ab. Ein positiver Abschluss eines schönen Abends.

Am Samstag Morgen konnten einem Anvil sehr leid tun. Mussten sie doch gleichzeitig wie Crucified Barbara ihren Auftritt starten. Doch sie hatten keine Chance. Die vier hübschen, wie auch talentieren schwedischen Mädels zogen eine grosse Anzahl von Zusschauern vor die Sweden Stage und räumten kräftig ab. Mit MSG ging 13.30 Uhr der erste Gig auf der Festival Stage über die Bühne. Wobei ich sagen muss, dass MSG auch schon bessere Gigs abgeliefert haben. Danach zogen Molly Hatchet viele Schwinger von Südstaaten-Flaggen vor die Rock Stage, während an den anderen Ecken des Geländes Sodom und Firewind ein etwas anderes Zielpublikum fanden. Die Alex Harvey Band war der zweite Act des Tages auf der grossen Bühne. Warum das so angesetzt wurde, bleibt mir ein Rätsel?! Das Publikum war dann eher spärlich und das sah echt beschissen aus, vor solch einer grossen Bühne. Die Zeltbühne, mitten auf dem Gelände, war auch eine Welt für sich. Es spielten da hauptsächlich Coverbands. Doch an diesem Tag wurde um 18.00 Uhr das Fussballspiel Schweden gegen Trinidad auf Grossleinwand übertragen. So begaben sich hunderte von Schweden in das Festzelt, um sich das Spiel anzugucken. Nichtsdestotrotz konnten Edguy verdammt viele Zuschauer vor die Rock Stage anlocken, die mit ihnen abfeierten. Sänger Toby Sammet war wie immer witzig drauf und live eine Sensation. Die eher älteren Semester bestaunten zeitgleich die Altrocker Sweet, welche drüben auf der Sweden Stage ihre Rock Klassiker zelebrierten. Bei so viel Angebot taten sich Blitzkrieg sehr schwer, grössere Mengen auf sich aufmerksam zu machen. Es folgte ein weiterer überflüssiger Auftritt auf der Festival Stage. Obergrossmaul Ted Nugent gab sich die Ehre und schaffte es, mich nach bloss drei Songs zu vertreiben. Es ist ja schön, wenn man sein eigenes Land liebt, aber die Sprüche zwischen den Songs sollten jedem vernünftigem Menschen auf die Nüsse gehen. So zog ich es vor, mir Obituary anzuschauen, die kurz darauf auf der Zeppelin Stage alles gaben. Florida Death Metal in Reinkultur. Die Qual der Wahl war beim nun folgenden Doppel-Gig eher gering. Sollten doch Alice Cooper und Celtic Frost zur gleichen Zeit loslegen. Für mich war es eine klare Entscheidung, dass ich unsere Vertreter unterstützen werde. Ausserdem konnte man Mr. Cooper in den letzten paar Jahren zur Genüge bestaunen. Da ich mich lange schon vor dem Celtic Frost Gig vor der Bühne befand und den Aufbau beobachtete, kam es dazu, dass ich da auf Drummer Franco Sesa traf. Franco erzählte, dass Tom G. Fischer immer noch etwas an den Folgen der kurz zuvor erlittenen Nierenkolik litt, aber auf jeden Fall auftreten werde. Mit dieser guten Info versorgt wie beruhigt, war ich gespannt. Als Intro folgte das auf der neuen CD enthaltene Track "Totengott". Dann ging es los..., meine Nackenhaare sträubten sich sogleich! Vor der Sweden Stage waren nicht so viele Leute versammelt, wie ich erhofft hatte. Doch immer mehr Leute strömten herbei, und auch viele Muiker rückten mit Digicams an, und knipsten den Auftritt unserer (ihrer) Helden. Neue Songs wurden gezockt, wie auch der legendäre Klassiker wie "Necromantical screams" oder der Übersong "Circle of tyrants". Celtic Frost gaben sich auch nicht die Mühe, irgendwie Stimmung zu schaffen. Es wurde die düstere Kunst zelebriert und die ging echt unter die Haut. Einfach schleppend doomig und schauderhaft schön. "Unsere" Celtic Frost sind definitiv zurück und zwar genau so, wie wir sie lieben! Danke Celtic Frost! Das Festival neigte sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Es war Zeit für den würdigen Headliner. Whitesnake stürmten die grosse Bühne und gleich ging der "Big Bang" los. Das Volk tobte und David Coverdale sang und poste wie von der Wespe gestochen. Kein Vergleich zum Gig vor ein paar Tagen im Zürcher Volkshaus. Auf dem grossen Screen wurde ganze Arbeit geleistet. So konnte man auch bis in die hintersten Reihen alles verfolgen. Ein würdiger Abschluss eines fantastischen Festivals!

Das "Sweden Rock Festival 2006" ist nun zu Ende und ich kann mit Sicherheit behaupten, dass es zu den besseren Anlässen in Europa gehört. Es ist vor allem das Publikum, das dieses Festival ausmacht. Die Schweden haben immer noch ein vernünftiges Verhältnis zur eigenen Szene. Da feiern toupierte Sleaze Rocker neben Death Metallern und patchbehängten Kuttenträgern eine riesige Party. Bei jeder Band gaben die Leute alles und schoben die Bands nicht in irgendwelche Stilschubladen. Da wird alles irgendwie als Hard Rock bezeichnet. Sogar das Schwedische Radio war mit einem Studiowagen (!) präsent und gab alles. Sowas wäre bei uns unvorstellbar. Stellt Euch vor, Radio DRS an den Metal Dayz in Pratteln. Utopie pur! Nicht massentauglich, würden sie sagen. So ein Blödsinn! Auch in der Schweiz gibt es massenweise Leute, die sich härteren Sound im Radio und TV wünschen. Leider müssen die verantwortlichen Medien-Leute es erst noch lernen, wie man die eigene Szene pflegt.

Einem jeden in der Schweizer Szene kann ich wärmstens empfehlen, mal beim Sweden Rock Festival reinzuschauen. Da könnte so manch einer lernen, wie unsere Szene sein muss oder sein könnte. So weit so gut...

Links die Zeltbühne.
 

Die Backstage Bar.
 

Die Zeppelin Stage.
 

Celtic Frost beim Sonnenuntergang.

Fussball total!

Einsames Mädel mitten auf der Wiese.