Zum
zweiten Mal begab sich eine Metal Factory Delegation auf eine weite
Reise, um im fernen Schweden das fantastische "Sweden Rock Festival" zu
beäugen. Ausser mir waren da noch die beiden Mädels Maiya und Daniela,
die neben dem Shoppen vor allem alles Mögliche fotografieren mussten. In
diesem Bericht werden vor allem die drei Schweizer Bands Krokus,
Gotthard und Celtic Frost hervor gehoben. Des Weiteren erfährt Ihr hier,
wie man am besten von der Schweiz aus ans "SRF" gelangt und noch ein
paar andere interessante Dinge.
Die Anreise verlief ohne Probleme. Zuerst der knapp zweistündige Flug
nach Kopenhagen. Danach weitere zwei Stunden Zugfahrt in Richtung
Kristianstad. Die Zugfahrten sind so günstig, dass wir gleich erste
Klasse gelöst haben. So konnte man bei einer gemütlichen Fahrt die
südschwedische Landschaft geniessen. Am Bahnhof von
Kristianstad angekommen staunten wir nicht schlecht, als da Dani Beck
von Schweizer Fernsehen dastand. Nach einem Smalltalk mit dem Musicnight
Moderator begaben wir uns zur Autovermietung. Da wartete auch schon ein
neunplätziger Kleinbus auf uns. Wir liessen die hinterste Rückbank raus
nehmen, damit man zu dritt gut liegen konnte. Die circa halbstündige
Fahrt zum Festival war dann nur noch ein Kinderspiel. Freundlicherweise
durften wir unser Lager auf den "Staff & Press" Camping aufschlagen. An
dieser Stelle noch ein grosses Dankeschön an Tony Balough von der
Organisation, der uns dies ermöglichte.
Als wir dann an diesem sonnigen Donnerstag um 13.30 Uhr auf dem
Festival-Gelände eintrafen, war Doro auf der Festival-Stage schon am
spielen. Die Festival-Stage war nicht nur die grösste der fünf Bühnen,
sondern auch die einzige, welche über einen grossen Screen verfügte, wo
man auch von weiter hinten alles mitverfolgen konnte, was sich da
abspielt. Dafür sorgten viele Kameraleute im Fotograben und an den
Bühnenseiten. Leider reichte es nicht mehr zeitlich, uns Cathedral und
Entombed anzuschauen, welche schon um 12.00 Uhr zwei verschiedene Bühnen
enterten. Um 15.00 Uhr schlug dann die Stunde der ersten Schweizer Band
am SRF: Eine riesige Meute versammelte sich vor der "Rock Stage" und man
durfte gespannt sein, wie Krokus hier in Schweden ankommen
würden.
Sie legten los mit "Nightwolf" und schon steppte der Bär. Es folgten
Knaller wie "Long stick goes boom" oder "Rock City", welches natürlich
mit der "Million Dollar Frage" konfrontiert wurde, ob das "Sweden Rock"
die Welthauptstätte des Rock sei. Tausende von Kehlen riefen natürlich "Yeees!".
Mit "Screaming in the night" gab's noch was Ruhigeres und mit "Hellraiser"
wurde sogar ein neuer Song vorgestellt! Gut angekommen sind unsere
Krokusse auf jeden Fall. Die Stimmung war am Toben und im Publikum
wehten ganz viele Flaggen aus ganz Europa. Zum exakt gleichen Zeitpunkt
standen auch DragonForce am anderen Ende des Festivals auf der "Sweden
Stage" und so musste ich den Krokus-Gig verlassen, um noch ein paar
Blicke auf die englischen Flitzefinger werfen zu können. Es ging Schlag
auf Schlag..., kurz darauf war die Zeit reif für Porcupine Tree mit
ihrer schwebenden und erhabenen Show auf der grossen Festival Stage.
Fast zeitgleich spielten House Of Shakira auf der Zeppelin Stage um ihr
Leben. Die selbe Bühne durften später dann auch die deutschen Bonfire
betreten. Kaum Bonfire zu Ende geguckt, musste man zur Rock Stage
speeden, um sich die Jeff Healy Band reinzuziehen. Jeff setzte sich
gewohnt auf seinen Stuhl und zeigte allen, dass er auch als Blinder sehr
gut Gitarre
spielen kann. Doch je länger der Set sich hinzog, umso nerviger wurde
das Ganze. Als er dann auch noch was von AC/DC covern musste, verzog ich
mich endgültig in die Sweden Rock Bar, welche sich wie ein Zirkuszelt
mitten im Areal erhob. Nach dem Fassen eines überteuerten Bieres begab
ich mich wieder zur Sweden Stage, um mir die in Schweden ziemlich
bekannten Sleazer Easy Action anzuschauen und ebenfalls zeitgleich
riskierte ich einen Blick rüber zur Zeppelin Stage, wo Raise Hell einen
zum Besten gaben. Doch auch diese Band konnte ich leider nicht bis zum
Schluss anschauen, da um 20.00 Uhr die Show von Journey auf der Festival
Stage startete. War beeindruckend, wie sich die grosse Masse auf dem
Gelände in Richtung Hauptbühne bewegte. Journey lieferten eine grandiose
Show ab, die alle in ihren Bann zog. So waren es eher weniger Leute, die
in der Zeltbühne die Ass Kickin Band Hardcore Superstar wahr genommen
haben. Erst recht, als Mitte des Sets von Hardcore Superstar auf der
Sweden Stage Nevermore ihren Gig starteten. Als Krönung des Abends
konnte man als Headliner des Abend schliesslich die Legende Deep Purple
bestaunen.
Zum Frühstück oder eher Mittagessen für diesen sonnigen Freitag, gab es
von der Rock Stage runter gleich mal eins in die Fresse. Arch Enemy
legten um 12.00 Uhr los und Angela schrie das ganze Festival zusammen,
bis auch der Allerletzte wach wurde. Leider auch zur selben Zeit hauten
Victory in die Saiten, doch ich hielt es eher mit dem Weg zur Zeppelin
Stage, wo man Cloudscape bestaunen konnte. Geiler Prog-Metal, welcher
auch live gut rüber kommt. 13.30 Uhr hiess es dann "Bühne frei für
Gotthard auf der grossen Festival Stage". Was würden unsere Tessinerli
für Songs spielen? Wie kommen sie beim Publikum an? Blamieren sie uns?
Solche fragen gingen mir durch
den Kopf. Aber nichs da! Das grosse Backdrop mit den zwei fickenden
Kühen wurde montiert und gleich ging es heftig los mit "All we are". Es
folgten im Laufe des Sets Songs wie "Hush", "Mountain Mama" und "Sister
Moon". Gotthard wollten so richtig abdrücken, ohne sich in Balleden zu
verzetteln. Das gelang Steve Lee und Co. mehr als genug und sie wurden
für ihre Leistung von riesigen Menschenmasse wohlverdient und kräftig
abgefeiert. Warum nicht immer so, Jungs? Man konnte danach auch während
dem ganzen Festival viele Leute mit Gotthard Shirts herum laufen sehn.
Guter Gig bedeutet auch gut merchandisen oder so... Nachdem sich der
zweite Schweizer Verteter mehr als beachtlich aus der Affäre ziehen
konnte, war man wieder vor die Qual der Wahl gestellt. Zeitgleich
starteten Gamma Ray, Metal Church und Jaded Heart auf verschiedenen
Bühnen. So sah ich mir zuerst einen Teil von Kai Hansen's Show an und
begab mich dann rüber zu Metal Church. Auf Jaded Heart musste ich
verzichten. Das nächste grosse Highlight auf der Festival Stage folgte
auf dem Fusse: Queensryche live zu erleben ist immer wieder etwas
Schönes. Geoff Tate agierte mit seiner Sängerin schon fast
musicalmässig. Einfach herrlich! Kamelot, Nasty Idols und Cactus
starteten ihre Shows um 18.15 Uhr, ebenfalls auf verschiedenen Stages.
Doch alle drei Bands musste ich auslassen. Zwischendurch musste man eine
Auszeit nehmen, um sich in unserem Van ausruhen zu können. An der Stelle
sieht man wieder einmal mehr, warum es nötig ist, mit einer grösseren
Crew an ein solch riesiges Festival zu fahren.
Ein
Schreiberling alleine kann nicht über alle Bands was Tiefgründiges
schreiben. Nach etwas Füsse hochlagern konnte ich es kaum erwarten,
Tigertailz zu sehen. Sie legten einen fulminanten Gig hin und ihr Hit
"Love Bomb" durfte natürlich nicht fehlen. Punkt 20 Uhr sollten Venom
dann auf der grossen Bühne stehen. Mit über 20 Minuten Verspätung ging
es dann endlich los. Kultband hin oder her, die Grimassen von Cronos, zu
sehen auf dem Grossbildschirm, versprühten dann eher weniger die grosse
Glücksseeligkeit. Venom überzeugten mich überhaupt nicht, und so zog ich
es vor, zur Zeppelin Stage zu pilgern und Vanden Plas ein paar Blicke zu
schenken. 21.45 Uhr wurde es dann vor der Rock Stage sehr eng, verdammt
eng sogar! W.A.S.P. wurden von vielen Leute abgefeiert. Die Auswahl der
Songs blieb eher bei den "Hits". Sobald das Publikum mitmachte, gab auch
Blackie Lawless alles. So waren alle zufrieden und die vielen W.A.S.P.
Shirt-Träger lächelten nach dem tollen Auftritt. Dies zwar sehr zum Leid
von Evergrey, die die Arschkarte gezogen hatten und zur selben Zeit wie
W.A.S.P. drüben auf der Sweden Stage rockten. Die Headliner vom Freitag
hiessen Def Leppard. Was da einem geboten wurde, war traumhaft. Eine
arschtighte Show ohne Kompromisse. Alle Hits wurden aufgefahren und ein
jeder auf dem Platz feierte die Hits ab. Ein positiver Abschluss eines
schönen Abends.
Am Samstag Morgen konnten einem Anvil sehr leid tun. Mussten sie doch
gleichzeitig wie Crucified Barbara ihren Auftritt starten. Doch sie
hatten keine Chance. Die vier hübschen, wie auch talentieren
schwedischen Mädels zogen eine grosse Anzahl von Zusschauern vor die
Sweden Stage und räumten kräftig ab. Mit MSG ging 13.30 Uhr der erste
Gig auf der Festival Stage über die Bühne. Wobei ich sagen muss, dass
MSG auch schon bessere Gigs abgeliefert haben. Danach zogen Molly
Hatchet viele Schwinger von Südstaaten-Flaggen vor die Rock Stage,
während an den anderen Ecken des Geländes Sodom und Firewind ein etwas
anderes Zielpublikum fanden. Die Alex Harvey Band war der zweite Act des
Tages auf der grossen Bühne. Warum das so angesetzt wurde, bleibt mir
ein
Rätsel?!
Das Publikum war dann eher spärlich und das sah echt beschissen aus, vor
solch einer grossen Bühne. Die Zeltbühne, mitten auf dem Gelände, war
auch eine Welt für sich. Es spielten da hauptsächlich Coverbands. Doch
an diesem Tag wurde um 18.00 Uhr das Fussballspiel Schweden gegen
Trinidad auf Grossleinwand übertragen. So begaben sich hunderte von
Schweden in das Festzelt, um sich das Spiel anzugucken. Nichtsdestotrotz
konnten Edguy verdammt viele Zuschauer vor die Rock Stage anlocken, die
mit ihnen abfeierten. Sänger Toby Sammet war wie immer witzig drauf und
live eine Sensation. Die eher älteren Semester bestaunten zeitgleich die
Altrocker Sweet, welche drüben auf der Sweden Stage ihre Rock Klassiker
zelebrierten. Bei so viel Angebot taten sich Blitzkrieg sehr schwer,
grössere Mengen auf sich aufmerksam zu machen. Es folgte ein weiterer
überflüssiger Auftritt auf der Festival Stage. Obergrossmaul Ted Nugent
gab sich die Ehre und schaffte es, mich nach bloss drei Songs zu
vertreiben. Es ist ja schön, wenn man sein eigenes Land liebt, aber die
Sprüche zwischen den Songs sollten jedem vernünftigem Menschen auf die
Nüsse gehen. So zog ich es vor, mir Obituary anzuschauen, die kurz
darauf auf der Zeppelin Stage alles gaben. Florida Death Metal in
Reinkultur. Die Qual der Wahl war beim nun folgenden Doppel-Gig eher
gering. Sollten doch Alice Cooper und Celtic Frost zur gleichen Zeit
loslegen. Für mich war es eine klare Entscheidung, dass ich unsere
Vertreter unterstützen werde. Ausserdem konnte man Mr. Cooper in den
letzten paar Jahren zur Genüge bestaunen. Da ich mich lange schon vor
dem Celtic
Frost Gig vor der Bühne befand und den Aufbau beobachtete, kam es dazu,
dass ich da auf Drummer Franco Sesa traf. Franco erzählte, dass Tom G.
Fischer immer noch etwas an den Folgen der kurz zuvor erlittenen
Nierenkolik litt, aber auf jeden Fall auftreten werde. Mit dieser guten
Info versorgt wie beruhigt, war ich gespannt. Als Intro folgte das auf
der neuen CD enthaltene Track "Totengott". Dann ging es los..., meine
Nackenhaare sträubten sich sogleich! Vor der Sweden Stage waren nicht so
viele Leute versammelt, wie ich erhofft hatte. Doch immer mehr Leute
strömten herbei, und auch viele Muiker rückten mit Digicams an, und
knipsten den Auftritt unserer (ihrer) Helden. Neue Songs wurden gezockt,
wie auch der legendäre Klassiker wie "Necromantical screams" oder der
Übersong "Circle of tyrants". Celtic Frost gaben sich auch nicht die
Mühe, irgendwie Stimmung zu schaffen. Es wurde die düstere Kunst
zelebriert und die ging echt unter die Haut. Einfach schleppend doomig
und schauderhaft schön. "Unsere" Celtic Frost sind definitiv zurück und
zwar genau so, wie wir sie lieben! Danke Celtic Frost! Das Festival
neigte sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Es war Zeit für den
würdigen Headliner. Whitesnake stürmten die grosse Bühne und gleich ging
der "Big Bang" los. Das Volk tobte und David Coverdale sang und poste
wie von der Wespe gestochen. Kein Vergleich zum Gig vor ein paar Tagen
im Zürcher Volkshaus. Auf dem grossen Screen wurde ganze Arbeit
geleistet. So konnte man auch bis in die hintersten Reihen alles
verfolgen. Ein würdiger Abschluss eines fantastischen Festivals!
Das "Sweden Rock Festival 2006" ist nun zu Ende und ich kann mit
Sicherheit behaupten, dass es zu den besseren Anlässen in Europa gehört.
Es ist vor allem das Publikum, das dieses Festival ausmacht. Die
Schweden haben immer noch ein vernünftiges Verhältnis zur eigenen Szene.
Da feiern toupierte Sleaze Rocker neben Death Metallern und
patchbehängten Kuttenträgern eine riesige Party. Bei jeder Band gaben
die Leute alles und schoben die Bands nicht in irgendwelche
Stilschubladen. Da wird alles irgendwie als Hard Rock bezeichnet. Sogar
das Schwedische Radio war mit einem Studiowagen (!) präsent und gab
alles. Sowas wäre bei uns unvorstellbar. Stellt Euch vor, Radio DRS an
den Metal Dayz in Pratteln. Utopie pur! Nicht massentauglich, würden sie
sagen. So ein Blödsinn! Auch in der Schweiz gibt es massenweise Leute,
die sich härteren Sound im Radio und TV wünschen. Leider müssen die
verantwortlichen Medien-Leute es erst noch lernen, wie man die eigene
Szene pflegt.
Einem jeden in der Schweizer Szene kann ich wärmstens empfehlen, mal
beim Sweden Rock Festival reinzuschauen. Da könnte so manch einer
lernen, wie unsere Szene sein muss oder sein könnte. So weit so gut...
Links die Zeltbühne.
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Die Backstage Bar.
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Die Zeppelin Stage.
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Celtic Frost beim Sonnenuntergang.
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Fussball total!
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Einsames Mädel mitten auf der Wiese.
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