Bang Your Head !!! - Festival 2006
23.6.2006 (Erster Tag) Balingen / Messegelände

By:
Rockslave (Rsl),  Chris C. (Chc), Roger W. (Rog), Florian E. (Flo)       All Pics by: Rockslave
Hellfueled
Das diesjährige "Bang Your Head" eröffneten die schwedischen Heavy Metaller Hellfueled. Dabei zeigte die Band, dass sie trotz der metallisch frühen Stunde von 10.00 Uhr fit genug war, eine mitreissende Show zu bieten. Der Platz vor der Bühne füllte sich dann auch allmählich. Bedingt durch die nächtliche Anreise (das Zelt war erst um 4.00 Uhr morgens bezugsbereit) fand ich zuerst keinen Zugang zu den musikalischen Taten, was sich aber mit zunehmender Dauer des Auftritts änderte. Die Singspiele während des zweiten Songs scheiterten dann auch nicht nur an mir, sondern auch an den meisten anderen noch schlaftrunkenen Zuhörern. Nach einer anderen Art der "Trunkenheit" fragte anschliessend Sänger Andy Alkmann: "Are you already drunken yet?" Was ich mit einem fetten "Nein" beantworten konnte, bei mir aber in Erinnerung rief, dass ich noch nicht mal mein "Zmorgenbier" in der Hand hatte. Also Bier her! Und allmählich füllte sich nicht nur mein Magen mit Gerstensaft, sondern auch der Platz mit Headbangern. Das Publikum kam langsam in Stimmung und der Applaus wurde von Lied zu Lied stärker. Spätestens beim finalen "Born to rock" um 10.30 Uhr war Balingen endgültig angewärmt und sang lautstark mit. Und als sich bei den letzten Takten die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken kämpften und die Bühne scheinwerferartig beleuchteten, hatten Hellfueled endgültig gewonnen. Die Band wird vom Gesang her häufig mit Ozzy Osbourne verglichen, was nach dem gehörten Auftritt für mich nicht nachvollziehbar ist, da sie für diesen Vergleich zu eigenständig klangen. Darum beide Daumen hoch für eine gelungene Eröffnungsband. (Rog)

 


 
Communic
Es klingt sicher etwas verwegen aber für mich persönlich stand bereits eines der Festival-Highlights auf der Bühne. Die sympathischen und bodenständigen Norweger haben sich mit ihren ersten beiden Alben "Conspiracy in mind" (2005) und dem diesjährigen Knaller "Waves of visual decay" direkt in die Oberliga katapultiert. Eigentlich standen Communic ursprünglich gar nicht auf dem Billing, aber nachdem Exodus abgesagt hatten, musste ein valabler Ersatz her und der hätte besser nicht sein können. Meine Befürchtungen, dass der perfekte und wuchtige Sound der CDs in dieser Besetzung, also als Trio auf der Bühne nicht umsetzbar ist, stellten sich von Anfang an ein. Trotzdem überwog die Freude über den Auftritt meiner aktuellsten und neusten Faves. Da ich mir ihre Songs (vor allem die neuen) bereits ausgiebig angehört habe, geriet ihr Auftritt natürlich zum Festschmaus. Sänger/Gitarrist Oddleif Stensland musste derweil Schwerarbeit verrichten und so klang die Gitarrenarbeit nicht immer gänzlich fehlerlos, aber der Applaus derjenigen, die sich diesen Auftritt nicht entgehen liessen, fiel mehr als solide aus. Das übertrug sich auch auf die Bandmitglieder, auf dessen Gesichtern der Zuspruch der Fans echte Zeichen der Freude erkennen liess. Da die Songs von Communic eigentlich meist mit Überlänge gesegnet sind, nahm es mich natürlich Wunder, wie die zur Verfügung stehenden 40 Minuten ausgefüllt werden. "Under a luminous sky" und das nachfolgende "Communication sublime" liessen bereits locker eine Viertelstunde verstreichen. Danach folgte mit "Waves of visual decay" das geniale Titelstück, das allerdings nicht ganz an die Magie der Album-Version heran reichte. Der Rest des Auftrittes wurde mit dem hammerstarken "Fooled by the serpent" fortgesetzt und dem abschliessenden "Conspiracy in mind", dem Titeltrack des Debüts, mit ordentlich Nevermore Schlagseite fulminant beendet. Die Songs sind eh schon kult, aber live bräuchte es noch mehr Power, vor allem vom Guitar-Sound her. Alles andere war schwer im grünen Bereich. Diese Band ist Garant für eine weiterhin rosige Zukunft des Metals! (Rsl)

 


 
Leatherwolf
Das, was die Band so speziell gemacht hat, das war ein Mix aus allem: Die epischen, treibenden Hymnen mit den mehrstimmigen Refrains, diese rifflastigen Mid-Tempo Songs, die abgedrehten Soli der Gitaristen und nicht zuletzt die knochentrockene Produktion auf den ersten zwei Alben. Diese Mixtur war das Markenzeichen von Leatherwolf und hat die Band in den Kultstatus gehievt, den sie noch heute inne hat. Aber das alles ist über 20 Jahre her! Wenn man sich dies vor Augen hält und dabei den Abgang von Mike Oliveri berücksichtigt, dann muss man sich gerade deswegen verneigen vor dem, was Leatherwolf in Balingen geboten haben. Die Songs von damals hören sich immer noch saugeil an. Aber auch das neue Material von "World asylum" mag voll zu überzeugen. Etwas, was Bands wie Shok Paris, Ruffians oder Armored Saint nicht vorweisen konnten. Da gab es nur den Trip in die Vergangenheit und keinen Spagat zwischen zwei Jahrzehnten in die Neuzeit. Leatherwolf hingegen konnten auch brandneues Material bieten. Und das war gar nicht mal schlecht, würde ich mal sagen. Der Auftritt wurde mit Spass und viel Spielfreude absolviert. Paul mit der linken Gitarre wirbelte andauernd über die Bühne und spielte sich dabei die Seele aus dem Leib. Als ich ihn nach dem Gig umarmte, da war er so nass wie wenn er aus der Dusche gekommen wäre. Wade ist ein toller Sänger und hat seinen ersten Live-Auftritt mit der Band (!) souverän gemeistert. Dean ist immer noch ein Tier hinter dem Schlagzeug. Überhaupt: Die ganze Band kam tight und lebendig rüber und ist bei den Fans vor der Bühne gut angekommen. Es ist offensichtlich, dass es diese (reifer gewordenen) Jungs immer noch scharfe Zähne haben. Fazit: Leatherwolf are back! Die Gitarren sägen sich wieder fies ins Gehirn - wie in alten Tagen - und das bisschen Helstar-Blut tut verdammt gut dabei. Leatherwolf 2006 haben nicht mehr viel mit Leatherwolf 1989 zu tun. Was aber nicht heisst, dass Leatherwolf 2006 weniger geil sind. Selber schuld, wer diesen Gig verpasst hat. Für die, die ihn gesehen haben, war es ein Trip in die Vergangenheit und auch eine kleine Offenbarung. Denn es bleibt zu hoffen, dass LW mit dem neuen Album "World asylum" einen zweiten Frühling erleben dürfen. Verdient hätten sie es. Und wir auch :-) (Flo)
 

 
Flotsam & Jetsam
Als eine der ersten Bands, und immer noch Speerspitze des Genres Speed/Power Metal, können Flotsam & Jetsam betrachtet werden. Die Truppe aus Arizona ist eben nicht nur die ehemalige Band des Ex-Metallica Bassisten Jason Newsted, sondern auch ein zuverlässiger Lieferant von hochkarätigen Alben. Kaum stand der Phoenix-Fünfer auf der Bühne, brach ein deftiges, 40-minütiges Riff-Gewitter über das Messegelände herein. Mit den ultrastarken Vocals von Sänger und Frontmann Erik A.K. zeigte die Band, wie dynamischer US-Metal klingen muss. Da könnten sich Metallica eine dicke Scheibe davon abschneiden. Die Jungs präsentierten uns ein vielseitiges Set, das zwar gemäss Erik aus viel "old shit" bestand. Nebst dem Schwerpunkt von harten Klängen, fanden aber sogar einige sanfte Töne den Weg ins Programm von Flotsam und bewiesen das breite Können des sympathischen Shouters. Solide Vorstellung der Amis. (Chc)
 

Vengeance
Der wiederauferstandenen, holländischen Truppe Vengeance eilt der Ruf voraus, eine exzellente Party-Band zu sein. Und genau dafür waren die Jungs auch besorgt. Gleich zu Beginn wurden zwei der grössten Hits der Truppe präsentiert, nämlich "Take it or leave it" und "Rock'n'Roll shower". Sänger Leon Geowie entpuppte sich nicht nur als herausragender Shouter, sondern auch als cooler Entertainer und Chef Party Rocker. Kaum zehn Minuten auf der Bühne, verabschiedete er sich mit offenem Gurt zum "Pissen" (O-Zitat!). Die kurze Pause wurde durch vier attraktive Nummerngirls in knappen Kleidchen, ganz nach dem Motto des neuen Albums "Back in the ring", überbrückt. Treffend folgte der Titelsong dieser Scheibe. Wiederum stolzierten die vier Girls über die Bühne, dieses Mal deutlich weniger bekleidet. Nach einigen weiteren Tracks, darunter "Take me to the limit" und "Arabia" entledigte sich Leon seines Rüschchenhemdes, bekleidete sich aber umgehend wieder mit einem T-Shirt. Ein weiteres Mal erschienen die vier Girls, jetzt aber nur noch im Bikini. Beim anschliessenden Showdown schüttete sich Leon gleich literweise Wasser über den Kopf und der eine Gitarrist malträtierte sein Instrument, in dem er alle Saiten zeriss. Wiederum erschienen die vier sexy Chicks, jetzt aber wieder angezogen. Yesss, genau so eine grossartige Rock'n'Roll Party haben wir von den Jungs erwartet. (Chc)
 

Raven
Mitten im Nachmittag und bei stetig steigenden Temperaturen stand mit Raven ein weiteres Metal-Urgestein auf der Bühne. Wenn man von der NWOBHM spricht, dann kommen einem da die Briten nicht zwingend in den Sinn, aber die Band, die wie Venom auch aus Newcastle stammt, legte ihr Debüt "Rock until you drop" ebenso vor nicht weniger als einem Vierteljahrhundert in die Plattenläden. Die Live-Qualitäten konnten damals mit der legendären US-Tour zusammen mit Metallica gefestigt werden. In den weiteren Jahren ging man kommerzielle Kompromisse ein, die der Karriere nicht wirklich förderlich waren. Während der 90er bekamen die Gallagher-Brüder John und Mark wieder Boden unter den Füssen und lassen es bis auf den heutigen Tag immer noch ordentlich krachen. Dabei erstaunte Mainman/Bassist John Gallagher, der immer noch über eine messerscharfe Stimme verfügt und keine Schwächen zeigte. Überhaupt spielte das Trio völlig unbeschwert auf und zeigte, dass es eigentlich nicht viel braucht, um ordentlich Lärmen zu können und dass man dabei nicht auf allerlei Beigemüse angewiesen ist. Die Zutaten dazu hiessen "Take control", "Live at the inferno", "Rock until you drop" (mit coolem Bass-Solo und Sing-a-long mit dem Publikum) oder "Bring the hammer down". Mit "Speed of the reflex" gab es einen neuen Song, bevor "Break the chain" mit Medley-Mittelteil, bestehend aus ein paar Covers wie "I don't need no doctor", "Dog eat dog" und "Sympton of the universe" nur ein Fazit zulässt: Kult bleibt Kult! (Rsl)
 

John Olivia's Pain
Punkt 15.40 Uhr betraten die Musiker rund um "seine Feissheit" Jon Oliva die Bühne. "Feissheit", weil der sympathische Savatage-Chef im Vergleich zu den letzten Jahren noch ein paar Pfund zugenommen hat. Trotz heissen Temperaturen legte er mit seiner Begleitband mit "Warriors" gleich richtig los und eroberte das Publikum im Sturm. Headbangen war auf der Bühne angesagt! Die Leute dankten es ihr, in dem die Hände bereits hinter dem Wellenbrecher in die Höhe ragten und mitklatschten. Mit "Time to talk" machte die Band Appetit auf's neue, noch nicht erschienene Album. Bei mir löste das Konzert vor allem ein Bedürfnis nach Jon Oliva's Originalband Savatage aus, welches bei den drei eingestreuten Songs "Jesus saves", "The gutter ballet" und "Hall of the mountain king" fast real wurde. Diese Perlen wirkten neben dem regulären "Jon Oliva's Pain"-Material zwar nicht fremd, erinnerten aber daran, welche Klassiker der gute Jon mit seiner angestammten Combo noch in der Hinterhand hätte. So blieb dem Publikum die Gewissheit, dass das Gezeigte zwar gut war, aber eben nie zur Spitze gehören wird. (Rog)
 

Death Angel
Ihre Rückkehr wurde an dieser Stelle, respektive diesem Ort bereits vor zwei Jahren freudig beklatscht und jeder, der damals dabei war, wird diesen absoluten Hammer-Gig mit Sicherheit noch lange in Erinnerung behalten haben. Mit im Gepäck hatten sie das bisher letzte Album "The art of dying", das wieder mächtig Staub aufgewirbelt hatte. Angesichts der äusserlich immer noch feststellbaren Jugendlichkeit der fünf Cousins glaubt man kaum, dass ihr Debüt-Album "The ultra violence" 1987 (!), also vor fast sagenhaften zwei Dekaden das Licht der Welt erblickt hat! Am prägensten waren meiner Meinung nach die Songs vom dritten Album "Act III", das heute in Sachen innovativen Thrash Metal's nach wie vor ein Meilenstein ist. Death Angel liessen sich dann erwartungsgemäss nicht lange bitten und powerten gleich von Anfang an mit "Seemingly endless time" volle Kanne los. Innert kürzester Zeit stieg die Stimmung vor der ziemlich gut bevölkerten Bühne nach dem soliden Gig von Jon Oliva rasch wieder an und hielt bis zum Schluss durch. Die Band war aktiv wie eh und je und knallte der wild bangenden Meute eine Thrash-Granate nach der anderen um die Ohren. Ältere Classics wie "Stagnant" und "Discontinued" gehörten dazu, wie auch neues Phon-Futter der Marke "Never me" oder "Thrown to the wolves". Das Ganze wehte ausserdem mit ordentlich Schmackes durch die PA und liess auch dieses Mal keinen kalt, genial! (Rsl)
 

Helloween
Trotz des sehr gelungen Konzerts in Uster diesen Februar, bei dem mich Helloween zum ersten Mal richtig überzeugen konnten (siehe Livebericht), war ich im Vorfeld eher skeptisch was diesen Auftritt betraf. Die Band hatte im Frühling bei jedem Konzert exakt dieselben Lieder gespielt, weshalb ich auch hier "nur" eine Wiederholung dessen erwartete, was ich in Uster gehört hatte. Aber ich wurde überrascht. Balingen bekam ein eigenes Set, welches ein paar andere Stücke beinhaltete und die schon Gehörten zum Teil in eine andere Reihenfolge stellte. Die Bühne war überraschend voll mit den von der Tour bekannten Bühnenbildern und Gimmicks (unter anderem zwei Keeper-Puppen). Nach einem kurzen Intro begannen Helloween mit "A king for a thousand years" gleich mit einem 15-minütigen Song des neuen "Keeper-3" Albums, welches schon fast so was wie Begeisterungsstürme auslöste. Danach begrüsste Andi Deris das Publikum und trat gleich in ein kleines Fettnäpfchen in dem er behauptete, dass sie die einzige deutsche Band am BYH!!! seien. Dies stimmte vielleicht auf die ganze Band bezogen, aber immerhin stellten Powerwolf mit 4 von 5 Personen ebenfalls Leute aus der Heimat. Damit waren die Peinlichkeiten dann aber auch vorbei. Mit "Eagle fly free" folgte der erste Klassiker, bevor mit dem "Keeper-1" Stück "A tale that wasn't right" für mich die erste Ballade des Festivals gespielt wurde. "If I could fly" vom "The darkride"-Album katapultierte das Publikum in die musikalische Neuzeit und bereitete den Boden für ein hervorragendes "Power", welches ebenfalls nicht aus einem der drei "Keeper"-Alben stammt. Bis dahin war die Show zwar gut, aber nichts Besonderes und ich fing beinahe an mich zu langweilen, als mich Sänger Andi Deris aufhorchen liess und das Unfassbare geschah: "Diesen Song haben wir noch nie gespielt!" rief er. Und unter riesigem Jubel begannen die ersten Takte des "Keeper-1" 12-Minüters "Halloween". Nie im Leben hätte ich mir erträumt, dass sich Bassist Markus Grosskopf (siehe Interview) durchsetzen würde und ich diesen Song mal live hören könnte. Damit war das Eis endgültig gebrochen, was man spätestens bei den gewaltigen Publikumschören des anschliessenden "Future world" neidlos anerkennen musste. Es folgte das Finale in Form von "Mrs. God", "I want out" und dem letzten, obligaten Helloween-Klassiker "Dr. Stein". Helloween beeindruckten auf der ganzen Linie und zeigten eindrücklich, dass sie den verlorenen Status unbedingt zurück erobern wollen. Als wäre das nicht genug, kamen sie danach nochmals überraschend zurück auf die Bühne, aber ohne Sänger Deris. Dieser machte dem Ex-Black Sabbath Shouter Tony Martin Platz, der zusammen mit Helloween und dem Keyboarder Geoff Nicholls den Sabbath-Klassiker "Headless cross" intonierte. Klasse! (Rog)
 

Foreigner
Wer im Vorfeld Foreigner als Softies abstempelte, sollte eines Besseren belehrt werden. Die Band verzichtete, wahrscheinlich aufgrund der metallischen Ausrichtung des Festivals, komplett auf Balladen. So konnte die AOR-Legende mit ihrem knackig präsentierten Hard Rock problemlos bestehen. Als wahrer Glücksgriff für Mainman und Gitarrist Mick Jones entpuppte sich der neue Mann am Mikro, Kelly Hansen, der stimmlich den schwer kranken Lou Gramm problemlos ersetzen konnte (auf diesem Weg senden wir die besten Genesungswünsche an Lou!). Obwohl die Truppe bunt zusammengewürfelt ist, agierten die Musiker sehr kompakt und bildeten eine solide Einheit. Foreigner anno 2006 ist eine eigentliche All Star Band. Der Bassist Jeff Pilson spielte in der Vergangenheit bei Dokken und am Schlagzeug sass kein Geringerer als Jason Bonham, der Sohn des legendären Led Zeppelin Drummers John Bonham. Ein erster musikalischer Höhepunkt war der Hit "Cold as ice", in dessen Verlauf Kelly auf die Bühnenkonstruktion in schwindelerregende Höhehinauf kletterte (das Selbe tat übrigens im letzten Jahr Michael Monroe von Hanoi Rocks auch). Ein weiterer musikalischer Leckerbissen war der Song "Starrider" vom allerersten Foreigner Album. Eröffnet wurde der Track mit einem Intro, gespielt mit akustischer Gitarre und Querflöte, ging darauf mit den Vocals von Mick Jones über in einen balladesken Teil und gipfelte schliesslich in lupenreinem Hard Rock mit grooviger E-Gitarre und der druckvollen Stimme von Kelly. Natürlich durfte auch "Urgent" nicht fehlen, bei dem der zweite Gitarrist Thom Gimbel zum Saxophon griff. Der Track endete mit einem, durch dezente Keyboard-Klänge untermalten Drum-Solo vom grossartigen Mr. Bonham jun. Das eigentliche Highlight war dann sicher "Juke box hero" mit einem langem Instrumental Mittelteil. Dieser Part entpuppte sich als der Led Zeppelin Klassiker "Whole lotta love". Sensationell, wie Jason mit dem Erbe seines Vaters umzugehen weiss und eine hervorragende Idee von Foreigner, so einer der grössten Bands aller Zeiten Tribut zu zollen. Somit war dieser Gig eine unerwartet starke Vorstellung und definitiv eines der Highlights des ganzen Festivals!(Chc)
 

In Flames
Schon kurz nach dem Bekanntwerden des Freitag-Headliners fragte ich mich, ob das eine gute Wahl war. In Flames als Headliner am BYH!!!-Festival? Meiner Meinung nach hiess der Headliner an diesem Abend klar Foreigner, denn was die All Star Truppe um Ur-Gitarrist Mick Jones eben gerade abgefeuert hatte, war sowas von geil, dass selbst augenscheinliche Death Metal Fans zahlreich beim kollektiven Bangen beobachtet werden konnten. In Flames wurden trotzdem ordentlich laut begrüsst und begünstigt durch die Dämmerung, respektive dem kontinuierlichen Abdunkeln des Himmels, kamen die Show-Elemente, allem voran massig Gasflammen und Pyros, sowie eine fette Lightshow mit viel Trockeneis optimal zum Tragen. Für die Optik war also erst mal alles in Butter. Musikalisch sah es dann aber nicht mehr so überzeugend aus, was zu Beginn etwas an der Monotonie der einzelnen Songs lag, die meist in hohem Tempo mit beinahe ätzender Double Bass Drum dargeboten wurden. Die Fans der frühen Stunde werfen der Band ja vor, dass sie sich selbst schon lange nicht mehr treu sind und nur noch Popmusik machen. Zudem spaltet sich die Fangemeinde seit dem neusten Album "Come clarity" noch stärker, das sich jedoch in Leser-Polls bärenstark zeigt. Mir kommt das Ganze zeitweilen wie U2 vor, die jetzt einen auf Death Metal machen. Bezeichnenderweise sind das die eher stärkeren Momente, wenn Platz für Breaks und Melodien geschaffen wird, da das schnelle Geholze kaum voneinander zu unterscheiden ist. Die fette Bühnenshow entschädigte zwar für einiges, aber war das die benötige Souveränität eines Headliners? Ich sah eigentlich kaum bis gar nichts davon. Dazu kommt, dass Sänger Anders Fridén die Pausen zwischen den Stücken teilweise viel zu lange gestaltete und die Stimmung dadurch immer wieder abflaute. Nichtsdestotrotz vermochten die Schweden mindestens den jüngeren Anteil der Fans mit ihrem Melo-Death gut zu unterhalten und gegen Schluss jumpten alle im Gleichtakt, Gummibällen gleich, auf und ab und sorgten so für massig Action auf dem Platz. An meiner Wenigkeit rauschte dieser Auftritt auf jeden Fall vorbei wie ein Intercity-Zug und hinterliess, ausser dem pyrotechnischen Gigantismus und der wirklich opulenten Lightshow, keinen grösseren Eindruck. Mit diesen Ausführungen wird klar, dass In Flames nicht zu meinen Faves zähl(t)en, aber mit meiner Meinung in Sachen Headliner-Status am BYH!!! war ich in guter Gesellschaft. (Rsl)
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