Bang Your Head !!! - Festival 2009
Samstag, 27. Juni 2009 (Zweiter Tag) / Balingen (D) - Messegelände
By Rockslave (rsl), R.K. (wms), Betty (bty), Kissi (kis), Roger (rog) & Nicole (nic)
All Pics by Rockslave
Cloven Hoof
Am Samstag hatten Cloven Hoof die Ehre, den Metal-Reigen zu eröffnen. Leider zogen sie damit etwas die «Arschkarte», denn Petrus schüttete leider bereits den ganzen Morgen Eimerweise Wasser vom Himmel. Dies sowie auch der Umstand, dass es für Metallerverhältnisse doch noch sehr früh war sorgten dafür, dass sich vor der Bühne erst eine kleine Fanschar einfand. Cloven Hoof schien dies aber nicht weiter zu stören oder zumindest liessen sie es sich nicht anmerken. Sänger Russ North kommentierte den Regen sogar insofern, da er witzelte, die Band habe den Regen aus UK mitgebracht. Routiniert und selbstsicher boten Cloven Hoof dem kleinen aber feinen Publikum eine gute, wenn auch nicht hervorragende Show. Soundmässig bewegte sich der Fünfer irgendwo im klassischen Heavy Metal zwischen Iron Maiden und Judas Priest, angereichert mit vereinzelt progressiveren Zwischenteilen. Gerade besagte Zwischenteile sorgten bei mir ein- zweimal für Erstaunen, da sie sehr überraschend daherkamen und so gar nichts mit dem Rest des jeweiligen Songs zu tun hatten. Das störte aber nicht weiter, ganz im Gegenteil. Diese kleinen Überraschungen werteten den sonst eher in 0815-Gewässer dümpelnden Sound deutlich auf. Das fand wohl auch die anfangs noch etwas verschlafene Menge vor der Bühne, denn Cloven Hoof erhielten zum Abschied des durchaus guten und soliden Auftritts einen anständigen Schlussapplaus. (nic)



Lääz Rockit
Dass ein echter Metaller bei solchem Wetter nichts anderes tut, als dem Regen die kalte bzw. Nasse Schulter zu zeigen, dass zeigten Lääz Rockit parademässig vor. Gerade mal eine handvoll Fans hatte sich zur morgendlichen Sintflut dazu bewegen können, vor die Bühne zu stehen, doch die kalifornischen Umlaut-Thrasher scherte das wenig. Vom ersten Song «Brain Wash» an bis zum abschliessenden Kracher «Fire In The Hole» zockte der mit «Left For Dead» vom letzten Jahr wiedererstarkte Fünfer eine bärenstarke Thrash-Show, während derer sich insbesondere Shouter Michael Coons und Basser Scott Dominguez alles andere als wasserscheu zeigten. Immer wieder tobten und posten die beiden Herren nämlich auf dem klitschnassen Laufsteg und stampften in Pfützen. Treue wie neue (überraschenderweise auch einige ziemlich junge) Fans danken es ihnen und gehen auch zu neuen Nummern wie «Erased» oder «Liar» ordentlich ab, wobei der eine oder andere Klassiker mehr schon für Begeisterung gesorgt hätte, was etwa das abgefeierte «Forced To Fight» bewies. (kis)



Powerwolf
Gitarrist Matthew Greywolf hat mir in einem kürzlich geführten Interview erklärt, dass ihre Fans mittlerweile eine gewisse Erwartung an ihre Auftritte hätten. Und das kann ich definitiv bestätigen. Denn wer die Band jemals live gesehen hat, der weiss, dass hier nicht einfach nur rum gestanden wird, sondern Powerwolf ihre Chancen nutzen, um in Gewänder gekleidet, mit Make-Up im Gesicht und Bühnenaufbauten eine eindrucksvolle Show zu bieten. Dazu kam an diesem Mittag, dass die Band bei strömendem Regen eigentlich nicht viel tun musste, um ihre Verbundenheit mit den vielen Fans zu demonstrieren. Ein einfacher, aber nasser Schritt auf den Catwalk reichte dafür aus. Und genau das tat Sänger Atilla gleich von Beginn weg. «Es regnet zwar, aber wir sind nicht aus Zucker», rief der sympathische Rumäne ins Publikum. Dazu spielten Powerwolf ein starkes Best-Of-Programm ihrer bisherigen drei Alben, welches begeistern konnte. «We Take It From The Living», «Raise Your Fist Evangelist» und «We Came To Take Your Souls gaben einen Steilpass zu »Saturday Satan und »Ressurection By Errection. Obwohl die Chöre, die vielen Orchesterklänge und der Bass ab Band kamen, wollte dies heute nur wenige uneingeweihte Personen stören. Kommt dazu, dass die beiden Brüder und Gitarristen Greywolf zusammen mit Schlagzeuger Stéfane Funèbre viel Motivation zeigten. Keyboarder Falk Maria Schlegel rannte sogar auf den Catwalk, um zusammen mit dem Sänger das Publikum anzufeuern. Erstaunlicherweise war er immer wieder rechtzeitig an seinem Instrument, wenn seine Dienste verlangt wurden. Attila selbst nutzte die Ansagen, um mit grossen Gesten, Messwein und Weihrauch den Metal zu zelebrieren. Er segnete das Festival und liess sich durch Bruder Clé vom Rock Hard selber taufen. Nach dem abschliessenden «Kiss Of The Cobra King» waren zwei Dinge klar: Powerwolf haben überzeugt, und Attila war durchnässter als mancher Fan. (rog)



Driver
Passend zu ihrem Bandnamen liess sich die Truppe aus den USA fürs Intro etwas ganz Spezielles einfallen: Den «Sound» eines Formel-1-Rennwagens im Vollgasmodus. Absolut geile Idee, über die ich mich als bekennender Formel-1-Fan sehr freute. Was ich allerdings hinterher zu hören bekam, erfreute mich Anfangs etwas weniger. Der Herr hinter dem Mischpult hatte ganz offensichtlich zu Beginn des Gigs seinen Job nicht wirklich im Griff. Dies äusserte sich durch zu laute Drums und zu leise Vocals. Sänger Rob Rock ging im Riffgewitter der Gitarrenfraktion fast unter. Glücklicherweise wurde dieses Problem dann behoben. Und siehe da, ich bekam fast schon Spass am Power-/Truemetal der Amis! Der Aufbau des Driver-Sounds präsentierte sich dabei erstaunlich einfach. Das Keyboard machte den Teppich, darüber wurden die druckvollen Gitarren gelegt und obenauf thronten die für meine Ohren recht gewöhnungsbedürftig konstant hohen Vocals. Die Akkordfolgen sowie die Gesangsmelodien wurden ziemlich simpel gehalten. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, doch fehlte mir über weite Teile der Songs der Ohrwurmcharakter. Erst mit zunehmender Spieldauer verbesserten sich die Songmelodien, bis der Fünfer schliesslich mit «Im a Warriour» den Ohrwurm schlechthin auspackten. Warum nicht gleich so? Fazit des Auftritts: Das letzte Drittel des Gigs war klar das Beste. Zeigten sich die Amerikaner Anfangs recht bewegungsfaul, fing gegen Ende Basser Aaron Samson mit Headbangen an, Gitarrist Roy Z. zeigte plötzlich Gitarrenakrobatik und Rob Rock wagte sich in den merklich schwächer gewordenen Regen hinaus. Schade, dass es so lange gedauert hatte, bis die Truppe endlich die volle Show auspackte aber lieber spät als nie! (nic)


Warrior
Auf diesen Moment hatte ich mich schon das ganze Festival über mächtig gefreut! Warrior live und dann erst noch mit Parramore McCarty!! Allerdings brauchte ich (zu Beginn im Fotograben stehend) ein paar Minuten bis ich merkte, dass ja gar nicht Pink Cream 69 wie gemäss Billing auf der Bühne standen. Ansich ein beschämender Moment für mich, aber ich wusste bald, dass da was "anders" war. Nach den ersten Screams von Parramore war's dann jedoch vorbei mit der Ruhe. «Fight Or Fall» vom 98er Comeback-Album «Ancient Future» kam schon mal kräftig daher und «Mind Over Matter» vom legendären Debüt («Fighting For The Earth» - 1985) doppelte gleich nach. Spätestens bei «Ruler» war der Zapfen ab und ich wollte nur noch raus in die Menge! Was sich danach abspielte, war an Kult nicht mehr zu überbieten und ich schwelgte in höheren Sphären. Nebst Altmeister Joe Floyd (g) legte sich vor allem Neu-Zugang AC Alexander an der zweiten Klampfe voll rein. Das zeigte umgehend Wirkung und immer mehr Fans, vor allem die jüngeren unter ihnen, rieben sich langsam aber sicher ungläubig die Augen. Derweil war Mr. McCarty ob der immer lauter werdenden Meute angenehm überrascht wie erfreut und liess weitere, markerschütternde Schreie vom Stapel, dass einem Angst und Bange wurde. Er zeigte keinerlei Schwächen und profitierte mit Sicherheit davon, dass er seine Stimmbänder in den vergangenen Jahren keinen grösseren Belastungen ausgesetzt hatte. So kamen denn auch die glühend zwei erwarteten Göttersongs zu ihrer Aufführung. «Defenders Of Creation» raubte mir dabei fast die Sinne (und meine Stimme) und als schliesslich das (oder der) Eingangs-Riff von «Fighting For The Earth erklang, bekam ich vor Rührung fast feuchte Äuglein. Ein Mitwirken von Rob Rock, da eben noch mit Driver auf der Bühne, wäre natürlich die Überraschung schlechthin gewesen. Nur der peinliche Gastauftritt von Roy Z mit selten dämlichem Gehabe und dem völlig unnötigen Wegwerfen seiner Klampfe (die ohnehin nicht zu hören war!) dämpfte mein persönliches Highlight vom BYH!!! 2009. (rsl)


Pink Cream 69
Nachdem Tesla die Teilnahme absagen musste, holte man Kurzfristig Pink Cream 69 ins Boot, welche für rockige Töne sorgten und die Sonne wieder erstrahlen liessen. Die Band war richtig gut drauf, profitierten dabei von einen druckvollen aber auch verfluchten lauten Sound. Was aber anscheinend nötig war, denn das Publikum musste erst mal etwas wachgerüttelt werden, denn so richtig Stimmung kam erst nach ein paar Songs auf. Doch spätestens bei «Welcome The Night» konnte die Band auf die Unterstützung des Publikums zählen, welches fortan zu jedem Songs lauthals mitfeierte. So gelang der sympathischen Truppe zum Schluss die Stimmung mit «Keep Your Eye On The Twisted» und «Shame» so richtig glühen zu lassen. Obwohl Pink Cream 69 "nur" ein Lückenbüsser waren und kaum den Kultstatus von Tesla für sich beanspruchen konnten, lieferte die Truppe ein gutes und solides Konzert ab, welches auch vom Publikum mit verdientem Applaus honoriert wurde. (wsh)


Hardcore Superstar
Letztes Jahr vom Flug Pech verfolgt, konnten die schwedischen Sleaze-Glam-Rock-"Thrasher" von Hardcore Superstar nicht auf dem Bang Your Head!!! erscheinen. Dieses Jahr klappe des dann jedoch und nach dem Intro «This Worm's For Ennio» der aktuellen Scheibe «Beg For It», legte die Band genau mit diesem Titeltrack los. Obwohl erst mal der Bass kurz fehlte, der Sound zwischen matschig und grell tendierte und die Lautstärke das Zwerchfell explodieren liess, feierte das Publikum die Jungs vom ersten Ton an ab, als gäbe es kein morgen mehr. Sänger Jocke war dabei der Dreh- und Angelpunkt, hüpfte, rannte, brüllte als wäre er auf Speed und zog alle mit sich mit. Die Show, welche die Jungs präsentierten, war richtig mit Energie geladen und genau diese entlud sich auf alle Anwesenden, welche zu «Into Debauchery» und «Wild Boys» mitsangen, mitgrölten und dem Körper alle möglichen Zuckungen entlockten. «Dreamin' In A Casket» groovte durch Mark und Bein und bei «We Don't Celebrate Sundays» wurde das Bang Your Head!!! Publikum zum Background Chor. Zum Schluss gab es zu «Bag On Your Head» sogar noch einen kleinen Moshpit und obwohl dieser rasch wieder aufgelöst wurde, kochte die Stimmung so richtig zum ersten Male an diesem Tage. Die jährige Wartezeit auf Hardcore Superstar hatte sich zweifelsohne gelohnt. Ihre mitreissende Show und der wuchtige Sound trafen den Nerv der Fans und sorgten für einen Höhepunkt auf dem diesjährigen Bang Your Head!!! Festival. (wsh)


Exodus
Nach Mitsing-Nummern und Kayal-Stift hiess es dann: Bühne frei für eine unbarmherzige Lektion in Gewalt. Von dem Moment an, als Exodus, und insbesondere deren wüster Frontbrocken Rob Dukes, die Bühne betraten, regierte der Thrash-Hammer in Balingen. Der Headbang-Klassiker «Bonded By Blood» von der gleichnamigen Kult-Platte von 1985 eröffnete dabei das Riff-Gewitter, gefolgt von «Iconoclasm» vom letzten Streich der Bay-Area-Prügler, «The Atrocity Exhibition... Exhibit A». Das Geschehen auf der Bühne weicht dabei keinen Deut von dem ab, was man entweder auf der Headlinertour vor einem Jahr oder dem Doppelschlag mit Overkill im Winter hatte sehen können. Wie gewohnt peitscht dazu Dukes - heute in schicken, verwaschenen Ami-Shorts - das Publikum unbarmherzig an, mal fluchend, mal mit dem Zeige- bzw. Mittelfinger drohend, während das Saitenduo Gary Holt / Lee Altus ständig grinsend die Plätze wechseln. Einzig hinter dem Schlagzeug ein Wechsel: Tom Hunting hat es endlich wieder hinter die Kessel geschafft, was Exodus rein rhythmisch wirklich gut tut. Das findet jedenfalls auch das Gross der Anwesenden zu finden, den Thrash-Hits wie «A Lesson In Violence» oder «Piranha» werden genauso abgefeiert wie neueres Material à la «Children Of A Worthless God» und «War Is My Shepard». Der Mob tobt, was Dukes sichtlich zufrieden stellt und im gar nette (politisch äusserst korrekte) Ansagen wie «Fuck The Middle East!» über die Zunge gehen lässt. Dass darauf zu «The Toxic Waltz» aber das Publikum wirklich so erbarmungslos die geforderte Wall of Death zelebrieren würde, dass hätte er wohl nicht erwartet, ebensowenig wie der eine oder andere ahnungslose Zuschauer, welcher sich plötzlich in einem verschwitzten Gewühl aus Menschen wiederfand. Als Dukes nach dem finalen «Strike Of The Beast» (mit dem wohl grössten Circle Pit der BYH-Geschichte) dann in der vordersten Reihe auch noch zwei vielleicht gerade mal 14-jährige Fans findet, die jede Textzeile mitsingen können und welche er sogleich auf die Bühne holt und umarmt (nicht gerade meine Traumvorstellung), dann sind sich Exodus als auch das Publikum sowie der Rezensent einig: das war eine fette Show mit endlich mal fettem Sound! (kis)


Y&T
Dave Meniketti (g/v) und seine Crew waren nicht zum ersten Mal da und hatten bisher noch keinen schlechten Auftritt am BYH!!! hingelegt. Diesmal waren die Umstände jedoch speziell, da sich Drummer Mike Vanderhule kürzlich die linke Hand gebrochen hatte, diese sich immer noch im Gips befand (!) und somit nur ein Arm einsatzfähig war!! Trotzdem konnte er spielen und klang dabei mehr als nur akzeptabel. Y&T waren schon in den 80ern sackstark, nur schnallte das in Europa kaum jemand. Zum Glück gab die Hammer-Band nie auf und raffte sich noch einmal auf. Angesichts der Menge an perfekten Genre-Songs aus der amerikanischen Hardrock Ecke, darf sich vor allem die Jugend glücklich schätzen, diesen Rock-Perlen auch heuer lauschen zu können. «Open Fire» eröffnete einen abermals tollen Set, der natürlich mit weiteren Perlen der Marke «Dirty Girl», «Mean Streak» oder «Rescue Me» glänzen konnte. Dave überzeugte als Sänger und Musiker gleichermassen und mobilisierte nach der Mörder-Keule von Exodus zuvor tatsächlich weitere Kräfte der Zuschauer. Seine Art, wie er bei geschlossenen Augen jeweils traumwandlerisch am Bühnenrand stehend soliert, ist nahezu unerreicht. Bei den Amis aus Kalifornien überzeugte jedoch die ganze Band von A bis Z. Gleich wie Great White oder Tesla beherrschen auch Y&T die hohe Kunst des guten Songwritings, was vielen anderen Combos auf immer und ewig verwehrt bleiben wird. Zu mittlerweile wieder ganz ordentlichem Wetter rockte sich das unkaputtbare Quartett durch einen kleinen Teil ihres Backkataloges und erzeugte nur zufriedene Gesichter. (rsl)


W.A.S.P.
Nach einem Tag Regen schien endlich die Sonne wieder. Der Auftritt von Co-Headliner W.A.S.P. stand an. Menschenmassen hatten das Gelände regelrecht geflutet und bei Anbruch der Dämmerung ertönte das Muss-Intro «The End» von The Doors. Die Spannung stieg merklich an, bis die Herren endlich die Bühne betraten gleich wurde mit einem Medley aus «On Your Knees» und «Inside The Electric Circus» volle Kanne losgerockt. Die Menge war total ausser sich und ich kam mir vor wie in einem Hexenkessel. Die obligaten Chöre ab Band (diesmal aber kaum bemerkbar!) gehören schon fast zum Standard-Repertoire der Amerikaner und sorgen für keinen Wirbel mehr, man kennt es ja langsam. Weiter ging es dann mit «L.O.V.E. Machine», wo beim Refrain fast alle ohne Ausnahme lauthals mitsangen. Der Auftritt verlief problemlos und profitierte von einem lauten und rattenscharfen Sound. Nur fiel auf, dass die Herren schlecht geschminkt waren, aber das tat der ausgelassenen Stimmung überhaupt keinen Abbruch. Überhaupt bekam man das Gefühl, dass Blackie und Co. heute Abend besonders motiviert waren und sowas merkt man einfach sofort. Gespielt wurden viele Klassiker und wenig Neues. Da setzt auch meine leise und einzige Kritik am sonst bemerkenswerten Gig an, denn die Setliste dürfte schon mal was anderes vertragen. Diese kam beim Publikum jedoch sehr gut an und wärmte die Meute für den Headliner Blind Guardian optimal auf. (bty)


Blind Guardian
Einen zwiespältigen, ja geradezu für einen Headliner unwürdigen Auftritt legten zum Schluss Blind Guardian hin. Und als hätte es das Bang Your Head geahnt, versammelte sich für eine Hauptband eher wenig Volk vor der Bühne, so dass selbst innerhalb des Wellenbrechers noch viel, viel Platz blieb. Berechtigt, wie man in den folgenden 105 Minuten leider feststellen musste. Das Desaster fing bereits damit an, dass das Intro «War Of Wrath» von den Fans nicht mitgesprochen wurde. Als dann Sänger Hansi Kürsch mit schickem Kurzhaarschnitt die Bühne betrat und dabei wie ein Banker aussah, war die Verwirrung perfekt. Aber egal, denn die Musik und der Auftritt an sich zählen. Ersteres erfreute mein altes Fanherz besonders, denn die Blinden Wächter hatten heute viele alte Songs ausgepackt, denen man ansonsten livehaftig nur noch auf der «Tokyo Tales» lauschen kann. Kürsch sanf dazu sehr sauber die zum Teil extrem anspruchsvollen Stücke und bewies seine Klasse. Stimmung kam deswegen im Publikum nicht auf. Denn auf der Bühne vermisste man jegliches Anzeichen von Lust, Spielfreude oder vor Begeisterung glänzende Augen. Es fehlte schlicht die für einen Headliner würdige Ausstrahlung. Bereits nach der Hälfte des Sets fühlte ich mich gezwungen, einen bangen Blick auf die Uhr zu werfen, um abzuschätzen, wie lange dieses Trauerspiel denn noch dauern würde. Leider viel zu lange! «Valhalla» schaffte es, dass sich wenigstens das Publikum bemerkbar machte, in dem es ein wenig mitsang. Danach war wieder schicht, trotz des neuen Songs «Sacret». Bewegung kam vor der Bühne erst auf, als es anfing, stark zu regnen und ein Teil des Publikums darum das Weite suchte. Aber anstatt sich mit den verbliebenen Fans zu verbünden, vermied nun auch Kürsch den Catwalk und verhinderte damit, dass er ebenfalls nass wurde. Dass hatte Powerwolf-Sänger Attila am Vormittag definitiv besser gemacht. Die Quittung dafür kam prompt beim «The Bart-Song», bei dem der Sänger aufgrund der schwachen Publikumschöre ungewöhnlich viele Teile selber singen musste. Es folgte noch «Mirror Mirror», bei dem die Gitarristen endlich mal zusammen standen. Ich möchte eine meiner absoluten Lieblingsbands ja nicht schlecht reden, aber der Balinger Auftritt bot schlicht zwei Stunden Langeweile. Er schliesst damit nahtlos an die misslungenen, schwachen Headliner-Auftritte von Whitesnake (2006) und Judas Priest (2008) an. Schade. Zur Vollständigkeit sei aber noch gesagt, dass nicht alle Bang Your Head-Besucher meiner Meinung waren. Für gewisse war der Auftritt durchaus okay. Oder mit den Worten eines Bekannten ausgedrückt: «Das war nur der zweit schlechteste Auftritt von Blind Guardian, den ich je gesehen habe. Der letzte war noch schlechter. Die Band steigert sich also durchaus wieder.» (rog)


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