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Cloven Hoof
Am Samstag hatten Cloven Hoof die Ehre, den Metal-Reigen zu
eröffnen. Leider zogen sie damit etwas die «Arschkarte», denn Petrus
schüttete leider bereits den ganzen Morgen Eimerweise Wasser vom
Himmel. Dies sowie auch der Umstand, dass es für
Metallerverhältnisse doch noch sehr früh war sorgten dafür, dass
sich vor der Bühne erst eine kleine Fanschar einfand. Cloven Hoof
schien dies aber nicht weiter zu stören oder zumindest liessen sie
es sich nicht anmerken. Sänger Russ North kommentierte den Regen
sogar insofern, da er witzelte, die Band habe den Regen aus UK
mitgebracht. Routiniert und selbstsicher boten Cloven Hoof dem
kleinen aber feinen Publikum eine gute, wenn auch nicht
hervorragende Show. Soundmässig bewegte sich der Fünfer irgendwo im
klassischen Heavy Metal zwischen Iron Maiden und Judas Priest,
angereichert mit vereinzelt progressiveren Zwischenteilen. Gerade
besagte Zwischenteile sorgten bei mir ein- zweimal für Erstaunen, da
sie sehr überraschend daherkamen und so gar nichts mit dem Rest des
jeweiligen Songs zu tun hatten. Das störte aber nicht weiter, ganz
im Gegenteil. Diese kleinen Überraschungen werteten den sonst eher
in 0815-Gewässer dümpelnden Sound deutlich auf. Das fand wohl auch
die anfangs noch etwas verschlafene Menge vor der Bühne, denn Cloven
Hoof erhielten zum Abschied des durchaus guten und soliden Auftritts
einen anständigen Schlussapplaus. (nic)
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Lääz Rockit
Dass ein echter Metaller bei solchem Wetter nichts anderes tut, als
dem Regen die kalte bzw. Nasse Schulter zu zeigen, dass zeigten Lääz
Rockit parademässig vor. Gerade mal eine handvoll Fans hatte sich
zur morgendlichen Sintflut dazu bewegen können, vor die Bühne zu
stehen, doch die kalifornischen Umlaut-Thrasher scherte das wenig.
Vom ersten Song «Brain Wash» an bis zum abschliessenden Kracher «Fire
In The Hole» zockte der mit «Left For Dead» vom letzten Jahr
wiedererstarkte Fünfer eine bärenstarke Thrash-Show, während derer
sich insbesondere Shouter Michael Coons und Basser Scott Dominguez
alles andere als wasserscheu zeigten. Immer wieder tobten und posten
die beiden Herren nämlich auf dem klitschnassen Laufsteg und
stampften in Pfützen. Treue wie neue (überraschenderweise auch
einige ziemlich junge) Fans danken es ihnen und gehen auch zu neuen
Nummern wie «Erased» oder «Liar» ordentlich ab, wobei der eine oder
andere Klassiker mehr schon für Begeisterung gesorgt hätte, was etwa
das abgefeierte «Forced To Fight» bewies. (kis)
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Powerwolf
Gitarrist Matthew Greywolf hat mir in einem kürzlich geführten
Interview erklärt, dass ihre Fans mittlerweile eine gewisse
Erwartung an ihre Auftritte hätten. Und das kann ich definitiv
bestätigen. Denn wer die Band jemals live gesehen hat, der weiss,
dass hier nicht einfach nur rum gestanden wird, sondern Powerwolf
ihre Chancen nutzen, um in Gewänder gekleidet, mit Make-Up im
Gesicht und Bühnenaufbauten eine eindrucksvolle Show zu bieten. Dazu
kam an diesem Mittag, dass die Band bei strömendem Regen eigentlich
nicht viel tun musste, um ihre Verbundenheit mit den vielen Fans zu
demonstrieren. Ein einfacher, aber nasser Schritt auf den Catwalk
reichte dafür aus. Und genau das tat Sänger Atilla gleich von Beginn
weg. «Es regnet zwar, aber wir sind nicht aus Zucker», rief der
sympathische Rumäne ins Publikum. Dazu spielten Powerwolf ein
starkes Best-Of-Programm ihrer bisherigen drei Alben, welches
begeistern konnte. «We Take It From The Living», «Raise Your Fist
Evangelist» und «We Came To Take Your Souls gaben einen Steilpass zu
»Saturday Satan und »Ressurection By Errection. Obwohl die Chöre,
die vielen Orchesterklänge und der Bass ab Band kamen, wollte dies
heute nur wenige uneingeweihte Personen stören. Kommt dazu, dass die
beiden Brüder und Gitarristen Greywolf zusammen mit Schlagzeuger
Stéfane Funèbre viel Motivation zeigten. Keyboarder Falk Maria
Schlegel rannte sogar auf den Catwalk, um zusammen mit dem Sänger
das Publikum anzufeuern. Erstaunlicherweise war er immer wieder
rechtzeitig an seinem Instrument, wenn seine Dienste verlangt
wurden. Attila selbst nutzte die Ansagen, um mit grossen Gesten,
Messwein und Weihrauch den Metal zu zelebrieren. Er segnete das
Festival und liess sich durch Bruder Clé vom Rock Hard selber
taufen. Nach dem abschliessenden «Kiss Of The Cobra King» waren zwei
Dinge klar: Powerwolf haben überzeugt, und Attila war durchnässter
als mancher Fan. (rog)
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Driver
Passend zu ihrem Bandnamen liess sich die Truppe aus den USA fürs
Intro etwas ganz Spezielles einfallen: Den «Sound» eines
Formel-1-Rennwagens im Vollgasmodus. Absolut geile Idee, über die
ich mich als bekennender Formel-1-Fan sehr freute. Was ich
allerdings hinterher zu hören bekam, erfreute mich Anfangs etwas
weniger. Der Herr hinter dem Mischpult hatte ganz offensichtlich zu
Beginn des Gigs seinen Job nicht wirklich im Griff. Dies äusserte
sich durch zu laute Drums und zu leise Vocals. Sänger Rob Rock ging
im Riffgewitter der Gitarrenfraktion fast unter. Glücklicherweise
wurde dieses Problem dann behoben. Und siehe da, ich bekam fast
schon Spass am Power-/Truemetal der Amis! Der Aufbau des
Driver-Sounds präsentierte sich dabei erstaunlich einfach. Das
Keyboard machte den Teppich, darüber wurden die druckvollen Gitarren
gelegt und obenauf thronten die für meine Ohren recht
gewöhnungsbedürftig konstant hohen Vocals. Die Akkordfolgen sowie
die Gesangsmelodien wurden ziemlich simpel gehalten. Dagegen ist
grundsätzlich nichts einzuwenden, doch fehlte mir über weite Teile
der Songs der Ohrwurmcharakter. Erst mit zunehmender Spieldauer
verbesserten sich die Songmelodien, bis der Fünfer schliesslich mit
«Im a Warriour» den Ohrwurm schlechthin auspackten. Warum nicht
gleich so? Fazit des Auftritts: Das letzte Drittel des Gigs war klar
das Beste. Zeigten sich die Amerikaner Anfangs recht bewegungsfaul,
fing gegen Ende Basser Aaron Samson mit Headbangen an, Gitarrist Roy
Z. zeigte plötzlich Gitarrenakrobatik und Rob Rock wagte sich in den
merklich schwächer gewordenen Regen hinaus. Schade, dass es so lange
gedauert hatte, bis die Truppe endlich die volle Show auspackte aber
lieber spät als nie! (nic)
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Warrior
Auf diesen Moment hatte ich mich schon das ganze Festival über
mächtig gefreut! Warrior live und dann erst noch mit Parramore
McCarty!! Allerdings brauchte ich (zu Beginn im Fotograben stehend)
ein paar Minuten bis ich merkte, dass ja gar nicht Pink Cream 69 wie
gemäss Billing auf der Bühne standen. Ansich ein beschämender Moment
für mich, aber ich wusste bald, dass da was "anders" war. Nach den
ersten Screams von Parramore war's dann jedoch vorbei mit der Ruhe.
«Fight Or Fall» vom 98er Comeback-Album «Ancient Future» kam schon
mal kräftig daher und «Mind Over Matter» vom legendären Debüt («Fighting
For The Earth» - 1985) doppelte gleich nach. Spätestens bei «Ruler»
war der Zapfen ab und ich wollte nur noch raus in die Menge! Was
sich danach abspielte, war an Kult nicht mehr zu überbieten und ich
schwelgte in höheren Sphären. Nebst Altmeister Joe Floyd (g) legte
sich vor allem Neu-Zugang AC Alexander an der zweiten Klampfe voll
rein. Das zeigte umgehend Wirkung und immer mehr Fans, vor allem die
jüngeren unter ihnen, rieben sich langsam aber sicher ungläubig die
Augen. Derweil war Mr. McCarty ob der immer lauter werdenden Meute
angenehm überrascht wie erfreut und liess weitere, markerschütternde
Schreie vom Stapel, dass einem Angst und Bange wurde. Er zeigte
keinerlei Schwächen und profitierte mit Sicherheit davon, dass er
seine Stimmbänder in den vergangenen Jahren keinen grösseren
Belastungen ausgesetzt hatte. So kamen denn auch die glühend zwei
erwarteten Göttersongs zu ihrer Aufführung. «Defenders Of Creation»
raubte mir dabei fast die Sinne (und meine Stimme) und als
schliesslich das (oder der) Eingangs-Riff von «Fighting For The
Earth erklang, bekam ich vor Rührung fast feuchte Äuglein. Ein
Mitwirken von Rob Rock, da eben noch mit Driver auf der Bühne, wäre
natürlich die Überraschung schlechthin gewesen. Nur der peinliche
Gastauftritt von Roy Z mit selten dämlichem Gehabe und dem völlig
unnötigen Wegwerfen seiner Klampfe (die ohnehin nicht zu hören war!)
dämpfte mein persönliches Highlight vom BYH!!! 2009. (rsl)
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Pink Cream 69
Nachdem Tesla die Teilnahme absagen musste, holte man Kurzfristig
Pink Cream 69 ins Boot, welche für rockige Töne sorgten und die
Sonne wieder erstrahlen liessen. Die Band war richtig gut drauf,
profitierten dabei von einen druckvollen aber auch verfluchten
lauten Sound. Was aber anscheinend nötig war, denn das Publikum
musste erst mal etwas wachgerüttelt werden, denn so richtig Stimmung
kam erst nach ein paar Songs auf. Doch spätestens bei «Welcome The
Night» konnte die Band auf die Unterstützung des Publikums zählen,
welches fortan zu jedem Songs lauthals mitfeierte. So gelang der
sympathischen Truppe zum Schluss die Stimmung mit «Keep Your Eye On
The Twisted» und «Shame» so richtig glühen zu lassen. Obwohl Pink
Cream 69 "nur" ein Lückenbüsser waren und kaum den Kultstatus von
Tesla für sich beanspruchen konnten, lieferte die Truppe ein gutes
und solides Konzert ab, welches auch vom Publikum mit verdientem
Applaus honoriert wurde. (wsh)
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Hardcore Superstar
Letztes Jahr vom Flug Pech verfolgt, konnten die schwedischen
Sleaze-Glam-Rock-"Thrasher" von Hardcore Superstar nicht auf dem
Bang Your Head!!! erscheinen. Dieses Jahr klappe des dann jedoch und
nach dem Intro «This Worm's For Ennio» der aktuellen Scheibe «Beg
For It», legte die Band genau mit diesem Titeltrack los. Obwohl erst
mal der Bass kurz fehlte, der Sound zwischen matschig und grell
tendierte und die Lautstärke das Zwerchfell explodieren liess,
feierte das Publikum die Jungs vom ersten Ton an ab, als gäbe es
kein morgen mehr. Sänger Jocke war dabei der Dreh- und Angelpunkt,
hüpfte, rannte, brüllte als wäre er auf Speed und zog alle mit sich
mit. Die Show, welche die Jungs präsentierten, war richtig mit
Energie geladen und genau diese entlud sich auf alle Anwesenden,
welche zu «Into Debauchery» und «Wild Boys» mitsangen, mitgrölten
und dem Körper alle möglichen Zuckungen entlockten. «Dreamin' In A
Casket» groovte durch Mark und Bein und bei «We Don't Celebrate
Sundays» wurde das Bang Your Head!!! Publikum zum Background Chor.
Zum Schluss gab es zu «Bag On Your Head» sogar noch einen kleinen
Moshpit und obwohl dieser rasch wieder aufgelöst wurde, kochte die
Stimmung so richtig zum ersten Male an diesem Tage. Die jährige
Wartezeit auf Hardcore Superstar hatte sich zweifelsohne gelohnt.
Ihre mitreissende Show und der wuchtige Sound trafen den Nerv der
Fans und sorgten für einen Höhepunkt auf dem diesjährigen Bang Your
Head!!! Festival. (wsh)
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Exodus
Nach Mitsing-Nummern und Kayal-Stift hiess es dann: Bühne frei für
eine unbarmherzige Lektion in Gewalt. Von dem Moment an, als Exodus,
und insbesondere deren wüster Frontbrocken Rob Dukes, die Bühne
betraten, regierte der Thrash-Hammer in Balingen. Der
Headbang-Klassiker «Bonded By Blood» von der gleichnamigen
Kult-Platte von 1985 eröffnete dabei das Riff-Gewitter, gefolgt von
«Iconoclasm» vom letzten Streich der Bay-Area-Prügler, «The Atrocity
Exhibition... Exhibit A». Das Geschehen auf der Bühne weicht dabei
keinen Deut von dem ab, was man entweder auf der Headlinertour vor
einem Jahr oder dem Doppelschlag mit Overkill im Winter hatte sehen
können. Wie gewohnt peitscht dazu Dukes - heute in schicken,
verwaschenen Ami-Shorts - das Publikum unbarmherzig an, mal
fluchend, mal mit dem Zeige- bzw. Mittelfinger drohend, während das
Saitenduo Gary Holt / Lee Altus ständig grinsend die Plätze
wechseln. Einzig hinter dem Schlagzeug ein Wechsel: Tom Hunting hat
es endlich wieder hinter die Kessel geschafft, was Exodus rein
rhythmisch wirklich gut tut. Das findet jedenfalls auch das Gross
der Anwesenden zu finden, den Thrash-Hits wie «A Lesson In Violence»
oder «Piranha» werden genauso abgefeiert wie neueres Material à la «Children
Of A Worthless God» und «War Is My Shepard». Der Mob tobt, was Dukes
sichtlich zufrieden stellt und im gar nette (politisch äusserst
korrekte) Ansagen wie «Fuck The Middle East!» über die Zunge gehen
lässt. Dass darauf zu «The Toxic Waltz» aber das Publikum wirklich
so erbarmungslos die geforderte Wall of Death zelebrieren würde,
dass hätte er wohl nicht erwartet, ebensowenig wie der eine oder
andere ahnungslose Zuschauer, welcher sich plötzlich in einem
verschwitzten Gewühl aus Menschen wiederfand. Als Dukes nach dem
finalen «Strike Of The Beast» (mit dem wohl grössten Circle Pit der
BYH-Geschichte) dann in der vordersten Reihe auch noch zwei
vielleicht gerade mal 14-jährige Fans findet, die jede Textzeile
mitsingen können und welche er sogleich auf die Bühne holt und
umarmt (nicht gerade meine Traumvorstellung), dann sind sich Exodus
als auch das Publikum sowie der Rezensent einig: das war eine fette
Show mit endlich mal fettem Sound! (kis)
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Y&T
Dave Meniketti (g/v) und seine Crew waren nicht zum ersten Mal da
und hatten bisher noch keinen schlechten Auftritt am BYH!!!
hingelegt. Diesmal waren die Umstände jedoch speziell, da sich
Drummer Mike Vanderhule kürzlich die linke Hand gebrochen hatte,
diese sich immer noch im Gips befand (!) und somit nur ein Arm
einsatzfähig war!! Trotzdem konnte er spielen und klang dabei mehr
als nur akzeptabel. Y&T waren schon in den 80ern sackstark, nur
schnallte das in Europa kaum jemand. Zum Glück gab die Hammer-Band
nie auf und raffte sich noch einmal auf. Angesichts der Menge an
perfekten Genre-Songs aus der amerikanischen Hardrock Ecke, darf
sich vor allem die Jugend glücklich schätzen, diesen Rock-Perlen
auch heuer lauschen zu können. «Open Fire» eröffnete einen abermals
tollen Set, der natürlich mit weiteren Perlen der Marke «Dirty
Girl», «Mean Streak» oder «Rescue Me» glänzen konnte. Dave
überzeugte als Sänger und Musiker gleichermassen und mobilisierte
nach der Mörder-Keule von Exodus zuvor tatsächlich weitere Kräfte
der Zuschauer. Seine Art, wie er bei geschlossenen Augen jeweils
traumwandlerisch am Bühnenrand stehend soliert, ist nahezu
unerreicht. Bei den Amis aus Kalifornien überzeugte jedoch die ganze
Band von A bis Z. Gleich wie Great White oder Tesla beherrschen auch
Y&T die hohe Kunst des guten Songwritings, was vielen anderen Combos
auf immer und ewig verwehrt bleiben wird. Zu mittlerweile wieder
ganz ordentlichem Wetter rockte sich das unkaputtbare Quartett durch
einen kleinen Teil ihres Backkataloges und erzeugte nur zufriedene
Gesichter. (rsl)
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W.A.S.P.
Nach einem Tag Regen schien endlich die Sonne wieder. Der Auftritt
von Co-Headliner W.A.S.P. stand an. Menschenmassen hatten das
Gelände regelrecht geflutet und bei Anbruch der Dämmerung ertönte
das Muss-Intro «The End» von The Doors. Die Spannung stieg merklich
an, bis die Herren endlich die Bühne betraten gleich wurde mit einem
Medley aus «On Your Knees» und «Inside The Electric Circus» volle
Kanne losgerockt. Die Menge war total ausser sich und ich kam mir
vor wie in einem Hexenkessel. Die obligaten Chöre ab Band (diesmal
aber kaum bemerkbar!) gehören schon fast zum Standard-Repertoire der
Amerikaner und sorgen für keinen Wirbel mehr, man kennt es ja
langsam. Weiter ging es dann mit «L.O.V.E. Machine», wo beim Refrain
fast alle ohne Ausnahme lauthals mitsangen. Der Auftritt verlief
problemlos und profitierte von einem lauten und rattenscharfen
Sound. Nur fiel auf, dass die Herren schlecht geschminkt waren, aber
das tat der ausgelassenen Stimmung überhaupt keinen Abbruch.
Überhaupt bekam man das Gefühl, dass Blackie und Co. heute Abend
besonders motiviert waren und sowas merkt man einfach sofort.
Gespielt wurden viele Klassiker und wenig Neues. Da setzt auch meine
leise und einzige Kritik am sonst bemerkenswerten Gig an, denn die
Setliste dürfte schon mal was anderes vertragen. Diese kam beim
Publikum jedoch sehr gut an und wärmte die Meute für den Headliner
Blind Guardian optimal auf. (bty)
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Blind Guardian
Einen zwiespältigen, ja geradezu für einen Headliner unwürdigen
Auftritt legten zum Schluss Blind Guardian hin. Und als hätte es das
Bang Your Head geahnt, versammelte sich für eine Hauptband eher
wenig Volk vor der Bühne, so dass selbst innerhalb des
Wellenbrechers noch viel, viel Platz blieb. Berechtigt, wie man in
den folgenden 105 Minuten leider feststellen musste. Das Desaster
fing bereits damit an, dass das Intro «War Of Wrath» von den Fans
nicht mitgesprochen wurde. Als dann Sänger Hansi Kürsch mit schickem
Kurzhaarschnitt die Bühne betrat und dabei wie ein Banker aussah,
war die Verwirrung perfekt. Aber egal, denn die Musik und der
Auftritt an sich zählen. Ersteres erfreute mein altes Fanherz
besonders, denn die Blinden Wächter hatten heute viele alte Songs
ausgepackt, denen man ansonsten livehaftig nur noch auf der «Tokyo
Tales» lauschen kann. Kürsch sanf dazu sehr sauber die zum Teil
extrem anspruchsvollen Stücke und bewies seine Klasse. Stimmung kam
deswegen im Publikum nicht auf. Denn auf der Bühne vermisste man
jegliches Anzeichen von Lust, Spielfreude oder vor Begeisterung
glänzende Augen. Es fehlte schlicht die für einen Headliner würdige
Ausstrahlung. Bereits nach der Hälfte des Sets fühlte ich mich
gezwungen, einen bangen Blick auf die Uhr zu werfen, um
abzuschätzen, wie lange dieses Trauerspiel denn noch dauern würde.
Leider viel zu lange! «Valhalla» schaffte es, dass sich wenigstens
das Publikum bemerkbar machte, in dem es ein wenig mitsang. Danach
war wieder schicht, trotz des neuen Songs «Sacret». Bewegung kam vor
der Bühne erst auf, als es anfing, stark zu regnen und ein Teil des
Publikums darum das Weite suchte. Aber anstatt sich mit den
verbliebenen Fans zu verbünden, vermied nun auch Kürsch den Catwalk
und verhinderte damit, dass er ebenfalls nass wurde. Dass hatte
Powerwolf-Sänger Attila am Vormittag definitiv besser gemacht. Die
Quittung dafür kam prompt beim «The Bart-Song», bei dem der Sänger
aufgrund der schwachen Publikumschöre ungewöhnlich viele Teile
selber singen musste. Es folgte noch «Mirror Mirror», bei dem die
Gitarristen endlich mal zusammen standen. Ich möchte eine meiner
absoluten Lieblingsbands ja nicht schlecht reden, aber der Balinger
Auftritt bot schlicht zwei Stunden Langeweile. Er schliesst damit
nahtlos an die misslungenen, schwachen Headliner-Auftritte von
Whitesnake (2006) und Judas Priest (2008) an. Schade. Zur
Vollständigkeit sei aber noch gesagt, dass nicht alle Bang Your
Head-Besucher meiner Meinung waren. Für gewisse war der Auftritt
durchaus okay. Oder mit den Worten eines Bekannten ausgedrückt: «Das
war nur der zweit schlechteste Auftritt von Blind Guardian, den ich
je gesehen habe. Der letzte war noch schlechter. Die Band steigert
sich also durchaus wieder.» (rog)
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