Bang Your Head !!! - Festival 2010
Freitag, 16. Juli 2010 (Erster Tag) / Balingen (D) - Messegelände
By Kissi (kis), Rockslave (rsl), Tinu (tin), Maiya R.B. (mya), Roger W. (rog) und Nicole B. (nic)
All Pics by Rockslave
The New Black
Balingen 2010, 10.00 Uhr morgens, was für Metallerverhältnisse doch noch arg früh ist. Trotzdem gab es ein paar Nasen, die sich zur frühen Morgenstunde bereits aufs Festival-gelände gewagt hatten. Zum Glück, denn The New Black bewiesen schon zu Beginn, dass sie einiges drauf haben, sowohl musikalisch wie auch bewegungstechnisch. Bereits während der ersten Takte gab die Band Vollgas und bangte, was das Zeug hielt. Das Publikum reagierte auf den rock'n'rolligen Hard Rock der Deutschen auch dementsprechend positiv und gab kräftigen Anfangsapplaus. Im Verlauf des Sets zeigte sich die Band recht variabel, ohne jedoch ihren Stil zu durchbrechen. Da hauten einem die Jungs mal eine harte, schnelle Strophe an den Kopf, um im Refrain plötzlich einen stampfenden Groove auszupacken. Dazu flochten sie geschickt einige Bluesrhythmen und etwas Stakkatoriffing in die Songs mit ein. Um dem Ganzen noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, wurde des Öfteren das Tempo gewechselt. So entstand ein angenehm abwechslungsreicher und vielseitiger Auftritt, der sich wirklich sehen und hören lassen konnte. Ein ausgezeichneter Auftakt des diesjährigen Bang Your Head!!! (nic)


Enforcer
Noch nicht allzu viele nahmen die Marter auf sich, unter höllischem Sonnenschein, Wasserflasche um Wasserflasche leerend, vor der Bühne zu stehen. Enforcer schienen sich weder um die Sonne, noch um die noch bescheidene Zuschauerzahl zu kümmern. Ohne Umschweife startete der skandinavische Fünfer mit «Midnight Vice», dem Opener ihres dieses Jahr erschienenen, zu Recht vielgelobten Debüts «Diamonds». Die Spandexhosen, Nietenarmbänder und Lederjacken sassen, die 1:1 übernommenen NWoBHM-Posen auch, doch in musikalischen Belangen sieht es leider anders aus. Zwar hatte sich der Fünfer auch in technischer Hinsicht viel von Vorbildern wie Iron Maiden, Judas Priest oder Saxon abgeschaut, immer wieder beschlich den Zuschauer aber das Gefühl, dass sich der metallische Nachwuchs etwas gar viel aufbürdet. Gerade bei schnellen Songs der Sorte «Live For The Night», dem an sich klassisch coolen «Katana» oder dem galoppierenden Titeltrack schienen die Schweden an ihre Grenzen zu stossen, was einen zu hektischen Eindruck hinterliess. Allen voran schmälerte dies auch die Leistung von Frontrachen Olof Wikstrand, der es zwar nicht versäumte, à la Bruce Dickinson über die ganze Bühne zu rennen, dabei aber des Öfteren ausser Puste geriet. Mit «Take Me To Hell» beschlossen Enforcer so einen Gig, der viel Potenzial, aber auch einige Schwachstellen offenbarte. (kis)


Grand Magus
Beweisen müssen sich Grand Magus nichts mehr. Alle bisherigen Silberlinge des Trios, zuletzt das fulminant reduzierte «Hammer Of The North», wurden von Kritikern und Fans abgefeiert. Denkbar relaxt machte sich so Axt- und Frontmann Janne JB Christofferssonan an die Sache heran, riss zwischen den Songs Scherze ("Seid ihr bereit für einen schnellen Song? Wirklich? Ich weiss nicht, ob ich dafür bereit bin...") und liessen es sich, schadenfreudig auf die schwitzende Meute vor der Bühne schielend, mit einem Bierchen gut gehen. Gezockt wurde nach dem Einstieg «Kingslayer» von «Wolf's Return» (2005) vornehmlich neueres, kompakteres und eingängigeres Material der Sorte «Like The Oar Strikes The Water», «Silver Into Steel» und «I, The Jury». Dass diese, auf der Scheibe so wuchtig daherkommenden, doomenden True Metal Hymnen das Publikum an diesem Tag nicht aus der Hitze-Lethargie erwecken können, lag weniger an dem locker aufspielenden Kriegergespann, sondern wohl vielmehr am dürren Sound, der dem reduzierten Material der Wikinger alles andere als gut zu Gesicht stand. Schade, dass darauf echte Epen wie «The Iron Will» oder «Hammer Of The North» nur eine handvoll Anwesender überzeugen konnte. So kommt man wohl nicht drum herum, sich Grand Magus auf der nächsten Clubtour zu Gemüte zu führen. (kis)


Forbidden
Alles andere als zahm eröffneten Forbidden ihre Show. "Alright you sick fuckers!", begrüsste Russ Anderson das aktiver werdende Publikum, wobei gleich ins Auge sprang, dass der in weiss gekleidete Hüne nicht daran denkt, das eine oder andere unnötige Pfund zu verlieren. Etwas behäbig trottete der an eine Metalversion von Schweinchen Dick erinnernde Anderson denn auch über die Bühne, während sich die Saitenfraktion, angeführt von Craig Locicero, sich Schweisstropfen um Schweisstropfen aus dem Körper rockte. Die Setlist las sich dabei wie der Soundtrack im Thrash-Paradies: «Infinite», «R.I.P.» und «Step By Step», allesamt von der legendären «Twisted Into Form»-LP (1990), sorgten für einen furiosen Einstieg, der die Fans die Höllenhitze vergessen lässt, sodass auch die "Hey-hey-hey"-Passagen von «Through The Eyes of Glass» mit von Bier (oder in meinem Fall Caipirinha) gekühlter Inbrunst mitgebrüllt wurden. Aggressiv, tight und voller Spielfreude, so boten die Thrash-Veteranen auch «Adapt Or Die» dar, einen neuen Song, welcher mit seiner strammen Marschrichtung ordentlich Lust auf das kommende Comeback-Album machte. Konnte Anderson's Leistung während den cleanen Passagen bis dahin noch nicht wirklich überzeugen, so strafte das Schwergewicht mit seiner Interpretation von Black Sabbaths «Children Of The Sea» alle Zweifler Lügen und bescherte den Dio-Fans eine zentimeterdicke Gänsehaut. Eine Version zum Niederknien, welche nur das Sahnehäubchen eines Konzerts darstellte, welches mit dem die Erde erschütternden «Chalice Of Blood» nackenbrechend endete. (kis)


Sabaton
Bereits bevor die Schweden die Bretter betraten, wurde klar, dass ich bei Weitem nicht die einzige war, die Sabaton hören und sehen wollte. Im Verhältnis zu anderen Jahren war der Platz vor der Bühne heuer für diese frühe Nachmittagszeit (Auftrittszeit war 13.40 Uhr) schon beträchtlich voll. Und das Publikum begrüsste denn die Herren um Sänger Joakim Brodén auch mit grossem Willkommensapplaus. Von Anfang an zeigte sich das Sextett super gelaunt und absolut spielfreudig. Dazu gesellte sich gerade zu Beginn sehr viel Bewegung, die Bühne wurde optimal ausgenützt. Und mit Songs wie dem flott nach vorne drückenden «Panzer Battallion» hatten Sabaton das Publikum sowieso längst auf ihre Seite gezogen, trotz anfänglich bescheidener Soundabmischung. Da das diesjährige Bang Your Head!!! dem verstorbenen Ronnie James Dio (R.I.P.) gewidmet war, liess auch Brodén es sich nicht nehmen, ein paar sehr bewegende Worte auszusprechen. Er sagte, es sei das erste Mal gewesen, dass er um jemanden getrauert habe, den er nicht gekannt hatte. Er traue sich denn auch nicht, einen Dio-Song zu singen er würde das fast schon als Verbrechen ansehen. Deshalb widmete die Band Dio schlicht den Song «Gallipoli». Etliche Pyros und Feuerflammen begleiteten den Song, was die nachdenkliche Stimmung noch verstärkte. Danach ging es mit «Art Of War» wieder in fröhlichere Gefilde weiter, bevor «Primo Victoria» die Menge zum totalen Ausrasten brachte. «Metal Machine» beendete schlussendlich einen genial starken Auftritt der Truppe. Die beträchtliche Menge Leute, die super Stimmung sowie textsichere Fans zeigten, dass Sabaton langsam aber sicher vom Geheimtipp zum gefeierten Publikumsmagneten heran wachsen. Rechnet man noch die Pyros hinzu, entsteht der Gedanke, dass Sabaton eine Art Vorheadlinerstatus innehatten. Und wirklich, die Stimmung sollte an diesem Tag nicht mehr besser werden, als während Sabaton's Auftritt. (nic)


Loudness
So mancher hält Sushi oder Kawasaki für die grössten japanischen Exporte. Liebhaber gepflegten Stromgitarren-Rocks dagegen sind sich einig, dass eine Band namens Loudness der grösste japanische Hit ist! An Zuschauern mangelte es Sänger Minoru Niihara und seinen Kollegen jedenfalls nicht, denn pünktlich zum Konzertbeginn versammelte sich ein ganzer Knäuel von Fans, Kennern und Neugierigen vor der Bühne. Im Gegensatz zu manch anderer Band verzichteten Loudness auf visuellen Firlefanz und konzentrierten ihre Kräfte voll und ganz auf die Musik, welche eine Grosszahl der Zuschauer fröhlich mitsingen, mitwippen und mittanzen liess. Der wohl bekannteste Song «Let It Go» vom 1986er Album «Lightning Strikes» bildete schon recht früh während des Auftritts den Höhepunkt der Setliste, doch auch die anderen Songs wurden nicht verschmäht. Man darf sagen, dass von all den vielen Bands des Festivals Loudness wohl eine derer waren, die für am meisten gute Laune sorgten - starker Auftritt! (mya)


Anvil
Die kultigen Kanadier sind dank des aktuellen Kino-Films in aller Munde und bekamen somit auch eine spätere Auftrittszeit zugeordnet. Das hat sich das Trio in all den Jahren hart erarbeitet und mehr als nur verdient. Denn seit 1981 veröffentlichen Anvil exzellentes Material. Songs, die viele nachfolgende Truppen beeinflusst haben, von denen sie aber ohne zu blinken, links überholt wurden. Anyway, ob die Band ohne zweiten Gitarristen funktionieren würden, das mussten Lips (v, g), Glenn (b) und Robb (d) beweisen. Doch Lips schien ein solcher Überzeugungsakt nicht zu interessieren. Auch wenn seine Augenränder einmal mehr die Masse einer Wurst hatten, so konnte dies seiner Freude keinen Abbruch tun. Er strahlte wie der helle Sonnenschein und unterhielt sein Publikum bestens. Er ist und bleibt der Grimassen-König und wenn er bei seinem Solo zum Vibrator greift, dann verfehlt dies seine Wirkung in keinster Weise. Anvil zogen viele Leute vor die Bühne. Auch wenn das Bühnenbild eher statisch wirkte, speziell wenn Mister Kudlow die Hits der Marke «March Of The Crabs», «666», «Winged Assassins» und «Metal On Metal» sang, animierte das zum wilden Haupthaarschütteln. Robb entpuppte sich einmal mehr als total unterbewerteter Schlagzeuger. Nicht nur durch seine geniale Propeller-Stick-Show. Da könnten sich so manche Lars Ulrichs eine dicke Scheibe abschneiden. Wieso es dann aber gleich ein Drum- und ein Gitarren-Solo brauchte, wenn man als Legende genügend Lieder in der Hinterhand hat, verstehe wer wolle. Alles in allem aber eine solide Leistung. Allerdings habe ich Anvil schon besser erlebt. (tin)


Jon Oliva's Pain
Nach 2001 (damals noch mit Savatage) und 2006 beehrte der Mountain King das BYH!!! zum dritten Mal. Das wäre eigentlich Anlass genug gewesen, daraus das Beste zu machen, doch leider kam es nicht dazu. Zu Beginn hinterliess der gute Jon, der offensichtlich mal nicht zugedröhnt war, zwar noch einen soweit guten Eindruck, aber der Rest der Band (ausser der Rhythmus-Abteilung), allen voran Gitarrist Matt LaPorte, wirkte ziemlich gelangweilt. Dieser stand praktisch die ganze Zeit mehr über mehr oder weniger regungslos am Bühnenrand und verzog kaum eine Miene. Seine Körperrundungen eifern je länger je mehr denen seines Chefs nach, und dieser sang dann bald einmal ziemlich schräg bis mitunter recht grauslig daher. Zudem schien bei «Sirens» Matt's Klampfe nicht auf der Höhe zu sein und gleichzeitig fehlte einfach der Druck des Ganzen, der zu seligen Savatage-Zeiten immer das Markenzeichen war. Und obwohl Bassist Kevin Rothney spielerisch wie optisch ordentlich Gas gab, war die Resonanz im Publikum vergleichsweise megaschwach. Nicht dass der gute Matt technisch etwa schlecht gespielt hätte, doch das Gesamtbild wirkte ziemlich einschläfernd. Das Epos «Edge Of Thorns» geriet dann spielerisch wieder besser, aber das gewohnte Pathos von Zak Stevens wurde zu keinem Zeitpunkt geboten. Noch schlechter kamen die neuen Songs vom aktuellen Album «Festival» weg. Beim Titelsong konnte Jon noch so schreien, da regte sich nichts im Publikum. Bei mir mehrheitlich auch kaum was und eigentlich blieben mir nur das schöne, zweistimmige Guitar-Solo von «Believe» und die passable Huldigung an Dio mit «Rainbow In The Dark» hängen. (rsl)


Doro
Sie ist noch immer vor jedem Auftritt nervös. Sie, die einzig wahre Metal-Queen. Auch wenn einigen Nörglern das bangende Stageacting nicht zusagt und es mit blöden Sprüchen kommentiert wird... Meine lieben Herrn Besserwisser: Steht ihr Möchtegerns einmal auf der Bühne, rennt unentwegt über selbige und schüttelt euren Kopf, wenn ihr nicht gerade singt. Und dies dann noch 70 Minuten, wie in Balingen. Ihr würdet alle, ALLE, nach zwei Songs schlapp machen. Nicht so die Düsseldorferin. Die blonde Schönheit startete mit «You're My Family» und sprintete gleich über den Laufsteg zu ihren Fans hin. Wie eine Tigerin kämpfte sie von der ersten Sekunde für ihre Treuen und hatte vor dem ersten Gitarrensolo gewonnen, auf der ganzen Linie. Ihre Setliste bestand hauptsächlich aus dem härteren Material ihrer Karriere. «I Rule The Ruins», «Earthshaker Rock», «Burning The Witches», «Burn It Up» oder «Metal Racer» wurden mit grossem Dank der Anwesenden aufgenommen. Wenn Frau Pesch nach «Für Immer» am Schluss verspricht: «...für immer, so lange ihr wollt», dann ist dies nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern ein Schwur. Ihre langjährige Begleitband bestehend aus Nick Douglas und Johnny Dee, sowie der eher neueren Gitarrenfront in Form von Luca Princiotta und Bas Maas funktionierte wie eine Uhr und legte eine ebenso tolle Performance hin, wie ihre Frontlady. Besonders Nick stand einmal mehr im Mittelpunkt, hüpfte, stampfte und bangte wie ein Besessener. Mit der Huldigung «Egypt (The Chains Are On)» an Ronnie James Dio sowie durch «Breaking The Law» an Judas Priest wurde die Setliste verfeinert und mit dem unsterblichen «All We Are» abgeschlossen. Für mich war Doro ganz klar einer der Höhepunkte dieses Festivals. Dass bei der Show plötzlich zwei Jungs auf der Bühne standen und mitbangten war nicht ganz allen Stagemitarbeitern klar, denn zumindest einer der Gäste wurde abrupt wegbefördert, obschon er zur Show gehörte! (tin)


Krokus
Was hatte ich mich nach der Bekanntgabe dieses Co-Headliner Auftrittes an einem der renommiertesten Festivals der letzten Jahre gefreut! Kaum einer, wenn überhaupt, hätte es je für möglich gehalten, die im klassischen 80er-Lineup wieder vereinte Schweizer Rocklegende so an diesem Ort sehen zu können! Dabei waren auch die bisherigen Auftritte unter dem Namen Krokus stets eine Bank für sich gewesen! Man erinnere sich nur mal an die Jahre 2000 (mit Carl Sentance) und 2005 (wieder mit Marc und mit Mandy Meyer). Beide Auftritte gehörten damals klar zu den Höhepunkten des jeweiligen Tages. Das wollte man nun abermals fünf Jahre später natürlich wieder tun und es gelang, um es vorweg zu nehmen, vorzüglich! Für die vorgesehenen 70 Minuten musste ein Spezial-Set her, der gewohnt fulminant mit «Long Stick Goes Boom» eröffnet und stimmungsmässig mit dem Smasher «American Woman» optimal in Gang gebracht wurde. Nach «Rock'n'Roll Handshake» vom neuen Album «Hoodoo» war spätestens bei «Tokyo Nights» spürbar, dass Krokus locker auch als Headliner gepunktet hätten. Die BYH!!!-Fans waren wirklich aus dem Häuschen und die Band, allen voran Fernando von Arb, quittierte diese Anteilnahme mit strahlendem Gesichtsausdruck. Der Song «Fire» (den Marc Storace kurzerhand «Hardware» statt «Metal Rendez-Vous» zuschrieb!) wurde Ronnie James Dio gewidmet. Der Rest des Sets war dann eine Rock-Kür vom Feinsten, wo jeder Song lautstark abgefeiert wurde! Vor allem «Heatstrokes» kam neben «Easy Rocker» bretthart rüber und beendete den Hauptteil des Konzertes. Als Zugaben folgten der ebenfalls bestens aufgenommene Mitgröler «Hooodoo Woman». Wer nun (wie ich) insbrünstig hoffte, dass nun wenigstens «Nightwolf» angestimmt wird, musste (leider) mit «Born To Be Wild» Vorlieb nehmen. Da hätte man einfach den Mut haben müssen, diesen zwar klar stimmungserhaltenden Biker Kult-Song an dieser Stelle durch eine andere Nummer (und ich sage jetzt bewusst nicht «Headhunter»!) zu ersetzen! Ich denke da zum Beispiel an das Top-Album «To Rock Or Not To Be» (1995), das eh sträflich übergangen wurde. Trotzdem sah ich für mich den bisherigen Festival-Höhepunkt, der auch durch Chris von Rohr's eher unbeholfen wirkende Wortmeldungen keinen Qualitätseinbruch erlitt. (rsl)


HammerFall
Die schwedischen True-Power-Metaller hatten die Ehre, am Freitag als Headliner zu spielen. Das taten sie denn auch mit einer ganz anständigen, wenn auch nicht mit einer wirklich überragenden Leistung. Zwar zeigte sich die Gruppe anfangs bewegungsfreudig und bangte drauf los, die Bewegungen wirkten auf mich jedoch viel mehr einstudiert und routiniert als herzlich und innig. Sänger Joacim Cans hatte anfangs zudem mit Mikrofonproblemen zu kämpfen. Das Teil wollte seine Stimme einfach nicht verstärken, doch der Rest der Band überbrückte diese Panne glücklicherweise äusserst professionell. Die Stimmung im Publikum war für einen Headliner zu Beginn erstaunlich lahm. Erst mit der schnellen Up-Tempo Nummer «Promised Land» und dem stampfenden «Crimson Thunder» kam Bewegung in die Menge, es wurde vereinzelt gebangt und bei «Renegade» schliesslich endlich der Refrain mitgegrölt. Definitiv gelungen war dann «Last Man Standing» mit einem wunderschön stimmungsvollen Anfang, einem geil durchdrückenden, stampfenden Hauptteil und einem emotional ausklingenden Schluss. Das konsequent in blau gehaltene Licht unterstrich vor allem die gefühlvollen Anfangs- und Schlusssequenzen des Songs wunderbar. Durch Cans' recht lange, aber nicht besonders gute Ansagen sowie durch ein- zwei nicht so starke Songs geriet das Publikum zwischenzeitlich etwas in Dornröschenschlaf, der erst mit dem Hit «Riders Of The Storm» wieder verschwand. Danach folgten mit «Secrets» und «Let The Hammer Fall» zwei richtig deftige Nummern, die gut abgingen. Gerade «Let The Hammer Fall» brachte richtig Laune da das Publikum mit Mitsingen recht gefordert wurde. Doch irgendwann war auch der letzte Hammer gefallen und die Herren verliessen die Bühne. Kurz darauf kehrten sie aber wieder zurück und Sänger Cans sprach den Tod von Dio an. Aus diesem Anlass gab die Band das Rainbow- / Dio-Cover «Man On The Silver Mountain» zum Besten und holte sich dafür Hilfe bei Mikael Stanne, seines Zeichens Ex-Sänger bei HammerFall und aktueller Shouter bei Dark Tranquillity. Als Zuhörer war dieser Song definitiv eine super Erfahrung, zeigte er doch HammerFall für einmal von einer völlig anderen, hardrockigeren Seite. Und diese Ausrichtung stand dem Schwedenfünfer erstaunlich gut zu Gesicht! Zum Schluss des ersten Tages gab es dann noch den Klassiker «Hearts On Fire», bevor die Truppe die Bühne endgültig verliess. (nic)


 
Hallenbands Freitag (1. Tag)

Die Idee hinter den dieses Jahr zum ersten Mal veranstalteten Hallenkonzerte ist denkbar einfach. Um auch Metaller der härteren Sorte mit genügend Ohrenfutter zu versorgen, sollten während der Umbaupausen am Abend und etwas darüber hinaus grobschlächtigere Truppen die seit einem Jahr nutzbare Messehalle beschallen. Der durchaus interessante Gedanke entpuppte sich aber schon während den ersten Auftritten als zweischneidiges Schwert. Das lag zum einen an der wirklich biederen Atmosphäre (durch die Fenster erhellt ungehindert bleiches Abendlicht die Halle), andererseits am unterirdischen Sound der Location. Die eine oder andere Show ist uns aber dennoch eine Erwähnung wert.


Darkane
Nett, nicht mehr, nicht weniger war der Auftritt von Doro. Dankbar eilte man danach deshalb in die höchstens mit 300 Besuchern gefüllte Halle, um sich vom skandinavischen Death-Thrash von Darkane wachriffen zu lassen. Was dabei am deutlichsten hängen blieb: Die Schweden waren laut, verdammt laut. So ist das, was der Fünfer bietet, zwar definitiv ein Brett, doch eben leider dadurch auch ziemlich kontrastlos und undurchsichtig. Mit viel Elan kämpfte der sympathische und brüllende Jens Borman unterstützt von seinen bangenden Mannen gegen den Soundbrei an, kann mit «Rape of Mankind» und «Chaos Vs. Order» aber nur einen überschaubaren, hauptsächlich aus jüngeren Semestern bestehenden Haufen für sich gewinnen. (kis)

Artillery
Zum zweiten Mal in die Halle locken, taten, kaum waren die letzten Klänge von Krokus «Hoodoo Woman» erloschen, Artillery. Die vielleicht beste skandinavische Thrash-Band waren schon mittendrin, in ihrem technisch anspruchsvollen Gewitter, als ich in die Halle trat. Alle Blicke auf sich zog dabei gleich der junge Artillerie-Kommandant Søren Nico Adamsen, der sich mit Fliegerbrille und Stahlhelm die Seele aus dem Leib schrie. Immer noch laut, immer noch matschig, aber schon etwas differenzierter präsentierte sich dabei der Sound, was auch mit der technischen Finesse und der tighten Darbietungen der Gitarristen Michael und Martin Stützer zusammenhängen konnte. Sei es wie's sei, Thrash-Salven wie «The Eternal War», «Rise Above It All», «In the Thrash» oder natürlich «Terror Squad» nötigen einen zum Dauerbangen und vor der rabiat schwerfälligen Version des «Dehumanizer»-Openers «Computer God» von Sabbath kann man nur ehrfurchtsvoll in die Knie gehen. Ein energiegeladener Gig mit Riff-Dauerbeschuss, der den suboptimalen Bedingungen in der Halle und den schwächelnden, nach Plastik Metal klingenden Hammerfall den Stinkefinger zeigte. Der Quasi-Headliner des Freitags! (kis)

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