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Toxin
Am Samstag hatten die New Yorker Toxin die Ehre, den
feucht-fröhlichen Metalreigen zu eröffnen. Leider war der Platz vor
der Bang Your Head!!!-Bühne doch noch sehr leer, gerade im Vergleich
zum Vortag. Als dann die Jungs die Bretter enterten, kamen mir
sofort Kissin' Dynamite in den Sinn. Die Musiker von Toxin waren
etwa gleich jung, legten eine ähnliche Professionalität an den Tag
und tendierten auch musikalisch in die selbe Richtung: Eine Mischung
aus Sleaze Rock, vereinzelten Metalpassagen und vor allem groovigem
Rock'n'Roll. Nur mit dem Unterschied, dass Toxin nie die Klasse von
Kissin' Dynamite erreichten. So machten die präsentierten Songs
grundsätzlich Spass und gute Laune, liessen mich aber die
Abwechslung und die Kreativität leider etwas vermissen. Die Stücke
kamen eindeutig zu banal rüber, der Sound klang zu sehr nach "schon
100 Mal gehört". Schade, denn die Amis gaben sich bei ihrem wohl
ersten Europa Auftritt überhaupt ansonsten echt Mühe, zeigten viel
Bewegung, Motivation und Spielfreude. Daher dankte das Publikum es
ihnen zumindest mit einem anständigen Feedback, das deutlich mehr
war als nur ein Höflichkeitsapplaus. (nic)
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Savage Grace
Nach dem an Intensität nicht mehr zu überbietenden Auftritt in
Zürich einige Monate zuvor, stiegen meine Erwartungen natürlich ins
Unermessliche. Diese wurden jedoch ziemlich schnell durch die
Tatsache gedämpft, dass dies hier auf der riesigen BYH!!!-Bühne
bestimmt nicht mehr gleich funktionieren würde. Trotzdem war ich
gespannt wie ein Flitzebogen, was Sänger Chris Logue, notabene das
einzige, verbliebene Original-Mitglied mit der Hintermannschaft von
Roxxcalibur in Balingen würde reissen können. Letztere standen ja
unter anderem am Donnerstag Abend in der Messehalle drüben schon auf
der Bühne und waren demnach richtiggehend eingespielt. Das merkte
nam dann von der ersten Sekunde an, als Savage Grace mit «Bound To
Be Free» gleich ordentlich auf die Tube drückten. «Into The Fire»
und «After The Fall From Grace» folgten nahtlos, wobei deutlich zu
erkennen war, das Chris' Screams noch nicht die volle Power hatten,
respektive seine Stimme eh nicht ganz "gesund" klang. Gewisse Gesten
und die entsprechende Körperhaltung dazu, die etwas Rob Halford
(Judas Priest) erinnerten, bestätigten dies. Dennoch kam der
amerikanische Kopftuchträger immer besser in Fahrt und zusammen mit
der instrumentalen Vollbedienung der Roxxcalibur-Boys war die Bilanz
am Schluss mehr als erfreulich. Die Dio-Hommage in Form von Priest's
Oldschool-Track «Exciter» kam jedoch nie an die Version des genialen
Dynamo-Gigs (in Zürich) heran. (rsl)
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Bullet
Nach der enttäuschenden Darbietung von Savage Grace (Hä?? rsl)
zeigten Bullet, dass traditioneller Metal noch lange nicht
ausgedient haben muss. Die quietschfidele Truppe um Frontbombe Dag
Hel Hofer, welche übrigens zu einem grossen Teil aus
Enforcer-Members bestand, sorgte mit ihrer Mischung aus AC/DC und
Accept für frühmorgendliche Party-Stimmung. Deftig frästen sich die
Riffs und Chords von Pub-Rockern wie «Pay The Price» oder «Dusk 'till
Dawn» in die langsam wieder aufnahmefähigen Köpfe, wobei das schon
an zweiter Stelle angesetzte, mit viel Power und kantig gespielte
Dio-Cover «Stand Up And Shout» ins Set der Schweden passte wie die
metallische Faust aufs Auge. «Turn It Up Loud» und «Heading For The
Top» fanden so nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich
Zustimmung. Zwar gesellte sich zu den aggressiv verzerrten
DC-Gitarren nach und nach auch ein Hauch von Eintönigkeit. Durch
Posing, Spielfreude und den zum Mitsingen zwingenden Pub-Rockern
«One Deal With The Devil» und der Bandhymne «Bite The Bullet»,
während welcher das Saitentrio den Songtitel auf den Rückseiten
ihrer Gitarren geschrieben präsentieren, hatte man das Publikum aber
im Sack, sodass auch die beiden Zugaben «Roadking» und das passende
«Bang Your Head» (inkl. T-Shirt-Verteilung!) zurecht abgefeiert
wurden. (kis)
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Sacred Steel
Bei dieser deutschen Kult True Metal Band schieden sich bereits vor
und nach dem Auftritt die Geister gleichermassen, denn während
Mastermind Gerrit P. Mutz für einen Teil seiner treuen Fans immer
noch sowas wie eine Ikone darstellt, geht dieser dem grösseren Rest
ziemlich am Arsch vorbei. Wie wenig das Sacred Steel aber stört, sah
man jedoch schon bald, denn mit so Brechern wie «Metal Is War», «Battle
Angel» oder «Heavy Metal To The End» hatte man seine Gefolgschaft
sofort im Sack. Die gereckten Fäuste und schwingenden Matten hielten
sich zahlenmässig zwar in Grenzen, aber das schien die Band nur noch
mehr anzustacheln. Nebst dem jungen Gitarristen Jonas Khalil (Ok, 27
ist er auch schon) steht auch sein Instrumenten-Kollege Jens
Sonnenberg im Lineup. Was die beiden bandmässig verbindet erstaunt
beim genaueren Hinsehen der persönlichen Histories, denn beide
Saitenakrobaten spielten mal bei der Glam-Kapelle Stikki Fykk!! Das
soll nun einer auf die Reihe kriegen oder auch nicht. Der Wandel
könnte krasser nicht sein, aber die wahre Bestimmung lässt sich
manchmal nicht aufhalten. Letztenendes geht es aber um Heavy Metal
und genau den zelebrierten Sacred Steel inklusive dem textlichen
True-Gedöns vorbildlich. Auf jeden Fall wurde das zu diesem
Zeitpunkt vor der Bühne stehende Publikum bestens unterhalten, auch
wenn das Dio-Tribute «Kill The King» fast ungeniessbar klang und
selbst der Himmel dazu anfing zu "weinen". Dieses Omen liess man
allerdings nicht gelten, was das aktive Mitgrölen zum finalen «Wargods
Of Metal» deutlich bewies. (rsl)
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Hades
Das Bang Your Head!!!-Festival überrascht jedes Jahr seine Besucher
mit besonderen Bands, welche in den 80er-Jahren mal ein, zwei tolle
Alben rausgebracht hatten. Exakt diese Alben gelten dann natürlich
als Kult, weshalb sich eine Einladung aufdrängt. Dass dabei immer
wieder mit der Hand in die berühmte Kloschüssel gegriffen wird,
scheint Künstlerpech zu sein. Lobenswert ist es da natürlich, wenn
mal eine Perle gefunden wird. Und damit sind wir bei Hades. Auch die
Band aus New Jersey geniesst heute Kultstatus, brachte aber in den
letzten 20 Jahren immer wieder vereinzelt Alben raus. Am BYH!!!
präsentierten sich die fünf Amerikaner in bester Verfassung. Der
thrashige 80er-Jahre Heavy Metal groovte ohne Ende und verwöhnte den
Hörer immer wieder mit ultrageilen Doppel-Gitarren-Soli. Dazu kam
ein Sänger, der sowohl durch seine Präsenz, wie auch durch seinen
Gesang überzeugen konnte. «Fuck the bringer of the rain» schrie er
zu Beginn des verregneten Auftritts und erreicht damit, dass der
Wettergott den zahlreichen Old-School-Headbanger fröhlich weiter
Feuchtigkeit spendete. Dieser konnte erst durch einen dankbaren
Ronnie James Dio besänftigt werden. Denn das verstorbene
Goldkehlchen schien an der Hades-Version von «Voodoo» dermassen
Freude gehabt zu haben, dass er unmittelbar ein paar Sonnenstrahlen
schenkte. Und auch die Headbanger nahmen das würdig gespielte Cover
sehr gut auf und dankten es mit warmen Applaus. Mit zunehmender
Dauer des Auftritts offenbarte sich dann, wieso Hades trotz ihrer
Klasse keine Anwärter auf den künftigen Headliner sind: Die Songs
waren zu ähnlich aufgebaut. Nach einem tollen Intro folgten bald die
immer gleichen Strophen und Refrains, welche erst bei den
Instrumentals wieder Akzente setzen konnten. Trotzdem oder gerade
deswegen, war das Fazit nach einer Stunde nicht nur für unseren
Rockslave klar: Hades sind toll! (rog)
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Treat
Obschon ich die Schweden seit ihrem zweiten Werk «The Pleasure
Principle» verehre, hatte ich noch nie das Vergnügen, Treat auf der
Bühne zu sehen. Somit war ich auf das Quintett um Sänger Robert
Ernlund, Gitarrist Anders Wikstrom und Schlagzeuger Jamie Borger
sehr gespannt. Und die Jungs haben mich absolut nicht enttäuscht.
Sie haben ganz einfach das Festival gerockt und auch wenn ihr Sound
mit vielen Keyboardmelodien und mächtigen Chorpassagen gewürzt war,
so konnten sie auf der ganzen Linie abräumen. Speziell der
Frauenanteil im Publikum war bei Treat sehr hoch. Die Ladys
schmachteten in der Balinger Nachmittagssonne, die zwar durch Regen
getrübt wurde, den Fans aber keinen Strich durch die pure Freude
machte. Musikalisch liessen die Jungs nichts anbrennen. Robert, mit
mächtig viel Spass in den Backen, sang souverän. Jamie trommelte wie
ein Tier und haute mächtig rein. Anders, Bassist Nalle Pĺhlsson und
Keyboarder Patrick Appelgren trumpften gross auf und verliehen den
Hits «Ready For The Taking», «Sole Survivor», «Get You On The Run»,
«Conspiracy» und dem Medley bestehend aus «Rev It Up», «Party All
Over» und «Too Wild» den nötigen Dampf und Melodie. Ihre neuen
Tracks «The War Is Over», «Paper Tiger», «We Own The Night» und «Skies
Of Mongolia» standen den erprobten Klassikern in Nichts nach und
rundeten einen Klasse-Gig gekonnt ab. Das bestätigten auch die
Mitsingparts der Fans bei «Get You On The Run» oder «Sole Survivor».
Da wurde sogar die Textzeile: «...breaking the ice...» in die Tat
umgesetzt. Zum grossen Finale hüpften die Fans wie die Band zu/bei
«World Of Promises», dem wohl grössten Hit von Treat. Auch wenn der
Regen die Freude etwas trübte, Treat rockten Balingen und das nicht
zu knapp! (tin)
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Fates Warning
Mit Fates Warning kam das Bang Your Head!!!-Publikum in den Genuss
der Urväter des Progressiv Metals. Und wer bei diesem Begriff gleich
an Dream Theater-artige Riffstrukturen dachte, lag falsch. Denn
Fates Warning präsentierten in ihrer Stunde vor allem Material,
welches sich auf Akkorden aufbaute und den Prog eher in den
Rhythmus-Wechseln als in ausufernden Gitarren-Soli suchte.
Kopf-Musik war also angesagt, und solange man sich wirklich zu 100
Prozent auf die Musik konzentrierte, entwickelten Fates Warning eine
geheimnisvolle Aura. Wurde man dabei aber abgelenkt, verlor man als
Nichtkenner der Band schnell den Faden. Die Party wurde schleunigst
um eine Stunde bis zu den Quireboys verschoben und stattdessen
andächtig gelauscht. Das sah die Band aber ganz anders. Diese
tigerte unentwegt auf der Bühne umher und zeigte damit einem
gewissen Herrn von Röhr, dass man selbst als Prog-Band deutlich mehr
Platz als zwei Quadratzentimeter beanspruchen kann. Aufgrund des 20.
Jubiläums des Erfolgsalbums «Parallels» wurden davon einige Songs
gespielt. Den Fans gefiel es offenbar und alle anderen stellten
fest, dass sie sich vor dem nächsten Fates Warning Auftritt
unbedingt ein paar Alben besorgen müssen, um damit resistent gegen
ihre Bier trinkenden Kollegen zu werden. Die angesprochene Resistenz
mussten die Zuhörer auf gegenüber dem wirklich ärgerlichen Regenguss
entwickeln, der natürlich für so eine Mucke nicht zu
Begeisterungsstürmen und spür- wie sichtbarer Abwanderung führt. «Throug
Different Eyes» als über zwei Dekaden alter Klassiker verzückte dann
zum Schluss jedoch Alt- wie Neufans gleichermassen.(rog)
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Quireboys
Wer zum Geier sind denn die Quireboys? Das wird sich jetzt
vielleicht der eine oder andere fragen. Um die Frage simpel zu
beantworten: Ein lustiger, verrückter, englischer Haufen gestandener
Herren, der in Balingen musikalisch ein absolutes
Gute-Laune-Programm auftischte: Rock'n'Roll meets Blues, Jazz &
Country. Mit Metal haben die Briten eigentlich nix am Hut. Und
dennoch hätten sie ans BYH!!! gar nicht besser passen können! Ihr
mit Keyboard-Geklimper geschwängerter Sound regte zum Mitschunkeln
und Tanzen an und machte gute Stimmung. Und das, obwohl der
Songaufbau teilweise 1:1 beim klassischen Bluesmuster abgeguckt war
(daher 4 Takte lang Grundakkord, 2 Takte Quart-Akkord, wieder 2
Takte Grundakkord, 1 Takt Quint-Akkord, 1 Takt Quart-Akkord und
nochmals 2 Takte Grundakkord). Dies dürfte Beweis genug sein, dass
sehr rhythmischer, gut gespielter Rock'n'Roll mit starken
Blues-Anleihen und einer sehr kratzigen Stimme auch heute durchaus
noch Spass machen kann. Und das tat er denn auch. Zwar machte das
Publikum nur in den ersten paar Reihen wirklich aktiv mit,
mitgeschunkelt wurde weiter hinten aber ebenfalls. Da kann man auch
getrost darüber hinwegsehen, dass bewegungstechnisch auf der Bühne
nicht dermassen viel lief. Zumal der 6er altersmässig auch keine 20
mehr ist, sondern geschätzt so zwischen 40 und 50 Lenzen zählt. Und
ebenfalls verziehen sei in dem Falle die zugegeben etwas fehlende
Abwechslung zwischen den einzelnen Songs. Denn die Stücke kamen
allesamt so fröhlich und lüpfig daher, dass der Auftritt sehr
kurzweilig ausfiel. Daher mein Schlussfazit: Coole Band, die mit
easy Rock'n'Roll riesig Spass machte! (nic)
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Nevermore
Die Kult-"Prog"-Power Thrasher aus Seattle beehrten das BYH!!! auch
zum bereits dritten Mal. Die erste Stippvisite war 2002, gefolgt von
2005. Beide Male hinterliessen die Amis nur verbrannte Erde und
darum konnte man sich auch heuer auf eine geballte Ladung harten
Stahls freuen. Als Frontmann Warrel Dane und seine Hinterleute die
Bühne betraten, rieben sich aber bald viele ungläubig die Augen,
denn der gleiche Mann, der sonst eine Aura für zwei Kerle
ausstrahlt, wirkte sichtlich abgemagert und angeschlagen. Dieser
erste Eindruck täuschte kurz darauf leider nicht, da Warrel
offensichtlich Probleme mit seinen Stimmbändern bekundete. Beim
Opener «Beyond Within» war dieser kaum auszumachen. Dazu kam ein bei
Weitem nicht so druckvoller Sound, wie man das sonst von Nevermore
gewöhnt ist. Auch «The River Dragon Has Come» kann sich nicht
richtig entfalten. Stimmungsmässig werden darauf einige frische
Songs vom neuen Album «The Obsidian Conspiracy» gespielt, die
wenigstens die kompositorische Klasse unterstreichen, ohne aber
diesmal wirklich was reissen zu können. Zu lethargisch und
streckenweise gar lustlos kam das Ganze daher. Selbst das Ronnie
James Dio gewidmete «The Heart Collector» verpuffte fast ohne
Wirkung. Das tat der metallenen Seele irgendwie richtig weh, wenn
man weiss, welche Energie hier im Normalfall losgetreten werden
kann! Gegen Ende des 70-minütigen Sets kam die Band spürbar besser
in die Gänge, während sich Mr. Dane augenscheinlich nicht mehr
steigern konnte. «Enemies Of Reality» zum Schluss brachte die ersten
paar Fan-Reihen immerhin nochmals zum kollektiven wie aktiven
Abschädeln, aber es bleibt zu schwer zu hoffen, dass dieser
höchstens durchschnittliche Auftritt eine Ausnahme in der
glorreichen Nevermore History bleibt! (rsl)
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Queensr˙che
Nach Nevermore's durchzogener Leistung ruhte alle Hoffnung auf
Queensr˙che. Dass diese Haltung riskant sein kann, zeigten die
Nordamerikaner um Stimmakrobat Geoff Tate schon das eine oder andere
Mal. Von gottgleich bis kotzrosa liegt alles drin und so war man
versucht, an diesem Abend nur schon die umgedrehten Verstärker und
die fehlenden Monitore als schlechtes Zeichen zu interpretieren. Mit
dem Erscheinen eines kahlköpfigen Geoff Tate (nachdem er in den
letzten Jahren seine Haarpracht wieder hatte wachsen lassen) mit
Hut, organgefarbener Sonnenbrille
und natürlich Weste verstärkte sich das mulmige Gefühl, wobei man
sich als Fan immer noch an die Ankündigung klammerte, die
Seattle-Metaller würden einen Best-Of Set zocken. «Hit The Black»
vom flauen 97er-Album «Hear In The Now Frontier» stellte dabei nicht
den erhofften, mitreissenden Start dar. Als Klassiker der Truppe
waren auch die darauffolgenden «Sacred Ground» und «Man Down» von
«Q2k» (1999), beziehungsweise dem aktuellen «American Soldier» nicht
zu bezeichnen und langsam begann man sich zu fragen, welchen Teufel
Tate geritten haben mag, als er diese Setlist für einen
Festivalauftritt zusammenstellte. Dass beim stimmgewaltigen Herrn
hin und wieder ein Nerv einklemmt, darauf schloss man auch, sah man
ihn seine fast schon als Ausdruckstanz zu bezeichnenden Bewegungen
vollführen. Auch die Instrumentalisten konnten indes nicht vollends
überzeugen. Zwar zockten und performten die Saitenzupfer Michael
Wilton und Eddie Jackson ganz ordentlich. Aufgrund etwas leiser
Verstärker, matschigem Sound und verdonnert zum Spielen lahmer
Songs, können aber auch sie die Massen vor der Bühne nicht bewegen.
Das gelingt, wer hätte es gedacht, erst mit «The Thin Line» von
«Empire» (1990), zu dem Tate sein altbekanntes Saxophon hervor kramt
und «Breaking The Silence». Die unwiderstehliche Nummer bewies
übrigens wieder einmal, dass «Operation Mindcrime» schlicht die
beste Scheibe des Quintetts war und ist. Auch das einfühlsame «Silent
Lucidity» gefällt danach. Nur schade, dass die Backing Vocals ab
Band zu klingen scheinen. Wohl exemplarisch für die durchzogene
Songauswahl ist, dass der Dio-Tribut, «Neon Knights» von Black
Sabbath, die mit Abstand schnellste Nummer des ganzen Sets ist und
Tate dabei besser singt als zu seinen eigenen Stücken. Von diesen
zockt er darauf noch «I Don't Believe In Love», «Jet City Woman» und
«Empire», die üblichen Verdächtigen eben. Und so fand eine
flachbrüstige Show ihr Ende, welche weder das Prädikat «Co-Headliner»
noch «Best-Of» verdient hatte, was umso missmutiger stimmte, dachte
man an das technische Können der Musiker und die verschmähte «Warning»-Scheibe
von 1984, respektive die selbstbetitelte EP von 1983. (kis)
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Twisted Sister
Was soll man zu Dee Snider und seinen Jungs noch gross sagen? Auch
wenn Twisted Sister dieses Konzert ohne bunte Bühnenklamotten und
ohne Schminke absolvierten, sie waren die würdigen Headliner. Die
Show bestand einmal mehr aus dem verrückten, bangenden Schreihals,
der mit seinen Ansagen das Salz in der Suppe war. Dabei liess er
sich in diese nicht spucken, sondern bespuckte all diejenigen, die
den
Rock'n' Roll stoppen woll(t)en. Dabei bestieg er seinen
Mikrofonständer, als wolle er wie ein Hexenmeister auf ihm davon
fliegen, begrüsste alle zur «Church of Twisted Sister», stellte den
Trommler AJ Pero als «Son of thunder» vor, beschwörte die Anwesenden
mit «throw your fists in the air» und kündete «...tonight we film a
new DVD...» an. Mister Snider liess nichts aus und dankte dem
Wettergott, dass dieses Mal kein Regen fiel, wie auch schon an
dieser Stelle. «This weekend is perfect, bitch! Sorry (schaut nach
oben in den Himmel), I call you a count before...» Dee zündete
Feuerwerke ab. Eines an coolen Sprüchen und das andere fackelte fast
die Bühne nieder. So gehörten dicke, rot-gelbe Feuersäulen zum
Inventar von «Burn In Hell», bei dem Dee beim ruhigen Einstieg noch
in blutrotem Licht stand. Auch die Pyros bei «S.M.F.» (es ist ein
Gerücht, dass dies «Super Martin Fust» heissen soll! - So so...,rsl)
und das leider nicht ganz brennende TS-Logo verfehlte seine Wirkung
nicht. Ebenso wenig wie das Geburtstagständchen für Jay Jay French
(Zitat Dee: «You make an old man happy!»). Wie immer waren «I Wanna
Rock» und «Were Not Gonna Take It» die grossen Mitsing-Hits und die
Hymnen des Festivals. Jene, die von «Come Out And Play», «The Kids
Are Back», «Stay Hungry», dem überraschenden «Captain Howdy», «Shoot'em
Down», «You Can't Stop Rock'n'Roll», «I Am (I'm Me)» und «Under The
Blade» bestens flankiert wurden. Dass aber auch Twisted Sister zu
Ehren von Dio einen Song spielen würden, war das Sahnehäubchen.
«Long Live Rock'n'Roll» wurde für einen Helden und einen Metal-Gott
gespielt, wie Dee seine Huldigung an Ronnie beschrieb. Was ich hier
versuche zu beschreiben, war ein Konzert, das man in Worte nicht
zusammenfassen kann. Nein, man muss es erlebt haben. ABER! Twisted
Sister waren einmal mehr die würdigen Headliner von zwei mit viel
harter Musik ausgefüllten Tagen, die erneut eine tolle Mischung der
harten Klänge boten. Dass zu den letzten BYH!!!-Klängen des wohl
definitiv letzten Auftrittes (?) der Kult-Amis an dieser Stelle das
traditionelle Feuerwerk einen Tick zu früh losging, störte
eigentlich niemandem. 2011 wird es, und das auch wieder erst mitte
Juli, zur 16. Auflage des BYH!!!-Festivals in Balingen kommen. Wir
sehen uns, so rock on! (tin)
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Hallenbands Samstag (2. Tag)
Obwohl der Sound in der Tat zu wünschen übrig liess, durfte man
dieses Konzept der stilistischen Erweiterung während so einem
renommierten Festival als weitgehend erfüllt bezeichnen. Jeweils
mindestens immer ein paar Hundertschaften bevölkerten die Messehalle
auf jeden Fall zu allen Konzerten und sei es auch nur, um hier ohne
gross anzustehen zum nächsten Bier zu kommen, sich einfach mal
hinzusetzen und/oder eine normale Toilette aufsuchen zu können.
Während am Tag zuvor vor allem Artillery einen Hammer-Set hinlegten,
nahmen wir uns heute ergänzend The Haunted und Destruction zur
Brust. Dew-Scented spielten derweil als erste Hallen-Band auch ohne
unsere Präsenz auf und dürften ihr Publikum ebenfalls nicht
enttäuscht haben. (rsl)
The Haunted
Eigentlich ist die schwedische Melodeath-/Thrash-Combo 1996 aus den
Ruinen von At The Gates entstanden und die heutige Besetzung weist
mit den Zwillingsbrüdern Anders (g) und Jonas Björler (b) noch zwei
von damals drei ehemaligen ATG-Members auf. Sänger Peter Dolving ist
seit
seinem Wiedereinstieg 2003 fest im Sattel und die Band kann, obwohl
nicht megaerfolgreich, auf recht gute Album-Platzierungen in der
Heimat und viele Konzerte in vielen Teilen der Welt verweisen. Die
heute Abend mehrheitlich in flotterem Tempo vorgetragenen Songs
kommen gut an und lassen in den ersten paar Reihen viele Matten
kreisen. Wer es nach Queensr˙che deutltlich ruppiger mochte und
nichts mit dem Headliner (Twisted Sister) anfangen konnte, bekam
hier in der Messehalle die nötige Ladung ab und dürfte sich auf
23.00 Uhr gefreut haben! (rsl)
Destruction
Während nun viele Jahre um 23.00 Uhr des zweiten Festival-Tages das
BYH!!! jeweils wieder zur Geschichte mit einjährigem Unterbruch
wurde, lud mit Destruction noch eine der altgedientesten, deutschen
Thrash Kult-Combos zur letzten Gelegenheit des gepflegten
Abschädelns. Zu meinem grossen Erstaunen strömten nach den letzten
Feuerwerks-Böllern noch unerwartet viele Metal Maniacs in
die
Messehalle und bescherten Schmier (b), Mike (g) und einem
Aushilfs-Drummer (da Marc Reign im Frühling ja ausgestiegen ist)
einen Empfang nach Mass. Der Bühnenaufbau konnte sich ebenfalls echt
sehen lassen, denn nebst dem hinten aufgehängten, grossen Backdrop
mit dem Schriftzug gab es noch weitere Blachen sowie mit
lebensgrossen Schädel verzierte Mikrophon-Ständer. Dazu wurde
obergeiles Licht serviert, das die Band in der jeweils richtigen
Stimmung aufspielen liess. «Curse The Gods» eröffnete den
Thrash-Reigen, den das infernalische Trio mit Leichtigkeit umsetzte
und viele Fans damit erfreuen konnte. Weitere Kracher der Sorte «The
Butcher Strike Back», «D.E.V.O.L.U.T.I.O.N» oder «Eternal Ban»
liessen keine Wünsche offen. Meine Restenergie der vergangenen zwei
Tage ging jedoch relativ rasch und unweigerlich zu Ende, sodass ein
frühzeitiger Abmarsch die Folge war. Man(n) wird halt auch nicht
mehr jünger. Destruction bewiesen jedoch auch so eindrücklich, dass
sie immer noch voll da sind! (rsl)
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