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Stormwarrior
Wenn man als Band beim BYH!!! mehr als einmal auf den Brettern
stand, sollte die Richtung im Billing grundsätzlich nach oben
zeigen. Bei den Hanseaten von Stormwarrior ist das allerdings
gleich anders rum, denn beim Debüt im Jahre 2011 durfte die
Truppe am ersten Festivaltag als vierte Combo auf die Bühne.
Sechs Jahre später gereichte es in der Halle als noch Warm-up
Opener und heuer stand man als Tages-Opener immerhin wieder auf
der Hauptbühne. Geboten wird nach wie vor Power Metal mit teils
speediger Attitüde. Angeführt wird das Quartett durch Gitarrist
wie Frontmann Lars Ramcke, der als Profi keine Mühe hatte, den
Karren standesgemäss in Bewegung zu bringen. Am Bass steht nach
zweijährigem Unterbruch wiederum Yenz Leonhardt, der mit
mittlerweile 58 Jahren über genügend Palmares als Musiker
verfügt und live mitunter bei Kingdom Come und Saxon (!)
ausgeholfen hat. Ob mit Stormwarrior die Erfolgsleiter in
Aussicht steht, darf allerdings bezweifelt werden. Obwohl die
Mucke vom technischen Aspekt her keinen Grund zum Rummosern
bietet, verloren sich die Songs bald einmal im bedeutungslosen
Einerlei und boten unter dem Strich einfach zu wenig. Die
Resonanz der ersten paar anwesenden Hundertschaften Fans war
dennoch fair wie anerkennend zugleich. Ein neues Album soll in
der Mache sein und ist nach «Thunder & Steele» von 2014 auch
längst fällig. (rsl)
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Sorcerer
Die schwedischen Epic Doom Metaller waren dieses Jahr ja bereits
zu Gast beim "ICE ROCK"-Festival, was angesichts der
Bandgeschichte einer Sensation gleich kommt. Obwohl schon vor
über drei Dekaden gegründet, tauchte man bisher und mit bloss
zwei Alben in der Hinterhand («In The Shadow Of The Inverted
Cross», 2015 und «The Crowning Of The Fire King», 2017) sehr
spartanisch in der Szene auf. Angesichts der hammermässigen
Songs, dessen Stil die Landsleute von Candlemass längst in
klingende Münze umwandeln konnten, ein schon fast tragischer
Umstand. Dass der Prophet im eigenen Land nichts zählt, beweist
die Tatsache, dass es beim "Sweden Rock", dem wichtigsten und
grössten Festival bisher noch zu keinem einzigem Auftritt
gereichte. Dafür konnten die Besucher des BYH!!! frohlocken und
ich kam gar im gleichen Jahr zum zweiten Handkuss: Sorcerer live
on stage! Dazu fiel einem nichts anderes ein als "Perlen, die
vor die Säue geworfen wurden!". Diese geile Band an der fast
schon unwürdigen Stelle im Billing war vom musikalischen Aspekt
her der blanke Hohn! Doch was will man machen, wenn der
Bekanntheitsgrad halt entsprechend niedrig ist?!
Nichtsdestotrotz liessen sich Frontmann Anders Engberg und seine
Mannen darob die gute Laune nicht verderben und boten zumindest
für meine Begriffe eine grandiose Show, die klar andeutete, was
alles eigentlich noch möglich wäre! (rsl)
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Audrey Horne
Angesichts der längst bekannten Live-Qualitäten der Norweger
überraschte auch hier die eigentlich unhaltbare Stellung im
Billing. Der aktuelle Longplayer «Blackout» (2018) wurde von
Deutschlands grössten Metal-Mags jeweils zum Album des Monats
gekürt und die anderen fünf Alben liegen, wenn auch nicht alle
gleich, klar über dem Durchschnitt. Sänger Torkjell „Toschie“
Rød ist einer der ausdruckstärksten Sänger in seiner Liga und
das Sixstringer-Duo Arve Isdahl und Thomas Tofthagen ist eh über
jeden Zweifel erhaben. Allerdings liess der diesjährige Auftritt
etwas Schmiss vermissen, der sonst uneingeschränkt von Audrey
Horne ausgeht. Doch auch so konnte die agile Truppe immer noch
genug Punkte sammeln, da Toschie einfach die geborene Rampensau
ist und die Fans rasch abholen wie unterhalten konnte. Mit den
neuen Hammer-Songs wie dem Opener «This Is War», «Audrevolution»
und dem Titeltrack «Blackout» als bärenstarke Starttriplette war
das letztlich auch ein leichtes Unterfangen. Bei den nach Plan
angesetzten 55 Minuten blieben allerdings einige der zahlreich
vorhandenen Kracher aussen vor! Im Falle von «Blaze Of Ashes»
wog das natürlich schwer, denn ohne diesen Smasher fehlt bei
Audrey Horne definitiv etwas. Was jedoch kaum mehr bis nie
ausgelassen wird, ist natürlich das obligate Selfie, zusammen
mit Bassist Espen Lien. (rsl)
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Brainstorm In weissen
Hemden traten anschliessend Brainstorm auf die Bühne. Balingen
war für die Schwaben ein kleines Heimspiel, und das genossen
Sänger Andy B. Franck und seine Mannschaft mit viel Herz und
augenscheinlicher Leidenschaft. Der Fünfer überzeugte mit
Melodie, Härte und einem Dirigenten, der das Publikum, wie zuvor
Toschie von Audrey Horne schon, rasch ganz fest im Griff hatte
und sich den Lachern mit seinen Ansagen immer wieder sicher sein
konnte. Er, das heisst Andy, war, ist und wird immer eine Bank
als Frontmann sein, auf den man sich verlassen kann. "Hallo
Balingen! Habt ihr Spass? Fuck the rainbow", war nur ein
Beispiel. Ansonsten überzeugten Brainstorm mit ein paar von
ihren Hits («All Those Words» wurde zum Beispiel einmal mehr
lauthals mitgesungen) und den neuen Tracks, die sich kein
bisschen hinter den älteren Songs verstecken mussten.
"Scheisswetter, fucking good music. Wir sind Brainstorm, und ihr
seid schweinegeil!" war eine klare Ansage, welche die Jungs
locker umsetzten und man sich am Ende der knappen Stunde
Spielzeit echt fragen musste, warum die Truppe so früh auf die
Bühne musste?! Unter dem Strich lieferte das liveerprobte
Quintett dennoch eine tadellose Vorstellung ab, die von den Fans
trotz des Regens mit lautstarkem Beifall belohnt wurde. (tin)
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The Night Flight
Orchestra Was Ende 2017 in unseren Breitengraden
noch ein Geheimtipp war, hat sich mittlerweile längst
freigeschwommen und innerhalb der Szene festgesetzt. Die
stilistische wie alternative Spielwiese der Melo-Deather Björn
Strid (Soilwork) und Sharlee D'Angelo (Arch Enemy) hat sich mit
inzwischen vier Studioalben eine optimale Ausgangslage für
Headliner-Gigs geschaffen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich
die achtköpfige Truppe mit einer kleinen Bühne begnügen muss wie
beim ersten CH-Konzert in Zürich oder am heimischen "Sweden"
Rock im zweiten Anlauf die Ehre auf der Sweden Stage erfahren
durfte. Hier und heute in Balingen bestand die Herausforderung
darin, mit dem ausgeprägten Rocksound der 80er auch vor
überwiegend beinharten Metalheads bestehen zu können. Das gelang
erfreulicherweise mit einem beherzten und knackigen Auftritt,
der wiederum von den beiden "Stewardessen" Anna-Mia Bonde und
Anna Brygård stimmlich aufgewertet wurde. Als Opener wurde mit
«Sometimes The World Ain't Enough» gleich der Titeltrack des
aktuellen Albums gespielt und auch das nachfolgende «Turn To
Miami» findet sich auf dem neuen Studiowerk. Etwas älteres
Material wie «Midnight Flyer» oder «Gemini» krallte sich derweil
mit einprägsamen Melodien in den Gehörgängen fest. Zudem war Mr.
Strid gut bei Stimme, und so verging der leider bloss stündige
Auftritt wie im Fluge! (rsl)
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Dream Evil
(anstelle von Hardcore Superstar) Hardcore Superstar
zogen leider die Arschkarte. Ihr Equipment blieb stecken, und so
musste der Vierer den Platz auf der Outdoor-Bühne räumen,
zeitlich später spielen, in der Hoffnung dass sie doch noch über
das gewohnte Material spielen konnten. Anstelle von ihnen
"erbten" Dream Evil den Platz auf der grossen Bühne. Diese
Möglichkeit nutzte die Truppe und legte einen sehr interessanten
Gig aufs Parkett. Der melodische Metal schwedischer Prägung
erntete beim Publikum viel Applaus und bewies, dass sich die
Band trotz seltener Bühnenpräsenz in den letzten Jahren einen
sehr guten Ruf erspielen konnte. Die Jungs um Jocke spielten
knapp zwei Stunden später in der Halle. Ich sah noch nie ein so
energisches Set von Hardcore Superstar. Man merkte es den Jungs
an, dass sie grinsend versuchten, den aufgestauten Ärger zu
verstecken. Aber Jocke, endlich hat er den Schnauz abrasiert,
war dermassen geladen, dass er schon bei zweiten Track den Weg
in den Fotograben antrat, um ganz nahe bei seinen Fans zu sein.
Ob er da schon wusste, dass nach vier Liedern alles beendet
werden musste? Glück im Unglück hatten die Schweden, weil sie
gleich für das kommende BYH!!! 2020 verpflichtet wurden und
zumindest so Wiedergutmachung betreiben können. (tin)
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Soulfly
Die Südamerikaner gehören für mich zu den positiven
Überraschungs-Gigs des Festivals. Schliesslich kredenzen Max
Cavalera und Co. nicht gerade jene Klänge, die der
BYH!!!-Festivalbesucher üblicherweise zu hören bekommt. Mit
Verführungskünsten des brasilianischen Haudegens hatte man
sicher nicht gerechnet, doch dem gelang es recht schnell, die
Neugierde des Publikums zu wecken. Während der ersten Tracks war
es zwar noch verhältnismässig ruhig in der Menge, doch
offensichtlich hat der Sound etwas an sich, sodass es dem Vierer
binnen kurzer Zeit gelang, die im vordersten Bereich
positionierten Zuschauer zum Mitmachen zu bewegen. Dabei gab es
auch etwas zu sehen auf der Bühne. Das riesige Backdrop mit dem
Artwork der aktuellen „Ritual“ Langrille, das riesengross hinter
dem bestens gelaunten Max platziert war. Ins Auge sprangen einem
auch die brasilianischen Flaggen, die sowohl einen Verstärker,
als auch die Drums zierten. Wenn wir schon bei der Zierde sind,
dürfen natürlich die Haare des Meisters nicht fehlen, die
zumindest von hinten aussahen wie die Überreste eines verendeten
Tieres. Das alles bekam man aber gar nicht mit, wenn man so
richtig in die Klänge von Soulfly eintauchte. Ganz ehrlich, ein
derartiges Jump-Up vor der Bühne wie das bei «Prophecy» oder
«Back To The Primitive» der Fall war, hätte ich in Balingen
nicht erwartet! Die Stimmung war bestens, das Publikum am Feiern
und dieser Umstand wusste der Brasilianer bestens zu nutzen. In
trauter Stadion-Manier stimmte er ein „Ole, Ole, Ole, Soulfly,
Soulfly“ an, was vermutlich auch nur in Deutschland
funktioniert. Man darf sogar behaupten, dass ihm das Publikum
regelrecht aus der Hand frass. Selbst als der sympathische
Fronter mit seinem Berimbau als Intro zu «Tribe» ruhigere,
folkloristische Töne anschlug, gab es Begeisterungsbekundungen.
Nicht anders war es beim überlangen Solo von Marc Rizzo am Ende
von «No Hope = No Fear». Es schien ein verdammter Soulfly-Tag zu
sein. Dies bewies der Sänger und Gitarrist vor dem finalen
«Jumpdafuckup» (in das auch noch der Track «Eye For An Eye»
eingebunden ist). Er brauchte keine halbe Minute, um das
Publikum für seine Aufforderung zu gewinnen, sich hinzusetzen.
Tja, ein Max kann das. Die Menge gab noch einmal Vollgas und
alles sang sowie sprang um mich herum. Somit wurde dem
Schlusstitel Tribut und Soulfly Respekt gezollt. Grandios! (oli)
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Michael Schenker
Fest Starten wir mit den negativen Punkten. Wieso es
Michael nötig hat, noch immer darauf hinzuweisen, dass er es
war, welcher das Gitarrendesign, das ihm angeblich von seinem
Bruder Rudolf (Scorpions) "geklaut wurde", entworfen hat. Wieso
er es noch immer nicht überwunden hat, dass er bei den
Skorpionen raus geworfen wurde und man ihm seine Songs klaute
(die schrecklich gesungene Version von «Holiday» hätte nicht
sein müssen), bleibt ebenso ein Geheimnis, wie er erwähnen
musste, dass er den ersten Hit in Amerika von UFO schrieb. Man
kann dies alles mitteilen, klar, aber nicht in diesem "bissigen"
Unterton. Das hat Michael definitiv nicht nötig. Dafür sprach
die Musik eine klare Sprache. Er spielte einmal mehr unglaublich
gefühlvoll und filigran zugleich. Hatte sichtlich Spass auf der
Bühne und zeigte mit seinen vier Sängern, sprich Gary Barden,
Graham Bonnet, Robin McAuley und Doogie White, welch tolle
Tracks er geschrieben hat. Klar singt Gary nicht mehr wie in
früheren Tagen. Ob es an den technischen Problemen lag, dass
sich Graham selber nicht hörte oder er einfach, bedingt durch
die Pausen, nicht auf seine sonst gewohnte Leistung kam, wir
werden es wohl nie erfahren. Gesanglich top präsentierten sich
hingegen Doogie und speziell Robin, der einmal mehr wie ein
kleiner Gott auftrat. Jeder Shouter hatte seinen Part und auch
Momente, bei denen alle vier auf der Bühne standen und sich
gegenseitig mit dem Gesang abwechselten. Dabei war es speziell
Michael, der immer wieder den Kontakt zu seinen Mitmusikern
suchte, mit ihnen posierte und um die Wette grinste. Eigentlich
spielte es keine Rolle, aus welcher Epoche die Songs stammten,
denn allesamt waren sie Klassiker. Selbst die Neuen, welche vom
letzten Album stammen, glänzten. Es war eine würdige
Headliner-Show, die knapp zwei Stunden dauerte und in deren sich
der Meister immer wieder mit kleinen Kabinettstücken selber auf
den königlichen Stuhl hievte. Es war ein Zusammenspiel von
Musikern, die früher wie heute Spass an der Sache haben und
einfach den Moment genossen. Es war ein Gig, der sicherlich mehr
Besucher verdient gehabt hätte, aber hier stellt sich ganz
einfach die Frage, ob es sich wirklich lohnt, das BYH!!! auf
drei Tage zu verteilen. (tin)
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In der Halle: Venom Inc.
Während auf der Hauptbühne die grosse Nummer des Tages Laudatio
hielt, verdrückte ich mich mit ein paar anderen in die Halle.
„Grandmaster Of Hades“, Jeff „Mantas“ Dunn höchstpersönlich
spielte auf, und so liess ich den Michael Schenker sein Fest
selber feiern. Ich lieh mir dafür meine Ohren einer anderen
Gattung Musik. Venom Inc., die Band um Venom-Gründer „Mantas“,
seinen langjährigen Freund und Sänger Tony „Demolition Man“
Dolan und den neuen Drummer Jeramie Kling. Das Trio ist
gekommen, um die Halle abzureissen und ich muss vermutlich nicht
extra betonen, dass dem auch so war. Die zerstörerischen
Qualitäten der Truppe sind hinlänglich bekannt. So servierten
uns die Herren aus Newcastle zum Einstieg mit dem taktisch gut
gewählten «Metal We Bleed» erst einmal einen der besten Songs
vom aktuellen Album «Avé», bevor uns mit «Rip Ride» ein selten
gespielter «At War With Satan»-Smasher um die Ohren geballert
wurde. Das Stimmungsbarometer schlug oben aus, und die Band gab
sich auch in Sachen „new material“ sehr selbstbewusst. Mit «Time
To Die», «Forged In Hell», «War» und «The Evil Dead», fanden
noch vier weitere aktuelle Songs den Weg ins Set, welche die
Meute anheizten. Zum Ausrasten brauchte es jedoch den Teil, der
einige phänomenale Klassiker der Frühzeit bereit hielt. «The
Seven Gates Of Hell», «Warhead» und «In League With Satan» zum
Beispiel. Die Abschlusssalve peitschte mit Stücken wie «Witching
Hour», «Black Metal», «Bloodlust» und dem grandiosen
Rausschmeisser «Countess Bathory'» um sich und liess keine
Wünsche offen. So hinterliessen Venom Inc. zerfledderte
Stimmbänder und Gesichter in der Halle, denen das breiteste
Grinsen wie eingemeisselt schien. Ja, weitere Kommentare sind an
dieser Stelle überflüssig, und es bleibt nur noch eins zu tun,
nämlich sich auf die nächste Tour zu freuen. Die Songauswahl
überraschte und begeisterte gleichermassen. Mit diesem
hammerharten Auftritt haben sich Venom Inc. einmal mehr den Ruf
für die ganz grossen Bühnen erspielt. (oli)
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