CD-Reviews August 2014
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
MASSIVE – Full Throttle
Earache Records/Non Stop Music
Aber Hallo!!! Endlich! Endlich wieder mal eine Promopackung, die man sich gerne anschaut. Nicht nur ein liebloser Link ohne Information zur Band, sondern eine CD mit ausführlichen Details zur Truppe. Die Australier servieren uns das, was man sich aus dem Känguru-Land erhofft: Riff-Rock mit Kick-Ass-Attitüde, den man sich gerne reinzieht. Vorgetragen durch eine unglaubliche Reibeisenstimme (Brad Marr), zeigen Massive den Airbourne-Jüngern, dass man Musik schreiben kann, die nicht nur auf einem Hit aufgebaut ist. „Burn The Sun“ rockt aus den Boxen als gäbe es kein Morgen und wird durch den Faustschlag „Hollywood“ abgelöst. Man könnte die Truppe als Bruder von The Treatment bezeichnen, so falsch würde man nicht liegen. Auch wenn die Biografie von je 25 % aus Guns’n Roses, AC/DC, Led Zeppelin und Bar Room-Brawl spricht. Der Sound springt den Hörer wie ein hungriger, junger Leopard an und versetzt mit seinen Riffs einen Prankenschlag, der noch lange blutige Striemen im Gesicht zurücklässt. Die brennenden Schmerzen gleichen den harten Rhythmen und das Geschrei der Raubkatze jenem von Brad. „One By One“, „Lacey“, das groovige „Dancefloor“ und der schnelle Titelsong machen aus Massive eine Band, die locker den Newcomer-Titel holen könnten. Hier stimmt zu vieles, als dass man Massive übergehen könnte. Der Vierer ist kein Plagiat der neuen Wilden. Massive verheimlichen ihre Herkunft niemals. Gleich wie man bei Krokus oder Shakra sofort weiss, dass diese Truppen aus Helvetien kommen, ist klar, dass Massive aus Downunder stammen müssen. „Full Throttle“ ist eine Scheibe, die man sich unbedingt anhören muss!
Tinu  

Punkte: 9.2 von 10
UNISONIC – Light Of Dawn
Ear Music/Phonag
Die Supergruppe um den ehemaligen Helloween-Sänger Michael Kiske und den ehemaligen Helloween-Gitarristen und heutigen Gamma Ray-Mastermind Kai Hansen veröffentlichen ihr zweites Werk. Erneut unter der Mithilfe des Pink Cream 69-Bassisten Dennis Ward, dem Krokus-Gitarristen Mandy Meyer und dem ehemaligen Pink Cream 69-Schlagzeuger Kosta Zafiriou. Von wegen Metal ist langweilig, wie dies Mister Kiske noch vor einiger Zeit lauthals von sich gab, wird „Light Of Dawn“ mit einem typischen Helloween-liken Geschwindigkeitsbolzen eröffnet. „Your Time Has Come“ bietet neben tollen Gitarrenparts auch eine Rhythmussektion, die eingespielt und tight klingt. „Exceptional“ präsentiert das virtuose Bassspiel von Dennis und mündet in einen sofort in die Beine gehenden Smash-Hit. Fantastisch auch hier wieder das Zusammenspiel der beiden Gitarristen, die sich duellieren und ergänzen. „For The Kingdom“ ist einer dieser Tracks die von der Gitarrenarbeit lebt und der nach wie vor sehr eigenständigen Stimme Michaels. Man kann dem Sänger vorwerfen, dass er mit seiner Meinung zum Metal-Business die Fans in zwei Lager spaltet und extrem polarisiert. Allerdings ist sein Gesang noch immer etwas vom Besten was es zu hören gibt. „Light Of The Dawn“ bietet viel Abwechslung und bleibt immer spannend. So auch „Not Gonna Take Anymore“ das mit seinem bodenständigen Rhythmus und dem fräsenden Riff alles Weg haut. Als Nachschub folgen die bombastischen Keyboards, die wie ein Schneepflug für Bodenhaftung sorgen. Die wahren Hits befinden sich in „Night Of The Long Knives“, „Blood“ (wunderschöne Ballade), „Manhunter“ und dem Bonustrack der Deluxe-Version „Judgement Day“. Und dass man sich mit Liedern wie „Find Shelter“ wieder in die Helloween-Fahrbahn bugsiert… Nun ja, zwei der erfolgreichsten Kürbis-Scheiben haben Michael und Kai mit komponiert. Unisonic konnte das eh schon sehr gute Debüt nochmals übertreffen. Man darf gespannt sein auf die Support-Shows im Vorprogramm von Edguy und ich wage Mal zu sagen, dass sich Edguy extrem anstrengen müssen um nicht abzukacken…
Tinu  

Punkte: 9.2 von 10
J.B.O. - Nur die Besten werden alt
AFM Records/Musikvertrieb
25 Jahre J.B.O. und dazu noch das 10. Studioalbum, also doppelt Grund für die sympathischen Franken zu feiern. Und eins vorweg: der neue Spass-Rundling gehört zu den Besten ihrer 10 Studioalben. Schon der Opener "Vier Finger für ein Halleluja" rockt toll ab und gefällt beim ersten Durchhören. Auch gibt hier wieder klasse Covers wie zum Beispiel Opus "Life Is Life" hier als "Death Is Death" - urkomisch! Oder Alice Coopers "Schools Out" in einer gelungenen Version mit dem Titel „Schule aus". Und "Die Zipfeltaler Mösenklatscher - Sakradi mei Sack is hi" ist auch echt witzig. "These Boots Are Made For Walking" wir verulkt als "Das Bier ist da zum trinken" und ist einer der absoluten Top Songs dieses Albums. Starkes Gitarrenriff und toller Gesang von Hannes. Oder das AC/DC-lastige "Was würde Jesus tun“, ebenfalls ein Hammer Rock-Song mit sehr gutem Text, ich liebe es wenn J.B.O. solche Perlen schreiben. "Mittelalter" wird garantiert ein Live-Kracher, da bin ich mir sicher. Auch super ist das etwas andere "Die Waldfee“, das saugeil rockt und einen grossen Suchtfaktor hat. "Und dann hörst du J.B.O." hat ebenfalls viel Live-Potenzial. „Ladys and Gentlemen this Metal No 666“, saustarke Version von "Mambo No 6“, wirklich sehr gut parodiert. Ebenso geil ist“ Die Antwort“. Dann folgt mein absoluter Top Song: das von Vito gesungene "Ein Zipfel vom Glück“. Einfach Hammer und natürlich mit eindeutig zweideutigem Text. Hier zeigen die Franken, dass sie Weltklasse-Songs schreiben können. Und zum Schluss noch ein typischer Mitgröhl-Song der auch bestens als Live-Song taugt: "Jung, dumm und besoffen“. Ein würdiger Abschluss eines wahrlich grossen Spass-Werks. Ralph Bach, Vito C, Hannes Holzmann und Wolfram Kellner sind nicht nur exzellente Musiker, sie schreiben auch in ihrem 25. Jubiläumsjahr noch klasse Songs. Happy 25 meine Freunde und auf die nächsten 25 Jahre!
Crazy Beat  

Punkte: 9.1 von 10
BRIMSTONE COVEN – Brimstone Coven
Metal Blade/Sony Music
Noch immer ist der Retro-Goldrausch in vollem Gange. Kein Monat vergeht, in welchem nicht die neue 70's Rock-Entdeckung angepriesen und von Labels vermarktet wird. Viele der dabei zu Tage geförderten Steinchen glitzern zwar hübsch, erweisen sich bei genauerem Hinsehen bzw. -hören dann aber doch nicht als so wertvoll wie angenommen. Doch es gibt sie noch, die Vintage-Schätze, die aus dem Underground geborgen werden und Brimstone Coven sind einer davon. Hochkarätiger Occult Rock, psychedelisch und doomig, erdig und ätherisch zugleich, das bietet das US-Quartett auf seinem selbstbetitelten Quasi-Debüt via Metal Blade. Quasi, weil es sich bei „Brimstone Coven“ eigentlich um eine Compilation, bestehend aus der ersten EP und dem ersten Album der Band handelt. So gibt es, inkl. Intro und Outro, satte 17 Riff-Diamanten, die zwar alle den Spirit von Sabbath, Pentagram oder neueren Schlaghosen-Rockern der Sorte Witchcraft und The Devil's Blood heraufbeschwören, gleichzeitg aber auch einen ganz eigenen Glanz besitzen. Denn bei allem psychedelischen Nebelschwaden, die Doom-Elegien wie „Behold, the Annunaki“, „Lord & Master“ und „The Folly of Faust“ umströmen, so behält die Truppe dank Heavy Rock- und Blues-Einflüssen, der angenehm warmen Stimme von Big John Williams und einem saftig knarzenden Bass die Bodenhaftung, wie etwa das treibende „The Black Door“, die ordentlich stampfenden „Cosmic Communion“ und „The Seance“ oder der pulsierende Proto Rocker „The Ancients“ von der EP beweisen. Die fünf ans Ende gestellten Songs ebendieser EP, das sei noch erwähnt, knallen noch einen Zacken rockiger, dabei noch staubiger produziert, aus den Boxen und es ist zu hoffen, dass die Jungs auch in Zukunft ihre beschwingte Seite nicht vergessen. So oder so haben Metal Blade mit Brimstone Coven zwischen all den falschen Klunkern einen begehrenswerten Retro-Rock-Schatz ausgegraben, den man hoffentlich auch in Europa alsbald live zu Gesicht bekommt.
Kissi  

Punkte: 9.1 von 10
EMPYRIUM - The Turn Of The Tides
Prophecy Productions
Irgendwie ist das Gespann Schwadorf/Konstanz in musikalischer Hinsicht zumindest nicht voneinander trennbar. Die beiden Herren haben sehr viele gemeinsame Projekte am Start, wie Beispielsweise The Vision Bleak, Ewigheim - oder auch Empyrium. Gut, Schwadorf ist hierbei ein 'Hauptbestandteil' bei den Aufnahmen, Konstanz hingegen ist in der Live-Truppe verankert. Interessant, wenn man so mal darüber nachdenkt... Anyway: Empyrium haben sich zeitweise sozusagen aufgelöst und anschliessend wieder 'reformiert', wobei sie prinzipiell nie vollständig auf Eis gelegt worden waren. Im Hintergrund schien es immer noch zu knistern, und so hat man ab dem Jahre 2013 wieder neues Material veröffentlich, und jetzt in diesem Jahre ist eine erste 'richtige' LP zu erwerben. Irgendwo habe ich den Begriff 'Neoklassik' gelesen, und er beschreibt recht gut, wie sich die Musik von "The Turn Of The Tides" anhört: Orchestrale, ruhige und dann auch wieder bombastische Soundwände türmen sich auf und krachen hernieder, erschaffen und zerstören gleichzeitig, die getragene Stimme Schwadorfs wird an wenigen Stellen durch Black Metal-artiges Gekreische der Vocals unterbrochen - im Grossen und Ganzen gesehen lebt "The Turn Of The Tides" aber von der ganz speziellen Atmosphäre, die hier erschaffen wird. Stellenweise können gerne Vergleiche mit eben Ewigheim oder gar Qntal gezogen werden, eventuell noch Dark Fortress... Aber all dies wird dem Gesamtbild nicht gerecht. Und erst wenn die Wellen beim abschliessenden Titeltrack die Scheibe ausklingen lassen, wird einem eventuell bewusst, dass man die Musik mit offenen Augen in sich aufgesogen hat, sich der Tatsache nicht bewusst, dass man für seine Umwelt nur 'ins Leere gestarrt' hat. Wer Musik bevorzugt, die einen ruhigen, aber dennoch kraftvollen akustischen Inhalt ohne grossen Pomp zu schätzen weiss, der ist beim neuesten Werke von Empyrium bestens aufgehoben. Abseits von jeglichem Mainstream mitunter das Beste, was dieser bestimmte Sektor zu bieten hat!
Toby S.  

Punkte: 9.0 von 10
HARD RIOT – The Blackened Heart
Pitch Black Records
Hard Riot aus Heilbronn machen ihrem Namen alle Ehre! Ihr Sound ist eine Mischung der neuen Sleaze-Rock-Bands (Hardcore Superstar, Crash Diet, Crazy Lixx) und AC/DC, den sie uns mit ihrem zweiten Werk „The Blackened Heart“ wie eine geballte Faust in die Fresse hauen. „Blackout“ und das freche „Suicide Blues“ lassen die Airbournes dieser Welt an ihrem Whisky ersticken und rocken die Bude. „Devils BBQ“ überzeugt mit einem countryartigen Flair und erinnert stellenweise an die ganz alten Guns’n Roses. Was Hard Riot hier abliefern, animiert, nein, zwingt zum Mitwippen - ob man will oder nicht - und die12 Tracks bleiben sofort im Ohr hängen. Die absoluten Hits sind „The End“, „Count On Me“ (ein bisschen viel Nickelback), „Not Alone“, „Last Goodbye“ und „High Society Bitch“ (der Übertrack). Es gibt sie eben doch noch: Die Truppen, die unbekümmert los rocken, Spass haben und sich selbst keine Grenzen setzen, so dass die Lieder nie langweilig werden. Hard Riot haben auf diesem Album sehr viel richtig gemacht und gehören zu den ganz grossen Hoffnungsträgern. Riff-Rock mit einem amtlichen Groove besticht eben noch immer! Am besten ihr hört euch den letzten Song „Hit The Ground“ an und ihr bekommt in einem Song geliefert, was Hard Riot ausmacht. Well done boys!!!
Tinu  

Punkte: 9.0 von 10
ADRENALINE RUSH – Adrenaline Rush
Frontiers Records/Musikvertrieb
Über Tave Wanning, Gründerin und Sängerin von Adrenaline Rush, schreibt das italienische Label Frontiers Records, „One one of the most talented and hottest chicks in today's Hard Rock scene“. Dem ist grundsätzlich nichts mehr hinzuzufügen. Doch die Schwedin besticht nicht nur durch eine grossartige Stimme und optische Vorzüge, sie kann trotz ihres Alters von gerade mal 22 Jahren bereits auf eine 14-jährige musikalische Karriere zurückblicken. Bereits mit 8 Jahren war sie Mitglied des Pop Duos Peaches, die im heimatlichen Schweden und dem Nachbarland Norwegen einige Erfolge verbuchen konnten, vor allem mit der Single „Rosa Helikopter“. Es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie dem kommerziellen und schnelllebigem Bereich des Pop den Rücken kehrte und dem sich dem ehrlicheren Rock'N'Roll zuwandte. Ihre Mitstreiter fand sie in verschiedenen Bands im Grossraum Stockholm, alle mit unterschiedlichen Backgrounds. Daraus entstand nun Adrenaline Rush, eine waschechte Hardrock-Band mit einer Menge Achtziger-Attitüde. Tave's Stimme weist durchaus Parallelen zu Madonna oder Pink auf, besitzt also gewisse Pop-Attribute. Doch auch diesen beiden Damen kann man gesangstechnisch keineswegs fehlende Qualität unterstellen. Kombiniert man nun diese starken Vocals mit harten Gitarrenriffs, bodenständiger Rhythmusarbeit und erstklassigem Songmaterial, resultiert mit dem selbstbetitelten Adrenaline Rush-Debüt ein echtes Highlight des melodiösen Hard Rock. Vor allem die elf Tracks überzeugen durch eine Menge Hooks, erstklassige Melodien und äusserst eingängige Refrains. Ohne eine einzige Ausnahme bleiben die Songs sofort in den Gehörgängen hängen, der Wiedererkennungswert ist entsprechend hoch. Zudem klingt die Formation zu keiner Zeit aufgesetzt oder gekünstelt, sondern durch die Bahn echt und ehrlich. Als musikalische Anhaltspunkte dienen dabei Bands wie Danger Danger und Warrant, aber auch aktuellere wie Crazy Lixx. Fügt man nun noch die 1A-Produktion von Mischpultkoryphähe Erik Martensson (Eclipse, W.E.T., etc.) hinzu, resultiert eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.
Chris C.   

Punkte: 9.0 von 10
KARMA TO BURN - Arch Stanton
Napalm Records/Universal
In ihrer kleinen Nische, dem (fast) ausschliesslich instrumentalen Stoner Rock, sind und bleiben Karma To Burn die absoluten Titanen. Fünf Jahre nach seiner Wiederauferstehung und drei Jahre nach dem letzten Studioalbum „V“ meldet sich das kauzige Trio aus West Virginia stärker denn je zurück. Ein entfesseltes Riffgewitter jagt das andere, in alter Bandtradition nummeriert statt betitelt, aber natürlich nicht der Reihe nach („Fifty Seven“, „Fifty Six“, Fifty Three“…), wobei mit „Twenty Three“ auch ein älterer, bis dato nicht veröffentlichter Track seinen Weg auf die Scheibe gefunden hat, der sich wirklich makel- und nahtlos in die neuen Kompositionen einreiht. Die acht Nummern bieten den Fans genau das, was sie erwarten: nicht zu lange, schnell auf den Punkt kommende Songs, die sich stets in der Schnittmenge zwischen Stoner und Desert Rock befinden, allesamt stets auf sehr hohem Energielevel und absolut schnörkellos, und diesmal sind auch keine Gastsänger bei einzelnen Songs dabei. Besonders witzig finde ich das Intro zum Schlusslicht „Fifty Nine“, das Samples aus dem Sergio Leone Italo Western „The Good, the Bad and the Ugly“ enthält (im deutschsprachigen Raum erschien der Film unter dem unsäglich dämlichen Titel „Zwei glorreiche Halunken“), ein würdiger Abschluss eines wirklich sackstarken Albums. Ich weiss, ich vergleiche Birnen mit Äpfeln, dennoch kann ich es mir nicht verkneifen festzustellen, dass diese kleine Trio zehnmal mehr Druck erzeugt als jede x-beliebige Power Metal-Band mit Keyboards, Orchestrierung aus der Konserve und anderen Gimmicks. Nicht massenkompatibel, aber für Kenner ein echtes Muss!
Mirko B.  

Punkte: 9.0 von 10
ACE FREHLEY - Space Invader
Steamhammer/Musikvertrieb
Fünf Jahre ist es her, seit Space-Ace uns mit seiner letzten Soloscheibe erschüttert hat. Ich als ganz alter Kiss-Maniac kann ich mich aber bis heute nicht so recht für „Anomaly“ erwärmen. Ich setzte also grosse Hoffnungen in das Erscheinen von „Space Invader“. Mit dem Titelsong eröffnet Ace Frehley seine fünfte Soloscheibe denn auch knackig und feurig. Als wäre die Zeit stehen geblieben, qualmt der Space-Ace aus seiner Gitarre, was die Saiten hergeben. Ein geiles Riff, ein noch geileres Solo (was der 64-jährige hier wieder raushaut ist und bleibt Weltklasse!) und ein Hit, der sofort im Ohr hängen bleiben. Wow! Ein cooler Start, der Lust auf mehr macht und die Erwartungen nochmals in die Höhe schraubt. Der Titelsong hätte auch problemlos auf seinem Solo-Album zu Kiss-Zeiten stehen können. In dieselbe Kerbe haut „Gimme A Feelin“, das mit einem typischen Solo eingeläutet wird, wie man es von Ace aus den legendären siebziger Jahren kennt. Im gleichen Stil geht es weiter. Zumindest gitarrentechnisch, denn die Songs können das hohe Level nicht durchgängig halten, was wir aber seit dem dritten Solowerk des Amis gewohnt sind. Dem gegenüber stehen Klasse-Tracks wie „Chance“, „Toys“ (erinnert an „She“ vom legendären dritten Kiss-Album „Dressed To Kill“), „What Every Girl Wants“, das zu erwartende Instrumental „Starship“ (mit unterschiedlichen Gitarrenparts!) und die Steve Miller Coverversion „The Joker“, die Ace auf den Leib geschneidert scheint. Allerdings wiederholt sich der Gute auch gerne immer mal wieder. Da sei ihm aber verziehen, wenn man bedenkt, wie viele Metal- und Hardrock-Gitarristen Ace inspiriert und beeinflusst hat. Mister Frehley hat ein tolles, neues Album veröffentlicht, das sicher nicht nur Höhepunkte hat, aber beweist, dass der vom Leben gezeichnete singende Gitarrist noch immer ein Wörtchen mitreden kann. Hört euch dazu einfach mal die Soloarbeit von „Past The Milky Way“ an! Hoffen wir, dass sich Ace bald wieder auf Europa-Tour begibt. Ace is back!
Tinu  

Punkte: 9.0 von 10
STEVE HACKETT - Genesis Revisited-Live At The Royal Albert Hall
InsideOut Music
Auf mehreren Studioalben und noch mehr Livescheiben hat Steve Hackett sein Wirken bei den frühen Genesis wiederholt Revue passieren lassen. Es gibt nun Leute, die ihm deshalb vorwerfen, diese zweifellos ruhmreiche Phase seiner musikalischen Karriere auszuschlachten. Das sehe ich allerdings ganz anders, denn es gibt einige unumstössliche Fakten zu berücksichtigen. Zusammen mit seinen Begleitmusikern und illustren Gästen wie Tausendsassa John Wetton, The Flower Kings Gitarrenmagier Roine Stolt, seiner Schwägerin Amanda Lehmann und Ray Wilson, der 1996 den ausgestiegenen Phil Collins kurzzeitig ersetzt und mit Genesis das mässig erfolgreiche Album „Calling All Stations“ aufgenommen hatte, hat Hackett im Zuge seiner letztjährigen „Genesis Revisited Tour“ einige uralte Band-Standards, allesamt lupenreine Progrock-Perlen, schlichtweg brillant umgesetzt und ihnen zugleich einen deutlich rockigeren Sound verpasst. Von solchen Taten sind seine ex-Kollegen von Genesis seit Jahrzehnten Lichtjahre entfernt. Des Weiteren muss ich anmerken, dass Steve Hackett das einzige Mitglied der Genesis-Familie ist, das das Progrock-Erbe seines früheren Brötchengebers, der nach seinem Ausstieg 1977 relativ schnell zur seichten Pop-Band mutierte, unbeirrt und konsequent hegt und pflegt. Und zu guter Letzt muss man einfach sagen, dass sein Bedürfnis, diese Übersongs live zu präsentieren, auf grossen Anklang bei den Fans gestossen ist. Eine überaus erfolgreiche Tour in ausverkauften Häusern spricht eine deutlich Sprache. Offensichtlich gibt es immer noch genügend Genesis Fans, denen der Sinn nach deutlich anspruchsvollerer Musik steht als nach diesem ganzen „Jesus He Knows Me“, „That’s All“, „Invisible Touch“, „ Land Of Confusion“ und „I Can’t Dance“-Schrott. Die Setlist liest sich wie ein „Absolutely Best Of The Best“: „Dance On A Volcano”, “Carpet Crawlers”, “The Return Of The Giant Hogweed”, “The Musical Box”, “Supper’s Ready” und das absolut grandiose Finale “Los Endos” - alle sind sie vertreten, alle sehr nah an den Originalen und dank der verschiedenen involvierten Musikern mit eigener, zeitgenössischer Note versehen, wobei vor allem Hauptsänger Nad Sylvan mit seinem sehr nahe an Peter Gabriel und Fish kommenden Timbre besondere Beachtung verdient. Nichts Neues also, uralte Songs, die jeder Prog-Freak schon hunderte Male gehört hat, aber wahrscheinlich noch nie so frisch und energiegeladen wie auf dieser hochwertigen Veröffentlichung. „Genesis Revisited - Live At The Royal Albert Hall“, übrigens auch als Limited Artbook mit zwei DVDs, zwei CDs und einer Bluray erhältlich, ist nichts weniger als ein absoluter Pflichtkauf für echte Genesis- und Progrock-Fans. Alle anderen dürfen sich gerne weiterhin mit den tanzbaren Vier-Minuten-Plattitüden der Herren Banks, Collins und Rutherford befassen.
Mirko B.   

Punkte: keine Wertung
POWERLORD – The Awakening (Re-Release)
Shadow Kingdom Records
YES!!! Das hier ist keine neue Scheibe, sondern eine, die in den achtziger Jahren für Furore sorgte. Powerlord mit „The Awakening“ bietet US-Power-Speed-Metal, wie er damals von Truppen wie Agent Steel, Heretic, Metal Church, Helstar oder Griffin zelebriert wurde und dank des sirenenartigen Gesangs von Dane Cook zu Besten gehörte, was dieses Genre zu bieten hatte. Schon der Opener „Masters Of Death“ überzeugt mit treibenden Rhythmen, feiner Gitarrenarbeit und dem gottgleichen Gesang von Dane. Zwar beinhaltet auch diese remasterte CD wie schon das Album damals „nur“ sechs Songs - aber diese haben es in sich. Damals war das Reinheitsgebot des Metals noch eine Ehrensache und dass die Musiker noch hinter ihrem Sound standen, hörte man jedem Ton an. Das freche und forsche „Malice“ bildete da ebenso wenig eine Ausnahme wie das zähflüssige startende „Silent Terror“, das mit einem fulminanten Riff in einen stampfenden Banger übergeht. Oder das pfeilschnelle, schon fast thrashige „The Invasion Of The Lords“ (einen solchen Track haben Metallica NIE geschrieben!), das flotte „Merciless Titans“ oder das abschliessende „(The Awakening) Powerlord“ mit seinen wechselnden Rhythmen. Weniger ist oftmals mehr und ein solches Werk sucht man heute vergebens. Powerlord bekamen nie die Aufmerksamkeit, die sie verdienten, aber das ging anderen Truppen wie Mystic genau gleich. Kauft diese Perle der achtziger Jahre. Ihr werdet es nicht bereuen!
Tinu   

Punkte: keine Wertung
RISE AGAINST - The Black Market
Interscope Records/Universal
Rise Against aus Chicago, USA, stehen für exzellenten Melodic Punk. Das neueste Werk „The Black Market“ ist das vielleicht intimste Album in der Bandgeschichte der Punker. Das siebte Werk der Amis zeigt nämlich eine sehr persönliche Note in den Lyrics. Hier wird aber dennoch keinesfalls schwerer Stoff geboten, nein, die 12 Songs sprühen wie immer vor positiver Energie und überzeugen durch die sehr guten Melodic Vocals von Tim Mc’Irath. Klar ist man schon lange im Mainstream angelangt, aber das Punktrock-Herz begehrt doch nichts mehr, als solche geilen Songs zu erleben. Vielleicht war „Endgame“ ein Spürchen hitlastiger, aber auch auf diesem neuen Album gibt es genügend Perlen der Superlative. The Black Market ist keinen Deut schlechter als die letzten Werke der Chicago Punks, das Album reiht sich nahtlos an die Hitalben der letzten Jahre. Rise Against sind in ihrem Sektor ungeschlagen und ganz an der Spitze die klare Nummer eins. Einfach nur Weltklasse.
Daniel J.  
Punkte: 9.0 von 10
RISE AGAINST - The Black Market
Interscope Records/Universal
Rise Against aus Chicago, USA, stehen für exzellenten Melodic Punk. Das neueste Werk „The Black Market“ ist das vielleicht intimste Album in der Bandgeschichte der Punker. Das siebte Werk der Amis zeigt nämlich eine sehr persönliche Note in den Lyrics. Hier wird aber dennoch keinesfalls schwerer Stoff geboten, nein, die 12 Songs sprühen wie immer vor positiver Energie und überzeugen durch die sehr guten Melodic Vocals von Tim Mc’Irath. Klar ist man schon lange im Mainstream angelangt, aber das Punktrock-Herz begehrt doch nichts mehr, als solche geilen Songs zu erleben. Vielleicht war „Endgame“ ein Spürchen hitlastiger, aber auch auf diesem neuen Album gibt es genügend Perlen der Superlative. The Black Market ist keinen Deut schlechter als die letzten Werke der Chicago Punks, das Album reiht sich nahtlos an die Hitalben der letzten Jahre. Rise Against sind in ihrem Sektor ungeschlagen und ganz an der Spitze die klare Nummer eins. Einfach nur Weltklasse.
Daniel J.  
Punkte: 9.0 von 10
EMIL BULLS - Sacrife To Venus
AFM Records/Musikvertrieb
Die Münchner Alternativler von Emil Bulls sollten Vielen ein Begriff sein. Dass die Jungs aber nach fast 20 Jahren Bandgeschichte mit ihrem achtem Album noch aufhorchen lassen, überrascht sogar mich. "Sacrifice To Venus" strotzt nur so von stampfenden und treibenden Rhythmen und unglaublich eingängigen und fast poppigen Refrains, ohne jedoch dabei lächerlich oder aufgesetzt zu wirken. Mit der tollen Stimme von Sänger Christoph v. Freydorf, der sowohl bei Screams als auch bei cleanem Gesang stark und eingängig klingt, schafft es praktisch jeder Song der Platte im Ohr hängen zu bleiben, ohne nervig zu werden. Emil Bulls klingen mittlerweile wie die verbesserten Dream Evil, mit mehr Variabilität und Finessen.
Steve Butcher  
Punkte: 9.0 von 10
MASTODON - Once More 'Round The Sun
Roadrunner Records/Warner
Bis anhin waren Mastodon nie wirklich mein Ding, zu frickelig oder gar lärmig-chaotisch war mir der Sound des Atlanta-Vierers. Doch diesmal ertappe ich mich dabei, wie ich nach dem vierten oder fünften Durchlauf die eine oder andere Passage mitpfeife. Was ist passiert? Ich sag nur Altersmilde, und das meine ich absolut positiv. Der einst so entfesselten Truppe erscheinen heute Melodien und nachvollziehbare Arrangements wichtiger als das frühere Herumgebolze in progressiven Alternative-Sludge-Gefilden. Was sich bereits auf den Vorgängerwerken „Crack The Skye“ (2009) und „The Hunter“ (2011) in Teilen ankündigte, hat die Band diesmal konsequent durchgesetzt. Anstatt mathematisch begründete Fingerübungen auf dem Griffbrett vorzuführen wird heute gerockt. Im Falle von Mastodon bedeutet das freilich, dass in den Songs immer noch eine ordentliche Portion Komplexität vorhanden ist, aber glücklicherweise gerade so viel, dass sogar ich entspannt und interessiert zuhören kann, ohne dabei vor lauter Anstrengung Kopfschmerzen zu bekommen. Somit kann ich auch die Fans der ersten Stunde beruhigen, die Trademarks sind noch alle da, aber eben ausgereifter und wohldosiert. Nach wie vor wird man vom mächtigen Klanggewitter förmlich erschlagen, noch immer teilen sich die Musiker den auf weiten Strecken supermelodischen Gesang, und handwerklich sind die vier eh über jeden Zweifel erhaben. Und das schönste an „Once More 'Round The Sun“ ist, dass die Scheibe ein klassischer Grower ist. Fängt das Album mit „Asleep In The Deep“ noch recht zurückhaltend an, nimmt es danach von Song zu Song an Dichte und Energie zu. Gar nicht mal so ungeschickt von den Jungs, Highlights wie „Ember City“, „High Road“, den Titelsong selbst oder „The Motherload“ auf der zweiten Albumhälfte zu parkieren, denn eine langsam beginnende Achterbahnfahrt mit einem furiosen Finale ist mir allemal lieber als das Gegenteil. Gut gemacht, weiter so!
Mirko B.   
Punkte: 8.9 von 10
ELUVEITIE – Origins
Nuclear Blast/Warner
Nachdem mal als Band scheinbar alles erreicht hat – mit ausgedehnten Touren rund um den Globus, viel Lob für das musikalische Schaffen und dem Abstauben des Swiss Music Awards als Best Live Act National, ist es für Eluveitie an der Zeit, sich auf die Wurzeln zurück zu besinnen. „Origins“ führt den Hörer durch die gallische Sagenwelt und gewährt dank intensiver, wissenschaftlicher Aufarbeitung einen authentischen Einblick in unsere Vergangenheit. Alles was ist, hat seine Quellen in dem was war (‚Nothing‘). Im Gegensatz zu etlichen Genrekollegen verzichtet man auf die Glorifizierung von Schlachten und deren Helden. Vielmehr wird die tragische Seite der Bevölkerung beleuchtet – Familien, deren Väter und Söhne nie mehr zurückgekehrt sind. Die durchlebten emotionalen Höhen und Tiefen werden einmal mehr gekonnt vertont. So schliessen rasante (‚From Darkness‘), bedrohlich prügelnde Titel (‚Sucellos‘), an naiv anmutende (‚Call Of The Mountain‘) und einfach nur schön träumerische Momente (‚Vianna‘). Wie schon bei „Helvetios“ bildet Alexander Morton’s Stimme den Rahmen der Erzählung. Dass sich auf dem nunmehr sechsten Studioalbum besonders im Bereich der Gitarrenriffs in den Strophen gewisse Wiederholungen einschleichen, ist aufgrund des vielseitigen instrumentalen Treibens darum herum gut verkraftbar und auch wenn die eine oder andere Halbtonerhöhungen am Ende des Songs getrost weggelassen werden könnte, schwingt „Origins“ in musikalischer Hinsicht hoch hinaus. Jedes Instrument kriegt Momente in welchen es glänzen kann. Die Violine klingt mit Neuzugang Nicole Ansperger lebendig wie nie zuvor. Während sie etwas frischen Wind bringt, gibt es mit dem tanzbaren ‚Celtos‘ auch noch einen Leckerbissen für Fans der ganz frühen Eluveitie. In Kombination mit der astreinen Produktion bietet „Origins“ viel Hörspass und ist die Investition definitiv wert.
Patricia L.  
Punkte: 8.8 von 10
ACCEPT – Blind Rage
Nuclear Blast/Warner
Alleine das Cover ist schon mal Obergeil! Dieser wilde Stier, da hätte kein anderes Bild besser den Albumtitel „Blind Rage“ umsetzen können. Somit sind wir schon mitten im dritten Streich in der Accept-Besetzung Tornillo-Hoffmann-Frank-Baltes-Schwarzmann. Nach dem überraschend guten „Blood Of The Nations“- und dem eher durchwachsenen „Stalingrad“-Werk war ich sehr gespannt, wie sich der Fünfer präsentieren wird. Die Live-Shows, die alle im Vergleich zu anderen Truppen fantastisch waren, wurden mit der Zeit (seit 2010) leider austauschbarer und teils auch schon fast voraussehbar, um nicht zu sagen langweilig. Das Problem bestand darin, dass auf der Bühne nicht immer eine Einheit stand, sondern eine im Mittelpunkt stehende Zwei-Mann-Show, die von einem neuen Sänger ergänzt wurde, der ohne Zweifel, seine Sache gut machte. Dass da noch einer der besten Gitarristen und einer der tighesten Schlagzeuger spielten… Versteht mich recht. Was hier negativ klingt, ist wie schon erwähnt, im Vergleich zu 99 % zu anderen Truppen noch immer Weltklasse und Olymp würdig. Für Accept selber, war nicht mehr immer alles so goldig, wie es glänzte. Darum… Würden die beiden Leitwölfe Wolf Hoffmann und Peter Baltes wieder Songs wie „Balls To The Wall“, „Princess Of The Dawn“, „Metal Heart“, oder „Bulletproof“ schreiben? Zumindest mit dem Opener „Stampede“ wird die Dramatik von „Metal Heart“ mit der Geschwindigkeit von „Fast As A Shark“ verbunden und lässt den Kopf schon mal im Takt bangen. Die „rage“ kommt aber schon beim zweiten Track ins Stocken. „Dying Breed“ nimmt nur langsam Fahrt auf und selbst der Kosaken ähnlichen Chor hebt den Track nicht aus dem Niveau eines „guten“ Song heraus. – Was für Accept einfach zu wenig ist! – Der Stier nimmt aber wieder Fahrt mit „Dark Side Of My Heart“ auf. Das einleitende Riff erinnert an „Up To The Limit“ vom „Metal Heart“-Album. „Wanna Be Free“ zeigt die Truppe Accept typisch und trotzdem in einem neuen Licht, was den Jungs sehr gut zu Gesicht steht. Ebenso wie „Bloodbath Mastermind“, „From The Ashes We Rise“ (erinnert an Stefan Kaufmann-Songs von U.D.O.), und „Final Journey“ (mit klassischem Soloteil!). Nochmals. Accept haben eine Scheibe veröffentlicht, die alles beinhaltet, was man sich von der Truppe wünscht. Allerdings wurden alle diese Stilelemente auch schon ihren Hit-Alben bedeutend besser präsentiert. Grundsätzlich ist „Blind Rage“ aber noch immer ein gutes Werk mit ein paar sehr guten Momenten geworden, das (vereinzelt) neue Wege geht. Genau das hebt „Blind Rage“ aus dem, für Accept-Verhältnisse, Mittelmass heraus! Allerdings fehlt auf dem neusten Streich der über allem thronende Hit, wie es „Pandemic“ auf „Blood Of The Nations“ war. Trotzdem ein absolut empfehlenswertes Werk, wenn auch kein Klassiker. Legt euch die limitierte CD zu. Der ist noch eine 23 Songs umfassende Live-DVD beigelegt.
Tinu  
Punkte: 8.8 von 10
THE BURDEN REMAINS – Fragments
Czar Of Bullets/Irascible
Es lebe die Fortsetzung! Mit proggigen Parts angereicherter US-Thrash, mal näher bei Nevermore, mal näher bei Megadeth angesiedelt, so beschrieb ich den Sound von The Burden Remains, als diese 2011 ihr Debüt „Downfall Of Man“ veröffentlichten und fasste das als „Actionfilm für die Ohren“ zusammen. Knapp 3 Jahre und eine EP („The Bikini Blues-Sessions“, 2012) später gibt es mit „Fragments“ nun die inoffizielle Fortsetzung dieses Klang-Blockbusters. Schon der Opener „... And I Beheld the Strings“ macht dabei klar, dass sich das Fribourger Quartett noch weniger als bisher schon um stilistische Schubladen schert. Zumindest mir fällt kein Etikett ein, welches ich auf die wuchtigen Gitarren, die zwischen Growls und theatralischen, cleanen Parts changierenden Vocals, den erhabenen Refrain klatschen könnte. „Fragments“, Bruchstücke ist das Album getauft und das passt, jedoch nur im positiven Sinne. Zwar findet sich unter den 8 Songs keiner, in welchem straight vorwärts preschende Riffs oder heftige Grooves („A thousend Lives“) nicht von elegischen Melodien („Among the Shards“) oder anderen Überraschungen wie Radio-Einspielungen von einer Rede über die Schweizer Neutralität („Keep to the Script“) aufgebrochen werden, doch geschieht dies eben auf äusserst gekonnte Weise. Durch kluge Arrangements wird der Zuhörer durch alle Wechsel geführt. Zugegeben: Es braucht eine Weile, ein paar Durchläufe, bis die nicht nur von den Abläufen, sondern auch von den Sounds her komplexen Songs hängen bleiben. Doch genau dies sorgt eben auch dafür, dass man sich diesen metal-gewordenen Ballerstreifen, bei welchem übrigens auch Produktion und Aufmachung stimmen, nicht nur einmal reinzieht. So kann ich meine Aussage von vor drei Jahren nur wiederholen: Mit „Fragments“ haben The Burden Remains ein weiteres Mal so ansprechendes wie anspruchsvolles Actionfilm-Riffing rausgeballert.
Kissi  

Punkte: 8.8 von 10
RA - Collateral Damage
Bridge 9
Drei Jahre schon gibt es RA (Rude Awakening) aus New England, USA. Hardcore der alten Schule aus New York prägt das neue Werk. Die Riffs und die druckvolle Produktion sind unglaublich. Man wird förmlich weggepustet. Sehr coole Hightspeedattacken und die noch besseren Breaks gehören zum neuen Werk „Collateral Damage“. Wie gesagt ist die Energie von RA unglaublich, ich habe schon lange kein solches „Fist in your Face-Album“ mehr zu Hören bekommen. Terror und Madball könnte man hier als Einfluss nennen, aber RA sind in ihrer Musik einzigartig und ein Vergleich ist daher schwierig. Leute die auf kraftvollen Hardcore stehen, sollten - nein - müssen hier absolut zugreifen.
Daniel J.   

Punkte: 8.8 von 10
X-DRIVE – Get Your Rock One
Frontiers Records/Musikvertrieb
Potentielle Erfolgsgeschichten aus L.A. gab es in den Achtzigern zuhauf. X-Drive und deren Gründer, der bis dato unbekannte Gitarrist Jeremy Brunner, beweisen, dass dies auch anno 2014 möglich ist. Die Vorzeichen stehen gut, denn das Debüt-Album „Get Your Rock One“ hat es in sich. Als der aus Oregon stammende Jeremy in die Westküstenmetropole Los Angeles zog, kannte er keine Seele in Kalifornien, doch im Gepäck hat er eine Menge Songs mit grossem Potenzial, mit Herz und Seele. Er schaffte es, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, die den Tracks Kraft und Energie verliehen. Nebst J. Brunner besteht X-Drive aus dem Sänger Keith St. John von Montrose, Bassist James Lomenzo, der schon bei White Lion, John Fogerty, David Lee Roth, Ozzy Osbourne, Megadeth und Black Label Society in die dicken Saiten griff und Schlagzeuger Fred Fischer von Midline. Musikalisch hat sich X-Drive dem typischen Achtziger Heavy Rock verschrieben. Parallelen zu Ratt, Whitesnake, Def Leppard oder Van Halen sind durchaus vorhanden. Die Band hat dazwischen aber ihren ganz eigenen Weg gefunden. Dabei glänzt vor allem Gitarrero Jeremy mit jeder Menge catchy Riffs und filigranen Soli. Als perfekte Ergänzung entpuppen sich die bluesgetränkten, kraftvollen Vocals von Frontmann K. St. John. Vor allem aber hebt sich die Band durch ausnahmslos coole Songs hervor. Starke Melodien mit eingängigen Refrains wurden mit frischer, charismatischer Attitüde in Szene gesetzt. X-Drive machen ihrem Namen alle Ehre, besticht das Album doch durch enormen Drive. Vom ersten bis zum letzten Ton versprüht die Scheibe eine Menge Spirit ohne relevante Durchhänger oder Schwachpunkte. Echter und ehrlicher melodiöser Hard Rock auf höchstem Qualitätslevel, vom legendären Produzenten Andy Johns (Led Zeppelin) kurz vor seinem Tod astrein in Szene gesetzt. Nicht nur für Pink Cream 69 und Mr. Big Fans ein Muss.
Chris C.    

Punkte: 8.8 von 10
COLUMNS - Please Explode
Relapse Records/Non Stop Music
Huiuiui, ich hab da schon eine kleine Vorahnung, was auf mich zukommt, als ich mir die Trackliste von „Please Explode“, dem Debütalbum der US-Band Columns, anschaue: 16 Songs, die meisten nur um die zwei Minuten lang. Das stinkt doch förmlich nach Grindcore! Und davon ist denn auch tatsächlich eine gehörige Prise auf dieser Scheibe vorhanden. Aber das ist nur eine Zutat dieses zerstörerischen und wütenden Hassbrockens. Weitere sind brutaler Death Metal, einiges an Hardcore und etwas Thrash und sogar eine Prise rotzige Punkattitude. Das alles unter einen Hut zu bringen ist ein gewagtes und schwieriges Unterfangen - das Columns aber wirklich gekonnt meistern. „Please Explode“ ist ein authentisches, überzeugendes, ultra-aggressives Paket von sägenden Riffs, groovenden Moshparts, hämmernden Prügelattaken und überraschenden ruhigen Momenten, das von einem wirklich unfassbar guten und vielseitigem Vokalisten (Adam Cody) und einer geilen dreckigen und rauen aber dennoch irgendwie transparenten Produktion abgerundet wird. Der Sound des Vierers ist abwechslungsreich, spannend, interessant und anspruchsvoll - aber nicht zu komplex und anstrengend, sondern immer direkt in die Fresse. Diese Jungs sind anscheinend vor allem eines: richtig, richtig sauer. Auf die Welt, auf sich selbst, auf ihre Nachbarn, ihre Eltern, auf dich und mich. Das hier ist kein Witz, kein Bullshit: das ist Wut. Geil. Kaufen.
Lucie W.  
Punkte: 8.6 von 10
BLACK BOOK LODGE - Tundra
Mighty Music
Die Männer aus dem hohen Norden, genauer genommen aus Dänemark, veröffentlichen hier ihr Debüt-Album „Tundra“. Stonerrock gemischt mit Alternativ und einer kleinen Prise Grunge kreiert das musikalische Spektrum von Black Book Lodge. Speziell erwähnen muss man die formidable Gitarrenarbeit der Nordländer. Langsame Riffs a la Black Sabbath mit gefühlvollen Soli ergeben einen coolen Sound. Die Einflüsse von Black Sabbath sind omnipräsent aber nie wird einfach nur kopiert oder gar geklaut. Wer auf nicht zu trockenen oder staubigen Stonerrock steht, sollte hier mal reinhören.
Daniel J.  
Punkte: 8.6 von 10
XY – Sedunum
Galactical Records/Musikvertrieb
Hach ja, Samael – von den Jungs hat man ja jetzt auch schon ne Weile nix mehr gehört. Bald soll ja neues Futter für die Lauscher am Start sein, aber bis dahin muss man sich ja die Zeit irgendwie vertreiben, nicht? Wie wär’s denn beispielsweise mit klassischer Musik? Bevor jetzt die Puristen unter euch vor Schreck erblassen und ihre Manowar-Kissenbezüge als Abwehrschild vors Gesicht halten: Niemand Geringeres als Xytraguptor alias Xytras alias XY hat die Tracks komponiert und arrangiert, und er hat sogar sowohl ein ganzes Orchester wie auch einen kompletten Chor aufgeboten. Na, wenn das nicht mal episch wird! Und das wurde es auch: Was der geneigte Hörer auf „Sedunum“ zu hören kriegt, ist nichts anderes, als klassische Musik, episch inszeniert und, wenn man ganz genau hinhört, kann man die Handschrift des Meisters heraushören. Selbstredend ist diese Art der Musik nicht dazu geeignet, beispielsweise ein Barbeque musikalisch zu untermalen, aber für gemässigtere Stunden, wie auch immer diese ausfallen, bekommt man ein verdammt schönes Stück Musik vorgesetzt. Reinhören, entspannen, geniessen!
Toby S.  

Punkte: 8.6 von 10
ALESTORM – Sunset On The Golden Age
Napalm Records/Universal
Die schottischen Piratenmetaller verwöhnen uns mit einem weiteren Party-Album. Dieses bietet auf den ersten Blick die gewohnte Mischung aus treibenden Mitgröhl-Songs und schunkelnden Freibeuterhymnen. Neuerungen sind aber bei genauem Hinhören durchaus zu hören. So werden bei „1741 (The Battle Of Cartagne)“ erstmals Growls eingesetzt. Überrascht wird man von Alestorm vor allem mit dem Taio Cruz-Cover „Hangover“. Wetten, dass diese Interpretation künftig zu einen der obligatorischen Stimmungshöhepunkten an den Piraten-Konzerten zählen wird? Und dies obwohl im Mittelteil sogar gerappt wird. Aber auch die eigenen Kompositionen überzeugen. „Walk The Plank“ ist treibender Heavy Metal, während zu „Drink“ das Tanzbein geschwungen werden kann, bevor auch hier das Moshpit regiert. Die Textzeile „We are here, to drink you beer“ könnte zwar eher von Powerwolf denn von Alestorm stammen, zeigt aber, auf was diese Piraten wirklich scharf sind. Theatralisch episch a la „Captain Morgan‘s Revenge“ erklingt das bereits erwähnte „1741 (The Battle Of Cartagne)”. Dieses verfügt zudem über eine sehr starken Folk-Anteil und bildet einen weiteren Höhepunkt. Die restlichen Lieder können das Niveau durchaus halten, bleiben aber nicht ganz so lange in Erinnerung. Dasselbe gilt für den abschliessenden über elf-minütigen Titeltrack, der bei mir gesamthaft nicht zünden will. Wer den Musikstil von Alestorm bisher immer zu kindisch fand, wird auch mit dem neuen Album nicht warm. Wer aber die Piraten mit ihrem augenzwinkernden Schunkelsound versteht oder zumindest mitwippen kann, der findet auf Sunset On The Golden Age einen weiteren Meilenstein. Dieser beweist, dass Alestorm dem Freibeuter-Thema noch lange nicht überdrüssig geworden sind.
Roger W.  

Punkte: 8.5 von 10
ENTOMBED A.D. - Back To The Front
Century Media
Der Haussegen hängt offensichtlich gewaltig schief bei der Schwedentod-Institution Entombed - man hat sich tatsächlich so sehr verkracht, dass Entombed nun nicht mehr Entombed heissen dürfen, sondern Entombed A.D. Solche Geschichten kennt man ja von Drama-Queens wie Axl Rose oder Rhapsody, bei den Schweden hätte ich etwas mehr Verstand erwartet und nicht so ein Theater, dem wir eine Wartezeit auf das neuen Album von fast einem Jahr verdanken. Alex Hellid wurde wohl von LG Petrov aus der Band rausgeekelt und nun haben die beiden sich gar nicht mehr lieb und weil man sich ja dann auch nichts mehr gönnen mag, besteht Hellid darauf, dass der Name Entombed nur für die Originalformation verwendet werden darf. So kommt es, dass bei Entombed A.D. eigentlich alles so ist, wie wir es seit fast einem Jahrzehnt kennen, nur halt ohne Hellid. Der macht irgendwas mit einem Symphonie-Orchester, wie originell. Musikalisch bietet „Back To The Front“ glücklicherweise keine solch ernüchternde Enttäuschung wie das Gezicke der Band. Ganz im Gegenteil! Die Scheibe ist ein würdiger Nachfolger für das 2007 erschienene „Serpent Saints - The Ten Amendments“ - sollte es mit sieben Jahren Wartezeit auch sein - und schliesst stilistisch nahtlos daran an. Der Opener „Kill To Live“ klärt gleich mal die Fronten und beweist, dass Entombed A.D. auch ohne Hellid ihre Trademarks voll überzeugend auf den Punkt bringen können: Old School Death mit Melodie, viel Rumms und einer Prise Rock’n’Roll. Nicht alle Songs des Albums gehen direkt so ins Ohr wie dieser, aber alle überzeugen sowohl im Songwriting als auch durch die organische Produktion und vor allem auch durch Petrovs einzigartig geile Growls. Meist bewegt man sich im Midtempo-Bereich, unternimmt aber auch Ausflüge einerseits in groovigere, andererseits auch in prügelnde Gefilde. Die Scheibe hat alles, was man sich wünschen kann und beweist, dass A.D. hier ganz offensichtlich nicht für „ausser Dienst“ steht.
Lucie W. 

Punkte: 8.5 von 10
AMERICAN DOG – Neanderthal
Bad Reputation/Non Stop Music
Die in Columbus/Ohio ansässigen American Dog stehen aktuell bereits mit ihrem siebten Studiooutput auf der Matte. Obwohl man den musikalischen Wurzeln treu geblieben ist, hat man zwei Dinge zum Positiven verändert. Neu wurde ein zweiter Gitarrist ins Boot geholt und die Band fungiert entsprechend nun nicht mehr als Trio, sondern als Quartett. Zudem hat man mit dem ehemaligen Guns N'Roses Manager Doug Goldstein nun einen Mann an der Hand, der die Truppe auch kommerziell vielleicht ein Stück weiter bringen kann. Verdient hätten es die Jungs alleweil. Musikalisch bewegt sich die Truppe in der Schnittmenge von AC/DC, Motörhead und ZZ Top. Elementar ist das Kick Ass-Fundament, auf dem ein solides Blues-Gerüst aufgebaut wird. Die Nähe zu Rose Tattoo ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Überzeugend sind in erster Linie die lauten Gitarren mit jeder Menge fetten Riffs und bluesigen Soli. Zudem versprühen die dreckigen Vocals jede Menge Charisma. Power und Groove sind unter dem Strich die Attribute, die American Dog zu einer heissen Rock'N'Roll Band machen. Aber auch im Bereich des Songwriting hat die Truppe schon immer ihre Hausaufgaben gemacht, auf diesem Album noch besser und konstanter als auch schon. Eigentliche Füller sucht man jedenfalls vergeblich. Mit Songs wie „Carnivore“, „Who's She Killing“, „Sun Won't Shine“, „Dog Eat Dog“ oder „Start To Bleed“ hat man einige Songs mit hohem Wiedererkennungswert auf der Hinterhand. Für die qualitativ hochstehende optische Umsetzung des Albumtitels „Neanderthal“ konnte man den Fantasy- und Sience Fiction-Künstler Frank Frazetta gewinnen, der auch schon Covers für Molly Hatchet, Nazareth, Yngwie Malmsteen oder Wolfmother gemalt hat. Saucoole Scheibe!
Chris C. 

Punkte: 8.5 von 10
FAIR WARNING – The Box (5 CDs)
Steamhammer/Musikvertrieb
Die Deutschen Fair Warning gingen in Mitteleuropa immer etwas unter und wurden zu Unrecht von den Metal-Fans verschmäht. Gleich wie Europe wurde die Truppe um Sänger Tommy Heart als Weichspüler abgestempelt. Die 1991 gegründete Combo um den ehemaligen Zeno-Bassisten Ule W. Ritgen und den ehemaligen V2-Sänger Tommy Heart sowie die beiden Gitarristen Helge Engelke (Dreamtide) und Andy Malecek (Last Autumn’s Dream) und Schlagzeuger Jürgen C.C. Behrens gehörte vorallem in Japan zu den ganz grossen Nummern. Anscheinend traf der Gitarrensound genau den Geschmack des japanischen Publikums. Mit Ausnahme des letzten Studiowerks „Sundancer“ sind die restlichen sechs Studioalben nur noch sehr schwer erhältlich, meist nur als Export aus Japan. „The Box“ bietet nun die Möglichkeit, die Studio-Alben Nummer drei bis sechs („Go!“, „Four“, „Brother’s Keeperì, „Aura“) plus die Live-Scheibe „Live And More“ käuflich zu erwerben. Somit bleibt nur die Beschaffung der beiden ersten Scheiben „Fair Warning“ und „Rainmaker“ ein schwieriges Unterfangen, wenn man den Backkatalog von Fair Warning vollständig haben möchte. Hört man sich die vier Studiowerke an, bemerkt man, dass neben den fantastischen Harmonien auch mal kräftig gerockt werden kann. „Wait“, „Heart On The Run“, „Don’t Keep Me Waiting“, „In The Dark“, „Station To Station“, oder „Follow My Heart“ sind ein paar Beispiele, die zeigen, dass auch Deutsche das gleiche Flair haben können wie Triumph oder Journey. Einfach europäischer und somit rockiger! Für knappe 25.- Franken könnt ihr hier fünf geile Rockscheiben erwerben, bei denen auch die Livequalitäten der Truppe zur Geltung kommen. Speziell hier wird klar, welch tolle Saitenakrobaten die beiden Gitarristen sind. Und dass Tommy den freien Sängerjob bei Gotthard nicht bekommen hat, bleibt wohl immer eines der ganz grossen Rätsel des Hard Rock. Wahrscheinlich war er einfach zu gut für die Tessiner…
Tinu   
 
Punkte: keine Wertung
SOLEDOWN – Mudbox
Sonic Revolution/Non Stop Music
Interessant, sehr interessant. Von unserem nördlichen Nachbarn kommt ein Sound, den man nicht zwingend dort vermutet hätte – Soledown spielen Grunge im modernen Gewand, aber mit dem alten Spirit plus einem gehörigen Schuss Stoner. Heruasgekommen ist ein Debut, das man nicht als solches erkennt: Die Strukturen sind ausgefeilt, die Mucke dröhnt sauber abgemischt aus den Boxen, man kann die Instrumente auseinander halten – und der Sänger hat eine geil derbe Stimme, die irgendwo zwischen Sully Erna (Godsmack) und Layne Staley bzw. William DuVall (Alice In Chains) einzuordnen ist. Geiler Stoff ist „Mudbox“ auf jeden Fall, denn hier wird nicht nur gebrettert, sondern auch mal den Fuss vom Gaspedal genommen und melodisch, aber dennoch treibend gezockt („More Than This“). Mit „RNR Cliché“ hat man sogar Anleihen an Nu Metal im Gepäck – ob das notwendig gewesen ist oder nicht, darüber lässt sich streiten, solche Ausreisser verpassen aber dem Ganzen einen eigenen Anstrich, denn man verlässt die Ursprünge nie vollends. So, mehr muss nicht gesagt werden: Wer auf derberen Grunge-Sound und Stoner Rock steht, der muss fast ein Ohr riskieren, denn verdient haben es die Deutschen auf jeden Fall! Und selbst wer eher skeptisch diesen Musikrichtungen gegenübersteht, sollte wenigstens mal kurz reinhören – es lohnt sich!
Toby S. 

Punkte: 8.5 von 10
MIRACLE MASTER – Tattooed Woman
ZYX Records
Die Gitarren rauchen! Das, was Miracle Master hier beim Opener „Come Alive“ von sich geben, kann sich schon mal hören lassen. Ein cooler Track, der beweist, dass hier keine Greenhorns die Songs geschrieben haben. Schlussendlich ist diese Band quasi die Nachfolgetruppe von Pump, einfach nur mit einem neuen Shouter. Auch mit „Fly Away“ beweist die Truppe ein geschicktes Händchen für fette Riffs und packende Melodien. Dabei sticht Sänger Oliver Weers heraus, der mit seinem kräftigen und leicht kratzigen Organ den Songs einen edlen Überzug verleiht. Aber auch die Soloarbeit von Selly Bernhardt muss erwähnt werden. Filigran aber immer songdienlich haut der Sologitarrist einen packenden Moment nach dem anderen aus seinem Arbeitsinstrument. Die Highlights auf „Tattooed Woman“ sind „Stay With Me“, „Forgive Yourself“, das schnelle „Miracle Master“, der fetzige Titelsong und „We All Touch Evil“ (erinnert an W.A.S.P. – Hammer Solopart!). Hauptsongwriter Aki Reissmann hat hier einige Perlen aus dem Ärmel gezaubert. Damit wird er (noch) nicht bei den ganz Grossen anklopfen können, übertrumpft aber unzählige, die das Gleiche versuchen. Freunde von Sounds der Sorte Slash, Alter Bridge oder knackigen Achtziger-Rocksongs sollten in Miracle Master unbedingt rein hören.
Tinu 

Punkte: 8.5 von 10
TEST OF TIME - By Design
Bridge 9
Die Bostoner Straight Edge-Post-Punker veröffentlichen mit "By Design" ihr Debut. Test of Time spielen dreckigen und nach vorwärts gerichteten Garagen-Punk. Schnörkellos und ohne Wert auf eine fette Produktion zu legen, prügeln sich die Amerikaner auf ihrem Erstling durch die Songs. Test Of Time klingen nach Oldschool und haben sich ganz klar an ihren Vorbildern von Bane, Youth of Today und In My Eyes orientiert. Das heisst zwar, dass man von den Amis nichts zu hören kriegt, was noch nie da gewesen ist, jedoch beherrschen sie das "kopieren" in derartiger Perfektion und haben gleichzeitig eine eigene Note, so dass man nach nur einem Album und zwei Jahren Bandgeschichte sagen kann, dass Test of Time - oder zumindest ihr Erstwerk "By Design" - zu den Klassikern gehört.
Steve Butcher 

Punkte: 8.5 von 10
CRYSTAL EYES – Killer
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Schweden Crystal Eyes gehörten zu meinen Lieblingen in Sachen CD-Kritiken, denn diese Band bringt immer wieder hervorragende Alben auf den Markt, die das Reviewer-Herz höher schlagen lassen. Grösserer Erfolg blieb bisher leider dennoch aus. Das Potential, dieses Manko zu beseitigen, besitzt auch das neue Album. Wer beim Album-Titel gleich an Iron Maiden denkt, liegt richtig. Klangen frühere Alben noch ähnlich wie die Faröer Tyr, steht nun die Eiserne Jungfrau Pate. Beste Beispiele dafür sind der Titeltrack und „Warrior“, aber auch der Mittelteil von „Hail To Fallen“. Dass Crystal Eyes trotzdem nicht wie eine billige Kopie klingen, ist ihnen hoch anzurechnen. Den Rumpeltitumpelti-Heavy Metal beherrschen Crystal Eyes aber in Perfektion. Ein weiterer Grund für die Maid’sche Nähe ist die erneute Übernahme des Mikrofons durch Gitarrist Mikael Dahl. Dieser klingt zwar nicht wie Bruce Dickinson, gibt dem Gesamtsound aber einen neuen Klang. Zu den Höhepunkten auf Killer zählen neben den bereits erwähnten Stücken das mit einem Hammer-Refrain ausgestattete „Spotlight Rebel“ und das ruhige tragende „Dreamers On Trial“. Abgeschlossen wird das Album durch den Stampfer „Dogs On Holy Ground“, welcher die Stärken von Crystal Eyes nochmals vereint. Liebhaber von modernem Metal oder härterem Sound können einen grossen Bogen um diese Scheibe machen. Wer aber guten 80er-Jahre Heavy Metal mag, wird an Killer seine Freude haben.
Roger W.    

Punkte: 8.0 von 10
FOZZY - Do You Wanna Start A War
Century Media/Universal
Was vor bald mal fünfzehn Jahren eher als Spass gedacht war, hat sich in den letzten Jahren zu einer ernsthaften Band gemausert. Die Amis, die sich mit Wrestling-Star Chris Jericho schmückten, bewiesen in der Folge, dass sie es durchaus drauf haben. Nachdem das Spielen von Covers zu langweilig wurde, machte sich Gitarrist Rich Ward daran, eigene Songs zu schreiben und Herr Jericho machte dann nicht nur im Wrestling-Ring eine gute Falle. Man verstand in der vergangenen Zeit bis in die Gegenwart, wie sich beide Seiten, also die Musik und das Wrestling, gewinnbringend vereinen liessen. Als der Stellenwert der Band Fozzy stieg, schraubte Chris den Anteil des Wrestlings zurück. So ergab sich die benötigte Zeit, damit man entsprechend auf Tour gehen konnte. Dies fand dann eher in der Heimat statt, aber die Amerikaner standen auch schon auf europäischen Bühnen, mitunter beim BYH!!!-Festival Ausgabe 2002. «Do You Wanna Start A War» ist nun das siebte Album und glänzt einmal mehr mit abwechselndem Sound, der sich in der Schnittmenge zwischen hartem Rock und Metal mit einer Prise Moderne bewegt. Selbst vor ein paar Elektro-Samples, wie beim Opener und Titeltrack, schreckte man nicht zurück. Doch bereits hier wird ein catchy Refrain aufgefahren und das Ding groovt dann auch gleich saumässig. Dazu lässt sich natürlich optimal abtanzen und das nachfolgende «Bad Tattoo» bratzt einem ebenso schwer wie heftig mit Doublebass-Drumparts in die Gehörgänge. Eine leicht psychedelische Bridge unterbricht das Geschrammel und zeugt von einem wirklich ausgearbeiteten Song. «Lights Go Out» bedient sich danach, trotz elektronischem Beigemüse, beim Hauptriff offensichtlich beim Klassiker «Roots Bloody Roots» von Sepultura. Dank den Top-Vocals von Mr. Jericho kann man diesen Song trotzdem positiv abhaken. Spätestens bei der melodiösen Halbballade «Died With You» höre ich dann etwas P.O.D. oder mehr noch die Post-Grunger Puddle Of Mudd heraus. Fozzy lassen sich jedoch nicht eindeutig schubladisieren und spielen einfach, was eben Spass macht. Darum ist der jeweilige Wechsel zwischen Rock und Metal fliessend und weist dennoch einen roten Faden auf. Sackstark ist «One Crazed Anarchist» geraten, das nebst harten Riffs und rapartigem Gesang (!) wiederum einen sehr melodiösen Refrain auffährt und sich wohltuend im Gehörgang festsetzt. Vergleichbares wird auch bei «Unstoppable» geboten, wo überdies Christie Cook passende weibliche Leads beisteuert. Fans der alten Stunde werden ob dieser "Anbiederung" ans Radio womöglich die Nase rümpfen und die Kollegen von Five Finger Death Punch sind um einiges rauer, aber nicht weniger eingängig. Ob nun nötig oder nicht, darüber lässt sich streiten, aber das ABBA-Cover vom Smash-Hit «S.O.S.» klingt echt gut und beweist einmal mehr, wie genial die Schweden gewesen sind. Zum Schluss gibt es mit «Witchery» nochmals ein fettes Brett vor den Latz geknallt. Fazit: Ich sehe es grundsätzlich wie Fozzy: «Do You Wanna Start A War» macht definitiv Spass, allerdings ohne Anspruch auf einen kommenden Klassiker der Musikgeschichte.
Rockslave     
Punkte: 8.0 von 10
SLAUGHTERDAY - Ravenous
FDA Rekotz
Nach dem Debut "Nightmare Vortex" im Dezember bringt das deutsche Death Metal-Duo Slaughterday die heiss erwartete Nachfolge-EP "Ravenous" heraus. Slaughterday spielen klassischen Death Metal der Spitzenklasse, der den Legenden des frühen Deaths in Nichts nachsteht, aber auch durch eine angenehm gute und moderne Produktion überzeugt. Die vier Songs, die man auf "Ravenous" findet, strotzen vor rohen, schnellen und groovenden Riffs, die genretypisch ein wenig amelodisch daherkommen, sowie melodiösen Soli in bester Klassikmontur. Gepaart mit den genialen und tiefen Growls ergibt das ein würdiges Häppchen bis zum nächsten Album.
Steve Butcher     
Punkte: 8.0 von 10
WAMI – Kill The King
Metal Mind Records
Mit arabischen Klängen startet das Debütalbum von WAMI. Hinter diesem Namen verbergen sich so illustre Musiker wie Doggie White (Gesang – MSG, Yngwie Malmsteen, Rainbow), Vinnie Appice (Schlagzeug – Heaven And Hell, Dio, Black Sabbath), Marco Mendoza (Bass – Thin Lizzy, John Sykes) und Iggy Gwadera (Gitarre). Schon auf dem Eröffnungstrack „Exodus (The Red Sea Crossing)“ kann Doggie seine kräftige Stimme bestens in Szene setzen und beweist gleich mal, wer hier der grösste Star in diesem Ensemble ist. Die schwerfälligen Rhythmen des Openers passen gut dazu und klingen nach einer Mischung aus einem alten Rainbow-, Black Sabbath-, oder Yngwie Malmsteen-Track. „The Rider“ geht dann in bester „We Rock“-Manier (Dio) los und überzeugt mit einem mächtigen Chorus und einem fulminanten Gitarrensolo-Teil. Auch auf einem ganz hohen Level bewegen sich die Ballade „Guardians Of Your Heart“, das mit einem klassischen Riff startende „Heart Of Steel“, das mit Dudelsack-Klängen eröffnende „The Resistance“ und das schnelle „Get Out Of May Way“. Der Vierer revolutioniert nicht die Musikszene, aber für ein sehr gutes Album reicht es allemal. Leider können wir hier von einem reinen Projekt ausgehen, bei dem sich der polnische Gitarrist Iggy Gwadera seine Sporen mit renommierten Muckern abverdienen will. Ob und wem man damit hier einen Gefallen tut, wird sich zeigen. Der Qualität des Albums tut dies aber keinen Abbruch.
Tinu     
Punkte: 8.0 von 10
TRIOSCAPES – Digital Dream Sequence
Metal Blade/Sony Music
Diese Scheibe, die eindeutig dem Jazz zuzuordnen ist, wird vom Label Metal Blade veröffentlicht. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass der Hauptprotagonist Dan Briggs den Bass bei Between The Buried And Me bedient. Der Name Trioscapes ist Programm, denn zusammen mit Walter Fancourt (Tenorsaxofon/Flöte) und Matt Lynch (Drums) kreiert Briggs ausladende klangliche Traum-Landschaften. Dabei gehen die drei recht progressiv und abwechslungsreich zu Werke. Schon das Fehlen von Gesang und Gitarren sollte Anhaltspunkte geben, wohin diese digitale Traum-Sequenz führt. Dabei scheint mir einzig der Begriff «digital» fehl am Platze zu sein, denn die Stücke klingen alles andere als digital. Kris Hilbert (Aufnahmen) und Jamie King (Mix und Mastering) verstanden es meisterhaft, die Band organisch und warm klingen zu lassen, ohne den rauen und dynamischen Charakter glattzubügeln. Dem Genre entsprechend ist Digital Dream Sequence kein leichter, kurzfristiger Genuss. Mit etwas Geduld und offenem Geist könnte diese Scheibe aber zum nachhaltigen und immer wieder gehegten und gepflegten Kleinod manches gestanden Metallers werden!
Mac     
Punkte: 8.0 von 10
ENGLISH DOGS - The Thing With Two Heads
Candlelight Records/Irascible
Wenn sich eine Band in 30 Jahren Bandgefüge drei Mal trennt und drei Mal wieder zusammenfindet, ist das schon mal nicht schlecht und zeugt von einer gewissen Familienzusammengehörigkeit. Die Engländer beherrschen ihre Instrumente bestens und sind auch soundtechnisch genug routiniert, um ein gutes Album zu erschaffen. Musikalisch ist man mit Hardcore und altem Thrash Metal verheiratet. Die elf Songs sind dann auch gut arrangiert, vielfältig und lassen sich in einem Durchgang hören. Was vielleicht fehlt, ist ein richtiger Hit, der einem nicht wieder loslässt, sondern immer wieder in seinen Bann zieht. Alles in allem ist diese Platte solide Arbeit und wird bei den Fans gut ankommen.
Daniel J.     

Punkte: 8.0 von 10
BELPHEGOR - Conjuring The Dead
Nuclear Blast/Warner
Studioalbum Nummer X der Salzburger Black/Death-Institution ist einmal mehr BELPHEGOR pur, so assi wie Össi, und obwohl die Trademarks der neueren Alben weiterhin gelebt werden (flirrende, vibrierende Gitarrenläufe, tolle Soli, jede Menge Dynamik, abwechslungsreicher Gesang) scheint sich beim auch schon über 20-jährigen Dämonenkommando meines Empfindens nach langsam ein bischen Altersmilde eingeschlichen zu haben. Nicht falsch verstehen, noch immer wird insbrünstig die Fleischpeitsche geschwungen und schwer aufs Gaspedal gedrückt. Auch kicken die neun Songs und das kurze Interludium über die Gesamtspielzeit von 37 Minuten ordentlich Arsch, nichtsdestotrotz rauscht "Conjuring The Dead" völlig überraschend an mir vorbei... und dabei will ich diese Plattte eigentlich gut finden. Jedoch vermisse ich diese sehr spezielle, fiese Garstigkeit der letzen Veröffentlichungen, diese immer wieder aufhorchen lassende dunkle Aura, diese liebgewonnene Friss-oder-stirb-Attitüde die einem fast durchgehend wohlige Schauer bescherte. Aber das ist meine persönliche Meinung, vielleicht ein reines Luxusproblem meinerseits oder liegt an der unterirdischen Qualität des Vorab-mp3-Files (ich hoffe insbrünstig das originale Endprodukt tönt besser). Bestehende Fans können mit der Anschaffung von "Conjuring The Dead" daher eigentlich nicht viel falsch machen, und wem die Band bisher immer zu radikal war sollte der Truppe doch nochmal eine Chance geben, es könnte sich lohnen. Ein stabiles, gutklassiges Album, aber in meiner Sammlung nicht die Nummero Uno. Reinhören und selbst entscheiden!
Hardy    

Punkte:
7.9 von 10
BURDEN OF GRIEF - Unchained
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Kassler von Burden of Grief feiern dieses Jahr tatsächlich schon ihr 20-jähriges Bestehen - wie die Zeit vergeht! „Unchained“ ist denn auch schon der sechste Longplayer der Melodic Death Thrasher und beweist eindrücklich, dass hier ganz und gar keine unerfahrenen Jungspunde am Werk sind. Melodiebögen, Soli - vor allem Twin-Soli - und eingängige Riffs sind eindeutig die grosse Stärke des Fünfers, dennoch kommen auch die Death- und Thrash-Elemente (z.B. bei „Your heaven is gone“) nicht zu kurz und man beherrscht sogar rockige, rifflastige Nummern wie z.B. „Fearless Heart“. Alles bleibt aber immer grundsätzlich der Göteborg-Schule des Melodic Death verpflichtet, und das steht Burden of Grief auch am besten. Die Stimme von Mike Huhmann ist durchgängig gut und solide, wenn auch nicht sehr variabel - was aber auch nicht sein muss. Die Produktion von Dan Swanö ist richtig fett geworden und klingt breit und brachial. Neben den neun regulären Songs sind mit „Another Way To Die“ und „Neon Knights“ (Black Sabbath) zwei Bonustracks auf dem Limited Digipack zu finden, die Burden Of Grief gekonnt im eigenen Stil interpretieren. Experimente machen Burden Of Grief auch mit „Unchained“ keine, was aber völlig in Ordnung ist, denn obwohl sie konsequenter als andere dem Göteborg-Stil verpflichtet sind, klingen sie eigenständig und schaffen Songs, die gut im Ohr bleiben. Melodic Death-Fans können hier unbesorgt zugreifen.
Lucie W.    

Punkte:
7.8 von 10
GRIFTER – Return Of The Bearded Brethren
Ripple Music
Das Trio aus England spielt auf ihrem Zweitling (nach etlichen EPs und einer Vinyl-Scheibe) eine Mischung aus alten Black Sabbath zu Dio-Zeiten und moderneren Kapellen wie Black Stone Cherry oder Dropbox, auch schleichen sich immer wieder mal Stoner-Zitate der Marke Godsmack ein, allerdings nicht die derben, sondern die gemässigteren. Und wisst ihr was? Der Stoff knallt schön rein! Nur schon der erste Track „Black Gold“, macht klar, was die Stunde geschlagen hat: Einleitung per Drumming, dann Einsatz von rockenden Gitarren, und als Krönung eine Stimme, der man die Jahre an Erfahrung abnimmt, die man hineininterpretieren kann. Klingt echt locker und hakt sich in den Gehörgängen fest. Mit der Steel-Gitarre geht’s dann in „Paranoiac Blues“ weiter. Wieso man allerdings einen Song „Princess Leia“ nennt, bleibt mir weiterhin ein Rätsel. Der Rausschmeisser „Fairies Wear Boots“ allerdings ist das Leckerli am Schluss der Scheibe, weil hier alle Register erneut gezogen werden. Klar könnte man mäkeln, dass sich die Songstrukturen allesamt ziemlich ähneln, aber bei Grifter „übrigens ein englischer Begriff für Gauner oder Trickbetrüger) macht das erstaunlicherweise nichts aus – die Platte ist kurzweilig, rockt die staubigen Strassen und lässt sich am besten bei einem kühlen Bier in der favorisierten Rockbar geniessen. Well done, lads!
Toby S.  

Punkte:
7.5 von 10
KNIFEWORLD – The Unraveling
InsideOut Music
Knifeworld fahren schräg ein mit ihrem Sound, der sich letztlich auf Bands wie die Beatles und King Crimson zurückführen lässt. Somit ist auch bereits gesagt, dass es sich hier keinesfalls um Prog moderner Prägung handelt. Musikalisch verwurzelt in den 60er Jahren steuert der 1971 im Iran geborene Brite Korvus Torabi seine Band durch alternative und psychedelische Gefilde. Dabei unterstützt ihn seine Mannschaft sowohl mit traditionellen Rockinstrumenten, als auch mit Fagotten, Saxophonen, Streichern und weiblichen Gesangsharmonien. Das ergibt einen unverfrorenen Mix, der sowohl unvorhersehbar wie auch zuckersüss ist. Der umtriebige Torabi ist in England eine Szenegrösse, die neben vielen anderen Dingen das Plattenlabel Believers Coast führt und mit Snookerlegende Steve Davis (sic!) eine zweistündige wöchentliche Radioshow über Avantgarde- und Experimental-Musik präsentiert. Seine Musik passt absolut zu seinem vielschichtigen Leben. Ich kann diese Platte empfehlen, mahne aber zur Vorsicht aus zwei Gründen: Erstens muss man sich erst mal in das Universum von The Unraveling reinhören und zweitens ist der Sound meiner Vorabfiles arg drucklos, was hoffentlich beim definitiven Album nicht der Fall sein wird.
Mac  
Punkte:
7.5 von 10
ZOLTAN – Tombs Of The Blind Dead (EP)
Rise Above Records
Der Gruselfaktor von Horrofilmen, das geht oft vergessen, ist nicht zuletzt von einem abhängig: vom Sound. Ohne verdächtige, bedrohliche, unheilvolle oder markerschütternde Klänge käme einem bei den meisten Slashern bald das Gähnen. Zoltan wissen um den Wert dieser beunruhigenden Filmmusik. Auf ihrer aktuellen EP „Tombs Of The Blind Dead“ hat sich die Truppe aus London ganz und gar der retro-musikalischen Gänsehaut-Bescherung verschrieben. In vier instrumentalen Tracks, allesamt betitelt nach den vier Teilen der obskuren „Blind Dead“-Filmreihe des spanischen Horror-Regisseurs Amando de Ossorio, lernt das Trio das Fürchten. Wummernde Bassläufe treffen dabei auf kreischende, heulende oder dröhnende Synthies und Keys, darunter rasselt das Drum. Als Metal bezeichnen kann man klanggewordenen Angstzustände zwar nicht, doch knüpfen Zoltan mit ihrem Schaffen an eine Tradition an, die seit den Anfangstagen der Rockmusik mit dieser verbandelt ist. Vor allem italienische Bands wie Jacula oder Goblin zelebrierten bzw. zelebrieren seit den 70's die Verbindung von Prog Rock, Doom und Horror-Soundtrack und haben damit so manche Riff-Grösse inspiriert. „Tombs Of The Blind Dead“ ist nichts für jedermann. Wer aber auf 70's Prog mit abgedrehten Synthies genauso steht wie auf John-Carpenter-Filme, der darf nicht nur, sondern muss ein Ohr riskieren. Nur vielleicht nicht gerade auf dem spätnächtlichen Nachhauseweg von der Bar. Spontan auftretende Panikattacken können nämlich nicht ausgeschlossen werden.
Kissi
 
Punkte:
keine Wertung
SAGA - Saga City
Ear Music/Phonag Records
Die Kanadier mögen, respektive haben ihre grossen Jahre hinter sich gelassen, aber sie sind immer noch eine feste Grösse in der Musiklandschaft. Das Intermezzo mit dem Aus- und wiedereinstieg von Michael Sadler ist ebenso Geschichte und die Band stets voller Tatendrang. Zwei Jahre nach dem Album 20/20 (dessen Titel übrigens nichts damit zu tun hatte, dass es das zwanzigste Album war, sondern Bezug auf die behandelte Sehschwäche von Jim Gilmour nahm) folgt nun «Sagacity». Die Frage hierzu war, ob sich der härtere Sound der letzten Zeit fortsetzen oder wieder mehr das Keyboard im Zentrum stehen würde. Beim Opener «Let It Slide» halten sich Keyboard und Gitarre zu Beginn noch die Waage, aber es dauert keine Minute, bis Ian Crichtons Klampfe wiederum den Lead übernimmt und das Ganze recht hart klingt. «Vital Signs» ist darauf etwas gemässigter, aber auch hier ist der Gitarrensound, wenn auch mit einem etwas gar blechernen Klang, klar im Vordergrund. Richtig typisch nach Saga klingt «It Doesn't Matter (Who You Are), das von Jim Gilmour gesungen wird und mit einem fast etwas jazzigen Solo von Crichton aufwartet. Akustische Gitarrenparts enthält derweil «Go With The Flow», das sich zunächst wie ein Song von Cat Stevens anhört, ehe es dann wieder abrockt. Bei «Press 9» darf wieder Jim Gilmour mit den nächsten Leads an den Start gehen und ich finde es grundsätzlich gut, dass dies beibehalten wird, obwohl es klar ist, dass die Stimme von Michael Sadler diejenige ist, die nicht ersetzt werden kann. Allerdings ist es gleichzeitig offensichtlich und mit Wehmut behaftet, dass das Kollektiv schon länger keine Hits mehr zu schreiben vermag. Somit reiht sich halt auch «Sagacity» in die Reihe der zwar ohne Zweifel guten, aber nicht aussergewöhnlichen Alben des reichhaltigen Backkataloges von Saga ein. Reizvoll ist hingegen die wiederum hochstehende Produktion, die, sollte es dieses Teil hoffentlich ebenso auf Vinyl geben, den mehrheitlich toll eingefangenen Bass von Jim Crichton und die erstmalig vorhandenen Drums von Mike Thorne bestimmt zum audiomässigen Genuss werden lässt. Saga-Fans werden sich dieses Album auf jeden Fall so oder so krallen und sich, wie ich mich auch, bestimmt fragen, wie die Setliste der kommenden Tour bestückt sein wird.
Rockslave  

Punkte:
7.5 von 10
NOVEMBER’S DOOM – Bled White
The End Records
Die Amis sind echt ein Fall für sich – sie bringen immer mal wieder Alben heraus, aber aus dem Untergrund-Status scheinen sie nie zu kommen. Am Material kann es nicht liegen, denn das ist in der Regel immer hochkarätig, dunkelschwarze Juwelen aus den tiefsten Abgründen der menschlichen Seele… Nun, „Bled White“ stellt mittlerweile das neunte Album der Truppe dar, und ich muss gleich eines vorweg sagen: Es ist zugänglicher als beispielsweise noch „Aphotic“ (dieses Album erschliesst sich mir selbst nach zig Durchläufen immer noch nicht), aber weniger eingängig wie „The Pale Haunt Departure“ oder „Into Nights Requiem Infernal“, um die letzten Outputs zu nennen. Auf die älteren Scheiben gehe ich gar nicht erst ein, die stehen eh für sich und können nicht mehr als Vergleich herangezogen werden. Leider gibt es nur wenige Tracks, die hervorstechen und „Bled White“ somit in höhere (Wertungs-)Sphären emporheben würden, als Beispiel seien dennoch „Animus“ (mit schöner Horror-Melodielinie) oder auch der Titeltrack zu nennen, auch „Just Breathe“ kann überzeugen – die restlichen Tracks sind entweder austauschbar oder haben sich mir auch noch nicht erschlossen. Was aber klar sein muss: Die Amis beherrschen ihr Handwerk des düsteren Death/Doom nach wie vor, und die Gesangspassagen sind so abwechslungsreich wie eh und je – wie gesagt, es fehlt (zumindest) für mich an einer grösseren Differenzierung. Oder einfach solche ehemaligen Highlights wie „Silent Tomorrow“, „Not The Strong“ oder „For Every Leaf That Falls“… Kritik auf hohem Niveau, ich weiss. Selber antesten und entscheiden heisst hier die Devise, denn wer auf melodischen Death/Doom-Mix steht, der ist mit November’s Doom nach wie vor sehr, sehr gut bedient.
Toby S.  

Punkte:
7.5 von 10
CORRUPT MORAL ALTAR - Mechanical Tides
Season Of Mist/Irascible
Crustiger Grindcore mit sludgigen SloMo-Versätzen, ein paar wenigen elektronischen Einsprengseln und Gangshouts wie ihn nur Engländer produzieren können. Aus Liverpool genauer gesagt stammt dieser Vierer und legt unter Season Of Mist sein Debutalbum auf unsere Plattenteller. Erinnert mich immer wieder an eine gesunde Mischung aus Entombed und alkoholisierten Napam Death und es macht ziemlich Laune diesem gehetzten Bastard beim instinktiven Ungeziefervernichten zuzuhören. Zwölf Songs und ein kurzes, ruhiges Instrumental brechen dir innert 44 Minuten mit Insbrunst beide Hähnchenflügel und schäumen vor lauter Testosteron, Bier und Energie geradezu über. Alkohol in all seinen Facetten scheint sowieso einer der Haupttreibstoffe von CORRUPT MORAL ALTAR zu sein (nebst gepflegtem Fünfblatt-Worshipping natürlich), dementsprechend ist die räudige Gangart (bei guter Produktionsqualität) logisch zu erklären. "Mechanical Tides" ist daher wirklich kein Album für Pussies, sondern mehr für alle Freunde des gepflegten Lärms die es vorziehen ihre Musik mit dem Bauch zu hören und auch einer kleinen, freundschaftlichen Schlägerei nicht abgeneigt sind. Reinhören empfohlen!
Hardy
   
Punkte:
7.5 von 10
KING OF ASGARD – Karg
Metal Blade/Sony Music
Das dritte Album der Schweden hat etwas von einer Zeitreise. Vor ungefähr zehn Jahren, als man noch nicht vom Retro-Boom sprach, sondern diverse Wikingerhorden ihre Ahnen besangen und den nordischen Göttern huldigten, hätte dieses Album sicher einige Fans gehabt. Die Lieder wirken kompakt und durchdacht, ohne dabei abertausend Keyboard und Gitarrenspuren übereinander legen zu müssen. Die Gitarren orientieren sich an frühem Black Metal, greifen daher auch immer wieder auf rockige Rhythmen zurück (Venom oder Bathory lassen grüssen). Keyboards werden, wenn überhaupt, nur als Effektgerät eingesetzt, womit die Songs eher naturbelassen und ursprünglich wirken. Der fehlende Bombast, zusammen mit den folkig anmutenden Rhythmen, erhebt Karg weit über die Schlager singende Konkurrenz. Kein Vergleich also zur neuen Equilibrium. Dafür finden sich Einherjer und vielleicht auch einige Songs von Kampfar im selben Regal. Im Verhältnis zum Vorgänger klingt das Album basslastiger, was dem Klangbild gut zu Gesicht steht. Dadurch kriegen Lieder wie ‚Highland Rebellion‘ und ‚The Heritage Throne‘ einen ganz eigenen, stampfenden Vibe. Kurzum, es handelt sich um eine gelungene, eingängige und dennoch abwechslungsreiche Entwicklung des letzten Albums. Ob das heutzutage auch noch gefragt ist, oder ob die Fans lieber zu Saufliedern schunkeln, kann ich nicht sagen. Potential hat die Scheibe auf jeden Fall.
Tristan   

Punkte:
7.3 von 10
BLOOD GOD – Blood is my Trademark
Massacre Records/Musikvertrieb
Blood God ist der Hard Rock/Heavy Metal-Ableger von Debauchery. Die Band huldigt ihren Vorbildern Motörhead und AC/DC. Und tatsächlich: Wenn seine Band im Stile unserer allseits geliebten Aussie-Boys zockt, klingt Mr. Debauchery wie der Bruder von Brian Johnson. Für den fetten, erdigen Sound zeichnet Dennis Ward (Krokus, Unisonic) verantwortlich und es gelingt ihm, einen passenden, fokussierten Klang für die rockigen Songs bereitzustellen. Die Songs selber sind recht einfach gestrickt. Passend dazu wird auch das Debauchery-Klischee der halbnackten Blood Babes weitergeführt. Die Stücke besitzen durchaus Unterhaltungswert, das ist es dann aber auch schon. Mit Nachhaltigkeit sollte hier eher nicht gerechnet werden. Blood God ist was für zwischendurch und für die Bühne. Ein besonderes Schmankerl gibt es für Fans auf dem limitierten Digipack in Form einer Bonus-CD, die alle Songs nochmals enthält, diesmal singt Thomas Gurrath aber nicht wie Brian Johnson’s Bruder, sondern mit der Debauchery-Monsterstimme.
Mac   

Punkte:
7.2 von 10
ILL NINO - Till Death La Familia
Victory Records
Nu Metal Pioniere oder Latin Metal mit hohem Groovefaktor sind die Stichworte für die Amis um Ill Nino. Wir schreiben das Jahr 2014 und Ill Nino sind immer noch im Geschäft. Der Groove ist anscheinend unterwegs verloren gegangen und wurden mit mehr Melodie im Gesang ersetzt, die harten Gitarren sind geblieben. Zählt man diese Elemente zusammen, so ergibt sich eine Einordnung in die Sparte Modern Metal - wenn nicht sogar, um ein Unwort zu benutzen, zum Metalcore. Klar, Sänger Machado singt sehr gut clean und growlt auch nicht schlechter. Alles in allem ein sehr gutes Album, aber es ist mir zu wenig authentisch. Vieles wirkt geklaut und schon tausendmal gehört und ausgeleiert. Aber was soll’s, es gibt sicher Leute, denen das neue Werk der Amis gefällt und das ist auch gut so. Zum Glück gibt es verschiedene Geschmäcker.
Daniel J.  

Punkte: 7.1 von 10
KRUK – Before
Metal Mind Records
Classic Rock Fans aufgepasst! Die polnischen Kruk melden sich mit einem hörenswerten Album zurück. Die 2001 von Piotr Brzychcy und Krzysztof Walczyk gegründete Combo macht schon beim Eröffnungstrack „Open Road“ klar, welche Bands zu ihren Haupteinflüssen gehören. Deep Purple und Black Sabbath stehen da an oberster Stelle. Die heftigen Hammondorgel-Parts und die treibenden Rhythmen lassen aufhorchen und mit „Ones“ geht auch schon der erste Track mit Nachhaltigkeit ins Ohr. Ab und zu sind kleine Dream Theater-Teile auszumachen, die aber immer dezent im Hintergrund bleiben. „My Morning Star“, „My Sinners“, „Last Second“ und der gefühlvolle Song „Timeline“ sind auf „Before“ die stärksten Nummern. „Farewell“ und „Timeline“ werden als Bonustracks noch in polnischer Sprache wiedergegeben und mit der Bonus-Live-DVD (nur im Digipack erhältlich), die am 15.02.2014 in Katowice aufgenommen wurde, bekommt der „Old School“-Hardrock-Fan was ganz Feines vorgesetzt.
Tinu  
 
Punkte: 7.0 von 10
BASTARD FEAST - Osculum Infame
Season Of Mist/Irascible
Mit „Fear In A Handful of Dust“ veröffentlichte die Combo aus Portland 2011 ihr Debütalbum, nur nannte man sich damals noch Elitist und musste sich kurz darauf in Anbetracht eines sich anbahnenden Rechtsstreits mit einer gleichnamigen Band aus LA in Bastard Feast umbenennen. Was glücklicherweise geblieben ist und auf „Osculum Infame“ eindrucksvoll fortgesetzt wird, ist der wüste und krude Mix aus Black und Death Metal, versetzt mit einer kräftigen Portion schlammigem Sludge und bösartigem Doomrock. Was die ganz besondere Magie dieser Band ausmacht, das sind die vorhandenen Kontraste, die sich aus der eben erwähnten stilistischen Mischung fast zwangsläufig ergeben. Auf der einen Seite gibt man sich schwärzester, teuflischer Raserei nahe dem absoluten musikalischen Chaos hin oder widmet sich der pulverisierenden Brachialität des Death Metal, und zwar immer äusserst immer brutal und direkt in die Fresse, ohne Pausen zwischen den Songs. Auf der anderen Seite versteht es das Quintett meisterhaft, mit langsameren, stimmigen Passagen akustische Kontrapunkte zu schaffen, welche ihre Songs vom Einheitsbrei des Extrem Metal etwas abheben. Durch das Augenmerk auf Stimmung und Atmosphäre gewinnt das Album einiges an Substanz, was ihm bei der blossen Beschränkung auf Härte und Geschwindigkeit völlig abhanden gekommen wäre. So haben die fünf Jungs einen ganz wüsten Wut- und Hassbrocken aus dem Hut gezaubert, der mit dem finalen zehnminütigen Doom-Koloss "Synthetic Messiah" einen gleichermassen überraschenden und niederdrückenden Abschluss findet. Faszinierend verstörend das Ganze, nix für Schöngeister und sanfte Gemüter.
Mirko B.   
 
Punkte: 6.9 von 10
STATE OF SALAZAR – All The Way
Frottiers Records/Musikvertrieb
Vor zwei Jahren erschien mit der EP „Lost My Way“ ein erstes Lebenszeichen der schwedischen AOR-Truppe State of Salazar. Diese stiess auf ein positives Feedback in der einschlägigen Melodic-Szene. Nun steht das Quintett mit einem ersten Longplayer vor der Tür. State Of Salazar wurden von Sänger Marcus Nygren ins Leben gerufen mit dem Ziel, eine Stadionrock-Band zu gründen. Marcus und seine Mitstreiter sind allesamt Absolventen der Malmö Acadamy of Music. Das bedeutet, das musikalische Verständnis und dessen Umsetzung an den Instrumenten muss zu keiner Zeit in Frage gestellt werden. Doch genau dieses versierte Können wirkt sich auch negativ aus. Die Truppe hat zwar zwölf Songs verfasst, die auf erstklassigen Melodien aufbauen, die Tracks sind klar strukturiert und haben Hand und Fuss. Was aber fehlt, ist Tiefgang und Charisma. Das Ganze wirkt sehr statisch und steif, der Überraschungseffekt bleibt komplett aus. Zudem fehlt es an eingängigen Refrains, die leicht ins Ohr gehen. Das Album wurde zwar äusserst professionell produziert, leider wurden aber auch sämtliche Ecken und Kanten abgerundet. Als Einflüsse geben die Musiker Toto, Queen, Journey und Survivor an. Der Zusammenhang zwischen den genannten Bands und dem resultierenden Werk ist klar erkennbar, durch das zwiespältige Resultat unterscheidet sich State Of Salazar aber nicht vom Gros der Melodic/AOR-Bands und muss somit unter „ferner liefen“ eingeordnet werden.
Chris C.   
 
Punkte: 6.8 von 10
WOVENWAR - Wovenwar
Metal Blade/Sony Music
Gegründet wurde Wovenwar von den vier verbliebenen Musikern der Metalcore-Helden von As I Lay Dying. Ja genau, diese kalifornische Metalcore-Band, deren Sänger Tim Lambesis vor Kurzem aufgrund des geplanten Auftragsmords an seiner Ex-Frau verurteilt wurde. Der angeheuerte Killer war leider ein Undercover-Agent. Nachdem damit As I Lay Dying ad acta gelegt wurden, fanden die vier verbliebenen Musiker Jordan Mancino (Schlagzeug), Nick Hipa (Gitarre), Phil Sgrosso ­(Gitarre) und Josh Gilbert (Bass) mit Shane Blay einen neuen Sänger und gründeten Wovenwar. Mit dem selbstbetitelten Debut geht das Hollywood-Drama also vielleicht in einen zweiten Akt. Wer auf dem Debut eine neue AILD Scheibe erwartet, wird wohl herb enttäuscht werden, denn der neue Sänger, der sich vorher bei der christlichen Metalcore-Truppe „Oh, Sleep“ die Sporen abverdient hat, verzichtet gänzlich auf Growls a la Lambesis, und singt hauptsächlich clean, wobei ein zwei mal ein Scream vorhanden ist. Auch der Sound hat deutlich an Härte verloren und erinnert nur selten an die Vorgängerband. Da es sich aber um ein komplett neues Projekt handelt, sind Vergleiche mit As I Lay Dying müssig. Auch wenn die Songs eingängig und gut arrangiert sind, muss man leider sagen, dass es eher ein mittelprächtiges Album geworden ist.
Steve Butcher    

Punkte: 6.5 von 10
REAPER – An Atheist Monument
Massacre Records/Musikvertrieb
Das vierte Album der deutschen Reaper knallt frech und unverbraucht aus den Boxen und wird alle Metal-Maniacs erfreuen, die sich eine Schnittmenge aus Grave Digger und Overkill vorstellen können. Allerdings wird Einigen der Gesang von Daniel Zimmermann einiges abverlangen. Angelehnte an das Organ von Chris Boltendahl (Grave Digger) schreit sich Daniel durch die 12 Songs. „Of Sheep And Shepards“ gefällt mit seinem straighten Rhythmus und der passenden Gitarrenarbeit, die eh das Beste von jedem Track ist. Allerdings steht solchen guten Liedern auch eher Mittelmässiges gegenüber wie „Horse Birgade“ oder „Hail The New Age“. Da bauen Grave Digger bedeutend interessantere Songs und es erklärt auch, wieso die 1984 gegründeten Reaper bis heute den Wenigsten bekannt sind. Eins muss man dem Vierer hier aber attestieren: Sie gehen ihren traditionellen Weg unbeeindruckt und mit aufrechter Fahne. Alleine dafür gebührt den Jungs von Reaper grosser Respekt. Allerdings wird auch „An Atheist Monument“ Reaper nicht aus dem Überangebot an Metal-Bands herausheben. Dazu sind die Lieder zu auswechselbar und von anderen Combos besser gemacht…
Tinu    

Punkte: 6.5 von 10
STAR INSIGHT – Messera
Inverse Records
Eine spannende Mischung aus Industrial, Death Metal und Heavy Metal spielen Star Insight. Auf Messera stampfen sie sich zum grössten Teil durch die neun Lieder. Diese klingen meist wenig differenziert und im gleichen Trott, wenn auch mit einigen Ausnahmen. So überrascht zum Beispiel an zweiter Stelle auf dem Album das etwas poppige „Emanuela“ mit zwischenzeitlich cleanem Gesang, welcher dann wieder in das gewohnte Geschrei übergeht. Hier kann man eine fast eine progressive Vorgehensweise vermuten. „Sins Of Victory“ auf Position sechs glänzt durch eine epische Atmosphäre, während das abschliessende „Poem And Mysery“ mit schönen Melodien punktet. Dieses erhält dank der Frauenstimme einen ganz eigenen Klang. Star Insight beweisen also durchaus ein Händchen für Abwechslung und eigene Identität. Für eine durchgehende einstündige Unterhaltung des Hörers reicht die Leistung aber noch nicht. Dafür müssten mehr unterschiedliche Ideen her, und diese sollten auf dem Album besser verteilt werden. Das dafür nötige technische Können und die Kenntnis des kompositorischen Handwerks ist durchaus vorhanden. Wer Bands wie Emergency Gate oder Prong mag, kann durchaus ein Ohr riskieren. Und wer weiss, vielleicht gelingt Star Insight dann mit dem nächsten Album der Sprung in eine höhere Liga.
Roger W.   

Punkte: 6.5 von 10
DICTATED - The Deceived
Metal Blade/Sony Music
Diese Review ist ein bisschen ungerecht, ich habe nämlich grade die Reviews zu den Scheiben von Entombed A.D. und zu Columns verfasst und bin noch ganz geflasht, wie geil diese beiden Alben sind. Und da fällt „The Deceived“ halt umso mehr ab. Platt, uninspiriert, unkreativ, uneigenständig - ich könnte noch ein paar un-Wörter bringen, aber ich will doch zuerst mal die Fakten und das Positive zu dieser Platte zu erläutern, um nicht ganz so unfair zu sein. Ersteres, die Fakten, wird mir durch ein wirklich unbrauchbares Infosheet erschwert („Mit vereinten Kräften begab sich das Quintett in den Proberaum, und Henri trieb die übrigen dazu an, fieberhaft Songs zu schreiben. Zehn Stück kamen dabei zustande, nicht ohne eine Menge Schweiss und kräftige Unterstützung durch Bier und Kaffee.“ - Was soll ich bitte mit dieser Information anfangen???), ich habe aber folgendes in Erfahrung bringen können: The Deceived ist das zweite Album der Niederländer „Dictated“, gegründet wurde die Truppe von den zwei Gitarristinnen Yessica und Sonja vor acht Jahren, ihre drei männlichen Mitstreiter an Gesang, Bass und Drums sind auch schon von Anfang an dabei. Schlecht machen sie alle ihre Sache nicht, wir haben es hier mit traditionellem Death Metal holländischer Ausprägung mit starker US-Schlagseite (ein bisschen Suffocation, ein bisschen Cannibal Corpse) zu tun und man darf sagen: Ausführung und Attitude: gut. Richtig fett und brutal klingt das alles, offensichtlich hat der Fünfer seine Hausaufgaben in Sachen Instrumente gemacht. So, nun habe ich die Fakten und das Positive an dieser Scheibe pflichtgetreu genannt und komme zurück zum Beginn dieser Review. Ein weiteres un-Wort muss her und das ist: ungenügend. Das Songwriting ist hier schlichtweg ungenügend. Man sägt und groovt und prügelt sich durch zehn Songs, von denen nichts auch nur ansatzweise im Ohr hängen bleibt. Ein Klischeeriff nach dem nächsten, alles tönt irgendwie gleich und daher wird einem spätestens nach dem dritten Song einfach langweilig. Muss man nicht gehört haben, das gibt’s alles schon lange und besser.
Lucie    

Punkte: 6.0 von 10
LINKIN PARK – The Hunting Party
Universal Music
Diese Jungs haben dazumals mit “Hybrid Theory” und “Meteora” Nu Metal-Geschichte geschrieben und sind (zumindest meiner Meinung nach) anschliessend in kommerziellen Gefilden versumpft. Nun möchte man mit “The Hunting Party” quasi eine Art Befreiungsschlag durchführen, weg von glatt polierten, musikalischen Strukturen hin zu eher punkig angehauchten, ursprünglichen Gefilden. Nun, dies hat auch funktioniert – stellenweise zumindest. Chester Bennington hat zwar hin und wieder tatsächlich auch wieder den Rotz von früheren Tagen in der Stimme und kann durchaus auch passable in der Gegend herumschreien (z.B. bei “War” oder “A Line In The Sand”), aber so auf die gesamte Länge gesehen bewegt er sich stimmlich nach wie vor in eben doch glattgebügelten Ebenen. Das muss nicht schlecht sein, beileibe nicht, aber der versprochene Ausbruch bleibt halt ein “Ausbrüchli”, um ein wenig Schweizerdeutsch zu verwenden. Musikalisch gesehen haben schon ruppigere, chaotischere Strukturen Einzug gehalten – jedoch, wie auch bei den Vocals, nicht konsequent umgesetzt, sondern nur immer mal wieder. Ich werd den Eindruck einfach nicht los, dass man versucht hat, die monetär angenehmen Seiten mit dem vermutlich ursprünglichen Gedanken der Trademarks von Linkin Park zu verbinden. Und dies gelingt leider nur halbherzig. Fazit: “The Hunting Party” ist nicht etwas völlig Neues der ehemaligen Nu Metal-Trendsetter, wie gerne auf diversen Plattformen angetönt, sondern ‘nur’ ein von bisherigen Strukturen divergierendes Stück Musik.
Toby S.     

Punkte: 6.0 von 10
CARDINALS FOLLY - Our Cult Continues!
Shadow Kingdom Records
Auch auf ihrem dritten Langeisen setzen die finnischen Doomköppe mehr auf Stimmung und Atmosphäre als auf ausgefeilte Spieltechnik und filigrane Arrangements. Der an düsterste Count Raven, frühe Cathedral, Pentagram und langsame Celtic Frost angelehnte Doom stellt geradezu die Gegenbewegung zu gewissen Bands dar, welche momentan mit ihrem „Wohlfühl-Doom für sonnige Tage und heitere Gemüter“ einem recht erfolgreichen Trend folgen. Der Sound ist selbstredend auf absolutem LoFi-Niveau, es knarzt, scheppert und quietscht an allen Ecken und Enden, Bass und Gitarre sind bis zum Gehtnichtmehr verzerrt und Bassist/Frontmann Mikko Kääriäinen singt nicht (kann er offensichtlich auch nicht, selbst wenn er wollte…), sondern predigt und zelebriert seine schrägen Texte über allerlei obskure Themen und wüste Deibeleien. Rein instrumental gesehen sind die Tracks eigentlich nicht einmal so monoton, wie man es erwarten würde, setzt die Band doch konsequent auf Tempowechsel, gerne auch innerhalb der Songs. Der regelmässige Wechsel zwischen schleppenden und flotteren Passagen sorgt dadurch für die nötige Aufmerksamkeit des Zuhörers; was hingegen mit der Zeit absolut einschläfernd wirkt, ist der Umstand, dass der Gesang praktisch immer der Melodielinie entweder der Gitarre oder des Basses folgt. Daran sollte Herr Kääriäinen noch unbedingt arbeiten, wie auch an der Tatsache, dass sein relativ uncharismatischer „Gesang“ stellenweise wirklich arg schief klingt. Der äusserst obskure Doom des Trios wendet sich somit ausschliesslich an Leute, die sich mit Inbrunst und Leidenschaft diesem Genre widmen, und zwar mit Leib und Seele, und vermutlich werden selbst einigen der Letztgenannten die akustischen Schräg- und Gemeinheiten von Cardinals Folly zu zäh und unverdaulich erscheinen. Da ist selbst für Underground-Verhältnisse noch viel Luft nach oben.
Mirko B.     

Punkte: 5.0 von 10
ELECTRIC FUNERAL - Total Funeral
Southern Lord
Bei Electric Funeral handelt es sich um ein Ein-Mann-Projekt des Schweden Jocke D-Takt, der bei zahlreichen schwedischen D-Beat- und Crust-Bands aktiv ist. Hier wird dreckigster Crust-Punk der üblen Sorte geboten, der total authentisch und daher genial ist. Zum rohen und dreckigen Sound gesellt sich die Thematik der Texte, die nur Tod und Nihilismus behandelt. Zugegeben, Electric Funeral ist eine rohes und übles Projekt, zu dem sicher nicht Jedermann Zugang findet, bei Grindcore ist das aber ja nicht anders. Die Compilation "Total Funeral" enthält sämtliche 53 Lieder, die jemals herausgegeben wurden, mit einer Totalspielzeit von fast 100 min.
Steve Butcher   

Punkte: keine Wertung
ZONE ZERO – The Lost Legacy
Shadow Kingdom Records
Ich will‘s kurz und schmerzlos machen. Zone Zero war bzw. ist eine schwedische Band, welche in den Jahren von 1981 bis 1983 ein paar Demos und eine Single veröffentlichte und sich danach gleich wieder auflöste. 2004 reformierte sich die Truppe und nahm bis 2008 vier weitere Tracks auf, welche ganz am Schluss dieses Doppeldeckers zu finden sind. Die Archäologen von Shadow Kingdom Records haben nun diese Aufnahmen angereichert durch zahlreiche Live- und Rehearsal-Nummern aus den Anfangstagen der scheinbar immer noch aktiven Band ausgegraben und auf einen Doppeldecker gepackt. Der lupenreine 80er-Metal, den sie da zocken, versucht auf der Heavy Load-, Tokyo Blade- oder Steeler-Schiene mitzufahren, scheitert hierbei jedoch an mangelnder Originalität und fehlendem Biss. Irgendwie klingt alles trotz des roh belassenen Mixes doch recht glatt und ungefährlich, wozu auch der recht brave und monotone Gesang von Frontkasper Lissa nicht unwesentlich beiträgt. Heavy Metal in dieser Form hätte damals sogar unseren Eltern gefallen oder sie zumindest nicht gestört - und das wollte ja wohl keiner von uns! Mit wenigen Ausnahmen wie beispielsweise „Breaker Of The Chains“ oder „Chasing Victory“ sind die Songs jedenfalls an mir vorbei geplätschert, ohne wirklichen Eindruck zu hinterlassen. Muss man nicht zwingend haben.
Mirko B.   

Punkte: 4.2 von 10
WASTED – Halloween… The Night Of (Re-Release)
Transubstans Records
Als dieses Album 1984 das Licht der Welt erblickte, war das Metal-Universum noch extrem spannend und geradezu pulsierend. Bei den Dänen Wasted war der Name allerdings schon damals Programm. Wenn man an all die unangreifbaren Hochkaräter denkt, welche in diesem Jahr sonst noch veröffentlicht worden sind, dann ist es keine grosse Überraschung, dass Wasted mit ihrem sehr simpel gestrickten und mies abgemischten Sound völlig untergegangen sind. Irgendwo zwischen Exciter und frühen Mercyful Fate angesiedelt, versuchten die vier Jungspunde in der damals förmlich explodierenden europäischen Heavy Metal-Szene Fuss zu fassen, aber die übermächtige Konkurrenz sowie Line Up-Wechseln während der Recording Sessions zum zweiten Album "Final Convulsion" erstickten dieses Vorhaben quasi im Keim. Eigentlich schade drum, denn abgesehen von der doch eher gewöhnungsbedürftigen Darbietung von Sänger Michael Sonne ist ein gewisses musikalisches Potenzial erkennbar, da hätte mehr draus werden können. Da aber das Leben nicht im Konjunktiv läuft, bleibt ein ziemlich unausgegorenes Debütalbum und eine 2013 reformierte Band, die versucht dort anzuknüpfen, wo sie vor siebenundzwanzig Jahren aufgehört hat. Mal schauen, ob die Jungs diesmal im Zug der ganzen Retro- und Reunion-Welle etwas mehr Glück haben.
Mirko B. 
  
Punkte: keine Wertung
TWILIGHTFALL - The Energy Of Soul
Svarga Music
Ohjeohje, das ist also mal so gar nicht Meins, hier werde ich leider nicht allzu viel positive Worte finden können. Aber erstmal fairerweise die Fakten: Twilightfall kommen aus der Ukraine und haben sich laut Beipackzettel - das trifft hier mehr denn je zu, denn nach dem Hören dieser Scheibe brauche ich ärztliche Behandlung - dem Melodic Death Thrash Metal verschrieben. Ich habe aber überhaupt keinen Schimmer, wie sie darauf gekommen sein könnten, denn von Death und Thrash kann ich hier nicht so viel entdecken. Dafür umso viel mehr Melodic. Sehr viel Synthie, sehr viel Samples und sehr, sehr, sehr viel Gitarren-Geleiere. Für letzteres zeichnet der Bandgründer und ukrainische Szene-Grösse Wortherax verantwortlich, der Twilightfall 2010 ins Leben rief. Davor war er in zahlreichen anderen Bands und Projekten unterwegs, angefangen bei Hard Rock-Truppen bis hin zu Death Metal-Combos. Bei Twilightfall ist er nicht nur für die Lead-Gitarre, sondern auch für die Vocals zuständig. Letzteres hätte er vielleicht jemand anderem überlassen sollen, denn überzeugen können mich seine Growls nicht ganz - was aber auch an der sehr matschigen Produktion liegen könnte. Die Gitarre hat der Mann aber im Griff und das demonstriert er auch fast pausenlos, und gerade das ist das Anstrengende an dieser Scheibe. Es scheint sich um eine Ego-Show von Wortherax zu handeln, der sein Können unter Beweis stellen will. Stilistisch erinnert mich „The Energy Of Soul“ sehr stark an Children of Bodom, nur mit noch mehr Gedudel. Insgesamt fehlt es an Druck und Power, an Gradlinigkeit und erkennbaren Songstrukturen. Mir ist hier auch einfach zu viel Keyboard drin - obwohl ich an meiner Wahrnehmung zweifle, denn im Line-Up ist gar kein Keyboarder vorhanden?! Alles in allem kann ich „The Energy Of Soul“ wirklich nur Melodie- und Gedudel-Fanatikern empfehlen.
Lucie W.
  
Punkte: 4.0 von 10
MARATHONMANN - Und wir vergessen was vor uns liegt
Century Media/Universal
Nach dem erfolgreichem Debut "Holzschwert" geht es für die Münchner Post-Hardcorer von Marathonmann nun darum, den vielen Lobpreisungen gerecht zu werden. An ihrem typischen treibenden und melodiösen Sound hält das Trio fest, stilistisch gibt es also keinen Grund zur Sorge. Was aber leider auf der neuen Scheibe nicht das hohe Niveau des Vorgängers halten kann, ist das Songwriting. Vielleicht hat man „Und wir vergessen, was vor uns liegt“ etwas zu schnell veröffentlicht. Das Album ist sehr eintönig und von den auf "Holzschwert" wirklich eingängigen Melodien fehlt jede Spur. Auch die damals noch raue und freche Stimme von Sänger Michael Lettner, die durch ihre Eingängigkeit überzeugt hat, ist zu einem langweiligen und jetzt schon müden Krächzen verkümmert. Auch wenn Marathonmann mit den zwei langsameren Liedern "Auf dem höchsten Punkt der Welt" und "Landschaftsleben" versuchen, ein wenig Dynamik in das Album zu bringen, und die Songs durchaus Potenzial aufweisen, ist alles in allem zu wenig Salz in der Suppe, die somit fade schmeckt. Schade.
Steve Butcher
  
Punkte: 4.0 von 10
JAY SMITH - King Of Man
Gain Music
Ich kann mit Castingshows echt nichts anfangen, mal abgesehen von den üblichen Dorftrotteln, die sich von Mutti / Oma / der Freundin / dem Goldhamster oder von wem auch immer sagen lassen, sie könnten gut singen, um sich dann von ruchlosen Quotenjägern drittklassiger Fernsehsender zum Deppen der Nation machen zu lassen, diese Form von Realsatire finde ich für kurze Zeit recht unterhaltsam. Und hin und wieder findet sogar eine etablierte Band das fehlende Glied in der Kette, siehe Sängerposten bei Queen und Cloven Hoof. Ansonsten sind und bleiben diese Shows aber eine sehr zweifelhafte Angelegenheit, da den wirklich talentierten Teilnehmern oft der Nimbus des schnellen aber kurzlebigen Ruhms anhaften bleibt. So ein Fall ist der Schwede Jay Smith, der die 2010er Ausgabe von „Swedish Idol“ gewann, indem er u.a. mit Songs von Nirvana und Metallica überzeugte. Seither ist er in seiner Heimat eine ganz grosse Nummer, und versucht jetzt mit seinem zweiten Album auch im restlichen Europa Fuss zu fassen. Das wird ihm zweifelsohne gelingen - aber nicht in der Metalszene. Zu selten setzt er seine angenehm raue Stimme ein, zu sehr geht er auf Nummer sicher und bedient die Chartzombies und Mainstreamschafe, die Nickelback für eine Rockband halten und von Gotthard, Mr. Big, Ugly Kid Joe etc. bestenfalls die schnulzigen Balladen kennen, die mal im Radio auf und ab liefen. „King Of Man“ bietet bluesig angehauchte Allerweltskost („The Blues“, „Women“, „Cowboys From Hell“), Swing-Füllnummern („Keep Your Troubles At Bay“, „Ode To Death“), und radiokompatibles Geplätscher („King Of Man“, „Sanctuary Revisited“), also rein gar nichts, was mich auch nur ansatzweise überzeugen könnte. Die Enttäuschung wird noch dadurch verstärkt, dass sich der zweifellos talentierte Singer/Songwriter mit durchtrainiertem, tätowiertem Oberkörper und Kippe im Mundwinkel ganz schön sleazy auf dem Cover darstellt, was eigentlich auf eine ganz andere musikalische Stilrichtung schliessen lässt. Da entspricht die äussere Erscheinung überhaupt nicht dem Inhalt, sprich: Jay Smith wäre gerne jemand, der er in Wirklichkeit nicht ist. Wegen absoluter Inkompatibilität mit Metal Factory würde ich jetzt normalerweise in Anbetracht des vorhandenen Talents und ganz konziliant wie ich nun mal bin keine Wertung abgeben, aber langsam habe ich es einfach satt, mich mit solchem Mist abgeben zu müssen. Wenn gewisse minderbemittelte Labelfuzzis nicht fähig sind, den Zusammenhang zwischen dem Namen und der musikalischen Ausrichtung eines Onlinemags zu erkennen, dann ist das nicht mein Problem. Ende der Diplomatie, jetzt folgen Taten, respektive deutliche Worte. Dieses vertonte Weichspülmittel braucht in unserer Szene kein Schwein.
Mirko B.
  
Punkte: 2.0 von 10
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