CD-Reviews Juli 2014
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
GRAVE DIGGER – Return Of The Reaper
Napalm Records/Universal
Die Teutonen-Metaller Grave Digger haben’s einfach irgendwie mit Konzeptalben. Die grössten Erfolge feierte der Fünfer mit „Tunes Of War“ (Schotten-Geschichte), „Knights Of The Cross“ (Templerorden), „Excalibur“ (die Geschichte um das sagenumwobene Schwert) und mit der letzten Studio-Scheibe „Clash Of The Gods“ (griechische Mythologie). Trotzdem darf man nicht vergessen, dass speziell die kurzen, einfachen Lieder die Karriere von Grave Digger mit geprägt haben. „Heavy Metal Breakdown“ und „Witch Hunter“ sind Beispiele dafür, oder aber auch die Alben „The Reaper“ und „Ballads Of A Hangman“. „Return Of The Reaper“ präsentiert sich die Truppe um Bandleader Chris Boltendahl wieder viel erdiger, direkter und mit voll-auf-die-Zwölf-Manier, als noch auf den letzten Scheiben. Und das tut der Truppe unheimlich gut. Speziell Gitarrist Axel Ritt (oder eher Axel Riff?) leiert sich unzählige geile Riffs und packende Soli aus den Fingern und überzeugt wie noch selten auf einem Studio-Vorgänger. Die Rhythmusmaschinerie marschiert unaufhaltsam, angetrieben vom punktgenauen und dennoch mit kleinen Finessen versehenen Schlagzeugspiel von Stefan Arnold und dem seit seligen Running Wild-Tagen bekannten und fesselnden Bassspiel von Jens Becker. Die Nummern sind selten länger als drei Minuten und überzeugen mit einer punkigen und teils von Motörhead geprägten Nuancen. „The reaper is back, with angels in black“ (Textzeile aus dem Opener „Hell Funeral“) beschreibt auf einfach und symbolisch Art, wie stark Grave Digger noch immer neue Scheiben in die dunkle Umlaufbahn schiessen. Dabei drücken die Herren nicht nur das Gaspedal durchs Bodenblech, sondern variieren geschickt mit dem Tempo und lassen „Return Of The Reaper“ sehr abwechslungsreich erklingen. „Tattooed Rider“, „Season Of The Witch“ und „Dia De Los Muertos“ wechseln sich geschickt mit Abrissbirnen-Tracks ab. Die herausragendste Nummer bleibt in meinen Augen „Satan’s Host“, die eigentlich alles beinhaltet, was das Flair der neusten Scheibe von Grave Digger ausmacht. Chris und seine Mannschaft haben sich einerseits einen riesen Gefallen getan mit diesem Werk, denn es zeigt die Deutschen mit einer neuen, erstarkten Songwriter-Qualität. Andererseits liegt hier aber auch die Krux: die Tracks sind einfach zu gut, um nicht live gespielt zu werden. Wie wollen die Herren dieses Problem auf der kommenden Tour lösen? Als abschliessender Song fällt die Queen-artige Ballade „Nothing To Believe“ auf, die getragen von einem Klavier-Part und der schaurig schönen Stimme von Chris ein sensationelles Album abrundet. Die Bonus-CD beinhaltet ein Akustik-Konzert der Grabschaufler. Interessant zu hören, wie man alte Klassiker in ein solches Gewand verpackt!
Tinu   

Punkte: 9.7 von 10
VOODOO GODS - Anticipation For Blood Leveled In Darkness
Saturnal Records
Voodoo Gods wurde 2001 unter dem Namen Shrunken Head in Tampa ins Leben gerufen - und hat seither eine ganz schön turbulente Reise hinter sich. Man bekommt durch die vielen Line-Up-Wechsel und die grossen Namen (, der Nergal von Behemoth 2014 an diesem Posten abgelöst hat, ausserdem, um die Verwirrung komplett zu machen, noch eine dritte Stimme , die dabei vorkommen, den Eindruck, dass es sich eher um eine Projekt denn um eine feste Band handelt - dem widersprechen die Jungs aber vehement. „Voodoo Gods sind eine Band, kein Projekt“, so steht es auf der Website, „wit teilen metaphysische Konzeptionen, die auf einer dualen, kosmologischen Maschinerie basieren.“ und „Wir sind die Schlange unter deren Schirmherrschaft sich alle versammeln, die den Glauben teilen. Die Musik ist nur das Vehikel für den Ausdruck der Kraft der Schlange.“ Huiuiui. Das ist mir schon fast zu hoch, daher weiter mit nackten Tatsachen: Dieses Album ist sehr sehr geil! Gleich beim ersten Reinhören kommt dem nicht unbelasteten Hörer die Stimme bekannt vor, und tatsächlich: hier röhrt George „Corspegrinder“ Fisher von Cannibal Corpse ins Mikrofon, er hat 2014 Nergal von Behemoth an diesem Posten abgelöst. Um die Verwirrung komplett zu machen, zeichnen sich noch zwei weitere Bandmitglieder für Stimmeinsätze verantwortlich: Gründungsmitglied Seth van den Loo und Mike Browning, wobei letzterer ausserdem für die Percussion verantwortlich ist. Man muss über einen relativ grosszügigen Proberaum verfügen, denn zum Line-Up gesellen sich zwei Gitarren (David Shred Demon Shrankle, der ganze sieben Jahre bei Manowar tätig war, und Hiro, der ausserdem bei Dies Irae, Decapitated u.a. die Saiten bedient), der Drummer Alex Voodoo und Bassist Jean Baudin. Was sich hier abzeichnet, bewahrheitet sich im Sound der Voodoo Götter: ganz schön viel Können und Erfahrung auf einem Haufen, und das alles verschmilzt zu einer wirklich geilen Mischung, die man einfach nur als Metal bezeichnen muss. So viele Einflüsse sind drin, so viele Variationen, so viele Nuancen und Details, das eine engere Eingrenzung schon fast Vergewaltigung wäre. Müsste ich eine Stilrichtung benennen würde ich auf melodischen Thrash und Death Metal ausweichen - aber wie gesagt wird das dem Sound nicht ganz gerecht. Die Gitarrenparts, Soli und Riffs, sind echt spektakulär gut, ebenso die unaufhaltsame Rhythmusfraktion und über die extrem variantenreichen und sehr professionellen Vocals muss ich kaum noch ein Wort verlieren. Auch das Songwriting wirkt sehr gekonnt und die Produktion sitzt wie Arsch auf Eimer. Kaufen!
Lucie W.   

Punkte: 9.5 von 10
ILLDISPOSED - With The Lost Souls On Our Side
Massacre Records/Musikvertrieb
Seit nunmehr 21 Jahren prügeln sich die Nordmänner von Illdisposed durch das Death Metal Genre und sollten den allermeisten Freunden der harten Töne ein Begriff sein. Das nun schon 13. Studioalbum schliesst auch einen Kreis, denn der Titel "With The Lost Souls On Our Side" war damals, 1993 auch ein Tracktitel auf der legendären Debüt-CD "Four Depressive Seasons". Ob sie so unterstreichen wollen, dass sie noch die gleichen harten Typen wie vor 20 Jahren waren? Nun, nötig habens Illdisposed nicht, denn bisher war ausnahmslos jede Veröffentlichung eine Bereicherung für den Death Metal. So verhält es sich auch mit der neuen Scheibe. Illdisposed prügeln auf 12 Songs (inkl. 2 Bonus Tracks) urtümlichsten Death Metal, ohne dabei ihren typischen Groove auszulassen. Das Einzige, was sich verändert, oder besser gesagt verbessert hat, ist das Schlagzeug. Denn mit Kim Langkjaer haben Illdisposed einen neuen Drummer, und der deutlich abwechslungsreicher trommelt als sein Vorgänger Thomas Jensen und damit für neuen Schwung sorgt.
Steve Butcher  

Punkte: 9.0 von 10
TED NUGENT - Shutup & Jam!
Frontiers Records/Musikvertrieb
Aus beruflichen Gründen war es mir leider verwehrt, den diesjährigen Aufritt von Ted "Motor City Madman" Nugent am "Sweden Rock" (2006 spielte er ja auch schon mal da), nota bene den einzigen Auftritt des Amerikaners in Europa (!), auch mit zu erleben. Als kleines Trostpflaster bringt "The Nuge" nun, sieben Jahre nach dem zwar ziemlich guten, aber längst vergessenen Vorgänger «Love Grenade» ein brandneues Studioalbum an den Start. Der Titel passt diesmal perfekt zur meist wilden Performance des erklärten Selbstversorgers und Jägers: «Shutup & Jam!». Der Titeltrack als Opener prescht sogleich wie ein Wespenschwarm nach vorne los und bringt in exakt drei Minuten alles auf den Punkt. Etwas gemächlicher bezüglich des Tempos, aber nicht minder heftig, "hardrockt" darauf «Fear Itself» und beim eher ungewohnt bluesigen «Everything Matters» ist, wie später nochmals, Derek St. Holmes als Sidekick von Ted an den Vocals zu hören. Ein noch hochkarätigerer Gast ist Sammy Hagar bei «She's Gone» zu hören und obwohl hier in Sachen eines "neuen Songs" etwas getrickst wurde, stimmt das Resultat dennoch. Überhaupt rockt das Teil bedeutend erdiger und bluesiger als «Love Grenade». Nugent pur sind dann natürlich Kracher der Sorte «I Still Believe», wo nebst dem obergeilen Sound halt der allseits bekannte Patriotismus aufflammt. Augenzwinkernd und nicht zu überbieten ist dann auch «I Love My BBQ», wo das Statement des erklärten Jägers jeden Vegetarier schreiend davon rennen lässt. Selbst ein Instrumental mit dem bedeutungsschwangeren Titel «Throttledown» wurde passend untergebracht und wer sich das fetzige «Screaming Eagles» oder die hammergeile Rockwalze zu Gemüte führt, stellt erstaunt fest, wieviel Saft der mittlerweile 65-jährige offenbar noch in den Knochen hat! Wer die textlichen Ergüsse nicht voran stellt und bloss darüber urteilt, erhält mit «Shutup & Jam!» eine der stärksten Scheiben von Ted Nugent, die andauernd nach noch mehr Lautstärke giert! Natürlich bleiben die Glanztaten der 70er und 80er nach wie vor unerreicht, aber so ein überzeugendes Brett konnte man aktuell im Jahre 2014 beileibe nicht erwarten.
Rockslave  

Punkte: 9.0 von 10
AGE OF ARTEMIS - The Waking Hour
Power Prog
Die Brasilianer von Age of Artemis legen hier ein überdurchschnittliches Album vor. Ein Power Prog Metal-Werk, das es schon beim Opener "Under The Sun" krachen lässt. Natürlich hört man, dass hier musikalisch etwas Richtung Dream Theater geschielt wird, wobei sich der Gesang aber stark unterscheidet. Die Brasilianer zocken musikalisch auf hohem Niveau, mit viel Melodie in den Refrains, was die Jungs von anderen Prog-Kapellen abhebt. Sänger Alirio Netto hat eine sehr facettenreiche Stimme, die von clean bis high pitched reicht. Mal hört man Russel Allan raus dann wieder David De Feis, etwas Dio und trotzdem hat der Junge noch genug Eigenständigkeit, um mit der Instrumentalfraktion locker mitzuhalten. Die ganz eigene Rezeptur der Südamerikaner ist für mich sehr stimmig: Grandiose Prog-Songs mit gezielt eingebauten Breaks, fetten Chören und sehr melodiösen Gesangsmelodien. Die härteren Tracks brettern voll drauflos, die Balladen wie das fantastische "Winding Road" sind gefühlvoll und gehen unter die Haut. "Melted In Charisma" startet mit einem Hammer-Riff und wechselt dann in einen grandiosen Refrain, das hat Klasse! Auch das Stakkato-Riff ist erste Sahne. Danach folgt "Childhood“, eine coole Prog-Nummer mit vielen Breaks und Stimmungswechseln, auch hier glänzt man mit einem sehr guten Refrain. Das ruhig beginnende "Hunger And Shame" erinnert dann am Anfang etwas an DT und später sogar an Virgin Steele, eine leckere Mischung! Abgeschlossen wird das Album von einer schönen Piano-Ballade, die Dream Theater nicht besser hingekriegt hätte. Ein hervorragendes Werk, das so ziemlich jeden Prog Metal-Fan begeistern dürfte.
Crazy Beat   

Punkte: 9.0 von 10
THE FUNDAMENTAL PRINCIPLES - Planet Rain
Mighty Music
Melodischer Death Metal aus Schweden ist wie das Schweizerkreuz auf Uhren, es heisst, dass das Produkt gut sein MUSS. Zwar ist die Hochphase mit genialen Veröffentlichungen von u.a In Flames, Dark Tranquillity oder At The Gates schon (längst) vorbei, doch beweisen die 2006 gegründeten The Fundamental Priniples, dass es auch heute noch ein Gütesiegel erster Klasse ist, aus Schweden zu kommen und Melodic Death zu spielen. "Planet Rain" ist die zweite Veröffentlichung einer düster-philosophischen Album-Trilogie. Die von den Veröffentlichungen des Horror Autors H.P. Lovecraft inspirierten Tracks untermauern die ausgefeilten und verständlich gegrowlten Lyrics in ganzer Linie. Beim Sound wird auf nichts verzichtet, komplexe Songstrukturen, instrumentale Kabinettstückchen, Chöre, Keyboardteppiche und technisch starke Gitarrenduelle. Einigen mag das zwar zu viel des Guten sein, doch in Anbetracht des Konzepts und der erzählten Geschichten passt es wie Faust auf Auge.
Steve Butcher  

Punkte: 9.0 von 10
DESASTER - Live In Bamberg (2 CDs)
High Roller Records/Musikvertrieb
Eröffnet wird die neue Live-Scheibe der Black Thrash-Helden Desaster von Fanrufen mit deutlich deutschem Akzent, so kommt denn auch gleich die richtige Stimmung auf. Sympathisch und nahe bei den Leuten, so kennt man die Koblenzer. Danach gibt es 22 (!) Tracks auf die Zwölf, die am 25-jährigen Jubliäum („25 years of total DESASTER“) am 23.November 2013 in Bamberg aufgenommen wurden. Welche Strahlkraft Desaster in den letzten 25 Jahren entwickelt haben, sieht man nicht nur an den zahlreichen Nachahmerbands, sondern vor allem auch an dem in Kürze erscheinenden Tribute-Album, bei dem verschiedene Grössen Stücke beigetragen haben. Obwohl der richtig grosse kommerzielle Erfolg nie erreicht werden konnte - wahrscheinlich auch nicht wollte - haben Desaster eine grosse und treue Fangemeinde. Dies wird auf dem vorliegenden Live-Album deutlicher denn je. Wer selbst schon mal an einem Konzert der Band dabei sein konnte, weiss, wie viel Energie und Druck da rüber kommen, und wie sehr die Jungs es verstehen, die Meute mitzureissen! Dass hier auch offensichtlich kaum etwas am Sound gebastelt wurde, zeigt, was für eine grandiose Live-Band die Badener sind. Es drescht und flegelt und rifft und rollt, so dass man beim Hören kaum stillsitzen kann und am liebsten gleich ein Bier aufmachen und ans nächste Konzert rennen würde. Fürs Jubiläum hat man sich nicht lumpen lassen und Gäste eingeladen, unter anderem der ehemalige Sänger Okkulto, der einige Songs von "Hellfire´s Dominion" und "Tyrants Of The Netherworld" vorlegte. Alles in allem eines der authentischsten Live-Dokumente ever! Danke also im Namen aller Fans für dieses tolle Geburtstagsgeschenk und cheers auf mindestens 25 weitere Jahre schwarzen Geprügels! Kaufen!
Lucie W.
   
Punkte: keine Wertung
SERUM 114 – Kopfüber ins Nichts
Junge dein Label/Musikvertrieb
Ein gutes Süppchen aus hartem Punk-Rock kochen uns Serum 114 auf ihrem vierten Album. Parallelen zu den Toten Hosen scheinen dabei nicht unbedingt gesucht zu werden, tauchen aber trotzdem immer wieder auf. Das Gute daran: Man findet dank den Hosen-Melodien rasch Zugang zur den Kompositionen, wobei Serum 114 noch einen Zacken wilder und harter wirken. Auf „Kopfüber ins Nichts“ darf man nun 13 potentiellen Hits lauschen, auch wenn wohl keiner davon wirklich radiotauglich ist. Ein Titel wie „Was könnte aus die werden“ (wenn du endlich einen Hit schreiben würdest) bekommt dadurch einen ironischen Anstrich, betont aber gleichzeitig den Willen von Serum 114 ihren eigenen Weg zu gehen. Dieser sollte mit dem neuen Album steil nach oben gehen. Denn hier wird die Spannung bis ans Ende gehalten. Ob mit knalligem Punk-Rock-Hymnen wie „Wir müssen weiter gehen“, leicht beschwingten Rockern à la „Verlieren heisst“, Country angehauchten Stücken, zum Beispiel „Sag nicht ich habe den Glauben verloren“, oder gar dezent metallischen Liedern wie „Dich mag ich nicht“ - die Lieder wirken immer stimmig und laden zum wiederholten Hören ein. Die Deutschrock-Szene scheint aktuell tatsächlich in einem Hoch zu sein. Neben all den diesjährigen hochkarätigen Veröffentlichungen wird „Kopfüber ins Nichts“ ganz oben mitmischen. Wetten?
Roger W. 

Punkte: 8.9 von 10
MADBALL - Hardcore Lives
Nuclear Blast/Warner
Seit 1988 verprügeln Madball schon die Hardcoreszene mit ihren mächtigen Riffs und Gangshouts. Die New Yorker sind keinen Deut müde und veröffentlichen mit Hardcore Lives ein fettes und sehr sehr gutes Hardcore Album. 15 Songs in einer halben Stunde voller Energie, Schweiss und Biergeruch! Freunde des gepflegten Hardcore - was wollt ihr mehr?! Madball erfinden das Rad zwar nicht neu, aber das tun zig tausende andere auch nicht, also sehe ich da kein Problem. Mich begeistert vor allem die mächtige Produktion, die Gitarren schmettern einem nieder, so dass sogar der gute Kerry King von Slayer neidisch werden würde. Die Songs haben keine Filler und reihen sich nahtlos aneinander. Für mich bis jetzt das Hardcore-Album des Jahres. Punkt und aus.
Daniel J.   

Punkte: 8.8 von 10
BLACK TRIP – Goin'Under
Steamhammer/Musikvertrieb
Die Idee zu Black Trip wurde bereits 2003 in Schweden geboren. Es sollte dann aber noch einige Jahre dauern, bis die Geschichte richtig ins rollen kam. 2011 trafen Peter Stjärnvind, Schlagzeuger von Entombed und Nifelheim auf Enforcer Gitarrist Joesph Tholl. Nun nahm das Projekt endlich konkrete Formen an. Peter wechselte an die Gitarre, Joseph ans Mikro, und die Band wurde mit Sebastian Ramstedt, Guitar (Necophobic, Nifelheim) Johan Bergebäck, Bass (Necophobic, Nifelheim) und Jonas Wikstrand, Drums (Enforcer) ergänzt. Die Idee war, die Einflüsse aus Jugendtagen der beiden Protagonisten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Sicher keine neue Idee, aber gerade in aktueller Zeit ist es mehr als legitim, auf die zeitlosen Sounds der Siebziger und Achtziger zu setzen. Unter solchen Voraussetzungen ist es aber nicht einfach kreativ und eigenständig zu bleiben. Aber genau dies gelingt Black Trip offensichtlich spielend und so wird denn auch schlussendlich die Klasse von „Goin'Under“ definiert. Die Band klingt nämlich vielmehr nach einem vergessenem Juwel der Zeit Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger als nach einem billigen Abklatsch. Die Truppe fusioniert zu gleichen Teilen Hardrock der Marke Thin Lizzy, Scorpions oder Kiss und frühe Metalsounds im Stile von Iron Maiden oder Saxon. Obwohl die Scheiben nur auf eine Spielzeit von 35 Minuten kommt, überzeugt das Teil durch höchste Songwriter-Qualitäten. Die acht Tracks begeistern durch die bluesgetränkte, erdige Stimme von J. Tholl gleichermassen wie durch die harten aber melodiösen Gitarrenriffs von P. Stjärnvind. Starkes Debüt ohne relevante Schwachstellen.
Chris C.    

Punkte: 8.8 von 10
ANGIST - Circle of Suffering
Hammerheart Records
Angist sind eine noch sehr junge aber aufstrebende Band aus Island, die 2009 gegründet nun mit „Circle of Suffering“ ihre erste Veröffentlichung bei Hammerheart Records unters Metalvolk bringen. Eigentlich handelt es um ein „Re-Issue“, denn von den sieben Songs sind zwei vom 2010 veröffentlichten ersten Demo der Death Metaller, fünf von der EP „Circle of Suffering“, die 2011 erschienen ist. Diese sieben Tracks werden auf einer auf 300 Exemplare limitierten Vinyl-LP in grau-blau-icy herausgegeben. Sehr geschmackvoll, haben wollen! Angist spielen düsteren, technisch angehauchten, stark Black Metal-lastigen Death, der regelrecht basstriefend, sehr dunkel und erdig-rumpelig produziert wurde. Ganz schön schwere Kost, dankenswerterweise gibt’s zwischen den Songs mysteriöse Geräusch- und Stimmkulissen. Das Songwriting ist dem Stil entsprechend streckenweise etwas monoton, aber das trägt sehr zur Atmosphäre bei und gefällt mir hier recht gut. Die verschiedenen Tempi zwischen und innerhalb der Tracks und geile Gitarrenarbeit bringen aber genug Abwechslung auf die Platte. Mit den Namen des Line-Ups werde ich jetzt hier niemanden foltern, wer schon mal isländische Namen gesehen hat, weiss warum. Ich habe die nötigen Buchstaben nicht mal auf meiner Tastatur! Erwähnt werden muss aber, dass die Band von zwei Freundinnen gegründet wurde, Edda und - eingedeutscht - Gyda, die die Gitarrenfront des Vierers bilden. Edda ist ausserdem für die echt geilen, höllischen Vocals verantwortlich - das recht zierliche Mädel macht - und das muss ich jetzt einfach mal sagen - ihre Sache viel besser als so mancher männlicher Kollege mit vierzig Kilo mehr auf den Rippen. Besonders bei langsamen Passagen versteht man jedes Wort und Edda schafft es, dabei trotzdem immer in der richtigen Tiefe zu bleiben. Angist müssen sicherlich noch an ihrem ganz eigenen Stil und der Präzision ihres Spiels feilen, aber ich für meinen Teil werde mir sicherlich eine dieser limitierten LPs sichern, denn diese Band könnte eine ganz grosse Zukunft haben!
Lucie W.  

Punkte: 8.6 von 10
JOHN GARCIA - John Garcia
Napalm Records/Universal
Coole Socke dieser John Garcia, und vor allem ein umtriebiger Mensch. Nach beziehungsweise parallel zu seinen Projekten und Sängerjobs bei Unida, Slo Burn, Hermano, Vista Chino, Garcia Plays Kyuss und Kyuss Lives! lässt der Sänger mit einer der charismatischsten Stimme in der gesamten Stoner Rock-Szene nichts anbrennen und schenkt seiner nicht gerade kleinen Anhängerschaft endlich ein waschechtes Soloalbum, das in seiner schnörkellosen Lässigkeit den Verlust der grossen Kyuss – Vorsicht Gotteslästerung! – nicht mehr ganz so schmerzhaft erscheinen lässt. Die immer noch zahlreich vorhandenen Kyuss-Aficionados mögen mir verzeihen, aber seien wir mal ehrlich, die verschiedenen Bands und Projekte von Garcias ehemaligen Sidekicks Josh Homme, Brant Bjork und Nick Oliveri vermochten bisher nicht einmal annäherungsweise in die übergrossen Fussstapfen der ehemaligen Stammband zu treten. Mit „John Garcia“ kommt der ehemalige Frontmann diesem anvisierten Ziel hingegen schon sehr nahe. Warum? Ganz einfach: weil er die Stimme hat, die kombiniert mit lockerflockigen bis tighten Desert Rock-Nummern für ungetrübten Hörgenuss sorgt. Bis auf das melancholisch-balladeske Schlusslicht „Her Bullets Energy“, welches nicht zu sparsam wohltuende Led Zeppelin-Vibes verbreitet, wird mit Leidenschaft und Inbrunst gerockt, so wie es sich gehört. Mit Nummern wie dem eröffnenden „My Mind“, dem minimalistisch-lässig swingenden „The Blvd“, dem gradlinigen Cowbell-Rocker „Argleben“ oder den schon fast an Danko Jones erinnernden In-Die-Fresse-Rocker „Saddleback“ und „All These Walls“ überzeugt der Mann auf ganzer Linie und legitimiert ihn als einzig wahren Erben der von uns gegangenen Wüstensöhne. Eine geile Scheibe, welche den Stellenwert dieses Sängers weiter zementieren wird!
Mirko B.  

Punkte: 8.6 von 10
OVERKILL – White Devil Armory
Nuclear Blast/Warner
Die Truppe um die beiden Bandleader Bobby „Blitz“ Ellsworth (Gesang) und D.D. Vreni (Bass) kreuzt mit ihrem 18. Studiostreich die Umlaufbahn jedes bangenden Metallers, der etwas auf sich hält. Selbst nach 34 Jahren gehen die New Yorker so unverbraucht wie eh und je ans Werk und knallen mit dem Opener „Armorist“ gleich mal eine Granate in die Stube, die weder Gefangene macht, noch nur den Ansatz von verbrannter Erde zurücklässt. Was für eine schädelspaltende Doublebass-Highspeednummer! Einmal mehr erweist sich die Aufnahme des ehemaligen Hades-Trommlers Ron Lipnicki als Glücksfall für die Band. Ebenso einzigartig ist auch das Bassspiel von D.D. wie auch die bösartige Stimme von Bobby, die in all den 34 Jahren nie an Faszination verloren hat - nicht zu vergessen das Gitarrenduo Dave Linsk und Derek Tailer. Overkill sind in dieser Besetzung einfach unschlagbar. „White Devil Armory“ braucht vielleicht zwei, drei Durchläufe mehr, bis man sich an die Lieder gewöhnt hat. Dafür bekommen alle Skullcrusher was sie wollen. „Pig“, „Bitter Pil“, „Freedom Rings“ sind alles Songs, wie man sie sich von Overkill erhoffen darf. Was dem Album allerdings fehlt, ist ein Hit der Sorte „Hello From The Gutter“, „Wrecking Crew“, „In Union We Stand“, „Elimination“ oder „Bring Me The Night“. Overkill sind dennoch Overkill geblieben. „White Devil Armory“ reiht sich nahtlos in die Historie der Amis ein. Ein hört sich an wie der kleine Bruder vom Vorgänger „The Electric Age“ und knallt wie gewohnt wild, rasant und rau aus den Boxen.
Tinu  

Punkte: 8.5 von 10
YES - Heaven And Earth
Frontiers Records/Musikvertrieb
Drei Jahre sind seit dem klasse Album "Fly From Here" ins Land gezogen. Nun legen die Prog-Veteranen Yes den Longplayer "Heaven And Earth" nach. Alles beim Alten? Fast. Denn Sänger Benoit David wurde durch Jon Davison ersetzt, der nun seit 2012 bei Yes das Mic bedient. Von der Stimme her sind kaum Unterschiede zu Benoit zu bemerken und so fügt sich Jon musikalisch gut in die Band ein. Steve Howe, Chris Squire, Alan White und Geoff Downes haben wieder ein paar starke Songs komponiert. Als erstes fällt mir das tolle "Step Beyond" auf, ein typischer Yes-Song mit klasse Synthie-Melodie und viel Chören. Yes beweisen, dass sie es immer noch können. Auch das relaxte "To Ascend" kommt gut, es ist sehr gefühlvoll gesungen, leicht poppig zwar aber sehr schön. Auch ein grandioser Song ist das acht Minuten lange "Light Of The Ages", hier zeigen die älteren Herren wie man Songs mit Tiefgang schreibt, ein herrlicher Yes-Song. Auch der von Geoff Downes gespielte orchestrale Anfang von "Subway Walls" ist grosses Kino, ebenso wie dann der Rest in den Song einsteigt ist einfach klasse, Yes eben. Nach mehrmaligem Durchhören muss ich mein am Anfang gemachtes Urteil revidieren und ganz klar zugeben das "Heaven And Earth" das Niveau von "Fly From Here" halten kann. Natürlich gehen die Engländer hier weniger komplex vor als früher, aber das ist auf diesem Niveau in Ordnung. Klasse Band, Klasse Album.
Crazy Beat 

Punkte: 8.5 von 10
NECROS CHRISTOS - Nine Graves (EP)
Ván Records
Die Deutschen mit dem griechischen Bandnamen stehen ihren Beinahe-Namensvettern von Rotting Christ ziemlich nahe. Jedenfalls zumindest, was die Härte, aber auch die Abwechslung, die Düsternis und Beklommenheit in den Songs anbelangt. "Nine Graves" stellt lediglich eine EP im Repertoire dar, und wer sich die Full Length-Alben angehört beziehungsweise einen Blick auf deren Tracklist geworfen hat, der weiss, weshalb. Aber zurück zur eigentlichen Thematik: "Nine Graves" ist in 9 Songs aufgeteilt, von denen 4 Instrumentals sind und quasi als Bindeglied zwischen den Liedern fungieren, bezeichnet als "Temple I" bis "Temple IV". Die Mucke dazwischen ist im Prinzip düsterer, teilweise brachialer Metal mit todesmetallischem Einschlag, der Sänger growlt sich stellenweise sehr intensiv durch die Gegend, ist aber in jedem Fall authentisch. A propos Authentizität: Man nimmt den Herren jederzeit ab, dass sie nicht einfach irgendwelche Posen einnehmen und vor sich hin fabulieren, nein, man ist von sich überzeugt und strömt mittels der Musik eine Grundhaltung dessen aus, was den Geisat von Necros Christos ausmacht. Wer ehrliche, böse Musik sucht und nicht einfach niedergeknüppelt werden will, ist mit den Deutschen mehr als nur gut bedient. Horns up!
Toby S.   
 
Punkte: keine Wertung
FLOOD OF RED - Throw
Superball Music
Die Musik der Schotten von Flood of Red ist relativ schwer einzuordnen. Ganz gewagt würde ich jetzt einfach mal „atmosphärischer Rock“ dazu sagen. Das reicht aber nicht ganz aus, dazu kommt ganz viel Melancholie und etwas düster anmutende, schwere Gitarren. Auch ganz speziell ist der klare, fast schon weiblich klingende Gesang von Shouter Jordan Spiers, der aber wirklich klasse singt und sich gut in den Gesamtsound einfügt. Und so kommen die Songs mal heavy, dann wieder ruhig und atmosphärisch, sogar fast poppig aus den Boxen, eben schwer einzuordnen. Hie und da streift man schon U2-Gefilde, sowohl betreffend Gesang wie auch Instrumentalfraktion, aber immer nur so viel, dass die Musik noch genug Eigenständigkeit besitzt. "Lashes" ist so ein atmosphärischer Track, der von einer tollen Gesangsmelodie getragen wird, ein wirklich guter Song, mit viel Gefühl gespielt. "Cutting Limes“ ist ein variabler Track, der alle Eigenschaften der Schotten in einem Song vereint: Cleane und verzerrte Gitarren, die zwischendurch mit einem starken Riff glänzen, und dann wieder zu einer cleanen Melancholie wechseln. Dann gibt’s wieder schöne akustische Momente wie bei "Ye Die, Ye Die". Wie gesagt, musikalisch schwer einzuordnen die Jungs, aber es macht Spass, ihre spezielle Musik zu entdecken. Ich würde Flood Of Red jedenfalls jedem toleranten Rock-Liebhaber sehr empfehlen.
Crazy Beat 

Punkte: 8.5 von 10
CHANNEL ZERO - Kill all Kings
Metal Blade/Sony Music
Channel Zero sind Ende 80er/Anfangs 90er gegründet worden, haben sich dann aber nach vie Jahren getrennt, um dass erst etliche Jahre später wieder durch eine Reunion zusammen zu finden. Die Belgier starteten damals mit fulminanten Thrash, heute spielen sie kraftvollen Modern Metal. Die Gitarrenriffs sind allererste Sahne, sie sind gespickt mit geilen Melodien und das alles in einem ordentlichem Midtempobereich. Mich erinnert das manchmal an frühere Fear Factory ohne zuviel Industrial-Touch. Gesanglich ist man bei den Leuten und auch das Songwriting weiss zu gefallen. Es gibt nicht viel Negatives zu sagen, aber richtige Hits sind eher Mangelware - wobei das hier Meckern auf hohen Niveau ist. Channel Zero sind wieder erstarkt und werden sich ihren Platz in der Metalcommunity sichern. Ganz sicher!
Daniel J.  

Punkte: 8.5 von 10
TEMTRIS – Shallow Grave
Battlegod Productions
Temtris überraschen uns mit einem ganz eigenen Stilmix, dessen Essenz der klassische Heavy Metal ist. So ist die Platte auch produziert. Die Emulsion enthält dann Einflüsse von Dark Metal, Melodic Metal und Death Metal. Letzteren Einfluss verdanken die Australier nicht zuletzt den aggressiven Growl-Vocals von Gitarrist Llew Smith. Sein Gesang steht aber nicht im Vordergrund, sondern kontrastiert mit der Lead-Stimme von Genevieve Rodda. Diese bewegt sich nicht in weinerlichen oder opernhaften Gefilden, vielmehr drückt sie der Musik mit ihrem kraftvollen und durchaus auch in tieferen Stimmlagen überzeugenden Gesang ihren Stempel auf und sorgt neben der Stilmixtur für ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Temtris. An die Kombination an sich muss man sich schon mal kurz gewöhnen. Hat man das aber hinter sich, belohnt einen die Band mit erfrischenden, andersartigen Songs, die durchaus Wiedererkennungswert haben und Langzeitwirkung entfalten können.
Mac   

Punkte: 8.2 von 10
LAZER/WULF – The Beast Of Left And Right
Retro Futurist Records
„Das Monster von Links und Rechts“, so kann man diesen Albumtitel in etwa übersetzen. Doch wie interpretiert man ihn? Ich wage einen Versuch: Es handelt sich dabei um einen Hinweis auf den abgedrehten Stereo-Sound, der einem vom einen zum anderen Ohr durch den Kopf hüpft. Der Titel ist eine Warnung davor, dass man nach dem Genuss dieses Debüts vor lauter abgedrehtem Lärm nicht mehr weiss, wo links und rechts sind. Prog Rock, Math Core, Stoner, Post Metal und Noise, alles Lazer/Wulf lassen alles durch einen Schredder und hauen es dann mit Schmackes aus den Boxen. Übergeschnappte ADS-Rhythmen, kratzige Riffs und grenzdebile Griffbrett-Zuckungen, damit beschäftigen, ach was!, fickt der us-amerikanische Frickel-Dreier dein Gehör und Gehirn. Da lindern auch erhabene, dabei bescheiden eingesetzte Vocals wie in „Beast Reality“ oder dem finalen Hack-Gewitter „Muthual End“ die vertracke Extreme-Experimental-Epidemie. Oder anders formuliert: Melvins meets Voivod meets Amplifier meets Porcupine Tree meets Mastodon meets Joe Satriani und zwar allesamt auf Speed. Das ist verdammt anstrengend, aber irgendwie auch verdammt befriedigend. Lazer/Wulf lassen einen mit ihrem experimentellen Sound taumeln und am Ende weiss man nicht mehr, wo links und wo rechts. Ein abgedrehtes Klangbiest, dass livehaftig wohl noch erbarmungsloser ins Oberstübchen beisst.
Kissi   

Punkte: 8.1 von 10
ABINCHOVA – Wegweiser
Eigenvertrieb
Heidenlärm aus Luzern – so betitelt die Band selbst ihre Musik. Abinchova spielen Folk Metal, allerdings mit einer gehörigen Prise Death- und Thrash Metal. Das junge Septett wird gern und oft mit Eluveitie oder auch Ensiferum verglichen, doch haben die Luzerner mittlerweile ihre eigene Nische in diesem Genre gefunden. Das neue Album präsentiert sich bedeutend melodiöser als die früheren Veröffentlichungen und auch in der Qualität des Songwritings hat sich einiges getan. Das Album wurde übrigens komplett durch Crowdfunding finanziert. Textlich bedienen sich die Eidgenossen meist aus lokalen Sagen und Geschichten, was ganz charmant rüberkommt. Dasselbe gilt leider nicht für das im Dialekt gesprochene Praeludium, welches bei jeder Veröffentlichung mittlerweile standardmässig dazu gehört. Während es viele Fans “irgendwie schnüsig“ finden, wirkt dieser Märchenerzähl-Modus von Sänger Arnaud meiner Meinung nach einfach nur unprofessionell. Das ist wirklich schade, denn gerade was die Qualität des Albums angeht konnten Abinchova mit “Wegweiser“ im Vergleich zum Vorgänger “Versteckte Pfade“ (2011) einen drauflegen. Sängerin Nora hat sich ebenfalls gesteigert und ihr klassischer Gesang harmoniert sehr schön mit Arnauds Shouting (tolles Beispiel: “Felsenfrass“). Auffällig sind die melodiösen Gitarrenriffs, die nun mehr im Vordergrund stehen, die aber leider die Violine etwas zu sehr in den Hintergrund drängen. Das Album könnte etwas abwechslungsreicher sein - mitunter ähneln sich die einzelnen Tracks etwas zu sehr, grade in der ersten Hälfte der Scheibe verschwimmt es ein wenig im Einheitsbrei. Mit Flaschengeist liefern die Folkmetaller dann aber eine Trinkhymne, die bei den Fans gerade live besonders gut ankommen dürfte. Mein unbestrittener Favorit ist allerdings der letzte Track, das epische “Echo“: Fast 9 Minuten dauert das Lied und doch ist es keine Sekunde langweilig. Fazit: Abinchova sind erwachsen geworden. “Wegweiser“ ist ein gelungenes Album, das in keiner Folk Metal-Sammlung fehlen darf!
Patricia H.     

Punkte: 8.0 von 10
VERITAS MAXIMUS – Glaube und Wille
Tonpool/Musikvertrieb
Die Stimme der Böhsen Onkelz meldet sich mit einer neuen Band zurück – und klingt im Detail ganz anders! Und dieses anders braucht Zeit um entdeckt zu werden. Aber erinnern wir uns zuerst: Die Böhsen Onkelz lösten sich vor einigen Jahren auf. Hauptgrund dafür war nach heutigen Bandaussagen der gesundheitliche Zustand von Sänger Kevin Russell, dessen Drogenprobleme eine neue Dimension erreicht hatten. Einige Jahre der Skandale später ist die Reibeisenstimme wieder und hoffentlich endgültig clean. Seine neue Band hört auf den Namen Veritas Maximus. Deren Zukunft scheint mit der überraschenden Onkelz-Reunion-Konzerten allerdings ungewiss. Zumindest äussern sich die Bandmitglieder in Interview sehr unterschiedlich über die weitere Entwicklung der Kultband. Falls es mit dieser nicht mehr weiter gehen würde, hat Russell mit Veritas Maximus zumindest eine gewisse Absicherung. Denn seine neue Band hat Potential, auch wenn dieses auf dem Erstwerk noch nicht zu 100 Prozent ausgeschöpft wird. Kevin Russell klingt 2014 insgesamt metallischer. Der Rock’n’Roll von Onkelz-Chefdenker Weidner und Gitarrist Gonzo ist passé. Es leben düstere Klänge, welche besonders beim 12-minütigen „des Teufels Geleit“ gar in doomig-epische Richtung gehen. Gerade dieses lange Stück zeigt, dass es sich lohnt, wenn man bei diesem Album etwas länger dran bleibt, denn die Liedern entwickeln sich mit der Zeit. Aber auch Geduld kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich mit „Veni, Vidi, Veritas“ ein Langweiler eingeschlichen hat und gegen Ende etwas Spannung verloren geht. Diese kann zwar mit dem erwähnten langen Lied nochmals zurück geholt werden, trotzdem stellt sich ein etwas fader Nachgeschmack ein. „Glaube und Wille“ ist ein authentisches Album, das Grund zu Hoffnung gibt, denn wenn nur ein Bruchteil der Onkelz-Fan das Gebotene gut findet, darf sich Russell künftig über volle Hallen freuen. Ob sich dieses Album aber ohne das Onkelz-Schild durchsetzen können wird, bleibt fraglich, zumal in diesen Tagen sehr viele hochwertige Deutschrock-Alben veröffentlicht werden und Frei.Wild, Unherz und Unantastbar gleichsam am hohen Turm der Deutschrock-Ikonen rütteln.
Roger W.    

Punkte: 8.0 von 10
DIVUS - Aureola
Eigenvertrieb
Die junge Nordwestschweizer Band Divus präsentiert uns hier ihr erstes Album Aureola. Ein instrumentales Werk, das mir schon beim ersten Durchhören gefällt. Man hört schnell, dass es sich hier nicht um ein gewöhnliches Frickel-Instrumental-Album handelt. Auf dem Beiblatt stehen die Worte dynamisch, vielfältig, melancholisch, melodiös, kräftig, episch und verträumt - und so kann man das auch tatsächlich stehen lassen. Die fünf meist überlangen Tracks können irgendwo im Grossraum Rock / Hardrock angesiedelt werden. Sie klingen alle sehr lebendig und lassen den einzelnen Instrumenten genügend Freiraum, um sich zu entfalten. So werden die Gitarren mal verzerrt, dann wieder clean im Vordergrund und im Hintergrund gekonnt eingesetzt. Mir gefällt das auf und ab der Songs, es ist klasse, wie man mit der Dynamik der einzelnen Tracks spielt. Die Verzerrung ist ebenfalls klasse, richtig rockig. Und bei "Mosaic I" gefallen mir ganz besonders die gefühlvoll gespielten Gitarren. "Mosaic II" erinnert mich etwas an Sieges Even und die Deutschen Soul Cages. Klasse Song und auch der Übergang in den verzerrten Gitarren-Part ist hier grandios. Es ist meiner Meinung nach sehr schwer, ein Instrumental-Album zu kreieren, das auf die Dauer nicht langweilt, Aber Divus haben dieses Kunststück geschafft und ein klasse Werk abgeliefert. Toller Erstling der Schweizer Band, Reinhören ist Pflicht!
Crazy Beat     

Punkte: 8.0 von 10
VIRGIN STEELE – Invictus (Re-Released 2 CD)
The Marriage Of Heaven And Hell – Part 1 and 2 (Re-Released 2 CD)
Steamhammer/Musikvertrieb
Wer die Krönung des symphonischen Metals mit einem richtigen Shouter hören will, kommt am Doppel-Streich „The Marriage Of Heaven And Hell“ nicht vorbei. Fernab von Möchtegern-Klassik-Sound mit metallener Prägung und knapp bekleideten, singenden Hüpfdohlen, präsentierte 1994 / 1995 Sänger David DeFais eine Doublette, die in dieser Form nie mehr erreicht wurde. Weder von Virgin Steele selber und schon gar nicht von den Ledertanga-Buben Manowar! Die Vermischung aus Symphonie, Metal und einer Stimme, die ihresgleichen sucht ist und bleibt „The Marriage Of Heaven And Hell“ eine Offenbarung, die schon vor knapp 20 Jahren den Einzug in den Metal-Olymp feiern konnte. Songs wie „I Will Come For You“, „Blood And Gasoline“ und „Forever I Will Roam“ vom ersten Teil, wie auch „A Symphony Of Steel“, „Unholy Water“, „Strawgirl“, „Victory Is Mine“ und die Vollendung an Klängen „Emalaith“ hat noch heute nichts von seiner Grazie und Erhabenheit verloren. Ergänzt werden diese beiden Scheiben durch vier Bonustracks. Das drei Jahre später erschienene „Invictus“ konnte den Stellenwert der beiden Vorgänger nicht halten, bietet aber alleine mit dem über 10 Minuten langen „Veni, Vidi, Vici“, „Through Blood And Fire“ und „Mind, Body, Spirit“ ebenso starkes Material. Die folgenden Studioscheiben konnten den Status dieser drei Scheiben nicht mehr erreichen und so passierte, was passieren musste. David und sein Sidekick, Gitarrist Edward Pursino, verschwanden in der Versenkung. Interessant ist die zweite CD von „Invictus“, die mit akustischen oder Live-Rehearsal-Versionen einen weiteren Einblick in die Kreativität der Amis gibt. Nach den bereits erschienen Doppel-CD-Re-Releases von „Noble Savage“, „Age Of Consent“ und „Life Among The Ruins“, erklingen hier zwei weitere hörenswerte Veröffentlichungen von Virgin Steele. Alleine die Aufmachung in einem schicken Digi-Pack mit schönen Booklet macht neben den Songs die Anschaffung dieser beiden Wiederveröffentlichungen zu einem Muss!
Tinu
   
Punkte: keine Wertung
SEPTICFLESH - Titan
Season Of Mist/Irascible
Die legendären Griechen von Septicflesh versuchen mit der dritten Veröffentlichung nach ihrer Neugründung 2007 ihre Wiedergeburt zu zementieren. Die besten Zeiten hatten die 1990 gegründeten Technical Deather sicherlich Ende der 90er bis zur Auflösung 2003, als sie noch unter dem Namen Septic (abstand) Flesh die ganze Szene mit ihrem einzigartigen technischen Death Metal mit atmosphärischen Gothic-Metal-Elementen aufmischten. Nach der Neugründung wurde klar, dass auch der Metal mit der Zeit geht, und technisches Können und ein normabweichender Stil nicht mehr reicht, um ganz oben mitzumischen. Und so erstaunt es nicht, dass "Titan" ein düsterer und komplexer Brocken symphonischen Death Metals ist, welcher die Band auf einem ganz neuen Level ihres Schaffens zeigt und den auf "Communion" oder "The Great Mass" eingeschlagenen Weg weiter verfolgt. Trotz epischen und verschachtelten Kompositionen musste die Progressivität dem Groove und der Eingängigkeit weichen, was bei Septic Flesh, ähm, Septicflesh zwar gewöhnungsbedürftig, aber dennoch ein Gewinn ist.
Steve Butcher     

Punkte: 8.0 von 10
ORIGIN - Omnipresent
Agonia Records
Nach Abzug der drei kurzen Interludien besteht "Omnipresent" zwar "nur" noch aus einer knappen halben Stunde neuer Musik, Fans des technischen Materials der amerikanischen Death Shred-Institution dürfen sich aber trotzdem freuen, denn sie werden mit dem vorliegenden sechsten Studioalbum vortrefflichst bedient werden. Einmal mehr ist bei ORIGIN kein stupides Saitengewixxe Trumpf, versprühen die Songs doch trotz hochoktanigster Instrumentalität stets Flair und Intelligenz. Klar wird öfters mal die weissglühende Shredpeitsche ausgepackt und der Schalter des Schlagzeugers auf "Hyperblast" umgelegt, aber durch die Bank überzeugen die vier Amis mit viel Abwechslungsreichtum und einem anständigen roten Faden im Songwriting... was das Anhören von "Omnipresent" fast schon wieder zu leicht macht. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau! Vieles wird besser, ORIGIN bleiben gut. Reinhören!
Hardy      

Punkte: 8.0 von 10
DIARIES OF A HERO - Diaries of a Hero
Dust On The Tracks Records
Das selbstbetitelte Album ist bereits das zweite der britischen Band, nachdem im Jahr 2010 mit „Behind the Mask“ das Debüt herauskam. Zuletzt war man gar zusammen mit Anthrax und Motörhead auf ausgedehnter Tournee. Wer die Mannen live verpasst hat, kann das nun in digitaler oder physischer Art in Stereo und Studioqualität nachholen. Diaries Of Hero spielen satten Metalcore mit einer guten Produktion und eingängigen Melodien. Die vier Jungs erinnern damit an Bands wie Bullet for my Valentine, Drowning Pool oder All That Remains. Trotz der harten instrumentalen Gangart sind die Vocals fast gänzlich clean gesungen, und hier machen Diaries Of Hero am meisten Pluspunkte, sind doch die meisten (neueren) Core-Veröffentlichungen mit Cleangesang derart mit Melodrama (oder Menopause) und gekünsteltem Pathos geschwängert, dass zumindest ich eine Betäubung brauche, oder gleich Zyankali. Doch nicht so bei Diaries Of Hero, sind zwar die Gesangparts mit Gefühl gesungen, klingen sie doch nicht nach Wehklang oder Gefühlspenetration, vergleichbar mit den Amis von Drowning Pool, welche zwar gefühlvoll spielen und singen, aber dabei nie vergessen, dass sie Big Balls in den Hosen haben. Lemmy irrt nie.
Steve Butcher     

Punkte: 8.0 von 10
BRUTALLY DECEASED - Black Infernal Vortex
Doomentia Records
Oh, hier hat aber jemand ganz viel Entombed, Grave und Dismember gehört, schön! Brutally Deceased - übrigens sogar nach einem Song von Grave benannt - legen mit „Black Infernal Vortex“ einen Schwedentod-Vertreter der Stockholmer Schule allerklassischster Ausrichtung vor - und das, obwohl es sich bei dem Quintett um Tschechen aus der schönen Hauptstadt Prag handelt. Dies ist der zweite Longplayer der Band nach dem 2010 erschienenen „Dead Lovers’ Guide“ - richtig, in den Texten geht es um Perversion, Misanthropie und - wer hätte das gedacht - Hass! Hier muss man eigentlich nicht viel Worte verlieren. Keine Eigenständigkeit, kaum Originalität - aber hej, scheiss drauf! Neun astreine Swedeath-Tracks, da ist alles dran, was man als Deather so braucht, inklusive druckvoller und erdiger Produktion. Brutally Deceased haben definitiv ihre Hausaufgaben gemacht und bekommen nur wegen mangelnder Kreativität nicht die Höchstnote. Allen Schwedentod-Fans ist dieses Album wärmstens zu empfehlen. Nur noch eines zum Schluss: hier gab’s eines der unbrauchbarsten Infosheets ever, wäre es mir nicht um die Bands, würde ich zum Boykott von Doomentia Records aufrufen. Das nur am Rande. Reinhören!
Lucie W.      

Punkte: 8.0 von 10
VINTERSORG – Naturbål
Napalm Records/Universal
Andreas Hedlund tummelt sich schon lange in der Pagan Metal Szene. Bereits Mitte der 90er hat er mit Vintersorg und seinem Nebenprojekt Otyg Musik veröffentlicht, die für Aufsehen gesorgt hat. Das nach „Jordpuls“ und „Orkan“ inzwischen dritte Album im Vier-Elemente-Zyklus handelt konzeptionell vom Feuer. Als Ausgangspunkt der Geschichte dient die Vorstellung, wie die Natur sich aus einer vom Feuer verwüsteten Erde wieder hervorkämpft. Die musikalische Umsetzung geschieht in Form von jähen Wechseln zwischen melodischen, folkigen Parts und brachialem Shredding. In dieser ersten, gesanglich wunderschön umgesetzten Hymne, wird man beinahe nostalgisch, in Gedanken an die frühen Schaffensjahre des Herrn Hedlund. ‚En blixt från klar himmel‘ beginnt, wie der Name schon erahnen lässt, mit einem Gewitter - allerdings mit einem aus der Konserve. Etwas weniger elektrisierend ist die musikalische Umsetzung davon. Im Mittelteil des Albums irrt man zu lange etwas ziellos umher. Als Hörer wartet man auf Melodien, wie sie in ‚Rymdens brinnande öar‘ wieder auftauchen. Mit dem emotionalen, mehrstimmigen Refrain und den weichen Flöten im Hintergrund vereint der Song einige der herausragendsten Qualitäten in der Musik von Vintersorg. Ein schöner Moment, denn „Naturbål“ bedient über weite Strecken vor allem Fans der schwarzmetallischen bis leicht progressiven Klänge. An Abwechslung fehlt es dem Album definitiv nicht und die gebotene Qualität ist gewohnt hoch - über die Gewichtung der einzelnen Stilelemente kann man sich streiten. Wenn die Rechnung stimmt, darf man nun gespannt sein, wie auf der nächsten Scheibe das Konzept Wasser umgesetzt wird.
Patricia L.   

Punkte:
7.9 von 10
HATE DOT COM – Dissociative
7hard
Hate Dot Com zocken auf ihrem Zweitling einen Modern-Metal-Mix, der irgendwo zwischen Pantera und Disturbed anzusiedeln ist, Thrash’n’Roll-Einflüsse inklusive. All dies wird kompetent dargeboten, in einem ansprechenden Soundgewand. Produzenten-Legende Dan Swanö garantiert, dass Dissociative fett und transparent aus den Boxen donnert. Das Ganze ist so glattpoliert, beinahe klinisch, dass mir zuweilen etwas der Dreck (danke, Herr von Rohr!) fehlt. Dabei ist aber schon festzuhalten, dass die Musik an sich mit einer guten Mischung aus Aggressivität und Melodie zu gefallen weiss. Hier hört man, dass das Augenmerk darauf gelegt wurde, die abwechslungsreichen Vocals deutlich zur Geltung kommen zu lassen. Wirkliche Schwachpunkte sind das ganze Album hindurch nicht auszumachen, aufgrund des konstant hohen Energielevels könnten sich aber durchaus retardierende Momente in der Langzeitmotivation ergeben.
Mac
   
Punkte:
7.8 von 10
WRETCHED - Cannibal
Victory Records
Der Fünfer aus Charlotte, North Carolina, kredenzt uns bereits die vierte grosse Schlachtplatte seit dem 2009er Erstschlag „The Exodus of Autonomy“. „Cannibal“ wird bei aller Rohheit mit aller Wahrscheinlichkeit mehr die Death Metal-Gourmets ansprechen als die eher grobschlächtige Hörerschaft im obskuren Untergrund. Warum? Ganz einfach, weil es Wretched wieder mal verstehen, derbsten, technisch raffinierten US-Death Metal mit umschmeichelnden Melodien und gar lupenrein progressiven Ausbrüchen zu verfeinern, man höre sich beispielsweise das Instrumental „Cannibal“ an. Und wenn die Jungs gerade nicht Dream Theater Konkurrenz machen, hauen sie mächtig ins Mett und knallen uns breaklastigen, frickeligen Death Metal um die Ohren, der sich ordentlich gewaschen hat. Death Metal, der richtig Spass macht, weil nicht durchweg schnell, sondern abwechslungsreich, imposant, gleichsam brutal und raffiniert, rhythmisch genauso variabel wie die stimmlichen Fähigkeiten von Frontgrunzer Adam Cody. Angesichts der mannigfaltigen Elemente, die Wretched in ihren Songs verbraten, ist es im Endeffekt relativ müssig von schnödem Death Metal zu sprechen, denn in Tat und Wahrheit vereinen die Herren so viele musikalische Einflüsse in ihrem Sound, dass eine solch profane Kategorisierung ihrem musikalischen Ansprung in keinster Weise gerecht wird. Ich habe mir das Album x-Mal angehört, und jedes Mal offenbarten sich mir wieder einzelne, kleine Details, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte, und das gehört in dieser Sparte wohl zur ganz hohen Schule. Sehr geiles Album, dem ich eine Gänsehaut-Garantie für Death Metal-Kenner attestiere!
Mirko B.
   
Punkte:
7.8 von 10
IRON MAN - The Passage & Generation Void (2 Re-Releases)
Shadow Kingdom Records
Nach dem letztjährigen grandiosen Album “South Of The Earth” erreicht uns nun die Wiederveröffentlichung von „The Passage“ (1994) und „Generation Void“ (1999), welche als Album Nummer zwei und drei in des Diskografie der ehemaligen Black Sabbath-Coverband aufgeführt sind. „The Passage“ gilt zurecht bis heute als eines der stärksten musikalischen Statements der Truppe rund um Gitarrist und Mastermind Alfred Morris III. Über zwanzig Jahre nach Erscheinen der Sabbath-Meilensteine „Master Of Reality“ (1971) und „Vol. 4“ (1972) ist es dem Haufen aus Maryland gelungen, den Spirit und den Sound dieser beiden Scheiben fast perfekt zu reproduzieren. Die Riffs, Licks und Soli von Alfred Morris III sind dermassen nah an denen des Meisters aus Birmingham, dass man mehr als einmal meint, Tony Iommi persönlich habe ein paar Gastbeiträge eingespielt, und das Ganze natürlich in jenem herrlich hölzern-organischen Soundgewand, das einen Grossteil der Magie des klassischen Doom Rocks ausmacht. Mit „The Passage“ hätten Iron Man somit die Chance gehabt, den Anhängern der frühen Sab Four eine hochwertige Alternative zum ins Schlingern geratenen Original zu bieten – das 1994er Sabbath-Album „Cross Purposes“ war ja nicht gerade der Brüller – aber leider machte der Band eine gerade einsetzende schlechte Gewohnheit einen Strich durch die Rechnung. Bis das Nachfolgealbum „Generation Void“ erscheinen sollte, vergingen satte fünf Jahre, und das Personalkarussell hatte gerade Fahrt angenommen, Drummer und Bassist waren ausgewechselt worden, und ein knappes Dutzend weitere Musiker sollten in den kommenden Jahren noch folgen. Mit „Generation Void“ versuchten Iron Man jedenfalls, sich aus dem Kielwasser der grossen Vorbilder aus Birmingham etwas freizuschwimmen und demonstrierten in den neuen Songs etwas mehr kompositorische Eigenständigkeit, was teils mehr ("On The Mountain", „Boston Strangler“, „Shadows of Darkness“), teils weniger („Survivor“, „King of Kings“, „Forever Yours“) gelang. Der Schritt weg von Black Sabbath hin zum Hippie-Doom von Trouble führte dazu, dass die Riffs und Soli einfach nicht mehr so griffig und giftig anzuhören waren wie auf dem Vorgängeralbum. „Generation Void“ ist deshalb aber noch lange kein schwaches Album, und grundsätzlich lohnt sich für den geneigten Fan die Anschaffung dieser beiden Scheiben, zumal man für den Preis einer CD obendrauf noch je eine Live-DVD bekommt. Diese ist zwar in absoluter Bootleg-Qualität - aber immerhin.
Mirko B.
    
Punkte: keine Wertung
ZARPA – Bestias Del Poder
Pure Steel Records/Non Stop Music
Bereits seit 1977 sind Zarpa aktiv. Dabei gab es durchaus auch einige Unterbrüche. In diesem Jahrtausend beehren uns die Spanier regelmässig mit neuen Outputs, so auch wieder im Jahr 2014. Ihr in den 70ern und 80ern verhafteter Heavy Metal ist geprägt vom spanischen Gesang mit Flamenco-Einflüssen – nicht unähnlich den Vocals der bei uns bekannteren Héroes Del Silencio. Sowohl die Instrumentalfraktion wie auch Sänger Vicente Feijóo gehen dabei recht melodiös zu Werke und scheuen sich nicht, Melodien einzubauen, die schon recht folkloristisch klingen. Das ergibt ein abgerundetes Gesamtbild, an das man sich erst etwas gewöhnen muss. Da die Songs dann aber durchgängig auf ansprechendem Niveau die Boxen verlassen, erwartet den Hörer nach der Eingewöhnung ein kurzweiliges, traditionelles und durch den Spanienbezug in Musik und Text auch spezielles Klangerlebnis.
Mac  

Punkte:
7.8 von 10
BLUES PILLS – Blues Pills
Nuclear Blast/Warner Music
Spätestens seit einem Jahr, seit Nuclear Blast die Band unter Vertrag genommen hat, gelten Blues Pills als die Newcomer, die Retro-Rock-Sensation überhaupt. Und spätestens seit dann warten die Fans auf das erste richtige Album der Truppe um Joplin-Reinkarnation Elin Larsson. Eine Single, zwei Studio- und eine Live-EP, wobei die verschiedenen Releases sich track-mässig sogar überschneiden, das ist der bisherige, überschaubare Output und so freute auch ich mich darauf, endlich neues Material vorgesetzt zu bekommen. Doch zu früh gefreut: 10 Songs umfasst das selbstbetitelte Debüt. Wirklich neu sind davon aber gerade einmal zwei Stück, der brodelnd startenden, im Refrain explodierende Opener „High Class Woman“ und die soulige Ballade „No Hope Left for me“. Der Rest: Altbekanntes neu eingespielt wie die frühere Single „Black Smoke“ oder das gospelhafte „River“, oder neu arrangiert wie das beschwingte „Ain't No Change“, entstanden aus dem instrumentalen Live-Jam „Mind Exit“ (von „Live At Rockpalast“), und das funky tanzende „Jupiter“, dessen Wurzeln man im schwedisch gesungenen „Bliss“ von der gleichnnamigen EP (2012) findet. Dazu noch das Chubby-Checker-Cover „Gipsy“, das perfekt in den Sound passend kaum als solches erkannt wird, und fertig ist es also, das langersehnte Debüt. Virtuose Musiker, furiose Songs und trotzdem hat sich das Warten darauf nicht wirklich gelohnt: 1. weil hier mehr Recycling als Recording betrieben wurde und 2. weil der klassische Blues Rock zum Album ausgedehnt plötzlich gar nicht mehr so unwiderstehlich wirkt, wie in EP-Form. Die Wirkung mancher Pillen lässt manchmal halt leider schneller nach als erwartet.
Kissi 

Punkte:
7.6 von 10
DUST & BONES – RockItDeEP
Dr. Music Records
Das erste Lebenszeichen der deutschen Combo Dust & Bones erschien im Jahre 2000 in Form eines Demos, das bereits für positive Resonanzen in der Rock Szene sorgte. Seither wurden zwei Alben (Liberator und 666 Neurotic Bombs) veröffentlicht, die beide sehr wohlwollend aufgenommen wurden. Nun steht das Quartett mit einer 7 Track-EP in den Startlöchern. Dabei haben sie ihren Sound weiter verfeinert, ohne sich aber relevant von ihren Wurzeln zu entfernen. Den Kern bildet dabei schnörkelloser, rudimentärer Rock'N'Roll, der immer mal wieder Parallelen zu den seligen Ramones aufweist. Um in der damaligen NewYorker Szene im legendären CBGB zu bleiben, kann aber auch der Glam angehauchte Punk der New York Dolls durchaus als Querverweis dienen. Nun aber zurück in die Gegenwart. Dust & Bones überzeugen durch eindringliche Kick Ass Riffs mit einer Menge Groove. Die EP bringt es zwar nur auf eine Spielzeit von knapp 28 Minuten, dafür haben die sieben Songs aber alle eine Menge Charisma. Durch eingängige Melodien gehen die Stücke schnell ins Ohr und bleiben dort auch hängen. Innovation ist dabei sicher nicht die herausragende Eigenschaft der Truppe, der Unterhaltungswert und der Spassfaktor sind aber auf hohem Niveau angesiedelt. Wer auf Rotz Rock mit hohem Punkanteil steht - einfacher ausgedrückt Turbonegro-Fans - sollten Dust & Bones unbedingt eine Chance geben.
Chris C.
  
Punkte:
7.6 von 10
BLOOD OF SERPENTS - Black Dawn
Eternal Sound
Diese Truppe ist noch relativ neu (2012 gegründet) und gibt nun ein erstes Lebenszeichen namens "Black Dawn" von sich. Obwohl "Todeszeichen" eigentlich passender wäre, haben die Schweden doch ein derbes Stück Death Metal mit echt bösen Untertönen auf die Welt losgelassen. Erinnert stellenweise an die Deutschen von Sonic Reign, wenn dann das Tempo runtergefahren wird und es leiser, dafür umso unheimlicher wird, könnte man Parallelen zu November's Doom ziehen - oder vielleicht doch eher eine Art Draconian, einfach von der fiesen Seite her gesehen, Schwer einzuordnen, aber dennoch faszinierend. Ja, das kann man so stehen lassen: "Black Dawn" strahlt eine morbide Faszination aus, und genau dies macht die Band und ihr Schaffen interessant. Braucht man nicht weiter zu erklären, sollte man sich angehört haben. Für eine Debut-Scheibe mehr als nur ordentlich!
Toby S.
  
Punkte:
7.5 von 10
NOTHING MORE - Nothing More
Eleven Seven Music
Nothing More spielen modernen US-Metal mit einem extrem guten Sänger. Die Amis aus San Antonio supporteten schon grössere Acts, was ihnen zu einem gewissen Bekanntheitsgrad verhalf. Die Musik ist hart gespielt, mit fetten Gitarren und diesen unglaublich guten Melodien. In bin zwar eigentlich wahrlich kein so grosser Anhänger von solchem Sound, aber die Mucke ist nicht schlecht gemacht. Klar ist Kommerz ein Stichwort, das hier fallen muss. Five Finger Death Punch sind die Leader in dieser Sparte von modernem US-Metal und werden von Nothing More sicher nicht vom Thron verdrängt werden - aber ein ansägen des Thronstuhlbeines liegt schon drin. Coole Scheibe.
Daniel J.
  
Punkte:
7.5 von 10
DESECRATION - Cemetery Sickness
Metal Age Productions
Auch satte sechs Jahre Albumpause haben dem walisischen Rollkommando absolut nichts anhaben können. Etwas über eine halbe Stunde lang zelebrieren sie ein elf Track zählendes Death Metal-Inferno, das sich gewaschen hat, und das glücklicherweise in typisch britischer Manier. Der erste flüchtige Eindruck mag etwas anderes vermitteln, aber es ist tatsächlich so, dass das Trio für stumpfes Geknüppel schlicht zu raffiniert ist – sofern man bei Titeln wie „Cunt Full of Maggots“ oder „Cut Up & Fed to the Dog“ dieses Wort überhaupt verwenden darf… – und für technisches Gefrickel sind die Briten in ihrem Schaffen zu geradlinig und nachvollziehbar, kurz: Sie bewegen sich gerade richtig auf dem goldenen Death Metal - Mittelweg, stets brutal und rasend aber gleichzeitig mit genügend Anspruch und hohem Unterhaltungsfaktor. Für genügend Abwechslung sorgen einerseits die gerne eingestreuten Rhythmus- und Tempowechsel und andererseits die hohe Kompetenz von Gitarrist Ollie Jones am Mikrofon. Er growlt, röchelt und screamt sich derart energisch durch die elf Blutklumpen, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Songs sind ideenreich, die kurzen Intros krank ohne Ende, Drumtier Michael Hourihan wagt sich gerne auch mal an das alles pulverisierende Midtempo ran, anstatt monoton durchzublasten und der Sound verfügt über genügend Durschlagkraft, um den Kennern in der Szene die Schädel zu spalten. Wer derb vertonte Geschichten über Nekrophilie, Kastration, Maden und Verwesung zur Befriedigung der eigenen kulturellen Bedürfnisse benötigt, sollte sich „Cemetery Sickness“ unbedingt ins Regal stellen, lecker!
Mirko B.  

Punkte:
7.5 von 10
HAZARDEUR - Rational Gaze
Eigenvertrieb
Hazardeur kann man nach Duden grob mit "verantwortungsloser/alles aufs Spiel setzender Abenteurer/Glücksritter" übersetzen, die Umsetzung tönt jedoch nicht wie fälschlicherweise impliziert amateurhaft oder gar dilettantisch, sondern glänzt als fokussierter, überlegter Prog Death Metal-Brocken. Die über 60 Minuten Material kommen zwar seltenst über gehobenes Midtempo oder grosse Experimente hinaus, wahren das Level aber konstant und wirken sehr homogen. Zum Teil etwas zu homogen, da sämtliche Instrumente auf "Rational Gaze" von einer Person eingespielt wurde, für die sich nach spärlicher Internetauskunft ein Winterthurer namens Beni verantwortlich zeigt. Für zukünftige Live-Geschichten wurde zwar eine komplette Band zusammengestellt, über eventuelle Konzertqualitäten kann ich jedoch (noch) keine Auskunft geben. Die elf Songs machen auf alle Fälle was her und überzeugen mit einer sowohl abwechslungsreichen wie auch eher entspannten Herangehensweise und einem fast schon hypnotischen Flow. Gewisse Ähnlichkeiten in Riffing und Songstrukturen zwischen den verschiedenen Liedern lassen sich bei Soloprojekten zwar fast nicht vermeiden, aber die Umschiffung gerade dieser Problematik finde ich auf "Rational Gaze" durchaus gelungen. Das Ganze fliesst und groovt, die eher raue als brutale Stimme fügt sich unaufgeregt in die Gesamtstimmung ein und auch der Mix ist für eine Eigenproduktion durchgehend transparent und angenehm gelungen. Unter dem Strich liefern Hazardeur mit "Rational Gaze" allerdings nicht die Neuerfindung des Rades ab, reüssieren aber mit einer gut durchdachten und angenehm unaufgeregten progressiven Death Metal-Scheibe. Reinhören, Geheimtipp!
Hardy 

Punkte:
7.5 von 10
UNHERZ – Sturm & Drang
Massacre Records/Musikvertrieb
Irgendwie kriege ich das Gefühl nicht los, dass Unherz seit dem „Herzschlag“- Götterwerk ganz langsam etwas an Qualität einbüssen. War bereits „Die Wahrheit liegt dazwischen“ nicht mehr so zwingend gut wie sein Vorgänger, klingt nun auch „Sturm und Drang“ irgendwie zwischen Durchschnitt und Super. Woran das genau liegt, ist schwer zu sagen. Denn Unherz musizieren nach wie vor wie eine metallische Variante der Toten Hosen und bauen eher selten ein paar Onkelz-Zitate ein. Was ebenfalls bleibt, ist die Mischung aus lustigen, ernsten und ironischen Texte. In „Pogobraut“ wird in bester Biertrink-Lied-Tradition ein Hoch auf die weiblichen Fans in der ersten Reihe gefeiert. „Zeugen der Zeit“ und „Drei Kreuze“ dagegen versprühen textliche Melancholie, während „Der für dich“ und „Krieger des Lebens“ waschechte Durchhalte-Parolen sind. „Viva Rock’n’Roll“ dagegen entwickelt sich zu einer weiteren Party-Hymne, die zudem mit einer guten Aussage glänzt. Es ist also alles in Butter? Jain. Vielleicht liegt des Pudels Kern aber auch in den beiden Live-Bonustracks, denn diese rumpeln in einer so üblen Soundqualität vor sich hin, dass man von einer halbgaren Sache sprechen muss. Wenn sich diese Einstellung auch unbewusst aufs restliche Album geschlichen hat, müsste man genau dort bei einem künftigen Nachfolger ansetzten. Sturm & Drang ist also kein Deutsch-Metallischer Überflieger, aber immer noch ein Album mit guten Liedern.
Roger W.  

Punkte:
7.5 von 10
SLIKS - Shelter
Eigenvertrieb
Bei einem kürzlichen Streifzug durchs Facebook stolperte ich über einen Namen, der mir sofort bekannt vorkam: Smuti! Der war doch einmal auch bei der Aargauer Rockband Blackburn mit dabei, obwohl das schon ein paar Jährchen her ist. Die spontane Kontaktaufnahme mit dem Gitarristen brachte dann die Bestätigung meiner Vermutung und Herr Kollbrunner erinnerte sich auf Anfrage an die alten Zeiten, die aber längst im Archiv der Schweizer Musikgeschichte abgetaucht sind. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Smuti mit neuen Kollegen und einer neuen Formation wieder aktiv wurde, denn die Gründungszeit der Band Sliks liegt inzwischen bei einer ganzen Dekade. Zu Beginn noch mit Covers von bekannten Gruppen beschäftigt, kristallisierte sich bald einmal eigenes Material heraus, das Ende 2005 auf der ersten EP «Picture» landete. Drei Jahre später erschien der erste Longplayer «Strings» und unzählige Konzerte später, die man mitunter als Support von Shakra, Mother's Finest oder auch Suzi Quatro absolvierte, hatte sich die Truppe etabliert, wenn auch im kleinen, engen Rahmen. Aktuell gestrafft im Line-Up mit Claude Begert (v), Smuti Kollbrenner (g), Martin Leuenberger (g), Beat Geiger (b) und Remo Meyer (d) entstand nun mit «Shelter» eine neue EP mit fünf Songs, dessen CD-Taufe kürzlich über die Bühne ging. Der Opener «Saturday Night» rockt flott los und umgehend werde ich wegen der etwas an Mick Hudson erinnernden Stimme von Frontmann Claude an die damals regional legendäre Band Steve Whitney Band erinnert, die in den frühen 80ern ihre Blütezeit hatte. Ins gleiche Horn stösst «Bitches» und die töfte Ballade «Storm» überzeugt mit den klassischen Ingredienzien ebenso. «U Told Me» könnte dann ebenso gut auf dem Debüt «Hot Line» der Whitneys stehen, wobei hier die getragene Bridge in den Schluss hinein sehr gelungen ist. Die tolle Halbballade «Shelter From The Rain», geschrieben von Bassist Beat "Gägi" Geiger, verarbeitet dessen Krebserkrankung textlich wie musikalisch, rundet überdies diese vorzüglich produzierte EP erfreulich gut ab und macht klar Lust auf mehr. Live dürfte die Chose vermutlich noch einen Zacken härter daher kommen. Wer auf solide Schweizer Rock-Kost steht und die Band Sliks bisher noch nicht kennt, sollte hier mal ein Ohr voll davon nehmen.
Rockslave   

Punkte:
7.5 von 10
AMBERIAN DAWN – Magic Forest
Napalm Records/Universal
Der Opener ‚Cherish My Memory‘ klingt wie ABBA auf Metal getrimmt. Das überrascht nicht – hat doch Hauptkomponist Tuomas Seppälä im Vorfeld bereits angekündigt, dass man sich auf dem neuen Album an der schwedischen Popgrösse orientiert hat. Die Umsetzung ist absolut gelungen, denn man schafft es gleichzeitig, die Handschrift von Amberian Dawn beizubehalten. So wird auf „Magic Forest“ gewohnt astreiner Symphonic Power Metal geboten. Schon bald kristallisiert sich ein Konzept heraus, welches sich wie ein roter Faden durch das Album zieht: Eingängige Gesangsmelodien, bombastische Synthies und Virtuosität bei den Gitarren. Trotzdem lassen sich bei den meisten Songs auch Eigenheiten ausmachen. Das kurze Keyboardsolo in ‚I’m Still Here‘ erinnert etwas an Pink Floyd. ‚Warning‘ klingt sehr märchenhaft – der Kitschfaktor ist dabei aber ziemlich hoch. Der Titeltrack warnt vor magischen Gestalten, die einen beim Gang durch den Wald verfolgen und sorgt mit dem kurzen Zwischenspiel, welches verdächtig nach Tarja Turunens ‚Anteroom Of Death‘ klingt, für Aufmerksamkeit. Der Refrain von ‚Son Of Rainbow‘ ist leicht spanisch angehaucht. ‚Memorial‘ glänzt mit einem Duett mit einer schönen Baritonstimme. Ruhiger und noch etwas dramatischer geht es mit ‚Green Eyed‘ schliesslich dem Ende entgegen. Sängerin Capri rückt hier mit ihrer ansonsten sehr rockigen Stimme auch in klassischere Gefilde vor. Mit Originalität können Amberian Dawn bei dieser Platte nicht glänzen – auch wiederholen sich Harmonien teilweise deutlich von früheren Alben. Trotzdem ist der Spassfaktor auch nach mehrmaligem Hören immer noch hoch.
Patricia L.   

Punkte:
7.5 von 10
STATEMENT – Monsters
Mighty Music
Hard Rock mit einem modernen Anstrich gibt es von den Dänen Statement. Ihr Debut-Album klingt zwar nicht nach einem künftigen All-Time-Klassiker, lässt aber zeitweise durchaus aufhorchen. Zum positiven Reigen gehört der sehr angenehme erdige Gesamtklang, welcher Stücke wie „Back To Life“, „Say Hello“ oder „Dropzone“ geschmackvoll erschallen lassen. Das passende Riffing, schöne Gitarren-Soli und eine fähige Stimme stimmen positiv. Abzüge gibt es für das Songwriting, welches zwar gut ist, aber nicht über den entscheidenden Biss verfügt. Zwischendurch ein wenig aufhorchen zu lassen reicht heute leider nicht mehr aus, um ganz vorne mitmischen zu können. Allerdings agieren die Dänen ziemlich eigenständig und lassen Vergleiche mit anderen Bands erst gar nicht entstehen. Monsters ist ein Album, welchem man die Liebe zur Musik jederzeit anhört. Der Mix aus vielen groovenden Liedern und wenigen Balladen ist durchaus gelungen. Hard Rock-Fans dürfen gerne ein Ohr riskieren. Alle anderen verpassen aber hier „das nächste grosse Ding“ nicht.
Roger W.   

Punkte:
7.5 von 10
TAY/SON - Slave to Gravity
N-Gage Productions/Musikvertrieb
Man hat es manchmal nicht leicht wenn es um ein Review der Scheibe einer Band geht, die mehrere Stilrichtungen enthält - und das ist als Kompliment gemeint und soll nicht etwa das Versagen des Journalismus demonstrieren. Crossover nennt man die Sparte der Basler um Tay/Son, da kommen einem sofort Bands wie Rage Against The Machine oder Faith No More in den Sinn. Die einen finden abgehackte Gitarren und Scratches mühsam, andere hingegen finden gerade diese Rhythmen sehr gut. Die acht Songs, die von der Schweizer Produzenten-Koriphäe Roli Mosimann (Young Gods) aufgenommen wurden, strotzen nur so von positiver Energie und weisen gutes Songwriting sowie eine gute Produktion auf. Das Debüt von Tay/Son finde ich alles in allem gut gelungen. Mal sehen, wie sich die Band weiter entwickelt, denn an Konkurrenz mangelt es in diesem Sektor nicht.
Daniel J.
   
Punkte:
7.3 von 10
HEAVY HONEY – Crushing Symphony
Dust On The Tracks Records
Mit Las Vegas verbindet man ja normalerweise eher schnelllebigen, bunt glitzernden, blinkenden und vor allem seichten Firlefanz – doch nicht so bei Heavy Honey! Ganz im Gegenteil, die Kombo versteht es, das Beste aus 30 Jahren Hardrock (gemeint sind die 70er, 80er und 90er, als Rock noch so richtig rau und dreckig war und nach Motoröl stank) auf einer Scheibe zu vereinen. Es gibt Anleihen von Guns’n’Roses (zum Beispiel beim Track “Never Let You Down“), Alice Cooper (wie bei “Death Delay Club“) und auch ein wenig Mainstream à la Nickelback schleicht sich hin und wieder ein. Entsprechend fehlt mir hier ein wenig die persönliche Note der Band. “Crushing Symphony“ ist ein solides Hardrock-Album mit Heavy Riffs, treibenden Drums und einer Stimmung die irgendwo zwischen düster, melancholisch und aggressiv hin und her pendelt. Was hier überraschenderweise fehlt, ist die Quoten-Ballade! Zwar wird’s hin und wieder etwas emotionaler und das Tempo wird zwischendurch auch etwas gedrosselt, doch zu einer klassischen Power-Ballade hat‘s dann doch nicht gereicht. Gitarrist und Sänger London Mace überzeugt mit einer Stimme, die tatsächlich was von schwerem Honig hat – nicht klebrig süss, aber dafür voll und geschmeidig tropft sie einem in die Gehörgänge und bleibt da kleben… Gleichzeitig gibt es leider kaum Tracks mit so richtigem Hitpotenzial, auch wenn einige positiv herausstechen, wie der erste Track “Soul Selling (Mr. Kane Mix)“, das etwas aggressivere “My Hate“ oder “On My Way“. Fazit: Heavy Honey liefern mit “Crushing Symphony“ ein gelungenes Debüt ab, das für Fans des guten alten Hardrock ein Leckerbissen sein dürfte, auch wenn sie das Genre nicht grade neu erfinden. Heavy Honey sind jedenfalls das beste Beispiel dafür, dass es manchmal gut ist, wenn nicht alles, was in Vegas passiert, auch dort bleibt…
Patricia H.  

Punkte: 7.0 von 10
SATURN - Ascending (Live in Space)
Rise Above Records
Das Label der schwedischen Band Saturn lässt schon mal erahnen, in welche Richtung es gehen könnte. Was nach dem Anspielen erklingt, wird per eigener Definition als Heavy Metal Space Rock bezeichnet. Aha, noch eine Stilschublade mehr - ist mein erster Gedanke. Was dann mit dem Opener «So You Have Chosen Death» an meine Lauscher dringt, ist nicht weit vom Song «Wasted» von - ihr werdet es kaum glauben - Def Leppard entfernt! Und zwar von ihrem Debüt-Album «On Through The Night» von 1980. «Rokktori» rockt danach ebenso mit viel Patina und etwas Flair von Ted Nugent und wäre, einen Zacken fetter produziert, nicht mal schlecht. Spätestens bei «Over The Influence» sind wir dann mindestens wieder in der Nähe der gängigen Szene-Drogen angelangt. Dass dabei auch mal Black Sabbath wie bei «Leadersheep» zitiert werden, gehört offenbar dazu. Saturn haben jedoch auch ein gutes Händchen für simplen Rock mit Reminiszenzen an die 70er, nachzuhören bei «Peasant». Als das pure Gegenteil und bluesig dazu ist dafür «Terror Of Power» ausgefallen, das mir eigentlich am besten gefällt. Interessanterweise hört sich danach «Last Man In Space» wie ein ganz früher Iron Maiden Song, während «Moonstone» als ruhiger Track mit Akustik-Gitarre den letzten Kontrast-Punkt setzt. Obwohl musikalisch top, werden Saturn, wie viele andere Bands vor ihnen auch, kaum über einen lokalen Erfolg hinaus kommen. Wer jedoch auf solche Musik steht, sollte hier mal rein hören.
Rockslave
  
Punkte: 7.0 von 10
OCEAN CHIEF – Universums Härd
I Hate Records
Ein Album gleich mit einem zehnminütigen, zähen Lavabrocken zu eröffnen, zeugt von selbstsicherer Konsequenz. In dieser Hinsicht lassen sich die Schweden Ocean Chief von nach wie vor niemandem reinreden und zelebrieren seit nunmehr dreizehn Jahren ihren ganz eigenen, psychedelisch angehauchten Doom/Sludge/Stoner Metal, in dem der derbe Gesang von Drummer Tobias Larsson bestenfalls den Status des sporadisch eingesetzten Beiwerks geniesst. Gut so, denn gerade die dominierenden, langen (Semi-) Instrumentals wie „Oändlighet“, das brachiale „Urtiden“ oder das schon beinahe hypnotische „Färden“ offenbaren die eigentliche Stärke dieser eigenwilligen Band, welche darin liegt, mit tonnenschweren, langsamen Riff-Folgen eine stetig wachsende, bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. Bei der Länge der sieben Tracks, die sich mit Ausnahme vom eben erwähnten „Urtiden“ und dem schon fast flotten Intermezzo „Frihet“ stets irgendwo zwischen vier und zehn Minuten bewegt, versteht es sich schon fast von selbst, dass konventionelle Songstrukturen diesem kauzigen Quintett völlig fremd sind. Dies macht das Album zwar zunächst recht sperrig, schon fast unzugänglich, aber bei der Musik von Ocean Chief verhält es sich wie mit Salben gegen Gelenkschmerzen: Man muss sie mehrere Male applizieren und ein Weilchen einwirken lassen, bis man endlich die wohltuende Wirkung verspürt. „Universums Härd“ ist eine Scheibe für Doomköppe, die ihre Passion schon fast mit religiösem Eifer praktizieren. Wer sonst noch fähig ist, über den Tellerrand hinauszuschauen, darf ruhig auch mal in die dunkle Klangwelt von Ocean Chief eintauchen, sie ist verstörend und gleichzeitig auf ihre ureigene Art faszinierend.
Mirko B.   

Punkte: 7.0 von 10
ABOLITION A.D. - After Death Before Chaos
Pulverised Records
Vor vier Jahren haben Abolition A.D. eine EP namens "Pain" rausgebracht und lassen nun ihr Debütalbum "After Death Before Chaos" nachrücken. Die aus Singapur (!) stammende Band spielt laut eigenen Angaben "Temperamental Metallic Hardcore Punk" - doch einfach gesagt ist es wüster, punkiger Death Metal mit smoothen und relativ langsamen Zwischenparts. Von den sieben Songs, die auf gut 25 Minuten verteilt sind, vermag keiner wirklich herauszustechen, was daran liegen mag, dass Abolition A.D. ihren Trumpf erst bei der Gesamtbetrachtung stechen: der World Music Charakter ihrer Kompositionen ist ihre grosse Stärke. Nicht jedermanns Sache, aber ganz bestimmt mal etwas anderes.
Steve Butcher  
 
Punkte: 7.0 von 10
DOGMATE - Hate
Eigenvertrieb
Italien ist an der Fussball WM gescheitert - die Südländern scheitern aber nicht, wenn es um harten Metal geht. Die Römer Dogmate gründeten ihre Band im Jahre 2012 um die Welt mit ihrem Groove Metal zu erobern. Die zehn Tracks sind dann auch energisch geladen und wissen mit gutem Gesang und flotten Gitarrenriffs zu gefallen. Thrash- und Stoner-Elemente finden sich zwischen den Zeilen wieder. Schlecht ist das ganze nicht, aber es reisst einem auch nicht vom Hocker. Vielleicht zündet das Ganze ja live viel mehr? Weltmeister werden Dogmate wohl nicht werden, aber bis ins achtel Finale sollte es schon reichen.
Daniel J.
   
Punkte: 7.0 von 10
AOR – L.A. Connection
Escape Music/Musikvertrieb
An Durchhaltewillen fehlt es dem Franzosen Frederic Slama mit Sicherheit nicht. Bereits zum 13. Mal veröffentlicht er unter dem Banner AOR ein Album. Dabei ist fast alles beim Alten geblieben. Der seit Jahren in Los Angeles ansässige Gitarrist, Keyboarder, Songwriter und Produzent integriert seit dem 1. Output im Jahr 2000 die Bezeichnung L.A. in den Albumtitel. Ebenfalls schart er jeweils eine grosse Anzahl Gastmusiker um sich, darunter ein paar der Besten und Bekanntesten, die das Genre „Adult Oriented Rock“ überhaupt zu bieten hat. Tommy Denander, Bill Champlin, Paul Sabu, Jeff Paris, Philip Bardowell, Bob Harris und noch einige mehr. Keine Frage also, dass sich die musikalische Qualität auf höchstem Level bewegt. Leider hat auch der gute Frederic mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen, wie so manche Kollegen des Melodic-Sektors. Einerseits mangelt es an Homogenität, bedingt durch die vielen verschiedenen Musiker. Das wird durch die Klasse jedes einzelnen natürlich zu einem grossen Teil wettgemacht, trotzdem fehlt es am berühmten roten Faden. Anderseits hat Mr. Slama beim Verfassen der Songs ein paar Scheite mehr ins Feuer geworfen. Musikalisch hat er sich also von öden Westcoast Sounds entfernt und mehr handfestem Melodic Rock zugewandt. Trotzdem ist der Balladenanteil immer noch relativ hoch. Unter dem Strich fehlt es daher grundsätzlich an griffigen Hooks, und Songs mit Hand und Fuss bleiben Mangelware. Somit bleibt AOR ein Durchschnittsprojekt, dass auch mit dem 13. Album kaum für Aufsehen sorgen wird.
Chris C.
   
Punkte: 7.0 von 10
SARCOFAGO – Rotting (Re-Release)
Greyhaze Records
Nachdem bereits INRI neu aufgelegt wurde, bekommt nun auch Rotting eine neue Chance. Natürlich muss man sich das Teil als LP geben, eine so geballte Ladung alter, rebellischer Metal wirkt im CD-Format einfach nicht richtig. Das Album dauert nur eine halbe Stunde, wirkt aber wie ein Destillat dessen, was heute als Black Metal vertrieben wird. Hier merkt man die ungezwungene, natürliche Spiellust, weit weg von irgendwelchen Gedanken an Plattenverträge und Verkaufszahlen. Keine aufgesetzte Fuck Off-Attitüde, dafür einen hörbaren PunkEeinfluss. Die Zeit anno 1989 hat sich in gewissen Punkten wesentlich von heute unterschieden, was Rotting nach wie vor einen jugendlichen Charme verleiht. Anderes war damals schon so wie heute, man höre ‚Sex, Drinks& Metal‘. Der Sommer kann kommen!
Tristan
   
Punkte: 7.0 von 10
(HED) P.E. - Evolution
Pavement Music
An Crossover aus dem sonnigen Kalifornien ist wohl den meisten vor allem Rage Against The Maschine ein Begriss. Die Band Hed gibt es aber schon länger, und zwar seit 1993. Schwere Grooves mit einem Wechselgesang von Rap und Metal prägen diese Band. Evolution ist einen Zacken düsterer als die letzten Werke der Amis. Instrumental ist man auf der Höhe des Geschehens und auch von Seiten der Produktion gibt es nichts zu meckern. Man muss für diese Surf und Skatemucke schon ein wenig flexibel sein, sonst wird es nichts mit dem Hörgenuss. Für meinen Geschmack sind die Jungs abwechslungsreich und grooven ordentlich. Crossoverfans sollten die Scheibe unbedingt abchecken.
Daniel J.
    
Punkte: 6.9 von 10
ICHABOD KRANE – Day of Reckoning
Pure Steel Records/Non Stop Music
Wenn man sich an den etwas eigentümlichen Sound von Day Of Reckoning gewöhnt hat, entdeckt man ein Werk des traditionellen Heavy und Power Metal. Drummer Tom Wassman, Urmitglied von Sleepy Hollow, war sicher nicht ganz unschuldig an der Namensgebung für dieses neue amerikanische Projekt. Die treibenden Riffs erinnern an Accept oder Saxon, klingen aber, wie eingangs erwähnt, dann doch deutlich undergroundiger. Sänger Jeff Schlinz gibt in den härteren Passagen den Halford. Das macht er mit den hochgepitchten Schreien gar nicht mal so schlecht. Er ist dabei aber überpräsent und deckt mit seinem doch nicht immer ganz astreinen Gesang und übertriebenem Vibrato weite Teile der Songs zu. In ruhigeren Passagen erinnert sein Timbre zuweilen an Ian Gillan, doch auch hier tönt einiges recht schräg. Fazit: Kultiger Underground, in Klang und Ausführung für Anhänger der nicht überperfektionierten Tradition geeignet.
Mac   
 
Punkte: 6.8 von 10
ZAUM – Oracles
I Hate Records
Vier Songs, knapp 50 Minuten Albumspielzeit und die Genrebezeichnung „Middle Eastern Mantra Doom“ - die Ausgangslage klingt spannend. ‚Zealot‘ beginnt mit verzerrten Sitarklängen und atmosphärischen Keyboardelementen, die nach zwei Minuten in das erste Gitarrenriff überleiten. Der Anfang von ‚The Red Sea‘ gestaltet sich fast gleich, nur kommen jetzt noch orientalische Gesänge weit im Hintergrund dazu. Die folgenden vier Minuten wirken sehr hypnotisierend, bevor man von leichtem Vogelgezwitscher zurück geholt wird und auch die anderen Instrumente und ein beschwörender Sprechgesang nacheinander einsetzen. Lange Teile sind in diesem, wie auch den anderen drei Songs sehr repetitiv gestaltet. Am Anfang von ‚Peasant Of Parthia‘ kriegen schummrige Orgelklänge mehr als eineinhalb Minuten Zeit sich auszubreiten. Eilig hat man es ganz und gar nicht und alles ist auf das Minimum reduziert. Der Gesang kommt mir gerade mal zwei Tönen aus. „Oracles“ eignet sich wohl als Meditationsmusik für Fortgeschrittene. Ob die Musik ihre entspannende Wirkung entfalten kann, muss jeder für sich selbst rausfinden.
Patricia L.   
 
Punkte: 6.6 von 10
NEOPERA – Destined Ways
Ear Music/Phonag
Auf dem Opener legen Neopera bereits die ganze Palette an Ideen aus, die sie ihre Musik einbauen. Elektronische Keyboards, opernhafter Männer- und Frauengesang, moderne HC-Shouts, symphonische Keyboards und in einfachen Mustern rockende Gitarren. Das Ergebnis klingt sehr kontrastreich. Der zweite Song ist daneben viel klassischer, aber auch einiges langweiliger. Für ‚Remote‘ werden die ungewöhnlichen Shouts wieder ausgepackt. Da wird bei jungen Bands immer mangelnde Innovation beklagt und wenn man es versucht ist es auch nicht recht. Leider trifft dies auch auf den Fall von Neopera zu, denn als gelungen kann man die Idee leider nicht bezeichnen. Ein weiteres Sorgenkind ist der cleane Gesang. Das Potenzial ist bei beiden Akteuren deutlich vorhanden. Zu viele Stellen sind aber etwas unsauber gesungen und zehren mit der Zeit eher an den Nerven, als dass sie Hühnerhautfeeling provozieren würden. Teilweise entsteht dieser Eindruck auch aufgrund der Produktion, die diese Art von Gesang nicht optimal einbettet. Dass es auch gut funktionieren kann, zeigt man im Refrain des Titeltracks. So muss das klingen! Die Truppe aus Hamburg hat mit „Destined Ways“ ihr erstes volles Album vorliegen. Es gibt noch viel Spielraum nach oben, gerade auch im Bereich der Kompositionen. Man ist aber auf dem richtigen Weg.
Patricia L.   
 
Punkte: 6.5 von 10
SONIC SYNDICATE - Sonic Syndicate
Nuclear Blast/Warner
Den Bandnamen als Albumtitel zu wählen und zwar nicht bei einem Debüt, ist meisten auch ein Statement an die Fans: wir sind zurück in alter Frische und Form! Die 2002 gegründeten schwedischen Metalcorer und frühere Idole für Jungmetaller sind nach "We Rule The Night" und üblen Party Metal-Eskapaden wie "Turn It Up" sowie dem Ausstieg von Sänger Richard Sjunnesson ("Die Band ist unfähig, anständige Musik zu spielen") mehr den je gezwungen, ihre (musikalische) Reputation unter Beweis zu stellen. "Sonic Syndicate" ist definitiv so ein Beweis geworden. Bereits mit "Day of the Dead" und dem vorab veröffentlichten „Black Hole Halo" wird die Scheibe stark und vor allem erwachsen eröffnet. Sonic Syndicate besinnen sich wieder mehr auf ihre Einflüsse und klingen nun stark nach einer melodramatischen Version von In Flames - im positiven Sinne.
Steve Butcher
    
Punkte: 6.5 von 10
ISLANDER - Violence and Destruction
Victory Records
Deftones und Rage Against The Machine sind die Paten von Islander aus den USA. Clean Vocals duellieren sich mit Schreigesang und werden von drei Akkordgitarren begleitet. Auch ein wenig Posthardcore (immer wieder diese Begriffe…) ist im Sound von Islander enthalten. Violence and Destruction ist kein schlechtes Album, aber irgendwie langweilen mich die Amis. Mir fehlen die genialen Ideen und die explosiven Momente im Sound. Wer auf die obengenannten Kapellen steht, soll sich am besten selbst ein Urteil bilden.
Daniel J.    

Punkte: 6.5 von 10
GOATWHORE – Constricting Rage Of The Merciless
Metal Blade/Sony Music
Die Amerikaner könnten aus verschiedenen Gründen bereits dem einen oder anderen bekannt sein: Beim Spielen von Saint’s Row 3 oder Splatterhouse, beim Durchwühlen amerikanischer Plattenvertriebe, bei der Flucht vor Katharina. In 15 Jahren Bandgeschichte kommt halt so einiges zusammen. Der Sänger erinnert an die tasmanischen Ruins, was durchaus als Kompliment zu verstehen ist. Eine Prise Blackness ist auch im Rest zu hören (‚Heaven’s Crumbling Walls Of Pity‘, wunderbar), wenngleich der Thrash-Anteil allgegenwärtig scheint. Soweit, so gut. Der unverkennbare Groove allerdings ist es, was Goatwhore auszeichnet. Wer bei ‚Baring Teeth For Revolt‘ noch ruhig sitzen kann, sollte gleich auf Radiomusik wechseln oder an die Ersatzveranstaltung des Headbangers Ball Kirchenlieder singen gehen (an dieser Stelle mein Beileid, für solche Gemeindeverwaltungen bezahlen wir Steuern? Kann mir mal jemand erklären wer da arbeitet, wenn es schlussendlich niemand entschieden haben will?). Schade, dass dieser Groove nicht überall vertreten ist, ‚Cold Earth Consumed In Dying Flesh‘ hätte genau das vertragen, der so genannte doomige Einschub wirkt eher gezwungen. Wer auf angeschwärzten Thrash Metal steht, muss hier einfach einmal rein hören.
Tristan    

Punkte: 6.5 von 10
DEMONIC RESURRECTION – The Demonic King
Candlelight Records/Irascible
Indische Metalbands sind hierzulande noch kaum in Erscheinung getreten. Nun schmeissen uns die fünf Herren von Demonic Resurrection ihren selbstbetitelten Demonic Metal - ein Mix aus Death, Power und Black Metal Elementen - um die Ohren. ‚The Assassination‘ startet mit doppelt aufgeschichteten harschen Vocals und Geholze von Schlagzeug und Gitarre. Kurz darauf setzen überraschenderweise sehr sauber umgesetzte cleane Vocals ein, die von atmosphärischen Keyboardklängen untermalt werden. Die Harmonie währt aber nicht lange. Was man auf ‚The Demonic King‘ geboten bekommt, klingt ganz schön verrückt. Man scheint sich kaum an konventionellen, grösseren Metalbands zu orientieren und rockt einfach mal drauflos. Dass das Resultat ab und zu etwas chaotisch klingt ist dabei auch kaum verwunderlich. Im ersten Teil des Albums geht dies noch relativ gut auf. Die Melodien im Refrain sind gut ausgereift und gleichzeitig wie kleine Inseln, an die man sich halten kann. Mit zunehmender Spielzeit verliert man sich leider immer mehr in belanglosem Gekrache - der lange Instrumentalteil in ‚Architect Of Destruction‘ ist ein Paradebeispiel dafür. Im Bereich der Keyboardkompositionen und -sounds besteht noch grosser Nachholbedarf, ebenso bei den Vocals, die trotz Überlagerung oft zu wenig mächtig rüberkommen. Auch wenn es noch einiges zu tun gibt - gute Ansätze sind auf „The Demonic King‘ sicher vorhanden. Songs wie ‚The Promise Of Never‘ lassen Hoffnung für die Zukunft.
Patricia L.    

Punkte: 6.5 von 10
SUBLIRITUM – Downfall
Battlegod Productions/Non Stop Music
Wenn das neue Album der Norweger den Weg in die Anlage schafft, wird ziemlich schnell klar, dass hier mehr Technik im Spiel ist als bei der grossen Mehrheit norwegischer Black Metal Bands. Von den einzelnen melodiösen Riffs, die sich immer wieder in technische Soli steigern, über das anhaltende Schlagzeuggewitter hinweg bis hin zum Gesamtbild der einzelnen Songs merkt man nicht nur, wie sehr sich die Band reingekniet hat, sondern auch den Anspruch, den sie selbst an ihre Fähigkeiten stehen. Langweilig wird das Album selten, überall gibt es was zu entdecken. Die vielgenannte Atmosphäre des Black Metal findet man dagegen nur selten, das Augenmerk liegt nicht auf Repetition und hypnotischen Strukturen. So erinnert das Album stellenweise an die letzte Old Man’s Child. Dabei würde es Subliritum ganz gut zu Gesicht stehen, wenn das Schlagzeug einmal mehr auf die Dynamik der Bandmitglieder achten würde, und zwischendurch auf die Bremse treten würde. Ein gutes Album, gerade wenn man von progressiven und melodiösen Elementen nicht abgeschreckt wird.
Tristan    

Punkte: 6.5 von 10
SEVEN THAT SPELLS - The Death And Resurrection Of Krautrock
Sulatron Records
Wenn man dem Titel des vorliegenden Albums wirklich Rechnung tragen will, bewegen wir uns nach der echt kreativen Retro-Seuche der letzten Jahre noch weiter zurück in Richtung experimenteller wie improvisationsgeprägter Rockmusik. Genau das zelebrieren Seven That Spells aus Kroatien, genauer aus Zagreb, nämlich. Der Begriff Krautrock hat seinen Ursprung zwar in Deutschland und begann schon in den 60er Jahren mit Bands wie Amon Düül, Birth Control, Jane, Kraan oder Tangerine Dream, um mal ein paar davon zu nennen. Damit einher ging damals natürlich auch der Konsum der entsprechenden, bewusstseinserweiternden Drogen und genau dazu würde der aktuelle Sound von Seven That Spells auch passen. Ob sich diese Geschichte allerdings erfolgreich wiederbeleben lässt, wage ich zu bezweifeln, und so dürfte dieser reanimierte Stil nicht auf grosse Resonanz stossen. Die zumeist instrumentale Musik, die zwischendurch nur fragmentarisch und eher entfernt an Ghost erinnert, haben Pink Floyd zu Zeiten von Syd Barrett auch mal eine gewisse Zeit gespielt. Die insgesamt fünf Songs bringen es auf über 47 Minuten Spielzeit und sind nach Kapiteln aufgebaut, wobei «IO» auf eine Laufzeit von über 18 Minuten kommt und «Burning Blood» auch knapp eine Viertelstunde dauert. Mir schlagen die endlos scheinenden Wiederholungen zunehmend auf den Magen wie das Gemüt und da greife ich dann schon lieber zu Monster Magnet. Wer sich die allerdings gut produzierte Drogen-Mucke dennoch antun will, sollte das hiermit tun und ob mit oder ohne Dope, überlasse ich Euch da draussen.
Rockslave    

Punkte: 6.5 von 10
FORENSICK – The Prophecy
Pure Underground Records
Iron Maiden ist das erste was mir durch den Kopf schiesst, als ich die eröffnende Gitarrenarbeit von Stephan Vogt und Matthias Ehmig höre. Die mit hohen Schreien garnierte Stimme versucht an jene von Bruce Dickinson zu erinnern, erreicht aber nie das Niveau des Briten. Das zweite Album der Deutschen mag in der Untergrundszene seine freudige Anhängerschaft finden und vielleicht kann man dein einen oder anderen Traditionalisten für sich gewinnen. Das Material klingt nämlich wirklich ansprechend. Allerdings werden all jene ein Problem bekommen, die schon bei Alpha Tiger entnervt sich abwenden, wenn sie den Shouter hören. Bei Forensick könnte dies auch eintreffen. Eigentlich schade… Der Fünfer gibt eine gute Figur ab, wird aber in der Flut von Veröffentlichungen untergehen…
Tinu    

Punkte: 6.5 von 10
IAN HUNTER – The Artful Dodger (Re-release)
MIG Music
Der Name des britischen Musikers Ian Hunter ist untrennbar mit der Band Mott The Hoople verbunden. Diese hatte zwischen 1969 und 1974 einige Erfolge, der ganz grosse Durchbruch blieb aber aus. Vor allem der von David Bowie verfasste Track „All The Young Dudes“ gilt heute noch als Klassiker der Siebziger. Der mittlerweile 75-Jährige konzentrierte sich nach dem Ende der Band auf seine Solokarriere und veröffentlichte bis heute rund 20 Alben. Seine erste Single „Once Bitten, Twice Shy“ erreichte die Top 40 der UK Charts. Der Song wurde später äusserst erfolgreich von Great White gecovert und verhalf deren zu einer Grammy Nominierung. „The Artful Dodger“ erschien erstmals im Jahr 1996. Warum gerade dieses Album nun remastert und mit einem Bonus Track ergänzt neu unters Volk gebracht wird, lässt sich nicht abschliessend nachvollziehen. Die Scheibe konnte nämlich für keine relevanten Resonanzen sorgen und muss unter „ferner liefen“ eingeordnet werden. Nichts desto trotz versprüht das Album aber viel Charme. Ob als Sänger, Gitarrist oder Keyboarder, Ian Hunter stellt auch auf diesem Album seine Klasse unter Beweis. Das Songwriting ist aber sehr durchzogen. Er bewegt sich in den Bereichen Blues Rock, Singer/Songwriter und Folk. Die Abteilung Hard Rock wird nur mit dem Titelsong knapp gestreift. Dieser glänzt aber durch ein cooles Piano und eine eingängige Melodie, die durchaus mit den Quireboys vergleichbar ist. Unter dem Strich könnte Ian auf dieser Scheibe als dezent härtere, aber definitiv anspruchsvollere Version von Bob Dylan durchgehen. Mr. Hunter hat zweifellos grossen Respekt verdient, die Scheiben der Siebziger, allen voran „You're Never Alone With A Schizophrenic“, waren aber weitaus stärker als die Vorliegende.
Chris C. 
  
Punkte: keine Wertung
FORGERY - With These Fists
Battlegod Productions
Die Norweger von Forgery gründeten die Band erstmals in den frühen 90ern, wo sie ein wichtiger Teil der Osloer Thrash-Szene wurde. Nach der Auflösung und einer zehnjährigen Pause meldete sich der Vierer 2004 mit einem neuen Drummer zurück. „With These Fists“ ist also erst der zweite Longplayer nach zwei Demos 1991 und 2004 und dem Erstling „Harbouring Hate“, der 2009 erschien. Man hat sich also Zeit gelassen für die neue Veröffentlichung. Ich muss allerdings sagen, dass sich die lange Wartezeit nicht unbedingt gelohnt hat. Als erstes fällt auf, wie extrem, aber wirklich extrem basslastig und tief gestimmt hier alles ist. Es wird in ungeahnten Tiefen vor sich hin geschrammelt und geschrubbelt, der Neo-Thrash, der eigentlich überhaupt nicht gar nicht mehr neo ist sondern mittlerweile ein alter Hut, groovt sich fast ausschliesslich im Midtempo-Bereich durch neun Songs, Frontmann Anders Moen röhrt und gröhlt sich in Hardcore-Manier durch die immer gleichen Harmonien mit den alhergebrachten Textzeilen à la „Der Hass. Ihr könnt mich alle mal. Ihr seid alle doof.“. Klar können die Herren mit ihren Instrumenten umgehen, aber hier gibt's keinen Druck, keine Energie, alles ist irgendwie matschig und alles tönt irgendwie gleich und es ist - nennen wir das Kind beim Namen - furchtbar langweilig. Da helfen auch die zwei drei atmosphärischen Einsprengsel und das eine oder andere Solo nichts mehr, vor allem, weil überhaupt keine Leadmelodien auszumachen sind und die Riffs im Ursumpf des Bassgedröhnes absaufen. Forgery sind leider irgendwie in ihrer Gründungszeit, den 90ern, hängen geblieben und das nicht mal auf hohem Niveau. Vielleicht können die Norweger halt einfach doch besser Black Metal.
Lucie W.   

Punkte: 6.5 von 10
SERPENT VENOM – Of Things Seen And Unseen
The Church Within Records
„Von gesehenen und ungesehenen Dingen“ berichten Serpent Venom laut Albumtitel auf ihrem Zweitling. Was bei dieser Veröffentlichung jedoch als „ungesehen“ bezeichnet werden kann, das weiss ich nicht. Wie schon auf dem Debütalbum „Carnal Altar“ (2011), braucht es nämlich auch für „Of Things Seen and Unseen“ nicht mehr als ein Wort, um zu beschreiben, was das britische Quartett hier abliefert: Doom Metal! Vom groovenden Opener „The Penance You Play“ bis zur finalen Zeitlupen-Hymne „Burning Free“ (inkl. dreistem Gesangslinienklau von „Sabbath Bloody Sabbath“), huldigt das Londoner Quartett der harten Langsamkeit. Erdige Matsch-Gitarren dominieren allgemein matschigen Sound, zitieren so natürlich die 70's-Epigonen Sabbath und Pentagram, gleichzeitig aber auch wiederum von genannten Bands beeinflusste, etwas dröhnendere 80's-Doomster à la Candlemass oder Trouble („Pilgrims of the Sun“). Der souveräne, aber unauffällige Klagesang von Garry Rickets kommt bei Weitem nicht an die Fronter von genannten Bands heran und genauso geht es dem Vierer mit dem Songwritting. Ob das stampfende „Sorrow's Bastard“ oder das wenigstens gegen Ende noch kurz das Tempo anziehende „Let them Starve“: Die Songs folgen nicht nur einem bekannten Muster, sondern verblassen schon beim ersten Anhören in der Bedeutungslosigkeit. Einzige Ausnahme;: „Lords of Life“, das nicht nur mit wuchtigen Riffs, sondern auch schaukelndem Groove und psychedelischen Jam-Spielereien aufwartet, ohne dabei den Faden zu verlieren. Solche dynamische Spielereien mit laut und leise, mit heftig und bluesig hätten „Of Things Seen And Unseen“ gut getan. Wirklich ungesehen wäre das zwar auch nicht gewesen, doch hätte man sich nach dem Anhören wenigstens an mehr, als nur eine Nummer erinnert.
Kissi   

Punkte: 6.1 von 10
ALLAGAEON - Elements Of The Infinite
Metal Blade/Sony Music
Infosheets tragen nicht immer zur Klärung der Verhältnisse bei, sondern können durchaus auch mal verwirren. So geschehen hier: was meinen die denn mit einem „gereizten Album“? Um ein Solches soll es sich hier wohl handeln und um dies gleich vorweg zu nehmen: diese Scheibe ist durchaus reizend, aber nicht im Sinne eines Blumenmädchens mit Goldlocken, sondern eher reizend wie Aceton oder Salzsäure. Die Amis von Allagaeon eröffenen nach einem total pompösen, sehr manierierten Intro mit Chören, Keyboard und endlos leiernden Gitarren die Schlacht um die meisten Klänge auf einem Haufen. Argh, das ist mal wieder Kategorie zu viel von Allem. Die Herren aus Colorado (Als virtuoser, technischer Death Metal wird dieser Stil bezeichnet - das will ich auch nicht in Abrede stellen - aber wenn man schon so virtuos und technisch ist, dann sollte man doch auch die Kunst des Minimalismus ins Auge fassen. Ich kann es nicht oft genug sagen: weniger ist mehr. Es ist so FURCHTBAR MÜHSAM diese Scheibe anzuhören. Man will progressiv zu Werke gehen, melodisch, atmosphärisch, technisch, originell, kreativ, tiefgründig, komplex - man stelle sich vor, die Texte handeln von theoretischen und praktischen Fragen der Wissenschaft! Das alles tun Allagaeon auch und sie machen es wirklich sehr gut, Freunden dieser Stilrichtung sei dieses Album also durchaus ans Herz gelegt. Als fordernd wird Allagaeons Sound auch bezeichnet - das kann ich voll und ganz unterschreiben! Ich mag aber diesen artifiziellen Touch gar nicht, vor allem der quietschige Gitarrensound ist echt nervig. Und zu guter Letzt: was hat das Cover mit der Scheibe und dem Sound zu tun? Passt überhaupt nicht! Von mir gibt’s also aus ganz subjektiven Gründen wenig Punkte. Und die, die es gibt, gibt es aus professionellen Gründen.
Lucie W.   

Punkte: 6.0 von 10
KISMET – Shades Of Clarity
Dust On The Tracks Records
Kismet – das bedeutet im Arabischen “Schicksal“. Auf ihrer Homepage schreibt die Kombo, dass sie gerne “The Next Big Thing“ wären - doch ich fürchte leider, dass es das Schicksal nicht ganz so gut mit ihnen meinen wird. Zwar ist ihr Zweitlingswerk “Shades of Clarity“ (das Debüt “Trudging Down Your Soul“ kam bereits 2007 raus) ein durchaus solides Alternative Rock Album geworden, doch irgendwie fehlt das gewisse Etwas. Auch nach mehrmaligem Durchhören bleibt kaum was hängen, zu austauschbar und altbekannt kommen die einzelnen Tracks daher. Vor allem die Ballade “Carry Me Down“ schwächelt ein wenig. Die Mischung aus leicht melancholischem Grunge und aggressiveren Parts harmoniert allerdings wirklich gut und auch Sänger Albert Eno vermag zu überzeugen. Anspieltipps sind der erste Track “Cobweb“ und das Schlusslicht “Holy Words & Pain“. Fazit: “Shades of Claity“ ist eigentlich ein gutes Album, aber es reisst mich nicht grade vom Hocker. Wer auf Alternative Rock à la 3 Doors Down und Creed steht, der sollte den Italienern aber ruhig mal eine Chance geben.
Patricia H.  

Punkte: 6.0 von 10
CHASMA – Omega Theorian
Candlelight Records/Irascible
Es kommt immer seltener vor, dass bereits der erste Song eines Albums die volle Aufmerksamkeit verlangt. Die Amerikaner von Chasma schaffen aber genau dies. Auch ‚Cathedral Of Luminaires‘ zwingt zum Hinhören, die organischen Aufnahmen offenbaren klassische Riffs mit schier endlosem Reverb und abwechslungsreiche Vocals. Die Songs wirken beim ersten Hören nicht sehr innovativ, können aber meistens eine düstere Stimmung erzeugen. Der Sänger gibt sich Mühe, die Stimme auf die jeweilige Situation anzupassen, von suizidalem Schreien über typische Screams bis zu Growls ist das ganze Spektrum vertreten. Doch leider überzeugt all das nicht über alle Lieder hinweg, immer wieder haben sich Längen eingeschlichen. Gerade die schnelleren Parts wirken ideenlos, zwei bis drei Akkorde sind aneinander gehängt, ohne wirklich an die spannenderen Stellen anzuknüpfen. Zudem werden diese Riffs dann auch meistens zu oft wiederholt, um auf Dauer noch überzeugen zu können. So gewagt der Gang auf dem Grat zwischen Post- und „altem“ Black Metal auch sein mag, im Endeffekt haben die Amerikaner entweder zu wenig Mut für das erstere (man höre das Intro, sowas wünschte man sich) oder zu wenig Biss für letzteres. Hier steckt Potential drin, ganz klar, aber das Album überzeugt noch nicht restlos.
Tristan    

Punkte: 6.0 von 10
OLD MAN LIZARD - Lone Wolf vs Brown Bear
Wickerman Recordings
Vermische Doom, Stoner Blues und Country: das ist das Rezept für die Musik von Old Man Lizzard. Soweit so gut. Kommen wir erstmal zu den positiven Seiten. Der Drum-Sound dieser Scheibe ist Hammer, sehr wuchtig, total verspiel und mit vielen grandiosen Breaks. Die Gitarren rocken und grooven auch sehr ordentlich, der Bass wummert und gibt einen tollen Boden. Viele Riffs erinnern an Toni Iommi, unverkennbar Black Sabbath. Bei einigen Songs mischen sich punkige Gitarren mit Country-Klängen ergänzen, tolle Idee und gut umgesetzt. Musikalisch also alles ok bei den Lizards. Die einzelnen Songs können überzeugen, so zum Beispiel das ruhige "Wolves Wood“, das sehr cool beginnt und später in einen starken Riff-Song wechselt. Die einzelnen Tracks klingen oft sehr wild und kräftig. Nun kommt aber doch noch das Negative: Warum schreit Gitarrist und Sänger Jack Newnham alle Songs durchwegs so zusammen? Meiner Meinung nach brüllt der Mann hier fast alle Songs kaputt, das ist schade. Ich würde Jack empfehlen, sich auf die Gitarre zu beschränken, die er exzellent bedient und beherrscht, und einen guten Sänger zu suchen. Fazit: Geile Mucke, schlechter Sänger. Schade, denn das gibt natürlich Punkteabzug.
Crazy Beat    

Punkte: 6.0 von 10
LEHMANN – Lehmanized
Massacre Records/Musikvertrieb
Mat Lehmann (Bassist für Ex-Iron Maiden Blaze Bayley) hat sein neues Bandprojekt nach sich selbst benannt und auch der Titel seines Debütalbums macht allen Hörern klar, dass es hier einzig und allein um Lehmann geht. Ob so viel Selbstbewusstsein gerechtfertigt ist? Immerhin wagt es der Italiener mal etwas Neues auszuprobieren. Die Mischung aus Heavy Metal, Thrash und Gothic kommt allerdings ziemlich chaotisch daher - die vielen Tempo-Wechsel wirken oft überdreht und mitunter etwas zu progressiv, zumindest für meinen Geschmack. Doch muss ich zugeben, dass es die Musik gleichzeitig auch interessanter macht. Wenn man bereit ist, dem Album eine Chance zu geben und es öfters durchzuhören, entdeckt man immer wieder neue Details, die nach und nach ein ganz neues Bild zeichnen. Neben einigen härteren Tracks wie “Gemini“ oder dem elektronischen “On Sunday I’ll Be Dead“ geht’s hin und wieder auch etwas ruhiger zu und her. So erinnert “Let Me Pray“ von der Stimmung her an Type O Negative. Für den letzten Track “Laid So Low“ konnten Blaze Bayley und Claudio Tirincanti als Gastmusiker gewonnen werden. Das Album lebt quasi von der düsteren und vielschichtigen Stimme von Mat Lehmann, der unbestrittener Mittelpunkt dieser Scheibe ist. Fazit: Wer schon lange Mal was Anderes im härteren Gothic-Bereich sucht, der könnte hier fündig werden.
Patricia H.     

Punkte: 6.0 von 10
PURPLE HILL WITCH – Purple Hill Witch
The Church Within Records
Sabbath, Sabbath, Sabbath... Als Urväter des Heavy Metals schon immer verehrt, gab es wohl selten eine Zeitspanne in der Rockgeschichte, in welcher die Briten so oft unverhohlen kopiert wurden wie in den letzten paar Jahren. Auf eine handvolle positive Beispiele (Orchid, Heat, Blood Ceremony) kann man genau wenn nicht sogar doppelt so viele nennen. Auch Purple Hill Witch huldigen dem Iommi-Riff, gehören dabei aber leider eher in letztere Kategorie. Herrlich lässt das Osloer Trio matschige Gitarre und haarig verzerrter Bass zusammen durch den Doom-Sumpf grooven, doch weder ein markantes Riff noch eine einprägsame Gesangsmelodie werden dabei gefunden. Vorbei an vorangegangene Sabbath-Jüngern wie Witchfinder General oder Pagan Altar fransen Schlepper-Nummern wie das eröffnende „Queen of the Hill“, „The Landing“ oder der finale, 11-minütige Titeltrack aus zu mal öden, mal unzusammenhängenden Lava-Jams, inmitten derer einzig das konzentrierte Stoner-Instrumental „Karmanjaka“ mit seinem erhöhten Tempo und dem Geezer Butler-mässigen Heavy Groove hervorglänzt. Auch Kopieren, Imitieren ist eine Kunst und zwar eine, die Purple Hill Witch noch nicht wirklich beherrschen.
Kissi    

Punkte: 5.8 von 10
BARBARIAN – Faith Extinguisher
Doomentia Records
Okay liebe Labelheinis: nur weil eine Band sich selbst einem bestimmten Genre zuordnet, hat das nicht zwingend etwas mit der Realität zu tun. Und wer so ein Soli spielt, wie es beim Titeltrack des Long Players „Faith Extinguisher“ der Italiener von Barbarian der Fall ist, der verlangt den potentiellen Fans viel ab. Erstens könnte diese Melodie von jeder Teenieband mit Fell und Methorn gespielt werden und zweitens - und das scheint mir noch wichtiger: nur weil ein „Ouh“ im Text vorkommt, kann man noch lange nicht mit Celtic Frost verglichen werden! Dass der Sound schön rumpelt, reicht auch weitem noch nicht aus. Wer ‚Godless, Amoral and Proud‘ hört, versteht dieses Argument: die Italiener klingen zu rockig, hier fehlt es an Biss. Was alles gar nicht so schlimm wäre, könnte man als Hörer mal etwas anderes machen als bis auf vier zählen und den nächsten Teil oder das nächste Lied abwarten. Das Album klingt nicht grundverkehrt, aber wenn man bedenkt wie wenig Innovation hier drin steckt, wirkt es zu geschliffen. Wer auf Heavy Metal steht, dem fehlt die jugendliche Energie, wer Black Thrash mag, dem fehlt das Tempo oder der Groove. Unbedingt vorher anhören, wer bei ‚Fools of Golgotha‘ nicht heulend davon läuft, könnte an den 30 Minuten Freude finden.
Tristan    

Punkte: 5.5 von 10
TIM BOWNESS - Abandoned Dancehall Dreams
InsideOut Music
Der Engländer Tim Bowness bietet hier eine Mischung aus Art Rock und Singer Songwriter-Einflüssen. Tim, der auch schon länger im Geschäft ist und an vielen Alben mitgewirkt hat - unter anderem mit No Man, OSI, Henry Fool, Judy Dyble und vielen anderen - hat sich hier auch ein paar bekannte Gäste eingeladen. Darunter Steven Wilson, in dessen Studio auch das Album aufgenommen wurde, ausserdem Pat Mastelotto, Colin Edwin und Anna Phoebe von TSO. Das Ganze ist mehrheitlich sehr ruhig ausgefallen wie "Smiler At 50" - zum Teil sogar fast zu ruhig wie bei "Sounds Of Distand Summer". Auch die akustische Nummer "Waterfoot" ist zwar sehr ruhig, aber hat ein tolles Synthie-Solo. Und so geht es auch weiter: eine ruhige Nummer nach der anderen. Auch wenn’s mal nach Pink Floyd klingt wie bei "I Fought Against The Sound" - eine der besseren Nummern -, wird’s dann doch auf die Dauer zu ruhig. Etwas lauter aber nicht schneller wird es eigentlich nur mit der Psycho-Nummer "Beaten By Love". Diese Scheibe mehrmals durchzuhören ist nicht ganz einfach, da der Rundling dann schon auf die Stimmung schlägt. Ein bisschen Abwechslung hätte dem Album gut getan, so fängt das Teil nämlich mit der Zeit an zu langweilen.
Crazy Beat    

Punkte: 5.5 von 10
BLACKWÜLF – Mind Traveler
Wickerman Recordings
Würde ich mich bei diesen Reviews vom ersten Eindruck leiten lassen, dann wäre diese Band schlecht davon gekommen. Und zwar nicht nur, weil Blackwülf ein selten dämlicher Name ist, sondern weil es das junge Quartett aus Kalifornien einem nicht leicht macht mit seinem Debüt. „Mind Traveler“ ist, positiv betrachtet, eine vielseitige Scheibe. Negativ formuliert hingegen heisst das: Blackwülf wissen nicht, was sie eigentlich für Sound machen wollen und rühren einfach alles in den selben Topf. Während sich ein doomiger Stoner-Track wie der Opener „Speed Queen“, „The Prophet“, ein 70's Hard Rocker mit leichter Aerosmith-Schlagseite, oder die ziemlich platt stampfende NWoBHM-Nummer „Unfrozen in Time“ noch nebeneinander vertragen würden, ist es vor allem das Mischmasch innerhalb der Songs, das einem das Hörvergnügen erschwert. Das tragische Paradebeispiel: „GNC“. Mit einem verschliffenen Akustik-Intro beginnt der 4.5-Minuten-Song, haut kurz mit einem fetten aber leider etwas unsauber gespielten Heavy Rock-Riff rein, nur um sich dann in eine abgehalfterte Powerballade zu verwandeln, deren Text voller Plattitüden nur so strotzt („I'm only half the man that you want me to be“) und von einem zweitklassigen Poser-Gitarrensolo abgerundet wird. Da bringt es auch nichts, dass Fronter Alex Cunningham ein eigenes, vielleicht hin und wieder gar theatralisches Timbre besitzt und dabei zeitweise („Royal Pine“) an eine feingeschliffene Version von James Hetfield erinnert. Nein, auch der 15. Eindruck ist nicht viel besser als der erste und so wünscht man Blackwülf für Album Nr. 2 vor allem mehr Entschlossenheit. Und einen neuen Namen.
Kissi    

Punkte: 5.5 von 10
NIDSANG – Into the Womb of Dissolving Flames
Pulverised Records
Viele Infos findet man nicht über die Schweden von Nidsang. Und das trotz zehn Jahren Bestehen und inzwischen zwei vollständigen Alben. Nun ja, so konzentriert man sich halt mehr auf das dargebotene: schwarzen, kompromisslosen Metal aus den Necromorbus Studios. Das ist weder innovativ noch wirklich überraschend, kann aber in kleinen Dosen durchaus gefallen. So hat gerade der langsamere Part bei ‚The Gathering Shadows‘ oder ‚Burning Beyond‘ etwas für sich. Allerdings wirken die monotonen Blastbeats wie auch die langweiligen, dreitönigen Riffs auf Dauer sehr mühsam. Genauso sieht es leider mit dem Gesang aus, der bei mehrmaligem Hören nur noch auf die Nerven geht. Hier verpasst es die Band, ihr Können in spannendes Songwriting umzusetzen. Zu oft versucht man, diese Lücke mit 08/15 Geballer auszufüllen, was aber eben leider nur mittelmässig gut gewinnt.
Tristan    

Punkte: 5.5 von 10
SCOURGE - Hate Metal
Greyhaze Records
Brasilien und Death Metal? Kann funktionieren, man ziehe nur das Beispiel der Frauenband Nervosa in Betracht, die sogar bei einem so grossen Label wie Napalm Records untergekommen sind. Nun, ihre Landsleute von Scourge sind da eher in kleineren Teichen am Fischen, aber vielleicht wird sich das bald ändern. Oder auch nicht, je nachdem. ?Hate Metal?, das Zweitlingswerk der 2007 gegründeten Truppe, kann sowohl erfreuen wie auch abschrecken ? der Kenner würde hier das Stichwort ?polarisieren? in die Runde schmeissen. Das Grundgerüst bildet, wie bereits erwähnt, Death Metal der älteren Schule, künstliche Sounds findet man allerhöchstens noch im Intro, welches aber nicht als ?regulärer? Track gesehen werden kann. Man growlt sich ganz passabel durch die 7 Tracks (das Intro nicht mitgerechnet), fidelt sich einen auf den Sechssaitern ab und überrascht hin und wieder mit Breaks, wenn beispielsweise nur die Drums und der Bass zu hören sind. Ansonsten, so böse das auch klingen mag, ist ?Hate Metal? lediglich Durchschnitt ? nichts wirkt herausragend, auch wenn das Können und auch der Wille vorhanden ist, um mehr erreichen zu können. Wer unbedingt alles aus dieser Ecke braucht, der kann sich gerne die neue Scourge-Scheibe antun ? wer aber Ecken, Kanten und vor allem Innovation benötigt, der wird sich weiter umsehen müssen.
Toby S.     

Punkte: 5.0 von 10
BIRTH A.D. – I Blame You
Metal Age Productions
Achtzehn Songs in siebenunddreissig Minuten sind schon mal ein klares Indiz für die stilistische Ausrichtung des texanischen Trios Birth A.D., und tatsächlich, Crossover Truppen wie S.O.D., M.O.D., D.R.I., Wehrmacht und Konsorten lassen herzlichst grüssen. Die seit 2008 aktive Band bezeichnet zwar ihren Stil als „Crossover Thrash Metal“, aber die typischen Punk- und Crossover-Merkmale sind weitaus dominanter als metallische Klänge, und wenn man dann hin und wieder solche anbietet, dann denkt der Connaisseur gleich an Slayer. Im ersten Durchlauf mag man die ganze Geschichte noch ganz witzig finden, aber bereits beim zweiten Durchgang erweist sich das szenebewährte Erfolgsrezept „möglichst schnell, möglichst kurz“ in Ermangelung an Abwechslung als Einbahnstrasse. Die gesangliche Darbietung von Bassist Jeff Tandy trägt zusätzlich zu einem eher zwiespältigen Eindruck bei. Der Kerl kann überhaupt nicht singen - was in dieser Nische zum Glück ja auch keiner verlangt - aber wenigstens ordentlich shouten und bellen wie ein angepisster Strassenköter sollte schon drin liegen, tut es aber nicht. Stattdessen langweilt er mit relativ harmlosem Sprechgesang, der dem flotten Songmaterial allzu oft einfach nicht gerecht wird. Somit bleibt „I Blame You“ ein Album, das wirklich nur das entsprechende Publikum ansprechen – und ausserhalb des eigenen Gärtchens kaum für Aufsehen sorgen wird. Oder wusste jemand von euch, dass das Ding eigentlich schon vor einem Jahr veröffentlicht worden ist? Wie auch immer, die hüpfende Skater-Fraktion kann schon mal das Jim Knopf Gedächtnis-Käppi aus den Achtzigern wieder montieren und in Nostalgie schwelgen, ich hingegen wende mich herzhaft gähnend ab. Das alles hatten wir schon mal, viel früher und viel besser. „I Blame You“ ist der perfekte Soundtrack zum nächsten abendfüllenden Film mit Jimmy Knoxwille und seinen sich selbstverstümmelnden Jackass-Deppen, wer’s braucht…
Mirko B.     

Punkte: 5.0 von 10
BENEATH THE STORM - Evil Reflection
Argonauta Records
Slowenien. Ein Ein-Mann-Projekt. Eine Vision: Die Welt mit einem Sound zu überziehen, der kalt, düster und apokalyptisch daherkommt. Na, was bietet sich da an? Exakt, Doom, vermischt mit Sludge, Drone und Ambient. Einfach mal alles zusammenmischen, wird schon irgendwie passen. Richtigen Gesang gibt's, wie es sich gehört, nicht wirklich, nur ein Gekreische im Hintergrund sowie spoken passages - alles erschafft eine Vision des unendlichen Schreckens einer Ödnis, in welche sich die Welt verwandelt hat. Könnte super als Soundtrack zu einem Endzeit-Film funktionieren. Da wir hier aber lediglich die musikalische Variante davon haben, lässt sich konstatieren: Wo SunnO))) begonnen haben, da geht Beneath The Storm weiter. "Evil Reflection" kann sehr intensiv und interessant sein, wenn man denn sich in dieser Materie wohl fühlt und sich für die genannten Musiksparten als Mixtur interessiert.
Toby S.     

Punkte: 5.0 von 10
TERMINAL DEATH - Terminal Death
Shadow Kingdom Records
Beim Quintett aus Chicago verhält es sich ähnlich wie mit den ebenfalls in dieser Ausgabe besprochenen Mephisto. Mitte der der Achtziger gegründete und nach zwei Jahren wieder aufgelöste Black/Death/Thrash Band, welche der Menschheit als einziges Tondokument ein Demo mit sechs Nummern sowie einige völlig ungehobelte Bandraumaufnahmen vererbt hat. Jetzt kommen diese Hinterlassenschaften als Doppel-CD und Doppel-LP erneut in die Läden und werden alle bekennenden Produktions- und Mastering-Allergiker begeistern, denn wenn ich lese, dass die Aufnahmen für diesen Release remastert worden sind, dann kann ich mir darunter höchstens vorstellen, dass bestenfalls der Staub aus den Tapes gepustet worden ist, und dann ging‘s schon ab ins Presswerk. „Terminal Death“ ist wieder mal eine Veröffentlichung, welche dermassen grottig ist, dass sie selbst im tiefsten Underground eine nur kleine Käuferschaft finden wird. Allerdings muss man sich auch darüber bewusst sein, dass wir es hier mit dilettantischen Aufnahmen von fünf blutjungen Metal-Fanatikern zu tun haben, die damals einfach zusammen lärmen und eine gute Zeit haben wollten; so betrachtet hört man durchaus wohlwollend über das wüste Gepolter hinweg, insbesondere wenn man diese musikalische Phase damals selbst hautnah miterlebt hat und bezüglich musikalischer Fähigkeiten keinen Deut besser war. Charmanter Krach exklusiv für Nostalgiker und High-End Sound-Hasser.
Mirko B.     

Punkte: 4.7 von 10
MEFISTO - The Megalomania Puzzle
Vic Records
Die Schweden Mefisto rumpelten sich Mitte der Achtziger im Fahrwasser von Bands wie Possessed oder Hellhammer durch die Botanik und brachten es in den drei Jahren ihrer kurzlebigen Existenz auf ganze zwei Demotapes mit jeweils vier Songs. Nachdem besagte Demotapes bereits 1999 als Compilation auf den Markt gekommen sind, wirft sie heute Vic Records nochmals unter dem Titel „The Megalomania Puzzle“ ins Rennen. Die ersten vier Songs vom „Megalomania“-Demo klingen erwartungsgemäss noch reichlich unausgegoren beziehungsweise uneigenständig, der Anfang von „Act Dead“ erinnert beispielsweise schon sehr stark an „Circle Of The Tyrants“ von Celtic Frost, zudem ist der Sound nach heutigen Massstäben unter aller Sau, verwaschen, Hall ohne Ende und völlig frei von Bässen. Manche finden das wahnsinnig „true“ und authentisch, ich find‘s einfach nur Scheisse. Dennoch lassen einige Arrangements, akustische Einsprengsel und Soundspielereien erahnen, dass die Band eigentlich mehr hätte bieten können. Dies bestätigt sich dann auch in der zweiten Albumhälfte, welche den Songs des zweiten, unbetitelten Demos entspricht. Plötzlich hört man endlich einen Bass, die Songs haben mehr Tiefe und düstere Atmosphäre, und das Schlagzeug bollert endlich ganz ordentlich, wobei Drummer Roberto "Thord" Granath mit seinem an Abaddon von Venom erinnernden Stolperdrumming nach wie vor in jedem Metronom und Click Track den Selbstzerstörungsmodus auslösen würde. Wer seine obskure Black/Thrash-Sammlung um diese längst vergriffenen Demotapes erweitern will, sollte jetzt zugreifen. Anspieltipps: Das stimmige Instrumental „Os Liberty“ und der Longtracker „Underground Circus“.
Mirko B. 
  
Punkte: keine Wertung
STEEL PROPHET – Omniscient
Cruz Del Sur Music/Non Stop Music
Wenn sich eine Band als Cover-Stück Queens „Bohemian Rhapsody“ vornimmt, ist sie entweder extrem gut oder äusserst dumm! Die amerikanischen Power Metaller Steel Prophet gehören leider zur letzten Kategorie. Diese Interpretation offenbart denn nämlich auch gleich die grössten Schwächen der Band, unter denen auch die restlichen 13 Lieder leiden. Da wäre zum einen der Gesang, welcher (wie bei geschätzte 95 Prozent aller Sänger) vom Stimmumfang und vom Gefühl her nicht dem Original von Freddy Mercury mithalten kann. Im Gegenteil, dieses dünne Etwas nervt spätestens nach zwei Liedern. Ein weiteres Manko ist das Songwriting. Bei „Bohemian Rhapsody“ versuchen Steel Prophet dezent einige Neuerungen in den Sound einzubauen, ohne wirklich mutig nach vorne zu schreiten. Dadurch wirkt die Sache unausgereift und unselbstständig. Als dritter und letzter Schwachpunkt müssen sich Steel Prophet dem dreisten Diebstahl von Ideen und Soundspuren stellen. Denn beim Queen-Cover scheinen einzelne Backing-Chöre tatsächlich von der Original-CD zu kommen. Einzig die Produktion und die teilweise auf den Punkt gespielten Melodien retten Omniscient vor dem totalen Absturz. Trotzdem sei bei dieser CD eine Warnung ausgesprochen, welche auch knallharte Fans von amerikanischem Power Metal betrifft. Hört vor dem Kauf unbedingt in diese CD rein! Das Ganze nochmals zusammengefasst: Gute Produktion, mittelmässiges Songwriting, unterirdische Stimme und null Wiedererkennungswert. Brauchen tut diese CD wirklich niemand!
Roger W.    

Punkte: 4.5 von 10
INCUBUS - Incubus
Vic Records
Neuaufguss des gleichnamigen 1987er 3-Track Demotapes, welches punkto Songs genau der 1989 veröffentlichten EP entsprach. Wenn ich mir das dumpfe Death/Thrash-Gerumpel so anhöre, dann wundert es mich auch nicht, dass es das Trio aus Georgia zu nicht mehr gebracht hat und sich nach gerade mal drei Jahren wieder auflöste. Den wuchtigen Midtempo-Teil von „Engulfed in Unspeakable Horrors“ mal ausgeklammert, bietet Incubus rasenden, chaotischen Krach, dem wahrscheinlich nur der ganz harte Kern der Extrem Metal-Junkies wirklich etwas abgewinnen kann. Da nützt es auch nichts zu betonen, dass Gitarrist Gino Morgan Marino kurzzeitig bei Nocturnus tätig war, und Sänger/Bassist Sterling „Von“ Scarborough sogar kurz bei Morbid Angel den Bass verprügelte. Jedenfalls hat es bei Incubus nicht einmal zum Sprung ins Amateurlager gereicht, und zu einer jener momentan voll im Trend liegenden Reunions wird es wohl auch nie kommen, da sich der Frontmann 2006 erhängt hat. Dies ist bestenfalls Kram für hartgesottene Underground-Puristen, die bereits „Kommerz!“ schreien, wenn der Bassist nach einem Jahr wieder mal neue Saiten aufzieht.
Mirko B. 
  
Punkte: keine Wertung
IMPERIAL TRIUMPHANT – Shrine To The Trident Throne (Compilation)
Code666
Man mag von den neueren Mayhem halten was man will, aber wenn man die Amis von Imperial Triumphant hört, weiss man zumindest, wer hier wohl Pate gestanden hat. Leider wird das Ganze bereits beim zweiten Song ‚Manifesto‘ einfach zu viel. Die Instrumente schrammeln aneinander vorbei, als gäbe es kein Morgen, und vergessen dabei allzuoft, was die Kollegen eigentlich so machen. Man könnte hier von vertontem Chaos sprechen. Oder von zu anspruchsvoller Musik, als dass sie jedem gefallen kann. Somit nehmen die New Yorker den Platz der Zwölftonmusik ein: theoretisch mag sie ja anspruchsvoll sein, sie gefällt dennoch nur einem kleinen Teil der Bevölkerung. Langsamere, eingängigere Songs wie ‚Bellvm‘ sind leider zu selten, oft herrscht Anarchie wie beispielsweise bei den beiden Tracks ‚Sodom‘ und ‚Gomorrah‘. Extrem, aber nicht Meins.
Tristan 
  
Punkte: 4.0 von 10
MARTYRDÖD - Elddop
Southern Lord Records
Meine Güte, das rödelt hier aber derber aus den Boxen! Die Schweden mit dem einfallsreichen Bandnamen (soll auf Schwedisch "Märtyrertod" heissen) fabrizieren eine Mischung aus Black Metal und Punk. Crust, wie gerne immer mal wieder behauptet wird, ist aus meiner Sicht kein Bestandteil der Mucke. Anyway, da alle Texte auf Schwedisch gehalten sind (Authentizitäts-Bonus), ist es für einen dieser Sprache Unkundigen schwierig bis unmöglich, nachvollziehen zu können, über was den hier gegurgelt wird. Macht aber vermutlich nix, denn selbst auf Englisch dürfte man kaum ein Wort verstehen, dermassen hektisch warden hier die Zeilen ins Mikro gewürgt. "Hektisch" ist ein gutes Stichwort, denn auch wenn die Tracks teilweise interessant anfangen, so ended doch alles immer im gleichen, punkig-chaotischen Stil (Minuspunkt aufgrund gesteigertem Desinteresse). Kurz gefasst: Martyrdöd haben zwar etwas Eigenwilliges erschaffen, dürften aber hiermit nur eine bestimmte Schar an Zuhörer ansprechen. Meine persönliche Aufmerksamkeitsspanne war nach den ersten Tracks auf ein absolutes Minimum abgesunken.
Toby S.
  
Punkte: 3.0 von 10
VAMPILLIA – Some Nightmares Take You Aurora Darkness
Candlelight Records/Irascible
Nur wer auf Selbstkasteiung steht oder Nerven wie Drahtseile hat, sollte sich an diese Platte heranwagen. Während die ersten Takte den Hörer einzulullen versuchen, ertönt in der Folge ein schwer zu ertragendes Hin und Her von versteinernder Langeweile und chaotischen kakophonischen Ausbrüchen. Was das mit Metal zu tun hat? Keine Ahnung! Dass Vampillia etwas von Musik verstehen, möchte ich nicht in Abrede stellen, dass sie das Konzept verfolgen, Musik zur Verbesserung der Befindlichkeit einzusetzen, daran zweifle ich aber sehr.
Mac
  
Punkte: 3.0 von 10
OKKULTOKRATI - Night Jerks
Fysisk Format
Fünf Norweger, die sich zusammensetzen und Musik machen. Klingt irgendwie bekannt und man kann sich rein theoretisch vorstellen, wie das Endresultat aussehen wird. Nun, ganz so einfach gestrickt sind die Herren von Okkultokrati nicht, denn sie spielen nicht einfach eine düstere Metal-Version, sondern reichern sie mit Black Metal, Ambient, Sludge, Drone und etwas Post-Atmosphäre an. Klingt nach einer Mischung, die interessant zu sein verspricht - ist sie aber nicht. Kein roter Faden, keine Konstante, einfach nichts, woran man sich als Hörer orientieren kann. Das muss nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein, aber im Falle der Platte ?Night Jerks? (man möge dem Erfinder dieses Titels doch bitte eine reinhauen, danke) ist es einfach nur verwirrend. Die Tracks wirken, als ob sie im Eilverfahren im Studio aufgenommen und praktisch nicht gemischt oder gemastert worden wären, es rauscht andauernd und wirkt sehr, sagen wir mal, amateurhaft. Die Ambient-Tracks sind zwar schön geworden, sagen aber nichts aus ? wie gesagt, es gibt kein Konsens oder eine Richtlinie. Fazit: Wer auf verschrobenen Sound steht, der kann mal Okkultokrati antesten, allen anderen wird von dieser, ähm, ?Musik? abgeraten.
Toby S.
  
Punkte: 2.5 von 10
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