|
Wir schreiben das Jahr
2005, als in der Emmentaler Ortschaft Huttwil zum ersten Mal ein
ganzes Wochenende lang im Freien gerockt wurde, jedenfalls
halbzeitig, denn das zweitägige Programm war doch noch ziemlich
durchtränkt mit lauen Pop-Bands. Nicht ganz ein Jahr später
folgte dann Ausgabe Nummer 2, deren einzige Änderung nicht nur
in der Verlängerung der Festivitäten um einen Tag bestand,
sondern auch das Verschieben der Hauptbühne in die geräumige
Halle des Sportzentrums Huttwils und das Hinzufügen einer
kleineren Aussenbühne bewirkte. Hat sich die Welt 2007 wieder
einmal um die Sonne herumgedreht, sieht die Veranstaltung Rock
Sound Festival wiederum anders aus: Zwar befindet sich die Bühne
wiederum in der Halle, aber Stage Nr. 2 kam nicht mehr zum
Einsatz, einen Abend und einen Tag lang zu rocken wurde als
genug befunden und gerade dieses 'Rocken' stimmte nun zum ersten
Mal auch zu 100%, zeigte sich das Billing der diesjährigen
Ausgabe doch ausschliesslich von der verzerrten Gitarren-Seite.
Grund genug für eine anständige Fraktion des Metal Factory-Teams,
sich vor Ort zu begeben und das nicht irgendwie, sondern zum
ersten Mal im kultigen, zum Metal-Mobil umfunktionierten
Wohnmobil, gesteuert vom Chef höchstpersönlich. Doch nicht nur
neue Leser und Unterschriften für MFTV wurden gesammelt, sondern
auch reichlich Eindrücke der Darbietungen dieses Wochenendes.
Lest nun also wie z.B. unser Yannick (Yan) zu Eluveitie bangte
und zu Gotthards "One Life, One Soul" mitsang, Maiya (May) zu In
Extremo tanzte oder Kissi (Kis) beim Gig von Dog Eat Dog ein
blaues Wunder erlebte und sich von Schock-Rocker-Legende Alice
Cooper faszinieren liess, während Mr. Roxx für euch das Ganze in
Bildern festhielt. (Kis)
17.00 - 17.40 Eluveitie
18.00 - 18.40 Favez
19.00 - 19.45 Dog Eat Dog
20.15 - 21.15 Nazareth
21.45 - 23.00 In Extremo
23.30 - 00.45 Hammerfall
01.15 - 02.30 Lordi
|
|
Eluveitie
Mit Eluveitie, einer in meinen Augen sehr talentierten Schweizer
Metal-Band, wurde das diesjährige Rock Sound Festival eröffnet.
Kaum zu glauben, aber die grosse Halle war schon recht gut
besetzt und die Band wurde grandios unterstützt. Die Death
Metal-Parts der acht Musiker waren dem Publikum sehr willkommen,
aber das Hauptaugenmerk galt den ausserordentlich präzisen
Folklore-Elementen. Keltische Folklore, die vor allem mit
Flöten, Drehleier und Geige praktiziert wurde, vermischte sich
mit der knallharten Gitarren- und Schlagzeugarbeit. Wer sich im
Metalbereich ein wenig auskennt, der weiss bestimmt, dass
Eluveitie eigentlich an jedem zweiten Konzert dabei sind,
trotzdem, so hatte ich das Gefühl, wusste das Publikum nicht
sonderlich viel über die Schweizer Ausnahmeband. Sie spielten
wie immer ihre Songpalette von "Spirit" und griffen auch öfters
mal zu alten Stücken von "Ven". Leider war die halbe Stunde viel
zu schnell vorüber, und Chrigel, Sevan und Co konnten sich kaum
richtig zeigen. Eluveitie verfügen nämlich nicht nur über gute
Musiker, sie haben auch gute Redner, so wird immer mal wieder
ein Witz gerissen und die Zuschauer in das Spektakel
miteinbezogen. Für den Anfang dieses Festivals hätten man sich
keine bessere Band vorstellen können, denn Eluveitie heizten dem
Volk so richtig ein und meisterten ihre Sache vorbildlich. (Yan)
|
|
Favez
Nach diesem überraschend gelungenen (dies nicht der Band,
sondern des unerwartet euphorischen Publikums wegen) Start hiess
es für die durch und durch metallische Fraktion das Feld zu
räumen, denn die Westschweizer Favez zockten mit ihren Klampfen
nicht gerade das, was sich ein Fan von Eluveitie oder Hammerfall
wünscht: Mal mehr oder weniger poppigen Alternative Rock mit
Punk- und Stoner Rock-Anleihen. So musste der Fünfer also mit
einer weitaus geringeren Anzahl Fans als Eluveitie vor der Bühne
auskommen, was man selbstironisch mit "Wir wissen: Wir sind
keine Metalband, wir sind scheisse!" kommentierte. Und obwohl
die Jungs in Sachen Stage-Acting inklusive typischer Posen etc.
nichts anbrennen liessen, steckte in dieser Aussage doch ein
Fünkchen Wahrheit, konnte doch das seichte Sound-Gemisch,
bestehend aus Ami-Rock, College-Geschrammel und fast
AOR-mässigen Keyboard/Orgel-Einsätzen nicht überzeugen. Da
konnte auch das der Iron Maiden-Aufkleber auf dem Drumkit nichts
mehr reissen. (Kis)
|
|
Dog Eat Dog
War der Gig von Favez zwar nicht gerade sehenswert, so ist es
der Auftritt der amerikanischen Crossover-Veteranen (man glaubt
es kaum, aber die Band existiert schon seit ca. 15 Jahren) Dog
Eat Dog, welcher die wohl nervigsten Spuren hinterliess, denn
neben Bands wie
Nazareth oder Lordi gibt es wohl keine Band mit verzerrter
E-Gitarre (bis auf Tokyo Hotel möglicherweise), welche
deplazierter sein könnte. Der schon lange wieder vergilbte Nu
Metal der Amis, welcher direkt aus einer bekloppten
Teenie-Komödie der Marke "American Pie" zu stammen schien,
konnte nur bei einem kleinen, ziemlich jungen Teil des Publikums
punkten, welche dafür aber reichlich abgingen. Diesen Umstand
schienen DED dabei zuerst ebenso gelassen zu nehmen wie Favez,
rockten munter auf der "Limp Bizkit meets Sum 41"-Schiene, doch
nachdem ein alkoholisierter Besucher von seinem Unmut getrieben
minutenlang vorne stand und den Stinkefinger gen Bühne richtete
und darauf noch einen Becher Bier auf die Bühne schmiss, da
tickte der in hellblaues T-Shirt und kurze Hosen gekleidete John
Paul Luke Connor (voc) aus, begab sich schnurstracks ins
Publikum und verpasst dem angesäuselten Störenfried eine Faust
ins Gesicht. Zurück auf der Bühne wurde noch einmal den
Feiglingen im Publikum gedroht, bevor man den Gig mit etwas
gedrückter Stimmung zu Ende spielte. Man stelle sich vor, jeder,
dem danach war, hätte seinen Stinkefinger gezeigt, Mr. Connor
wäre jetzt noch am Haue verteilen. (Kis)
|
|
Nazareth
Nachdem ich Nazareth zuletzt vor zwei Jahren bei einer sehr
überzeugenden Show am Sweden Rock Festival sehen durfte, war ich
nun sehr gespannt auf ihren Auftritt vor Schweizer Publikum.
Zwar passten sie musikalisch nicht gerade toll im Anschluss an
Dog Eat Dog, aber dem Publikum gefiel es und mir genauso. Dan
McCafferty und seine Männer sind ja nicht mehr die Jüngsten, und
die Zeiten grosser Bühnen-Action ein für allemal vorbei, aber
musikalisch sind sie immer noch vorbildlich. So bekam das
Publikum einen Querschnitt der "Greatest Hits" zu hören,
darunter weltberühmte Songs wie "Dream on", "Hair Of The Dog",
"Love Hurts" und "This Flight Tonite“. Doch grösstenteils kamen
die Herren eher bluesig rüber, was den jüngeren Zuschauern
einfach nicht gefallen wollte, aber Kenner schätzten diese
musikalische Abwechslung. Ansonsten eine den Umständen und dem
Alter entsprechend gute Darbietung! (Mya)
|
|
In Extremo
Viele Zuschauer, so stellte ich fest, waren nur wegen ihnen
gekommen. Die sieben Spielleute aus Deutschland haben eine
beachtliche Fangemeinde angeschleppt. Mittelalter-Rock mit viel
Schnickschnack und einer gewissen humorvollen Ader wurde dem
Publikum geboten. Songs aus fast allen Alben, von denen es ja
bereits etliche gibt, wurden preisgegeben, und die Fans kamen
nicht zur Ruhe. Ein Hit nach dem Anderen haben uns Das letzte
Einhorn und Co hingebrettert. Dass die Jungs es wirklich
draufhaben, bewiesen Songs wie "Horizont" oder "Erdbeermund",
aber es gab auch Songs, die furchtbar öde dahinschlichen und
mich sogar für kurze Zeit zu einem Nickerchen überredet haben.
Naja, den Fans war nichts anzumerken, diese feierten die Party
ihres Lebens und waren begeistert. Mich hat die Show wenig vom
Hocker gehauen. Zu wenig Abwechslung, zu wenig Individualität
und vor Allem zu wenig 'Dreck'. Es steht ausser Frage, dass In
Extremo ihre Arbeit beherrschen, und wie oben erwähnt gab es
immer wieder sehr unterhaltsame Parts. Im Mittelalter-Genre
gehören sie ohne Frage ganz nach vorne, und mit diesem Auftritt
hat die Band bewiesen, dass ihre Musik Spass macht, zwar wurde
ich ein wenig ausser Acht gelassen, aber dem Publikum hat es
gefallen. Es war sehr laut in der Halle, und Platz, ja der Platz
war Mangelware. Zudem wollten In Extremo einfach nicht aufhören
und spielten aus meiner Sicht zu lange, denn irgendwann hat man
die Mittelaltermucke zuoberst und möchte bloss noch aus der
Halle rennen. Mittelalterfreunde und Fans von In Extremo haben
feuchte Äuglein bekommen und waren hin und weg. Mich, den 'Mittelalter-eher-selten-Geniesser',
hat die Musik nach 20 Minuten ziemlich gelangweilt. (Yan)
|
|
Hammerfall
Ich kann nicht leugnen, dass mein Herz für Power Metal schlägt,
obwohl ja doch nur immer wieder die selben Dinge besungen
werden: Heldentum, Kampf, Pferde, Schwerter, Ruhm und grosse
Eier. Nichtsdestotrotz hat Power Metal etwas für sich, etwas
emotional Aufbauendes, und die Meister dieser Kunst gaben heute
Abend ihr Können zum Besten. Schon kurz vor Ende des In
Extremo-Auftrittes tummelten sich Power-Metaller zwischen
mittelalterlich gekleidetem Publikum, um bloss keine Minute von
Hammerfall zu verpassen. Reich belohnt wurden sie allemal! Die
Schweden aus dem putzigen Göteborg verstanden es ausgezeichnet,
ihre Fans zu unterhalten. So wurde es eine äusserst erfrischende
Metal-Party mit Songs wie "Blood Bound", "Glory To The Brave"
und "Heading The Call". Ein angenehmer Mix aus alt und neu also,
den die Fans zu würdigen wussten. (Mya)
|
|
Lordi
Eurovision Song Contest in Huttwil mit den Monsterrockern Lordi,
die Leute aus der ganzen Schweiz von jung bis alt angezogen
haben. Die Finnen versprachen eine spezielle Show, was mich sehr
skeptisch stellte. In voller Montur, so wie es sich gehört und
so wie es die Fans lieben, brüllten Lordi los. Pyroeffekte und
geniale Einfälle von Sänger und 'OberfledermausoderDrachenmonster'
Tomi Putaansuu, der immer wieder grimmig ins Publikum schaute,
aber niemals seinen Humor, seine symphatische Art verlor. Die
Zuschauer strahlten und konnten es wohl nicht fassen, die
Gewinner des Eurovision Song Contest live erleben zu dürfen.
Komischerweise ist ihre Musik eigentlich nichts Besonderes: Hard
Rock mit wenig Metaleinflüssen und einem Hauch Power- und
Gothik-Elementen. Die Persönlichkeiten auf der Bühne wirkten
sehr interessant, da ja jedes Bandmitglied eine bestimmte Rolle
hat und so sein eigenes Ich nicht preisgeben muss. Dies war ein
intelligenter Zug von der Band, die nämlich so Filmkunst mit
Musik verbinden und dem Zuschauer nicht bloss was zu hören,
sondern auch was zu sehen geben. Also eigentlich ein
Hardrockgruselfilm. Der andere Aspekt, den ich jetzt nicht im
Raum stehenlassen möchte, ist, dass Lordi, obwohl sie eigentlich
08/15-Musik spielen, eine ganz eigene Welt dank ihren Kostümen
eröffnen und so die Musik ein wenig in den Hintergrund
verschwand. Lordis Musik ist aber sicherlich nicht schlecht, sie
ist wohl aber einfach nicht das Einzige, was die Finnen
ausmacht. Lordi sind mehr, und darum haben sie auch den
Eurovision Song Contest gewonnen und darum haben sie auch die
Herzen der Fans wie auch die Herzen der Zuschauer von Huttwil
gewonnen. (Yan)
|
|
|
Hier gehts weiter zum Samstag
>>>
|
|
|
|