Rocksound Festival 2007
22.6.2007 (Erster Tag) Huttwil BE Sportzentrum
By: Kissi (Kis), Yannick (Yan) und Maiya (May)          All Pics by: Roxx
Wir schreiben das Jahr 2005, als in der Emmentaler Ortschaft Huttwil zum ersten Mal ein ganzes Wochenende lang im Freien gerockt wurde, jedenfalls halbzeitig, denn das zweitägige Programm war doch noch ziemlich durchtränkt mit lauen Pop-Bands. Nicht ganz ein Jahr später folgte dann Ausgabe Nummer 2, deren einzige Änderung nicht nur in der Verlängerung der Festivitäten um einen Tag bestand, sondern auch das Verschieben der Hauptbühne in die geräumige Halle des Sportzentrums Huttwils und das Hinzufügen einer kleineren Aussenbühne bewirkte. Hat sich die Welt 2007 wieder einmal um die Sonne herumgedreht, sieht die Veranstaltung Rock Sound Festival wiederum anders aus: Zwar befindet sich die Bühne wiederum in der Halle, aber Stage Nr. 2 kam nicht mehr zum Einsatz, einen Abend und einen Tag lang zu rocken wurde als genug befunden und gerade dieses 'Rocken' stimmte nun zum ersten Mal auch zu 100%, zeigte sich das Billing der diesjährigen Ausgabe doch ausschliesslich von der verzerrten Gitarren-Seite. Grund genug für eine anständige Fraktion des Metal Factory-Teams, sich vor Ort zu begeben und das nicht irgendwie, sondern zum ersten Mal im kultigen, zum Metal-Mobil umfunktionierten Wohnmobil, gesteuert vom Chef höchstpersönlich. Doch nicht nur neue Leser und Unterschriften für MFTV wurden gesammelt, sondern auch reichlich Eindrücke der Darbietungen dieses Wochenendes. Lest nun also wie z.B. unser Yannick (Yan) zu Eluveitie bangte und zu Gotthards "One Life, One Soul" mitsang, Maiya (May) zu In Extremo tanzte oder Kissi (Kis) beim Gig von Dog Eat Dog ein blaues Wunder erlebte und sich von Schock-Rocker-Legende Alice Cooper faszinieren liess, während Mr. Roxx für euch das Ganze in Bildern festhielt. (Kis)

17.00 - 17.40 Eluveitie
18.00 - 18.40 Favez
19.00 - 19.45 Dog Eat Dog
20.15 - 21.15 Nazareth
21.45 - 23.00 In Extremo
23.30 - 00.45 Hammerfall
01.15 - 02.30 Lordi
Eluveitie
Mit Eluveitie, einer in meinen Augen sehr talentierten Schweizer Metal-Band, wurde das diesjährige Rock Sound Festival eröffnet. Kaum zu glauben, aber die grosse Halle war schon recht gut besetzt und die Band wurde grandios unterstützt. Die Death Metal-Parts der acht Musiker waren dem Publikum sehr willkommen, aber das Hauptaugenmerk galt den ausserordentlich präzisen Folklore-Elementen. Keltische Folklore, die vor allem mit Flöten, Drehleier und Geige praktiziert wurde, vermischte sich mit der knallharten Gitarren- und Schlagzeugarbeit. Wer sich im Metalbereich ein wenig auskennt, der weiss bestimmt, dass Eluveitie eigentlich an jedem zweiten Konzert dabei sind, trotzdem, so hatte ich das Gefühl, wusste das Publikum nicht sonderlich viel über die Schweizer Ausnahmeband. Sie spielten wie immer ihre Songpalette von "Spirit" und griffen auch öfters mal zu alten Stücken von "Ven". Leider war die halbe Stunde viel zu schnell vorüber, und Chrigel, Sevan und Co konnten sich kaum richtig zeigen. Eluveitie verfügen nämlich nicht nur über gute Musiker, sie haben auch gute Redner, so wird immer mal wieder ein Witz gerissen und die Zuschauer in das Spektakel miteinbezogen. Für den Anfang dieses Festivals hätten man sich keine bessere Band vorstellen können, denn Eluveitie heizten dem Volk so richtig ein und meisterten ihre Sache vorbildlich. (Yan)
 
Favez
Nach diesem überraschend gelungenen (dies nicht der Band, sondern des unerwartet euphorischen Publikums wegen) Start hiess es für die durch und durch metallische Fraktion das Feld zu räumen, denn die Westschweizer Favez zockten mit ihren Klampfen nicht gerade das, was sich ein Fan von Eluveitie oder Hammerfall wünscht: Mal mehr oder weniger poppigen Alternative Rock mit Punk- und Stoner Rock-Anleihen. So musste der Fünfer also mit einer weitaus geringeren Anzahl Fans als Eluveitie vor der Bühne auskommen, was man selbstironisch mit "Wir wissen: Wir sind keine Metalband, wir sind scheisse!" kommentierte. Und obwohl die Jungs in Sachen Stage-Acting inklusive typischer Posen etc. nichts anbrennen liessen, steckte in dieser Aussage doch ein Fünkchen Wahrheit, konnte doch das seichte Sound-Gemisch, bestehend aus Ami-Rock, College-Geschrammel und fast AOR-mässigen Keyboard/Orgel-Einsätzen nicht überzeugen. Da konnte auch das der Iron Maiden-Aufkleber auf dem Drumkit nichts mehr reissen. (Kis)
 
Dog Eat Dog
War der Gig von Favez zwar nicht gerade sehenswert, so ist es der Auftritt der amerikanischen Crossover-Veteranen (man glaubt es kaum, aber die Band existiert schon seit ca. 15 Jahren) Dog Eat Dog, welcher die wohl nervigsten Spuren hinterliess, denn neben Bands wie Nazareth oder Lordi gibt es wohl keine Band mit verzerrter E-Gitarre (bis auf Tokyo Hotel möglicherweise), welche deplazierter sein könnte. Der schon lange wieder vergilbte Nu Metal der Amis, welcher direkt aus einer bekloppten Teenie-Komödie der Marke "American Pie" zu stammen schien, konnte nur bei einem kleinen, ziemlich jungen Teil des Publikums punkten, welche dafür aber reichlich abgingen. Diesen Umstand schienen DED dabei zuerst ebenso gelassen zu nehmen wie Favez, rockten munter auf der "Limp Bizkit meets Sum 41"-Schiene, doch nachdem ein alkoholisierter Besucher von seinem Unmut getrieben minutenlang vorne stand und den Stinkefinger gen Bühne richtete und darauf noch einen Becher Bier auf die Bühne schmiss, da tickte der in hellblaues T-Shirt und kurze Hosen gekleidete John Paul Luke Connor (voc) aus, begab sich schnurstracks ins Publikum und verpasst dem angesäuselten Störenfried eine Faust ins Gesicht. Zurück auf der Bühne wurde noch einmal den Feiglingen im Publikum gedroht, bevor man den Gig mit etwas gedrückter Stimmung zu Ende spielte. Man stelle sich vor, jeder, dem danach war, hätte seinen Stinkefinger gezeigt, Mr. Connor wäre jetzt noch am Haue verteilen. (Kis)
 
Nazareth
Nachdem ich Nazareth zuletzt vor zwei Jahren bei einer sehr überzeugenden Show am Sweden Rock Festival sehen durfte, war ich nun sehr gespannt auf ihren Auftritt vor Schweizer Publikum. Zwar passten sie musikalisch nicht gerade toll im Anschluss an Dog Eat Dog, aber dem Publikum gefiel es und mir genauso. Dan McCafferty und seine Männer sind ja nicht mehr die Jüngsten, und die Zeiten grosser Bühnen-Action ein für allemal vorbei, aber musikalisch sind sie immer noch vorbildlich. So bekam das Publikum einen Querschnitt der "Greatest Hits" zu hören, darunter weltberühmte Songs wie "Dream on", "Hair Of The Dog", "Love Hurts" und "This Flight Tonite“. Doch grösstenteils kamen die Herren eher bluesig rüber, was den jüngeren Zuschauern einfach nicht gefallen wollte, aber Kenner schätzten diese musikalische Abwechslung. Ansonsten eine den Umständen und dem Alter entsprechend gute Darbietung! (Mya)
 
In Extremo
Viele Zuschauer, so stellte ich fest, waren nur wegen ihnen gekommen. Die sieben Spielleute aus Deutschland haben eine beachtliche Fangemeinde angeschleppt. Mittelalter-Rock mit viel Schnickschnack und einer gewissen humorvollen Ader wurde dem Publikum geboten. Songs aus fast allen Alben, von denen es ja bereits etliche gibt, wurden preisgegeben, und die Fans kamen nicht zur Ruhe. Ein Hit nach dem Anderen haben uns Das letzte Einhorn und Co hingebrettert. Dass die Jungs es wirklich draufhaben, bewiesen Songs wie "Horizont" oder "Erdbeermund", aber es gab auch Songs, die furchtbar öde dahinschlichen und mich sogar für kurze Zeit zu einem Nickerchen überredet haben. Naja, den Fans war nichts anzumerken, diese feierten die Party ihres Lebens und waren begeistert. Mich hat die Show wenig vom Hocker gehauen. Zu wenig Abwechslung, zu wenig Individualität und vor Allem zu wenig 'Dreck'. Es steht ausser Frage, dass In Extremo ihre Arbeit beherrschen, und wie oben erwähnt gab es immer wieder sehr unterhaltsame Parts. Im Mittelalter-Genre gehören sie ohne Frage ganz nach vorne, und mit diesem Auftritt hat die Band bewiesen, dass ihre Musik Spass macht, zwar wurde ich ein wenig ausser Acht gelassen, aber dem Publikum hat es gefallen. Es war sehr laut in der Halle, und Platz, ja der Platz war Mangelware. Zudem wollten In Extremo einfach nicht aufhören und spielten aus meiner Sicht zu lange, denn irgendwann hat man die Mittelaltermucke zuoberst und möchte bloss noch aus der Halle rennen. Mittelalterfreunde und Fans von In Extremo haben feuchte Äuglein bekommen und waren hin und weg. Mich, den 'Mittelalter-eher-selten-Geniesser', hat die Musik nach 20 Minuten ziemlich gelangweilt. (Yan)
 
Hammerfall
Ich kann nicht leugnen, dass mein Herz für Power Metal schlägt, obwohl ja doch nur immer wieder die selben Dinge besungen werden: Heldentum, Kampf, Pferde, Schwerter, Ruhm und grosse Eier. Nichtsdestotrotz hat Power Metal etwas für sich, etwas emotional Aufbauendes, und die Meister dieser Kunst gaben heute Abend ihr Können zum Besten. Schon kurz vor Ende des In Extremo-Auftrittes tummelten sich Power-Metaller zwischen mittelalterlich gekleidetem Publikum, um bloss keine Minute von Hammerfall zu verpassen. Reich belohnt wurden sie allemal! Die Schweden aus dem putzigen Göteborg verstanden es ausgezeichnet, ihre Fans zu unterhalten. So wurde es eine äusserst erfrischende Metal-Party mit Songs wie "Blood Bound", "Glory To The Brave" und "Heading The Call". Ein angenehmer Mix aus alt und neu also, den die Fans zu würdigen wussten. (Mya)
 
Lordi
Eurovision Song Contest in Huttwil mit den Monsterrockern Lordi, die Leute aus der ganzen Schweiz von jung bis alt angezogen haben. Die Finnen versprachen eine spezielle Show, was mich sehr skeptisch stellte. In voller Montur, so wie es sich gehört und so wie es die Fans lieben, brüllten Lordi los. Pyroeffekte und geniale Einfälle von Sänger und 'OberfledermausoderDrachenmonster' Tomi Putaansuu, der immer wieder grimmig ins Publikum schaute, aber niemals seinen Humor, seine symphatische Art verlor. Die Zuschauer strahlten und konnten es wohl nicht fassen, die Gewinner des Eurovision Song Contest live erleben zu dürfen. Komischerweise ist ihre Musik eigentlich nichts Besonderes: Hard Rock mit wenig Metaleinflüssen und einem Hauch Power- und Gothik-Elementen. Die Persönlichkeiten auf der Bühne wirkten sehr interessant, da ja jedes Bandmitglied eine bestimmte Rolle hat und so sein eigenes Ich nicht preisgeben muss. Dies war ein intelligenter Zug von der Band, die nämlich so Filmkunst mit Musik verbinden und dem Zuschauer nicht bloss was zu hören, sondern auch was zu sehen geben. Also eigentlich ein Hardrockgruselfilm. Der andere Aspekt, den ich jetzt nicht im Raum stehenlassen möchte, ist, dass Lordi, obwohl sie eigentlich 08/15-Musik spielen, eine ganz eigene Welt dank ihren Kostümen eröffnen und so die Musik ein wenig in den Hintergrund verschwand. Lordis Musik ist aber sicherlich nicht schlecht, sie ist wohl aber einfach nicht das Einzige, was die Finnen ausmacht. Lordi sind mehr, und darum haben sie auch den Eurovision Song Contest gewonnen und darum haben sie auch die Herzen der Fans wie auch die Herzen der Zuschauer von Huttwil gewonnen. (Yan)
 
 

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