Zwar hatte das Rocksound
mit Avantasia, Opeth und Black Tide schon am Vortag begonnen,
dennoch öffnete man das Gelände am Freitag erst am Nachmittag,
was für viele von denen, die schon am Donnerstag ihr Zelt
aufgeschlagen hatten, langwieriges Warten bedeutete. Als man
dann aber um 17.00 Uhr mit Grey Monday den zweiten Rocksound-Tag
einläutete, da begann ein abwechslungsreicher Metaltag, welcher
geprägt war vom Pagan-Abend mit Korpiklaani, Eluveitie und
Ensiferum auf der Aussenbühne (bei skandinavisch-kühlen
Verhältnissen), dem eher durchzogenen Auftritt der
Seattle-Metaller Queensryche und dem feiernden Publikum während
«The Final Countdown» von Europe. (Kis)
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Grey Monday
Die Openair-Bühne eröffnete dieses Jahr die Berner
Nachwuchshoffnung Grey Monday mit einem kraftvollen, groovigen «Nightmare».
Anders als der Titel vielleicht voraussagen könnte, wurde der
Auftritt aber alles andere als zu einem Albtraum. Dafür war
wettertechnisch der Bandname Programm, denn das graue, nass
kalte Wetter passte hervorragend dazu. Hatte die Sonne kein
Erbarmen mit den Jungspunden, so erhellten sich mit der Zeit
wenigstens die Gemüter der bereits zahlreichen Zuhörern. Im
Gepäck hatten Grey Monday neben den neuen Songs von ihrem Debut
Album «XIII Sharp» (nach zwei Demos) erstmals ein Keyboard
dabei, welches Sänger Pädu ab und zu bediente und damit die
Löcher stopfte, welche ohne zweite Gitarre bei den Soli
entstehen. Dies gelang aber nur teilweise, weshalb die Band wohl
weiterhin fleissig Bewerbungen annimmt. Sehr positiv viel mir
das Zusammenspiel der Band auf, welche erst kürzlich die gesamte
Rhythmus-Sektion ersetzt hatte. Kamen die Songs Anfang Mai am
Bournout-Festival noch eher holprig aus den Boxen, bildeten sie
nun eine feste Einheit. Ebenfalls bemerkenswert war Bassist Sam
Nydegger, welcher stark an seiner Bühnenperformance gearbeitet
hatte und den Sound zwischen Metal, Stoner- und Hard Rock auch
optisch unterstützte. Somit war die Motivation auf der ganzen
Breite (Bass, Gesang, Gitarre) zu spüren, weshalb auch die
Klatschspiele klappten. Eine würdige Bühneneinweihung. (Rog)
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Kharma
Trotz dem Vorteil, dass nun ein Auftritt in der warmen und
trockenen Halle folgte, fanden nicht mehr Leute als bei Grey
Monday den Weg vor die Bühne, auf welcher die Hardrocker Kharma
ihre Deko bestehend aus zwei Wänden nachempfundenen
Backdrop-Wänden und einem aufgehängten Banner schon aufgebaut
hatten. Der eidgenössische Fünfer um Goldkehlchen Werner
Schweizer (Ex-Satrox), dessen Stimme irgendwo zwischen Dio und
Geoff Tate erstaunte, überzeugte während 45 Minuten mit ihrem
hymnischen, meist schleppenden Hard Rock, dem mit den meist auf
Hammond getrimmten Keyboardpassagen von Dany Schärz ein gewisser
70's-Touch anhaftete und des Öfteren an Rainbow oder eben Dio
erinnerte. Bestes Beispiel dafür stellen die mal etwas
straighteren, meist aber doomigeren Songs wie «Prey», «Morning
Sun» oder «Moonlight» vom aktuellen Debüt «Between The Lines»
dar. In Sachen Stage-Acting könnte man sich dabei zwar noch
steigern, dafür kann sich der Sound in der Halle echt sehen,
oder besser gesagt hören lassen, denn bis auf die etwas zu leise
Klampfe von Gitarrist Claudio Festini kann die immer wachsende
Zuschauergruppe Nummern wie «Me, Myself And I» oder «Dead Of The
Night» glasklar geniessen. Abgehen tut dabei nicht wirklich
jemand, was wohl aber eher am geringen Bekanntheitsgrad als an
der Show liegen müsste, strahlte doch gerade Fronter Werner
Schweizer ein mehr als positives (Achtung Wortwitz!) Kharma aus.
(Kis)
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Korpiklaani
Lust auf einen traditionellen Tanz mit lustigen Finnen? „Ja!“
schrieen da manche und unterstützten die Pagan-Folk-Rocker ab
dem ersten Song. Und wenn die Schnappsflasche schon zu Beginn
des Konzerts halbleer auf die Bühne genommen wird, hat zwar das
Blaue Kreuz keine Freude, dafür die Fans, die eine ausgelassene
Band erleben dürfen. Eine Band übrigens, bei der selbst
beinharte Fans gestehen, dass die meist «Korpiklaani», «Beer,
Beer», «Keep On Galopping» und zum Schluss « Let’s Drink». Zu
solchen Liedern wurde bereits von Beginn an gepogt, getanzt,
geheadbangt, getrunken und die Fäuste in den nassen Himmel
gereckt. Das Stimmungsbild war dabei perfekt. Rechts der Bühne
ein Waldrand, links die grau-braune Holzfassade des
Sportzentrums und darüber ein grauer Himmel mit Nieselregen.
Dadurch entstand eine fast schon intime Verbindung zwischen
Publikum und Band. Darf diese scheinbar direkt aus den
finnischen Blockhütten entflohene Folkband überhaupt bei
Sonnenschein auftreten? Die Stimmung wäre wohl ganz anders.
Korpiklaani wirkten in Huttwil als Projektion für das
Natürliche, für das Urbedürfnis nach Back To The Roots und für
eine Flucht aus dem Modernen, und das, obwohl ihre Instrumente
ironischerweise mit Strom verstärkt wurden. Egal, denn der
Auftritt machte sichtlich Spass! Korpiklanni bei diesem Wetter
und in dieser Form? Immer wieder gerne! (Rog)
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Alter Bridge
Als Alter Bridge im November des letzten Jahres im Zürcher
Rohstofflager vorbeischauten, fiel meine Review zwar positiv,
aber dennoch ziemlich durchwaschen aus: Zu einstudiert wirkte
die Performance des Quartetts, auch wenn die Mucke noch so gut
präsentiert wurde. Der Gig am Rocksound Festival sollte demnnach
eine Art Prüfung für die Band werden, deren Ausgang über nichts
Geringeres als ihren zukünftigen Status entscheiden sollte:
Einfach «nur» guter Stadionrock, oder aber der Aufstieg in höhre
Spähren des Musikerdaseins. Um's gleich vorneweg zu nehmen - Ich
bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass es vorläufig bei der
ersten Kategorie bleiben wird. Zwar legten Alter Bridge äusserst
dynamisch vor, und präsentierten sich erneut als Groove- und
Songwriting-Koloss, aber die ganze Performance wirkte extremst
zusammengebastelt… Zumal sie wirklich das haargenau gleiche
Programm wie im Rohstofflager boten. Drummer Scott Phillips
hämmerte sich mit Rückendeckung von Basser Brian Marshall
gekonnt durch's Set, während Gitarrist Mark Tremonti erneut den
neutzeitlichen Gitarrengott raushängen liess, und Sänger Miles
Kennedy die klassische Schule des «Eine gelungene Rockshow von A
bis Z» durchwurstete - Aber Spontanität und wirkliche Emotionen
kamen dabei leider viel zu kur… Elemente, die im Endeffekt den
Rock'n'Roll doch zu einem bedeutenden Teil ausmachen. Wer also
wirklich Einzelheiten aus der Show vernehmen möchte, kann
einfach einen Blick in meine alte Review werfen - mir erscheint
das noch nicht einmal anmassend. Das Publikum liess sich
erstaunlicherweise recht einfach damit abspeisen, hoffentlich
wird sich mit der Zeit da noch etwas tun - Denn solange die
Leute ernsthafte Begeisterung für eine solche Abpaus-Performance
entwickeln, wird die Band ziemlich sicher nix daran ändern.
Alter Bridge kommen übrigens Ende Jahr nochmal nach Zürich
zurück - Wer die zwei Platten der Band gerne eins zu eins, aber
aus einer fetten Soundanlage hören möchte, kann sich das schon
mal vormerken... (Mue)
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Eluveitie
Nachdem die letzten Klänge in der Halle von Alter Bridge
verklungen waren, hiess es dann wieder raushechten zur kleinen
Bühne, welche wahrlich von Einheimischen Musikanten belagert
wurde. Sprich es wurde Eng, denn für die acht köpfige Truppe von
Eluveitie, waren die Platzverhältnisse auf der Outdoor Bühne
nicht von der grossen Freiheit geprägt. Zusätzlich dazu wuchs
der feine Nieselregen zu einem amtlichen kalten Regenschauer an.
Nicht die besten Voraussetzungen, doch von den widerlichen
Umständen liess sich das Publikum nicht abhalten und so war der
Aussenplatz gut bevölkert und erste "Elu-vei-ti, Elu-vei-tie"
Sprechchöre halten dem Regen entgegen, welche vom Intro «Samon»
des neuen Aktes «Slania» übertönt wurden. «Samon» floss in den
Ersten Nackenbrecher «Primordial Breath » über und von da an gab
es kein Halten mehr für die Massen. Es wurde getanzt,
geklatscht, geschrien und amtlich die Nackenwirbel traktiert.
Die Band selbst war arg eingeschränkt durch den minimalen
Freiraum, doch wie gewohnt, waren es besonders die Brüder "Sevan"
und "Rafi", welche für Bewegung in den Reihen von Eluveitie
sorgten. "Sevan" Zusammen mit Frontröhre "Chrigel" waren dann
auch wie gewohnt das Sprachrohr der Band, so liessen sich die
Jungs neben dem anfeuern des Publikums auch mit Huldigungen an
unsere Heimat nicht zurück halten. "Chrigel" war sichtlich
erfreut, nach den Auftritten in den Staaten, wieder auf
heimischen Boden die Leute in Begeisterung versetzten zu können.
Jedoch wirkte er auf mich auch etwas müde und angestrengt, lag
vielleicht auch daran, dass kurz vor Huttwil bekannt wurde, dass
"Sevan" und "Rafi" Eluveitie verlassen würden. Obwohl das
Publikum die Band abfeierte, war der Sound nicht wirklich die
Offenbarung und liess oftmals von den Songs nicht viel mehr als
ein Brei übrig, doch Wenigstens zeigte sich der Wettergott
gnädig und liess im Verlaufe des Elu-Gigs die Schleusen
schliessen. Als zum Schluss die ersten Töne von «Inis Mona»
ertönten schallte lauter Jubel der Band entgegen und die
Stimmung war auf dem absoluten Höhepunkt angelangt, was in
lauten "Zugabe" rufen endete kaum war der Song verklungen. Doch
es schien erst so, als hätte sich Eluveitie auf den weg zur
verdienten Ruhe begeben..., ja bis die Stimme von "Sevan"
lauthals röhrte: "Woiit ihr no eis?" diese Frage brauchte er nur
einmal zu stellen, denn das Publikum schrie die Damen und Herren
förmlich nochmals auf die Bühne zurück. So klang der Gig mit «The
Dance Of Victory» aus und obwohl die Äusseren Umstände wie die
teilweise recht bedauerliche Soundqualität wohl nicht zum
ultimativen Eluveitie-Erlebnis zugetragen haben, war das
Publikum begeistert und sorgte für ein Highlight am kühlen
Freitagabend. (R.K.)
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Queensryche
Mit «Best I Can» eröffneten Queensrÿche ihre Show, welche im
Vorfeld sehr hohe Erwartungen würde erfüllen müssen. Im Publikum
wurde vorwiegend darüber gesprochen, dass die Amerikaner schon
bald am Bang Your Head-Festival in Balingen ganze drei Stunden
spielen würden. Wer sowas tut, der wird ja wohl auch in knapp
anderthalb Stunden eine klasse Show bieten können, oder? Weit
gefehlt! Geoff Tate und seine Mannen standen mehr statisch denn
enthusiastisch auf der Bühne herum und brachten einen breiigen
Sound dar, welcher sich wie aus dem Fleischwolf heraus gedreht
anhörte. Waren die Zuschauer zu Beginn noch sehr gespannt und
die Vorfreude deutlich spürbar, so sank die Stimmung mehr und
mehr, bis schliesslich nur noch die allergrössten
Queensrÿche-Fans zu Klassikern wie «Jet City Woman», «Eyes Of A
Stranger» oder «Walk In The Shadows» mitzappelten. Schade, dass
selbst eine sonst so grossartige Band wie Queensrÿche live
dermassen fehlerhaft abgemischt wird, dass einem die Freude an
der ganzen Show vergeht, wie man ab ungefähr der Hälfte des
Auftrittes sehen konnte, als immer mehr Zuschauer die Halle
verliessen. Bleibt den Besuchern des Bang Your Head-Festivals
nur zu hoffen, dass die drei Stunden Queensrÿche dort
hörenswerter werden. (mya)
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Ensiferum
Der Abschluss des ersten Tages auf der Aussenbühne war zur
nächtlichen Stunde in finnischer Hand. Ensiferum standen auf dem
Programm und schon eine halbe Stunde vor Beginn, formten sich
die ersten Fans vor der Bühne zu einer kleinen Traube, welche
bis gegen 23 Uhr auf eine erstaunliche Grösse, mit meist Junger
Viking- Folk- und Paganmetal Anhängern auswuchs. Traditionell
mit nacktem Oberkörper und Röcken in den finnischen
Nationalfarben, zeigte sich die Saitenfraktion "Petri", "Markus"
und "Sami" dem Publikum, welches lauthals mit "Ensiferum" Rufen
der Band ein fröhliches Willkommen bescherte. Diese dankte es
nach einem kurzen Intro gleich mal mit «Tale Of Revenge» und «Deathbringer
From The Sky», was die anwesende Meute gierig aufsog und die
gesammelte Energie in deren Nacken fliessen lies. Nach «Little
Dreamer» stockte jedoch der Gig, Sänger "Petri" lies verkünden,
dass sie mit technischen Problemen zu kämpfen hätten, welches
von einem "like always" von Bassisten "Sami" grinsend ergänzt
wurde. Kurzum lies "Sami" ein paar Blues-Lines aus seinem
Sechsaiter ertönen, was das Publikum zum fröhlichen Mitklatschen
animierte. Anscheinen waren die Technischen Probleme nur von
geringfügiger Natur, denn nach der kurzen unfreiwilligen
Basseinlage hämmerte die Band «Windrider» auf die begeisterte
Menschenmasse los, welche Ensiferum fast soviel Sympathie
entgegen brachte wie Eluveitie. Geglückt war auch die
Songauswahl, so ackerten sich Ensiferum querbeet durch alle ihre
Alben: «Victory Songs», «Iron » und dem Erstwerk «Ensiferum» und
egal ob nun "Blood Is The Price Of Glory" oder "Into Battle"
ertönte, Ensiferum hatte das Geschehen im Griff, spielte
routiniert und fand breiten Anklang. So war es denn auch ein
leichtes Spiel, die Horde für ein Mitsingen beim finalen «Iron »
zuanimieren. "Tätärärää-tätärärää" halte es in die kühle Nacht,
welche nach diesem Song durch den Abgang der Band von der Bühne
zu Ende ging. Obwohl eifrigBeifall geklatscht wurde und "Zu-ga-beee"
Rufe die Dunkelheit aus der Stille riss, blieben die Lichter aus
auf der Bühne. Schade, denn die Chemie zwischen Band und
Publikum schien zu stimmen und irgendwie war dieses knallharte
Ende nicht das, was beide Parteien verdient gehabt hätten. (R.K.)
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Europe
Den Abschluss des Freitags machten Europe, die sich pünktlich
zur Geisterstunde auf der Bühne einfanden. So manchem Fan dürfte
es warm ums Herz geworden sein, als grosse Hits wie «Superstitious
» die Halle erfüllten. Dass wir diesen Auftritt überhaupt noch
erleben durften grenzt beinahe an ein Wunder. Eine Zeit lang war
es noch sehr fraglich, ob die Schweden in Huttwil erscheinen
würden, da Gitarrist John Norum nach dem Tode seiner Ehefrau
Michelle Meldrum gerade erst zum Witwer geworden war. Wissen die
Götter, woher John die Kraft nahm, um den Auftritt trotz der
Trauer zu meistern, aber er war wirklich da und leistete
hervorragende Arbeit an der Gitarre. Neue Songs wie «Let the
Children Play» des 2006er Albums «Secret Society» wurden von den
Fans sehr gut aufgenommen, doch am lautesten war der Jubel stets
bei mittlerweile uralten Songs wie «Seven Doors Hotel».
Natürlich durften auch Meilensteine wie «Rock The Night» nicht
fehlen, denn das wäre wie Fussball ohne Tore gewesen. Der
allergrösste Song «The Final Countdown» hängt dem einen oder
anderen Fan mittlerweile schon zu Hals und Ohren raus, weil er
immer wieder im Radio gespielt, von anderen Bands gecovert und
von nekrophil veranlagten Musikern zerfleddert wird. Das 1986er
Album «The Final Countdown» wurde übrigens unter anderem in den
Zürcher Powerplay Studios aufgenommen, und so bildete der Song
selbst den würdigen Abschluss eines trotz miserablen Wetters
eindrucksvollen zweiten Festivaltages. (mya)
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