Nur wenige Stunden, nachdem man sich noch
mit Europe und ein paar tausend anderen «It's the final
countdown» aus dem Leib gebrüllt hatte, hiess es am Samstag
Mittag schon wieder den Nacken dehnen für die dritte und letzte
Runde des diesjährigen Rocksound Festivals. Wie am Vortag
beherrschte Grau den Himmel, genauso wie am Vortrag beherrschten
aber auch wider Top-Acts die beiden Bühnen des Festivals. Ob
dabei aus der Schweiz stammend, wie etwa Lunatica, Shakra und
Cataract, oder international erfolgreich wie es die Teenie-Idole
Simple Plan, die neuen Prog-Helden Porcupine Tree oder die
epischen Within Temptation sind, Fans fast aller
gitarrenlastiger Genres kamen und ihre Kosten und liessen sich
auch von der 0:1 Eröffnungsniederlage der Schweiz gegen
Tschechien an der EM nicht die Partylaune verderben. Und hatte
man dann nachts um halb zwei noch nicht genug gefeiert, so
konnte man sich beim Karaoke From Hell, moderiert von
Celtic-Frost-Mastermind Martin Eric Ain, noch den
metallisch-humoristischen Absacker geben. (Kis)
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Lunatica
Die Symphonic Epic Metaller aus dem Raum Aargau/Solothurn hatten die
Ehre, den Samstag als dritten und letzten Tag des diesjährigen
«Rocksound Festivals» in Huttwil eröffnen zu dürfen. Ob Lunatica
bisher überhaupt schon mal auf so einer grossen Bühne gestanden
haben, weiss ich jetzt nicht einmal, aber wer so ein langes (von
Hans Zimmer inspiriertes) Intro laufen lässt, während dem die ganze
Bühne in schummriges Licht getaucht und mit viel Trockeneis
eingenebelt wird, verdient es einfach. Mit viel Schwung («The Edge
Of Infinity» und «Elements») nahm das Konzert darauf bald flotte
Fahrt auf. Sängerin Andrea Dätwyler wie auch der Rest der Band
freuten sich offensichtlich auf diesen Moment und übertrugen dies
augenscheinlich in den Auftritt, der bei den Fans immer
wohlwollender aufgenommen wurde. Als temporärer Ersatz für den
ausgestiegenen Andy Leuenberger (g) fungierte Marc Torretti (Contorsion
& Bloody Horseface) im Line-Upund brachte sogleich mehr Bewegung in
das Stage-Acting ein. Der Refrain der ausgekoppelten Single «Who You
Are» vom letzten Album wurde von den Fans ordentlich mitgesungen und
auch das Ultravox-Cover «Hymn» verfehlte seine Wirkung nicht. Sound
und Licht waren gut, respektive o.k., wobei sich Letzteres später,
wie zuvor schon, noch deutlich steigern sollte. Dass Lunatica
allerdings ihre zugeteilte Stunde nicht voll ausnützten, war
einerseits schade, hatte aber wohl eher damit tun, dass man nach dem
Konzert selber zum Abräumen anpacken musste! Insgesamt war dies auf
jeden Fall der beste Gig von allen, den ich bisher gesehen habe!
Weiter so!! (rsl)
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Godiva
Klassischer Heavy Metal mit hohem Gesang scheint momentan nicht mehr
„In“ zu sein. Dies könnte man in den Auftritt von Godiva
interpretieren, den trotz trockener Witterung nur wenige sahen.
Schade, denn die Band um Sänger Fernando Garcia zeigte richtig
Einsatz und versuchte gar, ein wenig auf das abendliche
EM-Eröffnungsspiel einzustimmen. Dazu waren Gitarrist Sammy Lasagni
und Bassist Mitch Koonz in Fussball-Fan-Shirts gekleidet. Garcia
fragte dann auch herausfordernd, wer denn Europameister werden
würde, erntete dafür aber nur zögerliche Antworten. Dass Publikum
war wohl zu realistisch, was die Leistung der Schweizer Mannschaft
anging. Dafür konnte sich jene von Godiva sehen lassen. Die Band
wirkte heiss auf den vormittäglichen Auftritt und warf kleine Hits
wie «Destruction», «Pedal To The Metal» oder «Call Me Under 666» in
die dankbare, kleine Fanschar. Besonders kraftvoll wirkten die
tiefen Chöre, welche Garcias hoher Stimme den Boden gaben. Für
Verwirrung sorgten das Sprachgewirr aus Englisch, Hoch- und
Baslerdeutsch, mit welchem der Sänger die teils schrägen Ansagen
machte. Insgesamt hatte ich immer den Eindruck eine Band zu sehen,
welche ein ganzes Station zum kochen bringen will. Mit der heutigen
Leistung könnte ein Auftritt wie damals in Griechenland (siehe unter
Rubrik „Berichte“) durchaus wieder drin liegen. (Rog)
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Subway To Sally
Sie verkaufen Tausende von Platten, spielen ausverkaufte Tourneen,
gewinnen schnell mal Stefan Raabs Bundesvision Songcontest und –
spielen am grössten Rock-Festival der Schweiz um 14.00 Uhr
Nachmittags. Was bei irgendeiner Band zu Stimmungsverlust und einem
flauen Beigeschmack führen würde, das kurbelte die Fans von Subway
To Sally sowie die Brandenburger Spielleute selber umso mehr an und
so wurde der zweite Hallengig an diesem Tag zu einem der Highlights
des ganzen Wochenende. Voller Spielfreude und Souveränität liess es
das Septett somit unter dem Motto «Subway zum Frühstück!» (O-Ton
Eric Fish) vom eröffnenden «Die Trommel» von der aktuellen Scheibe
«Bastard» bis zum abschliessenden, in eine wahre Gröhlorgie
ausufernde «Räuber» nach allen Regeln der Rockkunst krachen,
inklusive einer pompösen Ladung Pyros versteht sich. Dabei wurde der
allererste Festivalgig Subway To Sallys in der Schweiz stilecht mit
einem makellosen Best-Of Set begangen: Ob «Falscher Heiland»,
«Eisblumen», «Kleid Aus Rosen», «Die Henkersbraut» oder auch
aktuelle Tracks wie «Tanz Auf dem Vulkan» und «Auf Kiel», ohne
Unterbruch wurde sowohl auf wie vor der Bühne gebangt, gehüpft,
getanzt und mitgesungen, sodass das vielzählige Kollektiv aus
Musikern und Fans praktisch alle nachfolgenden Künstler auf Ränge
hinter sich deplazieren konnte. (Kis)
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Hell's Belles
Es ist in Huttwil schon langsam Tradition, dass am Rocksound die
eine oder andere Tribute-Band Songs von ihren Idolen zocken darf. So
auch dieses Jahr und zum zweiten Male waren die Kult-Aussies Ac/Dc
die nachgeahmten Helden. Bestach die «Ac/Dc Revival Band» 2006 noch
mit massig Authentizität (inklusive Gimmicks wie Schuluniform,
Glocke und Kanonen), so reichten bei den ebenfalls aus Deutschland
stammenden Hell's Belles die Requisiten aus, welche der liebe Gott
ihnen gegeben hatte, denn die einzige weibliche Coverband von Angus
Young und Co. Wussten ihr Geschlecht auszuspielen, um die männliche
Zuschauermehrheit zu interessieren. Auch wenn der Frauen-Fünfer in
musikalischer Hinsicht eher unspektakulär bekannte Dc-Kracher wie «Girl's
Got The Rhythm», «Highway To Hell» oder «TNT» zockte, so gestaltete
sich der Auftritt doch ziemlich kurzweilig, auch wenn sich lediglich
eine bescheidenere Menschenmasse vor der umwindeten Aussenbühne
versammelt hatte. Mittelpunkt der Aufmerksamkeit war dabei die
knallharte Frontröhre Janie, dessen Freude an einem bierbäuchigem
DD-Shirtträger dazu führte, dass jener auf der Bühne mitrocken
durfte und vor seinem Abgang noch schnell jedes einzelne Girl mit
Schmatzern bedachte. Auch hier kam man am Ende nicht um die Frage
herum, ob auch Hell's Belles zu einem späteren Zeitpunkt besser
gezogen hätten, wünschte man sich während dem einstündigen Autritt
doch das eine oder andere Mal einen höheren Alkspiegel, da die
Zuschauer die ganze Chose dann definitiv euphorischer aufgenommen
hätten. (Kis)
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Shakra
Es ist jetzt schon eine ganze Weile her, seit ich die Emmentaler
Rocker das letzte Mal live gesehen hatte. Umso mehr nahm es mich
Wunder, ob der von diversen Leuten bestätigte, positive Umschwung
auf der Bühne sicht- und hörbar wurde. Ein paar der letzten Konzerte
davor sollen ja nicht gerade das Gelbe vom Ei gewesen sein. Dazu
kommt, dass Bassist Oli Linder ja bereits im Frühling seinen
Ausstieg bekannt gegeben hat. Sein Nachfolger ist bekanntlich Grey
Monday Gitarrist Dominik Pfister, der mit seiner Hauptband
pikanterweise auch in Huttwil aufspielte! Am heutigen Abend und erst
noch vor heimischem Publikum liessen es Shakra aber ordentlich
krachen und punkteten von Beginn weg mit dem Opener «Make My Day»
und weiteren zwei neuen Songs («Inferno» und «The One») vom
aktuellen Album «Infected». Sänger Mark wirkte frisch wie munter
zugleich und zog das Publikum ziemlich schnell auf seine Seite.
Schon bald kochte die Halle ganz ordentlich, was bei einem
Hammer-Track wie «Rising High» auch nicht schwer war. Trotzdem
gingen die Emmentaler bei ihren zur Verfügung stehenden 60 Minuten
nicht nur auf Nummer sicher und spielten keck weitere neue Songs,
sodass am Schluss von insgesamt elf gespielten Songs nicht weniger
als deren sechs (!) erst 2007 auf einem Tonträger landeten. Für den
scheidenden Bassisten Oli Linder dürfte dieser Auftritt, zumal er
für eine spätere Ausstrahlung aufgezeichnet wurde, gefühlsmässig
mindestens etwas an die Nieren gegangen sein. (rsl)
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Friedli & Franz Kilbimusig
Unser lieber Roxx kündigte mir Friedli & Franz Kilbimusig als
schlechtere eidgenössische J.B.O.-Variante an. Und tatsächlich kann
ich diese Aussage nach dem Auftritt mehr oder weniger bestätigen.
Wobei die Schweizer nicht unbedingt schlechter, sondern vor allem
roher, unberechenbarer, niedlicher und irgendwie gleichzeitig
primitiver sind. Hirn raus, Spass rein! Tiefgründige witzige Texte
gibt’s morgen, und das ist jetzt definitiv als Kompliment zu
verstehen. Nach einem bereits unterhaltsamen Soundcheck ging die
Sause Punkt 17.00 Uhr mit den Worten „Are you ready for some
Tanzmusik“ los. Die Beasty Boys wurden mit Entlebucher Text durch
den Kakao gezogen. Apropos Entlebuch. Wer richtig aufpasste,
entdeckte im Musikergewimmel auf der Bühne gleich eine Person, die
den ganzen Auftritt nichts anderes tat als in einem Einkaufswagen
mit Kochausrüstung Wasser zu erhitzen. Diesen mischte sie danach mit
Kaffe und verteilte den Innerschweizer Kaffischnapps dem Publikum.
Ebenfalls nichts zu tun hatte scheinbar der geknebelte Blackmetaller
Marylin Hànson. Mit der Zeit befreite er sich aber und unterstützte
die Band mit seiner Klarinette. Ebenfalls einmalig an diesem
Festival war der in Tracht gekleidete Frauenchor. Neben all den
schrägen Ideen, deren Aufzählung jetzt den Rahmen sprengen würde,
schimmerte immer wieder die musikalische Klasse durch, mit der die
Tanzkappelle ihre rockigen Coverversionen von Lenny Kravitz, Status
Quo oder Black Sabbath ins Publikum sprengte. Trotzdem würde ich mir
keine CD kaufen, denn das optische ist eigentlich wichtiger als die
Musik, ebenso die meist langen chaotischen Ansagen. Friedli & Franz
Kilibimusik sind definitiv eine Reise wert, auch wenn ich bis heute
nicht so recht weiss, was ich davon halten soll. Dass sie als
einzige Band des Festivals sogar den Mut hatten, ihre Spielzeit um
10 Minuten zu überziehen, unterstrich den Eindruck. Also auf ein «1,
2, Kaffischnapps»! (Rog)
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Mercenary
Einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt hatten die Dänen von Mercenary
für ihren Auftritt erwischt. Mussten die Jungs auf die Outdoorbühne,
während sich unsere National-Elf beim Euro-Eröffungsspiel gegen die
Tschechen abmühte. So war es nicht erstaunlich, dass nicht die
grosse Masse den Vorplatz zur Bühne bevölkerte, jedoch wie jeder
weiss, kann auch ein kleiner Mob für amtlich lärm sorgen. Doch bevor
die Jubelschreie losgingen, hiess es erst mal warten, denn für das
Festival ungewohnt, schien die Band Verspätung zu haben. Eine knappe
Viertelstunde nach dem offiziellen Terminplan, startete Mercenary
mit «New Desire» ihren Gig. Wie es schien, war die Zeit für einen
Soundcheck nicht gross vorhanden, den was aus den Boxen dröhnte
wirkte alles andere als optimal abgestimmt. Doch auch hier erwies
sich das Fussball desinteressierte Volk als sehr tolerant, spendete
verdienten Applaus und lies zu Songs wie «Bloodsong», «My Secret
Window» oder «Lost Reality» die Nackenwirbel im Takte der Musik
glühen. "Mikkel" (Vocals) und "Rene" (Bass) waren sichtlich gut
gelaunt, machten ihre Spässe und heizten die Anwesenden an. Dagegen
schrammte "Jakob" auf seiner Gitarre rum, als schliefe ihm demnächst
das Gesicht ein. Der Grund für die Verspätung wurde auch noch
bekannt gegeben, so gab es anscheinend Probleme, weil nicht alle
Reisepapiere vorhanden waren, dennoch schaffte es die Band, welche
sich auch mehr als einmal bei dem Publikum bedankte, welches trotz
Fussball sich den Auftritt nicht entgehen lassen lies. So kam dieses
weiter in den Genuss von dem druckvollen Mix aus MeloDeath- und
Powermetall, welchen die sympathischen Dänen praktizieren und
entlockten ihren Werkzeugen weitere Songs wie «Soul Decision» und
«Isolation». Das Volk war sichtlich vergnügt und begeistert,
besonders die vorderen Ränge feierten die Band energisch ab, welche
mit «The Endless Fall» und «11 Dreams» am Ende ihres Gigs angekommen
waren. Auch wenn der Sound im Verlaufe der Show nicht sonderlich
besser wurde, war Mercenary ein erfrischender und erfreulicher
Auftritt geglückt, was die Anwesenden zu schätzen wussten und der
Band mit viel Applaus zu spüren gab. Die die lieber dem runden Leder
in der Halle ihre Zeit spendeten, haben einen guten Auftritt
verpasst, welcher sicherlich mehr Spass gemacht hat, als das
traurige Endresultat der Fussballpartie. (R.K.)
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Simple Plan
Viele rümpften im Vorfeld die Nase (inklusive Chef-Pitbull Roxx),
als diese Band auf dem Billing auftauchte. Ich kannte die Kanadier
bisher eigentlich nur aus einem Film («Ein verrückter Tag in New
York») mit den berühmten Olson-Twins Mary-Kate und Ashley, wo Simple
Plan mehr oder weniger live aufgetreten sind. So rieb auch ich mir
zuerst verduzt die Augen ob dieser Ankündigung und hätte dann aber
nicht gedacht, dass sich dieser Vorgang unter anderen Vorzeichen
bald wiederholen sollte! Bevor es jedoch soweit war, spielte sich
die Schweizer Fussball-Nati gegen Tschechien leider mit 0:1 bereits
ins Abseits. Nach dem Match, das heisst dem Hochfahren der grossen
Leinwand, ging es dann sofort weiter mit dem RSF-Programm, da die
Bühne bereits vor dem Spiel umgebaut worden war. Kaum hatten die
Pop-Punker ihren Platz eingenommen, war in der Halle plötzlich der
Teufel los! Girlie-Alarm in Huttwil, wie wenn Tokio Hotel zu Gast
gewesen wären und pubertäres Gekreische ohne Ende!! Mit sowas hatten
all die hartgesottenen MetallerInnen wohl nicht gerechnet, aber oh
Wunder, die Rechnung ging trotzdem auf, denn Simple Plan zockten
eine ziemlich tighte Show runter und präsentierten sich als top
eingespielte Einheit. Die Songs wiesen, wovon ich nicht einen (!)
davon kannte, vielfach Ohrwurm-Qualitäten auf, wurden oft mit
mehrstimmigen Vocals begleitet und überhaupt bewegte sich die
Saiten-Fraktion unentwegt hin und her, was auch optisch für einigen
Zug sorgte. Nach echt schweisstreibenden 75 Minuten gingen die
Canucks klar als bisherige Tages-Sieger hervor und hinterliessen
einen überraschend guten Eindruck! (rsl)
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Cataract
Nachdem der Weichspüler Simple Plan für schnulzige Atmosphäre in der
Halle sorgte, war es nun an der Zeit, die Natur zum beben zu
bringen. Ja es war höchste Zeit in Huttwil mal so richtig fette
Riffs zu hören, was Cataract mühelos gelang. Waren bei den
Aussengigs meist eher das junge Volk zugegen, pilgerten nahezu alle
vorhanden Altersklassen zu der Cataract Show. Mit «War Of Cultures»
wurde diese eröffnet und was sofort ins Ohr stach, war der
druckvolle, glasklare und sehr gut abgemischte Sound der Truppe. Ja
es war erfreulich zu hören, dass es doch auch möglich ist fette
Riffs aus den Boxen der Outdoor Bühne zu pressen. Doch nicht nur die
Boxen waren am pressen, auch das Publikum war kaum zu halten. Mit
Moshpit, Circle Pit, Gehüpfe und wilder Nackentortour, lies die
Masse die Energie, welche Cataract mit «On This Graveyard»,
«Separation Of Life & Time», «As We Speak» und «Snake Skin» ins
Publikum peitschte freien lauf. Immer wieder feuerte "Fredi" den Mob
an und wollte alle bangen sehen, was irgendwie automatisch
funktionierte, denn vor den harten Trashriffs, kombiniert mit den
Hardcore Einflüssen gab es kein entkommen. «Burn At the Stake», «Doomed
Steps» und «Vanished in The Dark» waren weitere Nummern der Zürcher,
welche die ländliche Berner Umgebung zum vibrieren brachte. Die Band
brachte ihre Songs routiniert rüber und dank "Fredi" verlor man nie
den Draht zum Publikum, welcher mit seiner Erfahrung die tobende
Masse locker im Griff hatte. Abgeschlossen wurde der Gig mit «Nothing's
Left», einem Klassiker der «With Triumph Comes Loss» Scheibe,
welcher der Band zum Schluss nochmals viel Applaus bescherte.
Vielleicht war es ja das Glück von Cataract, dass sie mit ihrem
Sound doch so was wie einzigartig in Huttwil waren, zumal das
restliche Billing kaum Verwandschaft aufzeigte und somit die Jungs
"konkurrenzlos" auftrumpfen konnten..., doch nur schon durch ihre
jahrelange Erfahrung, den druckvollen Songs und dem gut abgemischten
Sound im Rücken, zeigte Cataract auf, dass die Band einiges drauf
hat und eine Bereicherung sowie willkommene Abwechslung für Huttwil
darstellte. (R.K.)
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Porcupine Tree
Entgegen der allgemeinen Annahme kann der Job als ambitionierter
Konzert-Rezensent manchmal auch ordentlich auf die Nerven gehen.
Klar kann man jede Menge Musiker treffen, von ihrem Buffet naschen
und die Groupies teilen - Aber wenn es schlussendlich darum geht,
das Erlebte in die Tastatur zu hämmern, finden wir uns öfter als es
uns lieb ist im Bermuda-Dreieck unseres Wortschatzes wieder. Der
praktische Ansatz dahinter ist diesmal schnell erklärt: Wenn ich die
Porcupine-Show im letzten November im Zürcher Volkshaus als
«Grandios» betitelte, und mir das Konzert am Rocksound-Festival noch
einmal stärker eingefahren ist, welchen Begriff muss ich dann
verwenden? «Gigantesk», «Alles plättend»? Zu brutal… «Unglaublich»?
Ich weiss es ja, mit jeder verdammten Faser meines Gehörs! Nun ja,
ihr werdet mittlerweile wohl selber festgestellt haben, auf welchem
Niveau sich das Konzert bewegte - Porcupine Tree sind dem Tatbestand
nach als offizielles Resultat einer Liasion zwischen Pink Floyd und
Rush bestätigt worden. Steven Wilson's Visionen werden mittlerweile
perfekt umgesetzt, und tragen den Geist und die Message der
Floyd-Shows in sich - Auch wenn, so wie am Rocksound-Festival, die
Band mal ohne Projektionen verstörender Kurzfilmchen auskommen muss.
Mr. Wilson übernimmt wie gewohnt das Ruder, ohne dabei aber zu viel
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen - Die Band setzt durch
musikalisches und songdienliches Können starke Gegenakzente, lehnt
sich dabei aber ebenfalls nie zu weit aus dem Fenster. Richtig
offensichtlich wird dies erst, als man sich wie etwa nach dem
dritten, 17 Minuten dauernden Song «Anesthetize» verwundert die
Augen reibt, und erkennt, dass man soeben einen massiven Koloss aus
Sounds, Flächen, Soli, Polyrythmen und Hooks über sich ergehen
lassen hat, ohne dabei auch nur einmal mit der Wimper zu zucken,
geschweige denn an dessen Integrität zu zweifeln. Natürlich machen
Porcupine Tree uns das auch ziemlich leicht, Songs wie etwa das
überraschend früh gespielte «Sound Of Muzak», «Open Car», der
Klassiker «Hatesong», und «Blackest Eyes» leisten hier locker aus
der Hüfte geworfen Überzeugungsarbeit. Für mich persönlich bleibt
aber «Anesthetize» der ultimative Höhepunkt der Show, immerhin
schaffen Porcupine Tree sonst nirgends einen so übergreifenden
Spagat von zerbrechlichen Momenten, über Meshuggah-mässigem Riffing,
bis hin zu brutalsten Doublebass-Parts von Drummonster Gavin
Harrison. Als Abschlusssong wählt die Band diesmal erneut «Halo» von
«Deadwing», und während irgendwann nach gut 75 Minuten die letzten
Gitarren nachklingen, erwacht die Sporthalle aus dem lähmenden
Wachtrauma: Ohrenbetäubender Applaus, Zugabe-Aufforderungen und
kehlige «Porcupine Tree»-Sprechchöre sind die Folge. Doch Steven
Wilson und seine Mannen lassen das Mysterium so stehen wie es ist,
verbeugen sich artig vor ihrem Publikum, und bereiten sich innerlich
schon auf den nächsten Kreuzzug vor - Wahre Prog-Götter eben, aber
dabei mindestens genau so viel Gentlemen. (Mue)
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Epica
Das Ende des Rocksoundfestivals war dann total in holländischer
Hand. Während die Halle für Within Temptation, dem Headliner des
Samstags hergerichtet wurde, wurde es vor der Aussenbühne nochmals
so richtig voll. Grund dafür war Epica, oder nennen wir es gleich
beim eigentlichen Inhalt feuchter Träume der zahlreichen anwesenden
Herren: Simone Simons. Doch bevor die Singende Lorelei die Bühne
bestieg, erklang erstmal mit «Indigo» das Intro der aktuellen
Scheibe «The Divine Conspiracy» und die ersten Takte von «The
Obsessive Devotion». Dann erschien das Mädel endlich auf der Bühne,
was natürlich freudig vom Publikum quittiert wurde. Der Auftritt in
Huttwil, war auch einer der Ersten nach der MRSA-Erkrankung von
Simone, welche nun überstanden schien, jedoch den Eindruck von einer
etwas kraftlosen Stimme (im Vergleich zu frührer) in mir weckte.
Doch der Rest der Band wirkte sichtlich erfreut und was sich als
wahre Bereicherung entpuppte, war der "neue" Mann an der
Schlagzeugfront Arien van Weesenbeek. Durch sein druck- und
kraftvolles Drumming wirkten die Songs um einiges aggressiver als ab
Scheiblette. Sogar Songs wie «Quietus» stampften treibend durch die
Soundlandschaft, was durchaus auf Gefallen stiess, jedoch einige
zart beseitete Seelen fast schon staunend dreinblicken lies. Auch
wenn Simone nicht in Höchstform war, so setzte sich die härtere
Grundnote der Songs «Sensorium» oder «Sancta Terra» in den Nacken
der Anwesenden nieder und zeigte auch auf, dass Epica nicht als
billige Nightwish Kopie abgestempelt werden dürfen, zumal auch immer
gerne mal wieder das Tempo merkliche erhöht wurde und (naja
bezeichnen wir es mal als:) "sanfte" Blackmetal Elemente und fieses
Gekeife von Saitenakteur Mark Jansen Einzug in die Songs findet.
Besonders bei den kurzen Und heftigen Prügelattacken schienen einige
Zuschauer etwas überfordert. Dafür durfte bei «Cheasing The Dragon»,
ein erklärter Lieblingssong von Simone, wieder geschunkelt werden…,
naja wenigstens bis kurz vor Schluss, dann war wieder Zeit für einen
Aggressionsschub. Neben Simone konnte jedoch auch der Sound nicht
voll überzeugen, zumindest üppigen Tastenteppiche wurden meist nur
als Brei wahrgenommen und die Chöre ab Band waren kaum zu hören.
Dafür schmetterte "Arien" ein respektables Schlagzeugsolo hin, doch
eher etwas ungewöhnlich, zumal zeitlich gesehen solch Festival
Auftritte immer zu kurz sind und ein Song mehr das Publikum
sicherlich nicht abgeschlagen hätte. Grundsätzlich kamen die eher
sperrigen Songs der aktuellen Scheibe gut bei der Masse an und auch
der Epica-Klassiker «Cry For The Moon» fand Einzug in das Set, doch
fehlten mir Songs wie «The Last Crusade» oder «Mother Light», welche
live herrliche Stampfer sind. Aber wie erwähnt die Stunde Spielzeit
war zu knapp und wer die volle Epica Dröhnung will, kann sich auf
die kommende Headliner Tour im Herbst freuen. (R.K.)
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Within Temptation
Mit dieser Band bekam das rundum gelungene Festival eine prachtvoll
strahlende Krone aufgesetzt. Pünktlich um Mitternacht standen die
sympathischen Niederländer auf der Bühne und eröffneten ihre Show
mit dem herrlichen Song «Jillian». Sängerin Sharon den Adel sah in
ihrem weissen Kleid wie eine Mischung aus einem Engel und einer
Traum-Braut aus. Charmant wie immer kommunizierte sie mit dem
Publikum, traf jeden Ton bei Songs wie «The Howling» und bescherte
mit ihrer starken Stimme so manchem Zuschauer eine Gänsehaut. Zu
Stücken wie "What Have You Done" oder "Angels" liefen auf der
Leinwand im Hintergrund die jeweiligen Musikvideos, was beim
Publikum sehr gut ankam. Eines der Highlights kam, als Sharon den
Song "Forgiven" sang, und zwar nur von Keyboarder Martijn
Spierenburg begleitet. Diese Einlage stellte ihre Stimme auf eine
harte Probe, welche sie auch mit Bravour bestand. Die Frau ist
einfach ein Stimmwunder, mehr kann man dazu kaum sagen, denn
Gesangsunterricht hatte sie laut eigener Aussagen nie. Nach der Show
hörte man zwar Fans klagen, weil der extrem beliebte Song "Memories"
von der Setliste verbannt worden war, aber "Mother Earth" und "Truth
Beneath The Rose" waren ebenso würdig als Abschluss dieses dritten
und letzten Festivaltages. (mya)
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Karaoke From Hell
Nahmen bereits am frühen Abend Friedli & Franz Tanzkappelle dem
Festival ihre Ernsthaftigkeit, war es nun an Karaoke From Hell, den
Abend würdig und schunkelnd abzuschliessen. Und was eignet sich dazu
besser als eine Live-Band mit verschiedenen Sängern? Mit fast einer
halben Stunde Verspätung eröffnete Moderator Martin Eric Ain den
Spass und gab gleich die Spielregeln durch. „Under The Brigde“ von
den Red Hot Chilli Peppers wurde gleich mal ordentlich intoniert,
TNT von AC/DC folgte von einer Frau ebenfalls sehr passabel bevor
ein Typ merken musste, dass Paranoid von Black Sabbath halt doch
nicht so einfach zu singen ist. Ganz anders „Ace Of Spades“, welchen
ein sichtlich grosser Motörhead-Fan fehlerfrei und mit Leichtigkeit
von sich gab. Danach kam es zu einer eigentlichen 5-fachen
Frauenrunde mit unterschiedlichem Niveau, wobei auch die „Prominenz“
nicht fehlte. Infinitive Dreams Sängerin Miriam Pürro gab mit einer
eigenwilligen aber coolen Version des Guns’N’Roses-Klassikers „Sweet
Child O’Mine“ Gas. Ebenfalls Prominenz gab es bei „Enter Sandman“,
welcher Ex-Felony-Sänger Andy zum Besten gab. Danach war fast schon
Schluss, weil die Polizei fünf Minuten zu früh keine Musik mehr
hören wollte. Ein Song blieb aber noch. Und so kündete Moderator
Martin Erin Ain Diego an, der den Maiden Überhit „Run To The Hills“
singen wollte. Wer ob des schwierigen Liedes bereits das Gelände
verlies, hatte definitiv etwas verpasst. Denn dieser scheinbar aus
dem Nichts erscheinende Diego sang den Song mit einer Innbrunst und
fehlerfrei (!), dass es eine wahre Freude war. Rocksound-Festival,
du hast gerockt, das Publikum hat gerockt, und wir alle zusammen
werden hoffentlich auch im 2009 wieder in Huttwil rocken! (Rog)
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