Das
idyllische kleine Berner Dörfchen wurde kurz vor Weihnachten von ungewohnten Gestalten
bevölkert, denn dort fand die Christmas Rock-Night 2002 zum bislang dritten Mal statt.
Nebst einigen nationalen Bands wurden auch noch zwei deutsche Szene-Grössen gebucht, die
für ihre soliden Auftritte hinreichend bekannt sind. Was den Fans aus dem In- und Ausland
musikalisch und sonst noch geboten wurde, könnt Ihr hier unseren Liveberichten entnehmen.
Für Euch unterwegs waren Roxx (Rxx), Chris C. (Chc), Saskia B. (Sas), Daniel J. (Daj),
Rockslave (Rsl) und Maiya.
Sideburn
Diese mittlerweile von vielen geschätzte Party-Band, die mitreissenden Rock'n'Roll mit
schwerer AC/DC-Schlagseite zelebriert, hatte die undankbare Aufgabe, den Abend zu eröffnen. Undankbar deshalb, weil sich zu dem Zeitpunkt
noch nicht so viele Leute in der Halle eingefunden hatten. Dies kümmerte Sideburn, die ja
aus den Resten von Genocide hervorgegangen sind, aber nicht im Geringsten und legten wie
ein D-Zug los. Ihr letztes Album "Crocodile" konnte sehr gute Kritiken
einheimsen und zahlreiche Auftritte, wie auch an den Metal Dayz in Pratteln festigten den guten Ruf. Das anwesende Publikum liess sich
aber nur schwer aus der Reserve und deshalb war die Stimmung eher lau. An der Band lag es
sicher nicht, denn die spielte tight auf, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass die
Rhythmus-Gitarre lauter hätte sein dürfen. Huch, das kommt mit irgendwie bekannt vor!
Trotzdem rissen Sideburn ein weiteres gutes Konzert runter und ich hoffe, dass diese das
nächste Mal vor deutlich hungrigeren Fans aufspielen können. (Rsl)
Blackburn
Spielen, spielen und nochmals spielen! Nur so kommt man vorwärts und erlangt die
entsprechende Sicherheit und Ausstrahlung. Blackburn sind heute mehr als einfach eine
08/15 Schweizer Band mit einer Sängerin, die wie Doro Pesch klingt! Wie
viele andere Bands zuvor auch, fing man überwiegend mit Covers bekannter Stücke an,
bevor man sich an eigenes Material wagte. Diesen Schritt hat die sympathische Truppe aus
dem Aargau mit ihren zwei Eigenproduktionen "Fire" und "Black
Limousine" inzwischen getan und bewiesen, dass sie mehr kann, als nur
Fremdkompositionen zum Besten zu geben. Bis zum Opener "Fire" nahm die Fan-Schar
vor der Bühne deutlich zu und so wurde erst ein würdiger Rahmen für ein Rockkonzert
geschaffen. Der Sound dröhnte roh und ordentlich laut aus der PA und der Applaus nahm
stetig zu. Zu meiner Überraschung enthielt die Set-Liste diesmal keine Cover-Versionen.
Dies lag wohl auch etwas daran, dass am folgenden Tag mit Nighthunter eine reine Cover-Band auf dem Programm stand. Dieser Umstand sorgte dann dafür,
dass man (ich erstmals) Blackburn pur serviert bekam. Gaby Schön lieferte dabei eine
solide Leistung mit ihrem variablen Gesang ab. Der ewige Vergleich mit Madame Pesch
drängte sich heute Abend kaum auf. Der neue Gitarrist Steve B. (kam für Christian Abt)
harmonierte gut mit Main-Man Riffer Andy Keller. Corinne Frei am Bass wirkte allerdings
trotz kräftiger Backing-Vocals optisch immer noch (viel) zu zahm und über das Drum-Solo
von Marco "Lesi" Meier lege ich diesmal lieber den Mantel des Schweigens.
Insgesamt gefiel mir der Auftritt jedoch ganz gut, auch wenn man merkt, dass Blackburn
noch einige Kohlen nachlegen müssten, wollen sie für weitere Achtungserfolge sorgen.
(Rsl)
Kirk
Auf diesen Auftritt war ich sehr gespannt, denn ich hatte im Vorfeld schon Einiges über
diese Band gehört, bisher aber noch keine Gelegenheit gehabt, sie live auf der Bühne zu
sehen. Ich wusste, dass Kirk im progressiven Lager angesiedelt sind und wenn
bei ihren Musikerportraits auf der Homepage Gruppen wie Dream Theater, Queensryche, Deep
Purple, Judas Priest oder W.A.S.P. genannt werden, dann kann schon eine engere Wahl der
Stilschublade in Frage kommen. Die folgende Darbietung, die mit "Ashes"
eröffnet wurde, liess dann keine Zweifel aufkommen, wer da wohl zur Hauptsache als
Inspiration gilt: Dream Theater! Dies bringt natürlich nebst dem entsprechenden
Songwriting auch die Verpflichtung mit sich, dass das musikalische Können vorhanden sein
muss und..., es war da! Mit überraschender Leichtigkeit wurden die Songs auf hohem Niveau
mit variablem Tempo zelebriert und das Publikum musste sich zuerst auf den Stilwechsel
einstellen. Zeitweilen waren gar Power Metal-Elemente erkennbar. Das gefiel
offenbar nicht allen, denn nach der stimmigen Party-Mucke von Blackburn war jetzt eher
Zuhören und Geniessen angesagt. Die Reaktionen des Publikums, das sich von der Kleidung
mehrheitlich sowieso eher "normalo" denn heavy gab, entwickelten sich dennoch in
eine erfreuliche Richtung, wennauch kein riesen Taumel aus zu machen war. Kirk
präsentierten sich derweil als kompakte Einheit mit einer mehr als überzeugenden
Performance. Einer meiner persönlichen Höhepunkte war der Song "Part time
lover", der sehr gefällig daher kam und sich vom Refrain her sogleich in die
Hirnrinde fräste. Die erste CD dieser hoffnungsvollen Truppe steht dem Vernehmen nach in
den Startlöchern und ich hoffe, dass sich der gute Eindruck von der Bühne her auch auf
den Silberling bannen lässt. Die Vorzeichen dazu stehen auf jeden Fall auf Sturm, good
luck!
(Rsl)
Shakra
Sie waren bei diesem Festival die heimlichen Stars des Wochenendes. Hätte es vorher
keiner zu sagen gewagt, so wurde dieses doch schnell klar, als sich die Halle nach ihrem
Auftritt deutlich leerte. Momentan sind die Schweizer im Studio von
Gitarrist Thom Blunier und nehmen den Nachfolger zu ihrem äusserst erfolgreichen Album
"Power ride" auf. So war der Auftritt in Bätterkinden eine grosse Ausnahme und
viele Fans hatten sich eingefunden, um diesen so raren Auftritt zu geniessen. Sänger Mark
Fox durfte sein Können wieder unter Beweis stellen und hier auch einer grösseren Menge
Menschen beweisen, dass er als Nachfolger von Pete Wiedmer durchaus geeignet ist. Sein
Bühnenauftritt erschien schon weit sicherer als seine ersten Gehversuche bei Shakra, aber etwas mehr Show wäre durchaus noch wünschenswert. Schon beim
Opener "Why don't you call me" wurde es vor der Bühne deutlich enger und die
Stimmung im Publikum immer besser. Man konnte deutlich sehen, dass Shakra trotz der Monate
ohne Liveauftritte nicht eingerostet waren. In bekannter Qualität und mit alter
Begeisterung eroberten sie auch diese Halle im Sturm. Selbst fanatische, von
weit her angereiste Doro Fans wurden vom Rhythmus der Emmenthaler in den Bann gezogen.
Absolute Highlights waren die Songs "And life begins" und "Nothing to
lose". Bei beiden konnte man immer mehr Stimmen aus dem Publikum hören, die
begeistert mitsangen. Auch wenn heute die Frage "Who's got the rhythm?" nicht
gestellt wurde, hätte doch jeder die Antwort gewusst. Hervorragender Hard Rock mit
grossartiger Stimmung, da war die lautstark verlangte Zugabe Ehrensache. Der letzte Song
war wie immer "Hands on the trigger". Gerne hätte man noch länger den Klängen
gelauscht, wurde aber schon zu schnell in eine viel zu lange Umbaupause entlassen. (Sas)
Doro
Als würdiger Headliner dieses Abends war Doro gebucht worden. Bereits das dritte Mal
gastierte sie dieses Jahr in der Schweiz. Die kleine Frau mit der grossen Stimme ist und
bleibt einfach einzigartig. Dem entsprechend wurde sie von einem Crew-Mitglied
auch angekündigt: "The Queen of Metal" Doro Pesch. Immer wieder erstaunlich
ist, wie viel Energie die sympathische Düsseldorferin frei setzen kann, selbst nach so
vielen Konzerten, wie sie dieses Jahr schon gespielt hat. Sie scheint niemals müde oder
gar ausgelaugt zu sein. Auch das Set bleibt immer wieder interessant und die Songauswahl
sorgte dann auch für die eine oder andere Überraschung. Gleich der Opener erstaunte,
denn mit "Earthshaker rock" ist nämlich ein weiterer Song aus Warlock Zeiten
ins Set gerutscht. Mit dem zweiten Titel ging die musikalische Reise gleich wieder zurück
in die Gegenwart, "Always live to win" stammt nämlich vom aktuellen Album
"Fight". Mit "True as steel", "I rule the ruins",
"Burning the witches" und "Hellraiser" waren dann nochmals Klassiker
von Warlock, beziehungsweise der ersten Solo-Scheibe an der Reihe. Doro konnte sich, wie
immer, auf ihre sehr tight auftretende Band verlassen. Kein Wunder, spielen sie doch schon
seit vielen Jahren (im Fall von Basser Nick Douglas immerhin zwölf!) zusammen und bilden ein stabiles Fundament für Doro's Ausnahmegesang. Eine weitere Überraschung
war die Version von "Love me in black" vom gleichnamigen Album. Bereits die
Ansage von Frau Pesch machte mich hellhörig: "den Song werdet ihr so nicht
kennen". Im Gegensatz zur CD-Version waren die Passagen zwischen den Refrains zu
Slowparts abgeändert, was den Song zu einer reinen Ballade werden liess. Vereinzelte
Flammen von Feuerzeugen wurden sichtbar, die zunahmen als danach die ersten Takte von
"Für immer" ertönten. Definitiv eine der gefühlvollsten und ergreifendsten
Balladen überhaupt. Zeilen wie "...denn Freunde gehen mir über alles..." oder
"...ich würd' mein Leben für dich geben..." sorgen bei mir immer wieder für
Gänsehaut. Mit "White wedding" knallte es dann wieder richtig hart aus den
Speakern. Eine Version, die Billy Idol's Original schnell in Vergessenheit geraten lässt.
Mit "East meets west" folgte ein weiterer Song des legendären "Triumph and
agony"-Albums, bevor Drummer Johnny Dee sein Können mit einem Solo unter Beweis
stellen konnte. Mit "Egypt" folgte dann nochmals
ein Cover (von Dio), das zum Besten gegeben wurde. Der Song wurde ursprünglich für ein
Tribute-Album aufgenommen, wie Doro erklärte. "Burn it up", der
Antirassismus-Song "Bad blood" und die eigentliche Doro-Hymne "All we
are" waren dann schon die letzten Titel des regulären Sets. Letzterer Song wurde,
von Doro entsprechend angespornt, fleissig mitgesungen und ist schon lange ein
unverzichtbarer Hit der Band. Der Zugabenteil wurde mit "Fight" eröffnet, der
Einlaufhymne der Boxerin Regina Halmich. Als letzter Song wurde nochmals mit viel Groove
und Leidenschaft der von Gene Simmons komponierte Titel "Legends never die"
gespielt. Nach der für Doro-Verhältnisse eher kurzen Spielzeit von neunzig Minuten, war
der Gig leider schon zu Ende und ich wartete vergeblich auf "Metal Tango", das
erstaunlicherweise gestrichen wurde! Ein Grund hierfür war wohl, dass im Laufe des
Konzerts gleich haufenweise Zuschauer die Halle verliessen. Wir vom Metal Factory-Team
waren darüber sehr erstaunt und konnten beim besten Wille keine Erklärung dafür finden.
Aber einig waren wir uns, dass es ganz bestimmt nicht an der einwandfreien Leistung von
Doro und ihrer Band gelegen haben kann. (Chc)
Hier gehts zum zweiten Tag >>>
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