Da
ja noch ein Event auf dem Programm stand, konnten wir unseren Metal Factory Meeting-Point
an bester Lage stehen lassen und am Samstag gleich wieder in Beschlag nehmen. Auch mit
dabei hatten wir einen Lap-Top, auf dem der aktuelle Stand der Homepage von Interessierten
(und davon gab es einige!) eingesehen werden konnte. Erstmals waren zudem nicht weniger
als sieben (!) MF-Members gleichzeitig vor Ort. Klar, dass diese seltene Ausgangslage mit
ein paar Fotos festgehalten werden musste. Bevor es jedoch soweit war, wurde noch
ordentlich harter Sound von der Bühne geblasen. Lest nun, was dabei alles so abging.
Nighthunter
Pünktlich um 20.00 Uhr fiel der Startschuss zum zweiten Abend des Festivals. Als
Opening-Act und Anheizer betraten Nighthunter die Bühne der SAB Halle. Eine Band, die
sich inzwischen durch diverse Auftritte einen guten Ruf erarbeitet
hat. Erstaunlich viele Metalheads waren schon anwesend, um sich von den Cover-Songs von
Nighthunter begeistern zu lassen. Die sehr kompakt und einheitlich agierende Band konnte
mit ihrem vielseitigen Set, mit Schwerpunkt in den 80-ern, eine tolle Stimmung verbreiten
und diverse Fans zum Bangen animieren. "Hell bent for leather" war gleich ein
erster Kracher, gefolgt von "Holy diver" und "Be quick or be dead".
Mit "Black dog" wagte sich die Band dann an einen anspruchsvollen Zep-Klassiker
der 70-er, um dann mit "Seek and destroy" einen alten, aber "echten"
Metallica-Titel zum Besten zu geben, der viel Applaus erntete und das Highlight des Auftritts war. Die Ankündigung für "Dirty devil rock" formulierte
der Frontmann Andy Lickford sehr treffend: "Ein Song einer Schweizer Band, die mal
Hard Rock spielten!" Immer wieder ein weiterer Höhepunkt dieser Formation ist Ozzy's
"No more tears", bei dem Andy zusätzlich auch die Keyboards bedient. Nicht nur
bei diesem Song konnten Roger und Zilti an den Sechssaitigen und die Rhythmussektion mit Basser Easy und Fellverdrescher
Hammer überzeugen. Nach dem groovigen "Perfect O" ging dann plötzlich gar
nichts mehr. Der Bass-Amp hatte den Geist aufgegeben. Eine dumme, der Stimmung nicht
gerade dienliche Sache, die aber nach ein paar Minuten wieder behoben war. Das schnelle
"Red hot" brachte die gute Stimmung zwar sofort zurück, sollte aber trotzdem
der letzte Titel sein. Somit wurde der Band leider aus Zeitgründen der Abschluss- Song
"Jawbreaker" aus dem Set gestrichen. Danach vernahm ich nach dem Gig sehr
selbstkritische Stimmen von der Band, die sich über ein, zwei kleine Patzer ärgerte.
Aber den Fans war das eh egal, wenn sie es überhaupt bemerkt hatten, denn die kleinen
Fehler wurden durch eine super Soundqualität und viel Spielfreude mehr als wett gemacht.
(Chc)
Shylock
Nach Nighthunter waren jetzt Shylock an der Reihe, die etwa um 21.00 Uhr die Bühne
betraten. Die Süddeutschen legten mit "Knocking" sofort los, gefolgt von
"Bloodsister" ab dem "Pyronized"-Album, das 2001
erschien. Dies war schon ein erstes Highlight, das vom superben "Lost in a
dream", dem heimlichen Hitsong (auch auf "Pyronized vertreten) noch getoppt
wurde. Ihr melodischer Hard Rock hatte allerdings etwas Mühe, beim Publikum richtig an zu
kommen. Frontmann Matthias Schenk versuchte deshalb auch sofort, das Publikum wach zu
rütteln, doch die Fans (?) gebärdeten sich an diesem Abend besonders schlaff. Eigentlich
schade, denn Shylock spielten einen hervorragenden Set. Vor allem fiel mir Shouter Matthias Schenk auf, der immer Kontakt zum Publikum suchte, wirklich
unterhaltsam war und gesangstechnisch Einiges drauf hatte. Aber auch Oli am Keyboard,
Hannes und Christian an den Gitarren und zuletzt noch Drummer Achim wollen wir nicht
unerwähnt lassen, denn die Qualität von Shylock macht sicherlich das gute Zusammenspiel
der Band aus. Sie spielten einen kompakten, energiegeladenen Gig und hatten gute Songs mit
einem noch besseren Sound zu bieten, aber das Publikum versagte leider total. Schade, denn
Shylock waren nach Primal Fear sicher die beste Band des Abends und gleichzeitig eine mit
Zukunft, die ein viel besseres und motivierteres Publikum verdient gehabt hätte. Klasse
Konzert! (Daj)
Godiva
Nun mussten Godiva ran, um zu zeigen, was in ihnen steckt. Das Intro kam mit einem grossen
Tamtam ab Konserve. Mir fiel dann gleich zu Beginn auf, dass sich an der Rhythmus-Gitarre
ein Wechsel vollzogen hat. Adrian Zeller hat Godiva verlassen, um der Godiva-Urband
Granit wieder Leben ein zu hauchen. Godiva legten derweil mit "Let the tank
roll" los. Beim darauf folgenden "Mini mani moe" und den nächsten paar
Songs kam irgendwie keine grosse Reaktion von Seiten des Publikums. Als dann ein Girl mit
einem Koffer, auf dem Emilia geschrieben stand, auf die Bühne kam, fragte ich mich, was
wohl jetzt kommt. Das Mädel zeigte sich kurz, verschwand auch gleich wieder und die Show
ging weiter. Godiva liessen sich nicht allzusehr vom mangelnden Interesse des Publikums
irritieren. Sie gaben alles in Sachen Stageacting, fast schon wie alte Profis. Es folgte
ein saustarkes Drum-Solo vom ewig grinsenden Drummer Peter Gander. Durch seine Art und
Spielfreude schaffte Peter es endlich, das Volk wenigstens etwas auf zu wecken. Danach
folgte ein Part, der mich und den neben mir stehenden Symphorce/Freedom Call Gitarristen Cedric "Cede" DuPont in Erstaunen
versetzte. Beim Song "Messiah" sinnierten wir darüber, wem zum Teufel die
Stimme des exzentrischen Sängers Anthony de Angelis nun gleiche. Wir einigten uns auf
eine Mischung zwischen Paul Stanley und einer Prise Ozzy Osbourne. De Angelis legte darauf
noch einen Zacken zu, allein schon das ziemlich coole Outfit und das recht professionelle
Stageacting hätten genügt. Ob es allerdings nötig war, sich künstliches Blut ins Maul
tropfen zu lassen, darüber lässt sich streiten. Ich nenne es mal künstlerische Freiheit
oder so. Mir schien es sowieso, dass das Publikum, welches mehrheitlich aus Leuten aus der
Gegend und vom Lande bestand, eher wenig Verständnis für die Aktivitäten von Anthony de
Angelis zeigte. Gegen Ende des Sets wurde nun auch das Geheimnis des Koffers gelüftet.
Anthony öffnete ihn also und zog eine lebensgrosse Stoffpuppe heraus. Dann tat er so, als würde er sich sexuell an ihr vergehen.
Zudem bezog das bedauernwerte Geschöpf noch ordentlich Prügel und wurde übel
beschimpft. Diese Gimmicks lösten beim Publikum höchstens ein eher mitleidiges Lächeln
aus. Das Volk war sich einig: diese Showeinlage war völlig lächerlich und fehl am Platz.
Godiva hätten es eigentlich überhaupt nicht nötig, mit solchen Sachen auf sich
aufmerksam zu machen. Mit Mitch Koontz am Bass und Sammy Lasagni (auch bei Kirk) an der
Gitarre sind doch verdammt gute Musiker am Werk, die auch auf der Bühne zu überzeugen
wissen. Keine Frage, Sänger Anthony de Angelis hat eine ansich gute Stimme, wenn da bloss
nicht diese dümmlichen Showeinlagen wären. Letztendlich zählt aber vor allem das
Musikalische. Daher kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass Godiva trotzdem eine
verdammt gute Power Metal-Band sind! (Rxx)
Primal Fear
Diesem Auftritt fieberte ich mit einiger Erwartung entgegen, da ich die deutschen Power
Heavy Metaller das letzte Mal zusammen mit Rage im Z7 in Pratteln sah, aber dennoch nicht
geniessen konnte, da ich während ihrem Konzert mit Peavy und Victor im Tour-Bus ein
Interview führte. Primal Fear heisst in erster Linie Dampfhammer-Metal
mit der genialen Stimme von Ralf Scheepers. Der ehemalige Gamma Ray-Shouter wäre wohl
neben Ripper Owens "der Andere", der Rob Halford bei Judas Priest würdig
vertreten könnte. Ralf hat sich mittlerweile mit diesem ewigen Vergleich einigermassen
abgefunden, da er (Ralf, nicht der Vergleich) letztenendes nichts weiter macht, als
einfach so zu singen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Im Vorfeld des Auftrittes war
nun bereits bekannt geworden, dass Gitarrist Henny Wolter (ex-Thunderhead) mittlerweile
ausgestiegen war und durch den "alten Bekannten" Tom Naumann ersetzt wurde.
Dieser kam mir optisch, als ich ihn auf die Bühne kommen sah, wie eine Metal-Variante vom
Flower Power-Barden Art Garfunkel vor. Der spielte seinerzeit ja auch Gitarre, wennauch
nicht annähernd so lärmig. Umso lauter eröffneten Primal Fear um
Mitternacht herum ihr Set nach einer ziemlich langen Umbaupause mit
"Chainbreaker". Gleich von Beginn an gab man volles Rohr. Dann folgte mit
"Black sun" bereits der Titel-Song vom aktuellen Album. Auch hier wehte es einen
fast von den Füssen. Alle Musiker bewegten sich sehr aktiv und vor allem Naumann poste
rum wie ein Irrer und zog dabei feinste Soli, sowie knackige Riffs vom Leder. Der Sound
kam wirklich wie ein Orkan daher und das war schon bald der Beginn für einen neuerlichen
Exodus der Fans (??), der noch krasser ausfallen sollte als bei Doro. Primal Fear zogen
ihr Ding jedoch kompromisslos durch und boten einen guten Querschnitt durch alle ihre
bisherigen Alben. Scheepers Stimme war top und überzeugte in allen Tonlagen. Das (noch
anwesende) Publikum ging endlich mal etwas mit, auch wenn man unschwer erkennen konnte,
dass die Dichte der echten Metal-Maniacs, die man optisch einwandfrei ausmachen kann, eher
in der Minderzahl war. Eine Tendenz, die sich leider an vielen Orten immer mehr zeigt.
Vorbei die Zeiten der glorreichen 80-er und anfangs der 90-er, wo eine solche Band wie
Primal Fear diese Hütte locker zum Kochen gebracht hätte. Die Songtitel wie
"Fear", "Nuclear fire" oder "Tears fo rage" zeigten indes
immer mehr Wirkung, denn je länger das Konzert dauerte, desto mehr Leute zogen von
dannen. Zum Schluss blieben dann eben die echten und hartgesottenen Fans übrig und
machten der motiviert aufspielenden Band wenigstens so ihre Aufwartung. Allerdings muss an dieser Stelle gesagt werden, dass die
Lautstärke klar übertrieben war und wohl permanent um die 110 bis 115 dB gewesen sein
muss. Ich stand für eine Weile mit montierten Profi-Stöpseln direkt vor der PA beim
Bühnenrand, um mir die Songs der Set-Liste zu krallen. Was da aus der PA rausgeballert
kam, war zwar klar und deutlich, aber abartig laut. Als kurz vor Schluss praktisch nur
noch eine verschwindend kleine Kulisse den Platz vor der Bühne bevölkerte, klemmten
Primal Fear nach guten neunzig Minuten ab und verzichteten deshalb leider auf den Knaller
"Battallions of hate" und liessen den verheissungsvollen Titel "Ricola
rocks" ebenso aussen vor. Insgesamt war es aber ein geiles Metal-Brett, das gegen den
frühen Morgen hin zelebriert wurde. Und nun machte sich doch etwas Müdigkeit beim
Schreiberling breit und die restliche Energie reichte gerade noch, um für die zu Beginn
erwähnten Fotos entsprechend zu posen. Wir von der Metal Factory waren mit dem Event
insgesamt zufrieden und hoffen natürlich, dass wir an der nächsten X-Mas Rock-Night mehr
"echte" und vor allem zähere Heavy Metal Fans antreffen werden! (Rsl)
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