Bang Your Head!!! - Festival 2012
Samstag, 14. Juli 2011 (Zweiter Tag) / Balingen (D) - Messegelände
By Kissi (kis), Rockslave (rsl), Maiya R.B. (mya), Nicole B. (nic) und Roger W. (rog)
All Pics by Rockslave
Sister
Früh morgens am Samstag ging's bereits wieder weiter mit Sister, der etwas düstereren und härteren Version von Crash Diet vom Vortag. Dafür, dass es morgens um 10.00 Uhr war (was für Metaller-Verhältnisse doch seeeeehr früh ist), standen bereits erstaunlich viele Neugierige vor der Bühne, die den Vierer aus dem hohen Norden (Schweden) sehen wollten. Sehenswert war er auch allemal, denn das Quartett zeigte sich von Beginn weg durchs ganze Set hindurch auffällig bewegungsfreudig, Sänger Jamie mimte den Wirbelwind und wirbelte daher dauernd von einer Ecke der Bühne auf die andere, zurück und zwischendurch nach vorne auf den Catwalk. Musikalisch würde ich die Truppe beschreiben als eine Mischung aus RocknRoll mit tendenziellem Keifgesang (zwischendurch fand man allerdings durchaus auch mal cleane Vocals), etwas Sleaze Metal und einem Sprutz klassischem Heavy Metal. Auch wenn die Pausen zwischen den einzelnen Songs teilweise etwas zu lange dauerten und somit den leisen Eindruck von Ratlosigkeit erweckten, kamen die Schweden trotzdem super rüber und erhielten vom Publikum deutlich mehr als nur braven Anstandsapplaus. (nic)



Lanfear
Was soll man von einer Band denken, die es bald seit zwanzig Jahren gibt, fünf an sich respektable Alben veröffentlicht hat und an so einem Festival (in der Heimat wohl verstanden!) als Zweite des Tages auf die Bühne geschickt wird? Eben! Immerhin zieren Album Nummer zwei («Zero Poems», 1999) und Nummer drei («The Art Effect», 2003) auch meine CD-Sammlung und das will schon mal was heissen. Geboten wird seit je her ein guter Mix aus Power und Progressive Metal. Trotz eigentlich guter Presse-Resonanz kamen Lanfear aber nie entscheidend vom Fleck und es ist bezeichnend, dass die Schweden von Tad Morose, mit denen die Deutschen oft verglichen werden, auf ihrer Homepage mit Update vom März vermelden "Hi there! We are still alive!" und seit 2003 kein neues Album mehr veröffentlich haben. Lanfear brachten indes im Februar dieses Jahres mit «This Harmonic Consonance» ein brandneues Werk mit dem mittlerweile dritten Sänger (Nuno Miguel) heraus. Handwerklich hörte sich das Ganze ganz gut an, aber was hier einfach fehlt, sind die sich zwingend in den Gehörgängen verhakenden Hooks. Vieles ist und klingt einfach gleich gestrickt und sobald der letzte Ton verklungen ist, erinnert man sich trotz ein paar guten Momenten kaum mehr an was. (rsl)
 



Warbringer
Fragte man sich nach den Gigs von Sister und Lanfear noch, weswegen man überhaupt aufgestanden war, kriegte man die Antwort von Warbringer danach gleich mitten ins Gesicht gepfeffert. Kompromisslosen Thrash Metal, was sonst, zockt das Quintett aus der Bay Area um San Francisco, der Heimat dieser Stilrichtung und machte dabei Vorbildern wie Exodus, Slayer oder Forbidden alle Ehre. Zwar blieben Songs wie «Living Weapon», «Wake up... Destroy» oder «Total War» nicht wirklich im Ohr und auch Fronter John Kevill konnte mit seinem 08/15-Brüllen keine markanten Duftmarken setzen. Für ordentliches Wachschütteln des Kopfes reicht das aber allemal, nicht zuletzt dank der unglaublichen Bewegungsfreudigkeit der Band, die es noch Vormittag schaffte, einen kleinen aber heftigen Circle Pit zu kreieren. (kis)


Breaker
Hier handelt es sich um die Heavy Metal Band aus Cleveland (U.S.A.), die nicht mit einigen anderen, gleichnamigen Bands verwechselt werden darf. Heuer feierten diese ihr 30-jähriges Jubiläum und waren deshalb wie geschaffen für die Bühne des BYH!!! - Wie schon dem Programmheft zu entnehmen war, spielten Breaker bereits 2008 in Balingen, damals aber mit einem anderen Sänger (Greg Wagner), der für den kurzfristig erkrankten Original-Shouter Jim Hamar einsprang. Nun war Jim zum richtigen Zeitpunkt wieder fit und beehrte mit seinen Jungs nach dem «Keep It True»-Festival Deutschland ein weiteres Mal. Allerdings konnte diese Konstellation im Gegensatz zum letzten Mal an gleicher Stelle nicht wirklich was reissen. Jim Hamar verfügte in den 80ern über eine deutlich schneidendere Gesangsstimme und wirkte nun ziemlich statisch und müde. Seine Kollegen mühten sich zwar redlich ab und zelebrierten den urtypischen Rumpel-Metal nach Kräften, aber das Ganze verfügte über viel zu wenig Druck und Pepp. Wenn ich mich da zum Beispiel an Warrior 2009 zurück erinnere, liegen da Welten dazwischen. Es dürfte wohl das letzte Mal gewesen sein, dass Breaker vor so einem grossen Publikum aufspielen konnten. Zudem zeigten die Landsleute von Warbringer zuvor deutlich, was bei Hamar & Co. schmerzlich vermisst wurde. (rsl)


Tankard
Was kommt euch in den Sinn wenn ihr den Bandnamen Tankard hört? Vermutlich sowas in Richtung lustiger Thrash Metal. Und richtig geraten, genau das verkörpern die Deutschen auch auf der Bühne. Sänger Gerre spielte während des Auftritts den Pausenclown, was selbst der Bühnenfotograf zu spüren bekam, kriegte er doch einen fetten Kuss auf die Wange gedrückt (worauf er sichtlich überhaupt nicht stand). Egal, das Publikum hats amüsiert (mich eingeschlossen). Der Bühnensound war, wie fast bei sämtlichen Bandauftritten während des BYH-Festivals, mal wieder recht grottig, ich empfand ihn mehr als Lärm denn als etwas anderes. An Musik erinnerte mich das Getöse aus den Boxen nur im Entferntesten. Ok, vielleicht lag das auch etwas daran, dass ich mit dem Thrash Metal von Tankard generell nicht allzu viel anfangen kann. Die Publikumsreaktionen verrieten mir jedoch, dass die Band so schlecht nicht sein kann. Die Menge machte brav mit, Klatschte und Sang. Auch scharte sie sich ganz beachtlich zahlreich vor den heiligen Brettern von Balingen. Daher lautet mein Fazit des Auftritts: Objektiv betrachtet vermutlich top, für mich persönlich eher ein Flop. (nic)


Axxis
Die deutschen Axxis hatten heute etwas Besonderes vor: Und zwar spielten sie ausschliesslich Lieder aus der Zeit von 1989 bis 1993. «Kingdom Of The Night» startete den Reigen und sofort war klar, dass die Truppe um Sänger Bernhard Weiss heute ausserordentlich spielfreudig unterwegs sein würde. Das leicht poppige «Rolling Like Thuner» klang zwar etwas altbacken, machte am Bang Your Head!!! aber einfach nur Spass. Ebenso verhielt es sich mit den Ansprachen, welche Weiss zwar etwas ausgedehnt, jedoch unterhalt-sam platzierte. In die gleiche Richtung ging zum Schluss eine Aktion, in der Weiss einen Jungen, ausgestattet mit auffälliger Langhaarperücke, aus der ersten Reihe auf die Bühne holte, welcher souverän das Publikum mit Hey-Rufen anfeuern durfte: "Du kannst mit ihnen den grössten Scheiss machen, es darf nur nicht zu kompliziert sein", unterrichtete Weiss den Nachwuchsrocker. Anschliessend durfte der Glückliche zur akustischen Version von «Touch The Rainbow» den Rhythmus begleiten. Mit «Living In A World» schlossen Axxis ein Konzert ab, welches zwar auf Kosten von ein bis drei Songs diverse Show-Einlagen bot, aber vielleicht gerade dadurch nicht bloss routiniert, sondern einmalig wirkte. (rog)


Primal Fear
Was ist nur mit DER deutschen Metal-Institution los? Stimmlich ist Sänger Ralf Scheepers zwar immer noch einmalig und auch die Instrumental-Fraktion glänzt mit einem präzisen Spiel aber das Feuer ist definitiv aus! Liess das letzte Album «Unbreakable» bereits erahnen, in welch prekärem Zustand die einstig glorreiche Band war, schaffte dieser Auftritt nun Gewissheit. Musikalisch zünden Perlen wie das epische «Seven Seals», «Chainbreaker» oder das göttliche «Metal Is Forever» natürlich immer noch. Dagegen wirken neue Verbrechen wie «Metal Nation» und «Bad Guys Wear Black» live sogar noch belangloser als auf CD. All dies wäre allerdings verkraftbar gewesen, hätten die alten Rockhasen Scheepers und Sinner (am Bass) mit ihren drei Mitstreitern wenigstens optisch ein Feuerwerk abgegeben. Aber so: Nein, meine Herren! Primal Fear wirkten lustlos, ausgepowert und statisch. Ralf Scheepers selber mimte nie den Frontmann und hätte wohl besser noch kurz bei Axxis rein geschaut. So grandios schlecht der Auftritt wirkte, so sehr quittierte auch das Publikum diese "Leistung", welches zunehmend das Weite suchte. Schaffen es Primal Fear nicht sofort, sich eine Motivations- und Kreativitätsspritze zu verabreichen, wird die Band schon sehr bald in den Abgrund driften. Die Zeichen stehen also schlecht, was dieser mässige Auftritt am Bang Your Head!!! noch einmal untermauert hat! (rog)


Primordial
Natürlich wünscht man sich an einem Festival keinen Regen und trotzdem hielt ich zumindest nach ein paar grauen Wölkchen Ausschau, als Primordial die Bühne enterten. Doch obwohl das Sommerwetter nicht so recht passen wollte, begeisterten die militanten Iren wie schon vor drei Jahren mit ihrem episch schlepp-enden Folk Black Metal. Allen voran war es dabei wie gewohnt Fronter Alan Averill, der das Publikum trotz heiterem Sonnenschein in die passend düstere Stimmung brachte. Pathetisch und beängstigend zugleich kauerte der Glatzkopf mit Corpsepaint und Blutspritzern im Gesicht ganz vorne auf dem Steg und verkündete die gälische Liturgie von Teufel, Tod und Blasphemie, angetrieben von der schnörkellos treibenden Arbeit seiner Mitmusiker. Erstaunlich eigentlich, dass solch schleppender, beinahe esoterisch wirkender Sound beim BYH!!!-Publikum bestens ankam, was die unzähligen Fäuste in der Luft eindrücklich versinnbildlichten. (kis)


Sabaton
Die Schweden waren eine der Bands, die mit besonders viel Vorfreude erwartet wurden. Von der Urformation sind zwar nur noch Sänger Joakim Brodén sowie Basser Pär Sundström dabei, doch die neuen Mitglieder haben sich perfekt eingefügt. So spielten sie, allesamt in schwarzen Oberteilen und Wintertarnhosen, eine so hervorragende Show, als hätten sie seit Jahren nichts anderes gemacht. Sabaton sind erfrischen-derweise nicht bloss eine von vielen Bands mit unwichtigen Texten, daher schätzt der historisch interessierte und gewandte Metaller natürlich auch die Inhalte, die sich bei Sabaton stets um bekannte Kriege oder Schlachten drehen. Mit diesem Bewusstsein im Hinterkopf war es besonders interessant, auf die Mimik von Joakim zu achten, mit welcher er seine gesungenen Worte bei einem Song wie «Gott mit uns» unterstrich, oder einem «The Art Of War» durch seine Gestiken eine besondere Dramatik verlieh. Vom Intro «The March To War» bis zum Abschluss «Metal Crüe» boten Sabaton eine souveräne Show und können sich damit schmücken, dass sie von einem immer wieder mithüpfenden Publikum mit in die Luft gestreckten Armen abgefeiert wurden, und zwar von der ersten bis zur letzten Reihe. Respekt! (mya)


Gotthard
Nebst der persönlichen Vorfreude auf Venom waren meine Wenigkeit und im Speziellen viele der angereisten Schweizer Fans natürlich sehr gespannt darauf, wie sich die quasi reformierten Gotthard mit ihrem neuen Sänger Nic Maeder als Co-Headliner vor dem Balinger Publikum schlagen würden. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nicht wenige Fans hätten sich die Schweizer Hardrocker anstelle von Edguy als Headliner gewünscht, aber das kann ja noch werden. Nach dem von Sabaton vorzüglich unterhaltenen Publikum musste nun eine Schippe nachgelegt werden und das besorgte schon mal die Optik der Bühne, die ganz im Stil des neuen Album-Covers der aktuellen CD «Firebirth» hergerichtet wurde. Auch die Guitar-Stacks bekamen den entsprechenden Überzug, was wirklich stark aussah. Mit der einsetzenden Dämmerung würde auch die Light-Show viel besser zur Geltung kommen. Als Opener wurde «Dream On» von «Lipservice» (2005) gewählt. Wohlweislich, denn hier bewegten sich die Gesangslinien von Steve Lee (R.I.P.) nicht in schwindelerregenden Höhen. Die Band wurde danach bereits mit einem mehr als warmen Applaus bedacht. Nic Maeder wirkte zu Beginn zwar etwas nervös und stand noch spürbar auf der Bremse. Diese leichte Unsicherheit löste sich beim nachfolgenden und nach vorne treibenden «Gone Too Far» («Domino Effect», 2008) weiter und spätestens bei «Starlight», dem ersten neuen Song, war Nic Maeder zu 100% da. Das galt auch für den Sound, denn nun wurden die Regler am Mischpult deutlich nach oben geschoben. Ein erstes, frühes Highlight war «Hush», wo das sichtlich antizipierende Publikum voll mitmachte. Wer genau hinhörte, respektive entsprechende Screams (von Steve) an bestimmten Stellen erwartete, stellte fest, dass die nicht kamen, respektive Nic schon gar nicht erst versuchte, da hin zu kommen, wo er nun mal nicht hinkommt. Dies wurde in der Folge konsequent durchgezogen und zeigte somit klar an, dass Gotthard 2012 die gleiche Band, aber mit einem anderen Sänger sind. Diese Konsequenz, die man als Fan notgedrungen akzeptieren muss, werte ich als gutes Zeichen. Brian Johnson (AC/DC) machte ja auch keinen auf Bon Scott und wurde trotzdem mit der ganzen Band erfolgreich.

Dass Gotthard heute Abend die Schmuseballade «Heaven» bestimmt nicht spielen werden, war sonnenklar. Trotzdem konnte und musste sich der neue Frontmann bei langsameren Songs wie «One Life, One Soul» beweisen, da hier die Ähnlichkeit mit seinem Vorgänger fast frappant ist. Auch diese Klippe umschiffte Nic souverän, doch die immer lauter werdende Meute dürstete nach deutlich Härterem und bekam das dann zuerst mal mit «Right On», einem weiteren, neuen Song. Etwas überraschend aber letztlich konsequent, um das Wort noch-mals zu verwenden, folgte zur allgemeinen Freunde eine tolle Version des alten Krachers «Fist In Your Face» («G.», 1996), der wirklich wie die Faust aufs Auge passte. Dass das Mitsingen zu «Lift U Up» anschliessend ein Kinderspiel wurde, braucht nicht näher erläutert zu werden. Ein Blick auf die Uhr liess einen dann schon fast zurück schrecken, denn der Auftritt der Schweizer neigte sich sichtlich dem Ende zu, obwohl es doch jetzt gerade so schön war. Nach einer ebenfalls geglückten Interpretation von «Anytime, Anywhere» war die Zeit definitiv um, und Gotthard verliessen unter grossem Jubel die Bühne. Was nun folgte, ist das unbezahlbare Lebenselixier jeder Band: Die Leute klatschen unentwegt weiter und skandieren "Zugabe, Zugabe!" Nach ein paar bangen Momenten (da es schon 21.00 Uhr war) kamen sie tatsächlich zurück und liessen es dann natürlich mit einer schmissigen Version des Bob Dylan/MMEB-Klassikers «Mighty Quinn» ein letztes Mal ordentlich krachen. Die Lautstärke des mitgesungenen Refrains war schlicht und ergreifend hammergeil und erzeugte eine wohlige Gänsehaut. Als abschliessendes Sahnehäubchen liessen die allerletzten, donnernden Beckenschläge von Hena Habegger sämtliche Balinger Kaffeetassen in den Küchenschränken erzittern. Die nachfolgenden Zugaberufe konnten Gotthard leider nicht mehr honorieren, aber das Gezeigte hat auf jeden Fall überzeugt und weckte schon mal die Vorfreude auf die kommenden Schweizer Konzerte Ende des Jahres! (rsl)


Edguy
Junge, wie die Zeit vergeht! Bereits 2007 durften Edguy am Bang Your Head!!! den Headliner mimen. Die Band überzeugte damals mit einer exquisiten Setliste und einer ebenso tollen Show. Seither ist viel passiert. Das neue Album «Age Of The Joker» spaltet das Publikum in Gut- und Schlechtfinder und Sänger Tobias Sammet auch wenn er das nicht gerne liest ist endgültig zu einer nervigen Diva mutiert. Konnte ich früher mit seinen Ansagen noch etwas anfangen, empfinde ich diese heute oft als weinerlich oder publikumsbeleidigend. Wie um diesen Eindruck zu bestätigen, stellte der kleine Sänger bereits nach dem zweiten Song fest: "Gestern in Tschechien war das Publikum aber viel besser." Doch anstatt die Fans damit zu Höchstleistungen an zu treiben, wandten sich diese mit zunehmender Spieldauer ab. Dies auch, weil der Sänger nach seinem von nicht allen Fans gesehenen Sturz in den Fotograben sich mit wiederholenden, pussigen Sprüchen viele Sympathien verspielte. "Bitte keine Fotos mehr! Meine Nase blutet und ich möchte keine solchen Fotos von mir", zierte er sich beispielsweise. Erst im Nachhinein wurde klar, dass sich Sammet die Nase gebrochen hatte und trotzdem noch das ganze Set durchgehalten hatte. Respekt dafür!

Dabei fing doch alles so toll an. Nachdem obligatorischen Urschrei "Wellkom tu de Friiiikschouw" starteten Edguy gleich mit «Nobodys Hero» und «Mandrake» durch. Ebenfalls sorgte die Ankündigung für Freude, heute auch selten gespielte Nummern zu bringen. Für mich als Fan aus den «Mandrake» Zeiten blieb dies allerdings ein Lippenbekenntnis, denn ausser «Nine To Nine» von «Tinnitus Sanctus» gab es keine wirklichen Raritäten zu hören. Darüber hinweg getröstet wurde das Publikum mit dem einfachen, aber magischen «Save Me». Das lustige «Lavatory Love Machine» brachte das Publikum ebenfalls zum Mitfeiern, während das alte «Babylon» wohl den wenigsten bekannt schien. Tobias Sammet schaffte es danach, das Publikum ein weiteres Mal zu verwirren: "Ich weiss, wir sind nicht Iron Maiden oder AC/DC, aber wir haben Erbarmen mit Euch", meinte der quirlige Sänger und liess gleich die erste Strophe von Maidens «The Trooper» anspielen. «Ministry Of Saints», «Out Of Control» und «King Of Fools» beendeten schliesslich einen insgesamt nicht wirklich glorreichen Auftritt. Es bleibt die Hoffnung, dass die vier Jungs an Schlagzeug, Bass und Gitarren es schaffen, Tobias Sammet von seinem hohen Ross zu holen. Geschieht dies nicht, gräbt sich der hyperaktive Sänger über kurz oder lang sein eigenes, musikalisches Grab. Edguy gesellen sich mit diesem Auftritt anders noch als vor fünf Jahren (damals überzeugten sie ohne Wenn und Aber!) in die lange Reihe der Bang Your Head!!!-Headliner, die an diesem Festival nicht wirklich überzeugten. Dies scheint in Balingen zwar typisch, ist für Edguy aber trotzdem tragisch. (rog)
 
In der Halle am Samstag (2. Tag)

Suicidal Angels
Gar nicht schnell genug konnte ich um 18 Uhr in die Halle flüchten, malträtierte auf der Hauptbühne doch gerade die Schunkel-Kompanie Sabaton die Gehörgänge. Umso dankbarer liess ich also meinen Kopf zum brutalen Thrash Metal der Suicidal Angels wackeln. Denn auch wenn die letzten Veröffentlichungen songtechnisch nicht an den 2009er-Silberling «Sanctify The Darkness» heran reichten, so gibt es bei den Griechen live nicht viel zu meckern. Tight und kompromisslos, wenn auch mit etwas druckarmem Sound bereiteten die Südländer den Nährboden für die später am Abend folgenden Exodus. (kis)

Pain
Ziemlich zum Schluss des diesjährigen BHY-Festivals kam ein Auftritt, auf den ich mich bereits im Vorfeld mehr als nur gefreut hatte. Leider wurde ich aber teilweise enttäuscht. Dies lag aber glücklicherweise nicht an der Band, sondern einmal mehr an der fürchterlichen Soundabmischung (in der Halle noch schlimmer als draussen). Selbst bei mir bekannten Songs hatte ich teilweise brutale Mühe, die einzelnen Instrumente und Melodien herauszuhören und zu erkennen, um welche Songs es sich überhaupt handelt. Liebes BYH: Bitte schafft euch das nächste Mal unbedingt eine bessere Soundanlage an!!! Ansonsten gibt es zum Auftritt rund um Hypocrisy-Fronter Peter Tägtgren zu erwähnen, dass eine erstaunlich grosse Menge Zuschauer vor der Bühne standen (besonders dafür, dass nebenher draussen Edguy als Headliner aufspielten). Diese Menge fand Pain offenbar ziemlich geil (wie ich selbst übrigens auch). Die Darbietung war auch absolut überzeugend und mitreissend. Tägtgren hielt sich nicht auf mit langen Ansagen, sondern spielte vorwärts, die Menge klatschte mit. Auffallend war, dass vor allem die holde Weiblichkeit in den vorderen Rängen bangten, die meisten Herren es aber bleiben liessen. Herren, wart ihr bang-faul? Na, am Auftritt des Industrial-Projekts kanns nicht gelegen haben. Ich hoffe nach dieser Vorstellung, dass Pain sich demnächst einmal in die Schweiz verirren und ich sie dann mit anständigem Sound zu Gesicht kriege denn lohnen würde es sich allemal! (nic)

Exodus
"Einmal ist keinmal", das musste sich Exodus-Klampfer Rick Hunolt (immer noch Ersatz für den bei Slayer aushelfenden Gary Holt) gedacht haben, denn schon bei der zweiten Nummer, «Iconoclasm» tat er es dem zeitgleich auf der Hauptbühne stehenden Toby Sammet gleich und machte einen unfreiwilligen Abstecher in den Fotograben. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen entwickelten die Bay-Area-Veteranen danach eine gnadenlose Wucht. Natürlich, Exodus sind live immer eine Macht, doch malmte der Fünfer an diesem Abend schlicht alles nieder. Angeführt von dem wie immer äusserst charmanten Rob Dukes, der sich diesmal zwar in politischer Korrektheit übte, dafür die Bands auf der Hauptbühne allesamt als «pussy Metal» abtat, zockte man sich rund 90 Minuten lang durch den Backkatalog, wobei einzig das schon erwähnte «Iconoclasm» als Vertreter der jüngsten Bandgeschichte einen Platz in der Setliste fand. Stattdessen verliess man sich auf unverwüstliche Thrash-Haubitze wie «Piranha» oder «Pleasure Of The Flesh» ebenso wie «Blackmail» oder «Scar Spangled Banner» vom 2004er Reunion-Album «Tempo Of the Damned», von welchem überraschenderweise sogar noch «Impaler» zum Einsatz kam. Ein Song, basierend auf frühem Material der Anfangstage der Band, als noch ein gewisser Kirk Hammett (Metallica) dabei war. Ob alt, ob neu, das Publikum jedenfalls mobilisierte noch einmal alle Kraftreserven und tobte, dass sogar die Herren Musiker ihren Augen fast nicht trauten, Moshpit, Circle Pit und natürlich Wall of Death inklusive. Exodus lieferten an diesem Abend den kaum erwarteten K.O.-Schlag des Festivals. (kis)
 
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