Bang Your Head !!! - Festival 2017
Samstag, 15. Juli 2017 (Dritter Tag) / Balingen (D) - Messegelände
By Rockslave (rsl) & Tinu (tin) - All Pics by Rockslave & Tinu
Assassin
Des einen Leid ist bekanntlich des andern Freud! So müssen sich die Düsseldorfer Thrasher gefühlt haben, als sie den Platz für Paradox einnehmen durften, die ja erneut nicht dabei sein konnten. Assassin ihrerseits kennen sich allerdings auch aus mit Rückschlägen, denn als man sich in den 80ern eine Basis erarbeitet hatte, wurde die Band 1989 derart effektiv von Langfingern heimgesucht, dass danach eine Fortsetzung der Karriere im Keim erstickt wurde. Erst 2002 war es schliesslich wieder möglich, da weiter zu machen, wo man höchst unglücklich wie unfair zugleich gestoppt wurde. Dennoch zogen weitere drei Jahre ins Land, ehe mit «The Club», nach siebzehn Jahren Unterbruch, das dritte full lenght Album an den Start gehen konnte. Zu der Zeit waren von früher her nur noch Gitarrist Jürgen Scholz und Frontmann Robert Gonnella übrig geblieben. Letzterer verliess die Band 2014 und wurde durch Ingo Bajonczak ersetzt, der erstmals auf «Combat Cathedral» (2016) zu hören ist. Da die Konkurrenz in der Heimat mit Kreator, Destruction, Sodom oder Tankard sehr gross, um nicht zu sagen übermächtig ist, braucht es kompositorisch klar mehr als bloss mehrheitlich bolzigen 08/15 Rumpel-Thrash und vor allem einen versierten wie variablen Shouter. Das können Assassin aktuell leider nicht bieten, und so verpuffte ihre Energie ziemlich schnell wie sich die Mucke alsbald in einem stumpfen Einheitsbrei verlor. (rsl)


Vain
Kurz und knapp. Davy Vain trat wieder barfuss auf die Bühne. Erneut war es für ihn viel zu früh, da er sonst um diese Zeit erst ins Bett steigt. Und trotzdem waren Vain für mich DIE Band an diesem Festival. Zusammen mit einer sehr agilen und wilden Begleitband zelebrierte er den Sunset Boulevard und brachte den Sleaze-Rock nach Balingen. Auch wenn die Zeichen der Zeit, und auch andere, nicht spurlos an Davy vorbei gegangen sind, er war eine verdammte Rampensau, die kaum zu bremsen war, von links nach rechts sprintete und dabei immer wieder auf den Knien sang. Sein Sexappeal kannte keine Grenzen: "Stop sucking my cock for one or the third time" und kündete somit einen der grössten Hits der Truppe, «Down For The Third Time», an. Es war eine headlinerwürdige Show, die gespickt war mit unzähligen Klassikern, von denen die meisten logischerweise aus den Debütalbum «No Respect» stammten. Seine Ansagen von wegen den E-Mail Spams, welche die Amis und die Russen lahm legen würden, hatten ebenso sowas Kultiges, wie auch die Ansage, dass er sich in den Dschungel trauen würde. Daneben trumpften Lieder wie «Secrets», «Greener», «Love Drug», «1‘000 Degrees» und die über alles erhabenen «Who’s Watching You» und «Beat The Bullet» gross auf. Davy kam, sah, siegte und verliess die Bühne mit dreckigen Fusssohlen. Aber er war auch ein Entertainer, der um jeden Besucher kämpfte und letztlich auf der ganzen Linie gewann! (tin)



Raven
Die britischen Raven waren immer eine Bank, wenn sie auf der Bühne standen, aber an diesem Samstagnachmittag kickten sie irgendwie nicht. Das lag nicht nur daran, dass Trommler Joe Hasselvander wegen eines Herzinfarkts nicht mitmachen konnte, sondern auch daran, dass die spitzen Schreie von John Gallagher mehr gedrückt, denn aus voller Inbrunst kamen und sein Bruder Mark an der Gitarre auch schon vitaler wirkte. Auch die Setliste konnte erst gegen Schluss hin überzeugen. Dies obschon man mit dem aktuellen Album «ExtermiNation» eine eigentlich geniale Scheibe am Start hat und man unzählige Hits spielte. Aber irgendwas war anders als sonst. Es fehlte irgendwie die Energie, Power und der Wille, Balingen im Sturm zu erobern, was man sonst vom Trio problemlos um die Ohren gehauen bekommt. Der "Athletic Metal" ist ruhiger geworden und genau dies macht auch Vieles bei Raven aus. Trotz eines grossen Bewegungsradius fühlte sich die Truppe unsicher. Lag es am ersten Gig mit dem Ersatztrommler? An Jimmy Mess lag es nicht, denn dieser absolvierte einen guten Part, aber die Gallaghers schienen irgendwie verunsichert zu sein. Anyway, auch eine «New Wave Of British Heavy Metal» Legende darf mal einen schwarzen Tag einziehen und am Schluss retteten sich die Herren mit «All For One» und «Break The Chains» über die Runde. (tin)
 


Diamond Head
Ich weiss nicht, was dem geneigten Leser beim Lesen jetzt gerade zu dieser Band einfällt. Fakt ist, dass Metallica in den 80ern ein gutes Händchen bewiesen, als sie von «Lightning To The Nations» (1980), dem Debüt-Album von Diamond Head, mit «The Prince», «Helpless» und vor allem «Am I Evil?» nicht weniger als drei Songs adaptierten, die unter ihrem Namen weitaus erfolgreicher wurden. Diesen Fluch konnten die Briten in der Folge, trotz (hoffentlich!) fetten Tantiemen der Amis, nie mehr ablegen. Obwohl das damalige Songmaterial gut in den NWOBHM-Raster hinein passte, wurden Diamond Head danach, das heisst ab den 90ern, immer an den "Metallica-Songs" gemessen. Der erste Split der Band erfolgte jedoch schon 1985, da sie wegen geringem Erfolg den Plattendeal verloren. Der begleitende Todesstoss erfolgte im November 1984, als Metallica die «Creeping Death» 12" raus brachten, wo die B-Seite mit «Am I Evil?» und «Blitzkrieg» (auch ein Cover, aber von der Band Blitzkrieg) ebenso stark wie die A-Seite geriet. 1991 nahmen Diamond Head einen neuen Anlauf, der aber nur drei Jahre später wieder Geschichte war. Ab 2000 reformierte der einzig verbliebene Ur-Member Brian Tatler (g) die Truppe erneut, und ab 2002 war der ehemalige Drummer der 90er-Ära, Karl Wilcox, auch wieder an Bord. Seither folgten drei Alben und neue Musiker. Seit 2014 ist der aktuelle Frontmann Rasmus Bom Andersen mit dabei, und mit dem letztjährigen selbstbetitelten "Comeback" wandelt die Gruppe mit neuer Energie auf dem gleichen historischen Level wie Tygers Of Pan Tang. Das resultierte beim BYH!!!-Auftritt in einer engagierten und von Grund auf aufgefrischten Performance mit viel 80er-Flair und Zuspruch seitens des Publikums. Logisch, dass es dann bei «Am I Evil?» voll abging und man diesen magischen Moment der sympathisch wirkenden Truppe von Herzen gönnte. (rsl)


Vicious Rumors
Wenn bei (Metal-) Bands die ehemaligen Musiker als Massstab für den Erfolg angewendet werden könnten, würden Vicious Rumors heute zu den ganz grossen Combos auf diesem Planeten zählen! Dank "Wikipedia" oder "Metal-Archives.com" kann man sich davon jederzeit in Kenntnis setzen lassen und wird darob ziemlich beeindruckt sein. Noch bemerkenswerter ist natürlich die scheinbar unendliche Energie, mit der Mainman und Gitarrist Geoff Thorpe sein Baby seit 1979 (!!!) am Laufen hält. Seither sind zwölf Studio-Alben entstanden, die zwar nicht alle die gleiche Qualität aufweisen, aber unter dem Strich immer noch um Lichtjahre besser sind, als tausende anderer Scheiben, die in der gleichen Zeit das Licht der Welt erblickt haben. Die ersten beiden Alben «Soldiers Of The Night» (1985) und «Digital Dictator» (1988) sind auf jeden Fall US-Metal Perlen der Sonderklasse und geniessen zurecht Kult-Status. Zahlreich und wichtig zugleich waren die Frontleute, und da stechen (zumindest für meine Begriffe) vor allem drei Namen heraus: Carl Albert (R.I.P.), James Rivera und Brian Allen. Letzterer musste 2013 seinen Platz unter anderem wegen "Demon Alcohol" räumen, was wirklich ein Jammer war. Vier Jahre später scheint die Sache offensichtlich wieder unter Kontrolle zu sein, und so beorderte der Chef den Hammersänger wieder zurück! Mit Gitarrist Gunnar DüGrey holte Geoff ein weiteres Talent in die Band, das sich aber seines Postens jedoch nicht wirklich sicher sein kann. Gesetzt ist jedoch Altmeister und Langzeitdrummer Larry Howe. Bassist Tilen Hudrap bringt es immerhin auf vier Jahre Bandzughörigkeit, und so rockte die aktuelle Formation wie gewohnt drauf los und Brian Allen, den ich zuletzt in einem kleinen Club in der Schweiz (Rock-City, R.I.P.) gesehen und gehört hatte, gab sich keine Blösse. Trotz ein paar mittelmässigen Songs rechtfertigten die Amerikaner ihre Stellung im Billing vollends und vermochten mich zu überzeugen. (rsl)


Dokken
Meine Damen, meine Herren. Ich kann das Gemaule wegen der Stimme von Don Dokken nicht mehr hören. Der Sänger ist 65 Jahre alt, und traf schon früher (in den 80er-Jahren) nicht immer jeden Ton. Also geniesst doch einfach die Dokken-Show, die um ein Vielfaches besser war, als jene von 2003. Selten habe ich Don dermassen viel kommunizieren gesehen und gehört, wie an diesem Nachmittag. Auch wenn er mit seinem Monitorsound zu Beginn viele Probleme hatte, der Shouter kämpfte sich durch den Set und beendete ihn als kleinen Siegeszug. Unterstützt von seinem langjährigen Partner "Wild" Mick Brown am Schlagzeug, dem ehemaligen House Of Lords-Bassisten Chris McCarvill und dem Gitarristen Jon Levin, boten Dokken das, was man sich von ihnen wünschte. Eine Killer-Setliste. Auch wenn das jamartige Geplänkel bei «Too High To Fly» die Stimmung kurzzeitig herunter zog. Der Start wurde mit «Don’t Close Your Eyes» und «The Hunter» schon mal hammermässig hingelegt. "Wild" Mick schlug sein Schlagzeug wieder einmal zu Kleinholz und hatte sichtlich Spass am Auftritt. Jon spielte die Riffs und Solos traumhaft und liess die Stimmen nach George Lynch mehrmals verstummen. Als Überraschung spielte der Vierer «Dream Warriors» aus dem «Nightmare At Elm Street»-Film. Und genau da war sie dann auch wieder, die tolle Stimme von Don beim Schluss von «Alone Again». Mit aller Wärme, den Höhen und den Emotionen. Er lobte das deutsche Publikum, dass dieses nach all den Jahren noch immer den Rock mag und nicht so hype ist wie die Amis. Die Dankbarkeit entlud sich in «In My Dreams» und «Tooth And Nail» ("Do you like to hear a ballad? Or a fast song?"). Es war wie die Auferstehung einer Legende. Eine, die von Jon Levin stark mitgetragen wurde, da der Gitarrist sehr ruhig, aber seinen Wahnsinns-Part sehr banddienlich verrichtete. Darum liebe "Ewig-Besser-Wisser". Dokken spielten einen sensationellen Gig, der die Truppe wieder dahin brachte, wo sie hingehören. An die Spitze des US-Rocks nämlich! (tin)


Kataklysm
Bis hierhin und in Erwartung der im Anschluss verbleibenden beiden (Openair-) Bands des diesjährigen BYH!!!-Festivals war eigentlich alles in Butter für den Rezensenten. Mit Kataklysm folgte nun aber schwere Kost, die letztlich aber ein stilistisches Zugeständnis an ein abwechslungsreiches Programm war. Nachdem Satyricon vorgestern echt überraschen konnten, traute ich das nun den Kanadiern nicht wirklich zu. Allerdings muss ich dazu anfügen, dass ich die Band weder gut kenne, noch mochte bisher. Früher mehr dem klassischen Death Metal verbunden, schälte sich im Verlauf der Zeit mehr melodiöses Material heraus, und so firmieren Kataklysm aktuell unter dem Banner oder der Stilschublade Melodic Death Metal. Damit einher geht ziemlich metalcoriger Gesang, und das, respektive der geht mir jeweils ziemlich schnell auf den Senkel. Allerdings sind Songs wie «The Black Sheep» oder «Thy Serpent's Tongue» (beide zu finden auf der letzten Scheibe «Of Gogs And Ghots», 2015) ziemlich abwechslungsreich gehalten und können instrumental auf jeden Fall punkten. Zwischendurch wähnt man sich gar bei Machine Head oder Nevermore zu ihren frühen Zeiten. Das einzige Problem unter dem Strich ist eigentlich nur der zu eintönige Gesang von Maurizio Iacono. Das ermüdet rasch beim Zusehen und Zuhören. Ein während dem Auftritt absolvierter Gang durch das Festival-Gelände zeigte eine ungefähre Zweiteilung des Publikums. Somit gab es natürlich schon einige Fans vor der Bühne, die zu ihren Helden aufsahen und heftig abschädelten. Ebenso viele, wenn nicht mehr als die Hälfte der Leute verkrümelte sich jedoch anderweitig und sehnte sich das Ende dieser Stunde herbei. Im audiomässigen Nachgang erscheinen mir die Canucks interessanterweise grooviger als live. Nichtsdestotrotz werde ich diese Truppe künftig ebenso wenig auf dem Radar haben wie vorher. (rsl)


Michael Schenker Fest
Es ist gegenwärtig einfach von einer anderen Welt, was Michael Schenker momentan für eine Zeit durchlebt, respektive in der er machen kann, was er will. Dieses Mal trat er mit drei seiner ersten Sänger auf, namentlich Gary Barden, Graham Bonnet und Robin McAuley. So startete der wieder einmal unglaublich feinfühlig und filigran aufspielende Gitarrist mit Gary Barden und den ersten Alben der MSG-Geschichte. Dabei durften weder «Attack Of The Mad Axeman» noch «Armed And Ready» fehlen. Mit dem Scorpions Instrumental-Track «Coast To Coast» wurde die perfekte Überleitung zum Part von Graham eingeleitet. Einmal mehr fiel der Shouter durch seinen fürchterlichen Kleidergeschmack (diesmal in pink!) auf, welcher Graham mit den Worten "Do you like my jacket?" kommentierte. Mister Bonnet sang «Desert Song» und «Assault Attack» hervorragend. Mit einem weiteren Instrumental aus der MSG-Zeit («Captain Nemo») wurde übergeleitet zum Höhepunkt. Was Robin anschliessend darbot, war wie von einem anderen Stern. «Bad Boys», «Love Is Not A Game» und «Save Yourself» waren Göttergaben, wie sie heute nur noch selten zu hören sind, zusammen mit Trommler Ted McKenna, Bassist Chris Glen und Steve Mann an den Keyboards sowie an der zweiten Gitarre. Damit hatte Mister Schenker eine unglaublich tighte und banddienliche Mannschaft an Bord. Endlich sind auch die Drums wieder so zu hören, wie sie sein müssen - Auf diesem Teppich konnte sich Michael nach Herzenslust austoben und bot bei «Rock Bottom» einen Soloausflug, der Seinesgleichen sucht. Auch dank Robin gewann die Truppe an Sympathie-Punkten. "Guten Abend Deutschland, wie geht’s?" Er ist einfach ein Gewinn für die Band und ein Sänger, den man einfach lieben muss. Von Starallüren war weit und breit nichts zu sehen. Zudem suchte er immer wieder den direkten Kontakt zum Publikum, war ständig in Bewegung und nutzte den Laufsteg. "Is a doctor in the house?", was folgte war klar. Mit «Doctor Doctor» beendete das Michael Schenker Fest sein Konzert. Es war wirklich ein Fest und was für eines. In meinen Augen sogar headlinerwürdig, auch wenn HammerFall danach als passende Abschluss-Truppe aufspielten. (tin)



HammerFall
Die Ankündigung der Schweden als abschliessender Headliner des dritten und letzten Festivaltages erzeugte zuerst nicht nur lauten Beifall. Nicht wenige Fans fragten sich, ob die einstige Power/True Metal Macht immer noch gross genug sei für sowas. Mir ging es ähnlich, denn nach der Blütezeit in den 2000er-Jahren, das heisst anfangs bis etwa zum Album «No Sacrifice, No Victory» (2009), riss der Faden etwas. Zwei Jahre später erschien der Nachfolger «Infected», und dass heute Abend davon kein einziger Song gespielt wurde, spricht für sich selber. Gut, von «Threshold» (2006) spielten sich auch nichts. Die Arä vom Debüt «Glory To The Brave», mittlerweile zwei Dekaden alt, gehört indes nach wie vor zur DNA von HammerFall, aber diese Zeit bis hin zu «Crimson Thunder» (2002) sprach mich überhaupt nicht an. Spätestens ab (r)Evolution (2014) und dem aktuellen Album «Built To Last» (2016), inklusive neuem Platten-Deal bei Napalm Records, ist jedoch wieder spürbar Zug drin und die Band definitiv zurück im Geschäft. Dass dem wirklich so ist, stellten Sänger Joacim Cans und seine Truppe schon bald unter Beweis. Da war erstens mal das übergrosse wie oberfette Backdrop, was optisch vorneweg für den richtigen Rahmen zur Show sorgte. Zweitens stand dazu das Schlagzeug von Johan Kullberg erhöht auf einem Podest, ergänzt um weitere Bühnenelemente. Nicht fehlen durfte natürlich das Element Feuer, und davon gab es im weiteren Verlauf noch einiges in Form von hohen Gasflammen-Lanzen zu sehen. Ausserdem schön anzusehen war der gut gefüllte Platz vor der Bühne, denn erst so entsteht das richtige Gefühl und die entsprechende Stimmung.

Diese entflammte sich buchstäblich ziemlich rasch, als HammerFall mit dem schnellen Opener «Hector's Hymn» keine Gefangenen machten und gleich anschliessend den Hammer-Rocker «Riders Of The Storm» vom Stapel liessen, gefolgt vom nicht minder und schwer wie hymnisch abrockenden «Blood Bound». Von da an hatte die Schweden das Spiel schon gewonnen und konnten mit der grossen Kelle anrühren, respektive den Hammer schwingen. Nicht fehlen durften Publikumsmagnete wie «Any Means Necessary» (über 19 Millionen Views bei YouTube) und «Last Man Standing» (über 20 Millionen Views). Der Mitsingfaktor war gross und die Fans antizipierten wunderbar. Kein Vergleich zum Vorabend mit Vince Neil und auf Augenhöhe mit Saxon. Doch HammerFall hatten nicht nur eine ausgewogene Setliste am Start, sondern stellten mit Draupner gleich eine 3-köpfige Truppe als Guests aus der Heimat vor. Dies waren Henning Andersson (5-string Violin), Görgen Antonsson (Violin) und Tomas Lindberg (Guitar, Mandola, Bosoki), die den Song «Between Two Worlds» gleich mal alleine (!) performen durften, ehe sich Joacim Cans zu «I Believe» wieder einklinkte. Durch die akustischen Instrumente wurde die eh schon geile Ballade zusätzlich aufgewertet. Die drei Musiker durften dann bis zum Ende der regulären Show zusammen mit der Band performen. Beim schnellen «The Dragon Lies Bleeding» ging das Trio soundmässig natürlich völlig unter, aber optisch hängten sie sich voll rein. Die Überraschung war auf jeden Fall gelungen. Im Zugabenteil durften sie beim abschliessenden Smasher «Hearts On Fire» dann sogar nochmals ran. Ob das nun headlinerwürdig war? Aber sowas von! (rsl)


 
In der Halle am Samstag (3. Tag)

Axxis
Wer nun dachte, dass die BYH!!!-Meute nach insgesamt vier Tagen (inklusive der Pre-Show) mit lautem Sound genug bekommen hat und sich die abschliessende Hallen-Show schnöde ans Bein streicht, sah sich getäuscht. Im positiven Sinne natürlich, denn als Axxis um Punkt 23.00 Uhr die Bühne enterten, vermochte schon nur der Opener «Heavy Metal Brother» die letzten Reserven eines zu diesem Zeitpunkt schon ansehnlichen Publikums frei zu setzen. Doch es sollte noch viel geiler ausgehen, denn wer Bernhard Weiss und seine Jungs schon mal live gesehen hat, wusste um die absoluten Live-Qualitäten dieser altgedienten Band. Man musste als beinharter Thrash, Death oder Black Metaller nicht mal Fan der Deutschen sein, aber die freigesetzte Energie, gekoppelt mit eindringlichen Melodie-Lines und zwingenden Mitsing-Parts, erreichte jeden in der Halle, egal ob ganz vorne am Gitter oder hinten stehend. Dabei spielte es keine Rolle, ob Speedster wie «Tales Of Glory Island» oder satte Rocker der Marke «Little War» mit der gleichen Inbrunst vorgetragen wurden. Mit jedem Song mehr stieg die Stimmung merklich an, und schon nur das erleben und spüren zu dürfen, kann mit nichts anderem aufgewogen werden! Spätestes bei «Hall Of Fame» explodierte die Messehalle richtiggehend und die Mega-Party nahm ihren Fortgang.

Bevor der Peak dieser absoluten Hammer-Show erreicht wurde, vermochte jedoch auch Halbballa-deskes der Sorte «Queen Of The Wind» oder «Touch The Rainbow» voll zu punkten. Hierzu holte Bernie spontan einen etwa 10-jährigen Jungen (Jakob hiess er), auf die Bühne, und der durfte dann, zusammen mit der Band, bei einer Trommeleinlage mitwirken. Diesen Abend wird der Youngster in mehrfacher Hinsicht nie mehr vergessen, denn nach dem (zu hastigen?) Trinken von Wasser und Wohl etwas "überfordert" durch die ganze Situation, musste sich der Kleine unvermittelt übergeben. Bernie reagierte jedoch gelassen wie cool darauf und bescherte dem angehenden Metal-Fan den Abend seines bisherigen Lebens schlechthin! Danach powerten Axxis unbeirrt weiter mit «Heavy Rain», und dann stellte sich beim Mitsingen von «My Little Princess» die erste fette Gänsehaut ein, so laut kam das vom Publikum zurück. Doch es ging gar noch mehr und zwar bei den Zugaben! Zuerst flog bei «Living In A World» echt fast das Dach weg und «Kingdom Of The Night» glänzte ebenso. Mit dem Steam-Klassiker «Na Na Hey Hey Kiss Him Goodbye» wurden schliesslich noch die allerletzten Stimmbänder in Mitleidenschaft gezogen. Was übrig blieb, war die unmittelbare Erinnerung an eines der geilsten Konzerte des ganzen Festivals und die Erkenntnis, dass dies draussen auf der Hauptbühne nie so gekickt hätte wie in der Halle drin! (rsl)
 
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