CD-Reviews Juli 2016
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
VIVALDI METAL PROJEKT - The Four Seasons
Pride&Joy Music
Dieses Projekt wurde ins Leben gerufen vom italienischen Keyboarder Misthera und umgesetzt von sage und schreibe 130 Metal- und Klassik-Musikern. Die symphonische Metal-Oper basiert auf Vivaldis Barockkonzerten Die vier Jahreszeiten. Alle Musiker aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen, also hier nur ein paar Namen. Mark Boals, Chris Caffery, Fabio Lione, Dani Löble, Mark Cross, Victor Smolski, Rob Rock und und und...... Aber kommen wir zur Musik, da überzeugt der erste Track "Escape From Hell" schon restlos. Gewaltige Chöre, wechselnder Mann-Frau-Gesang, brettharte Gitarren und unglaublich spannende Melodien. "The Illusion Of Eternity" könnte glatt auf einem Transsiberian Orchestra Album stehen. Vivaldi goes Metal, mit viel Eigenständigkeit, wirklich toll arrangiert. Oder "Vita": Es beginnt mit einem unglaublichen Gitarrensolo, mündet in einen gewaltigen Chorus, wie man es von Lanvalls Solowerk "Pyromantic Symphony" kennt. Dazwischen wunderschöner Frauengesang wechselnd mit einer grandiosen Rockstimme, einfach herrlich. Bei so vielen Sängern hat man zwar völlig den Überblick verloren, wer da was singt, aber egal, es haut den Zuhörer einfach aus den Socken. Und was mir bei dieser Umsetzung gefällt, ist, dass sie nicht nur instrumental dargeboten wird. Das war eine unglaubliche Arbeit, und das Ergebnis - einfach gigantisch. Es ist nicht möglich die Genialität von Misthera und seinen 130 Mitmusikern zu beschreiben, das muss man gehört haben. Hört euch mal "Immortal Soul" an, zum Abheben schön. Und die Prog Nummer "Thunderstorm" mit Chören, Keys, Synthie und Gitarrensoli ist so, dass es dich weghaut. Oder das geniale "The Age Of Dreams"! Ich habe den grössten Respekt vor diesem einmaligen Werk. Nie war Klassik und Metal so verschmolzen in einem Album. Opernstimmen treffen auf Rock Voices. Die Klassik-Musiker der Vergangenheit waren doch nichts anderes als die Metaller des 18. Jahrhunderts! Und hier werden einfach beide Welten miteinander verbunden, und es wurde ein grossartiges Werk erschaffen, einfach genial.
Crazy Beat 
Punkte: 9.8 von 10
FATES WARNING - Theories Of Flight
InsideOut Music/Universal
Wenn man das neue Götterwerk der Amerikaner mit dem letzten Output ihrer Landskollegen von Dream Theater vergleicht, könnte der Unterschied nicht grösser sein und lässt diese ziemlich alt aussehen! Dennoch haben Fates Warning längst nicht deren Stellenwert und kommerziellen Rückhalt in der Prog-Szene. Natürlich ist es cool, so eine Truppe in kleinen Clubs live erleben zu können, aber letztlich werden hier Perlen vor die Säue geworfen, dass es einem in der Seele weh tut. Klar gibt es Erklärungsmodelle, warum die einen erfolgreich wurden und die anderen nicht. Die erste Phase mit John Arch als Sänger, der die 80er bis 1987 prägte und danach das Zepter an Ray Alder abgab, erzeugte zwei Fan-Lager, wobei man das nur Jammern auf allerhöchstem Niveau nennen kann. Dazu gehören stilistische Korrekturen was die Härte angeht, und die neunjährige Pause zwischen den Alben «FWX» (2004) und «Darkness In A Different Light» (2013) war dem karrieremässigen Vorankommen sicher nicht förderlich. Immerhin gelang das kompositorische Comeback ziemlich ordentlich und liess die Gernefans wieder dahin schmelzen. Das wird bei «Theories Of Flight» nicht anders sein. Vor allem die über 10-minütigen Epen «The Light And Shape Of Things» und «The Ghost Of Home» sind Genre-Meisterwerke, die Anno 2016 ebenso begeistern, wie sie das vor 25 Jahren auch getan hätten. Nebst lieblichen Klängen lässt zum Beispiel «Like Stars Our Eyes Have Seen» deutlich und härter ausgerichtet anklingen, wie gut James LaBrie und seine Truppe zu ihren besseren Zeiten mal waren. Solche Alben wie «Theories Of Flight» sind jedoch keine Massenware und verlangen die volle Aufmerksamkeit des Zuhörers. Dass sich erst dann die unzähligen Feinheiten und Facetten heraus schälen, liegt in der Natur der Sache. Das, was Fates Warning hier abgeliefert haben, ist allererste Sahne, und es wäre nun an der Zeit, dass das in der Szene endlich registriert und entsprechend gewürdigt wird. Wem also ein Album namens «The Astonishing» gehörig auf den Sack geht, hat hier das einzig richtige Gegenmittel dazu!
Rockslave  
Punkte: 9.5 von 10
RED HOT CHILI PEPPERS - The Getaway
Warner Bros. Records
Die Chilli Peppers sind zurück. Ja, es war in letzter Zeit still geworden um die Funk-Rocker. Anscheinend hat man Produzentenlegende Rick Rubin (Slayer, unter anderem auch Metallica - schmerz…) nach 25 Jahren vor die Tür gesetzt. Ich kann damit leben, ist er doch verantwortlich für den Katastrophensound der letzten Metallicascheibe … Die 13 Songs sind frisch von der Leber gespielt und wiederum sehr funky arrangiert. Und ja, man wird älter und ist weniger wild als auf dem Bestseller „Blood Sugar Sex Magic“. Für mich immer noch die beste Platte der Kalifornier. Hört euch nur mal die Bassläufe von Flea an, die man jederzeit sehr klar heraushören kann. Die Gitarre hält sich wie fast immer zurück und stellt sich in das Kollektiv des Gesamten. Die 13 Songs haben keinen Filter und auch keinen Hit. Sie sind aber als Gesamtes wie schon erwähnt sehr sehr gut, und sie wachsen mit jedem Durchlauf. The Getaway ist der Ultimative Chill Sound in diesem Sommer und wird den einen oder anderen von euch noch begeistern. Da bin ich mir ziemlich sicher!
Daniel J. 

Punkte: 9.0 von 10
AYREON - The Theater Equation
InsideOut Music/Universal
WOW!! Was für ein Spektakel. Arjen Lucassen bringt eines seiner Meisterwerke, das 2004 erschienene The Human Equation live auf die Bühne. Und zwar 4 Mal im ausverkauften Luxor Theater in Rotterdam. Sieht man sich das Making off an, was man tun sollte, dann versteht man erst den gewaltigen Aufwand, den dieses Spektakel hatte. Von der gesanglichen Seite her ist es Arjen gelungen, die meisten Originalsänger des Albums zu rekrutieren. So sieht beziehungsweise hört man Eric Clayton, Heather Findlay, Magnus Ekwall, sie süsse Marcela Bovio, die stimmgewaltige Irene Jansen, Devon Graves und natürlich die Hauptstimme James La Brie. Neu dabei Anneke Van Giersbergen, Mike Mills und Jermain Van Der Bogt. An den Drums natürlich Arjens Dauer Drummer Ed Warby. Musikalischer Direktor war Joost van den Broek. Arjen selber spielt nicht mit, sondern beteiligte sich nur hinter der Bühne. Damit die Sänger sich auch schauspielerisch richtig austoben konnten, wurde jedem Sänger ein Schauspieler zur Seite gestellt. Das Ganze wurde abgerundet mit einer fantastischen Band und dem Epic Rock Chor. Ihr seht, ein unglaublich riesiger Aufwand mit gerade mal sechs Proben. Musikalisch hält man sich sehr nahe beim Original auf, und das ist auch gut so. So begeistern Songs wie "Day Three: Pain" oder das akustische "Day Four: Mystery" genauso wie das geniale "Day Eleven: Love", mit der zauberhaften Stimme von Heather Findlay, im Gegensatz zur Hammerstimme von Irene Jansen. Oder "Day Seven: Hope" sehr gefühlvoll dargeboten. Und hört euch James La Brie an, im wunderschönen "Reprise Childhood", einfach traumhaft. Auch "Day Thirteen: Sign" haut dich aus den Socken, unglaublich voller Gefühl und die Stimme von Marcela Bovio einfach grossartig. Ganz zum Schluss lässt sich dann Arjen noch blicken und feiern vom begeisterten Publikum. Ich kann hier einzelne Songs rauspicken, aber man sollte das Werk im Ganzen geniessen. Am besten ihr bestellt euch die Book Version mit 2 CDs, 2 DVDs und einer Blu-ray. Arjen, Joost van den Broek und die vielen verschiedenen Musiker haben Human Equation zum Leben erweckt und ein unvergessliches ganz grosses Stück Prog Rock Live Geschichte geschrieben. Unbedingt kaufen und die DVD geniessen. Dieses Meisterwerk gehört in jeden Prog Liebhaber Haushalt, absolute Pflicht!
Crazy Beat    
Punkte: keine Wertung
HEAVENWOOD – The Tarot Of The Bohemians – Part I
Massacre Records/Musikvertrieb
Interessant, sehr interessant… Die Portugiesen von Heavenwood haben nach „Abyss Masterpiece“ nun den neuesten Longplayer am Start, das erste von zwei Werken offensichtlich. Leider kenne ich persönlich den Vorgänger (noch) nicht, aber im direkten Vergleich zu „Redemption“ fällt sofort auf: Die Jungs haben eine klare Vorstellung davon, wie der Sound zu klingen und das Gesamtwerk zu sein hat. Ich gehe davon aus, dass man auch deswegen diese Scheibe auf den Tarot-Bereich angesetzt hat, alle Titel sind einer bestimmten Karte gewidmet (bis auf den 13. Track, der ist ein Remake Songs „Frithiof’s Saga aus der „Diva“-Scheibe von 1996). Die Mucke als solches könnte man mit Dark/Death/Melodic Metal mit modernen Prägungen beschreiben – da fallen Namen wie Tristania oder auch Paradise Lost ein, welche ja einen Bogen in eine ähnliche Richtung geschlagen haben. Anway, Heavenwood haben zu Unrecht nach wie vor ein Underground-Feeling, vieles ist wahrlich nicht über sie zu lesen gewesen in all den Jahren. Das ändert sich hoffentlich jetzt, denn der Sound ist wuchtig, heftig, melodisch und dennoch berührend, was man mit „The High Priestess“ (und einem schönen, aber auch verwirrenden Video) unter Beweis stellt. Interessanterweise sind in diesem Track sowohl die ruppige wie auch die fragile Seite von Heavenwood sehr gut zu erkennen – zeitenweise klingt der Gesang, wie wenn Vorph von Samael hinter dem Mikro gestanden hätte (die Mucke erklingt hierbei ebenfalls sehr Samael-ähnlich), im Refrain jedoch wird clean gesungen, mehrstimmig, und es klingt alles sehr hymnisch, wie Blind Guardian auf düster – absolut faszinierend. „The Wheel Of Fortune“ hat sogar einen In Flames/Degradead-Einschlag, welcher dann nahtlos mit Heavenwood’schen Trademarks ergänzt wird.Bei „The Hanged Man“ hat man als einzigen Track eine Frauenstimme im Vordergrund – Sandra Oliveira macht mit ihrer eher tieferen Stimme einen echt guten Eindruck. Ich könnte jetzt hier noch mehr ins Detail gehen, noch mehr Sachen auflisten, die mir beim Durchhören aufgefallen sind, aber hey – ich gebe euch allen da draussen einen Tipp: Wenn ihr auf eher düsteren, gothisch angehauchten Metal ohne übertriebenen Pathos und Geseiere steht, dann seid ihr bei Heavenwood goldrichtig! Mehr bleibt nicht zu sagen – wie es mein Kollege Hardy hier doch immer so schön ausdrückt: unbedingt reinhören!
Toby S. 

Punkte: 9.0 von 10
INTER ARMA - Paradise Gallows
Relapse Records
Das dritte vollständige Album des Quintetts aus Richmond, Virginia bietet acht überlange Songs und ein Intro irgendwo in der Schnittmenge von Death/Doom, PsychSludge und 70s-Prog. Ein massiver Bastard aus langsamen Morbid Angel, neueren Mörk Gryning und älteren Zatokrev mit arschcoolem Drumming, obsidianschwarzen Lavariffs, süchtig machenden (Twin-)Leads sowie Klavierpassagen, Noise, Feedbackorgien und Gesang der zwischen harscher Verfälschung, (cleaner) Epik und verhallten Growls pendelt. Die Produktion ist dynamisch, warm, kraftvoll und transportiert dadurch jedes Gefühl und jede noch so kleine Stimmungsschwankung direkt in dein Stammhirn, pures Gänsehautmaterial. Nichts für Ein-Lied-Hörer sondern ein Werk, dass erst in seiner 71-minütigen Summe so richtig aufgeht und mit seinen vielen Stimmungen, Details und schierer Kraft für viele Stunden unglaubliches Charisma verbreitet. Und auch nichts für Modern Metal Anhänger, denn hier gibts soundtechnisch roh und ohne doppelten Boden ordentlich Zunder in die Flinte! Bin sofort und nachdrücklich Fan geworden. Reinhören!
Hardy 

Punkte: 9.0 von 10
VANDERCASH - Scars & Tattoos
Empire Records
Seit dem 2013er Debüt „Restless Ghost“ ist es bei Vandercash zum grossen Stühlerücken gekommen. Von der damaligen Formation ist gerade noch Gitarrist, Band-Urgestein und Mastermind Donny Eberli übriggeblieben, und das einstige Powertrio ist zum Quartett angewachsen. Kann man jetzt sagen, (fast) neue Band, neues Glück? Meine Ohren und mein Herz sagen ganz klar ja. War der Sound auf „Restless Ghost“ noch durch stilistische Vielfalt geprägt, hat die Band jetzt eine äusserst gesunde Kurskorrektur in Richtung Rock ’n‘ Roll vorgenommen, was meines Erachtens die absolut richtige Entscheidung war. Rocker der Sorte „Empty Highway“, „Scars & Tattoos“, „Vandercash“, „The Boxer“ und noch etliche andere machen nicht nur musikalisch enorm viel Spass, sondern glänzen auch durch die neu hinzugewonnene Street Credibility, was nicht zuletzt den lebensnahen Texten von Neu-Sänger Antonio Scevola zuzuschreiben ist. Mit etwas über 52 Minuten Spielzeit ist das Teil auch richtig lang geworden und bietet somit viel Platz für zahlreiche flotte Tracks, die zum Bangen und Feiern einladen. Um die ganze Sache etwas aufzulockern, man muss ja nicht zwingenderweise durchgehend Gas geben, hat man unter die zehn Abgehnummern noch vier akustische Balladen gemischt, an und für sich nicht mein Ding, aber in diesem Kontext genau richtig, zumal auch hier die Texte zuweilen echte und sehr persönliche Erfahrungen widerspiegeln, was den Nummern trotz der Machart jeglichen übersüssen Zuckerguss wegnimmt und dafür eine eher bittersüsse Note verleiht. Die wirklichen Grosstaten hat die Truppe in geschickter Voraussicht auf der zweiten Albumhälfte parkiert. „The Boxer“, der einzige Song, der sich noch wirklich an den „alten“ Vandercash orientiert, brilliert durch ein Celtic Frost/Rammstein-Brachialriff, welches dann überraschenderweise durch einen sehr melodischen und kraftvollen Refrain abgelöst wird. „Pleased To Meet Me“ hingegen bricht Dir mit seinem unwiderstehlichen Drive umgehend den Nacken, und „Blood On My Soul“ fängt zwar relativ simpel und voraussehbar an, blüht dann aber im wunderschönen Refrain mit der absolut geilen Hookline richtiggehend auf. Kann da noch etwas Grösseres kommen? Ja, es kann, und zwar die abschliessende Nummer „Flushing Meadows“. Southern Rock mit richtig dicken Bullenklöten trifft auf Modern Rock, mit diesem Track haben Vandercash ihre eigene, grosse Bandhymne erschaffen, die mir bei jedem Durchlauf eine dicke Gänsehaut verursacht, bitte mehr, viel viel mehr davon, das ist ganz grosses Ohrenkino! Fazit: Vandercash haben sich verglichen mit dem Debüt um 100% gesteigert, die Jungs sind auf genau jenem Kurs, den sie unbedingt beibehalten sollten!
Mirko B. 

Punkte: 9.0 von 10
STRATOVARIUS – Best Of (3 CDs)
earMusic/Phonag
Was soll man noch gross zu der schwedischen-finnischen Gemeinschaft sagen, bei der lange Zeit Wundertrommler Jörg Michael in die Felle haute? Eben. Mit Alben wie «Episode», «Visions», «Destiny» und den beiden «Elements»-Scheiben war die Truppe auf dem Sprung nach ganz oben. Allerdings brachte die labile Art von Bandleader Timo Tolkki die Truppe ins Straucheln und was erst so vielsprechend aussah, flog mächtig auf die Schnauze. Von diesem Schock erholte sich die Truppe nie mehr. Auch wenn Stratovarius noch heute die Konzerthallen gut füllt, an die grossen Momente von damals konnte und kann der Fünfer nicht mehr anknüpfen. Was aber geblieben ist, sind die tollen Lieder, die hier verteilt auf drei CDs zu hören sind. 29 Hits aus der kompletten Historie plus elf Live-Tracks vom Auftritt in Wacken 2015 sind enthalten und die neue Nummer «Until The End Of Days» krönt diese Scheibe. Wer noch nie den Charme der verspielten Power Metal-Nummern von Stratovarius erlag, kann sich hier bedenkenlos bedienen und findet garantiert mit den Hits «Eagleheart», «Speed Of Light», «S.O.S.», «Will The Sun Rise?», oder der Ballade «Winter Skies» bestes Material. Die Verbindung aus heftigen Drums, klassischen Keyboards und griffigen Gitarren bleibt unerreicht in diesem Bereich und hebt damals wie heute Stratovarius aus der Masse heraus.
Tinu 

Punkte:
keine Wertung
WITHERSCAPE – The Northern Sanctuary
Century Media/Universal
Hach ja, Witherscape – seit ich ihr Debut damals 2013 in den Fingern hielt, konnte ich noch nicht abschätzen, was mir persönlich dieser Sound bedeuten würde – zumal er eh sehr schwierig zu beschreiben ist, nach wir vor: Im Prinzip kann man von einer düster angehauchten Heavy Metal-Version sprechen, die mit zahlreichen Wendungen und überraschenden Parts versehen wurde. Dazu kommt noch der unvergleichliche Gesang des guten Herrn Dan Swanö, einem der zahlreichen Arbeitstiere und Tausendsassas der metallischeren Musikgeschichte (ich erwähne nur Bloodbath, Nightingale oder Edge Of Sanity) – er singt, schreit, knurrt und growlt sich durch die 9 Tracks, dass es eine wahre Freude ist. In jedem Track sind prinzipiell alle Trademarks zu finden, die Witherscape ausmachen und sich seit „The Inheritance“ nicht grossartig verändert haben – viel Melodie, eine Prise Düsternis/Horror, elektronische Einsprengsel, Tempi-Wechsel, Stil-Wechsel, viel Atmosphäre, beinahe schon hymnische Klangarten… es gibt so viel zu erwähnen, da werde ich nie fertig. Also lasse ich es sein und gebe der werten Hörerschaft zwei Dinge mit auf den Weg: Erstens könnte man seeehr grob den Sound von Witherscape als Dark/Progressive/Symphonic Rock/Metal beschreiben, und zweitens, dass man sich diese Perle keineswegs entgehen lassen sollte. Die beiden Herren Swanö und Widerberg wissen sehr genau, was sie tun und wie sie es am besten erschallen lassen können. Ist natürlich nix für die 08/15-Fraktion, aber die hat nach den ersten Klängen eh abgeschaltet.
Toby S. 

Punkte: 9.0 von 10
IF THESE TREES COULD TALK – The Bones Of A Dying World
Metal Blade/Sony Music
If These Trees Could Talk sind zurück. Und wie! Wie man sie kennt und liebt, erschaffen sie einmal mehr nachdenkliche Postrock-Klangwelten voller Atmosphäre. Wer hier Partykracher oder Headbangmaterial erwartet, wird enttäuscht werden. Geboten wird hingegen Melancholie und Tiefgründigkeit vom Feinsten. If These Trees Could Talk werden ihrem Namen gerecht, da ihren Songs eine uralte Weisheit und Ursprünglichkeit zugrunde liegt, die vergebens ihresgleichen sucht. Der bewusste Verzicht auf Vocals verstärkt diesen Eindruck zusätzlich und regt zu Träumereien und Gedanken an, die weit über blosse Unterhaltung herausgehen. Die Jungs aus Ohio verstehen ihr Handwerk und erschaffen mit ihrem eigenen instrumentalen Stil epischen Post Rock vom Feinsten. Für eingefleischte Headbanger ist die Kost von If These Trees Could Talk wohl etwas zu schwer. Wirkliche Kritik ist hier aber dennoch nicht angebracht, da es ganz einfach absolut nichts an «The Bones Of A Dying World» auszusetzen gibt. Bei mir läuft die Scheibe rauf und runter, ohne ihren Reiz zu verlieren.
Mario F.
Punkte: 9.0 von 10

SPELLCASTER - Night Hides The World
Prosthetic Records
Wie gut, dass es Infosheets und das Internet gibt! So ist rasch in Erfahrung zu bringen, dass Spellcaster aus den Staaten, genauer aus Portland, stammen und 2009 gegründet wurden. Damals firmierte die Truppe aber noch unter dem Namen Leatherwitch. Inzwischen gab es noch Wechsel im Line-Up und eine songwriterische Findungsphase, die sich über die ersten zwei Alben zog. Mit dem dritten Wurf «Night Hides The World» wollen die Amis nun auch ausserhalb ihrer Heimat was reissen. Nach eigenem Bekunden war das Gefühl als Band nie besser und das sollte auch das Fazit zur "alles oder nichts" Scheibe Nummer drei sein, respektive werden. Spellcaster haben sich dem klassischen Heavy Metal veschrieben und verweisen in diesem Zusammenhang zu Metal Church und Sanctuary. Klingt somit interessant, zumindest mal auf dem Papier. Dass es damit in der Tat was auf sich hat, beweist bereits der flotte Opener «Aria», der alle Genre-Ingredienzien aufweist und gerade mit der Türe ins Haus fällt. Der Titeltrack beginnt darauf mit sehr melodiösen Guitar-Lines, gefolgt hammergeilen Vocals von Tyler Loner und toller Solo-Arbeit an den Klampfen. Ein Wahnsinntsrack, der einen schon nach dem allerersten Anhören bei den Eiern packt! War der erste Song noch thrashig aufgebaut, setzt sich das melodische Element auch bei «The Lost Ones», gepaart mit schnelleren Parts, fort. Spätestens hier hört man den grundsätzlich herrlich röhrenden Basssound von Gabe Franco heraus, der gleichzeitig Ausdruck der Top-Produktion von Zack Ohren (All Shall Perish, Exmortus) ist. Doch Spellcaster haben noch weit mehr auf dem Kasten, was mit dem genialen und über siebenminütigen Kracher «Betrayer» bewiesen wird, wo Tyler Loner einmal mehr brilliert und der Song mit sehr abwechslungsreichem Aufbau glänzt. Zudem habe ich habe in der letzten Zeit kaum eine andere neue Band gehört, die hier das Haupt-Riff à la alte Metallica so gekonnt in den eigenen Sound einbaut. Die metallische Kür wird auch bei «I Live Again» fortgeführt, wo etwas unterschwellig mitunter auch Iron Maiden gehuldigt wird und das schnellere «The Accuser» macht ebenso keine Gefangenen. Gleiches gibt es zu «The Moon Doors» und «Prophecy» zu vermelden, wobei der siebeneinhalbminütige Schlusstrack nochmals alle Register zieht. «Night Hides The World» ist erfreulich gut geworden und gehört zu meinen gegenwärtigen Playlist-Faves. Hoffentlich setzen die Jungs bald mal nach Europa rüber!
Rockslave   
Punkte: 9.0 von 10
CRAZY LIXX – Sound Of The LIVE Minority
Frontiers Music/Musikvertrieb
Ein Meilenstein einer Band ist immer auch eine Live-Scheibe, verkündet Sänger Danny Rexon. Und mit «Sound Of The Live Minority» haben die Sleazer auch einen verdammt geilen Meilenstein abgeliefert. Aufgenommen wurde das Live-Album 2015 am «Bang Your Head»-Festival. Keine Ahnung an was es damals lag, dass ich die Show der Hardrocker nicht zu Ende schaute, aber auf dieser Scheibe macht das Quintett alles richtig. Das Drum haut direkt in die Magengrube, die Gitarren riffen sich um den Verstand und der Bass drückt mächtig. Dazu schreit sich Danny die Kehle aus dem Leib und der Party steht nichts mehr im Weg. Lieder wie «Look Up Your Daughters» lassen niemals das leicht schmutzige Gefühl vermissen, dass die Jungs sprungbereit sind für den nächsten Flirt. Bei diesem Track solieren sich Andreas Z Eriksson und Jens Lundgren um den Verstand und wer bei einem solchen Lied ruhig stehen bleibt, hat noch nie seinen Liebeskummer mit fetten Gitarren und dem gestreckten Mittelfinger besiegt. Geil erklingen auch die Fanreaktionen vor «Heroes Are Forever». Auch diese Nummer besticht durch Dokken-artige Gitarrenparts, gepaart mit der Wildheit der ersten beiden Mötley Crüe-Alben. Was bei den Liedern auch immer wieder stark im Mittelpunkt steht sind die mehrstimmigen Chöre, die auch einer Nummer wie «Whisky, Tango, Foxtrot» den nötigen Drive geben. Die Schweden - und genau hier liegt auch das Geheimrezept des Erfolges verborgen - lügen nicht und rocken ohne Wenn und Aber. Snippt mit den Fingern, wie von Danny bei «My Medicine (R.O.C.K.)» gefordert und taucht in die vielfältige Welt der Nordländer ein. «Sound Of The Loud Minority», «Riot Avenue» und «Road To Babylon» nehmen euch gerne mit auf eine Zeitreise. Mit einer kleinen Träne vermisse ich meinen momentan absoluten Lieblingstrack von Crazy Lixx, «Only The Dead Know», der mir momentan den nötigen Arschtritt gibt. Ansonsten haben die Schweden ein Hammer Live-Album veröffentlicht.
Tinu   
Punkte: keine Wertung
WHITECHAPEL - Mark Of The Blade
Metal Blade/Sony Music
Whitechapel erfreuen sich in den Staaten hoher Popularität. Ihr deftiger Deathcore geht voll in die Eingeweide des Hörers. Jetzt feiern sie ihr zehnjähriges Jubiläum, und das mit einem Album, das sich wiederum weiterentwickelt hat wie die anderen früheren Platten der Amis. Was ist anders? Vielleicht ist man ein wenig vom Gaspedal zurückgetreten und lässt mehr Spielraum für groovige Töne. Auch hört man cleane Vocals von Sänger Phil Bozeman die man vorher nie zu erträumen gewagt hätte. Alles in allem sind die elf Tracks vielseitige Knüller, die das enorme Potenzial der Amis zeigen und die sie nochmal eine Schippe bekannter werden lässt - in den Staaten notabene. Zeitgemäss guter Metal!
Daniel J. 

Punkte: 8.9 von 10
ANDERSON / STOLT - Invention Of Knowledge
InsideOut Music/Universal
Die beiden Herren dürfte ja wohl jeder echte Proggie kennen. Sollte das jemand nicht, Roine Stolt ist der Chef der Schweden Prog Band Flower Kings und auch bei den Super Proggies Transatlantic mit an Bord und Anderson die Stimme, oder sagen wir ehemalige Stimme der Ur-Proggies Yes. Eine durchaus interessantes Zusammentreffen. Auch mit dabei am Bass Jonas Reingold und noch viele mehr. Musikalisch schippert man natürlich im Prog Rock irgendwo zwischen Yes, Flowerkings, Kaipa und Konsorten. InsideOut Chef Thomas Waber brachte die beiden zusammen und das Ergebnis hören wir hier. Mehr als eine Stunde gibt’s hier total verspielten, sehr abwechslungsreichen Prog Rock mit Andersons unverkennbarer Stimme, dazu die einmaligen Solis von Roine Stolt. Natürlich drückt hier überall Yes durch, aber das ist ok und wird ja auf höchstem Niveau zelebriert. Es braucht eine Weile bis man drin ist in "Invention Of Knowledge", da es hier halt schon komplex zur Sache geht. Aber nach jedem Durchlauf öffnet sich die Welt von Anderson und Stolt dem Zuhörer etwas mehr, und man kann anfangen, den Rundling richtig zu geniessen. Hervorheben kann man hier keine einzelnen Tracks, man muss und sollte dieses Werk als Ganzes erleben. Es gibt hier so viele wunderschöne musikalische Details und gefühlvolle Momente. Die beiden Herren haben hier mit ihren musikalischen Helfern ein ganz tolles Album kreiert, das nahtlos an alte Yes und Flower Kings Alben anknüpft und die Welten der beiden miteinander verknüpft, auf eine Weise der man sich nicht entziehen kann, ganz grosses Prog Rock Kino.
Crazy Beat 

Punkte: 8.9 von 10
LANFEAR – Code Inherited
Pure Legend Records/Musikvertrieb
Die deutschen Prog Power Metaller Lanfear sind sich auf ihrem siebten Album treu geblieben – und das ist gut so! Denn wieso etwas ändern, wenn man a) bereits einzigartig klingt, b) seinen Stil bereits sehr offen definiert hat und so c) jede Änderung typisch für die Band ist. Lanfear schaffen es also erneut, Eingängigkeit mit progressiven Strukturen zu verflechten und damit ein spannendes Gesamtbild zu kreieren. Höhepunkte sind das sehr lockere und spassige „Summer Of 89“ und mit fast 11 Minuten das quasi Gegenstück „The Code Inherited“. Aber auch die restlichen sechs Lieder überzeugen mit ihrem einzigartigen Sound. Nach wie vor erinnern mich Lanfear von der Stimmung und Gesang her an Evergrey, ohne diese nur im Ansatz zu kopieren. Legt man die Qualität dieser Scheibe offen hin und vergleicht sie mit der vermeintlichen Konkurrenz, bleibt es ein Rätsel, wieso Lanfear nicht zu den ganz grossen Bands zählen. Fehlt es an den richtigen Kontakten, dem Quäntchen Glück oder an der möglichen Ignoranz des Heavy Metal-Publikums? Wieso auch immer. Ihr, liebe Leser, habt die Macht, dies zu ändern. Hört in dieses Album rein, übermailt sie mit der Bitte, Live zu spielen und wer weiss, vielleicht dürfen wir Progger an Festivals bald wieder die Nicht-Progger mit einer weiteren „eigenen“ Band ärgern.
Roger W.   
Punkte: 8.8 von 10
DORO – Strong And Proud (Live)
Nuclear Blast/Warner
30 Jahre ist Doro Pesch im Geschäft und in diesen drei Jahrzehnten konnte sie immer auf ihre sehr treue und loyale Fangemeinde bauen. So überrascht es auch nicht, dass die Fanreaktionen auf dieser Live-CD extrem laut und authentisch sind. Die hier vorliegende CD beinhaltet 14 Hits der Doro- und Warlock-Karriere. Nörgler könnten jetzt wieder sagen, dass die Düsseldorferin seit ihrer Warlock-Zeit keine Hits mehr geschrieben hat. Dazu sollten diese Zweifler allerdings «On The Run», «Save My Soul», «Raise Your Fist», «Revenge», «Rock Till Death», oder «You’re My Family» hören. Alleine diese Tracks beweisen, dass Doro noch immer ein verdammt gutes Gespür für tolle Melodien, Refrains und Songs hat. Dass bei den «old school metal» Tracks, wie Frau Pesch so schön sagt und bei «Earthshaker Rock», «Hellbound», oder dem Oberhit «All We Are» die Matte kreist und der Bär tanzt, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wenn dann noch Udo Dirkschneider bei «Balls To The Wall» kreischt und der Dio-Hit «Egypt» zum Highlight wird, kann nichts mehr schief gehen. Da man zum 30-jährigen ruhig auch mal klotzen und nicht nur kleckern darf, erscheint neben der Live-CD auch eine dicke 3-er DVD mit Konzerten der Metal-Lady und einer fetten Behind The Curtain-Dokumentation. Daneben werden die 30 Anniversary-Shows mit vielen Gästen in Bild und Ton festgehalten. Die Lady zeigt allen nochmals, dass sie zu Recht zu den führenden Metal-Grössen gehört und serviert mit «Strong And Proud» eine fantastische Angelegenheit.
Tinu
   
Punkte: keine Wertung
THE VISION BLEAK – The Unknown
Prophecy Productions
Nachdem die Vorab-EP The Kindred Of The Sunset von meiner Wenigkeit als sehr schöner Appetizer wohlwollend bewertet worden war, ist nun die Zeit gekommen, das eigentliche Werk der Deutschen zu bewerten. Wobei dies nicht ganz einfach ist – denn The Vision Bleak bleiben zwar ihren Trademarks treu, das ist nach wie vor so, aber sie haben sich aus dem doch relativ eng gesteckten Areal des ‚reinen‘ Horrors hervorgewagt. „Witching Hour“ war die sozusagen eingängigste Scheibe des Duos, aber auch die gefährlichste – denn man hätte es sich, wie zahllose andere Bands auch, auf diesem Bett bequem einrichten können und hätte vermutlich kommerziell keine grösseren Schwierigkeiten zu Gesicht bekommen. Doch was machen die Herren Konstanz und Schwadorf? Sie entscheiden sich, eben dies nicht zu tun und wagen sich in eher unbekannte Gefilde – in „The Unknown“. Wobei, so unbekannt ist das Werk eigentlich nicht, denn, wie erwähnt, die Erkennungsmerkmale sind geblieben – dies ist beispielsweise in Songs wie „Into The Unknown“, „The Kindred Of The Sunset“ oder „The Whine Of The Cemetery Hound“ (die letzten beiden Tracks sind auch auf der EP zu finden) sehr gut herauszuhören.

Bei den anderen Songs herrscht der Aufbruch in andere, eher metallischere Regionen vor, man entfernt sich von den ‚reinen‘ Horror-mässigen Klängen und wagt beispielsweise in „From Wolf To Peacock“ eher old school-mässig die Herangehensweise an die Texte beziehungsweise die gesamte Atmosphäre. „The Fragrancy Of Soil Unearthed“ hat sogar klassische Metal-Ansätze in petto, streckenweise schimmern alte Metallica durch – eher ungewohnt, aber interessanterweise dennoch passend. Die Bonustracks (welche natürlich NICHT zur Rezension vorlagen, danke hierfür an die Labels – The Vision Bleak haben ihren Sound seit jeher mit allen Tracks vollends zur Geltung gebracht) hätten sehr gut auf die reguläre Scheibe gepasst – „The Ghost In Me“ ist beinahe schon klassischer The Vision Bleak-Stoff mit einem Schuss des Unbekannten, sehr eingängig. „Luster Nocturnal“ könnte von einer Gothic-Band am Anfang der 90er stammen – getragen, episch, erinnert sachte an Tiamat oder Theatre Of Tragedy. Fazit: „The Unknown“ ist typisch The Vision Bleak – und gleichzeitig auch nicht. Deswegen ist die Wertung auch nicht ganz so hoch wie sonst – Fans und Kenner können gerne 1.25 Punkte dazu zählen. Wer mit gewissen Experimenten kein Problem hat und auch nur sachte was mit Horror/Dark Metal anfangen kann, der ist in diesem düsteren Reich mehr als nur willkommen. Allen anderen sei mindestens ein Ohr voll empfohlen, allerdings auf eigene Gefahr – es kann sein, dass man diese Welt der Dunkelheit nicht mehr verlassen will.
Toby S.   
Punkte: 8.7 von 10
CIRCA - Valley Of The Windmill
Frontiers Music/Musikvertrieb
Yes Original Keyboarder Tony Kaye und Bassist Billy Sherwood sind Circa, eine Prog Rock Band mit, natürlich, musikalischen Wurzeln ihrer Band oder auch ex Band Yes. Zusammen mit Drummer Scott Connor und Bassist Rick Tierney präsentieren uns die Briten die vier Track CD "Valley Of The Wind". Etwas über 50 Minuten lang wird der Zuhörer verwöhnt mit wunderschönem, lebendigem und abwechslungsreichem Prog Rock. "Silent Resolve", der erste Track bietet schon 14 Minuten verspielte Melodien, Breaks und tolle Gesangsmelodien, die mich eher an Kino oder Arena erinnern. Auch der zweite Track "Empire Over" schlägt in die gleiche Kerbe, wobei auffällt das die Drums hier besonders interessant gespielt sind. Sehr lebendig, immens wie Scott hier wirbelt, das macht die ganze Geschichte sehr spannend. Der Titel-Track beginnt ruhig mit akustischer Gitarre und sehr gefühlvollem Gesang, um später etwas Fahrt aufzunehmen und mit einem wunderschönen Gitarrensolo zu glänzen. Beim knapp 20 Minuten langen Finale "Our Place Under The Sun" ziehen die Briten dann alle Register ihres Könnens und überzeugen nochmals mit einem grandiosen Prog Rock Long Track. Macht echt Spass sich das Teil reinzuziehen und zu geniessen. Geniale Orgelsoli, starke Breaks, tolle Gitarren und eben sehr spritzige Drums und interessante Gesangslinien beenden ein grosses Prog-Album, das sich kein Proggie entgehen lassen sollte.
Crazy Beat   
Punkte: 8.7 von 10
ASSIGNMENT - Closing The Circle
Massacre Records/Musikvertrieb
Progressiver Power Metal aus Deutschland mit einem stimmlich starken Diego Valdez am Mikro, der nicht selten an Ronnie James Dio erinnert. Schon gut erkennbar beim Opener "Evolution" - ein lebendiget treibender Prog Song mit viel Melodie und grandios gespielten Gitarren. "Closing The Circle" nicht weniger interessant: stimmlich ein Gemisch aus Dio und Jorn Lande. Oder hört euch mal den Anfang von "Presence Of Death" an. Unglaublich gespielt und trotz sehr anspruchsvoller instrumentaler Spielweise bleibt die Gesangsmelodie im Vordergrund. Genau so spielt man Prog-Power Metal. Auch das musikalische Prog Gewitter bei "Genetic Slavery", das dann plötzlich ruhiger wird und mit Valdez Gesang glänzt, ist grossartig. Wirklich stark, wie die Deutschen das umsetzen. "Crimson Poison" kommt dann mit einem unüberhörbaren Dream Theatre-Einschlag daher, ganz tolle Mid tempo Nummer, total verspielt, veredelt mit Gitarren Twin Soli und einer Hammerstimme. Beim eher ruhigeren "Variaxis" teilt sich Valdez den Gesang mit Sängerin Maria Jose Pott, das gibt dem Song einen besonderen Touch, eine hervorragende Nummer. "Taste For Sin" kommt dann wieder mit DT-Einschlag, aber mit genügend Eigenständigkeit, vor allem beim Gesang, um nicht als Kopie zu wirken. Der erste von zwei Longtracks "Entering The Universe" beginnt sehr ruhig mit Keyboardklängen und nimmt dann ordentlich Fahrt auf. Die Herren zeigen hier, dass sie auch lange spannende Songs schreiben können. Und auch hier wird Valdez wieder von Maria unterstützt. So ein Wechselgesang macht das Ganze sehr interessant. Mit dem 10 Minuten langen "Between Parallel Worlds", das ganz stark mit Klavier startet und mit vielen Breaks glänzt, endet ein wirklich außergewöhnliches Album. Hier stimmt einfach alles. Die Songs, die Stimmen, die Instrumentierung. Energiegeladene powervolle Prog Song mit grossem Powermetal-Anteil. Closing The Circle kann ich nur jedem empfehlen, der auf anspruchsvolle Musik steht.
Crazy Beat   
Punkte: 8.7 von 10
CENTINEX - Doomsday Rituals
Agonia Records
Centinex sind zurück und setzen dort an, wo sie mit «Redeeming Filth» aufgehört haben. Wieder zeigen die Schweden, was in ihnen steckt. Kein Intro, kein Outro, keine Soloeskapaden - nur harter, robuster, auf das Wesentliche beschränkter Death Metal der alten Schule. Ganz nach dem Motto «never change a running system» ist «Doomsday Rituals» sehr innovationsarm und wartet mit keinen Überraschungen auf. Doch dies ist auch nicht nötig. Centinex sind Centinex und sie funktionieren trotz regelmässiger Besetzungsprobleme noch immer wie sie sollen und liefern zuverlässig, was das Death Metal-Herz begehrt.
Mario F.   
Punkte: 8.6 von 10
STEVE HACKETT - The Total Experience - Live In Liverpool
InsideOut Music/Universal
Steve Hackett lässt den Proggie in mir wieder mal frohlocken, auch wenn sich das Überraschungsmoment in engen Grenzen hält. Neues Album („Wolflight“ 2015) gleich Tournee plus darauf folgende Live CD und DVD bzw. Blueray, business as usual also. Letztes Jahr in der altehrwürdigen Philharmonic Hall in Liverpool aufgenommen, bietet „The Total Experience - Live In Liverpool“ dennoch ein ganz besonderes Schmankerl. Wie der Untertitel „Acolyte To Wolflight With Genesis Revisited“ schon verrät, lässt Steve Hackett diesmal seine gesamte Musikerkarriere Revue passieren, von seinem ersten Sologang „Voyage Of The Acolyte (1975) über seine Zeit bei Genesis (1971-1977) bis hin zu seinem letztjährigen Album „Wolflight“. Hierbei widmet er CD1 ganz seinen Ausflügen als Solokünstler, während dem CD2 konsequenterweise zum grössten Teil seine Zeit bei Genesis abdeckt. Auch personell gab es bei besagter Rundreise keine wirklichen Überraschungen, u.a. waren diesmal wieder mit dabei Multiinstrumentalist Roine Stolt von den Flower Kings, Sängerin/Gitarristin Amanda Lehmann (welche es schon wieder schafft, bei „Shadow Of The Hierophant“ der nervigen Stimme von Originalsängerin Sally Oldfield verdammt nah zu kommen), der Magier an den Tasten Roger King sowie Peter Gabriel/Fish – Stimmenimitator Nad Sylvan. Die Umsetzung ist, wie es nicht anders zu erwarten war, absolut brillant, die Songauswahl erste Sahne und der Enthusiasmus der Interpreten schon fast physisch spürbar, „The Musical Box“ beispielsweise explodiert förmlich in einem Feuerwerk aus Spielfreude, grossartiger Melodien und schier nicht enden wollender Begeisterung. Wie bereits gesagt, keine wirklichen News aus dem Hause Hackett, sondern gewohnt überdurchschnittlich gute Musik im Spannungsfeld zwischen Art Rock, Prog Rock und Folk Rock. Wer noch keine Live-Alben dieses Ausnahmekünstlers besitzt, sollte spätestens jetzt zugreifen. Bei den alteingesessenen Fans steht das Ding eh schon in sämtlichen Varianten im Regal.
Mirko B.    
Punkte:
keine Wertung
MOTÖRHEAD - Clean Your Clock (Live)
UDR Music/Warner
Kurz nach Weihnachten und vor dem Jahreswechsel ins 2016 musste die Rock'n'Roll Fangemeinde Abschied von einem ihrer grössten Idole nehmen. Ian Fraser Kilmister, besser bekannt unter seinem Kurznamen Lemmy, trat kurz nach seinem 70. Geburtstag beinahe von dem ab, was ihm immer am meisten bedeutete, nämlich einer Bühne und vielen Fans davor. Sichtlich gezeichnet von der schwindenden Lebenskraft und gebrechlich zog er es aber bis am Schluss durch. Mit seinem Tod wurde auch der definitive Schlussstrich unter grandiose vier Dekaden einer beispiellosen Karriere gezogen. Auch wenn sich nicht alle Alben auf dem gleichen Qualitätslevel befanden, so liessen sich Motörhead grundsätzlich nicht verbiegen und zogen, mit Lemmy an der Front, ihr Ding kompromisslos durch. Auf dem letzten Studioalbum «Bad Magic» blitzte letztmals auf, zu was die Band als Ganzes immer noch imstande war abzuliefern. Schön, dass es damit zeitlich zum 40.Jubiläum gereichte. Dass nun im Nachgang noch das eine oder andere Audio- und vielleicht auch noch Bildmaterial auftauchen wird, liegt auf der Hand und ist halt "business as usual". Im vorliegenden Fall, also mit «Clean Your Clock», wird auf jeden Fall würdig einer Rock-Legende gedacht, ohne dass es zu leichenfledderisch anmutet. Deutschland gehörte eh zu den Favoriten von Lemmy & Co., und darum kommen wir hiermit nochmals in den Genuss, das Beste von zwei der letzten Konzerte (München, 20.11. und 21.11.2015) von Motörhead geniessen zu können. Es ist vom Gefühl her fast greifbar, dass Lemmy wirklich nochmals das Letzte aus sich heraus geholt hat und Phil Campbell (g/v) wie auch Mikkey Dee (d) ihrem Chef den tempomässig maximal möglichen Soundteppich hinlegten. Das Resultat überzeugt vor allem vom Sound her, und obwohl einige Songs zwangsläufig etwas gedrosselt werden mussten, wirkt alles authentisch und ungekünstelt. Je nach Lust und Geldbörse ist «Clean Your Clock» in verschiedenen Versionen erhältlich, sogar als Blu-ray Disc. Die vorliegende Promo-Version mit 68 Minuten Audio auf CD und fünf Songs auf der DVD hinterlässt schon mal massig Wehmut und Freude zugleich. Als Fan muss man hier zugreifen, no way!
Rockslave     
Punkte: keine Wertung
Q5 – New World Order
Frontiers Music/Musikvertrieb
«Steel The Light» schlug 1984 wie eine Bombe in der Metalwelt ein. Alleine der Titelsong wurde von den Fans zum ultimativen Highlight erkoren. Unter den Fittichen von Floyd D. Rose waren auch Gitarrenriffs zu hören, die sich wie ein Messer durch Brot schnitten. Mit dem Nachfolgewerk «When The Mirror Cracks» veröffentlichten die Seattle-Jungs aber dann eine Bruchlandung, die sich gewaschen hatte und von der sich die Truppe nicht mehr erholte. So löste sich die Band kurz darauf auf. Nun fast 30 Jahre später erscheint die dritte Scheibe von Q5. Logisch kann «New World Order» nicht an die Hitdichte von «Steel The Light» ankommen, die Songs klingen trotzdem um einiges aggressiver als noch auf «When The Mirror Cracks». Das bedeutet, dass man etwas metallischer zu Werke geht als noch auf dem Debütalbum. Die Gitarren rauchen wieder und die Reibeisenstimme von Jonathan Scott kreischt noch immer, wenn auch nicht mehr so heiser wie 1984. Trotzdem darf man den Jungs attestieren, dass sie noch immer geile Lieder schreiben, die bestens ins Ohr gehen, wie «One Night In Hellas», «Just One Kiss», «Get Next To You», das riffige «New World Order», oder «A Prisoner Of Mind», das an die Schwerfälligkeit von «Steel The Light» anschliesst.
Tinu  
Punkte: 8.5 von 10
DENNER-SHERMANN - Masters Of Evil
Metal Blade/Sony Music
Was im letzten Herbst mit der bereits vorzüglichen 4-Track «Satan's Tomb» seinen Anfang nahm und grosse Erwartungen in Gang setzte, findet nun seine angekündigte Fortsetzung in Form des full lenght Debüts «Master Of Evil». Fans von Mercyful Fate und King Diamond können nach einigen Jahren Durststrecke wieder frohlocken. Während King Diamond, gesundheitlich wieder voll genesen, uns aktuell livehaftig mit seiner Solo-Band beglückt, hat sein einstiges Mercyful Fate Gitarren-Duo Michael Denner und Hank Shermann definitiv wieder Blut geleckt. Zusammen mit Cage-Frontmann Sean Penn und Drummer Snowy White, der in den 90ern bekanntlich schon bei beiden Bands dabei war, will man die Metal-Vibes der 80er wieder aufleben lassen. Das Fazit der vorangegangen EP fiel musikalisch erfreulich gut aus und dass anstelle von Sean Penn auch andere Sänger womöglich besser gepasst hätten, habe ich ja bereits verkündet. Eigentlich hätte ich zum Opener «Angel's Blood» ein Intro oder einen spannungsgeladenen Anfang des Songs erwartet, stattdessen wird der Song so zu sagen eingeblendet und erinnert von der Machart her eher an einen Song von Cage. Das nachfolgende «Son Of Satan» wäre der klar bessere Opener gewesen und klingt deutlich mehr nach den Roots der Protagonisten an den Sechs-Saitern. «The Wolf Feeds At Night» besticht durch Groove, Abwechslung und spätestens jetzt muss man Master Penn attestieren, dass das Ganze schon ganz ordentlich daher kommt, gleichzeitig aber jeder selber entscheiden muss, ob ihm diese Kombination zusagt oder nicht. Die kurzen stimmlichen Reminiszenzen an Ozzy Osbourne lassen einen hier überrascht genau hinhören. Den Titeltrack, wie überhaupt alles, könnte man sich natürlich auch gut mit dem King am Gesang vorstellen und das liegt letztlich fast etwas belastend über dem Album. Nichtsdestotrotz entwickelt sich «Masters of Evil» mit jedem Umlauf mehr und dürfte die Zielgruppe mit Sicherheit zufrieden stellen. Was allerdings fehlt, ist halt der absolute Killer-Track, der einen in den Wahnsinn treibt. Das epische «The Baroness», mit gut sieben Minuten Spielzeit der längste Song, lässt nochmals Raum für diverse Stimmungen und kongeniale Twin-Soli. Solide Metal-Kost, wobei das kompositorische Niveau der EP gehalten werden konnte.
Rockslave 
Punkte: 8.5 von 10
GORGUTS - Pleiades’ Dust
Season of Mist/Irascible
Hui, hier geht’s in ganz düstere und schräge Gefilde hinunter! Die Altmeister der Tech Death servieren als Nachfolger des gigantischen Albums „Colored Sands“ (2013) mit Pleiades’ Dust einen einzigen 33 Minuten langen Song, der dem Hörer echt alles abverlangt. Das Stück basiert konzeptuell und literarisch auf dem „Haus der Weisheit“, einer mittelalterlichen Bibliothek in Baghdad. Hier wurden im goldenen Zeitalter des Islam zahlreiche wissenschaftliche Durchbrüche geschafft, es war ein Ort des Lernens und der Erkenntnis, vor allem auch naturwissenschaftlicher Art - wobei das natürlich in der damaligen Zeit nicht von geisteswissenschaftlichen Disziplinen wie Philosophie oder Philologie zu trennen war. Luc Lemay, das Mastermind von Gorguts, sagt dazu: „Es ist eine Geschichte von Neugier, von schönen Geistern - und traurigerweise auch davon, wie der Mensch grosse Entdeckungen und Errungenschaften wieder zunichte macht.“ Dieses Konzept wird in äusserst radikaler Weise umgesetzt - laut Labelsheet eher narrativ, da jedes Riff den Raum bekommt, seine eigene Geschichte zu entwickeln. Mal hart, mal eher zart, mal laut und tosend, mal leise und zaghaft, oftmals dissonant und disharmonisch und immer unvorhersehbar. Ganz schön krasser Stoff das hier, mit Death Metal im herkömmlichen Sinne hat das eigentlich kaum mehr etwas zu tun. Von den Texten schaffe ich es leider kaum etwas zu verstehen, aber Lemay’s Stimme ist nach wie vor trotzdem gewaltig gut und ich bin sicher, die Lyrics sind es auch. Gorguts haben schon schon seit längerem auf einem sehr experimentellen musikalischen Weg eingeschlagen und mit Pleiades’ Dust wird dieser weiterverfolgt und schon ziemlich weit ins Extrem getrieben. Diese Scheibe muss man anhören, wieder und wieder und wieder, jedesmal gibt es was zu entdecken - aber seid gewarnt: diese Reise ist keine einfache! Das Labelsheet meint: „Lean back and listen carefully!“ - ich würde sagen: schnallt euch vorher erst noch an - and listen carefully many many times.
Lucie W.  
Punkte: 8.5 von 10
INFESTDEAD - Satanic Serenades (Best Of - 2 CDs)
Century Media/Universal
So manchmal denke ich insgeheim, dass das CD Cover ausschlaggebend für die Review Zuteilung ist. Verkehrtes Pentragrnam und umgekehrte Kreuze und schon landet der Erguss auf meinem Altar der Abscheulichkeiten, den es zu sezieren gilt. Doch aufmerksame Metal-Jünger wissen schon längst, dass es sich bei Infestdead nicht um eine weitere Hörnchen-Panda Kapelle handelt, sondern unter der Leitung von Herrn Dan Swanö der sonnige Florida-Tod gnadenlos in die Fresse haut. Wer nun auf neues Material hofft, den muss ich leider enttäuschen, denn „Satanic Serenades“ ist schlicht die Zusammenfassung aller bisherigen Veröffentlichungen inklusive Splits und EP’s chronologisch von neu nach alt, dies remasterd, so dass die 41(!) Songs verteilt über zwei Silberlinge wie aus einem Guss ertönen. Das letzte komplette Album „JesuSatan“ (1999) hat nun ja auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, daher besteht die Chance, dass Infestdead nicht mehr der breiten Death Metal Masse bekannt sind und wer seine Lebensenergie aus Deicide, Morbid Angel, Cannibal Corpse und Dying Fetus schöpft, der sollte hier unbedingt hellhörig werden. Infestdead brauchen die Vergleiche zu den genannten Bands nicht zu scheuen, denn was Dan Swanö hier gezaubert hat ist qualitativ ein ausgesprochener Leckerbissen was harten Death Metal anbelangt, von brutal bis technisch versiert und teils mit einem Mörder-Groove versehen knüppelt sich Infestdead durch die Eingeweide der Hölle. Nur schon das Deep Purple Cover von „Black Night“ ist absolut hörenswert und macht verteufelt viel Spass, wie auch die restlichen Nackenbrecher. „Satanic Serenades“ ist schlicht ein Muss für jeden Florida Besucher und macht höchstens nur dann keinen Sinn, wenn man von Infestdead bereits jede Veröffentlichung im Plattenschrank stehen hat.
R.K.    
Punkte:
keine Wertung
HEAVENWOOD – Redemption (Re-Release)
Massacre Records/Musikvertrieb
Warum diese Scheibe jetzt neu aufgelegt worden ist, entzieht sich sachte meinen Kenntnissen. Ich meine, klar, damals, 2008, war man bei Recital Records unter Vertrag – dann bei Listenable Records („Abyss Masterpiece“, 2011) und jetzt eben bei Massacre Records. Von der Qualität her kann ich persönlich jetzt auch nicht wirklich einen grossen Unterschied zwischen damals und heute feststellen, mag sein, dass die Spuren etwas sauberer daherkommen und deswegen der Gesamtsound ‚runder‘ wirkt. Aber das sind Details, und vielleicht sollte ich mal wieder meine Ohren waschen, wer weiss. Fakt ist: Wer wie ich damals 2008 diese Scheibe in seinen Besitz gebracht hat, der benötigt diesen Re-Release nicht. Zumal es auch sonst keinen Ansporn in Form von Bonustracks oder Liner Notes oder Ähnlichem dazu gibt. Sollte es das Ding wegen dem Label sein, dann dürfte bald „Abyss Masterpiece“ auch neu aufgelegt werden. Egal – Freunde gepflegter, weil echt schöner Düstermucke im Geiste von Paradise Lost, Amorphis, Sentenced oder Darkseed können bedenkenlos zugreifen, sollten sie diese Platte nicht schon längst bei sich stehen haben.
Toby S.     
Punkte:
keine Wertung
NOCTE OBDUCTA – Mogontiacum (Nachdem die Nacht herabgesunken)
MDD Records
Irgendwie kann man Nocte Obducta ohne grössere Probleme mit den Landsleuten von Eisregen gleichsetzen - man veröffentlicht eigenständige Werke, die ihren ganz eigenen Charme und Touch haben. Gut, zugegeben, Eisregen machen gerne einen auf brachial und verwenden dementsprechende Texte – dies scheint bei Nocte Obducta doch dezidierter der Fall zu sein. Aber ganz abgesehen davon stimmt es schon, das mit der Eigenständigkeit: Wie bereits auf den (mir bekannten) Vorgängern ersinnen die Deutschen wiederum ein eigenwilliges Geflecht aus Black Metal, Ambient, Post-Atmosphäre und auch ein Stück weit beinahe Progressive. Dass sich die Horror-Atmosphäre auch auf „Mogontiacum“ immer wieder bemerkbar macht, versteht sich von selbst, man nehme nur mal den Text zum Song „Glückliche Kinder“. Mit „Löschkommando Walpurgisnach“ hat man sogar einen Track im Gepäck, der undiszipliniert und roh vor sich hin rödelt, quasi der Punk-Song der Platte – erfrischend, weil unerwartet. Aber eines gibt es auf „Mogontiacum“ mit Sicherheit nicht: eingängiges Liedgut. Das will entdeckt werden, Stück um Stück freigelegt und einverleibt. Wer die Geduld hierfür aufbringt und mit dem doch recht vielfältigen Angebot an Genres was anzufangen weiss, womit die Deutschen hier auffahren, der dürfte ziemlich glücklich damit werden. Die anderen Musikfreunde hingegen – nun, die dürften sich kopfschüttelnd abwenden, nicht wissend, was ihnen entgeht. Etwas sollte zudem noch erwähnt werden: Vollständig kann man diese Review nicht nennen, weil ein Track nicht mitgeliefert worden ist: „Tango im Festungsgraben“. Es ist nicht bekannt, aus was sich dieser Song zusammensetzt, wie er klingt und was dies auf das Gesamtbild der Scheibe für Auswirkungen gehabt hätte. Auch an dieser Stelle ein fettes Dankeschön an die Labels, die ihre Aufgaben NICHT zu machen scheinen. Das musste einfach mal noch gesagt sein.
Toby S.    
Punkte: 8.5 von 10
MONOLITHE – Zeta Reticuli
Debemur Mortis Productions/Irascible
Eigentlich könnte ich hier meine Rezension zur 2015 erschienen Scherbe „Epsilon Aurigae“ eins zu eins reinkopieren – passen würde es auf jeden Fall! Was, das macht man nicht? Aha, so von wegen authentisch und nicht einfach guttenbergen und so. Ok, na, dann will ich mal nicht so sein. Also: Monolithe kommen aus dem Herzen Fronkreischs und spielen eine Art von Doom Metal, welcher aber nicht allzu schleppend daherkommt, sondern immer wieder aufgelockert wird, sei es durch Tempi-Wechsel, leichter wirkende Melodien, elektronische Einsprengsel… Joa, und einem Sänger, der eben nicht knurrt um des Knurrens Willen, sondern eher vergleichsweise hoch und clean die Texte vorträgt. Kommt echt gut, glaubt mir, aber grunzen kann er natürlich auch – sogar ohne französischen Einschlag. Vergleichbare Bands sind schwer zu finden, eventuell könnten Skepticism oder Cult Of Luna als vage Referenz herhalten. Die 3 (!) Tracks sind je genau 15 Minuten (!!) lang und kratzen somit gerne auch an der Progressive-Decke. Kann man mögen, muss man aber nicht. Allerdings sind Monolithe so gut in ihrem Handwerk, dass die Zeit kaum wahrgenommen wird. Summa summarum: Wer auf die erwähnten Stilrichtungen und Bands steht und generell keine musikalischen Scheuklappen in diesem Sektor hat, der ist mit Monolithe sehr gut bedient. Ich bin das auch, nämlich mit einem neuen Bierchen.
Toby S.   

Punkte: 8.5 von 10
DEBAUCHERY vs BLOOD GOD - Thunderbeast
Massacre Records/Musikvertrieb
Wo die Jungs von Debauchery bereits einen Stern am deutschen Death Metal-Himmel für sich reserviert haben, ist ihr Heavy Metal-Projekt «Blood God» weniger bekannt. Mit «Thunderstorm» bringen Sie deshalb ein gesplittetes Death Metal- respektive Heavy Metal-Album auf den Markt. Die Songs sind jeweils doppelt vertreten, nämlich (wer hat‘s bereits erraten?) jeweils in einer Death- und einer Heavy-Version. Zwar besteht der Unterschied der Versionen oftmals ausschliesslich im Gesang, doch es ist durchaus interessant, die beiden Ausführungen miteinander zu vergleichen. Die einzelnen Stücke haben Ohrwurm-Charakter mit AC/DC-ähnlichen Riffs und einer Stimmung, die an ein gut geöltes Six Feet Under-Konzert heranreicht. Alles in allem eine gut gelungene Scheibe, die Laune macht und zum Haareschütteln provoziert.
Mario F.   

Punkte: 8.4 von 10
DEADLOCK – Hybris
Napalm Records/Universal
Deadlock, was übersetzt in etwa Systemblockade oder lähmende Ohnmacht heisst, hat nie besser zu der Band aus Deutschland gepasst als in den letzten zwei Jahren. Die Melodic Death Metal-Band um Gitarrenhexer Sebastian Reichl verlor Gründungsmitglied und Drummer Tobias Graf an Krebs, und als sich danach musikalischer Stillstand abzeichnete, verliess auch Sabine Scherer, seit 2005 Stimme bei Deadlock, wegen einer zweiten Mutterschaft die Band. Es brauchte einige Zeit, bis die finstere Wolkendecke endlich aufbrach und einen Strahl Hoffnung durchliess – dieser hatte es aber in sich. Zusammen mit Ausnahme-Drummer Werner "Wunderkind" Riedl und dem neuen Bassisten Christian Simmerl bröckelt Margie Gerlitz (geformt in derselben Gesangsschmiede wie Sabine Scherer) den alten Zement von Deadlock ab, und herauskommt ein neues, erstarktes Line-Up – ein Lichtschein und eine endgültige Erlösung nach dem Flächenbrand aus Pech und Schwefel. Vollgetankt mit dem Feuer der Leidenschaft erschufen sie „Hybris“, ihr siebtes Studioalbum. Dabei brüllt John Gahlert eine bittersüsse Bandbreite an extremen Emotionen so verzweifelt heraus bei „Berserk“ und „Backstory Wound“, als könnte er sie einfach wegschreien. Songwriter und Gitarrenvirtuose Reichl verpackt tief schürfende Gefühle in dichte Melodien voller Hoffnung wie etwa bei „Epitaph“ oder „Hybris“. Bei Margie’s Vocals ist die Schwermut so sehr spürbar, dass es beinahe wehtut, wie „Carbonman“ und „Welcome Deathrow“ eindrucksvoll beweisen. „Hybris“ ist aufgestaute Aggression und das Fortspülen aller Angst - atemberaubend in jeder zwingenden Hook, in jedem dramatisch zündenden Feuerwerk auf der Gitarre. Dieser bombastische Klangkoloss mit Gesängen der gesamten Gefühlspalette gipfelt in einer Symphonic Black Metal-Interpretation von Johannes Brahms „Ein deutsches Requiem“ - ein Tribut an Tobias Graf, inklusive Schweigeminute. Deadlock haben bewiesen, dass es sich immer zu kämpfen lohnt, haben dadurch das Schicksal besiegt und sich wieder eindrucksvoll zurückgemeldet. „Hybris“ ist der vor Kraft strotzende Beweis.
Oliver H.   
Punkte: 8.3 von 10
TARJA – The Brightest Void
ear Music/Phonag
Für etwas Verwirrung sorgt der Beipackzettel von Tarja’s neustem Album „The Brightest Void“. Es wird von einem „Prequel-Album zum Vorzugspreis“ gesprochen, welches auf das am 5. August erscheinende Album „The Shadow Self“ vorbereitet und die Wartezeit dazu verkürzt. Zählt „The Brightest Void“ als volles Album? Gehört es als Zwillingsalbum fest zum Nachfolger? Oder handelt es sich hier um eine 44 minütige Single? Scheinbar haben wir hier vorwiegend neues Material, welches durch das bereits anderweitig veröffentlichte „Paradise (What About Us)“ ergänzt wurde. Auf letzterem ist ein Duett mit Within Temptation’s Sharon den Adel zu hören. Aber egal was nun „The Brightest Void“ darstellen soll – Die Musik spricht für sich. Und diese ist nicht nur erfrischend, weil sie schnell gehört ist, sondern auch, weil die Ex-Nightwish-Sängerin hier verschiedene Stile auf CD brennt. So geht das mit Micheal Monroe gesungene „Your Heaven And Your Hell“ in Richtung jazzigen Rock’n’Roll, während „Witch Hunt“ eine ruhige mystische Stimmung verbreitet. Natürlich ist auch ungewöhnlich harter Heavy Metal zu hören. So zum Beispiel beim tollen „Shameless“. „Goldfinger“ dagegen bedient mit seinem musikalischen James Bond-Feeling die Liebhaber von Filmsoundtracks. Die Lieder haben definitiv Klasse und entfalten nach kurzer Eingewöhnungszeit ihr volles Potential. Konnte ich mit Tarja nur wenig anfangen, als sie noch bei Nightwish war, schöpft sie auf „The Brighest Void“ ihre Stärken aus – und dies auch wenn mögliche Hits fehlen. Trotzdem ist ihr ein tolles Album gelungen, bei dem man hoffen darf, dass sein Nachfolger das Niveau halten kann.
Roger W.   
Punkte: 8.0 von 10
16 - The Lifespan of a Moth
Relapse Records
Aus Südkalifornien kommen normalerweise positive Töne, weil ja jeder weiss, dass da das Wetter gut ist. Doch es gibt Ausnahmen wie hier von der Truppe 16 (verdammt origineller Bandname…). Das siebte Album strotzt nur so von dunklen, zerstörerischen Gitarrenriffs in der Zeitlupe wiedergegeben. Sludge Hardcore Punk und auch eine Prise Thrash überrollen den Hörer. Produziert hat man selber mit Hilfe von Jeff Forrest (The Locust) im Doubletime Recording Studio in San Diego. Ja, hier geht alles ein weniger gemächlicher dafür umso heavier wie z.B. Eyehategod oder Crowbar. Für Fans dieser Stilrichtung dürfte The Lifespan of a Moth ein Knaller werden!!!
Daniel J.     
Punkte:
8.0 von 10
AND THEN SHE CAME – And Then She Came
DME Music
And Then She Came ist das Nachfolgeprojekt von Krypteria, nachdem die Sängerin 2012 in Babypause ging. 2015 erhielt Bassist Frank Stumvoll den Auftrag, den Soundtrack für den amerikanischen Thriller “Bad Trip“ zu kreieren und dafür holte er sich seine alten Bandkollegen Olli Singer (Gitarre), S.C. Kuschnerus (Schlagzeug) und schliesslich auch Sängerin Ji-In Cho ins Boot. Aus diesem Soundtrack erwuchs ein völlig eigenständiges Rockprojekt und so bastelte die Kombo fleissig weiter unter dem neuen Label, und präsentiert nun endlich ihr Debüt. Der Stil hat sich deutlich geändert! Während Krypteria für ihren doch sehr üppigen “Symphonic Metal“ bekannt waren, läuft die neue Stilrichtung unter der Flagge “Modern Rock“. Allerdings finde ich diese Genrebezeichnung völlig irreführend, denn tatsächlich ist der Sound der Kombo um einiges härter, rasanter und damit metalliger geworden als noch zu Krypteria-Zeiten. Mittlerweile erinnern sie nämlich eher an Lacuna Coil als an die alten Krypteria, speziell da vermehrt heftige Gitarrenwände und wilde elektronische Elemente ihren Weg in den Sound der Deutschen Band gefunden haben. Den musikalischen Wechsel zeigt auch schön der erste Track “Five Billion Lines“, eine Zusammenarbeit mit Alissa White-Gluz, ihres Zeichens Grunzerin bei Arch Enemy, die gleich mal den Grundstein für die merkliche Entwicklung der Band legt. Mit “Public Enemy #1“ geht es dann in eine ganz andere, abstruse und ungewöhnliche Richtung – Ji-In versucht einen auf Military Gothic Nina Hagen zu machen! Schwer gewöhnungsbedürftig... Highlights sind für mich das eingängige “Who's Gonna Save You“ sowie das rasante Schlusslicht “Where Do We Go From Here“. Fazit: Wer an dieser Stelle den Sound von Krypteria erwartet hat, der hat sich schwer geschnitten! Die Musiker haben wirklich eine überraschende Wendung hingelegt und ich finde es steht ihnen ausgezeichnet. Zwar empfinde ich den Gesang stellenweise immer noch als leicht poppig (auch wenn sie mittlerweile gelernt hat die Punk-Röhre hin und wieder zu entfesseln), aber die Musik hat schlicht viel mehr Drive und viel mehr Schmackes als alles Vorangegangene! Da wurden gnadenlos verschiedene Stile zusammen gepanscht und dabei kam ein äusserst abwechlungsreicher Silberling heraus, der mit dominanten Synthies, harten Bässen, stählernem Industrial und doch leicht poppigem Songwriting punktet. Reinhören lohnt sich!
Patricia H.    
Punkte:
8.0 von 10
BURN - From the Ashes ( Single )
Bridge 9
Gegründet von Gavin Malik, Alan Cage, Alex Nahpack und Chaka Harris setzen Burn aufs kreative Element des 80er Hardcore Sounds. Das selbstbetitelte Debüt kam 1990, also schon eine Weile, und man sich bis hierhin schon einen Namen in der Szene gemacht. Was Scheisse ist: seit zehn Jahren kam kein Album mehr, und jetzt gibt es eine Single mit drei Tracks. Verdammte Minimalisten könnte man meinen, aber die drei Songs sind dafür auch gut. Kein Geschepper, dafür lockere Musik, die eben nicht immer knallen muss im Hardcore. Die geilen Gitarrenriffs sollte man auch noch hervorheben. Ja Leute, “We want more“!!! Liefern statt lagern, oder?
Daniel J.     
Punkte: keine Wertung
IN EXTREMO – Quid Pro Quo
Vertigo/Universal
«Störtebeker» kannte ich bis anhin nur von den Metal-Piraten Running Wild. Allerdings gehen nun auch die mittlerweile äusserst erfolgreichen In Extremo bestens mit der Piratenthematik um und machen aus dem Opener des neuen Albums einen tollen Einstieg. Frei nach dem In Extremo-Motto von Freiheit, Rauheit und Unbekümmertheit tritt «Störtebeker» kräftig in den Arsch. Schon fast shuffle-mässig erklingt «Roter Stern». Eins ist bei den Deutschen geblieben: sie haben sich nicht neu erfunden, sondern gehen mit einer unglaublichen Lockerheit an die neuen Lieder ran. Ob man die Jungs nun noch in den Mittelalterrock zählen kann, oder man im 21. Jahrhundert den wilden Haufen einfach als Rocktruppe mit artfremden Instrumenten bezeichnen soll, muss jeder selber entscheiden. «Lieb Vaterland magst ruhig sein» erklingt schon fast wehmütig und wird zugleich mit modernen Parts vermischt. Hier sollte jeder Fan von Unheilig auf seine Kosten kommen. Bei «Flaschenteufel» unterstützen Heaven Shall Burn die Band und das hört man dem Song auch zu jeder Sekunde an. «Moonshiner» ist dann genau der Track, den man sich nicht anhören sollte, wenn man sich im Liebeskummer wähnt, dafür geht «Glück auf Erden» wieder mächtig in die Beine. In Extremo sind In Extremo geblieben, rocken mit Schalmei, Sackpfeifen, Drehleier und Harfe ohne Wenn und Aber und haben mit «Quid Pro Quo» ein erneut tolles Album abgeliefert, welches sich Mittelalter-Freaks wie auch Hardrocker bedenkenlos zulegen können.
Tinu
    
Punkte:
8.0 von 10
SAITENFEUER – Ein wenig Farbe
Laute Helden/Musikvertrieb
Aufgrund des Albumtitels könnte man denken, dass Saitenfeuer in die Alternativ-Rock-Ecke gehören. Dabei handelt es sich hier um eine Deutschrockband, welche mal poppig, hymnisch, punkig und dann wieder metallisch klingt. Saitenfeuer nehmen sich die Freiheit, in (fast) keine Schublade zu gehören. Dazu kommen intelligente in Deutsch gesungene Texte, welche ebenfalls eine grosse Vielfalt an Themen abdecken. Das müssen sie auch, wenn sie bei 13 Titel und einer Gesamtlaufzeit von 53 Minuten nicht langweilen wollen. Und das tun sie definitiv nicht. Im Gegenteil: „Ein wenig Farbe“ unterhält auf hohem Niveau und beinhalten einige potentielle Hits. Schön auch, dass Saitenfeuer auf den Pathos verzichten, welcher sonst im Deutschrock so verbreitet ist. Das Thema „Heimatliebe“ wird hier gar nicht erst angesprochen, dagegen der Kampf für sich selber. Aber auch da hüten sich Saitenfeuer, sich mit bekannten Szenegrössen à la Böhse Onkelz, Frei.Wild oder Die Toten Hosen anzubiedern. Dagegen greifen sie auf szenetypische „Ohoho“-Backingchöre zurück und setzen diese geschmackssicher ein. Ein grosser Bonus ist der Gesang von Carsten Thiecke, welcher kantig und doch nicht nervend klingt. Auch er trägt dazu bei, dass das dritte Saitenfeuer-Album nicht zu einem Plagiat der grossen Bands verkommt. „Ein wenig Farbe“ ist ein gutes Album, welches ein schönes Ausrufezeichen setzt. Deutschrockfans können bedenkenlos zugreifen.
Roger W.    
Punkte:
8.0 von 10
NATIONAL SUICIDE - Anotheround
Scarlet Records
Eine weitere Runde für National Suicide. Die Italiener bringen mit «Anotheround» ein weiteres thrashiges Heavy Metal-Album heraus. Die Riffs und die Stimme erinnern stark an AC/DC mit Einflüssen des amerikanischen Thrashs und stehen ihnen, vom Bekanntheitsgrad einmal abgesehen, in nichts nach. «Anotheround» ist gewürzt mit hitverdächtigen Songs, die Laune machen. Der Sound auf der neuen Scheibe wirkt verglichen mit ihrem Debut-Album «The Old Family Is Still Alive» geschärfter und gereifter und besitzt Ohrwurmcharakter.
Mario F.
     
Punkte:
7.9 von 10
DUST BOLT - Mass Confusion
Napalm Records/Universal
In ihrer Heimat Bayern und in Thrash-Kreisen sogar weit über dessen Grenzen hinaus werden Dust Bolt als eine der grossen Nachwuchshoffnungen gefeiert, die die Lücke füllen sollen, welche unweigerlich in den nächsten Jahren auf den Headliner-Spots der grossen Festivals klaffen wird. Vor fünf Jahren hat das Quartett, das mit Sicherheit so ziemlich jeden Contest für die bandgemeinsame Haarlänge gewinnen würde, auch selbigen in der WOA Metal Battle für sich entschieden und ist seither wirklich sehr aktiv, vor allem live. Im Studio hat man nun mit „Mass Confusion“ den dritten Longplayer aufgenommen, der aber in seiner stilistischen Ausrichtung wohl nicht wie der Titel vermuten lassen würde für massenhafte Verwirrung sorgen wird. Dust Bolt bleiben ihrem Stil treu und orientieren sich immer noch sehr stark am Old School Thrash der Bay Area - sind dabei aber alles andere als verstaubt und unoriginell, wie manche Schreiber-Kollegen behaupten. Ganz im Gegenteil! Ich finde, mit dieser Scheibe gelingt den Jungs ein grosser Schritt in Richtung Eigenständigkeit - natürlich immer im Rahmen des Stils. „Mass Confusion“ enthält eine geballte Ladung richtig geile und gekonnte Riffs (Empty Faces!!!), viele Dynamik-Wechsel und melodische Parts, Grooves und Geprügel - und alles ist wirkt organisch und gut arrangiert. Der Sound ist für meinen Geschmack auch sehr gut getroffen, nicht zu rumpelig aber auch nicht zu modern, und mit kürzeren und längeren Einlagen sorgt die Truppe immer wieder für humoristisch, musikalische und stilistische Abwechslung (z.B. der Anfang von Mind the Gap, der Refrain von Turned To Gray, Anfang von Allergy u.a.). Mir gefällt auch das fünf Minuten lange Exit sehr gut, bei dem Dust Bolt eine ganz andere Seite zeigen - es handelt sich um eine völlig unkitschige und dennoch sehr emotionale und melancholische Ballade, bei der Sänger Lenny unter Beweis stellt, dass er auch im cleanen Gesang absolut zu überzeugen weiss. Seine Stimme gefällt mir auch sonst gut, einzig die ganz hohen Schreie könnten noch etwas verbessert werden. Man hört der Scheibe schon noch an, dass Dust Bolt noch nicht komplett ausgereift sind, aber sie sind auf sehr sehr gutem Wege dazu und ich freue mich schon sehr darauf, was da in Zukunft kommt und werde mir die Jungs sicher mal wieder live anschauen, da sind sie nämlich ne Wucht.
Lucie W.    
Punkte:
7.8 von 10
VOLBEAT – Seal the Deal & Let’s Boogie
Vertigo/Universal Music
Von den Fans lange ersehnt und in aller Ruhe entstanden, ist das neue Album „Seal The Deal & Let’s Boogie“ der dänischen Elvis-Metal-Kombo Volbeat. Beim ersten Durchhören wird schnell klar - neue Songs, Geschwindigkeit gedrosselt, doch ansonsten weiss man was man bekommt. Eine satte Produktion und Poulsens markantes Organ sowie melodiöse Sing-A-Longs und Refrains. Doch irgendwie hat man alles so ähnlich schon mal gehört „Lola Montez“ und auch der Rest „Mary Jane Kelly“, „Marie Laveau“, „Let It Burn“, „You Will Know“ etc. Ziemlich strikt befolgt die Platte den bewährten Weg zum Erfolg. Allerdings verbergen sich auf dem Silberling doch noch einige Highlights, die es besonders hervorzuheben gilt. Das wirklich schnittig vertonte Cover „Battleship Chains“ der Georgia Satellites aus dem Jahre 1986 kommt frisch und knusprig daher. Mit „Rebound“ machen die Dänen auch noch den Punkrockern Teenage Bottlerocket den Hof. Bei „Black Rose“ veredelt Mister Danko Jones die Produktion und „Goodbye Forever“ wird gar mit dem Harlem Gospel Chor unterstützt. „For Evigt (The Bliss)“ kommt als dänisch-englischer Mix daher. Setzt man auf Melodie und Mitgröhlfaktor, so wird man sich diesem Song keinesfalls entziehen können. Es ist unbestritten, dass The BossHoss aus Dänemark schon frecher und rauer daherkamen und sie einen Grossteil ihrer Coolness auf den Strassen dieser Welt während dem Touren verloren haben, aber trotz Headlinerstatus und Verkommerzialisierungsvorwürfen haben Volbeat ihre Nische im Rock- und Metalgenre längst gefunden, wenn nicht sogar erfunden. Mit „Seal The Deal & Let’s Boogie“ bleiben sie ihrem Stil treu und ziehen – ob zu Recht oder Unrecht - immer weitere und grössere Kreise.
Oliver H.    
Punkte:
7.8 von 10
DARE – Sacred Ground
Legend Records
Kopf und Mainman von Dare ist der Sänger, Keyboarder und Songwriter Darren Wharton. Der Brite kam in den frühen Achtzigern zu Ruhm und Ehre, und zwar als Mitglied der legendären Thin Lizzy. Zu hören ist er auf den Alben „Chinatown“, „Renegade“ und „Thunder And Lightning“ und er wird unter anderem auch als Co-Autor von „The Sun Goes Down“ genannt. Bereits 1986 gründete Darren zusammen mit dem begnadeten Gitarristen Vinny Burns seine eigene Truppe. Im Gegensatz zu Thin Lizzy wird bei Dare aber der harte Rock grundsätzlich vernachlässigt. Vielmehr fühlt man sich im AOR zu Hause. Das klingt nun nicht besonders aufregend. Der Punkt ist aber, dass Dare im oft zu Unrecht als unspektakulär angesehenen Melodic Genre ihre eigene, individuelle Nische gefunden haben. Mr. Wharton verarbeitet in seinen Songs keltische Einflüsse und dabei entsteht eine epische Grundstimmung mit einer sehr dichten Atmosphäre. Ein weiterer Faktor, der die Differenz zum Gros der Konkurrenz ausmacht, ist das ausgewogene Verhältnis zwischen Gitarre und Keyboard. Die beiden Instrumente begegnen sich mit Respekt, eine Konkurrenz wird komplett vermieden. Auch auf ihrem siebten Album hat die Band zwar einige starke Songs in petto, eingängige Melodien und ansprechende Hooks sind vorhanden, aber an die Highlights der Bandgeschichte - „Out Of The Silence“ (1988) und „Blood From Stone“ (1991) - kommt man nicht mehr heran. Zu oft verliert man sich in der Belanglosigkeit. Da hilft die brillante Stimme von Darren nur bedingt. Wer sich von seichten Sounds nicht abschrecken lässt, macht mit „Sacred Ground“ aber mit Sicherheit nichts falsch.
Chris C. 
Punkte:
7.7 von 10
DARK FUNERAL - Where Shadows Forever Reign
Century Media/Universal
Sieben Jahre sind in über Schweden gezogen, bis sich der Höllenschlund geöffnet und eine neue Dark Funeral Scheibe ausgespuckt hat. 20 Jahre nach dem Erstling „The Secrets Of The Black Arts“ und mit dem neuem Sänger Heljarmadr im Gepäck startet die Blasphemie äusserst druckvoll mit „Unchain My Soul“ in bewährte schwarze Gewässer. Mit frostigen Melodien, Blast- und kurze Midtempopassagen als Zwischenspiel servieren Dark Funeral einen perfekten Einstieg, der so lecker schmeckt wie ein opulentes Bambus-Mahl für einen Pandabär. Spätestens aber bei „As I Ascend“ fällt jedoch deutlich auf, dass Dark Funeral auch gerne mal den Fuss vom Gaspedal nehmen, natürlich gibt es genügend Blast auf dem Werk, doch gerade dieser Song der für eine Blackmetal Scheibe fast schon wie eine Ballade ertönt und automatisch die Frage in den Raum stellt: „Dürfen Blackmetal-Fans Liebe machen?“ erstaunt mich irgendwie. Doch dies ist nicht der einzige Punkt, welcher sicherlich zu Diskussionen über „Where Shadows Forever Reign“ führen wird, denn die gesamte Produktion wirkt so professionell, dass dem Werk jeglicher „Underground-Charakter“ fehlt. Damit geht auch irgendwie der glühende Hass verloren und das Album „schmerzt“ zu keiner Zeit, denn es ist so rund geschliffen, dass es schlicht über keine Giftzähne verfügt. Damit stelle ich auch die These auf, für Leute die am liebsten knietief im Blackmetal-Sumpf stecken ist „There Shadwos Forever Reign“ eher ein Album das zu sehr an der Oberfläche treibt. Dagegen kann man argumentieren, dass Blackmetal schon länger kein Nischenprodukt mehr ist und seinen Kellergewölbe-Image längst abgelegt hat. Nun dies soll nicht suggerieren, dass „Where Shadows Forever Reign“ ein schlechtes Album ist, doch ich denke hier kommt es sehr auf den Blickwinkel und Stellenwert an, was Blackmetal persönlich für sich ausmachen soll. Was Dark Funeral ausgezeichnet gelungen ist, ist die Dynamik welche nahezu von jedem Song ausgeht und gerade auch der Titelsong schneidet durch seine Melodieführung direkt ins Blut und weist gar ein gewisses Suchtpotential auf. Fans von Dark Funeral werden bestimmt sehr rasch Zugang zu dem neuen Werk finden und ihren Spass daran haben, jedoch sollte nicht mit grossen Überraschungen gerechnet werden, dazu ist das werk einfach zu „gewöhnlich“.
R.K.
  
Punkte:
7.7 von 10
J.B.O. – 11
AFM Records/Musikvertrieb
Die Blödel-Barden von J.B.O. sind mit einem neuen Album zurück und sorgen damit für eine kleine Fingerübung. Zeigt der Daumen zuerst steil nach oben, schwankt er ab der Hälfte in Richtung Waagrecht, um dann endgültig und unwiderruflich in der Position nach unten zu verharren. Solche Qualitätsschwankungen bin ich mir auf den Studio-Alben von J.B.O. zwar gewöhnt, trotzdem hätte ich nach dem überraschend durchgehend starken „Nur die besten werden alt“-Album nicht mit diesem Schwächeanfall gerechnet. Beleuchten wir aber zuerst die strahlende, empfehlenswerte Seite von „11“. „Wir lassen uns das Blödeln nicht verbieten“ ist eine tiefsinnige ernst gemeinte Hymne mit Arschtritt gegen alle J.B.O.-Kritiker. Mit dem Nachfolger „Panzer-Disco“ üben die Franken dagegen selber Kritik an einer sehr bekannten Band. Auch wenn der Name nicht genannt wird, ist klar dass der Text in kreativer Weise gegen Sabaton schiesst. Im Detail geht es um die Diskrepanz zwischen fröhlicher Musik und Kriegstexten mit spassiger Bühnenshow. So fragt Hannes Holzmann: „Wer von euch will tot sein? Dann ballert jetzt der auf euren Nebenmann!“ Das Lied überzeugt aber nicht nur mit einem tollen Text, sondern auch mit eingängiger Musik. Für einen Lacher sorgt danach die Adaption den 1994-Hits „Mädchen“. In der Version von J.B.O. heisst das Lied „Metaller“ und kracht richtig rein. Weniger feinfühlig dafür noch lustig ist „Ich hätt gern mehr“, welches dank tollem Arrangement überzeugt. Die Hymne „Wacken Ist nur einmal im Jahr“ wollte bei mir nicht gleich zünden, mauserte sich aber ebenfalls zum Wahnsinns-Festival-Hit. „Verliebt“ geht danach knapp in Ordnung und wird durch das tolle „Jetzt ist halt heut“ schnell vergessen. Es ist der letzte Hitfelsen, vor einem Ozean aus textlichem und musikalischem Durchschnitt. Am besten verdeutlicht dieser Qualitätsunterschied die Interpretation von ZZ Tops „La Grange“, welche bei J.B.O. „Har Har Har“ heisst. Hier ist der Text etwa so belanglos wie der Titel. Die verschiedenen Rap-Lieder im zweiten Teil hat man von den Franken leider ebenfalls schon zwingender gehört. Lichtblicke sind dafür die zwei, drei kleinen Scherze. Fazit: „11“ ist ein durchwachsenes Album mit einigen (Welt-)Hits, aber auch viel Durchschnitt. Nach „Nur die besten werden alt“ könnte man von „11“ gar ganz enttäuscht sein. Aber um es in den Worten von J.B.O. einzuleiten: „Aber scheiss drauf“, J.B.O. sind immer noch Live am Besten und nicht auf CD!
Roger W.    
Punkte:
7.5 von 10
VANHELGD - Temple Of Phobos
Pulverised Records
Cooler, drückender old school Schwedentod mit amtlichem Doomanteil und in ein leicht morbides Gewand gekleidet. Hier gibts bis auf ein paar Frauengesängen, Chören und Trompeten weder Ecken noch Kanten, sondern einfach sieben stromlinienförmige Nackenbrecher mit schönen Melodien. Flüssiges Songwriting, kompetent eingespielt, dicht produziert, toll gesungen, ziemlich langweilig. Zuwenig Schmutz um wirklich aggro zu sein, zu viel old school Death Metal um als schön zu gelten, zu vorhersehbar um über längeren Zeitraum zu faszinieren. Die aktuellen Reviews überschlagen sich zwar fast mit ihrem Lob für dieses vierte Album der Schweden, mein Revier ist es leider nicht. Reinhören und eigenes Urteil bilden!
Hardy   
Punkte:
7.5 von 10
DARK SUNS – Everchild (2CDs)
Prophecy Productions
Puh… Dark Suns sind echt ein Fall für sich. Die Deutschen kreieren eine Art von Progressive/Melodic Rock mit Post-ähnlichen Einsprengseln, auf jeden Fall viel Atmosphäre, und sie bringen in praktisch allen Songs mehrere Tempiwechsel, unerwartete Musikinstrumente (Blechbläser und Klavier, zum Beispiel) und heftige Stimmungsschwankungen unter – mal weich und anschmiegsam, dann wieder ruppiger, aber nie zu heftig. Und hier kommen wir auch gleich nebst all den tollen Fakten zum grossen ‚Problem‘ von Dark Suns, wenn man dem so sagen will: Die Tracks sind allesamt sehr ruhig und sphärisch gehalten, es gibt zwar immer wieder rockige und schnellere Einschübe, aber die ruhige Grundstimmung wird immer wieder erreicht. Dies muss einem einfach bewusst sein – Dark Suns erschaffen keine Partymucke, sie laden nicht zu Schlachten oder Gemetzel ein, sondern sehen ihr Werk als ruhige, nachdenkliche Musik, welche besser für Gespräche als Begleitmusik oder zum Relaxen dient. Der Sänger könnte aber eigentlich auch völlig anders, als immer nur in der Kopfstimme zu singen – das beweist er mehrfach in mehrstimmigem Gesang, wie auch als echt rockig/rauhe Variante im ersten Track „The Only Young Ones Left“. Mir persönlich hätte es noch besser gefallen, hätte er diese Art zu singen vermehrt eingesetzt. Naja, was soll’s. Schlussendlich bleibt anzumerken: „Everchild“ ist eine verdammt schöne, eher ruhige Platte geworden – für Leute, die das aktive Zuhören noch nicht verlernt haben.
Toby S.   
Punkte:
7.5 von 10
SLOW SEASON - Westing
RidingEasy Records
Auch wenn die kalifornischen Retrorocker in Teilen von „Manifest“ und „Damascus“ einem gewissen Jim Morrison die musikalischen Türen öffnen (welch raffiniertes Wortspiel…), ist es im Grossen und Ganzen doch mehr als offensichtlich, dass sich die vier Analogfetischisten im Wesentlichen am musikalischen Schaffen der Herren Plant, Page, Bonham und Jones orientieren. Das sind schon mal gute Vorsätze und lassen meinen Ärger über den etwas zu monotonen und repetitiven Opener „Y’Wanna“ schnell verfliegen, denn nach diesem etwas flachen Start legen die Jungs eine Schippe nach und lassen einen schon mal darüber rätseln, ob diese Scheibe nun wirklich erst im Sommer 2016 erscheint oder doch nicht eher ein Re-Release aus dem Jahre 1969 ist. Fakt ist, ein bisschen „Immigrant Song“, „I Can't Quit You Baby“, „Stairway To Heaven“ und „No Quarter“ findet jeder geschmackssichere Rockfan auf „Westing“. Wollen wir deshalb gleich „gotteslästerliches Plagiat!“ rausschreien? Nein, wenigstens ich nicht, denn was Slow Season da machen ist eine zwar knietiefe, aber ehrlich gemeinte Verbeugung vor den Meistern der harten Rockklänge, und zwar bis ins letzte Detail. Pro Tools? Nie gehört! Cubase? Hä, was ist das, ein neues Würfelspiel??? Nee Leute, etwas anderes als ein magnetisch aktiver Plastikstreifen kam für die vier Jungs nicht in Frage, um ihre neuen kreativen Ergüsse aufzunehmen, und genau diese Rückbesinnung auf alte musikalische Werte macht „Westing“ so echt, unverfälscht und liebenswert. Schlaghosen tragende Zottelbärte und sonstige Blumenkinder sollten sich dieses kleine Juwel jedenfalls nicht entgehen lassen.
Mirko B.
Punkte: 7.5 von 10
KISSIN‘ DYNAMITE – Generation Goodbye
AFM Music/Musikvertrieb
Eins muss man den Deutschen neidlos lassen: Die Jungs haben mit ihrem fünften Album ihre bisher professionellste Scheibe abgeliefert. Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass sich die Herren um Sänger Johannes Braun zu sehr in den musikalischen Gewässern verirren. Was einst mal ganz normaler (Sleaze-)Rock war, hat sich zu einer Art Modern-Rock entwickelt, wie bei einem Song wie «She Came, She Saw» sehr deutlich hörbar. Auch eine Nummer wie «Flying Colors» klingt zwar verdammt geil, wirkt aber auch sehr überladen. Da tut «Highlight Zone» richtig gut, denn solches Material wünsche ich mir eigentlich von Kissin‘ Dynamite. Während «Somebody To Hate» schon fast in eine neue deutsche Härte geht… Die Lieder stehen laut Andre Braun alle für Sehnsucht, Aufbruch und Neubeginn. Dabei wird die Generation Smartphone kritisch («Hashtag Your Life») unter die Lupe genommen, ebenso die Schnelllebigkeit, aber auch mangelnder Zusammenhalt und fehlende Beständigkeit. Mutig und interessant, welchen Themen sich die jungen Musiker annehmen, aber auch ein Bekenntnis zu mehr Mensch zu sein und sich vermehrt auf die guten alten Werte zu besinnen, in einer Zeit, in der die Liebe per Whats App beendet wird… Auch wenn das Konzept des Albums, obschon dass es kein Konzeptalbum ist, sehr interessant ist, müssen sich Kissin‘ Dynamite den Vorwurf gefallen lassen, dass sie mit ihren Sounds den Fans einiges abverlangen…
Tinu  
Punkte:
7.5 von 10
THE EMBODIED – Ravengod
Pure Legend Records/Musikvertrieb
Nach dem selbstbetitelten Debüt von 2011 erscheint nun der zweite Streich der Schweden The Embodied. An Kreativität mangelt es der Truppe mit Sicherheit nicht. Sie selber machen Power, Death und Heavy Metal, sowie skandinavische Folk-Einflüsse geltend. Dem kann grundsätzlich beigepflichtet werden. Die Bandbreite muss aber eigentlich noch ausgeweitet werden. In der Praxis adaptiert man auch moderne Post Grunge-, sowie Melodic-Aspekte. Das eine oder andere Mal schlägt man auch eine progressive Richtung ein oder wildert sogar in Pop-Gefilden. Es gelingt aber, die ganzen verschiedenen Sounds erstaunlich gut und vor allem homogen unter einen Hut zu bringen, was wiederum für die exzellenten Musiker spricht. In erster Linie macht Sänger Marcus Thorell bei dieser Vielfältigkeit und Variabilität eine ausgezeichnete Figur. Spielend verbindet er hochmelodiöse Vocals mit brutalen Screams, teilweise im selben Track. Ultraharte, ruppige Riffs wechseln sich mit Popklängen ab. Irgendwie schafft es die Band dabei immer wieder fliessend und griffig zu klingen, der rote Faden wird nie verloren und bleibt konstant ersichtlich. Man klingt frisch und zeitgemäss, aber auch düster und hart. Spontan kann Shinedown, mit Vorbehalt auch Disturbed als Querverweis dienen. Trotz dieser Vielschichtigkeit, oder gerade deshalb, wird sich noch lange nicht jeder Metalhead mit der Band bzw. dem Album anfreunden können. Unter dem Strich sind es zu viele verschiedene Sounds, die auf den Hörer einwirken. Die Scheibe wird dadurch sperrig und schwer verdaulich. Durch den modernen Touch wird man die MTV-Generation deutlich mehr ansprechen, als den klassischen Metal-Fan. Nichtsdestotrotz hat „Ravengod“ viel zu bieten und wird mit Sicherheit nicht langweilig.
Chris C.  
Punkte:
7.5 von 10
TO CAST A SHADOW – Winter's Embrace
Kolony Records
Der Wechsel der Sängerin ist für jede Band eine schwierige Angelegenheit. Die meisten versuchen jemanden zu finden, der ähnlich klingt wie die Vorgängerin, damit der Stil der Band gewahrt bleibt. To Cast A Shadow sind einen völlig anderen Weg gegangen: Die Female Fronted Gothic Metal Band hat schlicht die Frontsirene mit einem Mann ersetzt und damit einen kompletten Stilwechsel hingelegt! Ein mutiger Schritt, denn neu geht der Sound der norwegischen Kombo mehr in Richtung “Doomed Heavy Metal“: ein sehr melancholischer Mix aus schleppenden Gitarren und schwerer Atmosphäre, durch welche die Melodie immer wieder hervorblitzt... Sänger Nils Stenmyren fügt sich sehr gut in diesen doomigen Schwermetall ein, mit einer Mischung aus melodischen Clearvocals und tiefem Growling. Vom Gothic Metal aus alten Tagen ist eigentlich nicht mehr viel übrig, ausser einer gewissen “memento mori“-Tendenz in den Lyrics... Doch Fans der alten Tage können aufatmen: Ein paar wenige Duette im “beauty and the beast“-Stil sind auch auf dem neuen Silberling zu hören: Für “Darkest Thoughts“ und den Titeltrack “Winter's Embrace“ konnte die ehemalige Sängerin Gunnhild nochmals zur Mitarbeit gewonnen werden. Auch im eher leichteren Track “Into Oblivion“ ist sie im Hintergrund zu hören. Was mich allerdings sehr stört sind die vielen Sprechpassagen – Gerade bei “When Death Comes“ ist dieser Pseudo-Bibelvers völlig übertrieben lang gehalten. Da kommt der ganze Fluss des Albums zu erliegen. Fazit: “Winter's Embrace“ ist ein völlig untypisches Album für TCAS, wobei viel Bekanntes immer wieder durchblitzt. Wer Female Fronted Gothic Metal erwartet wird enttäuscht werden, wer aber die eher doomigen Passagen der Band aus alten Tagen immer schon toll fand, der wird begeistert sein! Denn dieses Element hat sich nun zu einem ganz eigenen Sound entwickelt, der mehr in Richtung Sentenced oder stellenweise My Dying Bride reicht. Das nenn ich mal Mut zur Veränderung!
Patricia H.
 
Punkte:
7.5 von 10
TRUE LOVE - Heavens Too Good For Us
Bridge 9
Das man nicht immer aufs Plattencover gehen kann bei einem Metallalbum zeigt sich hier wieder bestens. Eine leichtbekleidete Frau in rotem Hintergrund und einen Bandnamen der True Love heisst. Ja man denkt sofort an seichte säuselnde Musik die man vielleicht in einem Erotikfilm zu hören bekommt. Ups harter Hardcore mit Vollgastempo und sehr aggressiven Vocals sind das brutale Ergebnis. Klar wird sind extrem Happy und wollen mehr davon hören. Das bekommen wir auch ziemlich schnell geboten sind doch die 13 Songs nicht länger als zwei Minuten. Hardcoreherz was willst du mehr. Klasse Album das Spass macht!
Daniel J.
 
Punkte:
7.5 von 10
SILENCE LOST - Pay For It
Die Aargauer Rockband wurde 2009 gegründet und legte eigentlich beherzt los. Kaum ein Jahr später hatte man die EP «Now Is The Time» am Start. Nach Erfolgen bei lokalen Radio-Stations und dem entsprechenden Airplay ergatterten Silence Lost 2010 den "Kleinen Prix Walo" in der Kategorie beste Newcomer-Band! Das konnte man getrost als guten Start mit rosigen Zukunftsaussichten betrachten, zumal der Clip zum Song «Slaves» im Jahr darauf im Schweizer Fernsehen lief, ein TV-Liveauftritt dazu kam und Support-Slots für Shakra und Lizzy Borden folgten. Anfangs 2012 zogen dann aber dunkle Gewitterwolken auf, was den Abgang von zwei Bandmembers betraf, darunter auch den Frontmann. Diese Vakanz warf weitere Aktivitäten um mehrere Monate zurück und Ende 2012 drehte sich das Personenkarussell erneut. Das zeigte Wirkung, weil es dann erst im Frühsommer 2014 wieder News gab, doch die Truppe kam immer noch nicht zur Ruhe. Nach ein paar Gigs sprang anfangs 2016 noch ein Mitglied ab. Erst auf den Frühling hin sollte mit der aktuellen Formation Ruhe einkehren. Der Gewinn des Battle-Contests in der "Hall Of Fame" für den Support-Slot von Bonfire am 14.05.2016 sorgte sichtlich für neue Motivation und das Rückbesinnen auf alte Tugenden. So erschien nun das full length Debüt «Pay Fot It» mit reichlich Verspätung.

Doch das Warten hat sich gelohnt, denn erstens hat man mit Marcel "Mace" Hablützel, den ich von der Iron Maiden Cover-Band Eddie's Beast her kenne, einen Top-Frontmann am Mikro und zweitens scheinen nun echte Ambitionen für eine musikalische Zukunft da zu sein. Der Opener «Slaves» war schon auf der EP vertreten und wurde nun nochmals neu aufgenommen, was ihm so zu sagen gut zu Gesicht steht. Warum dann allerdings mit «Now» eine eigene Version eines alten Gotthard-Songs bereits als zweiter Song (!) folgt, erschliesst sich mir nicht wirklich. Den hätte man locker auch weglassen können, ja müssen! Der überzeugende Titeltrack zeigt nämlich anschliessend, dass Silence Lost den voran gegangenen Filler definitiv nicht brauchen. Der gediegene Rocker überzeugt durch Groove und die Klassestimme von Mace, die sich teilweise wie die des unvergessenen Steve Lee (R.I.P.) anhört. Spätestens bei «Bad Deal» treten die Top-Produktion der CD und einige flinke Guitar-Licks hervor. «Caught» kann derweil als stilsichere "härtere" Halbballade punkten. «Show Me The Way» hätte dagegen etwas mehr Tempo gut getan, während «It's Time» als lupenreine Ballade mit Barclay James Harvest Touch keine Schwächen zeigt. Hinten raus geht der Schnauf allerdings aus, weil die Mucke zu gleichförmig in zähem Midtempo verharrt und den nötigen Drive vermissen lässt. Unter dem Strich ist «Pay For It» jedoch ganz ordentlich ausgefallen, hat noch Luft nach oben und Mace als Frontgaul ist der Glücksgriff schlechthin.
Rockslave 
Punkte:
7.5 von 10
STUCK MOJO – Here Come The Infidels
Stuck Mojo Music
Bevor man etwas von Rage Against The Machine oder Limp Bizkit hörte, gab es bereits die vier Crossover-Vorreiter in der Musikszene von Atlanta – Stuck Mojo. 2008 veröffentlichten sie mit „The Great Revival“ ihr letztes Studioalbum und melden sich nun mit „Here Come The Infidels“ lautstark zurück. Ihrem Sound, eine Mischung aus Rap, Metal, Hip-Hop und Southern Hard Rock, sind sie stets treu geblieben. Ziemlich politisch orientiert, ist das Album mit seinen Lyrics auf jeden Fall. Es ist wieder ein Werk, das aufrüttelt. Musikalisch wird es mit Sicherheit nur jene vom Sessel hauen, die mit diesem Genre auch etwas anfangen können. Mit dem Titeltrack „Here Come The Infidels“ und dem zweiten Song „Rape Whistle“ gelingt es ihnen aber vielleicht, auch noch den einen oder anderen Zweifler zu überzeugen. Treibende Metal-Riffs, die mit Thrash-Gitarren wechseln, sowie harte Double-Bass-Rhythmen von den Drums. Und dann im Gegensatz dazu die Vocals, die mal gesungen, aber hauptsächlich im abgehackten Rap/Hip-Hop-Stil kombiniert mit Death-Gegröle einhergehen. „Charles Bronson“ könnte klassischer nicht sein. Der Wechsel von harten Gitarrenparts, Rap-Gesang und eindringlichen Backing Vocals bleibt unweigerlich im Ohr hängen. So geht dies schliesslich Stück für Stück voran, und einmal reingefühlt, nimmt der Hip-Hop mehr und mehr seinen Platz ein. Man ist versucht, einen Track weiter zu drücken, in der Hoffnung, dass doch noch eine musikalische Überraschung auftaucht. Mit „Blasphemy“ endet schliesslich die Platte, ohne noch eine besondere Wende herbeigeführt zu haben. Dennoch: der ursprüngliche Geist, kombiniert mit der frischen Kraft von Stuck Mojo, lebt weiter. Musikalisch werden zumindest „The Good Old Fans“ also ziemlich viel von dem erhalten, was sie von der Band lieben und was sie von ihr gewohnt sind.
Oliver H.
 
Punkte:
7.3 von 10
WIDOW – Carved In Stone
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Die Amis Widow aus North Carolina sind bereits seit über 15 Jahren aktiv und werden nun mit „Carved In Stone“ mit ihrem fünften Album vorstellig. Die Band besteht nur aus zwei fixen Musikern, nämlich John E. Wooten IV (Vocals, Bass) und Chris Bennett (Guitars, Bass). Aktuell werden sie durch Robbie Mercer am Schlagzeug ergänzt. Die Jungs haben sich offensichtlich mit Haut und Haaren dem Old School Heavy Metal verschrieben. Somit bietet die aktuelle Release genau dasselbe wie die Vorgänger. Im Detail orientiert man sich an den frühen Tagen des NWOBHM Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger. Obwohl in den USA beheimatet, wendet man den Blick kaum ab von England und den entsprechenden Bands der ersten Stunde. Somit lassen sich Parallelen herstellen mit Acts wie Diamond Head, Samson, Iron Maiden oder Saxon. Wo aber die genannten Bands sich (zumindest anfänglich) von Album zu Album weiterentwickelten, bleibt Widow gnadenlos stehen. Dies müsste nun eigentlich nicht zwingend einen negativen Aspekt mit sich bringen. Die Fans wissen so genau was sie erwartet, die Angst vor Veränderungen ist unbegründet. Leider ist das Liedgut als solches aber ebenso eintönig, schon beinahe fantasielos. Man scheint völlig festgefahren zu sein und vermeidet schon fast krampfhaft Blicke nach links und rechts. Sicher, die Truppe hat auch diverse coole Riffs in petto, ebenso wie starke Melodien. An Enthusiasmus mangelt es genauso wenig wie an Herzblut. Das sind mit Sicherheit positive Aspekte, für die man Widow mögen kann. Durch die unauffällige Stimme und fehlende grosse Hooks verläuft sich die Band aber leider in der Belanglosigkeit. Bestehende Fans werden das Album genauso mögen wie die Vorgänger, für alle Anderen gilt aber unbedingt zuerst reinhören.
Chris C. 
Punkte:
7.2 von 10
CASTLE - Welcome To The Graveyard
Ván Records
Die amerikanisch-kanadische Koalition Castle gehört genau zu jenen Bands, die es trotz regelmässiger und wertiger Veröffentlichungen nie aus dem Underground schaffen werden, und das obschon sie sich regelrecht den Arsch in kleinen und mittleren Clubs abspielen. Am leicht doomig angehauchten, von frühen amerikanischen Power Metal Bands (ich sag nur Obsession) beeinflussten Sound kann’s kaum liegen, an der erdigen, organischen Produktion (ich sag nur „Rock Until You Drop“ von Raven) wohl auch nicht, und über die eh vorhandenen handwerklichen Fähigkeiten brauchen wir erst gar nicht zu diskutieren. Woran sollte also dann eine erfolgreiche Weltkarriere scheitern? Ich sag’s euch: Am Talent und an der Attitüde. Am Talent, stimmige Songs in allerfeinster Achtziger-Manier mit catchy Riffs und packenden Melodien zu schreiben, die trotz aller Gradlinigkeit nie langweilen, und vor allem an der Attitüde, dieses altmodische Ding entgegen all den pessimistischen Vorhersagen unbeirrt und konsequent durchzuziehen. Natürlich gibt es bessere Gitarristen als Mat Davis aus Toronto Canada, und selbst Sängerin/Bassistin Elizabeth Blackwell aus San Francisco muss sich wohl mit der Tatsache anfreunden, dass es auf dieser Kugel etliche Sängerinnen gibt, die sie punkto Stimmvolumen gnadenlos an die Wand nageln. Aber darum geht es hier eben überhaupt nicht, sondern darum, dass diese Band mit „Welcome To The Graveyard“ ein unheimlich atmosphärisches, ehrliches und glaubwürdiges Manifest in Sachen amerikanischem Power Metal mit leichten Doom Anleihen im ganz alten Stil abgeliefert hat. Selbst nach stundenlanger Dauerschleife hängt mir das Album immer noch nicht aus den Ohren raus, einfach weil es mich abgesehen von der vorhandenen Qualität in meinen Jugenderinnerungen schwelgen lässt, als genau solche Bands unter uns pickligen Headbangern als der nächste heisse Scheiss gehandelt wurden und dem „Entdecker“ unser Respekt (und Neid…) sicher war. Wer seine metallische Prägungsphase mit den oben erwähnten Obsession – aber auch mit Bands wie Anvil, Jag Panzer oder Vicious Rumors - verbracht hat, sollte unbedingt auch ein paar Kröten für Castle springen lassen.
Mirko B.   
Punkte: 7.2 von 10
CARONTE - Codex Babalon
Ván Records
Eingefleischten Doomstern dürften Caronte aus Parma zumindest seit ihrem zweiten Hammerschlag „Church Of Shamanic Goethia“ aus dem Jahr 2014 ein Begriff sein, denn wenngleich es im bescheidenen Rahmen einer eingefleischten Fanschar geschehen ist, haben die vier Jungs damals mit diesem dunklen Manifest ein deutliches Statement und den damit einhergehenden tiefen Eindruck hinterlassen. Die Drei-Track-EP „Codex Babalon“ haut nun mit unverminderter Härte in die gleiche Kerbe und entführt die geneigte Klientel auf einen 28 Minuten währenden Fiebertrip in okkulte Welten voller Sex, Magie, Drogen, Mystik und Tod. Das verwendete Vehikel heisst hierbei „Shamanic Doom“, schleppend, riffbetont und repetitiv, begleitet vom beschwörenden Gesang von Dorian Bones, den man irgendwo zwischen Morrissey, Glenn Danzig und Keith (oder Mina…) Caputo ansiedeln kann, und der damit der musikalischen Schwere noch den letzten Kick gibt. Auch wenn die Tracks nicht unbedingt über variantenreiche und komplexe Arrangements verfügen, fordern sie dennoch alleine schon durch ihre Länge ein gewisses Mass an Geduld und Aufmerksamkeit vom Zuhörer ab, ein schneller und leichter Zugang zum düsteren Liedgut der Band ist schliesslich auch nicht beabsichtigt. Hat man sich dann nach ein paar intensiven Durchläufen mit den Nummern vertraut gemacht, erschliesst sich einem die magisch-düstere Welt von Caronte in all ihrer schaurigen Schönheit. Wer beim Happy-Doom gewisser Acts die Krise kriegt, findet hier sein Glück.
Mirko B.   
Punkte: 7.1 von 10
WOLF HOFFMANN - Headbangers Symphony
Nuclear Blast/Warner
Vor fast zwanzig Jahren, also 1997, hatte der Accept-Klampfer mit «Classical» ein erstes (Solo-) Album am Start, wo er harte Sounds mit einem klassischen Orchester verband. Davon hatte ich (warum auch?!) keine Kenntnis und wurde mir somit erst mit dem vorliegenden zweiten Werk in Erinnerung gerufen. Warum das gerade jetzt kommt, liegt auf der Hand: Herr Hoffmann hatte offensichtlich Zeit und wohl auch Lust dazu. Des Weiteren hat er das primär sicher für sich und ein paar Nasen gemacht, die auf sowas stehen. Mir persönlich kommt so ein instrumentales und dazu noch stark klassisch geprägtes Werk eher schräg rein. Will sagen, dass der Meister sicherlich einige coole Riffs raus haut, mit denen man wohl auch neues Accept-Material hätte bestücken können, seis drum. Wer immer noch auf diese Klassik-Rock Kiste steht und bei Rock Meets Classic nach wie vor in der ersten Reihe sitzt, kann sich auch «Headbangers Symphony» in die Sammlung rein stellen. Das «Adagio» hat Yngwie Malmsteen zudem eh schon vor Jahren verbraten. Nach Spellcaster und Fates Warning brauche ich sowas im Moment überhaupt nicht und wenn, dann eher schon den Pomp von Nightwish. Auf jeden Fall hat sich Wolf hier sicher nicht lumpen lassen und das Ganze mit einem echten Orchester eingespielt. Wer also wieder mal die Vorzüge seiner High-End Anlage einem interessierten Kreis oder zwangsläufig den bemitleidenswerten Nachbarn um die Ohren hauen will, kriegt hier das entsprechende Futter. Bei mir sind die Lichter hierbei jedoch schon lange ausgegangen, und damit mein schläfriger Kopf trotz der luftigen Version von Tschaikowskis «Swan Lake» nicht auf die Tastatur runter knallt, beende ich diese Review jetzt und attestiere dem Herr Hoffmann dennoch Musikalität und Ernsthaftigkeit hinter dieser Scheibe.
Rockslave   
Punkte: 7.0 von 10
ASENBLUT – Berserker
AFM Records/Musikvertrieb
Der Name ist Programm: Hier erwartet einen purer und schnörkelloser heidnischer Black-/Death-Metal in deutscher Sprache! Donnernder Double Bass, kreischende Gitarren sowie schwarzmetallisches Gekeife und Grunzen machen dem Label Pagan Metal dabei alle Ehre... Die Deutschen verfolgen den Pfad des heidnischen Metals nun schon seit 10 Jahren und bringen mit “Berserker“ ihr drittes Album auf den Markt. Dabei bleiben sie dem Genre treu, wobei sie gern auch mal auf das Riffing grosser Namen aus der Death Metalszene wie Amon Amarth oder auch Immortal zurückgreifen. Ansonsten lässt sich Asenblut am ehesten mit Bands wie Equilibrium oder Finsterforst vergleichen. Allerdings fehlt mir ein wenig das Unverkennbare, das eine wahrlich gute Band ausmacht. Was mir hier besonders gefällt ist, dass man die Lyrics trotz Growling auch tatsächlich versteht! Laut Sänger Tetzel war dabei nämlich nicht nur die Nordische Mythologie Steilvorlage - die Inspiration für die Texte boten auch „Literatur von Patrick Rothfuss oder H.P. Lovecraft, die Hörspiele „Offenbarung23“ und „Gabriel Burns“, Videospiele wie „Dark Souls“ und „Heroes of the Storm“ sowie der tägliche Kampf mit sich selbst und den Widerständen des Alltags.“. Im Vergleich zu den ersten beiden Silberlingen ist “Berserker“ weit melodiöser und das Tempo wurde nochmals hochgeschraubt. Fazit: Asenblut sind ihrer Linie treu geblieben und preschen mit “Berserker“ ohne Rücksicht auf Verluste vor und machen durchaus unterhaltsamen Pagan Metal. Mir fehlt einfach die Abwechslung, was aber grösstenteils an der Natur des Genres liegt.... Das macht es schwierig einzelne Highlights raus zu picken, weil halt doch alles ziemlich ähnlich klingt. Anspieltipps sind der Opener “Berserkerzorn“, das epische “Titanenerben“ und das eher melodiöse “Auf Grauen Schwingen“. Wer auf kompromisslosen und doch eher melodiösen Pagan Metal steht, der kann hier ohne Bedenken zugreifen!
Patricia H.  

Punkte:
7.0 von 10
PSYCHOPRISM – Creation
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Queensryche nehmen ein Album mit Yngwie Malmsteen auf! Würde das tatsächlich geschehen, klänge das Ergebnis etwa so wie das Debutalbum der New Yorker Psychoprism. Der schwedische Gitarrenheld würde dabei die neoklassischen, dudelnden oder (laut Plattenfirma) schreddernden Gitarren beisteuern, während von Queensryche neben dem dezent progressiven Heavy-/Powermetal auch die Stimme stammt. Psychoprism ist das aber nicht genug. Und so streuen sie zur Identitätsbildung immer wieder Gekeife ein. Das tut dem Gehörten ungemein gut und hebt das ansprechende, aber auf hohem Niveau durchschnittliche Songwriting ein wenig an. Hier ist zwar nichts schlecht, es fehlen aber schlicht die zwingenden Ideen. Zudem beginnt die hohen Stimmlagen von Sänger Jeff Rittgers mit zunehmender Dauer zu nerven. Creation ist somit ein spannendes Album, welche (für mich) dezent neue Wege geht und sicher sein Liebhaber-Publikum findet. Für den grossen Durchbruch fehlen aber Lieder, welche irgendwann mal im Gedächtnis hängen bleiben. Das Potential ist also vorhanden, wird aber noch nicht ausgeschöpft. Wer von der Mischung aus Queensryche und Malmsteen neugierig geworden ist, darf ungeniert ein Ohr riskieren. Alle anderen dürfen diese Band schon mal für vielleicht kommende Grosstaten im Fokus behalten.
Roger W.  
Punkte:
7.0 von 10
SALEM'S POT - Pronounce This!
RidingEasy Records
Die Schweden schicken mal wieder was richtig Schräges in den Ring. Fuzziger Stoner/Space Rock mit ordentlichen (uralt-) Pink Floyd Reminiszenzen sowie Einflüssen aus dem Siebziger Glam Rock, Art Rock, einem Hauch Rolling Stones, Black Sabbath sowie The Stooges und versehen mit der morbiden Attitüde von The Cramps und Alice Cooper, als dieser das androgyne Spiel noch in vollem Masse ausreizte, wabert da aus den Lautsprechern, sleazy bis zum Abwinken, okkult und dekadent in der Darbietung und zugleich irgendwie mysteriös oder fast schon unheimlich. Kurz ausgedrückt, Salem’s Pot sind in etwa so greifbar wie ein glitschiger Aal. Damit bedienen sie eine breitgefächerte Kundschaft, sofern man bereit ist, sich diesem musikalischen Kaleidoskop zu stellen. Ich bin es durchaus, denn die fünf Jungs wissen zu rocken und zu grooven, wie es sich gehört. Hört euch nur mal „The Vampire Strikes Back“ an, bester Seventies Schock Rock, wie ich ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gehört habe. Das direkt darauf folgende, satte 13 Minuten lange Instrumental „Coal Mind“ gibt mir dann den Rest, ich fühle mich wieder wie ein Teenager. Und damit man aus dem Träumen wieder jäh erwacht – ihre Genre-Bezeichnung heisst nicht grundlos „Catchy Reality“ – servieren sie einem direkt danach die obersüsse Country-Nummer „So Gone, So Dead“, die haben echt einen an der Waffel. Es braucht schon eine ordentliche Portion Mut dazu, im hart umkämpften Rock-Geschäft mit dermassen anachronistischen, unkommerziellen Klängen aufzuwarten, doch schlussendlich gibt der Erfolg der Band Recht. Encyclopaedia Metallum sei Dank weiss ich jetzt auch immerhin, dass die Kerle hinter den grotesken Masken Vornamen haben, ansonsten bleibt die Identität der Bandmitglieder entweder ein Geheimnis, oder ich bin ein schlechter Detektiv. Ist ja auch egal, solange sie imstande sind Songs zu komponieren, die artistisch zwischen Glanz und Grauen hin und her pendeln, dürfen sie ruhig den geheimnisvollen Schleier des Schweigens über die eigene Identität legen. Interessante Geschichte, antesten!
Mirko B.
  
Punkte:
7.0 von 10
SIR REG – Modern Day Disgrace
Gain Music/Sony
Das schwedische Sixpack um Sänger und Gitarrist Brendan spielt rasanten Celtic Punk, der sich in jedem Irish Pub heimisch fühlt. Auf dieser Scheibe finden sich 10 mitreissende Tracks mit äusserst kritischen Lyrics und viel keltischem Charme. In den Texten geht es wie auch schon auf dem Cover um Gewalt, Alkohol, Terror und die Furcht und das Leiden der Opfer. Während sich die früheren Alben thematisch hauptsächlich um Irland drehten, ist “Modern Day Disgrace“ eine Anklage an den Terror und den Kapitalismus, der die ganze Welt gefangen hält. Ausserdem wurde bei diesem Album wieder mehr Fokus auf die irischen Wurzeln gelegt, sodass die Mandoline und die Violine wieder mehr in den Vordergrund rücken. Musikalisch bewegen sich Sir Reg (ausgesprochen wie Sir Redge) auf den Pfaden von Dropkick Murphy, Flogging Molly und Fiddler's Green, wobei sie nicht an die grossen Vorbilder heranreichen, da irgendwie einfach die richtigen Highlights fehlen. Doch die Schweden heizen ordentlich ein und so hat die Scheibe durchaus ein paar tolle Momente zu bieten, wie z.B. den actionreichen Opener “End of Line“, die Ode ans Saufen “Drinking Like A Dane“, das etwas ruhigere und melodiöse “All Saint's Day“ oder das klassisch irische “The Wrong Bar“. Mit “Won't Let You Cry“ ist auch die obligate Ballade dabei, wobei die schnelleren Nummern Sir Reg schlicht besser stehen... Fazit: “Modern Day Disgrace“ ist ein mitreissendes Album, das trotz den eher düsteren Themen wirklich Spass macht. Leider gibt es keinen richtigen Ohrwurm unter der Playlist und so hat man das Gehörte ziemlich schnell wieder vergessen.
Patricia H.   
Punkte:
7.0 von 10
DARKER HALF – Classified (EP)
Fastball Music
Die australische Power Metal Band Darker Half macht nach ihrem letzten Longplayer „Never Surrender“ wieder von sich hören. Mit der brandneuen Scheibe, die den Titel „Classified“ trägt, liefern Darker Half passend zur ersten Osteuropa-Tournee eine fünf Track EP ab, die es in sich hat. Epische und komplexe Arrangements kombiniert die Band spielerisch mit hymnischen Refrains, die mit genre-typischen Speed Passagen, Drum- und Gitarren-Soli überaus abwechslungsreich garniert werden. „Aliens Exist“ ist zu Beginn ein thrashig angehauchter Tempomacher, der mit rasanter Gitarrenarbeit überzeugt. „Heaven's Falling“ gibt es als direkten Nachschlag, wobei ruhig ein Augenschein auf den überzeugenden Refrain genommen werden darf. „The Deal“ braucht erst mal eine hohe Akzeptanz des Publikums, bis die einleitende Tonfolge von Voivod-artigen Klängen unterbrochen wird und die Melodie - mit Kopfstimme gesungen - den Track wieder in gewohnte Bahnen leitet. Die sieben Minuten sind mir persönlich auch zu lang, in Anbetracht dessen, was der Song inhaltlich zu bieten hat. „Voice Of The Dead“ punktet mit einem feinen Gitarrensolo gleich zu Beginn und ist auch ansonsten ein solider Titel mit Potential. Last but not least: „Genesis/Genocide“ ist zwar gut produziert, doch mehr als Standard ist der Schlusstrack der EP nicht geworden. Insgesamt ist „Classified“ unter meinen Erwartungen geblieben. Das Potential der Band ist aber nicht von der Hand zu weisen, und es bleibt spannend, was die Zukunft der Band noch bringen wird.
Oliver H.    
Punkte:
6.8 von 10
ANCIENT MYTH – Aberration: „Pt“
Fastball Music
Die japanische Symphonic-Metal-Band Ancient Myth liefert mit ihrem neuen Longplayer „Abberration“ ein mehr als aussergewöhnliches Album ab, welches in gleich drei Varianten erscheinen wird. Die Songs des Albums wurden in zwei Versionen, einmal mit japanischen und einmal mit englischen Texten, neu aufgenommen und erscheinen auf der CD mit dem Titel „Aberration: Pt.“ zweisprachig gemischt. Musikalisch startet das Album mit dem Instrumental „Awaken“ eher gemächlich. Der Folgetrack „Eyes Shine Like Raspberyl“ legt dann ordentlich an Speed zu. Zahlreiche Spielarten des Genres verbinden dabei gekonnt klassische Elemente mit harten Metal-Rhythmen, verspielten Keyboard- und Gitarren-Soli sowie einer erfrischenden Prise japanischer Tradition. Rein musikalisch lässt sich also kein grober Bock ausmachen. Was mir eher Sorgen bereitet ist da schon die Stimme der Frontfrau Michal. Sie wirkt vielfach schüchtern und drucklos. Passt irgendwie nicht zum Gesamtkonzept, sondern läuft stellenweise neben der Musik her. Wirklich schlecht wäre aber auch eine Spur zu hart geurteilt, und von daher ist es vielleicht einfach nötig, den Silberling die eine oder andere Runde mehr im CD-Player drehen zu lassen. Dass Ancient Myth durchaus ambitioniert sind, spiegelt sich auch im aufwendig gestalteten Artwork wider. Dies stellt mit Sicherheit bereits einen Eyecatcher dar. Das 16-seitige Booklet enthält dazu alle Lyrics in englischer und japanischer Sprache. Was sich während dem Durchhören zu meiner Überraschung herausgestellt hat, dass die Vocals bei den japanisch gesungenen Tracks viel besser zur Geltung kommen. „Jakujo No Tsuki, Fukashigi No Yuki“ ist ein guter Anspieltipp dafür. Geschmackssache ist eben Geschmackssache! Die Band scheint aber bereits viele Anhänger zu haben, denn nicht umsonst wurde die Band zum diesjährigen Metal Female Voices Fest nach Belgien eingeladen, wo sie im Oktober dieses Jahres die Fans von ihren Live-Qualitäten überzeugen werden.
Oliver H. 

Punkte: 6.7 von 10
VIRUS - Memento Collider
Karisma Records
Progressiver Avantgarde Metal aus Norwegen schenken uns hier Virus. Ich hätte eher gedacht, dass man bei diesem Namen härteren Stoff für die Lauscher bekommt. Aber was soll’s?! Leute, die Fates Warning zu Pop Sound erklären, sollten mal in dieses Werk hineinhören. Die sechs Songs mit Spieldauer um die zehn Minuten sind allesamt ziemlich im Clanen Gitarrensoundgewand gehalten. Der Track Rogue Fossil mit seinen vier Minuten passt schon fast nicht dazu, ist aber der beste Track. Musikalisch sind die Jungs top, ohne wenn und aber, aber im Soundwriting könnte man schon noch einiges wettmachen. Zumindest für Leute, die sich dieser Sparte Musik anvertrauen möchten. Für meinen Geschmack zu vertrackt und düster fast wie unser Sommer.
Daniel J. 

Punkte: 6.5 von 10
HARAKIRI FOR THE SKY – III: Trauma
Art Of Propaganda
Das österreichische Duo spielt auf ihrem dritten Album nahe an der letzten Deafheaven. Dies erstaunt, da ich mit dem Blick nur auf das Albumcover an eine naturnahe Pagan oder Folk Band gedacht habe. Wie also passen zwei ineinander verkeilte Hirsche auf ein modernes Post- oder Depressive Black Metal Album? Nun, Schädel aneinander hauen erhöht die Chance auf ein Trauma, womit wir wieder bei der Musik angekommen wären. Vom ersten Song an fliessen die Lieder im stetigen Strom aus Melancholie, Wut und natürlich viel Delay aus den Boxen, klingen dabei nicht wirklich neu aber qualitativ differenzierter produziert als die eben angesprochene Deafheaven. Und auch wenn der Sänger dadurch gut zur Geltung kommt, mit mehr Kratzen und Schreien würde der DBM-Aspekt ihrer Musik stilechter rüberkommen. Das könnte auch Fans vom ersten Album auffallen. Dafür bleiben die druckvollen Spuren von Bassgitarre und Schlagzeug. Dies klingt bei ‘Funeral Dreams’ oder ‘This Life Is A Dagger’ zu Beginn sehr nett, kann aber nicht das einzige Argument für das Album bleiben. Denn oftmals fehlt es an packenden Riffs, die seichten Leads alleine nutzen sich zu schnell ab. Aus meiner Warte (die Warte eines Make a Change…Kill Yourself und Silencer Fans) sind die Lieder zu modern aufgemacht, aber wer aus der Emo Core oder Göteborg Metal Ecke kommt könnte daran sicher Freude finden. Die Köpfe gegeneinander hauen würde ich aber trotzdem nicht, egal woher man kommt.
Tristan 

Punkte: 6.0 von 10
TRICK OR TREAT – Rabbits Hills Part 2
Frontiers Music/Musikvertrieb
Ursprünglich als Helloween-Coverband gegründet, sind die Italiener von Trick Or Treat nun mit eigenem Material unterwegs. Musikalisch liegt die Truppe irgendwo zwischen den alten Angra, Rhapsody und Kamelot. Das klingt alles ganz gut, die Songs sind hörenswert, aber irgendwie fehlt dem Ganzen das gewisse Etwas. Mit dem über zehn Minuten langen «The Showdown» gehen die Jungs ganz tief in die Klassik-Ecke und zeigen das typische italienische Metal-Verhalten. Für mich ganz einfach viel zu viel Pathos und viel zu wenig Rock oder Metal. Vielen wird dieser Sound sicherlich gefallen, ich muss mich allerdings ausklinken, denn mir reicht ein gutes Riff…
Tinu 

Punkte: 6.0 von 10
A TORTURED SOUL – On This Evil Night
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Amerikanischer Underground-Heavy Metal ist auf dem vierten Album von A Tortured Soul zu hören. Nicht mehr und nicht weniger! Das heisst, dass das Songwriting und dessen Umsetzung zwar nie überragend, dafür aber auch nie wirklich schlecht ist. Durchschnitt auf hohem Niveau eben! Dazu kommt, dass A Tortured Soul zwar immer ansprechend, aber nie wirklich eigenständig musizieren. Hört man sich On This Evil Night an, wippt man anständig mit, hat aber kurz nach den 60 Minuten bereits wieder vergessen, was man genau gehört hat. Das ist schade, bolzen und riffen sich die Amerikaner doch mit grosser Leidenschaft durch die zwölf Lieder und lassen in einigen Momenten sogar kurz aufhorchen. Diese Momente sind aber deutlich zu kurz. Es fehlt hier schlicht das goldene Händchen um aus einer guten Idee eine herausragende zu kreieren. Damit verkommt On This Evil Night zu den unzähligen Werken für Heavy Metal-Nerds. Denen sei der Spass an diesem Album gegönnt. Heavy Metaller, die ungeniert auf das nächste grosse Ding warten und nur Alben mit All-Time-Favorite-Potential kaufen, investieren ihr Geld aber besser in andere Werke.
Roger W. 

Punkte: 6.0 von 10
1476 – Wildwood
Prophecy Productions
1476 ist ein äusserst irreführender Name für diese Band, denn man könnte meinen hier erwartet einen Powermetal, Mittelalterrock oder sonst was in die Richtung. Weit gefehlt! 1476 betreibt eine Mischung aus Indie Rock, Neofolk, sphärischem Metal und allem voran, Art Rock. Vergleichen könnte man sie vielleicht am ehesten mit Hexvessel, die ebenfalls einen abstrakt künstlerischen Ansatz verfolgen, wobei das Songwriting nicht ansatzweise an Mat McNerney ranreicht. Stellenweise klingt das Duo aus Neu England wie eine übersteuerte Abart von U2, eine Art gezähmter Punk gemischt mit sphärischem Neofolk. Zwar sind die Akustikgitarren in manchen Tracks (“Watcher“, “Banners in Bohemia“, “Horse Dysphoria“ und “Bohemia Spires“) sehr angenehm, werden aber immer wieder von übermässigem Synthie-Sound überschnitten. Mir persönlich gefällt diese Mischung gar nicht, weil es irgendwie erzwungen und verkopft klingt. Die Atmosphäre, welche 1476 aufbauen will, soll den eher düsteren und mystischen Geist der Küste New Englands einfangen – das gelingt ihnen stellenweise sehr gut, wobei mich die vielen stimmungsgenerierenden Elemente wie Geflüster, Meeresgeräusche sowie die irritierenden dumpfen Halleffekte in der Abmischung irgendwie stören. Es wirkt alles überladen, und daher irgendwie nervös, obwohl die Grundstimmung sehr ruhig ist.... Ein seltsamer Gegensatz!
Das Album “Wildwood“ wurde übrigens bereits 2012 veröffentlicht, erhält jetzt aber zusammen mit der EP “Nightside“ noch eine Chance als Re-release. Fazit: Ich weiss wirklich nicht was ich von diesem Silberling halten soll – es hat gute Stellen drin, überzeugt mich im Grossen und Ganzen aber nicht wirklich. Mein Ding ist es nicht, wer aber sehr gerne Art Rock und sphärischen Neofolk mag, der kann hier ruhig mal reinhören...
Patricia H.     
Punkte: 6.0 von 10
SAVE THE LOST BOYS - Temptress
Victory Records
Ihr kennt sich Filme, die von College Kids in den USA handeln. Meistens läuft da Pop-Punk. Auch die Mucke von Save The Lost Boys, ehemals The Lost Boys, hält sich in diesem Bereich auf. Zehn Tracks, die man im Hintergrund laufen lassen kann, ohne dass jemand wirklich zuhört. Sorry, aber das hat man zuhauf schon von besseren Bands gehört bekommen. Melodien und schöne Refrains. Tja, was will das Herz mehr. Ich selber will weniger Gesabber, dafür mehr ehrliche Musik! Das, was hier abläuft, ist geradeaus auf AirPlay und Kommerz aus. Wie hiessen bloss die Jungs schon wieder…?
Daniel J.     
Punkte: 5.5 von 10
KORGONTHURUS – Vuohen Sionaus
Woodcut Records
Bei gewissen Bands ist es schwierig, als Aussenstehender die wichtigen Zeiten im Gedächtnis zu haben. Ab wann wurde eine Band gegründet, wann war das erste Album, zählt der Weggang von einem Gründungsmitglied zu einer Pause oder spricht man erst von einer Pause, wenn bereits ein Album veröffentlicht wurde? Nun, die Enzyklopädie behauptet, dass bereits seit 2001 Ep’s und Demos veröffentlicht wurden, mit dem aktuellen Album kann die Band gerade ihr zweites Werk präsentieren. Der Opener ‘Kaaos’ kommt auf meinem Pressedownload zwar erst an vierter Stelle, zeigt die Finnen aber nicht sehr innovativ. Das rumpelnde, eisige Songwriting kennt man aus Skandinavien zur Genüge. Auch das Liebäugeln mit Death Metal ist nichts Neues. Das scheint auch dem Label bewusst zu sein, denn sonst hätten sie bestimmt mehr Zeit in die richtige Reihenfolge der Lieder der Promo gesteckt. Der halbgare Eindruck verstärkt sich leider bei den weiteren Songs: der zweite klingt immer leicht daneben, leider aber nie im charismatischen Stil. Viel eher klingt es so, als ob sich die Finnen bereits vor 16 Jahren eigentlich hätten auflösen sollen. Das Gefühl, dass die Gitarren immer wieder falsch spielen, hält auch bei ‘IKPN’ an, was man bei diesem Track ab Sekunde 28 hört ist keine Dissonanz, sondern schlicht und ergreifend schlecht gestimmt und nicht im Takt. Schade eigentlich, denn der Gesang und auch das Schlagzeug hätten hörbar mehr Potential, gerade wenn man einen gewissen Rumpelfaktor okay empfindet. Aber durch die Gitarren bleibt der unaussprechliche Namen etwas, das man getrost vergessen kann.
Tristan     
Punkte: 4.0 von 10
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